DIE SUCHE NACH ATLANTIS

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DIE SUCHE NACH ATLANTIS
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DIE SUCHE NACH ATLANTIS
Rick Chesler

übersetzt von Janna Ruth

This Translation is published by arrangement with SEVERED PRESS, www.severedpress.com

Title: ATLANTIS GOLD. All rights reserved. First Published by Severed Press, 2016. Severed Press Logo are trademarks or registered trademarks of Severed Press. All rights reserved.

Diese Geschichte ist frei erfunden. Sämtliche Namen, Charaktere, Firmen, Einrichtungen, Orte, Ereignisse und Begebenheiten sind entweder das Produkt der Fantasie des Autors oder wurden fiktiv verwendet. Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen Personen, lebend oder tot, Ereignissen oder Schauplätzen ist rein zufällig.

Impressum

Deutsche Erstausgabe

Originaltitel: ATLANTIS GOLD

Copyright Gesamtausgabe © 2019 LUZIFER-Verlag Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Cover: Michael Schubert

Übersetzung: Janna Ruth

Dieses Buch wurde nach Dudenempfehlung (Stand 2019) lektoriert.

ISBN E-Book: 978-3-95835-431-9

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Inhaltsverzeichnis

DIE SUCHE NACH ATLANTIS

Impressum

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Epilog

Über den Autor

Prolog

Große Pyramide von Gizeh, 1938

Selam Hasim hatte sich verlaufen.

Er hockte auf dem Steinboden der Kammer irgendwo tief in der Großen Pyramide und breitete auf seinem Knie eine Karte aus, während er sie mit der Taschenlampe in seiner anderen Hand beleuchtete. Schweißtropfen fielen von seiner Stirn auf das Papier und ließen ein sachtes Plattern in dem fast stillen Raum hören. Die verwirrende Menge an kartierten Durchgängen, Räumen und Kammern machte ihn schwindlig, als er mit dem handgezeichneten Diagramm herauszufinden versuchte, wo er sich gerade befand.

Der Raum, von dem er dachte, dass er sich darin befand, hatte zwei Ausgänge, während der Ort, an dem er sich tatsächlich befand, offensichtlich nur einen hatte. Das darf nicht sein, dachte er und wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn. Es sei denn, Hamar hat einen Fehler in der Karte gemacht. Er schob den düsteren Gedanken beiseite und schaute auf seine Armbanduhr. Die Tageszeit hatte nur wenig Bedeutung für ihn, denn hier unten in den Tiefen dieses fantastischen ägyptischen Baus war es immer dunkel. Aber die Tatsache, dass nahezu zwei Stunden vergangen waren, seit er sein Expeditionslager verlassen hatte, war wirklich beunruhigend. Er musste zurückkehren, bevor seine Begleiter bemerkten, dass er fort war.

Als Archäologe auf einer großen, gut ausgestatteten Expedition der Universität Kairo war Selam Teil eines professionellen Teams, das sich dem gründlichen methodischen Studium des alten Wunders gewidmet hatte. Noch war nicht die gesamte Pyramide kartiert worden, da immer wieder neue Räume gefunden worden, und jene weniger bekannten Abschnitte waren für jedermann strengstens verboten. Selam war sich dieser Regel sehr wohl bewusst, war aber trotzdem von den autorisierten Grabungsbereichen abgewichen. Ein wichtiger Grund für diese Richtlinie war die Sicherheit; viele der Durchgänge in der Pyramide mussten mit modernen Bautechniken verstärkt werden, um die Wände, Decken und Böden gegen Zusammenbrüche und Einstürze abzusichern. Ein weiterer Grund war, wie Selam wusste, dass das Betreten eines neuen Abschnitts, ohne die richtige archäologische Technik zu beachten, die Unversehrtheit der Stätte beeinträchtigen könnte. Man würde dann nicht mehr sagen können, ob die Gegenstände so herumlagen, wie sie es seit Jahrtausenden taten, oder ob ihre Position auf die jüngsten Störungen zurückzuführen war.

