Buch lesen: «Held, Verräter, Tochter »
Morgan Rice
Als Autorin von Fantasy-Epen wie der siebzehn-bändigen Reihe DER RING DER ZAUBEREI; der zwölf-bändigen Bestseller Serie DER WEG DER VAMPIRE; der bisher zwei-bändigen post-apokalyptischen Bestseller Serie DIE TRILOGIE DES ÜBERLEBENS; der sechs-bändigen epischen Fantasy Serie VON KÖNIGEN UND ZAUBERERN und dem neuen Fantasy-Epos Serie FÜR RUHM UND KRONE gehört Morgan Rice zu den Bestsellern in ihrem Genre. Morgans Bücher sind als Hör- und Printbücher in mehr als 25 Sprachen erhältlich.
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Ausgewählte Kritiken zu Morgan Rice
„Wenn Sie geglaubt haben nach dem Ende von DER RING DER ZAUBEREI nicht weiterleben zu können, dann haben Sie sich geirrt. Mit DER AUFSTAND DER DRACHEN hat Morgan Rice eine brillante neue Serie geschaffen, die uns in das Reich von Trollen und Drachen, von Ehre, Mut und Magie entführen wird. Morgan ist es gelungen eine neue Generation von Charakteren zu schaffen, die uns auf jeder Seite in Atem halten wird… Eine Empfehlung für alle Leser, die gut geschriebene Fantasy zu schätzen wissen.“
--Books and Movie ReviewsRoberto Mattos
„Ein Action-geladenes Fantasy Abenteuer das nicht nur allen Morgan Rice Fans gefallen wird sondern auch Anhängern von Christopher Paolinis DAS VERMÄCHTNIS DER DRACHENREITER… Fans von Fiction für Jugendliche werden dieses Werk von Rice verschlingen und um eine Fortsetzung betteln.“
--The Wanderer, A Literary Journal (bezugnehmend auf Der Aufstand der Drachen)
„Ein lebhaftes Fantasy-Abenteuer das auch durch seine mysteriösen Elemente und sein Intrigenspiel besticht. In QUESTE DER HELDEN geht es um Mut und darum einen Sinn im Leben zu finden. Die Helden und Heldinnen reifen, wachsen über sich hinaus und leisten dabei Außergewöhnliches… Alle die ein bissiges Fantasy-Abenteuer suchen, werden bei diesen Protagonisten und dieser Action fündig werden. Vor einer lebhaften Kulisse wächst das verträumte Kind Thor zu einem jungen Erwachsenen heran, das es mit lebensbedrohlichen Herausforderungen aufnehmen muss… Dieser Band verspricht der Anfang einer epischen Serie für Jugendliche zu werden.“
--Midwest Book Review (D. Donovan, eBook Reviewer)
„DER RING DER ZAUBEREI hat alle Zutaten für einen Bestseller: die Handlung, die Gegenhandlung, viel Geheimnisvolles, wackere Ritter und sich entfaltende Beziehungen voll von Herzschmerz, Betrug und Täuschung. Es wird Ihnen sicherlich keine Minute langweilig sein. Für jedes Alter geeignet, darf es in keiner Fantasy-Buchsammlung fehlen.”
--Books and Movie Reviews, Roberto Mattos
„In diesem Action-geladenen ersten Buch der epischen Fantasy-Reihe Der Ring der Zauberei – die momentan 14 Bände umfasst – stellt Rice ihren Lesern den 14-jährigen Thorgin „Thor“ McLeod vor, dessen Traum es ist in die silberne Legion – der Eliteritter-Einheit des Königs – aufgenommen zu werden… Rices Schreibstil ist solide und ihre Handlung faszinierend.“
--Publishers Weekly
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Copyright © 2017 durch Morgan Rice. Alle Rechte vorbehalten. Außer wie gemäß unter dem US Urheberrecht von 1976 ausdrücklich gestattet, darf kein Teil dieser Veröffentlichung auf irgendwelche Weise oder in irgendeiner Form sei es elektronisch oder mechanisch kopiert, reproduziert, verteilt oder angezeigt werden ohne die ausdrückliche Erlaubnis des Autoren eingeholt zu haben. Dieses Ebook ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt. Dieses Ebook darf kein zweites Mal verkauft oder an andere Personen weitergegeben werden. Wenn Sie dieses Buch an andere Personen weitergeben wollen, so erwerben Sie bitte für jeden Rezipienten ein zusätzliches Exemplar. Wenn Sie dieses Buch lesen ohne es käuflich erworben zu haben oder es nicht für Ihren alleinigen Gebrauch erworben wurde, so geben Sie es bitte zurück und erwerben Sie Ihr eigenes Exemplar. Vielen Dank, dass Sie die harte Arbeit des Autors respektieren. Es handelt sich um eine fiktive Handlung. Namen, Charaktere, Geschäftsangelegenheiten, Organisationen, Orte, Ereignisse und Zwischenfälle entspringen der Fantasie der Autorin oder werden fiktional benutzt. Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Personen, ob tot oder lebendig, sind zufälliger Natur. Die Bildrechte des Bildbandes liegen bei Ralf Juergen Kraft und werden unter der Lizenz istock.com verwendet.
