Löscher-Löcher

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Löscher-Löcher
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Buch

Eine Leiche wird gefunden, mitten im Wald. Ein mysteriöser Todesfall, ganz offensichtlich ein Mord, scheinbar zufällig, scheinbar ohne Motiv. Doch die Wahrheit ist knallhart. Es kommt knüppeldick. Ohne Jelato wäre die Katastrophe perfekt gewesen – und Gerome ist natürlich auch dabei.

Und wieder wird ein originelles Buchkonzept vorgestellt. Diesmal kann und soll man das Buch interaktiv benutzen.

Autor

Im Engelsdorfer Verlag sind von dem in der Schweiz lebenden Autor bereits mehrere Bücher erschienen. Sie tragen zwar das Label „Krimi“, stets geht es aber auch um Ernsthafteres.

In Löscher-Löcher legt er den Finger auf die entscheidende Wunde der Kernkraftnutzung. Das ist nicht unbedingt die Technik. Am gefährlichsten ist die sich stets und überall einschleichende Routine gepaart mit fachlicher Inkompetenz und skrupelloser Profitmaximierungsstrategie.

mehr zum Autor unter: www.reinhardkessler.ch

Reinhard Kessler

Löscher-Löcher

Kern–Kraft-Krimi

Engelsdorfer Verlag

Leipzig

2017

Bibliografische Information durch die Deutsche

Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek

verzeichnet diese Publikation in der Deutschen

Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im

Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

Copyright (2017) Engelsdorfer Verlag Leipzig

Alle Rechte beim Autor

Cover:

Foto Erka: KKL (von D aus)

Rückseite:

Foto von Jean-Claude Villermain

Teil der Austellung „Kozmic Blues“

(in memoriam of Janis J.), ausgestellt auf dem

7éme Festival de Peinture

Place de l’Eglise, Ensisheim (F), Juni 2016

Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)

www.engelsdorfer-verlag.de

Die Personen, speziell die Namen, und Firmen sind – wie immer – frei erfunden. Das ist gerade in diesem Buch sehr wichtig, da es solche im Buch vorkommenden Funktionsträger wie Leiter des Werkschutzes oder Werkleiter und andere tatsächlich gibt.

Noch mal: Die Figuren im Buch sind fiktiv! Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen oder noch nicht geborenen Personen wären rein zufällig und sind ganz sicher nicht beabsichtigt. Die Orte stimmen aber auch diesmal. Leibstadt und den SWR gibt es tatsächlich. Die Handlung selbst ist erstunken und erlogen und sowieso total weltfremd – oder? Urteilen Sie doch selbst.

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Gebrauchsanleitung

Wie man dieses Buch benutzen sollte

Mein erster Reaktor:

Basics and Must-Haves

Löscher – Löcher

Tod im Wald

Nonfire, Fliegerei und AKW

Fall gelöst

Besuch im AKW

Mister President

Im Garten

Noch mal AKW

Hintergrundinfos

Diskussions-Beiträge

Gebrauchsanleitung

Wie man dieses Buch benutzen sollte

Ein paar Vorbemerkungen zum Buch, bevor es dann wirklich richtig los geht.

Auf die mittlerweile zum Standard gewordene Vorrede zur Vermeidung des sogenannten „scharfen S“ (β) wird diesmal bewusst verzichtet. Wer mag, kann das gut in „Messe, Mord und Manga“ nachlesen. Das soll hier nicht wiedergekäut werden.

Was anderes ist jetzt aber angesagt und scheint mir wichtig: Im Text werden gelegentlich einfach so locker einige Dinge erwähnt, die schier unglaublich oder unmöglich oder auch richtig oder auch falsch sein können. Das ist ein Problem – oder auch nicht. Da müssen Sie eben aufpassen.

