friedvoll deutsch

Text
0
Kritiken
Leseprobe
Als gelesen kennzeichnen
Wie Sie das Buch nach dem Kauf lesen
friedvoll deutsch
Schriftart:Kleiner AaGrößer Aa

Roland Reitmair

friedvoll deutsch

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Vorwort

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

19

Impressum neobooks

Vorwort

Wer Europa retten will, wer ein friedliches Europa bewahren will, muss vor allen anderen Problemen zuerst jene der Deutschsprachigen lösen.

Hier ist der Versuch durch Geschichtsverständnis und „menschliche Größe“ (L. Kohr, österreichischer Sozialökonom, „disunion now!“), die Idee einer großdeutschen Lösung als Keimzelle für ein geeintes und friedliches Europa zu entwickeln.

Geschichtliche Tatsachen und persönliche Erfahrungen spannen den Hahn für einen Schuss Freiheit im Sinne der Aufklärung.

Wir müssen die Nationalismen aus den Köpfen entfernen, chirurgisch sauber und ohne Krieg, sonst wird dieses freie Europa bald nur mehr in den Geschichtsbüchern existieren – im Untergang verherrlicht, wie Athens antike Demokratie.

Aber noch gibt es Europa, noch ist die Union stärker, als die nationalen Triebkräfte – gesunden wir am Beispiel tausendjähriger Reichsgeschichte der Österreicher und Deutschen.

Europa braucht uns.

1

Bei näherer Betrachtung der europäischen Landkarte gibt es für mich eigentlich fast nur „in sich ruhende“ Flecken. Schweden etwa – obwohl es irgendwie auf Kuschelkurs mit Norwegen ist und die Grenze fließend und unbedeutend scheint. Oder die baltischen Staaten, die sich selbstbewusst aus dem Block der UdSSR (Union der sozialistischen Sowjetrepubliken) geschält haben, und seither wie seltene Bernsteineinschlüsse auf der geopolitischen Karte thronen. Aber auch die etablierten und im österreichischen Geschichtsbuch öfter genannten Nationen wie England, Frankreich, Italien, Griechenland – alle wirken statisch und stationär.

Es gibt eine große Ausnahme: Deutschland.

Nicht erst seit der Wiedervereinigung, sondern immer schon empfand ich - ein quasi mit politischen Komplexen behafteter Österreicher - Deutschland als „in Bewegung“. Deutschland auf schiefer Bahn, rutscht mit seinem ganzen Gewicht von Nord nach Süd gegen die Alpen, zwängt den bayrischen Bierbauch an seine Grenzen, drängt Österreich in die Alpentäler, gegen die Felsen des schützenden Gebirges.

Vielleicht geht es Deutschen mit Russland ähnlich – wenn sie den russischen Bären sehen, macht sich im Kopf plötzlich die indoktrinierte Erbsubstanz der Urgroßväter bemerkbar….

Kärnten existiert in diesem Bild nur, wenn ich bewusst daran denke und passt dann irgendwie auch nicht dazu: einerseits Nischenbastion und mögliches Rückzugsgebiet auf der „sicheren“ Seite der Berge, andererseits im Laufe der Geschichte immer wieder durch seine „Grenzlandrolle“ zu mehr Deutschtum „erzogen“, als der Rest Österreichs.

Das Land Steiermark hingegen trotzt wie eine Burg – vom Grazer Becken abgesehen… Wäre ich Befehlshaber einer Alpenfestung, das Grazer Becken und die südlichen Teile Österreichs bis hin zum Burgenland würde ich nicht verteidigen, obwohl: welcher vernünftige Mensch würde freiwillig eine der besten Weingegenden des Kontinents kampflos preisgeben? Doch von Süden her droht ohnehin keine Gefahr, und würde Gefahr drohen, wäre es – Weingebiet hin oder her – jedenfalls klüger sich in die Berge zurückzuziehen, als verlustreiche Kämpfe am Feld zu riskieren.

