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Mrs. Wragges süßes Schnarchen wurde immer tiefer in der Tonart, der Abend rückte langsam und träge vor. Es war fast acht Uhr: da ereignete sich endlich Etwas. Die Hausthür nach der Straße ging drüben zum ersten Male auf, und ein Frauenzimmer wurde auf der Schwelle sichtbar.

War diese Frau Mrs. Lecount? Nein. Denn als sie näher kam, zeigte ihr Anzug, daß es ein Dienstmädchen war. Dasselbe hielt einen großen Hausschlüssel in der Hand und ging offenbar aus, um einen Weg zu verrichten. Erregt einestheils von Neugier, anderntheils von der Eingebung des Augenblicks, was Beides ihre ungestüme Natur zur Thätigkeit trieb nach dem unthätigen Verhalten diese vielen Stunden vorher, setzte Magdalene ihren Hut auf und beschloß, dem Dienstmädchen nach seinem Bestimmungsort nachzugehen, wo er auch sein möge.

Das Frauenzimmer führte sie nach dem großen mit Läden besetzten Durchgang ganz in der Nähe, welcher der Lambethweg heißt. Nachdem die Dienerin in eine kleine Entfernung getreten und sich mit der Unsicherheit einer mit der Oertlichkeit nicht gut vertrauten Person umgesehen hatte, ging sie über die Straße und trat in einen Papierladen. Magdalene ging ebenfalls über die Straße und folgte ihr.

Der unter diesen Umständen unvermeidliche Verzug, ehe sie in den Laden kam, ließ Magdalenen versäumen zu hören, was das Mädchen verlangt hatte. Die ersten Worte jedoch, die von dem Manne hinter dem Ladentische gesprochen wurden, drangen an ihr Ohr und belehrten sie, daß der Zweck des Mädchens war, einen »Eisenbahnführer« zu kaufen.

– Meinen Sie einen Führer für diesen Monat oder einen Führer für Juli? fragte der Mann im Laden, zu seiner Kunde gewandt.

– Der Herr hat mir nicht gesagt, welchen, antwortete das Frauenzimmer. Alles was ich weiß, ist, daß er übermorgen aufs Land geht.

– Uebermorgen ist der erste Juli, sagte der Verkäufer. Der Führer, den Ihr Herr braucht, ist der Führer für den neuen Monat. Derselbe erscheint aber erst morgen.

Indem sich das Mädchen bereit erklärte den nächsten Tag wieder vorzufragen verließ es den Laden und schlug den Weg ein, der nach der Vauxhallpromenade zurückführte.

Magdalene kaufte die erste beste Kleinigkeit, die sie auf dem Ladentisch sah und kehrte eilig in derselben Richtung nach Hause zurück. Die Entdeckung, welche sie da soeben gemacht hatte, war von sehr ernster Wichtigkeit für sie, und sie fühlte die Nothwendigkeit, mit so wenig als möglich Zeitverlust darnach zu handeln.

Als sie in das Vorderzimmer der Wohnung trat, fand sie Mrs. Wragge, die eben aufgewacht war, in schläfriger Verwirrung, ihre Mütze auf die Schultern herunter hängend, einen ihrer Schuhe suchend. Magdalene suchte ihr die Ueberzeugung beizubringen, daß sie nach der Reise erschöpft und daß es das Beste sei, was sie thun könne, wenn sie zu Bette ginge. Mrs. Wragge war Vollkommen willfährig diesen Wink zu befolgen, vorausgesetzt, daß sie nur erst den Schuh wieder gefunden hätte. Bei dem Suchen nach dem Schuh bemerkte sie unglücklicherweise die Prospekte, welche auf ein Nebentischchen gelegt waren, und erlangte nun sofort ihre Erinnerung an die früheren Vorgänge des Abends wieder.

– Geben Sie mir ’mal den Bleistift, sagte Mrs. Wragge, indem sie hastig die Prospekte zusammen raffte. Ich kann noch nicht zu Bette gehen, ich bin erst halb damit zu Rande, die Dinge auszustreichen, die ich brauche. Lassen Sie ’mal sehen, wo blieb ich doch gleich stehen? »Versuchen Sie Finch’s Milchfläschchen für Säuglinge.« Nein! Hier steht ein Kreuz davor; das Kreuz besagt, daß ich keinen Gebrauch davon machen kann. »Trost im Felde. Duckler’s unzerstörbare Jagdhosen.« O, meine Liebe, meine Liebe, ich habe die Stelle verloren. O, nein, ich habe sie! Hier ist es, hier ist mein Zeichen davor. »Elegante Cashmir-Kleider; durchaus morgenländisch, sehr großartig; herabgesetzt auf ein Pfund neunzehn und ein halb Schilling. »Man beeile sich. Es sind nur noch drei übrig.« Nur noch drei! O, geben Sie mir das Geld und gehen wir und kaufen wir eines!