KAPITEL EINS
Akila hing in der Takelage seines Schiffs und musste mitansehen, wie der Tod sich ihnen näherte.
Das machte ihm Angst. Er zählte nicht zu denjenigen, die an Vorzeichen und Omen glaubten, doch jetzt schienen sie unübersehbar. Akila hatte fast sein gesamtes Leben lang gekämpft und doch übertraf diese sich ihnen nähernde Flotte alles, was er bisher gesehen hatte. Sie ließ die Flotte, die das Reich nach Haylon geschickt hatte, wie eine Kette aus Papierschiffchen aussehen, die Kinder auf einem Teich ausgesetzt hatten.
Und wie mickrig wirkten erst Akilas Flotten im Vergleich.
„Es sind zu viele“, sagte einer der Matrosen neben ihm in der Takelage.
Akila antwortete nicht, denn er wusste gerade keine Antwort darauf. Er musste sich allerdings etwas einfallen lassen. Etwas, das ohne die bleierne Schwere auskam, die auf seiner Brust wog. Während er hinabkletterte, ging er in Gedanken bereits die einzelnen Schritte durch. Sie würden die Hafenkette hochziehen müssen. Sie würden mehrere Mannschaften zu den Katapulten bei den Anlegestellen schicken.
Sie mussten sich aufteilen, denn ein direkter Zusammenstoß mit einer Flotte von solcher Größe wäre reiner Selbstmord. Sie mussten zu den Wölfen werden, die sich erdreisteten, die großen Schneeochsen zu jagen, die einen schnellen Vorstoß wagten, sich hier und dort einen Bissen holten und sie so ausschalteten.
Akila grinste bei dieser Vorstellung. Er plante es beinahe so, als hätten sie eine Chance auf den Sieg. Wer hätte ihn schon für einen Optimisten gehalten?
„Es sind wirklich viele“, sagte einer der Matrosen, an dem er vorbeikam.
Auf seinem Weg zurück zur Anlegestelle hörte Akila immer wieder diese Worte. Als er wieder zurück auf dem Kommandodeck war, wartete dort bereits mindestens ein dutzend Rebellen mit besorgten Gesichtsausdrücken auf ihn.
„Wir können nicht gegen sie kämpfen“, sagte einer.
„Ob wir kämpfen oder nicht, es wäre, als hätten wir es nie versucht“, stimmte ein anderer zu.
„Sie werden uns alle töten. Wir müssen abhauen.“
Akila hörte, was sie sagten, und er hatte Verständnis für das, was sie tun wollten. Davonzulaufen war das Sinnvollste, was sie tun konnten, solange sie überhaupt noch etwas tun konnten. Sie würden mit ihren Schiffen einen Konvoi bilden und davonlaufen; die Küste entlang bis sie in Sicherheit wären und es nach Haylon geschafft hatten.
Ein Teil von ihm wollte genau das Gleiche tun. Vielleicht wären sie auf Haylon sogar in Sicherheit. Felldust würde ihre Einheiten sehen und die Verteidigung ihres Hafens und würde sich hüten, ihnen zu folgen.
Zumindest vorerst.
„Freunde“, rief er laut genug, so dass jeder an Bord des Schiffes ihn hören konnte. „Ihr seht die vor uns liegende Bedrohung und ja, ich kann diejenigen verstehen, die lieber davonlaufen würden.“
Er hob die Hände, um dem Murmeln, das diesen Worten folgte, Einhalt zu gebieten.
