Herrschaft für ein Jahr | Erotischer SM-Roman

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Aus der Reihe: BDSM-Romane
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Herrschaft für ein Jahr | Erotischer SM-Roman
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Impressum:

Herrschaft für ein Jahr | Erotischer SM-Roman

von Ven Rouven

Zwei Dinge waren schon immer in Ven Rouven – seit frühester Jugend. Zum einen das Schreiben. Viele Bücher, Drehbücher und Gedichtbände sind das Ergebnis dieser lebenslangen, nicht enden wollenden Leidenschaft. Zum anderen erkannte er erst viel später – im Jahre 2002 – beim Besuch eines SM-Lokals seine wahre sexuelle Ausrichtung. Er ist durch und durch ein Dom. Seine Dominanz und der Hang zum SM-Style waren wie das Schreiben schon immer in ihm, blieben nur viele Jahre unerkannt. Beide Elemente lebt er heute intensiv aus. Und mit erotischen Büchern verbindet er alles zu einem Ganzen. Ven Rouven ist BDSM-Literatur. Schonungslos offen, ehrlich und authentisch

Lektorat: Daniela Jungmeyer

Originalausgabe

© 2019 by blue panther books, Hamburg

All rights reserved

Cover: © Galina Tcivina @ shutterstock.com © Kiselev Andrey Valerevich @ shutterstock.com

Umschlaggestaltung: MT Design

ISBN 9783862773589

www.blue-panther-books.de

ERSTER TEIL

»Führung heißt: einen Menschen so weit bringen,

dass er das tut, was Sie wollen, nicht weil er muss,

sondern, weil er es will.«

Dwight David Eisenhower (1890-1969)

EINFÜHRUNG

Lieber Leser, seien Sie willkommen. Treten Sie ein in eine Welt, die von Schmerzen, Freude, Unterwerfung, Lachen, Macht und Liebe geprägt ist.

Das nun folgende Abenteuer ist tatsächlich so passiert. Es sind keine erfundenen Ereignisse. Dies alles trug sich innerhalb eines Jahres genau so zu, wie es hier zu lesen ist. Nach langen Gesprächen zwischen meiner Dienerin und mir zeichnete ich unsere Erlebnisse und auch unsere Eindrücke auf. Oftmals nur einen Tag nach dem Geschehen. Unsere Geschichten und Abenteuer so frisch wie möglich zu erzählen, war mein Bestreben. Ich konnte aber zu Beginn der Aufzeichnungen nicht wissen, welch tragisches Ende dies alles noch nehmen sollte.

Sie betreten hier nun unsere Welt. Vieles mag sehr verrückt und vielleicht auch abstoßend auf Sie wirken. Vielleicht mögen Sie einiges darin sehr, manches möglicherweise gar nicht. Sie werden auf seltsame Zeitgenossen, ja, sogar auf Zombies treffen. In der Welt, in der wir leben, ist tatsächlich vieles möglich. Sie werden mitunter auf Wege geführt, die für Sie vielleicht so fremd sind, wie einem etwas nur fremd sein kann. Schön so!

Mein Tipp: Lassen Sie sich auf all dies ein. Treten Sie näher, lugen Sie durch das Schlüsselloch in unsere Schattenwelt. Die Art, wie wir leben, hat sehr viel mit Lachen und Weinen zu tun. Seien Sie herzlich willkommen und haben Sie dasselbe Vergnügen beim Lesen dieser Abenteuer, wie wir es beim Erleben hatten.

Aber aufgepasst: Diese Welt kann von einer Faszination sein, die einem ein Leben lang nicht mehr loslässt. Ich weiß, wovon ich spreche.

Also, hereinspaziert, hereinspaziert …

Und viel Vergnügen, Ven Rouven

ERSTES KAPITEL: PANTHER (Mai 2016)

Es klopft an der Tür. Ich habe soeben das Gespräch mit ihr beendet und mein Mobiltelefon in der Innentasche meines Sakkos versteckt. Es auf stumm geschaltet. So, als hätte ich der Frau einen Knebel in den Mund gestopft. Mir gefällt dieses Bild. Nun kann sie nicht mehr schreien, nicht mehr weinen, nicht mehr ihren Schmerz mir zeigen. Gut so!

Nochmals ein Klopfen. Wieder ist es ein schwaches, ein schüchternes Klopfen. Das Klopfen eines Menschen, der um Einlass bittet, aber kaum zu fragen wagt. Wieder ein Bild, das ich mag.