– Heute Abend nicht, sagte Magdalene. Nicht wahr, Sie gehen lieber jetzt zu Bette und machen die Prospekte morgen fertig? Ich will sie Ihnen neben das Bett legen, und Sie können dann, sobald Sie aufmachen, Ihr Tagewerk mit ihnen beginnen.

Der Vorschlag fand bei Mrs. Wragges ohne Weiteres Beifall. Magdalene brachte sie in das nächste Zimmer und zu Bett wie ein Kind – ihr Spielzeug neben sich. Das Zimmer war so eng und das Bett so klein, und Mrs. Wragge, angethan mit dem weißen Nachtgewande, der Vollmond ihres Gesichts umgeben mit dem weiten Hofe einer Nachtmütze sah so ungeheuerlich und unverhältnißmäßig groß aus, daß Magdalene, so beschäftigt ihr Geist mit ernsteren Dingen war, doch nicht ein Lächeln unterdrücken konnte, als sie ihrer Reisegefährtin gute Nacht sagte.

– Ha, ha, schrie Mrs. Wragge seelenvergnügt, wir werden die Casimirrobe morgen haben. Kommen Sie ’mal her. Ich muß Ihnen ’was ins Ohr sagen. Gerade so wie Sie mich sehen – werde ich jetzt schlafen, zusammengekrümmt und der Hauptmann ist nicht da, mich auszuschelten!

Das Vorderzimmer der Wohnung enthielt ein Sophabett, welches die Wirthin bald für die Nacht herrichtete. Als Dies geschehen, und die Lichter herein gebracht waren, fand sich Magdalene allein, um ihr künftiges Verhalten festzustellen, wie ihre eigenen Gedanken ihr es eingaben.

Die Fragen und Antworten, welche diesen Abend im Papierladen in ihrer Gegenwart gewechselt worden waren, brachten sie zweifellos zu dem Schlusse hin, daß ein Tag später Noël Vanstones gegenwärtiger Aufenthalt auf der Vauxhallpromenade zu Ende bringen werde. Ihr erster vorsichtiger Entschluß, nämlich erst einige Tage vergehen zu lassen in unverdächtiger Beobachtung des Hauses gegenüber, bevor sie sich hineinwagte, wurde durch die Wendung, welche die Dinge genommen hatten, vereitelt. Sie sah sich zu der heiklen Wahl hingedrängt, entweder den nächsten Tag blindlings ihr ganzes Wagstück zu vollbringen, oder aber dasselbe für eine künftige Gelegenheit, die vielleicht niemals kommen würde, aufzuschieben Einen Mittelweg gab es nicht. Ehe sie nicht Noël Vanstone mit eigenen Augen gesehen und das Schlimmste, das von Mrs. Lecount zu fürchten war, entdeckt hatte, ehe sie nicht diesen doppelten Zweck erreicht hatte – mit der nöthigen Vorsicht, ihre eigene Person sorgsam im Hintergrunde zu halten – eher konnte sie keinen Schritt vorwärts thun zur Ausführung des Vorhabens, das sie nach London geführt hatte.

Es verstrichen die Minuten der Nacht eine nach der andern, es folgten sich die drängenden Gedanken in ihrer Seele einer nach dem andern, und noch fand sie keinen Schluß, noch schwankte und zauderte sie mit einer Unsicherheit, welche ihr selbst neu an sich war. Endlich schritt sie ungeduldig durchs Zimmer, um die leidige Zerstreuung zu haben, ihre Reisetasche aufzuschließen und die für die Nacht nöthigen Dinge herauszunehmen Hauptmann Wragges Vermuthungen waren nicht unbegründet gewesen. Da, verborgen zwischen zwei Kleidern, waren die Stücke jenes Anzugs, den er in ihrem Koffer in Birmingham vermißt hatte. Sie legte dieselben, eins nach dem andern, um, wie um sich selbst zu beruhigen, daß Nichts, was sie brauchte, fehlte und kehrte noch einmal auf ihren Beobachtungsposten am Fenster zurück.

Das Haus gegenüber blieb dunkel bis auf das Wohnzimmer. Dort war der vorher aufgezogene Vorhang nunmehr übers Fenster niedergelassen. Das Licht, das hinter demselben brannte, zeigte ihr zuerst, daß das Zimmer bewohnt war. Ihre Augen wurden glänzend, und ihre Farbe belebte sich, als sie Dies sah.

– Dort ist er! sprach sie zu sich selbst in leisem, gepreßtem Flüstern. Dort lebt er von unserm Gelde in dem Hause, welches die Warnung seines Vaters mir verschlossen hat!

