ARIS

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ARIS Das dunkle Volk

1  ARIS - Das dunkle Volk

2  Der Anker

3  Ein Spaziergang durch die Nacht

4  Sonntagvormittag

5  In Ellis' Wohnung

6  Fahrt zur Teufelshöhle

7  Die Teufelshöhle

8  Die andere Seite

9  Amos

10  Nestos

11  Anira

12  Das dunkle Volk

13  Gelvin

14  Zurück in der Teufelshöhle

15  In der Wohnung von Jonas

16  Die Suche beginnt

17  Vorbereitungen

18  Montag

19  Montagabend

20  Ein unheimliches Wesen

21  Die Zusammenkunft

22  Dienstag

23  Dienstagabend

24  Unheimliche Begegnung

25  Elli schläft

26  Ein Uhr nachts

27  Mittwoch

28  Letzte Nacht

29  Ich habe eine Nachricht bekommen

30  Die Fahrt zum Landeplatz

31  Der Bewohner der zehnten Etage

32  Eine neue Freundschaft

ARIS - Das dunkle Volk


ARIS
Das dunkle Volk
von
Wolfgang Ring



ARIS
Das dunkle Volk
von
Wolfgang Ring

Nachdruck und Vervielfältigung jeglicher Art, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Autors

© Wolfgang Ring
www.Autor-WRing.de
Alle Rechte vorbehalten
Printed in Germany
1. Auflage Juli 2019
Covergestaltung:
Cover: Constanze Kramer, www.coverboutique.de

Fotos: Adobe Stock, ©ChenPG, ©flint0010, ©Artur Avetyan, ©kharchenkoirina

Korrektur:
Carola John; Mannheim


Die Aliens sind manchmal gar nicht wo weit weg!
Vielleicht sogar in der Wohnung von nebenan...