Bleiben wir bei der Alpenfestung. Der Begriff ist verpönt, doch über die Jahrhunderte kamen immer wieder die verschiedensten Militärstrategen auf ähnliche Namen – und seien wir ehrlich: Österreich ist am freien Feld bezwingbar, das war in Königgrätz so und das hat zuvor auch schon Napoleon hinlänglich bewiesen. Allerdings erlitt genau der gleiche Napoleon empfindliche (wenngleich relativ unbedeutende) Niederlagen im Habsburg-loyalen Bergland, als er Tiroler Partisanen und deren Widerstandskraft sträflich unterschätzte.

1945 resultierte in den Augen der Alliierten die größte Sorge und Bedrohung aus einer für möglich gehaltenen Partisanentaktik der bereits geschlagenen deutschen Wehrmacht in den österreichischen Bergen.

Wäre ich also „Burgherr“ in diesem Verteidigungsbereich, dann würde ich gerade noch das Walserfeld überblicken wollen, vielleicht noch das Wiener Becken, aber ansonsten nur gebirgiges Territorium – das vielbesungene „Land der Berge“.

So prägen einen Hymnen.

Und wie heißt oder vielmehr hieß es in der deutschen Version zur Melodie der alten österreichischen Kaiserhymne aus Josef Haydens Feder?

„Deutschland, Deutschland über alles, über alles in der Welt, wenn es stets zu Schutz und Trutze, brüderlich zusammenhält. Von der Maas bis an die Memel, von der Etsch bis an den Belt: Deutschland, Deutschland über alles, über alles in der Welt!

Deutsche Frauen, deutsche Treue, deutscher Wein und deutscher Sang, sollen in der Welt behalten, ihren alten, schönen Klang, uns zu edler Tat begeistern, unser ganzes Leben lang, deutsche Frauen, deutsche Treue, deutscher Wein und deutscher Sang!

Einigkeit und Recht und Freiheit, für das deutsche Vaterland! Danach lasst uns alle streben, brüderlich mit Herz und Hand! Einigkeit und Recht und Freiheit, sind des Glückes Unterpfand: Blüh‘ im Glanze dieses Glückes, blühe, deutsches Vaterland!“

Heute singt man ja nur mehr die dritte Strophe – aber auch die hat es in sich. Und es gibt wahrscheinlich nur wenige Österreicher, die nicht zumindest ansatzweise alle drei Strophen hinbekommen. „Wir sprechen doch alle eine Sprache“ sagen Touristen oft und verweisen damit auf die besungene Brüderlichkeit. Aber bei „Deutschland, Deutschland über alles“ verschwinden Österreicher reflexartig in ihre geistige Festung, in Laurins Garten, Tarnkappe drüber und sofort rebelliert es grimmig tief im Hirn: was hat die Etsch in der deutschen Hymne verloren? Schon fühlt sich der Österreicher zum Schutz einer Region berufen, die trotz gewisser Autonomie jedenfalls doch zum italienischen Staatsgebilde gehört. „Südtirol ist, wie der Name schon sagt, praktisch österreichisches Gebiet“, damit hat kein Österreicher ein Problem, mit der brüderlich vereinnahmenden deutschen Hymne aber schon.

Die in der deutschen Hymne besungene Idee, dass ein Staatsgebilde (aus doch sehr unterschiedlichen Regionen) nur dann stark, sicher und stabil ist, wenn es sich auf einen brüderlichen Trutzbund einschwört, hat etwas mit der Grundidee von Gewerkschaften oder überhaupt des Sozialismus gemeinsam: Während jedoch bei der sozialistischen Bewegung in der logisch ausufernden Weiterführung des Gedankens die Internationale angestimmt wird, gipfelte das Vereinigungsbestreben aller Deutschsprachigen (in ihrem „brüderlichen“ Schutzbedürfnis) im Nationalsozialismus – wo dann bis tief in die Ukraine hinein noch die Heimat verteidigt wurde…

Und – seien wir uns einig  – was an all diesen „Arbeiterbewegungen“, diesen Gewerkschaftsideen oft unsympathisch wirkt, ist diese „Gleichmachermentalität“, die in einem übersteigerten „Klub-Zwang“ alle Mitglieder auf Linie bringen muss, um stark zu bleiben (nichts schwächt eine Bewegung mehr als Uneinigkeit). Genauso schwören sich die Anhänger deutscher Einigungsbewegungen ebenfalls auf den gemeinsamen Nenner „Vaterland“ ein und dulden kaum Abweichung: Deutschland, Deutschland über alles… deutscher Sang – und deutscher Wein.