Sie ließ den Vorhang fallen, den sie aufgehoben hatte, um hinauszusehen, kehrte zu ihrer Reisetasche zurück und nahm daraus die graue Perrücke, welche zu ihrem Bühnenanzug als nordenglische Dame gehörte. Die Perrücke war durch das Packen etwas in Unordnung gekommen; sie setzte sie auf und ging an den Toilettentisch, um sie aufzukämmen.

– Sein Vater hat ihn vor Magdalene Vanstone gewarnt, sagte sie, indem sie die Stelle in Mrs. Lecounts Brief wiederholte und bitter auslachte, als sie sich im Spiegel sah, – es soll mich verlangen, ob sein Vater ihn auch vor Miss Garth gewarnt hat? Morgen ist eher, als ich gerechnet hatte. Thut Nichts, – morgen soll sichs zeigen.

Zweites Capitel

Der Frühmorgen war, als Magdalene erwachte und hinausschaute, trübe und umzogen. Allein als die Zeit zur Frühstücksstunde Vorrückte, drohte der Regen nicht mehr, und sie konnte, ohne vom Wetter gestört zu werden, die erste Sorge des Tages beseitigen, die Sorge, ihre Reisegefährtin zeitweilig aus dem Hause zu schaffen.

Mrs. Wragge war angekleidet und stand, alle Hände voll Preiscourante und Prospekte, ungeduldig fortzukommen, gegen zehn Uhr fertig da. Früher am Tage hatte Magdalene bereits Einleitung getroffen, daß selbige unter die Obhut der ältesten Tochter der Wirthin, eines ruhigen, wohlerzogenen Mädchens, dessen eigenes Interesse bei dieser Einkaufsreise mittels eines kleinen Geldgeschenkes zum Ankauf eines Sonnenschirms und eines Musselinkleides alsbald gewonnen war, gestellt wurde. Gleich nach zehn Uhr ließ Magdalene Mrs. Wragge und ihre Begleiterin in einem Cab wegfahren. Sie selbst begab sich zur Wirthin, welche oben im Hause damit beschäftigt war, die Zimmer aufzuräumen; sie that Dies in der Absicht, um durch ein kleines zur rechten Zeit angeknüpftes Gespräch herauszufragen welches die Tagesgewohnheiten der Hausbewohner seien.

Sie erfuhr, daß außer Mrs. Wragge und ihr selbst keine anderen Miethleute da waren. Der Mann der Wirthin befand sich den ganzen Tag über außer dem Hause, da er auf einem Bahnhofe angestellt war. Ihre zweite Tochter war in Abwesenheit der älteren Schwester mit der Sorge für die Küche betraut. Die jüngeren Kinder waren in der Schule und sollten um Eins zum Essen nach Hause kommen. Die Wirthin selbst »machte feine Wäsche für Damen« und glaubte mit ihrer Arbeit den ganzen Vormittag vollauf zu thun zu haben in einem Stübchen hinter den vorderen Zimmern. Solchergestalt war es sehr leicht für Magdalenen, das Haus verkleidet zu verlassen und unbemerkt es zu verlassen, vorausgesetzt, daß sie nur ausging, ehe die Kinder zum Essen um ein Uhr zurückkamen

 

Um Elf waren die Zimmer in Ordnung, und hatte sich die Wirthin entfernt, um ihrer Beschäftigung nachzugehen. Magdalene schloß leise die Thür ihres Zimmers zu, ließ den Vorhang über das Fenster herunter und machte sofort ihre Anstalten zu dem gefährlichen Versuch dieses Tages.