„Ich weiß. Ich verstehe euch. Ich bin mit euch gesegelt und ich weiß, dass ihr keine Feiglinge seid. Niemand hat das Recht, euch so zu nennen.“
Doch wenn sie jetzt davonliefen, würden sie die Männer tatsächlich Feiglinge nennen. Das wusste Akila. Sie würden den Kriegern von Haylon die Schuld geben trotz allem, was sie getan hatten. Aber das wollte er nicht laut sagen. Er wollte seine Männer zu nichts zwingen.
„Auch ich würde am liebsten davonlaufen. Wir haben unseren Teil hier erledigt. Wir haben das Reich geschlagen. Wir haben uns das Recht verdient, nach Hause zu fahren und nicht länger unsere Leben für die Sache anderer Menschen aufs Spiel zu setzen.“
Soviel war klar. Schließlich waren sie erst hierhergekommen, nachdem Thanos sie darum gebeten hatte.
Er schüttelte seinen Kopf. „Aber das werde ich nicht tun. Ich werde nicht davonlaufen, wenn das bedeutet, Menschen im Stich zu lassen, die mich brauchen. Ich werde nicht davonlaufen und wissen, was mit den Menschen von Delos hier geschehen wird. Ich werde nicht davonlaufen, denn mit welchem Recht sagen die mir, dass ich abhauen sollte?“
Er deutete mit einem Finger auf die herannahenden Schiffe und reckte den Finger dann so in die Höhe, dass aus ihm die unanständigste Geste wurde, die ihm in diesem Moment in den Sinn kam. Das brachte wenigstens seine Männer zum Lachen. Gut, denn Lachen war das Beste, was ihnen jetzt passieren konnte.
„Tatsächlich geht das Böse jeden etwas an. Wenn ein Mann mich auffordert, mich hinzuknien oder zu sterben, dann hau ich ihm eine über!“ Jetzt lachten sie noch lauter. „Das tue ich nicht, weil sie mir Angst gemacht haben. Ich tue es, weil jemand, der andere auffordert, sich hinzuknien, nichts Besseres als Schläge verdient hat!“
Jetzt jubelten sie. Akila schien die Situation richtig eingeschätzt zu haben. Er deutete auf ein Spähschiff, das neben seinem Flaggschiff angebunden im Wasser schwamm.
„Dort unten findet ihr einen von uns“, sagte Akila. „Sie haben ihn und seine Mannschaft überwältigt. Sie haben ihn ausgepeitscht bis das Blut nur so aus ihm rausquoll. Sie haben ihn an das Steuerrad gebunden und ihm seine Augäpfel rausgerissen.“
Akila wartete einen Moment, um dem Entsetzen Nachdruck zu verleihen.
„Sie haben es getan, weil sie geglaubt haben, dass sie uns so Angst einjagen könnten“, sagte Akila. „Sie haben es getan, weil sie dachten, dass wir uns so schneller aus dem Staub machen würden. Doch ich sage euch: jemand, der einem meiner Brüder ein solches Leid zufügt, schürt meinen Zorn nur noch mehr und soll wie ein räudiger Hund zugrunde gerichtet werden!“
Das brachte ihm einen Jubelruf ein.
„Ich werde euch jedoch nicht zwingen“, sagte Akila. „Wenn ihr nach Hause fahren wollt… nun, niemand kann euch sagen, dass ihr das nicht verdient hättet. Und wenn sie sich dann auf den Weg zu euch machen, vielleicht gibt es dann noch jemanden, der euch zu Hilfe eilen wird.“ Er zuckte mit den Schultern. „Ich werde bleiben. Wenn es sein muss, bleibe ich auch allein. Ich werde im Hafen stehen und eine Armee nach der anderen in den Tod schicken.“
Daraufhin blickte er sich um, starrte denen in die Augen, die er zu seinen Männern zählte und jenen, die er Brüder von Haylon nannte, befreite Sklaven, Rekruten, die jetzt Freiheitskämpfer waren und Männer, die wahrscheinlich einmal nichts mehr als Halsaufschneider gewesen waren.
