Himmel Der Zauber

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Aus der Reihe: Ring der Zauberei #9
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KAPITEL SIEBEN

Reece ging neben Selese her. Gemeinsam mit Illepra, Elden, Indra, O’Connor, Conven, Krog und Serna waren sie schon seit Stunden in Richtung Westen unterwegs. Reece wusste nicht, ob seine Leute am tot oder am Leben waren, doch er war fest entschlossen, sie zu finden.

Er war schockiert gewesen von der Zerstörung, von den endlosen Schlachtfeldern auf denen sich die Vögel über die verkohlten Leichen hermachten. Tausende von toten Empirekriegern säumten ihren Weg. Rauch hing über der Ebene vermischt mit dem unerträglichen Gestank von verbranntem Fleisch. Doch sie sahen nicht nur die feindlichen Krieger, die den Drachen zum Opfer gefallen waren. Die Schlachten zwischen den Armeen des Rings und den Einheiten des Empire hatten ganze Städte verwüstet zurückgelassen. Reece schüttelte den Kopf. Dieses einst so reiche Land lag nun vom Krieg zerstört vor ihm.

Seit sie aus dem Canyon gekommen waren, waren Reece und die anderen fest entschlossen gewesen, nach Hause auf die MacGil Seite des Rings zurückzukehren. Sa sie keine Pferde finden konnten waren sie den ganzen Weg durch das Westliche Königreich zu Fuß marschiert, bis hoch in die Highlands und auf der anderen Seite wieder hinunter. Endlich waren sie wieder auf heimatlichem Boden unterwegs. Doch unterwegs begegnete ihnen nur Tod und Zerstörung. So wie das Land aussah, hatten die Drachen ganze Bataillone des Empire zerstört und dafür war Reece ihnen unglaublich dankbar. Doch Reece wusste immer noch nicht, in welchem Zustand er seine Leute vorfinden würde. Waren sie etwa alle tot? Bisher waren sie zumindest keiner Menschenseele begegnet und Reece brannte danach zu erfahren, wie es den anderen ergangen war.

Jedes Mal wenn sie ein Schlachtfeld fanden, das nicht von den Drachen in Asche verwandelt worden war, gingen Illepra und Selese von einem Körper zum nächsten um nach Überlebenden zu suchen. Sie wurden nicht nur von ihrem Eid als Heiler dazu getrieben; Illepra hatte noch ein anderes Ziel vor Augen. Sie wollte Reeces Bruder finden – Godfrey – und Reece teilte dieses Ziel.

„Er ist nicht hier“, verkündete Illepra zum wiederholten Male, nachdem sie auch die letzte Leiche auf dem Feld umgedreht hatte. Die Enttäuschung stand in ihr Gesicht geschrieben.

Reece konnte sehen, wie sehr sich Illepra um seinen Bruder sorgte und war davon gerührt. Auch Reece hoffte, dass er unter den Lebenden war und es ihm gut ging, doch Angesichts der tausenden von Toten schwand seine Hoffnung immer mehr.

Sie gingen weiter über einer Reihe von Hügeln und sahen ein weiteres Schlachtfeld in der Ferne auf dem wieder tausende von Toten lagen.

Während sie darauf zugingen weinte Illepra still vor sich hin. Selese legte ihr die Hand auf den Arm.

„Er ist am Leben“, versicherte sie. „Mach dir keine Sorgen.“

Reece trat neben sie und legte ihr beruhigend die Hand auf die Schulter. Sie tat ihm leid.

„Wenn es eines gibt, das ich über meinen Bruder weiß“, sagte Reece, „dann ist es, dass er ein Überlebenskünstler ist. Er kommt aus allem heraus. Er ist nicht tot. Ich verspreche dir, Godfrey sitzt mit Sicherheit gerade irgendwo in einer Taverne und betrinkt sich.“

Illepra musste lachen und wischte die Tränen fort.

„Ich hoffe es“, sagte sie. „Und diesmal wäre ich ihm nicht einmal böse.“

Sie gingen still weiter durch die Einöde, und jeder von ihnen hing seinen Gedanken nach. Bilder des Canyons blitzten in Reeces Geist auf; er konnte sie nicht unterdrücken. Er dachte an die verzweifelte Situation zurück, in der sie gewesen waren, und war Selese so dankbar; wenn sie nicht in genau jenem Augenblick aufgetaucht wäre, dann wären sie jetzt wahrscheinlich schon tot.