Dasselbe lebhafte Vorgefühl von Gefahren, die vermieden, und Schwierigkeiten, die überwunden werden müßten, welches sie gemahnt hatte, das auffallende Stück des Charakteranzugs in dem Koffer zu Birmingham zurückzulassen, ließ jetzt ihren Geist den ungeheuren Unterschied zwischen einer bei Gaslicht zur Ergötzung eines Theaterpublicums angelegten Verkleidung und einer bei Tageslicht zur Täuschung der forschenden Augen zweier Fremden angenommenen Verkleidung klar genug empfinden. Das erste Stück des Anzugs, welches sie anlegte, war einer ihrer alten Röcke (gefertigt aus sogenanntem Alpacastoffe) von dunkelbrauner Farbe mit einem hübschen Muster von kleinen sternartigen weißen Tupfen. Eine doppelte Kante, welche unten am Saume dieses Gewandes herumlief, war die einzige Verzierung des Webers, welche sich darauf befand, eine Verzierung, welche mit dem Anzuge einer ältlichen Dame durchaus nicht unvereinbar war. Die Entstellung ihres Kopfes und ihres Gesichts war der nächste Gegenstand ihrer Aufmerksamkeit. Sie setzte auf und ordnete die graue Perrücke mit der Geschicklichkeit, welche beständige Uebung ihr verliehen hatte, befestigte die falschen Augenbrauen (welche etwas groß gehalten und aus dunklerem Haar als die Perrücke gemacht waren) sorgfältig an ihrer rechten Stelle mit dem Gummi, den sie zu dem Ende zur Hand hatte, und schminkte ihr Gesicht mit dem gewöhnlichen Bühnenmaterial, um den durchsichtigen Schmelz ihrer Gesichtsfarbe in das düstere, gelbliche Ansehen einer kränklichen Frau zu verwandeln. Die Furchen und Runzeln des Alters folgten dann, und hier boten sich die ersten Schwierigkeiten. Die Kunst, welche bei Gaslicht von Erfolg war, verfing nicht bei Tage; die Schwierigkeit, die offenbar künstliche Natur der Runzeln zu verbergen, war schlechterdings unüberwindlich. Sie kehrte zu ihrer Reisetasche zurück, nahm daraus zwei Schleier und versuchte, indem sie ihren altmodischen Hut aufsetzte, hintereinander die Wirkung derselben. Einer der Schleier (aus schwarzen Spitzen) war zu dick, um zur Sommerzeit ohne Aufsehen zu erregen über dem Gesicht getragen zu werden. Der andere, von einfacher Gaze, ließ ihre Züge gerade noch so unbestimmt durch denselben sehen, daß sie etliche Furchen (viel weniger, als sie bei ihren Vorstellungen anzuwenden pflegte) auf der Stirn und an den Mundwinkeln anbringen konnte. Aber kaum war dies Hinderniß beseitigt, so that sich schon wieder neues auf: die Schwierigkeit, wie sie ihren Schleier unten behalten sollte, während sie mit Anderen sprach, ohne einen haltbaren Grund für ein solches Verfahren. Eine augenblickliche Ueberlegung und ein Blick auf ihre kleine Porzellanpalette von Schminkfarben gaben ihrem allezeit erfinderischen Geiste den Gedanken ein, eine sichtbare Entschuldigung, den Schleier beständig herunterzulassen, zu schaffen. Sie entstellte sich wohlweislich durch künstliches Rothumrändern ihrer Augenlider, um den Anschein einer Augenentzündung hervorzubringen, den kein anderer Mensch als höchstens ein Arzt – und dieser Arzt selbst nur in der größten Nähe – als falsch erkennen konnte. Sie sprang auf und blickte mit Siegesfreude auf die häßliche an sich selbst vollbrachte Verwandlung, welche ihr der Spiegel zeigte. Wen konnte es befremden, wenn sie jetzt ihren Schleier herunter trug und sie Mrs. Lecount um die Erlaubniß bat, mit ihrem Rücken gegen das Licht zu sitzen?

Ihre letzte Verrichtung war das Umwerfen des ruhigen grauen Mantels, welchen sie von Birmingham mitgebracht hatte und welcher inwendig von Hauptmann Wragges eigenen kundigen Händen wattiert worden war, um die jugendliche Anmuth und Schönheit ihres Rückens und ihrer Schultern zu verbergen. Da ihr Anzug nunmehr vollständig war, o probierte sie nun den Gang, den man ihr als zu ihrer Maske passend gelehrt hatte, einen Gang mit etwas Hinken. Dann, nach einem Versuch von einer Minute, ehrte sie vor den Spiegel zurück, um sich in der Verstellung ihrer Stimme und ihrer Gebärden zu üben. Dies war der einzige Theil ihrer Rolle, in welchem sie mit ihren natürlichen Mitteln eine Nachahmung Von Miss Garth zu bewerkstelligen im Stande war, und hier war die Aehnlichkeit vollständig. Die rauhe Stimme, die etwas derbe Art, die Gewohnheit, gewisse Redewendungen mit einem nachdrücklichen Kopfnicken zu begleiten, das northumbrische Schnurren (burr), das sich bei jedem Worte mit einem r vernehmen ließ: alle diese persönlichen Eigenthümlichkeiten der alten nordenglischen Erzieherin waren sprechend ähnlich wiedergegeben. Die nunmehr vollendete Verstellung ihrer ganzen Person war buchstäblich, wie Hauptmann Wragge sie bezeichnet hatte, ein Triumph der Kunst der Verkleidung. Den einzigen Fall ausgenommen, daß man ihr nahe ins Gesicht sah bei starkem Lichte, hätte kein Mensch, der jetzt Magdalenen sah, einen Augenblick gedacht, daß sie etwas anderes als ein kränkliches, mißgegstaltetes, abstoßendes Weib von wenigstens fünfzig Jahren sei.

Ehe sie die Thür aufschloß, sah sie sich sorgfältig um, um sich zu versichern, daß keines von ihren Bühnenrequisiten offen liegen geblieben war, falls die Wirthin in ihrer Abwesenheit das Zimmer betreten sollte. Der einzige vergessene Gegenstand, welcher ihr gehörte, war ein Päckchen mit Briefen von Nora. Sie hatte sie in der Nacht gelesen und jetzt während des Ankleidens unter den Spiegel bei Seite gelegt. Als sie die Briefe wegnahm, um sie beizulegen, durchblitzte sie der Gedanke zum ersten Male:

– Ob wohl Nora mich erkennen würde, wenn wir uns auf der Straße träfen?