Er wusste, dass die meisten dieser Männer sterben würden, wenn er sie darum bat, mit ihm zu kämpfen. Er würde wahrscheinlich selbst nie wieder die Wasserfälle in den Hügeln von Haylon wiedersehen. Er würde wahrscheinlich sterben, ohne zu wissen, ob das, was er getan hatte, genug gewesen war, um Delos zu retten. Ein Teil von ihm verfluchte den Tag, an dem er Thanos begegnet war und tiefer in die Sache mit der Rebellion gerutscht war.
Trotzdem riss er sich zusammen.
„Werde ich allein sein Männer?“ fragte er. „Werde ich mich allein zu dem dümmsten Idioten von allen durchschlagen müssen?“
Ein „Nein!“ donnerte über das Wasser. Er hoffte, dass die feindliche Flotte es hörte. Er hoffte, dass sie es hörten und er hoffte, dass es ihnen Angst einjagte.
Bei allen Göttern, er hatte Angst.
„Nun dann Männer“, bellte Akila, „an die Ruder. Wir haben eine Schlacht zu gewinnen!“
Er sah, wie sie zu den Rudern liefen und er hätte in diesem Moment nicht mehr Stolz empfinden können. Er begann nachzudenken und Befehle zu erteilen. Das Schloss musste benachrichtigt und die Verteidigung musste vorbereitet werden.
Akila konnte bereits hören, wie die Glocken geläutet wurden, um die Stadt zu alarmieren.
„Ihr zwei, hisst die Signalflaggen! Scirrem, ich will kleine Boote und Teer für die Feuerschiffe an der Hafenmündung! Führt ihr hier Selbstgespräche oder was?“
„Durchaus möglich“, rief der Matrose zurück. „Man sagt, dass Verrückte so was tun. Aber ich werde mich darum kümmern.“
„Dir ist schon klar, dass man dich in einer echten Armee dafür jetzt auspeitschen würde?“ schoss Akila grinsend zurück. Das war das Seltsame, wenn man kurz vor einer Schlacht stand. Sie blickten dem Tod jetzt so offen ins Gesicht und doch war es ein Moment, in dem sich Akila überaus lebendig fühlte.
„Jetzt, Akila“, sagte der Matrose. „Du weißt doch, dass man unsereins niemals in eine echte Armee aufgenommen hätte.“
Akila musste lachen und nicht nur, weil es wahrscheinlich der Wahrheit entsprach. Wie viele Generäle konnten von sich behaupten, dass ihnen nicht nur der Respekt, sondern auch die Kameradschaft ihrer Leute gehörte? Wie viele konnten ihre Truppen bitten, sich der Gefahr in den Rachen zu werfen und erhielten eine positive Antwort, die nicht der Treue, Angst oder Disziplin geschuldet war, sondern ihrem eigenen Willen? Akila hatte das Gefühl, dass er wenigstens darauf Stolz sein konnte.
Nachdem der Matrose davongeeilt war, musste er weitere Befehle erteilen.
„Wenn wir bereit sind, dann ziehen wir die Hafenkette nach oben“, sagte er.
Einer der jungen Matrosen in seiner Nähe blickte besorgt drein. Akila konnte die Angst sehen, da halfen auch keine Worte mehr. Das war nur normal.
„Wenn wir die Kette hochziehen, heißt das dann nicht, dass wir uns nicht wieder in den Hafen zurückziehen können?“ fragte der Junge.
Akila nickte. „Ja, aber was würde es bringen, sich in eine Stadt zurückzuziehen, die dem Meer völlig offen ausgeliefert ist? Wenn wir dort draußen verlieren, glaubst du, dass die Stadt dann ein sicheres Versteck wäre?“
Er konnte sehen, wie der Junge nachdachte und versuchte, festzustellen, wo er aller Wahrscheinlichkeit nach am sichersten sein würde. Oder er wünschte, sich niemals dieser Sache angeschlossen zu haben.
„Du kannst einer derjenigen sein, der hilft, die Kette hochzuziehen, wenn du willst“, bot Akila an. „Danach läufst du zu den Katapulten. Wir brauchen gute Leute, um sie abzufeuern.“
Der Junge schüttelte den Kopf. „Ich bleibe. Ich werde nicht davonlaufen.“
„Ich nehme an, du hast keine Lust die Flotte zu übernehmen, damit ich mich aus dem Staub machen kann?“ fragte Akila.
