Geburt bewusst erleben

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Stärkung der Selbstfürsorge

Der dritte wichtige Punkt im Umgang mit Stress ist die Selbstfürsorge, also sich selbst ebenso liebevolle Fürsorge und Unterstützung zu schenken wie der besten Freundin. Die bereits erworbene Fähigkeit zur Selbstfürsorge wird während der Schwangerschaft auf die Probe gestellt. Sollte sie verkümmert sein, ist jetzt der richtige Moment, sich darin zu üben. Zum einen, weil die Frau sich besser spürt als sonst – gewohnheitsmäßig lauscht sie häufiger nach innen, dadurch wird ihre Selbstwahrnehmung gestärkt. Zum anderen, weil sie zum Wohle ihres Kindes besser auf sich selbst schaut. Alles Gute, das die Schwangere sich selbst zukommen lässt, stärkt auch ihr Baby. Es entsteht in dieser Zeit eine Selbstverständlichkeit in dieser Selbstfürsorge, die über die Schwangerschaft hinausgehen darf. Liebevolle Aufmerksamkeit sich selbst gegenüber ist die Basis für gelebte Selbstfürsorge. Rund um die Schwangerschaft betrifft das grundlegende Dinge wie ausreichend Schlaf, Ruhephasen, energiespendende Nahrung für Körper und Geist sowie gute Gesellschaft.

Potenzial zur Persönlichkeitsentwicklung

Neben der körperlichen Höchstleistung, die eine schwangere Frau ununterbrochen, ob wach oder schlafend, vollbringt, durchläuft sie einen tiefgreifenden persönlichen Entwicklungsprozess. Sie erfährt und erschafft sich neu. Sie sucht nach ihrem inneren Gleichgewicht, um mit der Intensität der Erfahrung besser umgehen zu können.

Fürsorge

Wenn ein Kind heranreift und der Bauch wächst, verliert vieles an Bedeutung, was bisher wichtig erschienen ist. Alles dreht sich um dieses kleine Wesen, das in der Gebärmutter heranwächst. Eine liebevolle Fürsorge keimt auf, alte Gewohnheiten verändern sich aus Rücksicht auf das Ungeborene. Wünsche und Pläne, die mit einem Kind nicht vereinbar sind, geraten für eine Zeit in Vergessenheit. Die werdende Mutter nimmt wahr, wie ihre Gedanken plötzlich mit ganz anderen Themen beschäftigt sind als vor der Schwangerschaft. Die große Verantwortung, die wunderbare Bereicherung, aber auch die Einschränkungen der persönlichen Freiheit durch das heranwachsende Leben werden geahnt. Freudige Erwartung, Sorgen, Hoffnung und Unsicherheiten wechseln einander ab.

Gefühle der Herzöffnung

Während der Körper mit großer Geschwindigkeit seine Dimensionen erweitert, öffnet sich das Herz der Schwangeren. Das emotionale Empfinden verdichtet sich. Eine schwangere Frau ist empfindsamer, verletzlicher und gereizter. Gelegentlich entgleitet ihr die Kontrolle über ihre inneren Impulse und Reaktionen. Sie lacht ohne offensichtlichen Grund, weint schneller – egal ob vor Freude oder Kränkung – und regt sich leichter auf. Gefühle wie Angst, Wut und Traurigkeit überfallen sie mit großer Vehemenz und sind nicht immer zuordenbar. Sie tauchen auf und verschwinden wieder. Die Nachrichten im Fernsehen, ein kleiner Vogel auf dem Balkon, das Kind einer Freundin oder ein unachtsames Wort des Partners lösen ungewohnt starke Gefühlsreaktionen aus. Vertraute Schutzmechanismen verlieren ihre Wirkung. Mit großer Geschwindigkeit versucht die Schwangere sich verwundert und gelegentlich verunsichert auf ihre veränderte Stimmungslage einzustellen. Es scheint eine Vorübung zu sein für die Zeit mit dem Kind, das sie mit seiner emotionalen Impulsivität immer wieder neu herausfordern wird.

