Das Ende des Wachstums

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Das Ende des Wachstums
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Für P. J., dessen Großzügigkeit meine Arbeit ermöglicht – und der weitermacht, auch wenn er weiß, daß Zeit und Geld gegen uns arbeiten.


Das Ende des Wachstums ist ein »lebendiges Buch«. Zusätzliches Material wird regelmäßig ins Netz gestellt und aktualisiert und ist zu finden unter endofgrowth.com.

Außerdem können die Leser sich zum Thema

zu Wort melden unter

facebook.com/richardheinberg facebook.com/postcarbon

Richard Heinberg

DAS ENDE
DES WACHSTUMS

Alte Konzepte – neue Realitäten

Aus dem Englischen von

Ursel Schäfer


Titel der Originalausgabe:

The End of Growth

Adapting to Our New Economic Reality

First published in 2011 by New Society Publishers Ltd.,

Gabriola Island, British Columbia, Canada

Copyright © 2011 by Richard Heinberg

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese

Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie;

detaillierte bibliographische Daten sind im Internet

über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt.

Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig.

Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen,

Mikroverfilmungen und die Einspeicherung in

und Verarbeitung durch elektronische Systeme.

ISBN 978-3-937801-76-6

eISBN 978-3-948075-73-6

© der deutschen Ausgabe:

Manuscriptum Verlagsbuchhandlung

Thomas Hoof KG · Waltrop und Leipzig 2013

Einbandgestaltung: www.graphische-konzepte.de

INHALT

Dank

Einführung: Die neue Normalität

Warum endet das Wachstum?

Das Ende des Wachstums kommt eigentlich nicht überraschend

Warum ist Wachstum so wichtig?

Aber ist Wachstum nicht normal?

Die einfache Berechnung von exponentiellem Wachstum

Das Peak-Oil-Szenario

Von der erschreckenden Theorie zur noch erschreckenderen Realität

Platzende Blasen

Was kommt nach dem Wachstum?

Eine Anleitung für dieses Buch

1.Das große Ballonrennen

Wirtschaftsgeschichte in zehn Minuten

Wirtschaftslehre für Eilige

Wirtschaftswissenschaft im 20. Jahrhundert

Konjunkturzyklen, Zinssätze und Zentralbanken

Verrücktes Geld

Ich schulde dir

2.Das Geräusch entweichender Luft

Kartenhäuser

Die Bühne wird bereitet: 1970 bis 2001

Schattenbanken und Immobilienblase

Was aufsteigt …

Die Mutter aller Hysterien

Grenzen der Verschuldung

Alle verschuldet und kein Ausweg in Sicht

Verpuffte Anreize, nutzlose Rettungen

Maßnahmen anderer Länder und ihrer Zentralbanken

Wenn alle Pfeile verschossen sind

Deflation oder Inflation?

Die Brücke ins Nirgendwo

3.Die Grenzen der Erde: Warum es keine Rückkehr zum Wachstum geben wird

Öl

Andere Energiequellen

Wie Märkte auf Knappheit reagieren könnten: Das Goldilocks-Syndrom

Wasser

Nahrungsmittel

Metalle und andere Minerale

Klimawandel, Umweltverschmutzung, Unfälle, Umweltzerstörung und Naturkatastrophen

4.Werden uns Innovation, Substitution und Effizienz nicht weiterhin Wachstum ermöglichen?

Ersatz immer und überall

Energieeffizienz als Rettung

Geschäftsfeldentwicklung: Die Kavallerie ist unterwegs

Moores Gesetz oder Murphys Gesetz?

Spezialisierung und Globalisierung: Dienstbare Geister zu unserer Verfügung

5.Der Kuchen wird kleiner: Konkurrenz und relatives Wachstum in einer endlichen Welt

Die chinesische Blase

Währungskriege

Geopolitik in der Post-Wachstums-Ära

Bevölkerungsstreß: Alt gegen Jung auf einem vollen Planeten

Das Ende der »Entwicklung«?

Reich gegen Arm in einer Welt ohne Wachstum

6.Den Schrumpfungsprozeß meistern, Fortschritt neu definieren

Das Szenario des Scheiterns

Schuldenschnitt für alle … oder Freigeld?