Er ließ noch einmal seinen Blick durch den Raum schweifen, um sich zu vergewissern, dass er nichts übersehen hatte. Manchmal wurden neue Durchgänge entdeckt, aber dann wieder mit Steinen verschlossen, um unautorisierte Personen daran zu hindern, sie zu erkunden. Aber abgesehen von dem Tunnel, der ihn in diesen Raum geführt hatte – von dem er annahm, dass es sich um einen unterirdischen Ort handelte, unter dem eigentlichen Boden, auf dem die Pyramide stand –, sah er nur vier Wände, einen Boden und eine Decke, alles aus den gleichen festen Steinblöcken gebaut wie der Rest der Pyramide. Es war natürlich ein Wunder der menschlichen Bautechnik, dass es den Ägyptern gelungen war, all diese Blöcke zu hauen, zu transportieren und an ihren Platz zu schieben, um solch eine die Zeiten überdauernde Konstruktion zu schaffen, aber Selam hatte gerade deutlich dringendere Sorgen, um die er sich kümmern musste.

 

Er starrte wieder auf die Karte und Panik begann sich in ihm breitzumachen. Wenn ich nicht in diesem Raum hier bin, wo zum Teufel bin ich dann? Er fuhr mit einem Finger die durchgezogenen Linien nach, welche horizontale Durchgänge anzeigten, während die gepunkteten Linien vertikale darstellten. Und dann traf es ihn – wie der Schlag.

Du bist in einer neuen Kammer.

Er hatte nach einem Raum gesucht, von dem man wusste, dass er Artefakte enthielt, die noch nicht katalogisiert worden waren. Die Pyramiden und andere antike heilige Stätten waren schon lange Zeit das Ziel von Plünderern gewesen, und um die Wahrheit zu sagen, hatte Selam nichts dagegen, sich ein wenig dazuzuverdienen. Wenn er schnell genug an die nicht verzeichneten Artefakte herankam, waren sie reif zum Pflücken und würden ihm einen hübschen Preis auf dem Schwarzmarkt für Antiquitätenhandel einbringen. Aber sein Interesse an dieser Stelle galt heute etwas Speziellem. Dennoch, er war an einem vollkommen anderen Ort gelandet, in einem unbekannten Raum. Er war dabei, sich in den Gang, der ihn hierher geführt hatte, zurückzuziehen, als sein Blick auf eine an der Wand montierte Büste eines Pharao fiel.

Diese waren in der Pyramide nicht unüblich, aber dennoch war sie womöglich etwas wert. Da er wahrscheinlich nie wieder die Chance haben würde, in dieser Kammer zu sein, zumindest nicht allein, durchquerte er den Raum, um sich die Büste näher anzusehen. Gehauen aus einem einzelnen Quarzblock war sie etwa zwanzig Zentimeter hoch und zehn breit. Sie ragte ein Stück aus der Wand heraus.

Selam richtete den Strahl seiner Taschenlampe ringsherum um die Stelle, an der die Statuette die Wand berührte. Er wollte sie nicht kaputtmachen, nicht einmal etwas ankratzen. Je weniger sie bei der Entfernung von ihrem Fundort beschädigt wurde, desto mehr Geld würde sie wert sein. Dennoch hatte er nicht die Zeit, so gründlich zu sein, wie er eigentlich sein musste. Er dachte, dass es etwas merkwürdig war, wie sie in der Wand saß, etwas an der Tiefe der Rille. Normalerweise waren die Fugen so eng, dass sie nicht einmal ein menschliches Haar hineinließen, aber diese waren viel breiter.

Mit einem Achselzucken legte Selam eine Hand auf den Kopf der Figur. Er zog sie sanft nach links und dann nach rechts, ohne dass er irgendeinen Spielraum erspüren konnte. Ob mit breiten Rillen oder nicht, mutmaßte er, die Konstruktion war stabil – selbst nach den vergangenen Jahrtausenden – und hielt sich ebenso wie der Rest der beeindruckenden Pyramide.