Eine werdende Mutter braucht diese besondere Offenheit, um sich auf die einzigartige Beziehung zu ihrem Baby einzulassen. Sie entwickelt in der Schwangerschaft eine Erweiterung ihrer Liebesfähigkeit. Die außergewöhnliche Sensibilität im Fühlen legt den Grundstein für eine tragfähige Bindung zu ihrem Kind. Sie macht sie zur Löwinnenmutter, die ihr Baby instinkthaft zu jeder Zeit verteidigt.

Sich sorgen

Am Anfang der Schwangerschaft tritt auch die Sorge um das Kind ins Leben einer werdenden Mutter. Dies betrifft eine Frau besonders, wenn sie bereits eine Fehlgeburt erlebt hat. Sie ist mit ihrer Angst, erneut ein Kind zu verlieren, konfrontiert und daher in den ersten Monaten wesentlich angespannter. Sie braucht länger, um ihrem Körper zu vertrauen. In der Regel wird sie gelöster, je weiter die Schwangerschaft fortschreitet und sobald sie die kleinen Tritte in ihrem Bauch spürt. Ist das Stadium erreicht, wo ihr Baby auch außerhalb der Gebärmutter lebensfähig ist, entspannt sie sich.

Geistiger Wachstumsprozess

Intensive Lebenserfahrungen sind häufig mit enormen Wachstumsprozessen verbunden. Sie kennzeichnen eine Zeit großer Reifung. Der geistige Aspekt des Mutterwerdens stellt bisherige Wertigkeiten, Ziele und Glaubenssätze auf die Probe und bringt eine vielfältige innere Wandlung mit sich.

Offenheit für Intuition

Intuitive Eingebungen erleben in der Schwangerschaft einen großen Aufschwung. Die Schwangere öffnet ihre unsichtbaren Antennen nach innen und außen. Ihre Träume werden intensiver, ihr Schlaf unruhiger. In allen Bewusstseinszuständen ist sie mit der Verarbeitung von neuen Informationen und Erfahrungen beschäftigt. Es ist wertvoll, diese Offenheit für innere Bilder und Wachträume zu fördern, um sie leichter mit dieser verfeinerten Intuition in Verbindung zu bringen.

Bewegung vom Ich zum Du

Der essenzielle Wandel, der sich in einer werdenden Mutter vollzieht, liegt in der Bewegung vom Ich zum Du. Die Liebe, die durch ein Kind erfahren wird, ist von wesentlich mehr Selbstlosigkeit geprägt als jede andere Form der Zuwendung. Sie ist eine fortgeschrittene Praxis des Altruismus. Jeder Tag ist eine Schule in Geduld, Gelassenheit, Vertrauen und Liebe. Das beginnt in der Schwangerschaft, erreicht einen ersten Höhepunkt bei der Geburt und kommt so richtig in Fahrt, wenn das Baby da ist. Eine junge Mutter trainiert ihre Verständnisfähigkeit und ihre Toleranz bei Tag und bei Nacht.

Am Puls des Lebens

In der Zeit rund um die Geburt ist die Schwangere so nahe am Puls des Lebens wie sonst selten. Von einem Tag auf den anderen wird sie Teil der universellen Geheimnisse, sie bekommt Einblick in die verborgenen Wirklichkeiten unseres Daseins. Die Wehenkräfte gleichen einem Naturschauspiel, das den Körper erfasst und wieder verlässt. Diese Lebensphase besitzt eine zutiefst mystische Komponente. Besteht dafür eine Offenheit, kann es sein, dass in der Schwangerschaft ein inneres Wissen rund um das Leben in seinem Wandel, seinem Kommen und Gehen, seinem Werden und Vergehen entsteht.

Bei näherer Betrachtung wird klar, wie viele Faktoren die Themen Schwangerschaft und Geburt mitbestimmen. Einige davon entziehen sich unserem Zugriff, andere sind uns bewusster.

