Vom Leben auf dem Lande

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Vom Leben auf dem Lande
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Vom Leben

auf dem Lande

2 wahre Geschichten

aus dem schönen Örtchen

Siebeneich

Von

Ulrich Weibler

Vom Leben auf dem Lande

von Ulrich Weibler

Copyright © 2012 Verlag Der Neue Morgen

1. digitale Auflage 2014: Zeilenwert GmbH

ISBN 9783954805716

Alle Rechte vorbehalten.

Es ist ohne vorherige schriftliche Erlaubnis nicht gestattet, dieses Werk im Ganzen oder in Teilen zu vervielfältigen oder zu veröffentlichen.

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Vorbemerkungen

1. Geschichte: Das Schlachten

Schlachttag

Das Schwein – die arme Sau

Vom Schlachten und vom Rühren

Wenn Dich das Schwein anschaut...

2. Geschichte: Vom Fensterln

Erst Feier – dann „Feuer“

Der Beschluss

Anschleichen und Schmiere stehen

Fensterln

„Der Alte kummt!“

Vorbemerkungen

Die nachfolgenden Geschichten ergaben sich, wie viele andere Erlebnisse, während meiner Ferienaufenthalte in dem wunderschönen kleinen Örtchen Siebeneich in Baden-Württemberg.

In Siebeneich liegt wohl der Ursprung unserer Familie – zumindest soweit die Geschichtsbücher dies erkennen lassen. Das kleine Dorf besaß zu meiner Jugendzeit – das war in den 1960er bis 1970er Jahren – lediglich eine hin- und zurückführende Straße. Es gab keine Durchgangsstraße.

Damit war natürlich am Ende dieser infrastrukturellen Sackgasse Ruhe angesagt. Man konnte unbehelligt und auch unbeobachtet tun und lassen was man wollte. Egal, ob es sich um das Führen eines Kraftfahrzeuges in frühester Jugend handelte oder um echte „Männerarbeiten“, niemand hatte etwas dagegen einzuwenden. Im Gegenteil. Je früher man ein vollwertiges Mitglied einer Bauernfamilie wurde, um so besser war es für alle. Das strahlte natürlich höchste Anziehungskraft auf mich aus.

Mein Großvater war das jüngste von vielen Kindern gewesen. Er ging in die Großstadt, um dort seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Mein Vater, und später ich, stellten somit den winzigen verirrten Zweig unserer Verwandten dar, die es in die Stadt verschlagen hatte.

Die Stadt bot einem Kind nur Kindgerechtes. Sämtliche spannende Erwachsenentätigkeiten waren durch irgendwelche Gesetze reglementiert.

Mit fortschreitendem Kindesalter will man aber auch mal eine Arbeit verrichten, die befriedigt. Die vielleicht sogar schwer ist. Aber deren Ergebnis man betrachten kann und die eine Gemeinschaft von Menschen ein wenig weiter bringt. So versuchte ich schon frühzeitig meine Ferien auf dem Lande zu verbringen. Um wegzukommen vom lapidaren Treppenhaus kehren, Kehrwoche machen, Teller spülen oder gar Mülleimer auswaschen.

Da auf dem Lande die Familie meines Patenonkels über die Jahre hinweg wunderbar gewachsen war gab es mehrere Interessentinnen, die im selben Atemzug froh waren, mal Stadtluft schnuppern zu dürfen, mal wegzukommen vom Heu machen, Milch wegschaffen oder Weinberg bearbeiten.

Mein Patenonkel hatte fünf Kinder. Davon nahmen meine drei Großkusinen Irene, Gerlinde und Erika die Gelegenheiten dankbar an, im Austausch zu mir in die Stadt fahren zu können.

Somit ergab sich ein intrafamiliäres Erlebnisgleichgewicht. Und auch das Dörfchen, das in jenen Jahren immer um die 150 Einwohner hatte, kam nicht spürbar aus dem Gleichgewicht.

Die nachfolgenden Geschichten beziehen sich auf zwei Ereignisse, die mich ganz besonders beeindruckten und die ich deshalb schon frühzeitig aufschrieb. Sie waren beispielgebend für das „andere“ Leben eines Jugendlichen, gerade mal 60 Kilometer entfernt von der Großstadt.

Eigentlich gab es da noch viel mehr dieser Geschichten, die meine Jugend nachhaltig prägten.

Seien es die vielen Nächte intensiven Kartenspieles, bei denen ich oft genug das Nachsehen hatte; sei es die Fahrt mit meiner Großkusine Irene auf einem Leiterwagen die Straße runter, bei der sich aufgrund überhöhter Geschwindigkeit das Gefährt überschlug, wobei sich die vorab den Milchkühen mühsam abgerungene und nun abzuliefernde Milch in den Rinnstein ergoss; sei es mein Versuch, einen Acker umzupflügen, um dann am Ende der Furche das Herausnehmen des Pfluges zu vergessen, wobei sodann der Weg dem Pflug zum Ofer fiel; seinen es die vielen Stunden in Stroh und Heu, um beim Einblasen der Halme durch unplanmäßiges Eintreten Platz in den obersten Balkenlagen der Scheune zu schaffen....und vieles mehr.

Ich müsste auch viel mehr Protagonisten erwähnen und ihre Funktionen im Dorfleben beschreiben; wie etwa meine Großtante Marie, die den besten Kartoffelsalat der Welt fabrizierte; wie meine Tante Martha, die mit mir im Weinberg beim Bekämpfen des unanständig schnell nachwachsenden Unkrautes fröhliche Lieder sang; wie etwa Knecht Emil, der alleine am Mittagstisch eine Schüssel feinsten Kartoffelsalates wegfutterte; oder wie die uralte Betreiberin eines winzigen Lebensmittelgeschäftes schräg gegenüber; wie den Schäferhund, der uns beim Abschmieren des Mähdreschers durch sein Bellen ärgerte und deshalb auch mitgeschmiert wurde; oder gar den Herrn Oberstaatsanwalt, der so betrunken war, dass er es mir gestattete, in meinem nur leidlich minder betrunkenen Zustand zweihundert Meter Auto zu fahren, weil ja eh keiner mehr zu Fuß gehen konnte....

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