ARIS
Das dunkle Volk
von
Wolfgang Ring


Die Hitze der letzten Tage setzte den Leuten hier in der Gegend doch ganz schön zu, und die Temperatur stieg auch heute wieder über knapp dreißig Grad. Es war einfach nur noch purer Stress, und zudem hatte es schon lange nicht mehr geregnet. Der Boden war durch die Hitze hart wie Beton, und an einigen Stellen hatten sich durch die lang anhaltende Trockenheit bereits Risse gebildet. Laut der Prognose des Wetterdienstes sollte die Hitze aber noch einige Tage anhalten. Danach sollten die Temperaturen merklich fallen und damit sollte auch der so lang herbeigesehnte Regen endlich kommen. Ob sich diese Prognose für die nächsten Tage erfüllen würde, das bliebe abzuwarten. Jedenfalls waren die letzten Nächte eher eine Qual, als ein erholsamer Schlaf. Als ich heute Morgen aufstand, war ich wie jede letzte Nacht doch ziemlich durchgeschwitzt und mein erster Gang führte mich daher direkt unter die Dusche. Diese morgendliche Dusche brachte zwar eine angenehme Erfrischung, aber die Hitze stand einfach in meiner Wohnung, da sich draußen nicht ein Lüftchen regte. Daher hoffte ich in den nächsten Tagen, sehnlichst eine Abkühlung herbei, ob diese auch wirklich kommen sollte, bliebe noch abzuwarten. Durch die nächtliche Hitze verzichtete ich daher beim Frühstück auf meine heiße Tasse Kaffee und trank stattdessen einfach eine kalte Cola Light aus dem Kühlschrank. Das passte zwar nicht so ganz zusammen, aber bei der anhaltenden Hitze, die auch nachts teilweise sehr ausgeprägt war und ich mich ständig von einer Seite auf die andere drehte, war mir das im Augenblick eigentlich vollkommen egal. Schließlich hatte ich mich für die tägliche Arbeit im Büro korrekt gekleidet. Darauf legte mein Chef sehr großen Wert. Und das war auch das Erste, was ich mit auf meinen zukünftigen Weg bekam. Als ich mich damals bewarb und die Stelle hier im Büro bekam, stellte ich mich meinem Chef kurz vor. Jonas Baumann, achtundvierzig Jahre alt und eins fünfundachtzig groß. So saß ich ihm damals gegenüber, da ich eigentlich damit rechnete, diesen Job gar nicht erst zu bekommen. Kräftig gebaut, blonde Haare und ein Dreitagebart. Kariertes kurzärmliges Hemd, blaue Jeans, die Haare mittelkurz und nach hinten gekämmt. Aber trotz alledem musste ich meinen Chef damals doch irgendwie überzeugt haben, und so saß ich schließlich zwei Wochen später hier im Büro. Jedenfalls legte ich meinen Dreitagebart ab und änderte mein Auftreten. Er konnte es überhaupt nicht ausstehen, wenn man für das Büro, in dem man nun täglich ein und ausging, dort seine Arbeit verrichtete, flatterhaft gekleidet erschien. So drückte sich mein Chef hin und wieder einmal aus. Jedoch bei der momentan anhaltenden Hitze war er zu einem Kompromiss bereit. Er duldete leichte Kleidung, allerdings mit der Auflage, dass diese für das Büro angemessen sein musste, und einen kleinen Tischventilator auf dem Schreibtisch. Allerdings war mir die Kleidung ziemlich egal, Hauptsache der Tischventilator brachte neben der Klimaanlage noch etwas Abkühlung. Das tat er schließlich auch, auch wenn ich ihn hin und wieder auf die höchste Stufe schalten musste. Schließlich war das Frühstück an diesem heutigen Morgen verzehrt und die kalte Cola Light aus dem Kühlschrank ging wie Öl runter. Aber irgendwie hatte ich so ganz und gar keine Lust, mich heute Morgen zur Arbeit in das Büro zu begeben. Die Hitze machte mir zu schaffen in den letzten Tagen und sorgte letztendlich für eine Lustlosigkeit und Demotivation. Aber das Geld musste verdient werden und einen Ausfall konnte ich mir nicht leisten. Die Miete musste jeden Monat pünktlich bezahlt werden, dann die Kosten für Kleidung, Lebensmittel, Auto und diversen anderen Schnickschnack. Da kam im Laufe eines Monats manchmal ganz schön viel zusammen. Aber es half alles nichts. Die Zeit blieb nicht stehen, im Gegenteil, sie verging manchmal einfach viel zu schnell und schließlich war es wieder soweit. Die Arbeit rief und so machte ich mich an diesem Morgen auf den Weg. Mit meinem Auto fuhr ich wie jeden Tag in der Woche durch die Stadt und erreichte nach ungefähr einer halben Stunde das Gebäude, in dem sich mein Arbeitsplatz, in einem bestimmt wieder, durch die Hitze, muffigen Büro befand. Und so war es schließlich auch, als ich den Raum betrat und mich zu meinem Schreibtisch begab. Vor mir lag bereits ein Stapel mit verschiedenen Akten, die heute noch alle bearbeitet werden mussten. Und das bei der Hitze!

»Das wird ein furchtbarer Tag! Ich hatte vorhin schon so ein mieses Gefühl.«, murmelte ich leise vor mich hin.

Schließlich zog ich den Sessel, der vor meinem Schreibtisch stand, ein wenig zurück und nahm darauf Platz. Die Sonne schien bereits durch das Fenster und daher ließ ich das Rollo etwas herunter. Dann schaltete ich den Tischventilator an, aber nicht gleich auf die höchste Stufe. Doch bevor ich mich meiner Arbeit widmete, fuhr ich erst noch den Rechner an meinem Arbeitsplatz hoch. Dann atmete ich noch einmal langsam tief ein und langsam wieder aus, schaute auf meine noch leere Schreibtischunterlage und richtete schließlich den Blick auf den Stapel Akten. Das war bestimmt mein Chef. Er kam morgens immer etwas früher zur Arbeit und verteilte die Arbeit. Allerdings muss ich hier schon einmal betonen, dass er dabei immer korrekt vorging und die Akten gerecht verteilte. Dabei bekam niemand zu viel aufgehalst und es konnte sich niemand beklagen, dass er ungerecht behandelt wurde. Schließlich nahm ich die erste Akte vom Stapel herunter und begann mit meiner Arbeit. Während ich die Akte durcharbeitete, überlegte ich mir, was ich wohl nach dem Feierabend noch unternehmen könnte. Dabei blieben meine Gedanken bei Elli hängen. Sie war eine gute Freundin, und wir kannten uns schon ewig. Eigentlich hieß sie mit vollem Namen Elanor Wehrenberg und war sechsundvierzig Jahre alt, eins achtundsiebzig groß, hatte braune Augen und lange braune Haare. Der Traum eines jeden Mannes. Und ihr ebenmäßiges Gesicht hatte schon Modellqualitäten. Sie konnte sich wirklich sehen lassen und war, wenn sie sich richtig in Schale warf, ein Bild von einer Frau. Allerdings war sie Single, genau wie ich. Wir hatte beide vor längerem, jeder eine Beziehung laufen, allerdings gingen sie jeweils in die Brüche. Daher waren wir wieder beste Freunde und trafen und hin und wieder einmal.