Reece griff nach Seleses Hand und lächelte sie an. Hand in Hand gingen sie weiter.

Ihre Liebe und Zuneigung berührten in tief, ihre Bereitschaft, das ganze Land zu durchqueren, um ihn zu retten. Er war so voller Liebe zu ihr und konnte kaum abwarten, bis sie alleine waren und er es ihr zeigen konnte. Er hatte beschlossen und war sich sicher, dass er für immer mit ihr zusammen sein wollte. Er fühlte sich ihr so sehr in Treue verbunden wie nie jemand anderem vor ihr. Er schwor sich, dass er um ihre Hand anhalten würde, sobald sie einen Augenblick alleine waren. Er würde ihr den Ring geben, den er von seiner Mutter mit der Ermahnung erhalten hatte, ihn der Liebe seines Lebens zu geben, wenn er sie gefunden hatte.

„Ich kann nicht glauben, dass du den Ring für mich durchquert hast“, sagte Reece zu ihr.

Sie lächelte.

„Es war gar nicht so weit“, antwortete sie.

„Nicht wie?“, fragte er. „Es ist gefährliche ein so vom Krieg gebeuteltes Land zu durchqueren. Ich stehe tief in deiner Schuld. Tiefer als Worte auszudrücken vermögen.“

„Du schuldest mir nichts. Ich bin einfach nur froh, dass du am Leben bist!“

„Wir alle stehen in deiner Schuld“, mischte sich Elden ein. „Du hast uns alle gerettet. Sonst wären wir auf ewig dort unten gefangen.“

„Wo wir gerade von Schulden sprechen. Ich muss mit dir reden“, sagte Krog und hinkte an Reeces Seite. Nachdem Illepra sein Bein geschient und ihm etwas gegen die Schmerzen gegeben hatte konnte er zumindest alleine laufen, wenn auch ein wenig steif.

„Du hast mich dort unten mehr als einmal gerettet“, fuhr Krog fort. „Ziemlich dumm von dir, wenn du mich fragst. Doch du hast es trotzdem getan. Bilde dir aber bloß nicht ein, dass ich dir irgendetwas schuldig bin.“

Reece schüttelte den Kopf. Krogs unverblümte Schroffheit verblüffte ihn immer wieder.

„Mir ist nicht ganz klar ob du versuchst mich zu beleidigen oder dich bei mir zu bedanken“, sagte Reece.

„So bin ich eben“, sagte Krog. „Ich werde von nun an deinen Rücken stärken. Nicht weil ich dich mag, sondern weil ich mich dazu berufen fühle.“

Reece schüttelte den Kopf, Krog machte ihn sprachlos.

„Mach dir keine Sorgen“, sagte er. „Ich kann dich auch nicht leiden.“

Sie liefen weiter, entspannt, froh am Leben und vor allem auf ihrer Seite des Canyon zu sein. Alle außer Conven, der still in einiger Entfernung vor den anderen herlief. Er hatte sich in sich selbst zurückgezogen, nachdem sein Zwillingsbruder im Empire getötet worden war. Nichts schien ihn von seiner Trauer ablenken zu können.

Reece dachte daran, wie Conven sich im Canyon immer und immer wieder scheinbar furchtlos in die Gefahr gestürzt hatte und mehr als einmal sein Leben riskiert hatte, um die andere zu retten. Er machte sich Sorgen um ihn. Reece sah ihn nicht gerne so einsam und verloren in seiner Depression.

Reece holte zu ihm auf.

„Du hast da hinten ganz fantastisch gekämpft.“, sagte Reece.

Conven zuckte mit den Schulten und senkte den Blick.

Während Reece still neben ihm herlief zermarterte sich den Kopf darüber, was er sagen konnte

„Bist du froh, wieder zu Hause zu sein?“, fragte Reece. „Frei zu sein?“

Conven drehte sich um und sah ihn mit leerem Blick an.

„Ich bin nicht zu Hause und ich bin auch nicht frei. Mein Bruder ist tot und ich habe kein Recht, ohne ihn weiterzuleben.“

Reece fuhr es bei seinen Worten eiskalt über den Rücken. Conven war überwältigt von Trauer. Seine Augen waren leer, er wirkte mehr tot als lebendig. Reece erinnerte sich daran wie er früher gewesen war: voller Lebensfreude und Optimismus. Er konnte sehen, dass seine Trauer noch immer tief saß, und befürchtete, dass sie ihn vielleicht nie wieder loslassen würde. Reece fragte sich, was aus Conven werden würde und hatte dabei ein schrecklich ungutes Gefühl.