Sie sah in den Spiegel und lächelte traurig.

– Nein, sagte sie, – nicht einmal Nora.

Sie riegelte die Thür auf, nachdem sie erst von ihrem Beobachtungsposten aus sich umgeschaut hatte. Es war bald zwölf Uhr. Es blieb nur eine Stunde übrig, um ihr verzweifeltes Wagstück auszuführen und in die Wohnung zurückzukehren, ehe die Kinder der Wirthin aus der Schule zurückkamen.

Ein augenblickliches Lauschen auf dem Treppenabsatze überzeugte sie, daß Alles in dem Gange unten ruhig war. Sie stieg geräuschlos die Treppe hinunter und erreichte die Straße, ohne ein lebendes Wesen auf ihrem Wege aus dem Hause angetroffen zu haben. Eine Minute später war sie über die Straße und hatte den Klopfer an Noël Vanstones Thür angeschlagen.

Die Thür wurde von demselben Dienstmädchen geöffnet, dem sie den Abend vorher zu dem Papierladen gefolgt war. Mit einem augenblicklichen Zittern, welches an den denkwürdigen ersten Abend ihres öffentlichen Auftretens erinnerte, fragte Magdalene (mit Miss Garths Stimme und mit Miss Garths Art und Weise) nach Mrs. Lecount.

– Mrs. Lecount ist ausgegangen, Madame, sagte das Dienstmädchen.

– Ist Mr. Vanstone zu Hause? fragte Magdalene, die ihre Entschlossenheit wiederfand beim ersten Hindernisse, das ihr entgegentrat.

– Mein Herr ist noch nicht ausgestanden, Madame.

Abermals eine Täuschung! Ein schwächerer Charakter würde die Warnung beachtet haben. Magdalenens Charakter erhob sich erst recht zum Widerstande gegen selbige.

– Welche Zeit wird Mrs. Lecount zurück sein? fragte sie.

– Gegen ein Uhr, Madame.

– Sagen Sie, daß ich wieder vorfragen werde, sobald als möglich nach ein Uhr. Ich wünsche namentlich Mrs. Lecount zu sprechen. Mein Name ist Miss Garth.

Sie wandte sich und verließ das Haus. Zurück auf ihr Zimmer zu gehen, davon konnte nicht die Rede sein. Das Dienstmädchen sah ihr nach (wie Magdalene daran bemerkte, daß sie nicht die Thür schließen hörte) und überdies würde sie sich, wenn sie wieder hineinginge, der Gefahr aussetzen, gerade um die Zeit wieder auszugehen, wenn die Kinder der Wirthin in der Nähe des Hauses wären. Sie wandte sich, ohne Etwas zu denken, nach der rechten Seite und schritt weiter, bis sie die Vauxhallbrücke erreichte; dort wartete sie, indem sie über den Fluß sah.

Die Pause unbenutzter Zeit vor ihr war beinahe eine Stunde. Wie konnte sie dieselbe ausfüllen?

Als sie sich diese Frage verlegte, erwachte in ihrer Seele aufs Neue der Gedanke, der ihr zuerst aufgestoßen war, als sie das Päckchen Briefe von Nora weggelegt hatte. Ein plötzlicher Gedanke der That, der nämlich, das elende Ganze ihrer Verkleidung auf die Probe zu stellen, mengte sich unter die höheren und reineren Gefühle ihres Herzens und verstärkte noch ihr natürliches Verlangen, das Angesicht ihrer Schwester zu sehen, obschon sie nicht wagte, sich zu erkennen zu geben und zu sprechen. Noras spätere Briefe hatten mit allen Einzelheiten ihr Leben als Erzieherin beschrieben, ihre Lehrstunden, ihre Freistunden, ihre Ausgehstunden für sich und ihre Zöglinge. Es war gerade noch Zeit für Magdalene, wenn sie sofort einen Wagen finden konnte, nach dem Hause von Noras Herrschaft zufahren mit der Aussicht, noch ein paar Minuten eher dahin gelangen, als die Ausgehstunde ihrer Schwester kam.

– Ein Blick auf sie wird mir mehr sagen, als hundert Briefe!

Mit diesem Gedanken in ihrer Seele, mit dem einzigen Zwecke, unter dem Schutze der Verkleidung Nora auf ihren täglichen Spaziergang zu folgen, eilte Magdalene über die Brücke und begab sich auf das nördliche Ufer des Flusses.