Ich gehe auf den Stuhl zu, der inmitten des Hotelzimmers steht, und sehe mich um. Was mag dieses Zimmer nicht schon alles erlebt haben? Was wurde darin alles an Fantasien verwirklicht? Dieses Bett! Wie viele Männer und Frauen gingen auf dieser Matratze ihrer Passion nach? Wie viele Geheimnisse mochten diese vier Wände für immer in sich verwahren? Und kann ich es schaffen, diesen Raum, nach all den vielen Jahren, nach all dem Erlebten, noch zu schockieren?

Ich betrachte mein Sakko, das lässig über einem zweiten Stuhl hängt. Von mir richtig in Szene gesetzt. Wie so vieles in dieser Unterkunft. Wie oft hatte das Mobiltelefon inzwischen in der Innentasche bereits wieder geklingelt, ohne auch nur einen Ton, eine Vibration von sich zu geben?

Es klopft. Diesmal etwas fester. Nicht fest, nur fester. Gerade so, dass die Person vor der Tür nicht den Eindruck des Forderns erweckt. Ein unterwürfiges und sehr angebrachtes Klopfen. Ein Klopfen, wie ich es mag.

Ich sehe zu der Tür, die nicht verschlossen ist.

»Du kannst hereinkommen!«, sage ich in einem lauten und bestimmenden Ton.

Nur ein paar Atemzüge darauf öffnet sich langsam die Tür und eine hübsche blonde Frau tritt ein. Ohne ein Wort von sich zu geben, ohne mich anzusehen, legt sie Mantel und Tasche ab. Ihr Körper ist in ein geschmackvolles Mieder geschnürt, das aber gekonnt Brüste und Schambereich frei hält. Sie zittert. Nein, es ist kein Zittern. Ihre Angst, ihre Nervosität pendelt bereits in ein fast schon putziges Vibrieren über. Ich schöpfe aus diesen Augenblicken der völligen Hilflosigkeit besonders meine Lust. Wenn sich der Mensch vor mir nicht schlüssig darüber ist, ob das, was er gerade macht, nicht doch ein Fehler war und auch irgendwie über eine Art Flucht nachdenkt. Es sind immer nur wenige Sekunden, wo solche Gedanken das Hirn zermartern. Furchtbare Sekunden für diesen Menschen. Wundervolle für mich.

Ich lasse mir Zeit. Sehr viel Zeit. Ich warte und beobachte. Ein Panther auf der Lauer, sein Opfer umkreisend, denke ich mir und auch dieses Bild mag ich. Die blonde Frau kniet sich demütig vor mich hin. Sie hat ihre Zweifel überwunden und jetzt breitet sie ihre Hände aus, hält den Kopf dabei tief gesenkt und wartet auf meine Anweisungen. Sie ist nun bereit, sich mir vollkommen zu unterwerfen.

»Ich begrüße dich!«, sage ich mit betont tiefer Stimme.

»Ich begrüße Sie, mein Herr!«, antwortet sie. Ihre Kehle klingt trocken. Die Anspannung schnürt ihr den Hals ab. Ich bin nicht ihr Herr … noch nicht. Sie wagt es nicht, mich anzusehen, starrt nur abwartend auf meine Schuhe. Ihr Kopf bleibt gen Boden gerichtet, so wie ich es erwarte und wie es sich auch gehört.

Ich betrachte sie. Ihren Körper, der zittert. Ihre Brust, die schwer mit dem Ein- und Ausatmen auf und ab wogt. Wie Meereswellen.

Oh ja, ich lasse mir Zeit. Ich will dieses Ereignis so lange wie nur möglich erhalten. Es ist fast das Beste daran, reflektiere ich und fasse mir in den Schritt. Ich spüre die aufkeimende Erregung. Ach Gott, wie sehr liebe ich doch diese ganz besonderen Stunden der völligen Überlegenheit. Eine Macht, die ich durch nichts eintauschen möchte.

Irgendwann erhebe ich mich aus meinem Stuhl und gehe an ihr vorüber. Zärtlich, aber gebieterisch streife ich mit meiner Hand ihren Kopf – gehe an ihr vorbei, verschließe die Türe und nehme eine Gerte an mich. Ich taste fast liebevoll mein Schlaginstrument ab. Wir beide, meine Gerte und ich, hatten in den letzten Jahren schon viel Vergnügen. Und das Vergnügen wird hier nicht enden. Ganz bestimmt nicht.

»Lass uns Spaß haben!«, sage ich zu meiner Gerte und hole zu einem ersten festen Schlag aus …

EIN JAHR ZUVOR

Bist du öfters hier?, schreibe ich der Frau im Chat. Wir können uns nicht sehen und wir wissen auch so gut wie nichts voneinander, aber irgendwie spüre ich – sie könnte die Richtige sein. Unser Gespräch hält noch keine zwei Stunden an und doch gibt es da eine Verbindung zwischen uns, die tiefer zu gehen scheint.