Das brachte den Jungen zum Lachen als er sich auf den Weg machte, seine Pflichten zu erfüllen. Lachen war immer besser als Angst.
Was konnte er sonst noch tun? Etwas gab es immer zu tun, immer winkte schon die nächste Aufgabe. Es gab diejenigen, die davon sprachen, dass der Krieg auf sie wartete, doch Akila hatte festgestellt, dass dieses Warten stets tausend kleine Dinge mit sich brachte. Vorbereitung war die Mutter allen Erfolgs, und Akila würde nicht deshalb verlieren, weil er es nicht versucht hatte.
„Nein“, murmelte er, als er die Leinen seines Flaggschiffes prüfte. „Die Tatsache, dass sie fünf Mal so viele Schiffe wie wir haben, wird letztlich dafür sorgen, dass wir verlieren.“
Sie konnten nur hoffen, zuzuschlagen und sich davonzumachen. Sie zu den Feuerschiffen zu locken. Sie in die Hafenkette manövrieren. Ihre eigene Geschwindigkeit zu nutzen, um abzuknallen, was sie nur konnten. Selbst dann würde es vielleicht nicht genug sein.
Akila hatte noch nie solch eine große Einheit gesehen. Er zweifelte, dass es irgendjemand sonst hatte. Die Flotte, die nach Haylon gekommen war, hatte Strafe und Zerstörung bringen sollen. Die Rebellenarmee war ein Zusammenschluss aus wenigstens drei großen Einheiten.
Das hier war jedoch größer. Das war keine Armee mehr, hier rückte ein gesamtes Land an. Hier ging es um Eroberung und noch mehr. Felldust sah seine Gelegenheit gekommen und nun würde es dem Reich alles nehmen, was es hatte.
Außer wir halten sie auf, dachte Akila.
Vielleicht würde es nicht seine Flotte sein, die sie aufhielten. Vielleicht konnten sie nicht auf mehr hoffen, als sie auszubremsen und die einfallende Armee zu schwächen. Doch vielleicht würde das schon genügen. Wenn sie Ceres Zeit verschafften, dann würde sie vielleicht einen Weg finden, die Schlacht gegen das, was dann noch übrig war, für sich zu entscheiden. Akila hatte sie erstaunliche Dinge mit ihren Kräften vollbringen sehen.
Vielleicht würde sie es auch mit Felldusts gesamter Armee aufnehmen und ihnen den Ärger ersparen.
Akila würde aller Wahrscheinlichkeit nach hier sterben. Wenn es Delos rettete, würde es das wert sein? Darum ging es nicht. Wenn es die Menschen dort rettete und die von Haylon, was wäre dann? Ja, das bedeutete Akila alles. Männer wie diese würden sich hiermit nicht zufriedengeben. Sie würden nach Haylon kommen, sobald sie hier fertig wären. Wenn sein Opfer die Bauern auf der Insel rettete, dann würde Akila keine Sekunde zögern.
Er blickte über das Wasser zu der herannahenden Flotte und seine Stimme wurde ganz weich.
„Dafür bist du mir etwas schuldig, Thanos“, sagte er, genauso wie der Prinz ihm etwas schuldig geblieben war, nach Delos gekommen zu sein und ihm auf Haylon nicht den Hals durchgeschnitten zu haben. Sein Leben wäre wahrscheinlich um vieles leichter gewesen, wenn er das getan hätte.
Ein Blick auf die Flotte verriet Akila, dass sein Leben wahrscheinlich auch um einiges länger gewesen wäre.
„Also!“ schrie er. „Auf eure Plätze, Jungs! Wir haben eine Schlacht zu gewinnen!“
KAPITEL ZWEI
Irrien saß von einer Mischung aus Zufriedenheit und Vorfreude erfüllt am Bug seines Flaggschiffes. Er war zufrieden, dass seine Flotte genau das tat, was er angeordnet hatte. Die Vorfreude erwuchs aus dem, was ihnen nun bevorstand.