Du hast keine Zeit dafür, du musst zurück ins Lager. Das wiederholte er wie ein Mantra in seinem Kopf, aber etwas an dem symbolischen Kopf faszinierte ihn. Er griff das Ornament anders herum und zog es hoch. Nichts. Ich versuche noch eine Sache. Selam drückte den Kopf der Figur nach unten.

Der geringste Hauch von Steinstaub rieselte hinter der alten Wandhalterung herab. Dann begann die Steinfigur die Wand hinunterzurutschen. Der Klang von Stein auf Stein füllte Selams Ohren und ließ ein Lächeln auf seinem Gesicht erstrahlen. Es löste sich. Das Artefakt würde ihm gehören.

Die montierte Figur kam plötzlich zu einem unsanften Stillstand, als sie das Ende ihrer Rille in der Wand erreichte, und Selam riss an ihr, wobei er erwartete, dass das Objekt sich aus der Wand lösen würde. Stattdessen spürte er, wie der Boden zu beben begann.

Selam wirbelte herum und schaute auf den Rest des Raumes. Die Steine waren im Umbruch, warfen Wellen von ihm bis zum Eingang der Kammer. Er fühlte die Figur in seine Hand kippen, aber er ließ sie fallen, nicht länger daran interessiert, was dieser altertümliche Tand wert sein mochte.

Neugierig darauf, ob sich vor ihm eine neue Tür aufgetan hatte, blickte er auf die Stelle, aus der er die Figur gezogen hatte. Nichts Neues, außer einem tiefen Riss dort, wo sie sich befunden hatte. Er könnte sich selbst dafür ohrfeigen, womöglich eine Art Falle ausgelöst zu haben. Ich muss hier auf der Stelle raus!

Aber als er sich wieder umdrehte, sank ihm das Herz in die Knie. Hier herauszukommen würde keine Selbstverständlichkeit sein. Die erste Reihe der großen, quadratischen Bodensteine war … verschwunden! Nein, nicht verschwunden, wie Selam sehen konnte. Wasser floss nun an ihrer Stelle. Sie waren versunken. Während er zusah, drang weiteres Wasser in die Kammer und die nächste Reihe Bodensteine fiel den Fluten zum Opfer.

Selbst als er auf die Steine trat, welche noch immer vorhanden waren, hatte er Schwierigkeiten, sein Gleichgewicht zu bewahren, da sie sich alle in Bewegung befanden. Er fiel hart auf ein Knie, bevor er sein Gleichgewicht rechtzeitig wiederfand, um zu sehen, wie eine weitere Reihe Steine hinabsank. Die letzte verbleibende Reihe war diejenige, auf der er stand, und diese war viel zu weit von dem Durchgang entfernt, um hinüberzuspringen. Wenigstens war der Tunnel noch trocken, soweit er sehen konnte, da er nach oben und fort von dieser unterirdischen Kammer führte. Aber wie sollte er dort hinkommen? Er blickte auf die Wände und an die Decke. Sie hatten sich nicht verändert, boten aber auch keine offensichtlichen Fluchtwege. Da sie vollständig aus glattem Stein ohne Risse, Hand- oder Fußhalte jeglicher Art bestanden, war es hoffnungslos, sie erklimmen zu wollen.

Aber es gab eine Menge Wasser, was bedeutete, dass er schwimmen musste. Selam erschauderte bei dem Gedanken daran. Aufgewachsen in Ägypten, umgeben von Sandwüsten, war Schwimmen nichts, was er oft getan hatte. Er hatte ein paar alte Kindheitserinnerungen daran, wie er in den flachen Wassern des Nils geplanscht hatte, aber auf die turbulenten Wirbel der ansteigenden Fluten in der Kammer war er nicht vorbereitet.

Jedoch würde er damit klarkommen müssen, wenn er leben wollte, also stählte er sich für den Sprung in den flüssigen Malstrom und zog seine Rucksackgurte fester. Er befand sich gerade im Begriff, den Sprung zu wagen, als er etwas im Wasser unter sich erblickte. Es war deutlich, obwohl es sich schnell bewegte und wenn die Wellen nachließen und die Physik des Wassers und sein Licht genau richtig standen, konnte er hinunter in die Tiefen der wässrigen Pyramidenbasis sehen.