Sie gingen immer weiter und die Stunden verstrichen. Sie erreichten ein weiteres Schlachtfeld, das dicht an dicht mit Leichen übersät war. Illepra, Selese und die anderen verteilten sich und sahen jedem einzelnen gefallenen Krieger ins Gesicht, immer in der Hoffnung, dass es nicht Godfrey war.

„Ich sehe eine ganze Menge mehr MacGils auf diesem Feld“, sagte Illepra. „Und hier waren die Drachen nicht. Vielleicht ist Godfrey ja hier.“

Reece sah sich um, sah tausende von gefallenen Kriegern und fragte sich ob sie ihn je finden würden selbst wenn er hier war. Er sah in die Gesichter der Toten auf dem Feld, einige kannte er, hatte selbst sogar einmal an ihrer Seite gekämpft, andere waren ihm Fremd. Reece staunte über die Zerstörung, die wie eine Plage über seine Heimat hereingebrochen war und hoffte, dass endlich bald alles vorbei sein würde. Er hatte mehr als genug Schlachten, Kämpfe und tote Kameraden gesehen. Er wollte endlich Frieden, damit die Menschen heilen und mit dem Wiederaufbau beginnen konnten.

„HIER!“, schrie Indra aufgeregt. Sie stand über einem Körper und starrte auf ihn herab.

Illepra fuhr herum und rannte zu ihr hinüber. Sie kniete neben dem Körper und Tränen rannen ihr über das Gesicht. Reece kam hinzu und keuchte – es war Godfrey.

Godfrey lag mit geschlossenen Augen da. Er war unrasiert und blass, seine Hände waren blau von der Kälte – er sah aus, als wäre er tot.

Illepra schüttelte ihn immer wieder, doch er reagierte nicht.

„Godfrey! Bitte! Wach auf! Ich bin es, Illepra! GODFREY!“

Sie schüttelte ihn wieder und wieder doch es geschah nichts. Panisch drehte sie sich zu den anderen um und suchte mit den Augen etwas an ihren Gürteln.

„Dein Weinschlauch!“, forderte sie O’Connor auf.

O’Connor zog ihn hastig von seinem Gürtel und gab ihn Illepra.

Sie nahm ihn und spritzte etwas Wein auf seine Lippen. Dann hob sie seinen Kopf, öffnete seinen Mund und träufelte ihm etwas auf die Zunge.

Plötzlich leckte sich Godfrey die Lippen und schluckte.

Er hustete, setzte sich auf, griff mit noch immer geschlossenen Augen nach dem Sack und trank durstig. Langsam öffnete er seine Augen und wischte seinen Mund mit dem Handrücken ab, dann sah er sich ein wenig desorientiert um und rülpste.

Illepra quietschte vor Freude und fiel ihm in die Arme.

 

„Du lebst!“, rief sie.

Reece seufzte erleichtert, als er seinen Bruder zwar verwirrt und ramponiert, aber am Leben sah.

Elden und Serna packten Godfrey unter den Achseln und zogen ihn auf die Beine. Godfrey stand zunächst etwas wackelig da und nahm noch einen langen Schluck aus dem Weinschlauch.

Godfrey sah sich verschlafen um.

„Wo bin ich?“, fragte er. Er rieb sich den Kopf und betastete vorsichtig eine riesige Beule.

Illepra betrachtete seine Verletzung eingehend, fuhr mit den Fingern über die Beule und das getrocknete Blut in seinen Haaren.

„Du bist verletzt“, sagte sie. „Doch du kannst stolz sein: Du bist am Leben und in Sicherheit“

Godfrey schwankte und die anderen hielten ihn fest.

„Es ist nichts Ernstes“, sagte sie, während sie die Beule weiter untersuchte, „doch du musst dich ausruhen.“

Sie zog einen Verband aus ihrer Tasche und begann, ihn um seinen Kopf zu wickeln. Godfrey wimmerte und sah sie an. Dann sah er sich um und entdeckte mit weit aufgerissenen Augen die Leichen um sich herum.

„Ich bin am Leben“, flüsterte er. „Ich kann es kaum glauben.“

„Du hast es geschafft.“, sagte Reece und legte seinem älteren Bruder glücklich die Hand auf die Schulter. „Ich wusste, dass du es schaffen würdest.“

Illepra umarmte ihn und langsam hob er seine Arme und erwiderte ihre Geste.