Das ist genauso, als würden Sie Zeitung lesen. Sie werden nie gleich erkennen können, ob eine Meldung richtig oder falsch ist. Dafür brauchen Sie dann immer zusätzliche Informationsquellen. Am besten Quellen, die sich in der Vergangenheit schon mehrfach bewährt haben, und sicher nicht solche, die am lautesten schreien. Ach so, unabhängig sollten die dann womöglich auch noch sein, das wird aber schwierig.

Ich ermuntere die interessierten und humorvollen Leser unter Ihnen dazu, alles und jedes selber zu prüfen und sich damit die Reise durch das Buch selbst etwas spannender und unterhaltsamer zu gestalten.

Wie ich das meine? Ganz einfach. Lesen Sie das Buch neben einem PC/iPad/… mit einem guten Suchprogramm, sagen wir Google. So können Sie viel mehr Nutzen aus diesem Schmöker ziehen. Sie verbinden auf diese Weise Printmedien mit elektronischen Medien.

Wir spielen das mal an drei Beispielen durch, dann wird’s klarer.

Beispiel 1:

Sie sind auf Seite 14 beim Baukasten für einen eigenen Atomreaktor. Dort lesen Sie folgenden Abschnitt::

„Für Leute, die sich gerne ein AKW selber basteln wollen, folgt nachher eine kleine Bauanleitung. Die ist übrigens nicht geheim, die gab es bei Loriot schon vor vielen Jahren im Fernsehen: Der Baukasten „Wir bauen uns ein Atomkraftwerk“ ist speziell bei Jungs sehr beliebt und im Vorweihnachtsgeschäft der Renner. Das kann sogar Klein-Dicki zusammen setzen.“

Nun geben Sie in die Google-Suchzeile ein: loriot + atomreaktor und schon haben Sie den Spassfator 200. Sie können Filmchen schauen, und Sie finden da auch den geeigneten Reaktor für Muttis Einbauküche.

Beispiel 2:

Jetzt sind Sie auf Seite 16 und lesen folgende Stelle:

Wir müssen dazu aber wissen, wie so ein Ding grob funktioniert, damit wir die richtigen Bauteile kaufen. Andernfalls kann es passieren, dass nachher der teure Deckel nicht auf unseren Reaktordruckbehälter passt.“

Das wäre ja nun wirklich zu doof. Das Ding ist ja echt sündhaft teuer. Sie wollen mehr Lese-Spass und geben einfach folgende Worte in die Google-Zeile ein: reaktordruckbehälter + deckel passt nicht. Dann starten Sie die Suche durch Drücken der Eingabetaste und schon geht der Spass ab. Lassen Sie sich entführen in die Wunderwelt der Technik.

Beispiel 3:

Jetzt noch der dritte Streich, der ist etwas anspruchsvoller, weil Sie die Suchbegriffe im Text erst suchen müssen:

Sie sind nun auf Seite 17 und lesen:

„Andererseits hat eine Schweizer Laiengruppe früher mal so ein Reaktorchen unterirdisch in einem Felsen gebaut und das war dann – nachdem dort eine Kernschmelze stattgefunden hat – ein Riesenvorteil. Deckel drauf und zu. Das ist aber schon lange her.“

Machen wir uns das jetzt nicht so schwer, sondern wir probieren es einfach mal mit: schweiz + kernschmelze und schon werden Sie nach Lucens gebeamt und haben zusätzlichen Lesestoff für einen ganzen Abend. Sie erfahren dann so nebenbei, dass es in der Schweiz bereits lange vor Tschernobyl und Fukushima eine Kernschmelze gab.

Wenn Sie das öfters machen – es hat mehr als genug Gelegenheiten dazu in diesem Buch – dann haben Sie sozusagen ein interaktives Buch mit wesentlich mehr Lesespass.

Probieren Sie es einfach aus. Es hat für jeden etwas dabei.

Man kann das Buch auch gleich zu zweit lesen. Einer liest und sagt gelegentlich die Suchbegriffe, der andere sucht und schon kann man zusammen lachen. So was verbindet und schweisst auf ewig zusammen.

Viel Spass!