Etwas war da unten, etwas Großes, das aus dem Boden ragte. Dann kippte der Stein, auf dem er stand, und er war im Wasser, mit was auch immer es war, buchstäblich dazu gezwungen, zu sinken oder zu schwimmen. Sofort bereute er es, seinen Rucksack nicht weggeworfen zu haben. Dieser belastete ihn furchtbar, doch was enthielt er überhaupt, wofür es sich zu sterben lohnte? Ein paar ägyptische Standardantiquitäten, die ihm womöglich für ein paar Wochen den Wein bezahlten, aber wenig mehr, und einige gewöhnliche archäologische Grabungswerkzeuge. Doch nun war es zu spät, ihn abzunehmen. Er musste weiter schlagen, weiter mit den Armen rudern, wenn er nicht in dieser gottverdammten Pyramide ertrinken wollte.

In einer Pyramide ertrinken? Obwohl sein Leben in unmittelbarer Gefahr war, konnte Selam nicht anders, als sich darüber zu wundern, wie das möglich war. Woher kam all das Wasser so nahe an der Saharawüste? Es ist eine Falle!, schrie sein verzweifelter Verstand. Du hast sie ausgelöst, als du an der Figur gezogen hast.

Er schwamm weiter auf den Ausgang zu, aber immer mehr Wasser stürzte hinein, sodass er kaum vorankam. Er begann in Panik zu geraten. Große Wellen spülten um ihn herum und er schaute zurück, nur um zu festzustellen, dass die letzten Bodensteine versunken waren.

Er schluckte Wasser und begann zu husten. Das Wasser in der Kammer stieg nun schnell. Als er erkannte, dass er lediglich seine Restenergie verbrannte, wenn er weiter versuchte, zum Ausgang zu gelangen, steckte er seinen Kopf unter Wasser und öffnete die Augen. Er sah noch immer etwas da unten, etwas das definitiv von Menschen geschaffen wurde. Mit einem tiefen Atemzug tauchte er unter Wasser und schwamm darauf zu. Vielleicht bot es ihm ja einen Ausgang?

Ohne die Hilfe einer Tauchermaske war die Form verschwommen, aber immer noch gut erkennbar. Es war ein Steinkopf, ein großer, viel größer als die Statuette. Ein menschlicher Kopf; selbst mit seiner schwammigen Unterwassersicht konnte er so viel sagen. Der Kopf war auf die Seite gefallen und starrte ihn an. Selam wusste, dass er zu lange zurückstarrte, dass er keine Sekunde Zeit hatte. Aber etwas an diesem Ding faszinierte ihn. Er wusste, dass es etwas Besonderes war, wusste, dass es etwas wirklich Einzigartiges und Seltenes war.

Nur das Bedürfnis nach Atem riss ihn aus seiner Träumerei. Er strampelte zur Oberfläche, eine Hand über sich haltend und darauf wartend jeden Moment an die Luft zu kommen, damit er atmen konnte, atmen, atmen.

Die Panik, die ihn erfüllte, als seine Faust gegen Stein schmetterte, ohne das Wasser zu verlassen, war allumfassend.

Er befand sich noch immer unter Wasser, obwohl er die Decke der Kammer erreicht hatte. Er spürte, wie das Gewicht des Rucksacks ihn hinunterzog. Er sah durch die Kammer hinüber zum Tunnelausgang. Er führte nach oben, wenn er also dahin schwimmen konnte, hatte er vielleicht eine Chance. Aber er war zu weit entfernt.

Er hörte auf, um sich zu schlagen, sah zu dem körperlosen Kopf hinunter und akzeptierte sein Schicksal, als er Augenkontakt mit dem unbekannten Artefakt aufnahm.

Selam Hasim würde hier sterben.

Kapitel 1

Heute, vor der Küste von Ägypten im Mittelmeer

Carter Hunt warf durch die blau polarisierten Gläser seiner Sonnenbrille einen skeptischen Blick auf das Tauchboot, das neben dem Arbeitsschiff im Wasser schaukelte. Eine Zwei-Mann-Kapsel mit einer aufgeklappten Acrylkuppel. Wenn er sie so betrachtete, erfüllte sie ihn nicht gerade mit Zuversicht.

