Wie aus dem Ei gepellt ...

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Aus der Reihe: Wie aus dem Ei gepellt ... #7
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Wie aus dem Ei gepellt ...

Erzählungen, Märchen und Gedichte zur Osterzeit

Band 7

Martina Meier (Hrsg.)


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Impressum

Personen und Handlungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Besuchen Sie uns im Internet - papierfresserchen.de

© 2021 – Papierfresserchens MTM-Verlag GbR

Mühlstr. 10, 88085 Langenargen

Alle Rechte vorbehalten. Taschenbuchauflage erschienen 2021.

Herstellung und Lektorat: CAT creativ - cat-creativ.at

Coverillustration mit einem Bild von © sidliks - Adobe Stock lizenziert

ISBN: 978-3-96074-410-8 - Taschenbuch

ISBN: 978-3-96074-411-5 - E-Book

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Inhalt

Wir haben da ein Problem

Wer hoppelt durchs Krankenhaus?

Fröhliche Osterzeit

Das Osterflugzeug

Der Osterhase ist ein Hund

Ostern 2021

Kommissar Pfote

Der Osterhase

Eine nächtliche Überraschung

Oh weih, ein Ei!

Zu faul, um ein Osterhase zu sein!

Ein Ostermorgen

Die Versammlung der Osterhasen

Zwei Osterhasen

Wie groß ist unsere Welt?

Lieschen lädt zum Osterfest

Gemeinsam schafft man alles!

Ostern, Ostern, so friedlich und schön

Das Ostern

Ostern

Auf alle Fälle: bunte Pelle!

Wegen Schneefalls abgesagt

Osterträume

Osterhasenmoral

Kürbislinas erstes Ostern

Der falsche Osterhase

Mein Nachbar, Herr Haas

Das schwarze Herz

Das eckige Ei

Ostern in Gefahr

Der echte Osterhase

Hopsi muss sich entscheiden

Ein besonderes Ostergeschenk

Ein Ostertraum

Im Osterparadies

Flip, der kleine Osterhase

Der Tag der Reiter

Wie Weihnachten ins Osterhasenland kam

Meine erste Osternacht

Die Hühner sind weg!

Sag mal, wo kommst du eigentlich her?

Sonnenfarben

Osterhase in Not

Im Frühling

Der Osterhase - ein Geocacher?

Die Bremer Ostermusikanten

Ostern

Wir sind alle nur Hasen

Frühling und Ostern

Der Osterhase mit dem gebrochenen Bein

Frühlingsmorgen

Osterhas, das macht Spaß

Gefüllte Eier

Das tierische Wunder

Ostern

Der echte Osterhase

Die beste Osterüberraschung

Identitätskrise

Schneehasen

Das andere Osterei

Hilfe für Freddy

Osterhase in Not

Wie der Hase zum Osterhasen wurde

Das Wunderei

Wer versteckt die Ostereier?

Omas Ostern

Nicht nur Jungs können Osterhasen sein

Prinz Kringel und der Ersatzosterhase

Das Osterei

Kunterbunte Überraschung

Flocke rettet Ostern

Ostern

Das letzte Osterei

Anti-Schlacht-Plan der Osterhasen und Osterhäsinnen

Wer glaubt, der findet

Die Ostermaus

Die Osterüberraschung

Easterrabbitland

Der Osterhasen-Job

Im Auftrag des Osterhasen

Das Osterfest in Gefahr

Das getupfte Häschen

Das Osterhasennest

Ein Oster-Rondell

 

Mein kleiner Bruder

Toni auf Osterreise

Zu Ostern im neuen Haus

Die Nacht meines Lebens

Der Weihnachtshase

Die O(ster)lympischen Spiele

Die Geschichte von Klein Muck

Otto rettet Ostern

Eastazon Inc.

Osterhasen gibt es doch!