Geld nach dem Ende des Wachstums

Wirtschaftswissenschaft nach dem Ende des Wachstums

Bruttonationalglück

Unsere Probleme sind im Prinzip lösbar

7.Das Leben nach dem Wachstum

Prioritäten setzen

Transition Towns

Common Security Clubs

Die neue Wirtschaft bekannt machen

Wie könnte eine nachhaltige Gesellschaft aussehen?

Ausblick

 

Update Nr. 1 (Juni 2012)

Weder Schuldner noch Gläubiger…

… aber vor allem nicht Schuldner!

Was heißt hier »wir«?

Trübsal in den USA

Die Sonne geht auch unter

Unsere Lösung ist unser Problem

Schrumpfende Wirtschaft und soziale Klaustrophobie

Die Wirtschaft braucht Treibstoff … und immer mehr davon

Vom Winde verweht

Und jetzt die guten Nachrichten

Anmerkungen

Verzeichnis der Grafiken

Personenregister

DANK

Dieses Buch hat von den Beiträgen vieler Menschen profitiert, deren Hilfe Anerkennung verdient.

Ich beginne mit den Mitarbeitern des Post Carbon Institute, der Organisation, für die ich mit Freude und Stolz arbeite. Asher Miller, Daniel Lerch, Ken White und Tod Brilliant haben das Manuskript in unterschiedlichen Stadien gelesen und wichtige Vorschläge für die Bearbeitung gemacht. Dieses Team hat schon bei verwandten Projekten mit mir zusammengearbeitet, darunter kurzen Videos für YouTube wie dem preisgekrönten »300 Years of Fossil Fuels in 300 Seconds« und »Who Killed Growth?« Crystal Santorineos hat Interviews transkribiert, und Simone Osborne hat Auszüge aus dem Buch auf den Websites PostCarbon.org und EnergyBulletin.net veröffentlicht (und die Leser der Auszüge haben wiederum wertvolle Anregungen für das Buch vermittelt).

Mein Dank geht auch an New Society Publishers, ganz besonders an Ingrid Witvoet, die das Manuskript lektoriert hat; außerdem an Chris und Judith Plant, die das Buch enthusiastisch begrüßt haben, als es noch nicht mehr als eine Idee war; an Sue Custance, die das Projekt begleitet hat; und an E. J. Hurst, die sich um die Werbung gekümmert hat.

Jared Finnegan hat mit dem Wissen aus seinen jüngsten Forschungen an der London School of Economics kluge Vorschläge für die Gestaltung des Manuskripts sowie für die Aufbereitung der Grafiken und ihre Beschriftung unterbreitet – dazu gehörte auch, daß er Dutzende von Datensätzen aus einer Vielzahl von Quellen zusammentrug. Jareds redaktioneller Beitrag war besonders wichtig für den Abschnitt »Das Ende der ›Entwicklung‹?« in Kapitel 5.

Suzanne Doyle hat viele Stunden damit verbracht, die Anmerkungen zu erarbeiten, Quellen ausfindig zu machen und die Übersicht über Hunderte von Quellenangaben zu behalten.

Im Rahmen meiner Recherchen zu Das Ende des Wachstums habe ich Interviews und Gespräche mit vielen großartigen Denkern geführt. Jeder verdient eine kurze Vorstellung und meinen tiefen Dank.

Ein Gespräch mit Gus Speth – einem der bedeutendsten Vertreter der Umweltschutzbewegung, der viele Jahre in Yale gelehrt hat (und jetzt an der Vermont Law School lehrt), Verfasser von A Bridge at the Edge of the World: Capitalism, the Environment, and Crossing from Crisis to Sustainability – brachte mich auf den neuesten Stand der aktuellen Entwicklungen in der alternativen Ökonomie.

Ein weiteres Gespräch, diesmal mit John Fullerton, einem ehemaligen Geschäftsführer von JPMorgan und in jüngerer Zeit Gründer des Capital Institute, half mir, die Gepflogenheiten der Wall Street und deren Veränderungen in den letzten 25 Jahren zu verstehen. Heute arbeitet John daran, die Investmentwelt in eine faire, nachhaltige und resiliente Richtung zu steuern und geht dabei mit vielversprechenden Ansätzen voran.

Herman Daly, ökologischer Ökonom der ersten Stunde, ehemals Volkswirt bei der Weltbank und Verfasser von The Growth Illusion, war freundlicherweise bereit, Kapitel 6 zu lesen und zu kommentieren.