»Bist du sicher, dass dieses Gerät kein Wasser nimmt?«

Hunts Freund, Jayden Takada, trat ans Geländer neben Hunt. »Solange wir daran denken, die Luke zu schließen, bleiben wir trocken, versprochen. Über tausend Tauchgänge in diesen Dingern, und das einzige Mal, dass ich nass geworden bin, war, als ich mein Bier verschüttet habe.«

»Du hast wirklich einen Weg gefunden, nach der Zeit in der Marine am Ball zu bleiben, nicht wahr?«

Jayden grinste breit. »Das mit dem Bier war ein Scherz«, sagte er und warf einen Blick übers Deck, um sicherzugehen, dass es niemand gehört und ernst genommen hatte. »Im Ernst, Tauchpilot zu sein, ist kein schlechter Job, wenn man arbeiten muss. Nicht jeder von uns hat einen reichen Großvater, der ein Vermögen hinterlassen hat. Für dich Treuhandfond-Baby ist das nur Urlaub, aber ich habe hier erst einen Job zu erledigen, bevor ich Spaß haben kann.«

Hunt lachte gutmütig über die sarkastische Spitze. Nachdem sie gemeinsam für zehn Jahre in der U.S. Marine gedient hatten, konnten sich die beiden Freunde derartige Scherze leisten. Hunt konnte Jaydens Standpunkt jedoch nicht verleugnen. Im Alter von zweiunddreißig fand sich der zehnjährige Veteran, von denen er acht als Offizier tätig gewesen war, plötzlich mit jeder Menge Freizeit konfrontiert. Anstatt wie erwartet nach zehn Jahren noch einmal aufzustocken, hatte er den Dienst in gutem Ansehen verlassen, desillusioniert von einigen Dingen, die er gesehen hatte. Die Entscheidung war ihm durch das plötzliche Verscheiden seines Großvaters und die hinterlassene ansehnliche Erbschaft, ein Vermögen für die meisten Menschen, möglich gewesen.

Hunt hatte jedoch nicht die Absicht, den Rest seines Lebens in einem Nebel geistloser Freizeit zu verbringen. Er wusste nur noch nicht genau, was er tun würde. Diese Reise nach Ägypten, um Jayden zu besuchen, sollte das Ende seiner Pause darstellen, nachdem er das Militär verlassen hatte. Wenn er nach Hause in die Staaten zurückkehrte, wollte er sich darüber Gedanken machen, eine Art Unternehmen zu gründen, welches anderen helfen würde und ihm gleichzeitig erlaubte, produktiv zu bleiben. Mit einem Hochschulabschluss in Geschichte war er sich nicht ganz sicher, was das genau beinhalten würde, aber er hatte in der Marine damit zu tun gehabt, Artefakte und historische Schätze zu bewahren, die in den Zeiten von Bürgeraufständen geplündert worden waren. Er hatte ihn angewidert, wie Museen im Irak und an anderen Orten im Nahen Osten wegen ihrer kulturellen Artefakte geplündert worden waren. Es bedrückte ihn, dass einige Menschen ihre eigenen Interessen über die anderer stellten, dass sie alle der Möglichkeit beraubten, ihr kulturelles Erbe zu betrachten, nur um schnelles Geld zu verdienen.