Die Wandlung einer Frau zur Mutter wird beeinflusst durch:

• die eigene Geschichte und die der Mütter und Großmütter

• private Beziehungen und Arbeitsumfeld

• Träume und Traumata

• Körpergefühl

• gegenwärtigen Gesundheitszustand

• Glaubenssätze über die Urkräfte des Lebens

• Einstellungen zu und Reaktionen auf Veränderungen, Herausforderungen und Schmerzen

• die Fähigkeit zur Selbstwahrnehmung und Selbstreflexion

Entscheidend für ein positives Erleben dieser Phase ist, dass die stärkenden Einflüsse in den Vordergrund treten. Schreiben ist eine gute Möglichkeit, um Ordnung in die innere Vielfalt zu bringen und gegebenenfalls auszumisten. Ein Heft, ein Tagebuch oder einfache Listen können dazu beitragen, das Positive bewusst zu fördern und hinderliche Einflüsse zu reduzieren. Das geschriebene Wort unterstützt die Auseinandersetzung mit Fragen, die sich mit den inneren Wachstumsprozessen und der Umsetzung von wohltuenden Zielen beschäftigen.

IMPULSE zur Stärkung der positiven Einflüsse

• Was sind meine besonderen Stärken?

• Was belastet mich?

• Was kann ich in der Schwangerschaft noch lösen?

• Wie kann ich eine gesunde Lebensweise in der Schwangerschaft fördern?

• Wie viel Zeit brauche ich für meinen Körper und mein geistiges Wohlbefinden?

• Welche Menschen tun mir besonders gut?

• Welche Menschen möchte ich lieber meiden?

• Welche Geschichten über die Geburt stärken mich?

• Wie kann ich meinem Umfeld vermitteln, dass ich keine negativen Geburtsberichte hören möchte?

Was nährt mich, wer stärkt mich? – eine Wohlfühlsammlung
Natur

Regelmäßiges Luftschnappen im Wald, auf der Wiese, am See oder am Berg ist für dich in der Schwangerschaft eine gesunde und wichtige Kraftquelle. Spaziergänge und Wandern versorgen deinen Körper mit ausreichend Sauerstoff, regen den Stoffwechsel an, schütten Wohlfühlhormone aus und halten dich fit. Du schützt dich dadurch vor Infekten, Schwangerschaftserkrankungen und Stimmungsschwankungen. Beim Gehen ist Zeit zum Nachdenken, für gute Gespräche mit deinem Partner, zum Pläneschmieden und Problemelösen. Möchtest du das stille Gehen für Atemmeditationen nützen, schulst du dabei deinen Geist in Achtsamkeit und bereitest dich gleichzeitig aufs Gebären vor.

Bewegung

Ob Yoga, Tanzen, Schwangerschaftsfitnesstraining, Nordic Walking oder Schwimmen, du brauchst körperliche Betätigung drinnen oder draußen und sie darf richtig Spaß machen. Sie aktiviert dein Kreislaufsystem, verbessert deine Kondition, Muskeln werden aufgebaut und Kalorien verbrannt. Die Glückshormone Dopamin, Serotonin und Endorphine beginnen in großen Mengen im Körper zu zirkulieren. Bewegung wirkt auf allen Ebenen. Lebensenergie, im Chinesischen »Chi« genannt, beginnt dynamisch in deinen Energiebahnen zu zirkulieren, Blockaden werden gelöst. Du fühlst dich besser, währenddessen und danach. Dein Baby in der Gebärmutter schaukelt genüsslich mit, wenn du gehst, turnst oder tanzt. Die Geburt ist ein großer Kraftakt. Bist du gut in Form, hast du mehr Energie, Ausdauer und Reserven.