Doch kein Wein der Mosel kann nach meinem Geschmack mit den Burgenländern oder Südsteirern mithalten – umgekehrt wird auch jeder Winzer an der Mosel seinen Wein für besser befinden, als den aus anderen Regionen. Objektiv „besser“ wird es da kaum geben. Manchem wird sogar ein Uhudler oder Heckenklescher besser schmecken, als jeder Moselwein. Deswegen ist man noch nicht gleich „deutschfeindlich“, oder umgekehrt „austrophob“.

Theoretiker tendieren allerdings eher dazu, dass das, was einem selber eigen ist, oder schmeckt, auch für den anderen taugen soll… Und schon ist man bei dieser unsympathischen „Gleichmacherei“… – oder, es geht sogar noch blöder und dann wird (nach Bedarf) auf der Alm Hans Albers gesungen, die „Großdeutsche Lösung“ diskutiert, oder festgestellt „…unterm Hitler woa net oiss schlecht…“

 

Die Staatsidee oder „Reichsidee“ der Vereinheitlichung deutscher Grafschaften in Mitteleuropa überging regionale Eigenheiten im Vertrauen darauf, dass die durch Luther geschaffene Hochsprache einend wirken würde: Wir sprechen doch alle eine Sprache… – vor allem die des Krieges.

Die Tugenden und Ideen des Volkes der Dichter und Denker wurden geflissentlich übergangen, vielmehr löste man die komplizierten Bünde unter den Grafschaften auf, zerstörte das Heilige Römische Reich (Deutscher Nation) und schuf statt der von den hellsten Köpfen geforderten „Nation gleicher und berechtigter Bürger“ in vielen üblen Scharmützeln 1871 ein deutsches Kaiserreich.

Im Gebirge war das allerdings nicht so einfach wie in den flacheren Regionen: ganze Regimenter hätten durch wenige, regionale Sturschädel in den Alpen aufgerieben werden können. So geschehen 1315 in Morgarten bei der Schlacht zwischen Schweizern und Habsburgern, ein weiterer Kampf unter „Deutschen“ – Deutsch-Schweizer gegen ein Deutsch-Österreichisches Heer, das ein aus der deutschen Schweiz stammender Deutsch-Österreicher befehligte.

Zwölf tote Schweizer standen in keinem Verhältnis zu 2000 toten Habsburg-Rittern.

Nach einer längeren Phase des Scheiterns und Lernens gingen also die Herrscher der südlichen Länder im Deutschen Bund einen anderen Weg: Bella gerant alii, tu felix austria nube (und quasi im Handumdrehen entstand – während der nächsten 5 wechselvollen Jahrhunderte – ein Vielvölkerstaat, der 1804 von Franz I zum Kaiserreich proklamiert wurde, um Napoleon zu imponieren).

Bis zu dem Zeitpunkt galt einzig und allein das Faustrecht, ab dem Zeitpunkt waren oft die Brautführer stärker als die Kriegsknechte – aber nicht im direkten Vergleich, selbst Maria Theresia konnte in den schlesischen Kriegen Mitte des 18. Jahrhunderts nicht, wie sie wollte. Friedrich II zeichnete dabei genauso wie später Otto v. Bismarck und noch später Hitler für „unehrenhafte“ Kriegstaktiken verantwortlich, nichtsdestotrotz hält sich die Mär vom nicht aufrechten Österreicher, der sich je nach eigenem Vorteil eben auf die ein- oder andere Seite schlagen würde und den Begriff „Ehre“ nur vom Hörensagen kennt.