Mein erster Reaktor:
Basics and Must-Haves

Tipps und Tricks für einen eigenen SWR

Zunächst mal eine Enttäuschung für unsere lieben Naturheiler und Heilpraktiker: Unter Kernkraft verstehen wir im Folgenden nicht die heilende Wirkung von Apfelkernen oder Ähnlichem. Nein, es geht auch nicht um das Innere von Melonen oder gar um die berühmten Globuli. Es geht eher um unseren Globus, und zwar in der Einzahl, wir haben derzeit auch nur den einen und nicht viele kleine im Multiversum.

Wir beschäftigen uns diesmal mit Kernkraftwerken – KKW. Die werden oft auch Atomkraftwerke – AKW – genannt. Bitte nicht verwechseln mit LKW, die sind gefährlich.

 

Die friedliche Nutzung der Kernkraft als Abfallprodukt intensiver militärischer Forschung und Aufrüstung spielt in diesem Krimi eine wichtige Rolle. Und dabei ist es ein ganz bestimmter Reaktortyp, mit dem wir es zu tun haben, der SWR.

SWR steht für Siedewasserreaktor und der Typ ist auf der Erde relativ weit verbreitet. So ein SWR gilt gemeinhin als etwas störanfällig, man sagt ihm nach, dass die Reaktordruckbehälter schneller altern. Das wird von den zuständigen Betreibern stets als ein übles Gerücht bezeichnet, aber die Risse sind dann jeweils real und müssen geflickt werden.

SWR‘s haben nur einen einzigen Wasser–Dampf-Kreislauf, also keinen zusätzlich getrennten Primärkreislauf im nuklearen Teil und einen nicht belasteten Sekundärkreislauf zu den Turbinen. Das gilt als Schwachstelle dieses Reaktortyps. Der Kühlkreislauf zum grossen Kühlturm und zurück ist natürlich wie bei allen AKW’s getrennt.

Für Leute, die sich gerne so ein AKW selber basteln wollen, folgt nachher eine kleine Bauanleitung. Die ist übrigens nicht geheim, die gab es bei Loriot schon vor vielen Jahren im Fernsehen: Der Baukasten „Wir bauen uns ein Atomkraftwerk“ ist speziell bei Jungs sehr beliebt und im Vorweihnachtsgeschäft der Renner. Das kann sogar Klein-Dicki zusammen setzen.

Meine Lieblingssätze aus dem überaus empfehlenswerten Werk sind: „Wenn man einen Fehler macht, gibt es auch eine kleine Explosion“, und dann: „Es macht puff und die Kühe fallen um und die kleinen Häuser und Bäume. Da ist dann immer ein grosses Hallo und viel Spass.“* (*in memoriam of Evelyn Hamann)

Allerdings gibt es einen kleinen Wermutstropfen bei der Sache: Im Baukasten zum Selbstbau des AKW’s ist ein Neutronenbeschleuniger als offensichtlich notwendiges Bauteil enthalten. Das ist jetzt echt Pech. Wir können damit leider gar nichts anfangen. Für unseren SWR braucht es eher genau das Gegenteil. Wir bauen nämlich keine Grossforschungseinrichtung (CERN) oder so was, sondern einen SWR, und so ein Teil funktioniert nun mal nicht mit schnellen Neutronen, sondern mit thermischen Neutronen, d.h. die Neutronen müssen durch einen geeigneten Moderator abgebremst werden.

Im Siedewasserreaktor übernimmt diese Rolle – nomen est omen – das Wasser. Wasser ist also einerseits Kühlmittel und andererseits Moderator. Wir wollen hier aber nicht über Moderatoreigenschaften (wir sind doch hier nicht beim Laberbacken-Fernsehen), auch nicht über Neutroneneinfangquerschnitte und Dampfblasenkoeffizienten und so Zeug reden.

Wie schnell die Neutronen jetzt wirklich sein müssen, das ist doch eigentlich nur was für Pingelfritzen und Kernphysiker.