Der Traum vom Osterhasen

Meister Adebars Rettungsflug

Ostern bei den Schaustellern

Das Osterei

Ein schöner Tag in den Osterferien

Dasy Lechner ... wie aus dem Ei gepellt

Ei, von Anfang an

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Wir haben da ein Problem

Ostersonnabend

Das Telefon klingelt. „Ja, bitte, guten Tag.“

„Guten Tag Ihnen auch. Hier spricht der Osterhase.“

„Und hier spricht die Weihnachtsfrau, Ehefrau des Weihnachtsmannes, wenn Sie der Osterhase sind“, kicherte nun die Frau.

„Doch, doch, liebe Frau, Sie sind mit dem Osterhasen verbunden. Ich heiße Hans. Und wie heißen Sie, bitte?“, wollte jetzt der Osterhase wissen.

Die Frau wurde ernster. Ein wenig merkwürdig war der Anruf schon. Auf dem Telefon, wo sie sonst immer vor dem Annehmen des Gesprächs lesen konnte, wer sie anrief, erscheint diesmal nur Unbekannt. „Ich heiße Jule“, sagte sie.

„Dann sind Sie die Mutti von Juliane, stimmt’s?“

„Ja, das stimmt“, bestätigte sie.

„Es ist nämlich so“, begann jetzt Hase Hans am anderen Ende der Telefonleitung, „wir haben da ein Problem. Sie wissen wahrscheinlich, dass zum Osterfest viele, viele Osterhasen eingesetzt sind, die Ostergeschenke zu verstecken. Bei der großen Anzahl an Erwachsenen und Kindern kann das ein Hase allein nicht mehr schaffen. Und nun ist seit gestern Abend der Hase, der für Ihr Gebiet eingeteilt ist, er heißt übrigens Schlappohr, krank. Schlappohr hat tatsächlich schlapp gemacht, er hat sich sein Vorderpfötchen verknackst und kann morgen keine Eier verstecken. Wir haben leider keinen Ersatz für Schlappohr gefunden. Alle Osterhasen sind eingesetzt, keiner kann für ihn einspringen und seinen Dienst übernehmen. Aber: Weil er am Ostersonntag-Morgen nicht überallhin die Körbe mit den Ostereiern gleichzeitig schleppen könnte, hatte er gestern Abend schon die Geschenke, von allen Erdenbürgern unbemerkt, zu ihnen gebracht und an einer Stelle versteckt. Auf dem Heimweg ist ihm dann das Unglück passiert. Wenn ich Ihnen gleich sage, wo er die Eier untergebracht hat, könnten Sie dann morgen früh schnell vor dem Aufstehen von Juliane die Eier im Haus verstecken?“, bat der Osterhase Hans. „Ich rufe Sie dann auch am Ostermontag an und erkundige mich, ob es geklappt hat.“

„Ja, lieber Osterhase, das mache ich. Gute Besserung für Schlappohr! Und wo sind die Ostereier abgelegt?“, wollte Jule jetzt wissen.

„Vielen, vielen Dank. Die Ostereier liegen ...“

Knacks, knirsch. Aus. Die Telefonleitung war ruhig. Nur noch ein Freizeichen-tut-tut-tut war zu hören.

„Na, das ist ja herrlich, kann ja morgen früh lustig werden“, dachte sich Julianes Mutti und war jetzt auf den Ostersonntag ganz gespannt. Wo würde sie die Eier wohl finden?

Ostersonntag

Jule konnte in der Nacht zu Ostersonntag genauso schlecht schlafen wie ihre Tochter Juliane. Juliane, weil sie auf die Ostergeschenke vom Osterhasen gespannt war, und Jule, weil sie das Versteck des Osterhasen vor Tochter Juliane entdecken wollte. Sie musste doch die Eier überall erst verteilen. Das hatte sie dem Osterhasen am Telefon schließlich versprochen.

Also stand sie ganz früh auf. Sie schlich ins Wohnzimmer. Dort hob sie jedes Kissen an, klappte jede Schranktür auf, drehte alle beweglichen Teile um. Aber es war nichts zu finden. Sie ging in die Küche, den Flur, die Kammer. Aber auch hier: Nichts, rein gar nichts war zu finden. Nicht ein Osterei, geschweige denn ein ganzer Korb mit Ostereiern oder Geschenken für Juliane.