Aber vielleicht ist es einfach auch nur eine verbale Retourkutsche dafür, dass das Heilige Römische Reich Deutscher Nation am Ende seiner Zeit Napoleon quasi machtlos gegenüberstand, weil sich die Habsburger auf dem römisch-deutschen Kaiserthron lieber um die eigene Hausmacht, statt um die Interessen des nördlichen Reichsteils gekümmert hatten…

Es gibt also eine Unmenge an (un)gleicher Geschichte und eine Unmenge an nur halb gelösten Konflikten… Welche Auswirkungen diese auch heute noch haben, wenn die Gastfreundschaft eines Lieblingsurlaubszieles auf die Ignoranz von Erholungssuchenden trifft, oder die Verschlagenheit Einheimischer auf die Weltoffenheit von Besuchern – davon handelt dieses Buch 

2

An einem sonnigen Frühsommertag 1986 wanderte ich mit meinen Eltern zur Radeck-Alm. Dieses Ausflugsziel war in den 80ern längst kein Geheimtipp mehr – wer seinen Sommerurlaub in Bad Gastein verbrachte, kam um einen Besuch der Alm nicht herum. Das Gebiet gehört auch heute immer noch der Familie Czernin – einem ehemaligen Grafengeschlecht der KuK-Monarchie. Gepachtet hatte die Alm zu der Zeit eine eingesessene Bauernfamilie aus dem Gasteinertal. Frau Meikel, die Bäuerin und zugleich lebenslange Sennerin der Alm, hatte einen besonderen Charme. Ihr Kaiserschmarren, ihre Bretteljause und der Selbstgebrannte waren legendär. Sie hatte immer eine Flasche „Selbstgebrannten“ in der Küche – Schnaps aus dieser Flasche wurde allerdings ausschließlich Einheimischen kredenzt, Touristen würden ohnehin viel lieber den Industriekorn trinken…

Nicht nur die Sennerin und ihr Schnaps, sondern auch die Tatsache, dass die Radeck-Alm quasi am Heimweg von einigen sehr anspruchsvollen und wunderschönen Bergtouren lag, zeichneten dafür verantwortlich, dass sich dort im Sommer fast jeden Tag Einheimische einfanden, die oft bis spät in die Nacht lachten, tranken und musizierten – was wiederrum als Touristenmagnet wirkte.

An besagtem Tag – es war Samstag, der 28. Juni 1986 – machten sich meine Eltern mit uns auf den Weg in die Alm. Schon bald holten wir deutsche Touristen ein, und wie das in Österreich am Land so der Brauch ist, grüßten wir die Leute. Diese erwiderten den Gruß – nicht ohne festzustellen, welch freundliches Volk die Österreicher wären, sogar der „Halbwüchsige“ würde Grüßen… - „wie alt biste denn überhaupt?“ „Dreizehn“, erwiderte ich schon viel weniger freundlich. Nichtsdestotrotz entwickelte sich zwischen meinen Eltern und den Touristen ein angeregtes Gespräch. Mutter kannte die Gegend in Deutschland, wo die Leute her waren, Vater wiederrum konnte als eingefleischter Bergsteiger alle Fragen nach den Bergen rundum beantworten.

Irgendwann kam es wie es kommen musste – der Deutsche fragte mich, ob ich Fußball spielen würde. Nein sagte ich, bin Schifahrer, gehe im Sommer auch ganz gern bergsteigen und manchmal klettern… Meine Ausführungen ignorierte er: „Aber interessieren für Fußball tuste dich schon oder?“

„Naja“, sagte ich, „ich weiß, dass gerade WM ist und ich weiß wie super der Maradona spielt, aber sonst nicht viel“.

„Ja der spielt morgen auch“, meinte er, und zwar würde Deutschland gegen Argentinien spielen.

„Maradona spielt? Ich dachte der wäre Italiener?“

„Nein, isser nich. Iss Argentinier“.

„Aha.“

„Und zu wem hältste morgen dann?“

„Na zu Argentinien natürlich. Maradona wird Deitschlond wegschießen…“

„Aber Roland“, sagte meine Mutter…

„Doch, doch“, ich wurde euphorisch, „der wird den Deitschen zeigen, wie man wirklich Fußball spielt…“

Jetzt wurde das Gesicht des Mannes lang. Er erklärte mir kurz die Vorzüge der deutschen Mannschaft, die Kampfkraft einzelner Spieler, und dass es eben ein Kollektiv wäre, eine Mannschaft und nicht irgendwelche viel zu hoch gepriesenen Einzelspieler. Von Taktik redete er und von Aufstellung, von hartem Training und dem besten Teamchef – dem Kaiser Franz.