Wir lösen unser Problem mit dem Neutronenbeschleuniger so: Wir benutzen nicht den Original-Baukasten, sondern besorgen uns die notwendigen Teile selber. Das macht auch mehr Spass und wir sind nachher doppelt so stolz auf unser Bauwerk. Hier sind ein paar nützliche Tipps.

Wir müssen dazu aber erstmal wissen, wie so ein Ding grob funktioniert, damit wir die richtigen Bauteile kaufen. Andernfalls kann es passieren, dass nachher der teure Deckel nicht auf unseren Reaktordruckbehälter passt.

Sie ersparen sich so auch das hämische Grinsen der Nachbarn. Dumme Sprüche von Handwerkern wie etwa: „Dreimal abgeschnitten und immer noch zu kurz!“ müssen definitiv nicht sein.

Bau im Freien

Vorbemerkung zum Bau: Grundsätzlich ist es empfehlenswert, den Reaktor im Freien zu bauen. Er ist dann zwar der Witterung ausgesetzt, aber Sie haben mehr Spass am Dampffähnchen, welches aus dem Kühlturm kommt. Das wechselt dann lustig je nach Wind die Richtung und auch die Nachbarn haben mehr Spass. Dass sie dafür auch etwas weniger Sonnenschein und mehr Infektionskrankheiten haben, das nehmen die doch gerne inkauf. Dafür ist es, sozusagen als Ausgleich, in der direkten Umgebung etwas wärmer und die Schneeglöckchen blühen früher im Jahr.

Unterirdischer Bau

Andererseits hat eine Schweizer Laiengruppe vor langer Zeit mal so ein Reaktorchen unterirdisch in einem Felsen gebaut und das war dann – nachdem dort eine Kernschmelze stattgefunden hatte – ein Riesenvorteil. Deckel drauf und zu.

Bedenken Sie bitte auch, dass bei unterirdischer Errichtung das Richtfest bescheidener ausfallen muss. Sie können allein schon aus Platzgründen nicht so viele Leute einladen, wie Sie womöglich möchten.

Auch der viele Rauch vom Grill könnte in der Höhle stören. Ausserdem sieht bei unteririschem Bau niemand die Schweizer Fähnchen oben am Reaktor (im Lieferumfang des Original-Baukastens enthalten).

Baugenehmigung

Ob Sie für Ihren Reaktor eine Baugenehmigung brauchen oder nicht, das kann man so in dieser allgemeinen Form nicht beantworten. Das ist – wie fast alles hierzulande – von Kanton zu Kanton verschieden. Insider wissen, dass es sogar von Gemeinde zu Gemeinde verschieden ist.

Nach unserer Erfahrung ist es aber in jedem Fall gut, wenn Sie mit dem Kühlturm eine gewisse Höhe nicht überschreiten. Die Anlage fällt dann unter die Regelung für Kleinbauten und muss nur ähnliche Anforderungen erfüllen wie etwa ein Briefkasten, eine Hundehütte oder ein Mini-Gewächshaus, sie unterliegt also damit eventuell nur dem vereinfachten Genehmigungs-Verfahren.

Tipp

Erkundigen Sie sich in jedem Fall rechtzeitig vor Baubeginn bei Ihrer Gemeinde. Halten Sie die Grenzabstände ein und informieren Sie Ihre Nachbarn. Sollte wider Erwarten ein Baugesuch notwendig sein, so sparen Sie nicht an der falschen Stelle und legen Sie diesem einen Geldschein bei.

Wenn Sie entgegen unserer Empfehlung doch mit dem Original-Baukasten beginnen, dann sollten Sie in jedem Fall zu allererst die Materialliste kontrollieren. Ist alles dabei? Auch die Bauanleitung in allen 4 Landessprachen?

Wichtig!

Heben Sie den Kassenzettel gut auf. Ohne diesen sind spätere Reklamationen zwecklos. Ein Umtausch des Reaktors ist dann sowieso ausgeschlossen.