 

Lachen

Es gibt zwei Möglichkeiten, sich in kurzer Zeit effektiv von unangenehmen Spannungen zu lösen: die eine ist zu lachen, die andere zu weinen. Beides hat seinen Platz. In der Schwangerschaft sitzen die Tränen ohnehin locker, warum nicht zwischendurch Tränen vor Lachen fließen lassen? Lachen unterstützt Heilungsprozesse, fördert die Immunabwehr, verbessert die Atmung und damit die Sauerstoffversorgung. Ein wohltuender Hormoncocktail wird ausgeschüttet und überschwemmt den ganzen Körper, wenn du lachst. Der Stress nimmt ab, deine Perspektiven öffnen sich. Auch beim Gebären ist es gelegentlich gut, etwas Lustiges zu sagen. Die verzweifelte Dramatik, in die eine Wehende durch den Schlafmangel und den Schmerz fallen kann, wird dadurch entschärft, die Freude auf das Baby kommt ins Bewusstsein zurück. In den Frauen- und Paarkursen wird neben den tiefen Entspannungsübungen und trotz der Intensität der Gespräche und der ernsthaften Auseinandersetzung mit der Thematik immer wieder herzhaft gelacht. Auf diese Weise wird jegliche Anspannung über die bevorstehende Geburt gelöst.

Tipp: Findest du einen Grund zum Lachen, nütze ihn. Ist die Welt grau und traurig, schau dir einen Film an, bei dem du herzhaft lachen musst. Lass dich von deinen Liebsten mit Witzen versorgen. Ergreife jede Gelegenheit, um zu lachen. Am Anfang wirkt es vielleicht etwas künstlich, aber du wirst sehen, wie schnell du Expertin bist. Dein Kind liebt es, wenn du lachst!

Kreativität

Durch die Veränderungen in der Schwangerschaft erlebt deine Kreativität einen großen Aufschwung. Du bist im wahrsten Sinn des Wortes »schöpferisch«. Es kann sein, dass du zu nähen beginnst, köstliche Kuchen backst, das Kinderzimmer planst, ausmalst, singst und musizierst, zeichnest, schreibst, kochst, fotografierst. Kreativität löst ein Gefühl der Zufriedenheit aus, ein meditatives Versinken in den Augenblick, ein sogenanntes Flowerlebnis entsteht. Ich empfehle meinen Frauen in der Schwangerschaft ein Tagebuch zu beginnen und bis direkt nach der Geburt alles, was sie auf dieser Reise erlebt haben, aufzuschreiben. Meine Hebamme hat mir bei meiner eigenen Schwangerschaft diese Empfehlung gegeben und ich bin ihr heute noch sehr dankbar dafür.

Frauenkraft

Freundinnen, Schwestern, Cousinen, Tanten oder Mütter bilden einen sicheren Schutzwall gegenüber Anstürmen und Überforderungen durch die Außenwelt. Belastungen wie unklare Untersuchungsergebnisse, ein anstrengendes Arbeitsklima, unnötige Tipps von übergriffigen Bekannten oder komplizierte Beziehungsmuster erschweren deinen Alltag. Dein Verhalten verändert sich in der Schwangerschaft, du bist sensibler als sonst, dein Partner kennt sich nicht mehr aus, dein Umfeld versteht dich nicht immer. Tränen haben Hochsaison. Gute Freundinnen, die dich jetzt auffangen, gehören zu deinen allerwichtigsten Schwangerschaftsbegleiterinnen. Dem Einfluss eines weiblichen Umfelds auf eine Schwangere wird in unseren Breiten weniger Bedeutung zugemessen als in anderen Regionen der Erde. Doch wohltuende Frauen rund um dich leisten einen wichtigen Beitrag zur Stärkung deines Selbstbewusstseins, deiner Weiblichkeit, deines Mutterinstinkts und deines Bauchgefühls. Die Nähe zu Gleichgesinnten und die unerschütterliche Frauenkraft sind verlässliche Begleiterinnen durch die Schwangerschaft.

