FC St. Pauli – Von Tradition und Herzblut für den Fußball

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FC St. Pauli – Von Tradition und Herzblut für den Fußball
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Werner Balhauff

FC St. Pauli – Von Tradition und Herzblut für den Fußball

Fakten, Mythen Wissen und Meilensteine - Jetzt für jeden offen ausgeplaudert

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Inhaltsverzeichnis

Titel

DIE GESCHICHTE DES FC ST. PAULI

DIE SPIELSTÄTTE

NATIONALE ERFOLGE DES FC ST. PAULI

PRÄSIDENTEN DES FC ST. PAULI

FANSZENE DES FC ST. PAULI

BEKANNTHEIT DES VEREINS

RECHTLICHER HINWEIS

Impressum neobooks

DIE GESCHICHTE DES FC ST. PAULI

Die Gründungsjahre

Die Historie des FC St. Pauli ist eine ganz besondere. Der FC St. Pauli war bis ins Jahr 1924 die Fußballabteilung (Spiel- und Sportabteilung) des „Hamburg-St. Pauli Turnverein 1862“ (gegründet am 1. Mai 1862 durch ei-ne Fusion des MTV in Hamburg . Gründungsdatum 7. September 1852 – mit dem TV in St. Pauli und vor dem Dammthore. Gründungsdatum 7. September 1860). Offiziell gegründet wurde der FC St. Pauli am 15. Mai 1910, aber erst 1924 im Zuge der reinlichen Scheidung zwischen Turn- und Fußballvereinen als selbstständiger Club in das Vereinsregister eingetragen. Seine Vereinsfarben sind Braun-Weiß. Die Mitgliederzahl liegt bei über 15.000.

Lange vor der Gründung der Spiel-Abteilung des Hamburg-St. Pauli TV wurde in St. Pauli bereits Fußball gespielt. Schon ab der ersten Saison 1895/96 wurden auf dem Heiligengeistfeld regelmäßig Punktspiele des Hamburg-Altonaer Fußball-Bundes ausgetragen, da der einzige andere zur Verfügung stehende Platz auf der kleinen Exerzierweide in Altona meist nicht ausreichte. 1900 trug der FC Victoria 1895 dort seine Heimspiele aus. Auch der FC Alemannia 1896 spielte auf dem Heiligengeistfeld und nahm für einige Jahre den Zusatz „St. Pauli“ in seinen Vereinsnamen auf. Durch den Bau eigener Plätze wurde das Heiligengeistfeld Anfang des 20. Jahr-hunderts nicht mehr für Punktspiele benötigt.

Im Jahre 1900 wurde der nur wenige Jahre bestehende FC St. Pauli 1900 gegründet, der einem unabhängigen Verband angehörte.

Im November 1906 wurden die Mitglieder des Hamburg St. Pauli TV 1862 zur Gründung einer Spielabteilung, in der auch insbesondere das Fußballspiel betrieben werden sollte, aufgerufen. Erst im Frühjahr 1907 meldeten sich genug Mitglieder, um auch eine Mannschaft bilden zu können. Bis zum Sommer des Jahres wurden, soweit bekannt, nur zwei Freundschaftsspiele ausgetragen.

In der Saison 1907/08 fanden bereits elf Freundschaftsspiele statt, überwiegend gegen Nichtverbandsvereine oder Reservemannschaften inner-halb der Hamburger Stadtgrenzen. Von den elf Treffen konnten sieben gewonnen werden. Die folgende Saison 1908/09 sah die Bildung einer zweiten Mannschaft, aber auch die Reservemannschaft bestritt wie die erste Mannschaft nur Freundschaftsspiele. Insgesamt sollen beide Mannschaften rund ein Dutzend Begegnungen ausgetragen haben, wobei die Bilanz aus-geglichener ausfällt.

Die Saison 1909/10 begann mit Gesellschaftsspielen, aber im Herbst 1909 wurde die Spiel-Abteilung des Hamburg-St. Pauli TV in den Norddeutschen Fußball-Verband aufgenommen. Die erste Mannschaft wurde für die Rück-runde der 3a-Klasse im Bezirk III (Hamburg/Altona) zugeteilt, in der sich fast ausschließlich die dritten Teams der Clubs aus der höchsten Spielklasse befanden. Die Teilnahme erfolgte außer Konkurrenz, so wie es für später gemeldete Mannschaften derzeit üblich war. Der Punktspielauftakt am 30. Januar 1910 gegen die dritte Mannschaft des SC Germania 1887 endete mit einem 2:0-Sieg für den TV, obwohl er nur mit zehn Spielern antrat. Weniger glücklich verlief die Punktspielpremiere für die zweite Mannschaft, die der 3b-Klasse zugeteilt war; das erste Punktspiel bei der IV. Mannschaft des Eimsbütteler TV am 6. Februar 1910 endete mit einer 1:12-Niederlage.