Aber nun wollen wir erstmal wissen, wie so ein SWR funktioniert und was es ausser ein paar Quadratmetern Land noch dazu braucht.

Hier ist nun endlich ein Rezept, mit dem auch Sie sich den Traum vom eigenen Reaktor ohne Baukasten erfüllen können. Halten Sie sich an die Anleitung und auch an die Reihenfolge, dann kann eigentlich nichts schief gehen und Sie sind bald stolzer Besitzer eines eigenen SWR.

Standort

An der Standortfrage ist schon so manches KKW gescheitert. Deshalb: Wählen Sie zuerst einen geeigneten Standort. Nehmen Sie sich ausreichend Zeit dafür.

Empfehlung: Gut wäre ein Standort neben einem Gartenteich. Das sieht dekorativ aus und Sie haben einen Notwasservorrat in der Nähe. Ausserdem geht es Ihren Goldfischen dann richtig gut. Sie werden einfach grösser. Später können Sie auf Karpfen umsteigen.

Bauphase

Sie kaufen sich zu Beginn einen Reaktordruckbehälter (ist ein bisschen teuer) und füllen ihn zu ungefähr zwei Dritteln mit Wasser (aus der Leitung).

Dann schliessen Sie ein Turbinchen an und daran gekoppelt einen kleineren Generator. Hierbei können Sie sich von einem Elektriker helfen lassen.

Sie stellen nun das Kühltürmchen auf den vorgesehenen Platz und montieren die notwendigen Kühlleitungen. Ein Sanitärspengler kann Ihnen dabei helfen, damit es auch dauerhaft richtig dicht ist.

Inbetriebnahme

Wenn das alles miteinander verbunden ist, dann ist der entscheidende Zeitpunkt gekommen. Laden Sie den Gemeindepräsidenten (Bürgermeister) und eine Schreibmoiselle von der Lokalzeitung ein und setzen Sie feierlich die Kernspaltung in Gang. Soll eine Rede gehalten werden, so stammeln Sie nicht hilflos herum, sondern engagieren Sie einen Zimmermann mit Erfahrung von vielen Richtfesten.

Das mit der Ingangsetzung der Kernspaltung ist gar nicht so schwer wie es sich anhört, das kann sogar das Militär, und das will was heissen. Zahlreiche Atom-U-Boote und Flugzeugträger belegen das.

Die zur Kernspaltung notwendigen Brennstäbchen mit leicht angereichertem Uran gibt‘s im einschlägigen Fachhandel. Schauen Sie im örtlichen Branchenverzeichnis nach geeigneten Lieferanten.

Tipp

Kaufen Sie unbedingt fertige Brennstäbchen, das spart enorm viel Zeit. Mit Yellow Cake vom Schwarzmarkt los zu legen, ist zwar deutlich günstiger, aber nur Fortgeschrittenen zu empfehlen.

Im täglichen Betrieb

Die jetzt in den Brennelementen durch die nukleare Kettenreaktion entstehende Wärme verdampft nun einen Teil des Wassers wie damals in Ihrer kleinen Dampfmaschine. Nur die Betriebsdaten sind leicht anders: ungefähr 73 bar und 286°C im Druckbehälter (Daten vom Kernkraftwerk Leibstadt).

Dieser Dampf treibt schliesslich unser Turbinchen zur Stromerzeugung an und es wird hell im Zimmer. Mutti freut sich und fängt an, Kuchen zu backen.

Wichtig!

Nehmen Sie am Anfang nicht zu viele Brennstäbchen für Ihren Reaktor, sonst macht es puff und die Kühe fallen um … und Sie können den Kuchen anschliessend nicht mehr essen.

Der Antrieb durch den Dampf erfolgt direkt, wir haben also beim SWR im Maschinenhäuschen radioaktiv kontaminiertes Wasser. Das ist bei Wartungsarbeiten nicht unbedingt eine Erleichterung, aber sonst nicht weiter schlimm.