Seit einiger Zeit schon. Ich bin auf der Suche nach einem dominanten Herrn, dem ich vertrauen kann und der mich zu beherrschen und erziehen weiß. Leider habe ich kaum Erfahrung im Bereich BDSM, aber ich bin bereit, zu lernen und zu gehorchen, antwortet meine Chat-Bekanntschaft.

Eine gute Grundeinstellung. Aber es ist leichter gesagt als getan. Ich habe schon viele versagen gesehen. Nicht, weil sie dem Schmerz nicht standhielten, sondern, weil sie nicht wussten, was es bedeutet, richtig zu dienen. So zu dienen, wie ich es verstehe.

Und woher weiß ich, ob ich es kann?

Ich antworte nicht. Es folgt eine lange Pause des Schweigens, in der ich spüre, wie sich in ihrem Kopf die Räder drehen. Ihr Verstand läuft gerade auf Hochtouren. Hat sie etwas falsch gemacht? Hat sie eine Frage gestellt, die sie nicht hätte stellen sollen? Warum plötzlich dieses Schweigen?

Der Panther ist wieder unterwegs. Er umkreist seine Beute, zieht den Kreis immer enger.

Herr, ist es mir erlaubt, noch eine Frage zu stellen?

Ich schweige noch immer. Ich mag diese Überlegenheit des Wartens und Zögerns. Mit der Beute spielen. Nach einer gefühlten Ewigkeit für die Frau antworte ich ihr mit einem kurzen Ja.

Herr, darf ich Sie treffen?

Sie hat gerade eben erst die fantastische Welt des Sadomasochismus betreten und sucht nun einen Herrn, um all ihre Fantasien auszuleben. Sich ihm völlig zu unterwerfen und sich anzuvertrauen. Sie ist zum ersten Mal auf der Suche. Davon geträumt hatte sie schon lange und unzählige Male, aber einen Schritt in diese Richtung wagte sie doch nie. Wie oft ich diesen Satz schon hören oder lesen musste.

***

Vor etwas mehr als fünfzehn Jahren rutschte ich durch meine Finanzberaterin in die BDSM-Szene. Wir kannten uns bereits seit ein paar Jahren. Es war eine typische beruflich-freundschaftliche Beziehung. Man kennt sich, man duzt sich und veralbert sich auch schon Mal hin und wieder. So gut kennt man sich dann doch. Aber man weiß so rein gar nichts aus dem Privatleben des anderen. Jeder von uns hat wohl solch berufliche Freunde.

 

Eines Abends war ich bei ihr zu Gast. Wir wollten einige Unterlagen besprechen. Es war ein Treffen ohne Hintergedanken auf beiden Seiten.

Wie ich ihre Wohnung betrat, in der ich zuvor noch nie gewesen war, entgingen mir nicht die vielen Bilder an den Wänden. Bilder einer Frau in sehr devoten Stellungen. Einer Frau, an ein Andreaskreuz fixiert. Hände in Handschellen. Ein nackter Frauenkörper. Die Haut überzogen von dunklen Hämatomen und Striemen. Bilder von Peitschen oder Gerten.

»Sehr interessante Fotos, die du da hast. Wer ist das?«, fragte ich unbekümmert neugierig.

Meine Gastgeberin betrachtete kurz die Aufnahmen, sah mich an und antwortete trocken:

»Das bin ich. Ist aber schon ein paar Jahre her!«

Ich war verblüfft. Mochte diese saloppe Antwort tatsächlich ernst gemeint sein? Wie konnte das stimmen? War sie mir doch immer nur als ein sehr dominanter Mensch im Bewusstsein. Nie hätte ich gedacht, oder wäre auf die Idee gekommen, dass sie, einige Jahre zuvor, die Rolle der Sklavin innehatte. Wie kann jemand solch unterschiedliche Charaktere in sich vereinen?

Ich betrachtete sie sehr aufmerksam und versuchte diese Information in mir zu ordnen. Die Abbildungen an den Wänden zeigten eine nackte Frau. Gefesselt, benutzt, geschlagen und immer in devoter Körperhaltung. Die Frau mir gegenüber stellte für mich aber die Emanzipation schlechthin dar. Sehr taff, sehr resolut. Und doch waren beide Frauen meine Finanzberaterin. Mein Interesse an den Unterlagen war gleich Richtung null abgedriftet. Ich musste dieses Rätsel lüften und so begann ich unbeirrt mit dem Verhör.