Um ihn herum glitten Schiffe genauso, wie er es befohlen hatte, still durch das Wasser nahe der Küste entlang. Sie waren so still wie Haie auf der Jagd nach Beute, so still wie der Moment nach dem Tod eines Menschen. Irrien kam sich vor wie eine schimmernde Speerspitze, während der Rest seiner Flotte seinem breiten Kopf nachfolgte.
Sein Stuhl war nicht der aus dunklem Stein, in dem er in Felldust gesessen hatte. Es war ein leichteres Modell und aus den Knochen einiger seiner Opfer gebaut. Der Oberschenkelknochen eines dunklen Pirschjägers bildete die Lehne während die Fingerknochen eines Mannes in die Armstützen eingearbeitet worden waren. Das Fell, das sie überzog, stammte von Tieren, die er selbst erlegt hatte. Das war eine weitere Lektion, die er gelernt hatte: in Zeiten des Friedens sollte ein Mann zeigen, wie zuvorkommend er war. Im Krieg musste er hingegen seine Grausamkeit zur Schau tragen.
Dazu riss Irrien an einer Kette, die an seinem Stuhl befestigt worden war. Das andere Ende hielt ein Möchtegernkrieger dieser Rebellion, der eingeknickt war anstatt zu sterben.
„Wir sind bald da“, sagte er.
„J-ja, gnädiger Herr“, antwortete der Mann.
Irrien zerrte erneut an der Kette. „Halt die Klappe, außer, man befielt dir anderes.“
Irrien ignorierte den Mann, als dieser begann, ihn inständig um Vergebung zu bitten. Er blickte nach vorne, auch wenn er die Metallseite seines Schilds so aufgestellt hatte, dass er mögliche Mörder, die sich ihm von hinten näherten, bemerken konnte.
Ein kluger Mann tat stets beides. Die anderen Steine von Felldust hielten Irrien wahrscheinlich für verrückt, dass er zu diesem staublosen Land aufbrach und sie zurückließ. Sie dachten wahrscheinlich, dass er ihre Intrigen und Machenschaften nicht bemerken würde.
Irriens Grinsen wurde noch breiter, als er sich vorstellte, wie ihre Gesichter aussehen mussten wenn sie erkannten, was wirklich vor sich ging. Seine Freude wurde noch größer als er sich der Küste zuwandte und die Feuer erkannte, die entflammten, als seine wüsten Truppen dort an Land gingen. Normalerweise hasste Irrien die verschwenderische Art, Häuser niederzubrennen, doch zu Kriegszwecken war es eine nützliche Waffe.
Nein, die wahre Waffe war die Angst. Feuer und drohende Gebärden waren nur Wege, um diese weiter anzuspitzen. Die Angst war eine Waffe, die genauso mächtig war wie langsam wirkendes Gift so gefährlich wie eine Klinge. Die Angst konnte einen starken Mann dazu bringen, davonzulaufen oder kampflos einzuknicken. Die Angst brachte Feinde dazu, dumme Entscheidungen zu treffen, in übereilter Kühnheit anzugreifen oder abzuwarten, wenn es eigentlich Zeit war, anzugreifen. Die Angst versklavte die Menschen und hielt sie klein, auch wenn sie zahlenmäßig überlegen waren.
Irrien war nicht so einfältig zu glauben, dass er völlig frei von Angst war, doch hatte er weder seine erste noch sein fünfzigste Schlacht so erlebt wie die Männer es immer berichtet hatten. Er hatte gegen Männer auf brennendem Sand gekämpft und auf den Pflastersteinen kleiner Gassen. Doch während er von Wut, Begeisterung und sogar Verzweiflung ergriffen war, hatte er nie die Angst der anderen Männer gespürt. Das trug dazu bei, dass es ihm so leicht fiel, sich stets das zu nehmen, was er wollte.
Gerade trat das, was er jetzt wollte, in Sichtweite so, als hätten seine Gedanken es gerufen. Die unablässigen Ruderschläge sorgten dafür, dass Irrien nun den Hafen von Delos zu Gesicht bekam. Er hatte auf diesen Moment gewartet, aber es war nicht derjenige, von dem er geträumt hatte. Der würde sich erst einstellen, wenn das hier vorbei war und er all das an sich gerissen hatte, was von Wert war.