Nun war ich verwirrt – warum ist der Klammer Teamchef von Deutschland? Was hat der mit Fußball zu tun? „Nein“, sagte der Mann und fühlte sich irgendwie verhöhnt – er rede vom Beckenbauer.

„Aha – ja schon mal gehört. Aber Kaiser Franz – das ist der Klammer und kein Piefke.“

Wieder ermahnten mich die Eltern, „Piefke“ würde sich nicht gehören. Jetzt erst wurde der Tourist hellhörig, das in Österreich weit verbreitete Schimpfort für Deutsche, kannte er gar nicht. Durch meine Eltern aufgeklärt, wurde er jetzt aber sehr ernst. Ihm sei vorher schon mein respektloses „Deitsche“ aufgefallen und Österreicher würden generell neben ihrer Höflichkeit eben oft auch so eine latente Deutschfeindlichkeit an den Tag legen, aber er sei keine Melkkuh, sowas müsse er sich im Urlaub nicht bieten lassen…

„Wir sprechen doch alle eine Sprache – woher kommt denn dieser blinde Hass auf Deutschland?“

Meine Beteuerungen, dass „Deitsche“ nicht böse gemeint war, sondern eine Eigenheit meines Dialektes ist und mir Piefke eben nur so rausgerutscht wäre, halfen nichts. Er versuchte nun der Sache auf den Grund zu gehen. Ein Seitenblick auf meine Mutter sagte mir, dass ihr die Sache sehr unangenehm war, ein Seitenblick auf meinen Vater genügte um mich zu vergewissern, dass es ihm nicht nur unangenehm war, sondern dass langsam aber sicher die forsche Art des Herren auch bei ihm seine Wirkung zeigte. Er redete kein Wort mehr und beschleunigte seine Schritte.

Meine Mutter, herzensgut und weltgewandt, versuchte irgendwie die Situation zu beruhigen: Österreicher sind nicht deutschfeindlich, im Gegenteil wir mögen nicht nur die Touristen, wir leben ja auch zu einem Gutteil von dem Tourismus in Österreich – und es wäre schon ein wenig dumm, wenn man Leute bewirten würde, die man gar nicht mag…

Woher dann meine Deutschfeindlichkeit kommen würde?

„Wir machen in Geschichte gerade den zweiten Weltkrieg durch“, ätzte ich, „Deutschland hat Österreich überfallen und annektiert – wir waren sogar in Mauthausen...“ Dass der Lehrer uns auch von den Massen am Wiener Heldenplatz erzählt hat, die dem Führer zugejubelt hatten, ließ ich unerwähnt – was glaubte der Typ eigentlich? Kommt hier her und bringt seine Politik mit auf unsere friedliche Alm?!

Auf dem Gesicht des Herrn machte sich schlagartig eine ungesunde Röte breit… Jetzt war Mutter gefragt und sie brillierte. Wie eine gelernte Diplomatin warf sie das Argument „Naja – Hitler war jedenfalls Österreicher“ in die Diskussion und lenkte über einige Episoden österreichischer Nationalsozialisten geschickt vom Thema ab. Irgendwann wich die Röte wieder aus dem Gesicht des Mannes und völkerverbindend versöhnlich hielt er mir die Hand her: „Komm wir lassen es gut sein…“ meinte er, „aber wir wetten auf das Ergebnis morgen. Wenn Argentinien gewinnt, zahl ich nen Kasten Bier – wenn Deutschland gewinnt, dann zahlste du, ja?!“

Ich schlug ein. „Roland, du hast kein Geld“, mahnte mein Vater – ich schaute zur Mutter. Die nickte nur. „Gut“, sagte ich, „ein Kasten Bier, von mir aus, die Eltern werdens schon austrinken…“

Dann kam der Abend des 29.06.1986 und der Morgen am Tag danach – ich wusste in welcher Pension der „Deitsche“ wohnte, aber er zahlte die Wettschuld nicht und ließ sich auch nicht mehr blicken.

Sie haben die kostenlose Leseprobe beendet. Möchten Sie mehr lesen?