Wir hatten an diesem Abend noch eine sehr lange und sehr vertiefte Unterhaltung. Ohne Scham erzählte sie mir von ihrer Vergangenheit und ich spürte, wie sehr mich diese Geschichten und diese Vorstellung mitrissen. Durch ihre Schilderungen und Erfahrungen über und in dieser Szene wurde meine Neugierde enorm geweckt. Ich war fasziniert, wollte diese andere, diese finstere Welt, unbedingt kennenlernen. Ihre Beschreibungen begeisterten mich. Die Fotos, die sie als Sklavin zeigten, dieses Ausgeliefertsein. Die Geschichten von Demut und Dienerschaft. Eine ganz neue Welt tat sich vor mir auf.

Doch war es nicht die Welt der devoten Sklavin, die mich begeisterte, sondern die des bestimmenden Herrn. Der Mann, der führt und beherrscht.

An jenem Abend spürte ich zum ersten Mal eine Art Panther in mir.

***

Als ich das Lokal betrat, war ich keinesfalls auf das, was ich zu sehen bekam, vorbereitet. Hier sollte die BDSM-Welt anzutreffen sein? Meine Finanzberaterin hatte mir zu dem Besuch geraten, nachdem meine Neugierde und Lust auf diese Szene nicht mehr abklingen wollte.

Schäbige alte Holzstehtische, eine sichtbar in die Jahre gekommene Theke und eine etwas kühle Atmosphäre. Was sollte hier anders sein als in irgendeinem anderen heruntergekommenen Pub? Selbst die Menschen darin waren nicht so viel anders als sonst wo. Gut, auf einem Bildschirm lief ein Bondage-Film. Und das war nun der große Unterschied? Ich empfand Einrichtung, Gäste und Filme eher als langweilig. Für mich machte diese Fesselei auf dem Bildschirm noch keinen Sinn.

Ohne dass ich es bemerkte, stand plötzlich die Kellnerin an meinem Stehtisch.

»Was möchtest du trinken?«, fragte sie mich mit einem unschuldigen Lächeln. Ich war überrascht, zeigte sie doch ungeniert ihre prallen Brüste und ihr Rock verbarg kaum etwas. Das war schon sehr viel anders als in den üblichen Pubs.

Irgendwie war es, wie wenn man als Brillenträger von der kalten Luft in die warme Stube kommt. Die Brillen beschlagen und nur langsam lüftet sich der Schleier und man erkennt erst nach und nach alles in einem Raum. So war es auch hier. Ich entdeckte immer mehr Personen, die sich deutlich von Normalbürgern unterschieden. Meine imaginären Brillengläser gaben langsam die ganze Sicht frei und ich tauchte zum ersten Mal in meinem Leben in die normal verrückte BDSM-Welt ab. Herrlich!

In den nächsten Monaten und Jahren sollte ich noch oft diese Bar aufsuchen. Mich als Stammkunde zu bezeichnen, wäre zu viel gesagt. Dazu war die reale Entfernung zu groß. Gedanklich war ich aber zum Untermieter geworden. Ich besuchte das Lokal, wann immer ich in der Nähe war. Dort freundete ich mich mit dominanten Männern und devoten Frauen an. Dort lernte ich meine ersten Dienerinnen kennen. Dort entwickelte sich auch meine wahre Sexualität. Als hätte ich mich neu erfunden, so fühlte ich mich und war endlich dort angekommen, wo es mich immer schon hingezogen hatte. Schon lange bevor ich überhaupt wusste, dass es so eine Welt überhaupt gab.

FABRIK-SEX

Herr, darf ich Sie treffen?

Jetzt ist genug Zeit seit dieser Frage vergangen. Ihre Angst vor einer Zurückweisung muss sie halb aufgefressen haben. Geschwächt und ohne klaren Gedanken. So mag der Panther seine Beute, ehe er zum Sprung ansetzt.

Ja. Wir werden uns treffen.

***

Es ist exakt ein Uhr nachts. Langsam fahre ich das Fabrikgelände hoch und parke neben einem grauen Mercedes. Es muss ihrer sein. Ich stelle den Motor ab und sehe mich um. Aus einem Fenster der Fabrik dringt ein schwacher Lichtstrahl nach außen. Dort wird also unsere erste gemeinsame Session stattfinden. Sehr schön. Die Motorkühlung lässt einige Schnauber erklingen, ehe es ganz still um mich herum wird. Ich steige aus und gehe langsam auf das Gebäude zu. Die Kieselsteine unter mir geben ein verräterisches Geräusch von sich. Ich fühle mich wie ein Einbrecher auf Raubzug. So bleibe ich stehen, peile erst einmal die Umgebung ab. Alles schläft und es gibt auch niemanden, der sich so spät nachts noch in diese Gegend verirrt. Ich öffne die schwere Eisentüre. Diese ist, wie erwartet, nicht verschlossen und der Schlüssel baumelt auf der Innenseite des Zylinderschlosses. Ich trete ein, verriegle die Türe und schreite langsam, aber sehr bestimmend auf den schwachen Lichtstrahl zu.