 

»In der Pause werde ich einfach mal Elli anrufen und fragen, was sie heute Abend so vorhat. Vielleicht hat sie ja Zeit und Lust irgendwo hinzugehen.«, sagte ich so etwas gedankenverloren vor mich hin.

Heute Vormittag hatte ich eher das Gefühl, die Zeit zog sich immer mehr die Länge und jedes Mal, wenn ich auf die Uhr schaute, waren immer nur einige Minuten vergangen. Aber auch diese deprimierende Zeit ging zu Ende und schließlich kam die Mittagspause, die eine dreiviertel Stunde dauerte. Ich beschloss zuerst etwas zu essen und anschließend Elli anzurufen. Bei der Hitze hatte ich überhaupt keinen großen Appetit auf eine Mahlzeit und so brachte ich mir von zuhause zwei Vollkornbrote mit. Das war für meine Arbeit am Schreibtisch ausreichend und lag mir nicht schwer im Magen. Jedoch bevor ich meine mitgebrachten Brote essen wollte, begab ich mich zunächst einmal auf die Toilette. Dort wollte ich mich etwas frisch machen. Als ich von dort wieder zurückkam, aß ich meine zwei Brote und griff dann zu meinem Telefon, das auf meinem Schreibtisch stand, um meine Freundin Elli anzurufen. Ich wählte ihre Nummer und wartete etwas ungeduldig auf das Freizeichen, das kurze Zeit später ertönte.

»Wehrenberg...«, meldete sich Elli mit einer freundlichen Stimme.

»Hallo Elli! Ich bin es, Jonas.«, begrüßte ich meine Freundin Elli.

»Jonas! Was für eine Überraschung!«
»Ich hoffe, ich rufe nicht ungelegen an?«
»Ganz und gar nicht. Das weißt du doch!«

»Wir haben gerade Mittagspause und da habe ich mir gedacht, ich klingel mal bei dir durch.«

»Das ist aber ganz lieb von dir.«

»Habe ich mir schon gedacht, dass ich nicht ungelegen anrufe.«

»Wir haben auch gerade unsere Mittagspause, aber das weißt du ja.«

»Stimmt haargenau!«
»Und was macht die Hitze?«

»Hör bloß auf, Elli. Ich halte das bald nicht mehr aus!«

»Kann ich gut nach vollziehen! Nachts ist es besonders unangenehm.«

»Nachts ist es im Moment wirklich schlimm!«, betonte ich an dieser Stelle.

»Wieso?«

»Wieso! Weil ich mich die ganze Nacht von einer Seite auf die andere drehe und dabei so gut wie kein Auge zumachen kann.«

»Du Armer. Du tust mir richtig leid.«
»Na, Elli. Ob das jetzt ernst gemeint ist?«

»Natürlich ist das ernst gemeint. Ich leide richtig mir dir.«

»Dann will dir das mal glauben.«

»Das kannst du auch. Und weswegen rufst du mich an? Doch bestimmt nicht ohne Grund in der Mittagspause, oder irre ich mich da?«

»Du irrst dich ganz und gar nicht.«
»Na, dann mal raus mit der Sprache.«
»Wenn du es unbedingt wissen willst!«
»Na klar will ich das!«
»Du hast es nicht anders gewollt!«
»Ich bin ganz Ohr!«
»Hast du heute Abend noch etwas vor?«
»Nein!«

»Und hast du heute Abend noch Lust, mit mir irgendwo hinzugehen?«

»Ja!«

»Toll! Ich hatte schon die Befürchtung, du hast den Abend schon anderweitig verplant.«

»Nein, nein. Aber ich hatte den gleichen Gedanken wie du und wollte dich im Laufe des Tages ebenfalls anrufen.«