Nate Hagens, der vom Hedgefonds-Manager zum ökologischen Ökonomen wurde, hat den größten Teil des Manuskripts gelesen und viele wichtige Anregungen gegeben. Sein Expertenwissen über das Funktionieren der Finanzmärkte ist in Kapitel 2 eingeflossen.

Josh Farley, Fellow am Gund-Institut für ökologische Ökonomie und Professor an der Fakultät für Gemeinschaftsentwicklung und angewandte Ökonomie der Universität Vermont (und zusammen mit Herman Daly Verfasser des Handbuchs Ecological Economics) hat den Großteil des Manuskripts gelesen und auf vielen Gebieten sehr wichtige Ratschläge erteilt. Einige erläuternde Anmerkungen geben wörtlich seine Randbemerkungen auf dem Manuskript wieder.

Hazel Henderson, Zukunftsforscherin und Verfasserin von Ethical Markets: Growing the Green Economy, kritisiert seit Jahrzehnten die konventionelle ökonomische Theorie und beschreibt Wege, wie Geld für die Menschen arbeiten kann (und nicht umgekehrt). Das Interview mit ihr hat mein Denken für Möglichkeiten geöffnet, die ich noch nicht in Betracht gezogen hatte. Das versuchte ich in den Kapiteln 6 und 7 festzuhalten.

Chris Martenson, Erfinder von »The Crash Course« mit zehnjähriger Erfahrung in Finanzfragen von Unternehmen und strategischer Beratung, schreibt regelmäßig Kommentare über die weltweite Finanzsituation. Weil Chris die Endlichkeit der Ressourcen bewußt und das Denken in Systemen vertraut ist, finde ich seine Analyse besonders glaubwürdig und hilfreich. Seine Erkenntnisse haben in die Kapitel 2 und 3 Eingang gefunden.

Nicole Foss ist Mitherausgeberin von TheAutomaticEarth.com, sie schreibt dort unter dem Namen Stoneleigh. Außerdem leitet sie die Agri-Energy Producers’ Association im kanadischen Ontario, dabei konzentriert sie sich auf bäuerliche Biogas-Projekte und den Aufbau von Stromnetzen für erneuerbare Energie. Als Nicole noch im Vereinigten Königreich lebte, war sie Research Fellow am Oxford Institute for Energy Studies mit dem Spezialgebiet Reaktorsicherheit in Osteuropa und der ehemaligen Sowjetunion. Ich habe von ihr viele Kommentare zur weltweiten Finanzszene gelesen und von der Lektüre viel profitiert. In Kapitel 2 sind zahlreiche wichtige Erkenntnisse eingeflossen, die sie mir in einem langen Gespräch im Dezember 2010 vermittelt hat.

Charles Hall, Professor für Systemökologie am College für Umweltwissenschaft und Forstwesen der State University of New York in Syracuse, ist der weltweit führende Experte für Energiebilanzen, wie sie in Kapitel 4 vorgestellt werden. Ich stehe seit langem tief in Charlies Schuld wegen seiner Forschungen (deren Bedeutung viele Energieanalysten immer noch nicht erkannt haben). Seine jüngsten unabhängig begutachteten Veröffentlichungen zu dem Thema bestätigen einige Kernaussagen in diesem Buch.

David Murphy, ein früherer Student von Charlie Hall und heute selbst ein bedeutender Forscher, ist Autor und Koautor wichtiger Veröffentlichungen zur Energiebilanz, die in Kapitel 4 zitiert werden. David hat das Kapitel gelesen und wichtige Anregungen unterbreitet.

Michael Klare, Professor für Friedensforschung am Hampshire College und Autor von Rising Powers, Shrinking Planet, ist der weltweit führende Experte für Zusammenhänge zwischen Ressourcenerschöpfung und Geopolitik. Ein Gespräch mit ihm Ende 2010 war die Grundlage für den Abschnitt »Geopolitik in der Nach-Wachstums-Ära« in Kapitel 5.

Bill Ryerson, Gründer und Präsident des Population Media Center und Präsident des Population Institute, ist der klügste, bestinformierte und überzeugendste Experte für Bevölkerungsfragen, den ich kenne. Aus unserem Gespräch ist der Abschnitt »Bevölkerungsstreß: Alt gegen Jung auf einem vollen Planeten« in Kapitel 5 entstanden.