Seines Ruhms ungeachtet, war die Stadt so wie jede von Menschen erbaute Stadt ein stinkendes Loch. Sie besaß nicht die Größe des endlosen Staubs oder die übermächtige Schönheit der Bauten der Uralten. So wie in allen Städten brachten genügend zusammengepferchte Menschen ihre wahre Niedrigkeit, Grausamkeit und Hässlichkeit ans Licht. Keine elegante Steinkunst der Welt konnte das verbergen.
Dennoch war das Reich, dessen Dreh- und Angelpunkt diese Stadt war, ein erstrebenswerter Preis. Irrien fragte sich, ob die anderen Steine ihren Fehler, nicht mitzukommen, bereits erkannt hatten. Dass sie die Steinstühle besetzten, zeugte schließlich von ihrem Ehrgeiz und ihrer Macht, ihrer Durchtriebenheit und Fähigkeit, die politischen Strippen zu ziehen.
Angesichts dessen dachten sie allerdings immer noch zu klein. Wenn es nach ihnen gegangen wäre, dann wäre das hier eine ruhmreiche Plünderung geworden, wo es doch so viel mehr sein konnte. Eine Flotte von dieser Größe war jedoch nicht hier, um Gold und Sklaven mitzubringen, auch wenn das sicherlich Teil des Ganzen sein würde. Sie waren gekommen, um zu nehmen, zu besetzen und sich niederzulassen. Was war schon Gold im Vergleich zu fruchtbarem staubfreien Land? Warum sollten sie Sklaven in ein vom Krieg gegen die Uralten zerrüttetes Land bringen, wenn sie doch auch den Boden, auf dem sie standen, an sich reißen konnten? Und wer würde sonst sicherstellen, dass er den größten Teil des neuen Lands erhielt?
Warum plündern und wieder verschwinden, wenn man doch das, was da war, auslöschen konnte, um selbst die Macht zu ergreifen?
Doch zunächst mussten sie noch einige Hindernisse überwinden. Eine Flotte hatte sich vor der Stadt postiert, wenn man sie überhaupt so nennen konnte. Irrien fragte sich, ob das Spähboot, das sie zurückgeschickt hatten, schon im Heimathafen angekommen war. Ob sie die Dinge, die sie erwarteten, bereits gesehen hatten. Vielleicht spürte er keine Angst vor der Schlacht, aber er wusste, wie man sie in schwächeren Männern schürte.
Er stand auf, um einen besseren Überblick zu bekommen und um den Beobachtern am Ufern anzuzeigen, wer hier das Sagen hatte. Nur die mit den schärfsten Augen würden ihn ausmachen, doch wollte er ihnen zu verstehen geben, dass dies hier sein Krieg war, seine Flotte und bald schon seine Stadt.
Seine Augen erspähten die Vorbereitungen, welche die Verteidiger zu treffen begannen. Die kleinen Boote würden zweifellos bald in Flammen stehen. So wie die Flotte sich in kleinen Gruppen formierte, waren sie zum Angriff bereit. Die Waffen im Hafen waren bereit, sie ins Visier zu nehmen sobald sie näher kamen.
„Euer Kommandeur weiß, was er tut“, sagte Irrien und zerrte seinen neusten Gefangenen an seinen Ketten auf die Füße. „Wer ist er?“
„Akila ist der beste lebende General“, sagte der frühere Matrose, bevor ihn Irriens Blick traf. „Vergebt mir, gnädiger Herr.“
Akila. Irrien hatte diesen Namen bereits gehört und hatte mehr noch von Lucious erfahren. Akila, der Haylon davor bewahrt hatte, dem Reich in die Hände zu fallen und der das Reich mit seinen eigenen Flotten geschlagen hatte. Der, wie man hörte, mit allen Wasser gewaschen war, der zuschlug, wo kein Feind es erwartete.
„Ich habe starke Gegner schon immer zu schätzen gewusst“, sagte Irrien. „Ein Schwert braucht Eisen, an dem es gewetzt werden kann.“
Er zog sein Schwert aus seiner schwarzen Lederhülle so, als wollte er das Gesagte veranschaulichen. Die Klinge war schmierig und schimmerte schwarz-bläulich. Die Kante war so scharf wie eine Rasierklinge. Für einen anderen Mann wäre es vielleicht das Instrument eines Henkers gewesen, doch er hatte genügen Kraft erlangt, um es zu führen und damit umzugehen. Er besaß noch andere Waffen: Messer und Strangulationsseile, eine sichelförmige Klinge und einen bedornten Sonnendolch. Aber das war jenes, das die Menschen kannten. Es hatte keinen Namen, weil Irrien solche Dinge für idiotisch hielt.