Erstmals verließ der TV in dieser Saison auch die Hamburger Stadtgrenzen und trug dabei Freundschaftsspiele in Cuxhaven und in Dänemark aus, die allesamt mit Niederlagen endeten. Am 22. April 1910, also nach dreijährigem Bestehen der Abteilung und 18 Tage vor dem offiziellen Gründungsdatum, verfügte der Hamburg-St. Pauli TV bereits über vier Mannschaften und die fünfte wurde gebildet. Insgesamt wurden 28 Spiele ausgetragen, wobei sechs Siegen 20 Niederlagen gegenüberstanden.

1910 bis in die 70er

Für die Saison 1910/11 wurde die erste Mannschaft der 1c-Klasse zugeteilt, die aus zwei Staffeln bestand und in der sich keine Reservemannschaften befanden. Neben der zweiten Mannschaft nahmen auch erstmals die dritte und vierte Garnitur an den Meisterschaftsspielen teil. Das angestrebte Ziel, der Aufstieg in die höchste Spielklasse, gelang nicht. Im Gegenteil, die Leistungen stagnierten und ein Abwärtstrend setzte ein. Gute Spieler begannen den Verein zu verlassen und schlossen sich anderen Clubs an. Extrem groß war der Aderlass Ende Dezember 1912, als von den knapp 230 gemeldeten Spielern 57 den Verein am selben Tag verließen. Vor dem Ersten Weltkrieg entstand mit der St. Pauli SpVgg. eine lokale Konkurrenz, die ungefähr zum gleichen Zeitpunkt ihren Spielbetrieb wie der Hamburg-St. Pauli TV auf-nahm.

Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges verhalf dem TV zu dem Sprung in die zweite Spielklasse. Da andere Clubs wegen Spielermangel sich von Meisterschaftsspielen zurückziehen mussten, konnten die Turner dank der Vizemeisterschaft in der 1c-Klasse aufrücken. 1915/16 wurde der Hamburg-St. Pauli TV Meister seiner Staffel. Für die Teilnahme an der Relegationsrunde wurde für den 7. Mai 1916 ein Entscheidungsspiel auf dem Victoria-Sportplatz an der Hoheluft gegen den SC Concordia 1907 angesetzt. Die Concorden hatten die Meisterschaft ihrer Staffel in überlegener Manier gewonnen. Alle 20 Punktspiele wurden siegreich mit einem Torsaldo von letztlich 155:13 beendet. Zur Pause führte der TV überraschend mit 1:0, musste sich am Ende aber mit 1:4 beugen.

1919 gelang der angestrebte Aufstieg in die höchste Spielklasse, die inzwischen in Norddeutsche Liga Hamburg/Altona umbenannte ehemalige 1a-Klasse. In einer einfachen Runde endeten die Turner auf dem Dreizehnten und damit letzten Platz. Nur der Vorletzte, die SpVgg. 1903 Blankenese, konnte mit 2:1 geschlagen werden. Die restlichen elf Begegnungen gingen alle verloren. Die größte Schlappe von 0:9 wurde gegen den SC Victoria registriert, im allerersten Punktspiel, in dem die beiden Clubs aufeinander-trafen. Nach Beendigung der Einfachrunde wurde die Tabelle geteilt. Der TV spielte in der Abstiegsrunde, belegte bei sieben teilnehmenden Mannschaften den sechsten Platz und stieg somit gleich wieder ab. An lokaler Konkurrenz erstarkte der St. Pauli SV 1901, im Volksmund St. Pauli Sport genannt. Gegründet wurde der Verein als FC Britannia, nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges erst in FC Blücher, später dann in St. Pauli SV umbenannt und für Jahre erfolgreicher als der FC.

In den Jahren bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 entwickelte sich der FC St. Pauli zu einer so genannten „Fahrstuhlmannschaft“, die ständig zwischen der ersten und zweiten Spielklasse hin- und her pendelte. Da kein Trainer eingestellt wurde, konnte auch das oft vorhandene spielerische Potential nicht weiterentwickelt werden.