Inspiration

Als Schwangere brauchst du Inspirationen von innen und außen, um dich in diesem neuen Lebensabschnitt besser orientieren zu können. Du stehst vor einem großen Neubeginn und erlebst dadurch eine ungewohnte Offenheit gegenüber Impulsen. Jetzt hast du die Möglichkeit anhand von Vorbildern aus der Umgebung Vorstellungen über das Muttersein zu vergleichen. Durch positive Beispiele und anregende Ideen findest du deinen persönlichen Weg als Mutter leichter. Freundinnen und Freunde, die entspannt und gelassen mit ihren eigenen Kindern umgehen und sich auch im größten Chaos nicht völlig verlieren, stehen als hervorragende Inspirationsquelle zur Verfügung.

Sinnlichkeit

Die Verfeinerung der sinnlichen Wahrnehmung und die Veränderung deiner Hormonsituation sind bereits zur Sprache gekommen. Verbindet man diese beiden, ergibt sich auf einer zutiefst körperlichen Ebene eine größere Empfänglichkeit für Sinnlichkeit. Du erlebst dich in der Schwangerschaft, auch wenn du das Gefühl hast, aus allen Fugen zu geraten, vielleicht erotischer als sonst. Die Östrogene statten dich mit weiblicher Üppigkeit aus. Die Wohligkeit des Babys in deinem Bauch und die Fülle, die du verkörperst, verfeinern deine Sinnlichkeit. Erlaube es. Manche Frauen erleben in der Schwangerschaft ein tieferes körperliches Verlangen nach ihrem Partner. Es geschieht zwar, dass der Mann sich aus Sorge um das Ungeborene entzieht, aber bei einer unkomplizierten Schwangerschaft ohne Frühgeburtsbestrebungen gibt es keinen Grund, auf Sinnlichkeit und Erotik in der Partnerschaft zu verzichten.

Weiblichkeit

In der Schwangerschaft bist du auf biologische Weise mit den weiblichen Prinzipien verbunden. Bei der Empfängnis nimmst du Leben in dir auf, du nährst und schützt es. Du wirst Teil der geheimnisvollen Schöpfung und schenkst beim Gebären einem neuen Menschen das Leben. Attribute wie hingebungsvoll, heilend, mitfühlend, spielerisch, verträumt, weise und empfänglich erhalten eine neue Bedeutung für dich. In unserer männlich dominierten Zeit fehlt häufig der Blick auf die weibliche Urkraft, doch während der intensiven Wandlungsphase der Schwangerschaft hast du leichter Zugang dazu. Deine weibliche Intuition kommt direkt aus deinem Bauch und deinem Herzen, sie stellt eine wesentliche Informationsquelle für dich als Mutter dar. Die starke Verbindung zwischen dir und deinem Baby ist eine der wichtigsten Ratgeberinnen, die dir zur Verfügung steht. In meiner Arbeit mit werdenden Müttern lege ich großen Wert auf die Pflege dieser besonderen Verbundenheit.

Sensibilität

Deine verfeinerte Sensibilität während der Schwangerschaft öffnet dein Herz und deine Sinne für das Ungeborene, sodass du auf seine Bedürfnisse besser reagieren kannst. Sie hilft dir, dein Kind zu spüren, verändert deine Wahrnehmung und erweitert deine Sicht aufs Leben, eines der größten Geschenke der Schwangerschaft. Diese ungewohnte Feinfühligkeit kann jedoch auch überfordern und zu Missverständnissen führen, deshalb sind verständnisvolle Menschen die allerbesten Schwangerschaftsbegleiter. Bei indigenen Völkern, die Schwangere als emotionaler, empfindlicher und gereizter als sonst beschreiben, gilt übrigens der Grundsatz: Widersprich niemals einer werdenden Mutter!

Träume

Träume gehören zur mystischen Wirklichkeit unseres Lebens. Als werdende Mutter hast du Zugang zu tieferen Bereichen deines Bewusstseins. Im Traum verarbeitest du neue Lebenserfahrungen und vermischt Bekanntes mit Unbekanntem. Wünsche oder Ängste verbinden sich mit dem Tagesgeschehen und formen etwas Neues, zum Teil wunderbar Unmögliches. Als Schwangere träumst du mehr und reichhaltiger als sonst. Um diese Eindrücke festzuhalten, kannst du ein Traumbuch anlegen, in das du gleich nach dem Aufwachen alles, woran du dich noch erinnerst, aufschreibst. Behalte dieses Buch, es wird dich Jahre später durch seinen wertvollen Inhalt erstaunen. Ich kenne Frauen, die in der Schwangerschaft sogar Namen und Geschlecht ihres Kindes geträumt haben.