 

Hunt klopfte Jayden auf den Rücken. »Dann hast du also Platz für einen weiteren Passagier in dem Ding?«

Jayden nickte. »Es ist ein Zweisitzer und ich brauche auf diesem Tauchgang keinen technischen Spezialisten, also kann ich dich als Ballast mitnehmen.«

»Ich wusste, dass ich für irgendetwas gut bin. Sag mir noch mal, was wir vorhaben?«

Jayden zeigte auf die ägyptische Küste in der Ferne, wo man am Ufer die Skyline einer Stadt und deren ausgedehnte Vorstadt sehen konnte. »Es gab eine Unterbrechung des Internetservices, und sie vermuten, dass es mit den Tiefseekabeln zu tun hat.« Er sah auf das Wasser unter dem schwimmenden Tauchboot. »Also werden wir da runtertauchen und schauen, ob wir einen Kabelbruch finden können.«

Hunt grinste. »Klingt nach Spaß!«

***

»Vergiss nicht, Carter, dieses U-Boot gehört nicht mir – es gehört International Telecom, denjenigen, die mich beauftragt haben, das Kabelproblem zu untersuchen.«

»Okay, und?«

»Also mach nichts kaputt. Fass nichts an – ich meine nichts –, ohne vorher zu fragen. Achtung, hier kommt die Luke.«

Hunt schaute rechtzeitig auf, um zu sehen, wie ein Besatzungsmitglied die transparente Kunststoffkuppel auf das U-Boot senkte. Er spürte einen leichten Druck in seinen Ohren, als die Schlösser an Ort und Stelle befestigt wurden. »Keine Sorge, alter Freund, als ich das letzte Mal eine Anzeige angefasst habe, bei der ich mir nicht sicher war …«

»Ja, die C130 über Tikrit. Erinnere mich nicht daran, okay? Die Jungs waren danach wochenlang sauer auf dich, und ich habe dir gesagt, nicht zu …«

Jayden wurde durch eine Stimme unterbrochen, die über den Radio-Lautsprecher des U-Bootes kam. »Topside an Deep Challenger, bitte melden. Over.«

Hunt beobachtete Jayden, während er seine Hand halb hinüber zum Empfänger bewegte, als ob er um Erlaubnis bat, ihn aufzunehmen. Jayden schüttelte den Kopf und packte ihn selbst. »Deck, hier ist die Deep Challenger, wir hören Sie laut und deutlich. Bereithalten fürs Absinken. Over.«

»Verstanden. Hilfstaucher sind jetzt im Wasser.«

Vor dem Kuppelfenster winkte ein Paar Taucher Jayden und Hunt zu. Beide schwammen ans Tauchboot heran und lösten die Leinen, die es mit dem Schiff verbanden. Sie gaben Jayden ein Okay-Zeichen, ein Kreis aus Daumen und Zeigefinger, und zeigten damit an, dass sie bereit waren, ihren Tauchgang zu beginnen.

»Los geht's, Carter.« Jayden drückte einen Schalter auf dem Bedienfeld und sie hörten das Rauschen entweichender Luft. »Keine Sorge, das ist nur die Luft in den Schwimmschläuchen.« Wasser schwappte über die Acrylkuppel, als sich das Boot ins Meer senkte.

»Die Schwerkraft wird uns nach unten bringen, bis wir uns dem Grund nähern«, erklärte Jayden, als sie unter die Wellen sanken. Die beiden Unterstützungstaucher blieben bei ihnen, bis sie eine Tiefe von etwa dreißig Metern erreicht hatten, dann winkten sie zum Abschied und begannen ihren langsamen Aufstieg zurück zum Schiff, während das U-Boot seinen Weg in die Tiefe des Ozeans fortsetzte.

»Nur noch knappe 600 Meter vor uns«, sagte Hunt. »Gibt es einen Film in diesem Ding?«

»Noch besser.« Jayden wies auf die Vorderseite des Fensters, wo eine große Meeresschildkröte vorbeitrieb und eine Schule silberner Fische jagte. Die nächsten Minuten verbrachten die beiden Freunde schweigend, während sie tiefer ins Meer sanken. Das Umgebungslicht änderte seine Farbe, zuerst wurden die Rot- und Gelbtöne herausgefiltert, bis allmählich nur noch Blau übrig war, dann verblasste selbst das um die 300-Meter-Marke zu Schwarz.

Jayden schaltete die externen Halogenleuchten des U-Boots ein und die kräftigen Lichtstrahlen durchbohrten die tintenschwarze Dunkelheit. Winzige Partikel schwebten im Licht. Es gab hier unten keine Fischschulen oder große Tiere. Dennoch gab es Leben. Eine Qualle trieb mit langen, fließenden Tentakeln an ihnen vorbei. Bald darauf kam der braune Schlamm des Meeresbodens in Sicht.