Der Krieg war vorbei, doch mit dem Wiederaufbau sollte es noch etwas dauern, - jeden-falls was die zerstörten Gebäude betraf. Karl Miller allerdings brachte den Wiederaufbau in Sachen Fußball wesentlich schneller voran.

Mit der fast schon legendären Schlachterei seiner Eltern in der unweit des Millerntors gelegenen Wexstraße und den dort bereitstehenden Fleischvorräten, lockte Miller nach dem Krieg zahlreiche Spitzenfußballer zum FC St. Pauli. Vornehmlich kamen Spieler wie u. a. Heinz Hempel, Heinz Köpping oder auch Walter Dzur die Elbe aus Dresden hinauf um fortan in Braun und Weiß zu kicken. Eine ganz kurze Zeit spielte sogar der spätere Nationaltrainer Helmut Schön für den FC.

Zunächst musste der Verein seine Heimspiele auf gegnerischen oder neutralen Plätzen austragen, denn das Stadion war komplett zerstört, überhaupt hatte der gesamte Stadtteil St. Pauli reichlich Schaden genommen. Im ersten Nachkriegsjahr errichteten Mitglieder des FC St. Pauli eine neue Spielstätte auf dem Heiligengeistfeld, direkt gegenüber der alten Feuerwache, welches am 17.November 1946 mit einem Spiel gegen den FC Schalke 04 eingeweiht wurde. Lange führte der FC in der damaligen Stadtliga und sah schon wie der sichere Meister aus, doch wurde man am letzten Spieltag doch noch vom Hamburger SV überholt.

Doch bereits in der folgenden Saison 1946/47 trumpften die Kiezkicker groß auf: „Man fühlte sich beinahe nach Brasilien versetzt, wenn die St. Pauli-Truppe Ball und Gegner laufen ließ“, heißt es im Jahrbuch zum 75. Vereinsjubiläum. Am Ende dieser Spielzeit stand man dann endlich vor den Rothosen und feierte die Stadtmeisterschaft.

 

In der ersten Oberligasaison 1947/48 verlor der FC nur drei Spiele in der Meisterschaftsserie und unterlag erst im Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft gegen den 1.FC Nürnberg. In der Folgesaison kam der FC „nur“ bis ins Viertelfinale. Bis zur Spielzeit 1953/54 musste man stets mit einem Platz hinter dem HSV vorlieb nehmen, dann aber wurde Hannover 96 Meister der Oberliga-Nord, der FC belegte den zweiten Rang, der HSV rangierte erst auf dem 11.Platz. In den folgenden Jahren stritten St. Pauli und Altona 93 meist um die Plätze hinter den Rothosen.

Zwischen 1955 und 1958 stemmten sich die Kicker vom Millerntor in jeder der drei Spielzeiten ständig gegen einen drohenden Abstieg. Viele Kicker der Wunder-Elf wechselten zu anderen Vereinen oder hängten die Fußballschuhe an den berühmten Nagel. Neue, junge Spieler waren gekommen und wurden nun vom ehemaligen FC-Spieler Heinz Hempel trainiert und mussten sich mit Platzierungen zwischen dem 9. und 13. Tabellenrang zufrieden geben.

Nach nur 14 Jahren musste das 1946 errichtete Stadion der Internationalen Gartenausstellung weichen und so wurde 1960 mit dem Bau des heutigen Stadions begonnen. Doch erst in der Rückrunde der Saison 1961/62 trug St. Pauli dort auch seine Heimspiele aus.

Fast elf Jahre war Hempel als Trainer am Millerntor tätig, bevor ihn Präsident Wilhelm Koch 1962 entließ. Seine Nachfolger Otto Westphal, Otto Coors und Kurt Krause blieben jeweils nur ein, bzw. zwei (Krause) Jahre am Millerntor, sodass Hempel im Herbst 1968 noch einmal das Zepter bis zum Saisonende übernahm. Als nach der Saison 1962/63 dann die Bundesliga eingeführt wurde, verweigerte der DFB dem FC St. Pauli die Teilnahme an der neuen höchsten deutschen Spielklasse und so starteten die Kiezkicker in der Regionalliga-Nord, wo so-gleich die Meisterschaft eingefahren wurde.