Jule wurde langsam ungeduldig, denn bestimmt würde ihre Tochter Juliane gleich wach werden und nach den Eiern suchen wollen. Und sie hatte selbst noch nicht ein Ei entdeckt.

Und da kam sie tatsächlich. Juliane kam im Schlafanzug aus ihrem Kinderzimmer. Sie tat dabei so, als wäre sie gerade aufgewacht und sei eigentlich noch ganz müde. Aber ihre Mutti erkannte schon, dass Juliane eine ganze Weile wach gewesen sein musste. Ihre Augen sahen gar nicht mehr so müde aus, wie sie tat.

„Mama, was suchst du denn? Ich kann dir doch helfen“, sagte sie.

„Ach weißt du, Juliane ...“ Weiter kam sie nicht.

„Du suchst bestimmt danach, ob dir der Osterhase etwas gebracht hat. Du bist bestimmt auch so gespannt wie ich“, fiel ihr Juliane ins Wort. „Ich helfe dir. Und wer das erste Osterei gefunden hat, der darf bestimmen, was wir heute machen.“ Und schon fing sie an, an den gleichen Stellen im Zimmer zu suchen, an denen ihre Mutti schon geschaut hatte. Aber sie fand ... nichts.

Um nicht den ganzen Ostersonntag im Schlafanzug mit Ostereiersuchen zu verbringen, berichtete Jule ihrer Tochter Juliane vom gestrigen Anruf des Osterhasen. Sie sagte ihr, dass der Hase Schlappohr ein krankes Beinchen habe und deshalb heute nicht kommen konnte, er aber am Freitag unbemerkt die Ostergeschenke schon gebracht habe. „Er hat sie hier bei uns irgendwo versteckt, aber als mir der Telefon-Hase sagen wollte, wohin die Eier gelegt wurden, war die Leitung abgebrochen“, berichtete Jule.

Und nun stehen sie da. Sie fanden einfach das Versteck nicht. Und sie konnten auch selbst nicht beim Osterhasen anrufen. Auf dem Telefon erschien ja keine Telefonnummer, nur Unbekannt.

„Jetzt bleibt nur noch, uns heute einen schönen Tag zu machen und auf morgen zu warten. Da will sich ja der Osterhase wieder melden und fragen, wie wir die Eier gefunden haben.“

Juliane nickte zwar zustimmend, aber ein wenig traurig war sie schon. „Ostern ohne Ostereier, na das ist ja eine schöne Pleite“, dachte sie. Sie schlug vor, am Nachmittag ins Kino zu gehen, da gab es einen lustigen Osterhasen-Zeichentrickfilm.

Ihre Mutti stimmte zu und dann machten sie sich beide ein tolles Frühstück. Jede aß ein bunt angemaltes Ei und ein frisches Toastbrot mit Butter und Marmelade. Und ein leckerer Joghurt schmeckten Jule und Juliane ebenfalls.

Ostermontag

Gleich nach dem Frühstück klingelte das Telefon. Unbekannt leuchtete auf dem Apparat. „Das kann nur der Osterhase sein“, dachte Jule. Sie meldete sich: „Hier ist Jule.“

„Und hier ist der Osterhase“, kam sofort die Antwort. „Darf ich fragen, ob Sie das Versteck gefunden haben?“

„Dürfen Sie, lieber Osterhase, gern fragen, aber die Antwort lautet: nein, nicht gefunden!“

Der Osterhase erschrak, er wurde ganz ruhig. „Na, das ist ja ein Ding. Nicht gefunden. Da wird ja auch Juliane ziemlich traurig gewesen sein.“

„Das können Sie wohl laut sagen. Juliane war nicht nur ziemlich traurig, sie war sehr traurig. Und nun raus mit der Sprache, wo hatte Schlappohr die Ostereier versteckt?“

Der Osterhase schluckte und holte tief Luft. Er traute sich nicht so recht, das Versteck zu nennen. „Also Schlappohr sagte mir nach seiner Rückkehr, dass er die Eier im ... Papiermüllkasten vor der Tür abgelegt hat. Da brauchte er ja nicht erst ins Haus. Und weil der Kasten nicht ganz voll war und oben noch Platz war, dachte er, das wäre ein gutes Versteck.“

„Nee, nee, ich fasse es nicht. Oben im Papiermüllkasten, weil da noch Platz war. Mannomann, Schlappohr. Bleib bitte noch am Telefon, Osterhase. Ich flitze schnell raus zum Kasten und schaue nach.“ Jule legte das Telefon ab und machte sich auf, um im Müllkasten zu schauen.