So beim Wendepunkte ihres Lebens, so in der Zwischenzeit, ehe sie den unwiderruflichen Schritt that und die Schwelle von Noël Vanstones Thür überschritt – führten sie die himmlischen Mächte, siegreich über die Mächte der Finsternis; in dem Kampfe um sie, weg von dem Schauplatze ihrer beabsichtigten Täuschung und trieben gnädig sie eilends weiter und immer weiter von dem unseligen Hause.

Sie ließ den ersten leeren Cab halten, der an ihr vorüberkam, sagte dem Kutscher, er solle sie nach New-Street in den Spring-Gardens fahren, und versprach ihm das doppelte Fährgeld, wenn er den Bestimmungsort in einer gegebenen Zeit erreiche. Der Mann verdiente das Geld, ja verdiente mehr, wie der Erfolg zeigte. Magdalene hatte nicht zehn Schritte vorwärts gethan in New-Street, auf dem Wege nach dem St. James-Park, als die Thür eines Hauses gegenüber aufging, und eine Dame in Trauerkleidern heraustrat, begleitet von zwei kleinen Mädchen. Die Dame schlug ebenfalls die Richtung nach dem Park ein, ohne ihren Kopf nach Magdalenen zu wenden, als sie die Treppenstufen vor dem Hause herunterstieg. Es that Das nichts, denn Magdalene sah mit dem Herzen, und dieses sagte ihr, daß sie Nora vor sich habe.

Sie folgte Derselben hinein in St. James-Park und von da längs des Mall in den Grünen Park, indem sie näher und näher kam, als sie das Gras erreichten und den Zügel hinanstiegen in der Richtung des Hyde-Park-Ende. Ihre begierigen Augen verschlangen jede Einzelheit an Noras Anzuge und entdeckten jede, auch die leiseste Veränderung, welche an ihrer Gestalt und ihrer Haltung stattgefunden hatte. Sie war seit dem Herbste magerer geworden, ihr Haupt neigte sich ein wenig nach vorn, sie ging mit Mühe. Ihre Trauerkleidung, welche in der bescheidenen Anmuth und Sauberkeit gehalten war, die kein Mißgeschick von ihr nehmen konnte, war ihrer veränderten Lage angemessen; ihr schwarzes Kleid war von Taffet, ihr schwarzer Shawl und schwarzer Hut waren von der schlichtesten und wohlfeilsten Art. Die beiden kleinen Mädchen, welche sie, auf jeder Seite eines, führte, waren in Seide gekleidet. Magdalene haßte sie instinctmäßig.

Sie machte einen weiten Bogen auf dem Grase, dergestalt, um sich nach und nach zu wenden und ihrer Schwester entgegen zu kommen, ohne den Verdacht zu erwecken, daß das Zusammentreffen ein absichtliches wäre. Ihr Herz schlug hastig, eine brennende Glut stieg in ihr auf, als sie an ihr falsches Haar, ihre falsche Farbe, ihre falsche Kleidung dachte und das traute Schwesterangesicht näher und näher kommen sah. Sie gingen aneinander dicht vorüber. Noras dunkle, sanfte Augen schauten auf mit einem tieferen Licht in sich, mit einer trüberen Schönheit als früher – und sahen wieder weg davon, als von dem Gesicht einer Fremden. Dieser Blick von der Dauer eines Moments traf Magdalenen ins Herz. Sie stand in den Boden gewurzelt da, als Nora vorübergegangen war. Ein Abscheu vor der elenden Verkleidung, welche sie trug, ein herzzerschneidendes Bangen, die Bande zu zerreißen und ihr schamerglühtes gemaltes Angesicht an dem Busen Noras zu bergen, kam über sie und versetzte Leib und Seele in Spannung. Sie wandte sich und sah sich um.

 

Nora und die beiden Kinder hatten die Anschwellung des grünen Grundes erreicht und waren nahe bei einem der Thore in dem eisernen Gitter, welches den Park von der Straße trennt. Gezogen von einem unwiderstehlichen Zauber folgte Magdalene ihnen abermals, holte sie ein, als sie das Thor erreichten und hörte die Stimmen der Kinder ungezogen darüber streiten, welchen Weg sie gehen sollten. Sie sah, wie Nora sie durch das Thor führte und dann stehen blieb und mit ihnen sprach, indem sie auf einen Augenblick wartete, um über die Straße gehen zu können. Sie wurden um so lauter und ungeduldiger, je mehr sie ihnen zusprach. Das Jüngere; ein Mädchen von acht bis neun Jahren, wurde, wie es bei Kindern vorkommt, plötzlich sehr unleidlich, weinte, schrie und schlug sogar nach der Erzieherin. Die Leute auf der Straße blieben stehen und lachten, einige von ihnen riethen scherzend zu einer kleinen gesunden Züchtigung, eine Frau fragte Nora, ob sie die Mutter der Kinder wäre, eine Andere beklagte sie laut, daß sie die Erzieherin des Kindes wäre. Ehe Magdalene ihren Weg durch die Menge nehmen konnte, ehe ihr alles Andere vergessen machender Eifer, ihrer Schwester zu helfen, sie für jede andere Erwägung blind gemacht und sie halbverrathen an Noras Seite gebracht hatte, fuhr ein offener Wagen langsam über das Pflaster in seinem Weiterfahren gehindert durch das Gedränge der Wagen vor ihm. Eine alte Dame saß darin, hörte das Schreien des Kindes, erkannte Nora und rief sie augenblicklich an. Der Bediente drängte die Menge auseinander, und die Kinder wurden in den Wagen geschafft.