„Also so fühlt es sich das an, wenn man ein Held ist.“, stellte Godfrey fest, und die anderen lachten. „Gib mir mehr von dem Wein hier und ich mache das öfters.“

Godfrey nahm einen weiteren langen Schluck und ging auf Illepra gestützt mit den anderen mit.

„Wo sind die anderen?“, fragte Godfrey im Gehen.

„Wissen wir nicht“, sagte Reece. „Irgendwo im Westen, hoffe ich. Dahin wollen wir gehen, in Richtung King’s Court um zu sehen, wer noch am Leben ist.“

Reece musste schlucken, als er die Worte ausgesprochen hatte. Er wandte den Blick in Richtung Horizont und betete, dass seine Landsleute ein ähnliches Schicksal wie Godfrey teilten. Er dachte an Thor, seine Schwester Gwendolyn, seinen Bruder Kendrick und die vielen anderen, die ihm so wichtig waren. Doch er wusste, dass der Großteil der Armee des Empire noch vor ihnen lag und wenn er an die Zahl der Toten dachte, die sie bisher gesehen hatten, befürchtete er, dass ihnen das Schlimmste noch bevorstand.

KAPITEL ACHT

Thorgrin, Kendrick, Erec, Srog und Bronson standen wie eine Mauer der Armee des Empire gegenüber. Hinter ihnen standen ihre Männer mit gezogenen Waffen und waren ebenso bereit, sich dem Angriff des Empire zu stellen. Thor wusste, dass er hier sterben und dies sein letzter Kampf sein würde, doch er bedauerte es nicht. Er würde hier mit der Waffe in der Hand an der Seite seiner Waffenbrüder bei der Verteidigung seines Heimatlandes sterben. Ihm war eine Gelegenheit gegeben worden, wiedergutzumachen was er getan hatte, und mehr erwartete er nicht.

Thor dachte an Gwendolyn und wünschte sich nur um ihretwillen, dass ihm mehr Zeit blieb und betete, dass Steffen sie sicher fortgebracht hatte. Er war fest entschlossen, alles zu geben und so viele feindliche Krieger wie möglich zu töten, bevor er selbst sein Ende fand.

Thor konnte die Nähe und Solidarität seiner Waffenbrüder spüren. Keiner von ihnen hatte Angst und sie standen heldenhaft da, in der Erwartung der Schlacht, die folgen würde. Sie waren die besten Krieger des Königreichs, die besten Ritter der Silver, der MacGils und Silesier – und alle standen sie vereint der Übermacht entgegen. Jeder einzelne von ihnen war bereit, sein Leben zu geben, um seine Heimat zu verteidigen; jeder einzelne von ihnen maß Ehre und Freiheit mehr Bedeutung zu als dem Leben selbst.

Thor hörte die Hörner des Empire, die über das Schlachtfeld schallten und sah zu, wie sich die Männer formierten. Die Krieger, die ihnen gegenüberstanden waren überaus diszipliniert und hatten erbarmungslose Anführer, die ihr Leben lang nichts anderes getan hatten, als zu kämpfen. Es war eine gut geölte Kriegsmaschinerie, bereit den Kampf auch nach dem Tod ihres Anführers fortzuführen. Ein paar Kommandanten waren vorgetreten und hatten die Führung übernommen.

Die Zahl ihrer Feinde war gigantisch, und Thor wusste, dass er sie mit seinen wenigen Männern nicht besiegen konnte. Doch das machte nichts mehr aus. Es war egal, ob sie alle starben. Wichtig war einzig und allein wie sie starben.

„Sollen wir warten bis sie uns angreifen?“, fragte Erec laut. „Oder sollen wir sie nach MacGil Art begrüßen?“

Thor und die anderen lächelten. Es war mehr als waghalsig, mit einer kleinen Armee eine viel größere anzugreifen, doch sie hatten ohnehin nichts mehr zu verlieren.

Sie stießen einen lauten Kampfschrei aus und stürzten los. Zu Fuß stürmten sie auf die Armee des Empire zu und ihre Männer folgten ihnen. Thor hielt sein Schwert hoch über seinem Kopf und stürmte er neben seinen Waffenbrüdern her. Kalter Wind peitschte ihm ins Gesicht und Thor erinnerte Thor daran, wie es sich anfühlte, am Leben zu sein.

Die beiden Armeen stürmten aufeinander zu. In wenigen Augenblicken würden sie aufeinandertreffen und das Schlachten beginnen.