»Was für ein kurioser Zufall!«

Elli und Jonas redeten noch ein paar Minuten über eigentlich vollkommen belanglose Dinge. Elli musste ihm zunächst erst einmal erzählen, dass sie wieder mal shoppen war und sie hätte ihn gern mitgenommen. Aber Jonas hasste diese Art von Shopping-Touren. Die zogen sich nämlich manchmal über einen ganzen Tag hin. Wenn Elli erst einmal in Kauflaune gekommen war, hatte sie die verdammte Angewohnheit, einen Laden von oben bis unten zu durchforsten, in der Hoffnung schließlich doch noch einen versteckten Schatz zu entdecken. So nannte sie immer die Schnäppchen oder die ganz aktuellen Sachen, die eigentlich nur im Schaufenster ausgestellt waren. Aber schließlich kam Elli noch auf den bevorstehenden heutigen Abend zurück.

»Mein lieber Jonas!«
»Meine liebe Elli!«

»Was hältst du von der Kneipe, in der wir neulich mal waren.«

»Du meinst den Anker?«
»Genau den!«

»Eine gute Idee. An die Kneipe hatte ich gar nicht mehr gedacht.«

Jonas und Elli hatten die Kneipe, in der sie gelegentlich mal einkehrten, deshalb den Anker getauft, weil beide dort immer bis tief in die Nacht verweilten. Zum einen konnte man dort sehr gut etwas Essen und es gab ein herrlich kühles Blondes. Denn das Bier, das es im Anker gab, kam von einer ganz kleinen Brauerei und es wurde nur in kleiner Menge gebraut. Aber der Geschmack und das Prickeln waren einfach unglaublich. Jonas und Elli waren begeistert von dem Gedanken, sich heute Abend im Anker zu treffen und gemeinsam bei der gegenwärtigen Hitze, ein, wie sie es gern nannten, kühles Blondes zu trinken.

»Na dann sieh mal zu, dass du den Rest des Tages im Büro noch hinter dich bringst.«, gab Elli Jonas mit auf den Weg.

»Das sagst du so einfach.«
»Wieso?«

»Na, verbring du mal den Tag, bei brütender Hitze vor einem großen Stapel Akten, den dir dein Chef früh am Morgen auf dem Schreibtisch gelegt hat.«

»Sieh es doch mal von der positiven Seite.«
»Und die wäre?«

»Die Hälfte des Tages hast du bereits hinter dich gebracht.«

»Ebenso wie meine Mittagspause, denn die ist auch gleich vorbei.«

»Sag mal Jonas, was ist das eigentlich für ein Surren, das ich höre. Es wird doch nichts mit der Leitung sein, oder?«

»Da kann ich dich beruhigen.«
»So?«
»Es ist mein Tischventilator.«
»So was steht bei dir auf dem Schreibtisch?«
»Kaum zu glauben, oder?«
»Hat denn dein Chef sein OK dazu gegeben?«
»Das hat er bei der gegenwärtigen Hitze.«

»Ich habe gerade so daran gedacht, weil du doch immer mal wieder erzählst, er ist ein wenig schwierig.«

»Ist er auch. Aber bei der Hitze, die wir im Augenblick haben, hat er klein bei gegeben.«

»Dann ist es im Büro wahrscheinlich schon auszuhalten, oder?«

»Gerade so.«
»Dann lass uns mal Schluss machen, einverstanden?«
»In Ordnung!«

Jonas und Elli verabschiedeten sich am Telefon noch von einander, dann beendete Jonas das Gespräch und legte den Hörer auf. Schließlich war auch die Mittagspause zu Ende und Jonas Blick fiel auf den verbleibenden Stapel Akten. Der Tischventilator stand vor ihm auf dem Schreibtisch und sorgte scheinbar für etwas Abkühlung. Jonas atmete noch einmal tief durch griff sich die Akte, die oben auf dem Stapel lag.

»Der Tag wird die Hölle. Ich habe es geahnt. Aber es hilft alles nichts.«, sagte Jonas vor sich hin.

So verbrachte Jonas die restlichen Stunden des arbeitsreichen Tages in einem heißen muffigen Büro. Als er schließlich die letzte Akte zuschlug und sich erleichtert nach hinten lehnte, schaute Jonas auf die Uhr an der Wand.

»Noch zehn endlos lange Minuten. Aber die kriege ich auch noch irgendwie rum.«, murmelte Jonas vor sich hin.