Mats Larsson, Unternehmensberater und Verfasser mehrerer Bücher, unter anderem The Limits of Business Development and Economic Growth, war eine wichtige Quelle für Kapitel 4, das er außerdem gelesen und kommentiert hat.

Jason Bradford, Biologe und ehemaliger Forscher an der Washington University und am Botanischen Garten von Missouri, der gegenwärtig für Farmland LP das Programm Verwaltung von Ackerflächen betreut, hat große Teile des Manuskripts gelesen und mit Anmerkungen versehen sowie den Text des Kastens für Kapitel 7 formuliert.

Warren Karlenzig, der zu den weltweit führenden Experten für urbane Nachhaltigkeitsstrategien und ihre Messung gehört, Verfasser von How Green is Your City? The SustainLane U.S. City Rankings, reist häufig nach China und berät dort lokale Verantwortliche in Planungsfragen. Seine Erkenntnisse zu den Problemen und Perspektiven dieser Nation greife ich im Abschnitt »Die chinesische Blase« in Kapitel 5 auf.

David Fridley, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Energy Analysis Program des Lawrence Berkeley National Laboratory und Experte für die chinesische Energiepolitik, hat ebenfalls Wichtiges zu diesem Abschnitt beigetragen.

Doug Tompkins, der in der Wirtschaft erfolgreich war und dann zu einem der wichtigsten Naturschützer weltweit wurde, hat das Manuskript gelesen und hilfreiche Vorschläge gemacht. Die Foundation for Deep Ecology hat materielle Hilfe zur Werbung für dieses Buch geleistet.

Helena Norberg-Hodge, Gründerin der Internationalen Gesellschaft für Ökologie und Kultur (ISEC), ist seit vielen Jahren ein Freundin und Inspiratorin. Ihre Sicht hat in den Abschnitt »Das Ende der ›Entwicklung‹?« in Kapitel 5 Eingang gefunden, schwingt aber auch in den Kapiteln 1 und 6 mit.

Diese Experten auf ihrem jeweiligen Gebiet haben mich durch die Lektüre des Manuskripts und ihre Auskünfte vor vielen Fehlern bewahrt, die sonst womöglich der Botschaft von Das Ende des Wachstums geschadet hätten. Sollten noch Fehler verblieben sein, fallen sie allein in meine Verantwortung.

Ich stehe auch tief in der Schuld der Arbeiten von Dennis Meadows und Jørgen Randers – den beiden letzten noch lebenden Mitgliedern der Forschergruppe, die Die Grenzen des Wachstums verfaßt hat. Hätte die Welt damals auf sie gehört, hätten wir alle heute viel weniger Grund zur Sorge.

Schließlich möchte ich wieder einmal meiner Frau Janet Barocco für ihre unermüdliche Unterstützung und Ermutigung danken und dafür, daß dank ihr unser Heim ein Ort ist, an dem Kunst, Fröhlichkeit und natürliche Schönheit ihren Platz haben.

EINFÜHRUNG DIE NEUE NORMALITÄT

»Führende zeitgenössische Vertreter der wirtschaftswissenschaftlichen Profession … haben sich in eine Art Politbüro für korrektes ökonomische Denken verwandelt. Generell hat sie das – wie von einem Club ehrwürdiger Herrn im allgemeinen zu erwarten – bei so ziemlich jedem wichtigen politischen Thema auf die falsche Seite gebracht, und das nicht erst in letzter Zeit, sondern seit Jahrzehnten. Sie prophezeien die Katastrophe, die nicht kommt. Sie bestreiten, daß Ereignisse eintreten werden, die dann doch eintreten … Sie lehnen ganz einfache, adäquate und vernünftige Reformen ab und verabreichen stattdessen Placebos. Sie sind immer überrascht, wenn ein widriges Ereignis (wie eine Rezession) tatsächlich eintritt. Und wenn sie schließlich merken, daß eine Position nicht zu halten ist, überprüfen sie ihre Ideen nicht. Sie ziehen die Möglichkeit nicht in Erwägung, daß ihre Logik oder Theorie einen Fehler haben könnte. Stattdessen wechseln sie einfach das Thema. In diesem Club verliert niemand das Gesicht, weil er unrecht hatte. Niemand wird von Konferenzen ausgeladen und darf seine Papiere nicht präsentieren. Und schon gar nicht wird jemand von außen dazugebeten.«

 

James K. Galbraith (Wirtschaftswissenschaftler)

Die zentrale Aussage dieses Buches ist ebenso einfach wie bestürzend: Mit dem Wirtschaftswachstum, wie wir es kennen, ist es aus und vorbei.