Keuchend kam sie wieder herein. „Da haben wir aber noch mal Glück im Unglück, mein lieber Osterhase. Draußen ist noch alles vorhanden. Morgen ist nämlich unser Papiermülleimer-Abholtag, da wäre alles mit in den Müllwagen geschüttet worden. Das wäre ja eine schöne Pleite. Nee, nee aber auch.“

Der Osterhase bat für das Tun seines Kollegen Schlappohr vielmals um Entschuldigung. Und er versprach, dass im nächsten Jahr alles wieder so ablaufen wird wie früher. Für heute wünsche er noch einen schönen Ostermontag. Jule und Juliane hatten – nach dem merkwürdigen Beginn – trotzdem schöne Ostertage. Und die beiden hatten etwas erlebt, was nicht jedem geschah. Das muss sie unbedingt Oma und Opa berichten.

Charlie Hagist wurde 1947 in Berlin-Steglitz geboren. Nach Grund- und Oberschule absolvierte er eine Ausbildung zum Bankkaufmann. Während seiner Tätigkeit in der Personalabteilung des Hauses bildete er sich zusätzlich zum Personalfachkaufmann (IHK) weiter. Ehrenamtlich war er als Richter am Amtsgericht Berlin-Tiergarten, am Sozialgericht Berlin und danach am Landessozialgericht Berlin tätig. Charlie Hagist ist verheiratet, hat einen Sohn und lebt seit Beginn seines Vorruhestandes in Dallgow-Döberitz.

*

Wer hoppelt durchs Krankenhaus?

Der Startschuss schrillte in seinen empfindlichen Ohren. Da der Boden stellenweise gefroren war, rissen die Pfotenballen ein. Aber Hoppel war das egal. Hoppel war ein Profi. Zu lange hatte er auf diesen Tag hingearbeitet. Nichts konnte ihn aufhalten. Im Zickzack schoss der karamellbraune Hase über die Wiese und hängte seine Freunde ab. Nur Mümmelnase, ein kräftiger Schlappohrhase, konnte mit ihm mithalten.

„Du wirst gewinnen“, keuchte sein Freund. Der Neid brachte seine Stimme zum Klirren.

Ein freudiges Zittern durchlief Hoppels Körper, sodass er beinahe den Sack mit den Ostereiern fallengelassen hätte.

Wie viele Minuspunkte das gewesen wären? Dabei lag Hoppel in Führung. Man hatte alle Anwärter auf den Titel Osterhase des Jahres gleichzeitig losgeschickt. Eine fünfköpfige Jury aus allen Teilen des Waldes würde am Ende des Tages den Gewinner verkünden. Auch wenn er schon feststand. Punkte gab es für Schnelligkeit und die ausgeklügelten Verstecke.

„Was ist das?“ Hoppels milchweiße Ohren deuteten nach rechts.

„Ein Fehler“, belehrte ihn sein Freund. „Du weißt, dass wir nicht in Gebäude reingehen dürfen.“

Ungehalten zwirbelte Hoppel an seinen Barthaaren.

Aber das würde bedeuten, dass die Zweibeiner dort niemals Ostereier finden würden. Nein, das konnte er nicht zulassen! Entschlossen hoppelte er los – raus aus der Hasenversammlung – rein in … was war das hier? Mit seinen Hasenzähnen schleifte er den schweren Sack hinter sich her. Warme, stickige Luft strömte dem Feldhasen entgegen. Zum Glück war er so klein. Nachdem die Drehtür ihn ausgespuckt hatte, schlitterte der Fellball über den rutschigen Boden. Seine Krallen fanden keinen Halt. Mit angelegten Ohren huschte Hoppel verunsichert weiter. Hier waren so viele Zweibeiner. Aber sie waren alle beschäftigt, rempelten sich gegenseitig an und wirkten gehetzt. Die Weißkittel übersahen ihn einfach.