Er konnte die Angst in den Augen sehen, die es seinem neuen Sklaven einflößte.
„In alten Zeiten opferten die Priester vor der Schlacht das Leben eines Sklaven und hofften, dass dies den Blutdurst stillen würde bevor er die Massen ergriff. Später boten sie den Kriegsgöttern den Sklaven in der Hoffnung an, sie mögen zu ihren Gunsten walten. Knie dich hin.“
Irrien sah, wie der Mann seinem Entsetzen zum Trotz reflexartig tat, was ihm befohlen wurde. Vielleicht gerade deshalb.
„Bitte“, flehte er.
Irrien versetzte ihm einen Tritt, sodass der Sklave auf den Bauch fiel. Sein Kopf ragte über den Bug des Schiffes. „Ich habe dir gesagt, still zu sein. Bleib dort und sei dankbar, dass ich Priestern und ihren Spinnereien nichts abgewinnen kann. Wenn es Todesgötter gibt, dann kann ihr Durst nicht gestillt werden. Wenn es Kriegsgötter gibt, dann ergreifen sie Partei für denjenigen mit den meisten Truppen.“
Er wandte sich dem Rest des Schiffs zu. Er riss sein Schwert mit einer Hand nach oben, und die Sklaven, die auf seine Anweisungen gewartet hatten, eilten zu den Hörnern. Als er nickte, erscholl ihr Klang ein erstes Mal. Irrien sah, wie Katapulte und Ballisten zurückgebogen und mit Feuer beladen wurden.
Seine Umrisse zeichneten sich dunkel im Sonnenlicht ab, seine gebräunte Haut und dunkle Kleidung waren wie ein Schatten, der sich unheilvoll auf die Stadt legte.
„Ich habe euch gesagt, dass wir nach Delos kommen würden und das haben wir getan!“ rief er. „Ich habe euch gesagt, dass wir ihre Stadt einnehmen werden, und das werden wir!“
Er wartete, bis der darauffolgende Jubel abgeschwollen war.
„Ich habe den Spähern eine Nachricht gegeben, bevor wir sie zurückgeschickt haben und es ist eine, die ich für bare Münze nehmen werde!“ Dieses Mal wartete Irrien nicht ab. „Jeder Mann, jede Frau und jedes Kind des Reichs ist nun ein Sklave. Alle diejenigen, die kein Zeichen ihres Herrn tragen, stehen euch zur Verfügung und ihr könnt mit ihnen tun und lassen, was ihr wollt. Jeder, der behauptet, Eigentum zu besitzen, ist ein Lügner und ihr könnt es euch nehmen. Jeder, der sich uns nicht unterwirft, soll bestraft werden. Jeder, der sich widersetzt, wird als Rebell verstanden und ohne Gnade behandelt!“
Gnade war ein anderes Hirngespinst, das die Menschen für real hielten, wie Irrien erfahren hatte. Warum würde ein Mann seinen Feind am Leben lassen, wenn er keinen Nutzen davon hatte? Der Staub hatte ihm eine einfache Lektion erteilt: wenn du schwach bist, dann stirbst du. Wenn du stark bist, dann nimmst du dir, was du nur kannst.
Irrien hatte jetzt vor, sich alles zu nehmen.
Das Größte daran war das Gefühl der Lebendigkeit, das er dabei verspürte. Er hatte kämpfen müssen, um der Erste Stein zu werden, nur um zu erkennen, dass er von dort aus nirgends hinkonnte. Er hatte sich langsam in eine Sackgasse bewegt, hatte begonnen, die kleinen Streitereien der anderen Steine zu seiner Unterhaltung gegeneinander auszuspielen. Doch das hier… das versprach so viel mehr zu sein.
„Macht euch bereit!“ rief er seinen Männern zu. „Gehorcht meinen Befehlen und wir werden den Sieg davontragen. Versagt und ihr werdet für mich weniger wert sein als Staub.“