Zum ersten Mal begegne ich nun der Frau aus dem Chat. Sie wartet vor dem »Spielraum« in kniender aufrechter Haltung, die ich von ihr verlangte. Vollkommen entkleidet und die Augen mit einem Tuch abgedunkelt. Auch das war eine meiner Anordnungen.

Da kniet sie nun. Inmitten all der kalten Betriebsgegenstände, die mit Sex so gar nichts zu tun haben und doch ist die Erotik nicht zu übersehen. Es riecht nach Maschinenöl und der harte kalte Betonboden hat etwas Distanziertes, aber Geiles. Ich bin erregt. Spüre meinen Schwanz, wie er immer härter anschwillt. Langsam nähere ich mich ihr. Leise, mit bedachten Schritten umkreise ich die Nackte. Ja, der Panther spielt mit seinem Opfer. Die Frau zittert. Dafür ist aber nicht die Kälte verantwortlich, obwohl es kühl ist. Sie holt tief Luft. Ich gehe an ihr vorbei und betrachte das Spielzimmer, in dem sie all ihre Sex-Spielsachen auf einem großen Schreibtisch ausgebreitet hat. Es sind nicht viele und das, was sie hat, sind Dinge, die typisch für eine BDSM-Anfängerin sind. Eine sehr gewöhnliche Gerte, Handschellen mit Plüsch, ein paar Nippelklammern, die kaum Schmerzen bereiten. Sozusagen ein Starterset. Ein Glas Rotwein steht auf einer Anrichte. Alles ist nach meinem Wunsch vorbereitet. Ich lege meine mitgebrachten Utensilien neben die ihren, nehme Halsband und Leine an mich und marschiere zurück zu der nackten Frau, die es nicht wagt, sich zu bewegen. Ich streife ihr mit der Leine über den Kopf. Sie zuckt. Solche Regungen mag ich.

Ohne ein Wort zu sagen, lege ich ihr Halsband und Leine an. Ihr Atem geht schwer. Ihre Brust bebt geradezu auf und ab. Ihr Zittern ist fast schon ein Schütteln. Ich beuge mich etwas zu ihr hinab und flüstere in ihr Ohr.

»Jetzt weißt du, dass du es kannst!« Sie nickt zittrig.

Ich lasse sie auf allen vieren in das Spielzimmer krabbeln und ziehe sie an der Leine, wie einen Hund, hinter mir her und bemerke, wie diese Erniedrigung sie nur noch stärker aufgeilt. Aber vor allem weiß ich, dass sie diese Demütigung noch mehr erregt.

»Auf den Tisch mit dir!«, befehle ich. Ungeschickt versucht sie den Tisch zu ertasten und daran hinaufzuklettern. Ich betrachte das Schauspiel aus guter Entfernung und positioniere sie so, dass sie mir ihre Öffnungen gut sichtbar entgegenstreckt. Im Schreibtischstuhl sitzend betrachte ich sie. Wieder lasse ich mir ungewöhnlich viel Zeit. Für die blonde Frau ist es die Zeit des Zitterns, der Angst, aber auch des Sinnenrausches.

Zeit ist vielleicht das Beste aller subtilen Folterinstrumente. Nichts kann mehr Emotionen hervorrufen, mutmaße ich und genieße den Anblick, der sich mir bietet.

Ich bin ein Liebhaber von Gerte und Rohrstock. Für mich sind diese Schlagwerkzeuge wie ein verlängerter Arm. Mit beidem kann die Kraft der Hand direkt an die gewünschten Stellen weitergegeben werden. Das mag ich. Ich mag das Geräusch, wenn das Leder oder das Holz auf das weiche Fleisch aufschlägt. Ich mag es, wenn es laut knallt und zugleich ein schweres Stöhnen entlockt. Es sind diese Geräusche, die mich berauschen.

Ich nehme meine Gerte an mich und taste mich mit der Spitze an dem Frauenkörper entlang. Ich berühre bestimmend ihren Intimbereich. Sie krächzt leise. Noch habe ich ihre zarte Haut weder mit der Handfläche noch mit den Fingern berührt. Diese Distanz ist mir immer wichtig. Mir gefällt es, wenn in den ersten Minuten jegliche menschliche Wärme fehlt. Es erhöht die Angst meiner Beute, lässt sie keinen Halt finden. Ich genieße es, mit ihrem Verstand zu spielen.