Thor hieb mit dem Schwert in alle Richtungen und warf sich auf die erste Reihe der feindlichen Krieger, die mit Speere, Lanzen und Piken bewaffnet waren. Die erste Pike hackte Thor entzwei und rammte dem Krieger sein Schwert in den Bauch.

Thor duckte sich und wich mehreren Lanzen aus, die in seine Richtung stießen, wirbelte mit seinem Schwert herum und ließ die Waffen der Empirekrieger unter seinem Schwert zersplittern. Gleichzeitig trat er einem Krieger in die Brust, versetzte einem anderen mit dem Handschuh einen Schlag ins Gesicht, fuhr herum und brach dem Nächsten mit dem Ellenbogen die Nase, schlitzte dessen Nebenmann auf und erstach einen Dritten. Thor war eine Ein-Mann-Kriegsmaschine und hieb und schlug sich seinen Weg durch die zahlenmäßig weit überlegenen Feinde.

Um ihn herum taten seine Freunde es ihm nach, kämpften mit unglaublicher Geschwindigkeit, Kraft und Kampfgeist, und warfen sich mit tollkühnem Mut auf die Feinde. Keiner zögerte auch nur einen Augenblick, keiner trat den Rückzug an.

Überall um Thor herum trafen seine Männer auf die feindlichen Krieger. Sie schrien und grunzten und kämpften Mann gegen Mann in einer grausamen Schlacht – der Schlacht, die das Schicksal des Rings entscheiden würde.

Trotz der feindlichen Übermacht gewannen die Männer des Rings Schwung. Es gelang ihnen nicht nur, sie in Schach zu halten, sondern sie sogar zurück zu treiben.

Thor wand einem Empirekrieger seinen Kriegsflegel aus der Hand, trat ihm in den Rücken, schwang den Flegel und schlug ihm die Schläfe ein. Dann schwang er den Flegel hoch über seinem Kopf in einem weiten Kreis und schaltete mehrere andere feindliche Krieger aus. Thor schleuderte ihn in die Menge und tötete dabei noch ein paar weitere Männer. Dann riss er wieder sein Schwert hoch und hieb wie besessen um sich bis seine Arme und Schultern müde wurden. Einmal war er ein klein Wenig zu langsam und sah zu spät, dass ein Empirekrieger mit dem Schwert nach ihm schlug. Thor fuhr herum, doch konnte nur hilflos mit ansehen, wie das Schwert auf ihn zuraste.

Mit lautem Fauchen schoss Krohn hoch, brachte mit einem beherzten Sprung an den Hals des Mannes das Schwert zu Fall und rettete Thor.

Stunden vergingen im Kampf Mann gegen Mann. Während Thor von ihren Erfolgen begeistert war, wurde doch schnell klar, dass sie mit all ihren Anstrengungen das Unvermeidliche nur aufschoben. Egal wie viele Feinde sie ausschalteten, der Nachschub schien unendlich ins Tal zu strömen. Und während Thor und seine Männer müde wurden, kamen auf Seiten des Empire ausgeruhte Krieger nach.

Thor verlor an Schwung und konnte die feindlichen Krieger nicht mehr so schnell wie zuvor abwehren. Plötzlich spürte er einen Schlag auf die Schulter und schrie vor Schmerz auf. Blut lief aus der Wunde seinen Arm hinab. Vom Schmerz abgelenkt bekam er einen Ellenbogen in die Rippen in und einen Axthieb konnte er im letzten Moment mit seinem Schild abwehren.

Thor konnte seine Position kaum noch halten, und als er sich umsah, bemerkte er, dass es den anderen nicht besser ging. Das Blatt schien sich wieder gegen sie zu wenden. Thor hörte die Todesschreie von viel zu vielen seiner Männer. Nach Stunden erbarmungslosen Kampfes waren sie im Begriff zu verlieren. Bald würde alles vorbei sein. Er dachte an Gwendolyn und weigerte sich, es zu akzeptieren.

Thor war seinen Kopf in den Nacken und rief verzweifelt an, welche Kräfte ihm geblieben waren. Doch seine druidischen Kräfte hörten seinen ruf nicht. Er spürte, dass seine Zeit unter Andronicus‘ Zauber ihn zu viel Kraft gekostet hatte und er Zeit brauchte, sich zu erholen. Er bemerkte Argon auf dem Schlachtfeld. Auch er schien nicht mehr so mächtig zu sein wie zuvor. Seine Kräfte waren von der epischen Schlacht mit Rafi aufgezehrt worden.