„Ein Polytrauma kommt gleich herein!“, verkündete eine langbeinige Ärztin.

Aufgeschreckt sauste Hoppel davon. Seine Pfoten trugen ihn weg von dem Tumult und stattdessen auf eine ruhigere Station. Pädiatrie stand in großen Buchstaben über dem Türrahmen. Gerade als der Hase überlegte, die Flucht zu ergreifen, schwang die Tür auf. Umständlich hopste das schokoladenbraune Nagetier hindurch. Durch die Vorhänge fiel Licht herein, das seine Nase wie flüssiges Gold glänzen ließ. Er musste sich beeilen. Es war schon fast Morgen. Bald würden die Kinder anfangen zu suchen. Wobei er das Gefühl hatte, dass die Kinder sich hier nichts mehr von Ostern erhofften.

 

Etwas schlich sich in den Blick des Hasen, das über sein Alter und seine Natur weit hinausging. Dann würde er eben Letzter werden. Hauptsache er bescherte den Kindern hier ein unvergessliches Osterfest. Geschickt versteckte Hoppel die Eier. Zuerst auf dem Gang, dann wagte er sich in die Zimmer. Schließlich blieb ihm nur noch zu warten. Die Morgenvisite rollte heran, bestehend aus einem Stationsarzt und einer weiteren Ärztin, sodass sich der Hase flach an die Wand presste.

Plötzlich wurden Kinderstimmen laut. Angestrengt trat ein Mädchen auf den Flur und hielt ein gesprenkeltes Ei in ihren Händen. Weitere Kinder kamen. Zögerndes Lächeln verwandelte sich in breites Grinsen. Die Weißkittel waren ratlos, als ihnen die Kinder plötzlich die herrlichsten Sachen entgegenstreckten. Sauerstoffflaschen wurden hochgehoben, Matratzen ausgeschüttelt und Krücken inspiziert. Köpfe drehten sich, Stühle wurden gerückt und die Kinder halfen sich gegenseitig. Ein Junge, der kaum stehen konnte, wurde rechts und links unter der Schulter gepackt und zusammen fanden sie ein besonders hübsches Nest. Hoppel wusste, dass es Zeit war, zu gehen. Außerdem wusste er, dass er nicht der Osterhase des Jahres werden würde. Aber er hatte es geschafft, dass sich in ein paar Herzschlägen die ganze Station verwandelt hatte.

Sophie-Christine Feige, Jahrgang 1997, wurde in Bayern geboren. Neben ihrem Medizinstudium in Wien widmet sie sich leidenschaftlich dem Schreiben.

*

Fröhliche Osterzeit

Fröhliche Ostern!

Die bunten Grußkarten

rechtzeitig abschicken

Ostern vor der Tür

freudige Erwartung

selbst der Frühjahrsputz macht Spaß

Das Üben macht die Meister

ein Mädchen verziert

Ostereier im Malbuch

Ostersonntagmorgen

frische Frühlingsblumen

auf dem Frühstückstisch

Osternester warten

die kleinen Langschläfer

als Frühaufsteher

auf Ostereiersuche

die kleinen Entdecker

so früh schon so emsig

verspätetes Glück

vom Christkind gewünscht

im Osternest gefunden

geniales Versteck

heuer erst gefunden

ein Osterei vom Vorjahr

den echten verpasst!

Als Trost der Osterhase

aus Schokolade

was will man noch mehr?

Beim Osterspaziergang

Hasen und Lämmer geseh’n

ein Osterwunder

den Kindern schmecken

hartgekochte Eier

toller Osterbrauch

auch im letzten Duell

ist ihr Ei heil geblieben

Ostern ohne Oma

getröstetes Mädchen

freut sich auf Weihnachten

Wolfgang Rödig, geboren in Straubing, lebt in Mitterfels, hat bisher etwa 400 seiner Texte in Anthologien, Literaturzeitschriften, Tageszeitungen und Kalendern veröffentlicht.