Nun aber ist die Zeit gekommen, um ihrem Martyrium ein Ende zu setzen. Sie darf mich zum ersten Mal richtig spüren. Ich halte meine Handfläche an ihren Mund. Sie küsst sie unterwürfig und gierig. Ich streife über ihr weiches Gesicht und ihre vollen Lippen. Sie nimmt meine Finger in ihren Mund und saugt lechzend an ihnen, als wäre es etwas anderes, etwas sehr Männliches. Wie sehr sie doch diesen menschlichen Kontakt in diesem Augenblick nötig hat. Ihr Durst nach mir dokumentiert dies überdeutlich. Ich entziehe mich der Frau. Dieses Fabrikgelände, die gesamte Umgebung ist kalt und abweisend. Ich bin es auch.

Ich setze mich in den Schreibtischstuhl und halte inne. Ich fühle mich gut.

»Bring mir Wein!«, lautet der nächste Befehl.

»Darf ich die Augenbinde … ich meine das Tuch abnehmen, Herr?«, fragt sie. Ich hole mit meiner Gerte sehr weit aus. Der Knall, der kurz darauf erfolgt, ist ohrenbetäubend. Dieser eine Schlag auf ihren rechten Oberschenkel wandert durch das gesamte kalte Gebäude. Schmerzhaft stöhnt die Frau auf. Die Qual, aber auch diese unbändige Lust nach dieser Strenge zeichnet sich vor mir zeitgleich ab.

»Habe ich dir erlaubt, zu sprechen?«, sage ich und meine Frage ist keine Frage, sondern eine Androhung. Dies war nur ein Vorgeschmack darauf, was kommt, wenn nicht das getan wird, was ich verlange oder erlaube.

»Nein, Herr«, antwortet die blonde Frau eingeschüchtert und ich höre, wie ihre Stimme bricht. Will sie das wirklich alles erdulden? Ist dies alles wirklich ihre Welt? Kann sie mit dem absoluten Gehorsam und der Abgabe ihrer eigenen Wünsche überhaupt existieren?

Sie kann. Davon bin ich überzeugt.

Die Frau erhebt sich schwerfällig. Ungeschickt klettert sie vom Schreibtisch und tastet sich zu dem Weinglas vor. Sie kippt es fast um. Aber nur fast. Das Bewusstsein, nichts falsch machen zu dürfen, ist bereits in ihr. Manche Dinge muss man nicht aussprechen, um deren Folgen zu kennen.

Kniend vor mir hockend überreicht sie mir mit zittriger Hand das Weinglas. Ich beobachte sie. Diese zuckend ausgestreckte Hand. Ich lasse sie warten.

Zeit ist wirklich die beste aller Foltermethoden, grüble ich, lächle und nehme das Glas an mich.

»Auf den Tisch mit dir!«

Die Frau erklimmt wieder den Schreibtisch. Diesmal bereits etwas geschickter. Langsam hat sie sich an die Szenerie und die Dunkelheit gewöhnt.

»Auf den Rücken!«

Ich erhebe mich, drehe die Frau mit dem Gesicht zu mir und lasse ihren Kopf über den Seitenrand des Tisches nach unten baumeln. Meine Hose öffnend hole ich meinen Schwanz hervor und drücke ihn fest in ihren Mund. Die Kälte des Raumes lässt keinerlei Zärtlichkeiten zu.

Diese Frau liebt es, ihren Mund einzusetzen und macht es mit einem großen Engagement. Ich schalte einen Gang härter. Ich drücke mein Becken auf ihr Gesicht. Mein Schwanz verschwindet zur Gänze in ihrem Mund. Sie würgt, keucht, krächzt und ihre Hände ballen sich zu einer Faust, um dem fehlenden Sauerstoff irgendwie entgegenwirken zu können. Ich nehme ihr alle Luft zum Atmen. Sie zappelt und windet sich. Sehr schön.

 

Ich trete einen halben Schritt zurück. Die Nackte schnappt wild nach Luft. Es ist ein besonderer Moment. Ihr Atem ist so wunderbar schwer und laut. Ich genieße es total und ich kann das Verlangen der Frau nach noch mehr und noch tiefer nur allzu sehr nachvollziehen. Auch wenn sie dies nicht sagt, auch wenn sie dies nicht zeigt. Ich weiß, sie will mehr und sie bekommt auch mehr. Ich gehe wieder einen halben Schritt nach vorne und schon saugt mich die nackte Blondine wieder in sich ein. Abermals nehme ich ihr alle Luft, drücke meinen harten Schwanz tief in ihren Rachen.