Auch Alistair war geschwächt, nachdem sie ihre Kräfte gebraucht hatte, um Argon wieder zu erwecken. Sie hatten nichts mehr, worauf sie zurückfallen konnten, außer der Stärke ihrer Waffen.

Thor warf seinen Kopf in den Nacken und schrie verzweifelt gen Himmel. Er wollte eine Veränderung erzwingen.

Bitte Gott, betete er. Ich flehe dich an. Rette uns an diesem Tag. Ich bitte dich. Ich frage keinen Mann, nicht meine Kräfte, niemand anderen außer dir um Hilfe. Bitte gib mir ein Zeichen deiner Macht!“

Plötzlich hörte Thor erschrocken ein lautes Brüllen am Himmel. So laut, als wollte es den Himmel und die Erde sprengen.

Thors Herz schlug schneller, denn er erkannte das Brüllen sofort. Er blickte zum Horizont und sah, wie seine alte Freundin Mycoples zwischen den Wolken hindurchbrach. Thor erschrak, doch er war glücklich zu sehen, dass sie frei und am Leben war. Sie war zurück im Ring und kam auf ihn zugeflogen. Es war, als wäre ein Teil von ihm selbst zurückgekehrt.

Noch überraschender war, dass Mycoples einen zweiten Drachen mitgebracht hatte: Es war ein männlicher Drache, seine verblassenden roten Schuppen ließen darauf schließen dass er Uralt war. Er hatte wache grüne Augen und war noch viel grösser als Mycoples. Thor sah zu, wie die beiden elegant durch die Wolken tauchten und auf ihn zukamen. Seine Gebete waren beantwortet worden.

Mycoples schlug mit ihren Flügeln und schrie und beide Drachen ließen Feuer auf die Empirekrieger unter sich herabregnen. Der kalte Wintertag wurde plötzlich warm, dann heiß, als die Feuerwalze auf Thor und seine Männer zurollte. Thor hob seine Arme zum Schutz vors Gesicht

Die Drachen hatten die hintere Flanke des Empire angegriffen und das Feuer war noch nicht zu Thor vorgedrungen. Dennoch konnte Thor die Hitze spüren.

Die Schreie von tausenden von Männern erhoben sich, als die Drachen die Armee des Empire Division um Division in feurigen Regen tauchten. Zehntausende Männer schrien um ihr Leben. Sie rannten in alle Richtungen, doch es gab keinen Ausweg. Die Drachen waren erbarmungslos. Sie wüteten, waren voller Zorn und bereit, Rache am Empire zu üben.

Eine Division nach der anderen wurde ein Raub der Flammen.

Die verbliebenen Krieger vor Thor und seinen Männern drehten sich in Panik um und ergriffen die Flucht. Sie versuchten den Drachen zu entkommen, die am Himmel kreuzten und ohne Pause Feuer spien. Doch sie rannten in den sicheren Tod, denn die Drachen begannen, die fliehenden Empirekrieger zu jagen und einzeln zu töten.

Bald stand Thor einem leeren Feld voller schwarzer Rauchwolken gegenüber. Der Geruch von verbranntem Fleisch lag in der Luft, es roch nach Schwefel, dem Atem der Drachen.

Als sich die Wolken lichteten, gaben sie den Blick auf ein verbranntes Ödland frei. Nicht eine Menschenseele war am Leben, die Bäume waren verkohlt und die Wiesen zu Asche verbrannt. Die Armee des Empire, die Minuten zuvor so unbesiegbar erschien, war nun ausgelöscht.

Thor stand geschockt und froh zugleich da. Er würde den Tag überleben. Sie alle würden leben. Der Ring war frei. Endlich waren sie alle frei.

Mycoples tauchte hinab und landete vor Thor. Sie schnaubte und legte ihren Kopf ab.

Thor trat lächelnd auf seine alte Freundin zu und Mycoples schnurrte. Thor strich ihr sanft über die Schuppen in ihrem Gesicht und sie rieb ihre Nase an seiner Brust. Sie Schnurrte zufrieden und sie war genauso glücklich über das Wiedersehen mit Thor wie er.

Thor kletterte auf ihren Rücken, und lenkte sie herum. Auf ihr sitzend sah er seine Männer an, die ihn überrascht und voller Freude entgegenblickten, als er sein Schwert zog und es gen Himmel streckte.

Die Männer hoben ihre Schwerter und jubelten ihm zu. Ihr Jubel hallte durch das Tal und bis in den Himmel.

 
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