Jeder Tag findet schließlich irgendwann sein Ende, so wie dieser hier auch. Jonas fuhr seinen Rechner herunter und machte auf seinem Schreibtisch noch kurz ein wenig Ordnung. Dann machte er sich auf dem Weg nach Hause. Zwischendurch traf er noch einige Kollegen und verabschiedete sich von ihnen kurz. Als Jonas das Gebäude schließlich verlassen hatte, begab er sich direkt zu seinem Wagen, schloss diesen auf, nahm auf dem Fahrersitz Platz und fuhr nach Hause. Als er seine Wohnung betrat, warf er kurzerhand seine Sachen in die nächste Ecke und begab sich noch einmal kurz unter die Dusche. Nachher wollte er sich mit Elli im Anker treffen und für dieses Treffen wollte er sich noch frisch machen. Jonas hatte nicht die Absicht, eine muffige und verschwitzte Büroluft hinter sich herzuziehen. Als er die Dusche verließ und sich für das bevorstehende Treffen mit Elli umgezogen hatte, setzte er sich noch an den Tisch in der Küche. Aus dem Kühlschrank holte er die Cola Light hervor und trank davon ein Glas herrlich kalte Cola. Aber die Zeit blieb nicht stehen und irgendwann war es dann auch an der Zeit sich auf den Weg zur betreffenden Kneipe zu machen. Um acht Uhr abends hatte sich Jonas mit Elli vor dem Anker verabredet und er wollte sich auf gar keinen Fall verspäten.


Der Anker

Jonas stand draußen auf dem Bürgersteig vor der Kneipe, die eigentlich ›Zum Biotop‹, hieß und schaute sich voller Erwartung nach seiner Verabredung um. Es war kurz vor acht und Elli sollte jeden Augenblick kommen. Da er noch etwas Zeit hatte, schaute Jonas den vorbeifahrenden Autos auf der Straße hinterher. Von neuen Modellen bis zu älteren, in allen Formen und Farben, fuhr hier alles vorbei. Hin und wieder erblickte Jonas auch Fahrer, die am Steuer telefonierten, oder anderweitig mit ihrem Handy beschäftigt waren. Das könnte teuer werden, dachte er, als sich die Fahrzeuge bereits wieder außer Sichtweite befanden. Jonas schaute sich wiederholt um, konnte Elli aber noch nicht entdecken.

»Eigentlich ist sie sonst doch immer mehr als pünktlich!«, sagte er vor sich hin und schaute noch einmal nach links und rechts.

Hier war noch nicht so viel los, aber es war ja auch erst früh am Abend. Männer, Frauen und Paare gingen inzwischen an Jonas vorbei. Manche warfen ihm auch einen kurzen Blick zu, was aber nichts zu bedeuten hatte.

»Jonas!«, rief unerwartet eine Frauenstimme.

Jonas schaute sich um und erblickte kurz darauf Elli, die ihm bereits eilig entgegen kam.

»Elli. Ich warte hier schon ein paar Minuten auf dich.«

»Entschuldige, dass ich mich etwas verspätet habe.«

»Bist du hierher gelaufen, oder mit dem Auto gekommen.«

»Gelaufen natürlich.«

»Ich ebenso. Ich habe mein Auto stehen gelassen. Dann können wir zusammen noch ein Bier trinken.«

»Als ich von zuhause los wollte, klingelte das Telefon.«

»Und wer war dran?«
»Meine Mutter.«
»Deine Mutter!«

»Sie wollte doch mal eben hören, was ich so mache.«

»Und was hast du ihr erzählt?«

»Das ich mit dir verabredet bin und ich jetzt auch gleich los müsse.«

»Hat sie dich gelassen, oder hatte sie noch etwas auf dem Herzen?«

»Nein, nein. Halt so das übliche. Geht es dir gut, bist du gesund und so weiter und so weiter.«

»Während ich hier auf dich gewartet habe, habe ich den Autos und den vorbei gehenden Leuten hinterher geschaut.«

»Und wen interessantes entdeckt?«

»Eher nicht. Nur einige haben mir einen kurzen Blick zugeworfen. So als wollten sie mich fragen, na, was stehst du denn hier herum?«

 

»Dann lass uns beide mal nicht hier herum stehen, sondern reingehen und schauen, wo wir ein gemütliches Plätzchen finden.«

»Bevor du reingehst, wirf doch mal einen Blick nach oben.«