Das »Wachstum«, von dem wir sprechen, besteht in der Expansion der Volkswirtschaft insgesamt (mehr Menschen bekommen, was sie wollen, und mehr Geld wechselt die Hände) und in der mengenmäßigen Zunahme von Energie und Gütern, die in der Volkswirtschaft zirkulieren.

Die Wirtschaftskrise, die in den Jahren 2007/2008 begann, war ebenso vorhersehbar wie unvermeidlich, und sie bedeutet einen permanenten, fundamentalen Bruch mit den vergangenen Jahrzehnten – einer Zeit, in der die meisten Ökonomen die unrealistische Position vertreten haben, beständiges Wirtschaftswachstum sei notwendig und erreichbar. Es gibt prinzipielle Barrieren für eine anhaltende wirtschaftliche Expansion, und das erfährt die Welt gerade.

Das soll nicht heißen, daß die Vereinigten Staaten oder die Welt insgesamt nie wieder ein Quartal oder ein Jahr erleben werden, in dem die Wirtschaft im Verhältnis zum vorherigen Quartal oder Jahr wächst. Doch wenn man die Ausschläge abzieht, verläuft die allgemeine Trendlinie der Wirtschaft (gemessen in den Zahlen für Produktion und Konsum realer Güter) fortan waagrecht oder nach unten und sicher nicht nach oben.

Es ist auch nicht ausgeschlossen, daß eine Region, ein Land oder eine Branche noch eine Weile weiter wächst. Es wird einige solche Beispiele geben. Letztendlich jedoch wird dieses Wachstum auf Kosten anderer Regionen, Länder oder Branchen gehen. Von nun an ist nur noch relatives Wachstum möglich: Die Weltwirtschaft spielt ein Nullsummenspiel, und der Topf, der an die Gewinner verteilt werden kann, wird immer kleiner.

Warum endet das Wachstum?

Viele Finanzexperten führen schwerwiegende Probleme der US-Wirtschaft – einschließlich der erdrückenden, nicht zu tilgenden Schuldenlast der öffentlichen und privaten Haushalte und der geplatzten Immobilienblase – als unmittelbare Bedrohungen des Wirtschaftswachstums an. Allgemein heißt es, wenn diese Probleme gelöst seien, könne und werde das Wachstum mit »normalen« Raten weitergehen. Aber diese Experten übersehen die externen Faktoren, die auf das Finanzsystem einwirken und Wirtschaftswachstum, wie wir es kennen, nahezu unmöglich machen. Dies ist kein vorübergehender, sondern ein dauerhafter Zustand.

Alles in allem gibt es, wie wir in den folgenden Kapiteln sehen werden, drei Hauptfaktoren, die weiterem Wirtschaftswachstum grundsätzlich im Wege stehen:

•Die Erschöpfung wichtiger Ressourcen, darunter fossile Brennstoffe und Minerale.

•Die Zunahme negativer ökologischer Auswirkungen der Ausbeutung und Nutzung von Ressourcen (darunter die Verbrennung fossiler Brennstoffe) – mit der Folge, daß die Kosten sowohl der Auswirkungen wie der Bemühungen, sie abzuwenden, lawinenartig steigen.

Finanzielle Verwerfungen, die damit zusammenhängen, daß unser bestehendes Währungssystem, unser Bank- und Investitionswesen nicht in der Lage sind, auf Ressourcenknappheit und steigende Umweltkosten zu reagieren – und daß sie nicht in der Lage sind (vor dem Hintergrund einer schrumpfenden Volkswirtschaft), die gewaltigen Schuldenberge zu bedienen, die private und öffentliche Haushalte in den letzten beiden Jahrzehnten angehäuft haben.

Obwohl Finanzkommentatoren gewöhnlich die ökologischen Grenzen des Wachstums ausblenden, können wir buchstäblich Tausende von Vorfällen aus den letzten Jahren anführen, die zeigen, wie alle drei genannten Faktoren zusammenwirken und sich gegenseitig verstärken.

Nehmen wir nur ein Beispiel: die Explosion der Ölplattform Deepwater Horizon im Golf von Mexiko im Jahr 2010.