– Ein wahres Glück, daß ich des Weges einher kam, sagte die alte Dame, indem sie mit Geringschätzung Nora bedeutete, auf dem Rücksitze Platz zu nehmen; Sie konnten niemals meine Tochterkinder leiten, und Sie werden es niemals.

Der Bediente schlug den Tritt in die Höhe, der Wagen fuhr dahin mit den Kindern und der Erzieherin, der Haufe zerstreute sich, und Magdalene war wieder allein.

– Da mag es denn drum sein! dachte sie mit bitterem Gefühl. Ich würde sie nur schmerzlich aufgeregt haben. Wir würden nur den Jammer des Abschieds gehabt haben, um aufs Neue zu leiden.

Sie kehrte unwillkürlich um und wandte sich wie im Traume nach dem freien Platze im Parke zurück. Indem sie sich mit der Stärke ihrer Liebe zu ihrer Schwester wappnete, mit der Heftigkeit des Unwillens, den sie fühlte um ihrer Schwester willen, gewann der schreckliche Versucher ihres Lebens noch einmal soviel Macht über sie, als zuvor. Durch all die Schminke und die Entstellung der Verkleidung blitzte die stolze Verzweiflung dieser starken und leidenschaftlichen Seele in ihren wilden und entsetzlichen Blicken hindurch. Nora zu einem Gegenstande öffentlicher Neugier und Belustigung gemacht, Nora auf offener Straße ausgescholten; Nora, das um schnöden Lohn erkaufte Opfer der Unverschämtheit einer alten Frau und der Ungezogenheit eines Kindes – und derselbe Mann, der Frank nach China geschickt hatte, schuld auch hieran! und nach diesem Manne der Sohn desselben schuld daran! Der Gedanke an ihre Schwester, welcher sie von dem Schauplatz ihrer beabsichtigten Täuschung weggeführt hatte, welcher ihr das Bewußtsein ihrer Verkleidung verhaßt gemacht, war nun der Gedanke, der jene Mittel heiligte oder alle Mittel, um ihr Ziel zu erreichen; der Gedanke, welcher Schwingen setzte an ihre Füße und sie zurücktrieb näher und immer näher nach dem verhängnißvollen Hause!

Sie verließ den Park wieder und fand sich in den Straßen, ohne zu wissen wo. Noch einmal rief sie den ersten Cab an, der an ihr vorbeikam, und wies den Kutscher an, nach der Vauxhallpromenade zu fahren.

Der Wechsel vom Gehen zum Fahren beruhigte sie. Sie fühlte, wie sie wieder zu sich selber und zu ihrem Anzuge zurückkam. Die Notwendigkeit, sich zu versichern, daß kein widriger Zufall sich zugetragen bezüglich ihrer Verkleidung in der Zwischenzeit, daß sie ihr Zimmer verlassen hatte, drängte sich ihrer Seele sofort auf. Sie ließ den Kutscher an dem ersten Pastetenladen halten, an dem er vorüber kam, und erhielt dort Gelegenheit, einen Spiegel zu befragen, ehe sie sich wieder nach Vauxhallpromenade zurück wagte.

Ihr grauer Kopfputz war in Unordnung gerathen und der altmodische Hut ein wenig verschoben. Sonst hatte Nichts gelitten. Sie berichtigte die wenigen Mängel ihres Anzugs und kehrte zu dem Cab zurück. Es war halb Zwei, als sie an das Haus kam und zum zweiten Mal an Noël Vanstones Thür klopfte. Die Magd öffnete dieselbe, wie vorher.

– Ist Mrs. Lecount zurückgekommen?

– Ja, Madame. Gehen Sie hierhin, wenns gefällig ist.