*

Das Osterflugzeug

Jedes Jahr am Abend vor dem Ostersonntag versuche ich, wach zu bleiben, denn ich möchte einmal im Leben den Osterhasen sehen. Aber gelungen ist es mir noch nie. Immer schlafe ich ein, und dann bin ich am nächsten Tag enttäuscht, egal wie viel Schokolade ich bekomme. Aber das sollte sich ändern. Dieses Jahr war es das beste Ostern, das sich ein Mensch nur vorstellen konnte. Und das kam so:

Ich wollte wieder einmal nicht einschlafen, aber ich wusste, dass es mir nicht gelingen würde. Wie immer. Als ich gerade aufgeben wollte, weil ich merkte, dass ich müde war, hörte ich ein lautes Scheppern aus dem Garten. Dann ertönte ein: „Verdammt! Welcher Trottel hat denn eine Gießkanne hier hingestellt?“

Schlagartig war ich hellwach und sauste an die Terrassentür. Da stand er – in Hülle und Fülle. Wortwörtlich, denn der Osterhase schien nicht gerade unterernährt. Er starrte mich einen Moment lang an, dann rannte er weg. Oder er versuchte es, denn er fiel erneut über die Gießkanne.

„Mist“, rief er. Dann sah er mich an. „Ich bin sicher, das wirst du für dich behalten. Ich muss jetzt weiter. Komm mit, du musst mir helfen, ich hab schon genug Zeit verloren!“

„Ach, ich bin nicht so der Fan von großen Spaziertouren“, winkte ich ab.

Der Osterhase lachte. „Wer sagt denn was von einer Spaziertour? Wir fliegen mit dem Flugzeug, was meinst du denn?“ Er zeigte auf ein altes Klapperflugzeug, das jeden Moment zusammenbrechen konnte. „Hast du gedacht, ich würde im Morgengrauen rumhoppeln und Eier verstecken, die ich in einem Korb habe?“

„Äh, nee, natürlich nicht, ich bin ja nicht blöd“, murmelte ich, aber in Wirklichkeit hatte ich genau das gedacht.

„Eigentlich fliege ich mit diesem Ding überallhin.“ Er klopfte auf das Flugzeug. „Und werfe Schokolade in alle Gärten. Nur bei euch ist die Schoko danebengegangen und ich musste landen. Dabei bin ich über die blöde Gießkanne gestolpert. So, aber jetzt los, wir haben genug Zeit verplempert.“ Er stieg ein und winkte mir, auch zu kommen.

Es wurde ein riesiger Spaß. Wir flogen über alle Teile der Welt und warfen überall Schokolade runter. Auch ich durfte es ein paarmal tun. Das beste Osterfest aller Zeiten!

Bis wir nach Afrika kamen. Dort saß ein Mädchen auf dem Boden und weinte. Der Osterhase landete und sprang auf afrikanischen Grund. „Na, was ist mit dir?“, fragte er. „Was dir auch fehlt, ich kann es dir geben.“

Das Mädchen seufzte. „Eine Sache kannst du mir nicht geben: Dass ich nicht mehr auf dem Feld arbeiten muss.“ Und es weinte wieder.

Der Osterhase überlegte lange. Dann sagte er: „Vertrau mir, wenn du morgen aufwachst, musst du nicht mehr arbeiten.“ Dann flogen wir weiter.

„Müssen wir nicht noch dafür sorgen, dass das Mädchen nicht mehr arbeiten muss?“, fragte ich erstaunt.

„Habe ich schon“, antwortete der Hase.

Als der Osterhase mich wieder absetzte, fragte ich: „Wirst du mich nächstes Jahr wieder abholen?“ Er versprach es, dann flog er mit einem Juchzen davon. Ich rannte ins Haus und schlief glücklich ein.

Mia Loibl wurde 2010 geboren, lebt in Landsberg am Lech und besucht seit 2020 das Ignaz-Kögler-Gymnasium. Neben dem Schreiben liest und klettert sie gerne und spielt Gitarre.