»Falls du dich gefragt hast, wie der Grund des Mittelmeers auf 600 Meter aussieht, jetzt weißt du es.« Jayden griff nach einem Steuerknüppel, um das U-Boot knapp über dem Boden zu halten.

»Ziemlich langweilig«, sagte Hunt und sah zu seiner Rechten hinaus.

»Dann ist es ja gut, dass wir nicht zum Sightseeing hier sind«, sagte Jayden und aktivierte die Triebwerke des U-Boots, um über den Boden zu gleiten. »Wir haben ein Tiefseekabel zu inspizieren, aber zuerst müssen wir es finden. Sollte irgendwo hier in der Nähe sein. Das Schiff ist genau über der Stelle positioniert.«

Hunt deutete nach rechts. »Ich sehe da drüben etwas.« Jayden schaute hinüber und nickte. Ein Teil eines schwarzen Rohrs war auf dem Meeresboden sichtbar und erstreckte sich endlos in beide Richtungen.

»Das ist es, alles klar.« Er führte das U-Boot hinüber, bis sie direkt über dem Rohr schwebten.

»Ich sehe keine Beschädigung«, sagte Hunt.

»Daran gemessen, wo der Signalverlust stattfindet, wissen wir, dass es einen etwa drei Kilometer langen Abschnitt gibt, in dem eine Art Fehlfunktion aufgetreten ist. Wir müssen nur entscheiden, in welcher Richtung wir zuerst nachsehen. Rechts oder links?«

Hunt schaute in beide Richtungen, bevor er antwortete: »Das Wasser sieht rechts ein wenig trüber aus, also sollten wir es zuerst dort versuchen. Es könnte bedeuten, dass etwas passiert ist, dass die Sedimente am Grund aufgewirbelt hat.«

»Ich wusste, dass es einen Grund gab, dich mitzunehmen.« Jayden nahm den Funksender auf. »Deep Challenger an Topside. Wir sind am Rohr, fast direkt unter dem Schiff. Hier sieht es okay aus, deshalb werden wir uns entlang des Rohrs nach Nordosten bewegen und uns umschauen. Over.«

Die Antwort per Funk erfolgte sofort. »Verstanden, Deep Challenger. Wir stehen bereit, falls ihr uns benötigt.«

Jayden begutachtete für einen Moment seinen beabsichtigten Kurs entlang des Rohrs, bevor er seine Hände an der Bedienung in Bewegung setzte. Das Tauchboot folgte dem Rohr in etwa zwei Metern Höhe. Zusätzlich zur Beobachtung durch Jayden und Hunt im U-Boot, sorgten Kameras an der Unterseite des Tauchboots für eine Liveübertragung in den Kontrollraum des Schiffs, sodass noch mehr Augen auf dem Rohr ruhten.

Hunt beobachtete, wie das schwarze Metallrohr unter ihnen verlief. »Das Rohr ist also nur die äußere Hülle und die eigentlichen Kabel sind darin, richtig?«

»Das ist richtig«, sagte Jayden. »Glasfaser. Das Metallrohr dient nur dazu, sie vor den Umwelteinflüssen zu beschützen.«

»Oder vielleicht einem neugierigen Hai, der Heißhunger hat.«

»Auch das.«

Sie fuhren fort, dem Kabelrohr zu folgen, das sich in die Dunkelheit schlängelte. Gelegentlich huschten eine Krabbe oder kleiner Fisch unter dem Rohr hervor, aber meistens sahen sie nur den Schlammboden. Das elektrische Surren der Triebwerke des Tauchboots war das einzige Geräusch, während sich die beiden Männer darauf konzentrierten, das Rohr visuell nach Brüchen oder Anomalien abzusuchen. Als sie weiter voranschritten, wurde das Wasser immer trüber, aber sie konnten das Rohr sehen, solange Jayden das Tauchboot langsamer fahren ließ und in der Nähe blieb.