In zehn Jahren nahm der FC St. Pauli sechs Mal an den Aufstiegsrunden zur neu geschaffenen Bundesliga teil. Mit dem Aufstieg in den "bezahlten Fußball" hat es allerdings erst geklappt, als der DFB einen neuen Unterbau einführte: Die 2.Bundesliga. Im Weltmeisterschaftjahr 1974 stiegen die Braun-Weißen gemeinsam mit Eintracht Braun-schweig auf.

Elf Jahre diente die fünfgleisige Regionalliga als zweithöchste Spielklasse unterhalb der 1963 geschaffenen Bundesliga. Mit einem 4:1-Sieg über den VfL Wolfsburg wurde am 10.November 1963 das "neue" Stadion am Millerntor zum zweiten Mal eingeweiht. Unter dem neuen Trainer Otto Westphal sicherte sich der FC St. Pauli gleich in der ersten Saison den Meistertitel der Nord-Staffel, im Folgejahr reichte es hinter Holstein Kiel nur zum 2.Platz, um in der dritten Spielzeit 1965/66 wiederum als Meister Göttingen 05 und die Kieler hinter sich zu lassen.

In den Spielzeiten von 1966 bis 1969 erreichte man zunächst den fünften Rang und verbesserte sich in folgenden Jahren stets um einen Platz in der Abschlusstabelle. Unter Trainer Erwin "Ata" Türk begann im Sommer 1968 der Umbruch. Ältere Spieler wie Ingo Porges beendeten ihre Karriere, neue junge Spieler kamen ans Millerntor. Auch in der folgenden Saison stießen weitere junge Talente dazu. Alfred Hußner (19 Jahre), Horst Wohlers (20) oder auch Herbert Liedtke (18) wuchsen umgehend zu den Stützen des Teams.

Ein interner "Skandal" überschattete jedoch den Saisonauftakt: Bereits Ende Juli schied die Türk-Elf im DFB-Pokal gegen das eigene Amateurteam aus. Peter Darsow erzielte den einzigen Treffer der Partie, gegen deren Wertung die Liga-Mannschaft sogar Protest einlegte. Angeblich seien drei Amateur-Kicker nicht spielberechtigt gewesen.

Dennoch spielte der FC St. Pauli eine klasse Saison, erreichte am Ende 1969/70 allerdings einen doch enttäuschenden 4.Platz. In den darauffolgenden Spielzeiten nahmen die Braun-Weißen dreimal nacheinander an der Aufstiegsrunde teil, doch musste man 70/71 Neunkirchen und Düsseldorf den Vortritt lassen. 1971/72 schaffte der FC den 1.Platz, schloss die Aufstiegsrunde allerdings hinter RWE und Kickers Offenbach ab. Auch 1972/73 gelang erneut die Meisterschaft, doch scheiterte man ebenso erneut in der Aufstiegsrunde; Fortuna Köln gelang der Sprung in die 2.Bundesliga.

1973/74 wurde die Millerntor-Elf hinter Braunschweig Zweiter und qualifizierte sich für die neu gegründete 2.Bundesliga Nord. In 36 Begegnungen trafen die Kiezkicker 113 mal in Schwarze – bis Heute der absolute Vereinsrekord! Dazu trugen Kantersiege gegen Phoenix Lübeck und Heide (je 8:0) und Bremerhaven (9:0) ebenso bei wie Franz Gerber, der in 31 Partien 33 Treffer erzielte und vor der ersten Zweitliga-Saison zum Wuppertaler SV wechselte.

Aufstieg, Klassenerhalt, Aufstieg, Abstieg, Lizenzentzug...

Nach elf Jahren Regionalliga ging es 1974 endlich in den "bezahlten" Fußball, 1977 gelang sogar der Aufstieg in die Bundesliga. Es folgte der direkte Wiederabstieg und nur ein Jahr später der Lizenzentzug.

1974/75 bis heute….

Kurz vor Beginn der Fußballweltmeisterschaft 1974 im eigenen Land, schaffte der FC St. Pauli gemeinsam mit Eintracht Braunschweig den Aufstieg aus der Regionalliga Nord.

Drei Tage vor Weihnachten wurde der VfL Wolfsburg am Millerntor mit 10:2 abgefertigt, - dem höchsten Heimsieg der Vereinsgeschichte in einem Pflichtspiel nach 1945. Als Aufsteiger schloss der FC St. Pauli die Saison 74/75 überraschend als Tabellendritter hinter Meister Hannover 96 und Uerdingen ab, fast hätte es zum Durchmarsch gereicht.

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