Die Magd ging Magdalenen auf einem leeren Gange voran, führte sie hinter einer Treppe ohne Teppich weg und öffnete die Thür eines Zimmers im hinteren Theile des Hauses. Das Zimmer wurde von einem Fenster erhellt, das auf einen Hof hinausging, die Wände waren kahl, der getäfelte Fußboden war ohne Decke. Zwei Kammerstühle standen an der Wand, und ein Küchentisch war unter das Fenster gestellt. Auf dem Tische stand ein Glasgefäß mit Wasser und einer Miniaturpyramide von Felsstückchen, dazwischen grünes Moos in der Mitte Schnecken klebten an den Wänden des Gefäßes, Froschzwerge und kleine Fische schwammen in dem grünlichen Wasser, glatte Eidechsen und schlammige Frösche schlichen ihren stillen Weg hinein und heraus auf dem moosigen Felsen, und auf dem Gipfel der Pyramide da saß einsam und allein, kalt wie der Stein, braun wie der Stein, unbeweglich wie der Stein, eine kleine helläugige Kröte. Die Kunst, Fische und Gewürm als Hausschooßthiere zu halten, war zu damaliger Zeit noch nicht heimisch in England, und Magdalene bebte daher beim Eintritt in das Zimmer mit unüberwindlichem Erstaunen und Abscheu beim Anblick des ersten Aquariums, das sie gesehen, zurück.

– Erschrecken Sie nicht, sagte eine Frauenstimme hinter ihr. Meine Lieblinge thun Niemandem Etwas.

Magdalene drehte sich um und stand Mrs. Lecount gegenüber. Sie hatte, indem sie ihre Vorurtheile aus den Brief gründete, welchen die Haushälterin an sie geschrieben hatte, ein hartes, verschlagenes, übellauniges, unverschämtes altes Weib zu sehen erwartet. Und nun fand sie sich einer Dame von sanftem, einschmeichelndem Benehmen gegenüber, deren Kleidung die Sauberkeit, der Geschmack und die matronhafte Einfachheit selber, deren äußere Persönlichkeit nichts mehr und nichts weniger als ein Sieg des Widerstandes ihrer Natur über den zerstörenden Einfluß der Zeit war. Wenn Mrs. Lecount ein fünfzehn bis sechzehn Jahre von ihrem wahren Alter verleugnet und sich für eine Achtunddreißigerin ausgegeben hätte, so würde kein Mann unter Tausenden oder keine Frau unter Hunderten Bedenken getragen haben, ihr Glauben zu schenken. Ihr dunkles Haar hatte eben nur einen Anflug von Grau und nicht mehr. Es war glatt gescheitelt unter einem fleckenlosen Spitzenhäubchen Nicht eine Runzel war auf ihrer glatten weißen Stirn oder ihren vollen weißen Wangen zu entdecken. Ihr Doppelkinn hatte ein Grübchen, und ihre Zähne waren ein Wunder von Regelmäßigkeit und blendender Weiße. Ihre Lippen hätte man genau genommen als zu dünn betrachten können, wenn sie nicht ihren Mangel durch ein gefälliges und einschmeichelndes Lächeln aufs Wirksamste gut zu machen verstanden hätten. Ihre großen schwarzen Augen würden stolz ausgesehen haben, wenn sie im Gesicht einer andern Frau sich befunden hätten; in Mrs. Lecounts Antlitz waren sie von sanftem und schmachtendem Ausdrücke. Sie ruhten mit zärtlichem Interesse auf jedem Gegenstande, den sie sahen, auf Magdalenen, auf der Kröte ob dem künstlichen Felsen, auf der Hofaussicht aus dem Fenster, auf ihren eigenen fleischigen, schönen Händen, welche sie beim Sprechen sanft an einander rieb, auf ihrem hübschen Batistvorhemdchem welches sie mit Wohlgefallen anzuschauen pflegte, so lange sie Anderen beim Sprechen zuhörte. Das elegante schwarze Kleid, in welchem sie das Andenken an Michael Vanstone betrauerte, war nicht eigentlich ein Anzug, es war vielmehr ein gut ausgeführtes Compliment für den Tod. Ihre Musselinschürze, weiß wie die Unschuld, war selbst ein kleines häusliches Gedicht. Ihre schwarzen Ohrringe waren so anspruchslos, daß sogar ein Quäker sie anzusehen für keine Sünde gehalten haben würde. Der behäbigen Fülle ihres Gesichts entsprach die behäbige Fülle ihrer Gestalt; dieselbe gleitete sanft über den Boden, wenn sie ging, sie floß dahin in ruhiger Wellenbewegung. Es gibt wenig Männer, welche Mrs. Lecount so ganz und gar vom platonischen Standpunkte aus würden haben betrachten können; junge Leute, Neulinge im Leben, würden sie unwiderstehlich gefunden haben, nur Frauen hätten ihre Herzen gegen sie verhärten und unbarmherzig durch diese schöne lächelnde Außenseite in das Innere dringen können. Magdalene konnte nach dem ersten Blicke auf diese Venus aus der Herbstzeit des weiblichen Lebens sich nur zu sehr Glück dazu wünschen, daß sie den Boden erst in Verkleidung zu sondieren gekommen war, ehe sie in ihrer eigenen Person den Kampf gegen Mrs. Lecount aufnahm.