Das Spiel der Atemreduktion geht viele Minuten lang so dahin. Sehr intensive Minuten für uns beide. Irgendwann lasse ich von ihr ab. Krächzend und erschöpft bleibt die Frau auf dem Tisch liegen. Ich entferne mich von ihr und entkleide mich selbst.

»Knie dich auf den Schreibtisch und strecke mir deinen Arsch entgegen!«, befehle ich schroff. Sofort verändert sie ihre Position und zeigt sich mir so, wie ich es verlangte.

Ich ziehe meinen Gürtel aus den Schlaufen meiner Hose und hole zum ersten Schlag aus. Es knallt.

Schon beim ersten Schlag fragt sie sich wieder, was sie hier eigentlich macht. So etwas tut man doch nicht. Vor allem aber, so etwas will man doch gar nicht freiwillig erleben. Das ist doch nicht normal. Sie spricht all diese Gedanken natürlich nicht laut aus, aber sie denkt darüber nach. Sie denken doch alle beim ersten Mal darüber nach. Soll das nun tatsächlich der Pfad sein, den sie zukünftig gehen will? Ich lasse ihr einen kurzen Moment, um ihre Gedanken zu sammeln. Dann hole ich wieder weit aus.

Die Intensität der Schläge wird erhöht und jeder Knall ist laut von ihr mitzuzählen. Die Hiebe und diese unnachgiebige Kälte, die ich für sie ausstrahle, sind nur mit Mühe zu ertragen. Aber sie erträgt doch alles. Wusste ich es doch.

Die Schläge werden immer fester, ihr Mitzählen immer gebrochener und mein Vergnügen immer größer.

Nach dem Ledergürtel folgt meine Lieblingsgerte. Ebenfalls aus Leder. Was für ein fantastisches Gefühl, dieses Instrument in die Hand zu nehmen. Ich lasse das Schlagwerkzeug lässig in meiner Hand baumeln.

Ich züchtige sie. Dieser brennende Schmerz. Und doch genießen wir beide es. Ihre Geilheit wird größer. Sie ist den ersten Tränen nahe. Ein Auf und Ab der Gefühle zwischen Verlangen und Leid. Wie die Wellen eines Meeres. Eine Ambivalenz in ihrem Innersten, die mich besonders einnimmt. Aber kein Mitleid.

Die Gerte hinterlässt wunderbare rote Flecken auf ihrem Hinterteil. Ein wirklich schönes Muster wird gestaltet. In meiner Strenge und meiner Führung ergeht sie sich. Sie träumt davon, einem Mann bedingungslos zu gehorchen, sich ihm zu unterwerfen. Sie soll bekommen, wonach ihre Seele und ihr Körper verlangen. Einen Herrn. Und mit dieser Erkenntnis verstummen auch alle Zweifel in ihr.

Die Gerte saust immer wieder auf das zarte Fleisch hernieder. Abgehaktes Atmen.

Die Frau stößt an ihre Grenzen. Ich frage mich nicht, ob ich zu hart und zu unnachgiebig bin. Mir genügt es, alle Lust in diesen Augenblicken auf das Nötigste konzentriert zu wissen. Und dieser Ort lässt mich auch keinerlei Zärtlichkeit oder Gnade erfühlen. An diesem sehr unromantischen Platz, den sie gewählt hat, lernt sie meine außerordentlich unromantische Seite kennen.

In der Züchtigung mit der Gerte findet sie nach und nach ein Ventil. Sie will immer mehr diese harten Schläge spüren. Ich hämmere den Schmerz aus ihr hinaus. Zugleich findet sie eine gewisse Erlösung in diesem Leid. Die äußeren Schmerzen sind die Heilung ihrer inneren Marter. Die Pein gibt ihr einen Halt. Und diesen Halt braucht sie, um sich nicht zu verlieren.

Ich lasse von ihr ab.

Ich reiche ihr meinen Arm und helfe ihr vom Tisch. Sie kniet vor mir und verwöhnt mich wieder mit ihrem Mund.

Ihre Hände sind jetzt mit Handschellen am Rücken fixiert. Die Handschellen wiederum mit ihrem Halsband verbunden. Sie schnürt sich so selbst die Kehle etwas ab. Eine sehr unbequeme Haltung für einen Menschen. Ich ficke ihren Kopf. Aber noch viel wichtiger: Ich ficke ihren Verstand. Das Beste überhaupt.