Die Tatsache, daß BP in tiefen Gewässern im Golf von Mexiko nach Öl bohrte, illustriert einen weltweiten Trend: Auf der einen Seite besteht die Gefahr, daß der Welt demnächst das Öl ausgeht, auf der anderen Seite werden an Land, wo das Bohren billig ist, kaum noch neue Ölvorkommen entdeckt. Solche Vorkommen hat man bereits gefunden und ausgebeutet. Der Internationalen Energieagentur zufolge werden im Jahr 2020 fast 40 Prozent der Weltölproduktion aus Offshore-Förderung stammen. Zwar ist es hart, gefährlich und teuer, in 1200 bis 1500 Metern Wassertiefe nach Öl zu bohren, aber der Ölindustrie bleibt nichts anderes übrig, wenn sie weiter den Rohstoff liefern will. Das bedeutet auch, daß das Öl teurer wird.

Natürlich waren die ökologischen Kosten, die die Explosion der Deepwater Horizon und das Leck verursachten, verheerend. Weder die Vereinigten Staaten noch die Ölindustrie können sich einen weiteren Unfall dieser Größenordnung leisten. Deshalb verhängte die Regierung Obama 2010 ein Moratorium für Tiefseebohrungen im Golf von Mexiko (das allerdings nur 6 Monate galt; Anm. d. Übers.) und arbeitete gleichzeitig neue Regeln für Bohrungen aus. Andere Staaten begannen, ihre eigenen Richtlinien für Tiefseebohrungen zu überprüfen. Die Wiederholung einer derartigen Katastrophe wird dadurch weniger wahrscheinlich, aber die Kosten für Ölbohrungen und damit die schon heute hohen Ölpreise werden noch weiter steigen.

Die Katastrophe auf der Deepwater Horizon illustriert bis zu einem gewissen Grad auch den Dominoeffekt von Ressourcenerschöpfung und Umweltschäden auf die Finanzinstitutionen. Die Versicherungsgesellschaften mußten die Prämien bei Tiefseebohrungen erhöhen, und die Auswirkungen auf die regionale Fischereiindustrie haben die Wirtschaft am Golf hart getroffen. Ein Teil der Kosten für die Golfregion wurde durch Zahlungen von BP ausgeglichen, aber BP mußte infolge der Aufwendungen umstrukturieren, der Aktienkurs und die Renditen der Investoren sanken. Die Finanznöte von BP hatten wiederum Folgen für die britischen Pensionsfonds, die Geld in das Unternehmen investiert hatten.

Dies ist nur ein Beispiel – zugegeben ein besonders spektakuläres. Wäre es ein Einzelfall, könnte sich die Wirtschaft erholen und weitermachen. Aber wir erleben heute und in Zukunft eine Abfolge ökologischer und ökonomischer Katastrophen, die nicht unbedingt zusammenhängen, aber das Wirtschaftswachstum immer stärker behindern werden. Dazu zählen unter anderem:

•Klimaveränderungen, die zu regionalen Dürren, Überflutungen und sogar Hungersnöten führen;

•Knappheit von Energie, Wasser und Rohstoffen;

•Wellen von Banken- und Firmenzusammenbrüchen sowie Zwangsversteigerungen von Immobilien.

Jede dieser Erscheinungen wird üblicherweise als ein Fall für sich behandelt, als ein Problem, das gelöst werden muß, damit wir wieder »zurück zur Normalität« gelangen können. Aber letztendlich hängen sie insofern zusammen, als sie Folgen des Bevölkerungswachstums sind. Immer mehr Menschen wollen pro Kopf immer mehr der begrenzten Ressourcen (darunter nichterneuerbare, das Klima verändernde fossile Brennstoffe) konsumieren, und das auf einem endlichen und zerbrechlichen Planeten.

Unterdessen sind mit den seit Jahrzehnten aufgehäuften Schulden alle Voraussetzungen für einen Jahrhundertcrash geschaffen – wir sehen es um uns herum; der Crash hat das Potential, erhebliche politische Unruhe und viel Leid für die Menschen zu bringen.

Das Ergebnis: Wir erleben einen perfekten Sturm aus gleichzeitigen Krisen, die zusammen einen Wendepunkt in der Geschichte der Menschheit markieren. Wir sind Zeugen und Beteiligte bei der Wende von Jahrzehnten des wirtschaftlichen Wachstums zu Jahrzehnten einer schrumpfenden Wirtschaft.