Stille

Still werden in unserer lauten Zeit ist eine lebenslange Übung. In der Schwangerschaft richtest du deine Aufmerksamkeit regelmäßig in deinen Körper, auf das Ungeborene. Wenn du achtsam lauschst, spürst du dein Kind besser. Als Nebeneffekt öffnet sich ein mit inneren Kommentaren, Bewegungen, Gefühlen und Wahrnehmungen gefüllter Raum in dir. Häufiges Nach-innen-Lauschen beruhigt deinen Geist. Setze dich täglich einmal hin und komme zur Ruhe, spüre in dich hinein und beobachte. Du wirst sehen, die kleinen Pausen, in denen du ganz still verweilst, mehren sich, du wirst gelassener. Diese kurzen Sequenzen des Innehaltens und bewussten Hineinspürens stärken deinen Zugang zu deinen inneren Kraftquellen und nähren dein Kind.

Welches Geheimnis hütet die Gebärende, die sich vertrauensvoll den Urkräften des Lebens hingibt?

Achtsame und selbstbestimmte Transformation – Reiseführerin durch die Geburtsvorbereitung

Es ist wichtig, sich aufs Gebären vorzubereiten. Wenn ich gefragt werde, ob eine Frau einen Geburtsvorbereitungskurs besuchen soll, so vergleiche ich die Geburt gerne mit einem Marathonlauf. Niemand würde auf die Idee kommen, bei einer solchen Anstrengung mitzumachen, ohne zu trainieren. Es gibt eine Vielzahl an Kursen. Halte Ausschau nach einem, der dich anspricht, der deine Sinne aktiviert, bei dem du dich bewegst, entspannst, atmest, tönst, lachst und in dem grundsätzliches Wissen vermittelt wird. Wenn du dich in deinem Kurs wohlfühlst und die Freiheit hast, jede Übung deinen Bedürfnissen anzupassen, bist du gut aufgehoben. Das Zusammentreffen mit Gleichgesinnten sowie der Gruppeneffekt vertiefen die Wirkung.

Eine Schwangerschaft dauert ab dem ersten Tag der letzten Regelblutung zirka 280 Tage oder 40 Wochen. Der ET (errechneter Termin) oder EGT (errechneter Geburtstermin) bezeichnet den voraussichtlichen Tag, an dem das Kind auf die Welt kommen wird. Er wird mithilfe des Menstruationszyklus, dem Zeitpunkt der Empfängnis und dem Ultraschall bei der ersten gynäkologischen Untersuchung bestimmt. Der optimale Zeitraum, um den ET festzulegen, ist zwischen der achten und zwölften Schwangerschaftswoche. Dabei wird vor allem die Köpfchen-Steiß-Länge des kleinen Embryos gemessen. Lediglich in den ersten drei Monaten ist diese Bestimmung aussagekräftig. Später sollte keine Korrektur mehr stattfinden. Wird der Termin nach diesem Zeitraum aufgrund des Größenwachstums des Babys nach vorne verlegt, kann das zu einer unnötigen Geburtseinleitung führen. Nicht die Größe eines Ungeborenen, sondern seine tatsächliche Reife entscheidet, wann es zur Welt kommen möchte. Nur 5 Prozent aller Kinder kommen »pünktlich«. 80 Prozent der Kinder kommen in einem Zeitfenster von drei Wochen vor dem EGT bis zu zwei Wochen danach, 20 Prozent außerhalb dieser Zeitspanne. 40 Prozent aller schwangeren Frauen gebären nach dem errechneten Geburtstermin.

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