Ihr ganzes Wesen schreit nach einem Orgasmus und Befreiung von allem, was sich in ihr in den vielen Jahren angestaut hat. Ich verbiete es ihr. Einzig ich alleine entscheide über ihren Körper – jedenfalls in dieser Nacht.

***

Die Stunden verfliegen nur allzu schnell. Die Frau wird mit verschiedenen Plugs, Vibratoren und anderen elektronischen Spielsachen bearbeitet. Die Sexindustrie hat dem Menschen hier kaum Grenzen gesetzt.

Solange und so heftig ich die Frau auch penetriere, ich gestatte ihr nicht, zum Orgasmus zu kommen. Ihr Körper lässt sich kaum noch unter Kontrolle bringen. Alles in ihr verlangt nach einem Höhepunkt und doch erlaube ich es nicht. Ich will das Spiel noch ein wenig gemeiner formen.

»Ab sofort ist es dir untersagt, zu stöhnen oder ähnliche Geräusche von dir zu geben! Ich werde dich lehren, all meinen Wünschen uneingeschränkt nachzukommen. Sollte ich etwas hören, setzt es eine Strafe!« Das Spiel hat nun volle Fahrt aufgenommen.

Wieder ist eine Stunde vergangen. Ihr ganzer Körper bettelt darum, in sie einzudringen. Ich tue es aber nicht, sondern lasse sie zappeln. Sie kann ihre erstickenden Schreie fast nicht mehr unterdrücken.

Es wird in diesem Büro zu keinem Geschlechtsverkehr zwischen uns kommen. Ich weiß es, nur sie ahnt es noch nicht.

Mittlerweile ist es bereits drei Uhr morgens.

»Du darfst jetzt kommen!«, sage ich. Kaum dass ich diese befreienden Worte ausgesprochen habe, setzt ein lautes und schweres Stöhnen ein, das anhält und sich mehr und mehr steigert. Wie eine gigantische Welle schwappt dieses Gefühl über ihren Verstand und beraubt sie jeglichen Denkens. Alles um sie herum wird zur Nichtigkeit. Sie ist wie betäubt. Ihre Beine zucken, als würde Strom durch sie fließen. Noch nie zuvor hat sie sich so sehr als Frau gefühlt wie in diesem Moment der totalen Unterdrückung.

Es ist der erste einer ganzen Reihe von Orgasmen in dieser einen Nacht.

Ich nehme ihr die Augenbinde ab. Die Sonne macht sich bereits am Horizont bemerkbar. Es dauert, bis sich ihre Augen wieder an das helle Licht gewöhnen. Sie erblickt mich zum allerersten Mal.

***

Wir verlassen die Fabrik und marschieren zu meinem Wagen. Es ist fast fünf Uhr morgens. Die Luft ist kalt und sauber und tut auf unseren verschwitzten Körpern gut. Ich halte die Frau an der Hundeleine. Vor dem Auto bleibe ich stehen.

»Es ist dir niemals erlaubt, selbstständig die Autotüre zu öffnen oder zu schließen. Du darfst bei der Autofahrt immer nur geradeaus sehen. Ein zur Seite gucken während der Fahrt zieht eine sofortige Strafe nach sich! Du darfst dich niemals selbst an- oder abgurten und es ist dir auch nicht gestattet, während der Autofahrt zu sprechen. Die Ausnahme: Ich erlaube es dir. Deine Hände haben immer auf deinen Oberschenkeln zu liegen und dürfen keinesfalls weggenommen werden. Dieses Ritual ist ab sofort bei jeder Autofahrt einzuhalten. Hast du das verstanden?« Sie nickt zustimmend, aber gleichwohl irritiert.

Ich will den Alltag außen vor lassen. Der Alltag hat in unserem Leben nichts zu suchen. Probleme, Sorgen, Verbindlichkeiten, Familie, Freunde. All diese Dinge haben in meiner erotischen Welt keinen Platz. Hier muss alles anders und besonders sein. Und dazu dienen diese Regeln.

Unsere Autofahrt zu meinem Hotel geht über eine Stunde. Für die Frau neben mir ist diese auferlegte Stille und diese fixierte Position ein Grausen. Zugleich kann sie aber gerade hier, in dieser totalen Untätigkeit, all den Ballast, der ihr Leben bestimmt, langsam abschütteln. Es gibt für sie nichts als den schmalen Horizont entlang der Straße. Ab und zu nehme ich ihre Hand unter die meinige, um sie zu beruhigen, ihr zu verstehen zu geben, dass alles in Ordnung ist. Manchmal berühre ich sie sogar auch zärtlich an ihrem Hals.