Tipp

Lassen Sie die anfallenden Wartungsarbeiten doch einfach von anderen Leuten vornehmen – so können Sie Ihre eigene persönliche Jahresdosisleistung niedrig halten. Diese anderen Leute haben in der Fachwelt einen speziellen Namen, sie heissen „Externe“.

Für den Bau brauchen Sie kaum Vorkenntnisse. Sie schaffen das. Nur Mut! Und wie erwähnt, was Sie nicht selber können, kaufen Sie zu oder Sie lassen sich von einem echten Hobbybastler helfen. Die machen das beim richtig grossen Reaktor übrigens auch so.

Für Benutzer des Baukastens: Weitere Einzelheiten zur Kernspaltung und technische Details sind in verständlicher Form auf der Rückseite des Original-Baukastens erklärt. Werfen Sie also die Packung nicht weg.

Schutz vor Anschlägen

Ein sozusagen konstruktionsbedingter Nachteil ist, dass unser Maschinenhäuschen gegen Anschläge von neidischen Nachbarn bei weitem nicht so gut geschützt ist wie der Reaktor selber mit seinem Druckbehälter und seiner Betonkuppel.

Sie müssen also auf Ihren Reaktor ein bisschen aufpassen, Kinder unter 8 Jahren sollten sowieso nicht damit spielen – oder nur unter Aufsicht eines Sicherheitsexperten mit eidgenössischem Fähigkeitsausweis. Noch besser wäre es natürlich, wenn der Herr auch noch ISO-zertifiziert wäre. Am besten geeignet ist wahrscheinlich ein Mitarbeiter vom früheren Dampfkesselprüfverein (heisst heute TÜV) – ist ja alles irgendwie ähnlich.

Tipp

Ein Zaun rund um den mühsam gebauten Reaktor ist sehr empfehlenswert. Den sollte man nicht vergessen. Es laufen dann auch nicht so viele Rindviecher von der benachbarten Weide auf Ihrem Reaktorgelände rum. Bei einem puff fallen dann vielleicht auch weniger Kühe um.

Wir empfehlen zwar einen Zaun, aber keine Sorge, so ein SWR gilt grundsätzlich als sicher, vorausgesetzt, Sie haben sich an die Bauanleitung gehalten.

Meterlange Listen von einigen 100 Störfällen in der Vergangenheit dürfen wir dabei getrost ignorieren. Der Totalschaden von Gundremmingen ist kaum der Rede wert. Womöglich haben die sich nicht an die Bauanleitung gehalten. Und dass 2011 in Fukushima genau so ein paar Dinger in die Luft geflogen sind, das soll unser Urteil nicht trüben. Wollen Sie das doch bitte nun endlich mal verinnerlichen? Oder wollen Sie etwa keinen Strom? – Dann gibt es aber auch keinen Kuchen!

Wir haben Grundsätze:

Wir lassen uns durch Tatsachen nicht verwirren.

Wir folgen nicht jeder politischen Modeströmung.

Deshalb üben wir jetzt zusammen unser gemeinsames Kernreaktor-Mantra:

Bei uns kann das zum Glück nicht passieren, om

und wiederholen es gleich zur Übung noch mal:

Bei uns kann das zum Glück nicht passieren, om

Bei uns kann das zum Glück nicht passieren, om.

Nochmal?

Nein, wir können es jetzt – oder?

Wurde auch Zeit.

Wenn Sie nicht gut auswendig lernen können, weil Sie eventuell geistig disabled sind, und in der Schule schon Mühe mit dem Gedichte aufsagen hatten, dann benutzen Sie doch bitte als Lernhilfe die mitgelieferte Mantra-CD (viersprachig).

Empfehlung

Sagen Sie dieses Mantra jeden Tag auf, eine Stunde sollte reichen. Das hilft Ihnen wesentlich weiter. Sie fühlen sich besser und haben dann in Diskussionen auch immer sofort das einzig wahre und richtige Argument präsent.

