Das Wattenscheider Nachspiel

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Das Wattenscheider Nachspiel
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Paul Tobias Dahlmann

Das Wattenscheider Nachspiel

Eine historische Kurzgeschichte

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Das Wattenscheider Nachspiel

Zum historischen Hintergrund

An meine Leser

Impressum neobooks

Das Wattenscheider Nachspiel

Es war an dem Sonntag des Jahres 1390, der nach dem Maiabendfest liegt, und den man Jubilate nennt. Also war es Ende April. Die Stadt Bochum war in den letzten Tagen voll feiernder Menschen aus dem ganzen Umland gewesen. Gaukler hatten Kunststücke vollführt. Bunte Fähnchen hatten geweht, es hatte überall nach Leckereien geduftet, und die Kinder auf den Straßen hatten endlos geplärrt.

Nun gingen die Feiern zu Ende. Nur einige Unermüdliche hielten sich noch an ihren Bierhumpen fest.

Als Burggraf hatte ich genug um die Ohren gehabt. Ich freute mich auf ein wenig Ruhe. Bevor mir diese allerdings vergönnt sein sollte, kam an jenem Abend noch Herr Reinmund von Leithe unsicheren Schrittes auf mich zu. Er war ein märkischer Ritter, der langsam in die Jahre kam. Unter seinen wirren, angegrauten Haaren zuckten seine Augen unsicher hin und her.

Er gehörte zu jenen Menschen, die redseelig werden, wenn sie betrunken sind. Er war nun gut beschippst, kam gerade ins Erzählen, und ich war sein Opfer.

„Herr Tobias!“ Er hieb mir auf die Schulter. „Ihr mögt doch Geschichten. Ich habe da noch eine für Euch. Kommt mit mir in die Ratskneipe!“

Er duldete keinen Widerspruch und schob mich in der beginnenden Dämmerung zu der Wirtschaft, in der sich sonst der Stadtrat versammelte. Wir fanden drinnen zwei freie Plätze auf einer Bank an der Seite.

Herr Reinmund ließ sich halb hinfallen, lehnte sich mit dem Rücken an die Wand, und atmete mehrmals tief durch.

Dann begann er seinen Erzählfluss: „Ich war so froh, als letztes Jahr die Fehde gegen Dortmund endlich aus war. Ich konnte endlich raus aus diesem verdammten Zelt und wieder nach Hause. Dachte ich jedenfalls.“

Er angelte einen Krug aus den Händen der vorbeieilenden Tochter des Wirts. Sie ließ es sich mit einem Kopfschütteln gefallen. Er prostete mir mit seinem frischen Bier zu. Dabei schnitt er eine seltsame Grimasse und begann sofort mit dem Erzählen.

„Wie Ihr wisst, steht mein Haus kurz hinter Wattenscheid.“

Das war mir bekannt. Seine Familie ersetzte dort in vielerlei Hinsicht den Drosten. Sie nahmen die Abgaben ein, hielten auf den Straßen Wacht, und sprachen in kleineren Dingen Recht.

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