Jayden wollte gerade vorschlagen, dass sie umdrehen und die andere Richtung untersuchen sollten, als Hunt auf die Kuppel vor ihm klopfte. »Warte mal, ich habe hier etwas.«

»Warte mal?«

»Ja, vorsichtig, es ist ziemlich versandet, aber da geht irgendetwas anderes vor sich.«

Jayden verlangsamte das U-Boot und ließ es auf die Anomalie zuschweben. Wolken braunen Schlamms wirbelten um ihr kleines Schiff, als sie knapp über dem Rohr über den Boden krochen.

»Genau da, siehst du das?« Hunt deutete in die Dunkelheit vor ihnen. Jayden stoppte ihr kleines Gefährt und blickte am Rohr entlang hinaus.

»Das ist der Bruch! Was ist mit dem Ding passiert?«

Hunt schüttelte den Kopf, als er das verstümmelte Rohr ansah. Ein Abschnitt fehlte komplett, aber sie konnten nicht sehen, wie viel, da das Wasser zu trüb war. Metallteile lagen auf dem Meeresboden in der Nähe und ein hervorstehendes Kabelknäuel war von dem zerstörten Ende des Rohres aus sichtbar. »Das war kein Hai.«

Jayden hob den Funksender auf und informierte das Schiff, dass sie den Bruch gefunden hatten und eine Inspektion durchführten.

»Mal sehen, ob wir die andere Seite des Rohres finden können, um zu schauen, wie viel herausgenommen wurde«, schlug Hunt vor. Jayden stimmte zu und stellte die vorderen Triebwerke des U-Boots auf niedrige Leistung, damit der Schlamm nicht weiter aufgewirbelt wurde und ihre Sicht noch mehr einschränkte. Sie ließen das gebrochene Ende des Rohres hinter sich und krochen dann über den schlammigen Boden auf der Suche nach dem anderen Ende des Rohres.

Nach ein paar Minuten hatten sie immer noch nichts gefunden. »Ich hoffe, wir sind nicht vom Rohr abgedriftet«, sagte Jayden. Hunt deutete auf den Kompass auf der Konsole. »Nein, alles in Ordnung. Ich habe mir unseren Kurs gemerkt. Bleib bei 210 Grad und wir sollten die andere Seite des Rohres finden.«

Jayden sah zu seinem amtierenden Co-Piloten hinüber. »Schon wieder, Carter, erweist du dich dieses Sitzes als würdig. Werden Wunder nie …«

»Whoa! Da drüben!«

Jayden schaltet die Triebwerke ab und brachte das U-Boot in einen kontrollierten Schwebezustand. »Was ist das?« Anders als Hunt, der keine Pilotenpflichten hatte, die seine Zuwendung erforderten, war Jaydens Aufmerksamkeit zweigeteilt zwischen dem Fahren des U-Boots und dem Betrachten dessen, was draußen vor sich ging. Aber bevor Hunt antworten konnte, knisterte der Funk auf der Konsole des U-Boots.

»Topside an Deep Challenger. Wir haben ein Bild vom anderen Ende des Rohres. Fast zweihundert Meter zerstörtes Kabel …«

Der Funker setzte die Übertragung fort, aber Hunt deutete nach vorn, wo das zerstörte andere Ende des Rohres lag. »Jayden. Hey, Jayden, wir haben hier etwas, das mir ganz und gar nicht gefällt. Etwas rechts von dem Rohr. Sei vorsichtig, mach langsamer!«

Jayden blickte auf das verstümmelte Rohr, dann nach rechts auf die Schlickebene, wo er ebenfalls sah, wovon Hunt sprach. »Was ist das?« Noch während er die Frage stellte, setzte er das Schiff in den Rückwärtsgang.

Zur selben Zeit wurde das Funkgespräch dringlicher, als die Besatzung oben ebenfalls das Objekt diskutierte, auf das Hunt hingewiesen hatte. Die Spekulationen nahmen überhand.

»Schiffscontainer, der von einem Frachtschiff über Bord gegangen ist und das Rohr ausgeschlagen hat?«