 

Kontrolle

Rechnen Sie bitte auch mit Kontrollen. In der Schweiz wird – wie auch im grossen Kanton – gerne kontrolliert, man hat den Eindruck, jeder kontrolliert jeden. Das schafft Arbeitsplätze und Wohlstand.

Sie glauben das jetzt nicht? Dann will ich mal ein paar Kontrollen aufzählen: Fahrkarten-Kontrolle (Billettkontrolle) in Bus und Bahn, Zutrittskontrolle an Ihrem Arbeitsplatz, Ölfeuerungskontrolle und Öltankkontrolle (Heizung), Elektrokontrolle (Haus), Kaminkontrolle (Feuerstelle), Abgaskontrolle (jetzt endlich abgeschafft für Autos mit OBD), Motorfahrzeugkontrolle (so was wie TÜV). Da kommen noch die medizinischen Kontrollen dazu und dann noch die Kontrolle am Zoll und am Flughafen und und und …

Geschwindigkeitskontrollen muss ich nicht extra erwähnen, die kennt auch jeder.

Tipp

Für unangemeldete Kontrollen sollten Sie immer ein paar Kekse zuhause bereit halten – Bargeld gilt als Bestechung.

Noch mal: Ihr SWR ist sicher. Wenn Sie irrtümlicherweise meinen, dass die Profis das besser können als Sie, dann bedenken Sie bitte, dass die Titanic von Profis gebaut wurde und die Arche von Laien.

Unmöglicher Fall

Und noch einmal: Ihr Siedewassereaktor ist sicher, das ist klar. Trotzdem: Sie sollten als Vorsorge für den absolut unmöglichen Fall, dass er doch durchgeht, eine vertrauliche Liste von Leuten anlegen, die dann als Liquidatoren eingesetzt werden können.

Empfehlung

Lassen Sie schon zu Baubeginn eine gewisse Anzahl von Medaillen herstellen. Die russische Vorlage mit Blutstropfen und den verschiedenen Strahlungsarten erscheint uns aber als zu krass. Wählen Sie ein schönes Motiv mit Sonnenaufgang oder Schmetterling oder Bioknospe.

Was diese Liste potenzieller Liquidatoren angeht: Jeder kennt unangenehme Nachbarn, die in so einem unwahrscheinlichen Fall infrage kämen. Die kann man dann um die kleine Gefälligkeit bitten.

Tipp

Lassen Sie sich beraten von einem erfahrenen Hersteller von Sportpreisen. Er kann Ihnen eine Auswahl an Medaillen und Pokalen zeigen und gewährt Ihnen Mengenrabatte. Er hat auch entsprechende Urkunden vorrätig.

Vorsorge

Besorgte, aber sonst sympathische Nachbarn können Sie beruhigen indem Sie Bonbons verteilen. Diese Bonbons sollen dann bei einem Reaktorunfall als Erste Hilfe – Massnahme gelutscht werden. Bewährt haben sich unter anderem Bonbons, auf denen man das Matterhorn sieht.

Empfehlung

Auch dabei gilt: Sparen Sie nicht an der falschen Stelle. Kaufen Sie Produkte mit Swissnessfaktor 12,3 („Wer hat’s erfunden?“) und berechnen Sie die Anzahl grosszügig. Vermeiden Sie das Unwort „Jod-Tablette“, das klingt zu sehr nach Medizin und Vogelfutter.

Und das war’s dann auch schon. Jetzt haben wir gemeinsam den Schritt von der Steinzeit in die Einsteinzeit vollzogen.

Wir haben nun insgesamt ausreichende Kenntnisse über so einen Siedewassereaktor und können uns ganz auf die folgende Geschichte konzentrieren, bei der wir diese Vorkenntnisse gut gebrauchen können.

Unser Fall führt uns nämlich unter anderem auch nach Leibstadt ins AKW namens KKL.

Dort passiert etwas sehr, sehr Merkwürdiges. Und das war dann der Auslöser für diese Geschichte, die zwar fiktiv ist, aber blöderweise nicht in allen Details.