Wie aus dem Ei gepellt ...

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Aus der Reihe: Wie aus dem Ei gepellt ... #7
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Ostern, Ostern, so friedlich und schön

Ostern, Ostern, grasgrün und königsblau,

Schokolade und Ostereier sind doch niemals grau.

In März und April freue ich mich,

denn den Osterhasen erwarte ich.

Ostern, Ostern, kirschrot und safrangelb,

ich finde mein Osternest draußen beim weiten Feld.

Die bunten Blumen rundherum

machten über Nacht im Wachstum einen großen Sprung.

Ostern, Ostern, mit Schleifen und Buntpapier,

ich freue mich auf unsere Feier und noch viel mehr.

Ich seh’ doch da sogar noch den Hasen

und bekomme aufgeregtes Herzrasen.

Osterhase weiß oder grau,

ich sehe jetzt den Hasenbau.

Die Zeit der Ostereier ist gekommen,

nun ist die ganze Familie bei uns willkommen.

Ostern, Ostern, mit Blütenstaub und Honigtau,

für mich geht’s plötzlich ab in den unbekannten Hasenbau.

Ich folge den langen Löffeln in ein magisches Zuhause,

dort blühen die schönsten Tulpen, Hyazinthen

und Kräuter für Waldmeisterbrause.

Ostern, Ostern, mit Streifen und Punkten,

hier ist alles getaucht in strahlende Farben und sprühende Funken.

Ein cremiger Schokoladenfluss windet sich durch sein Reich,

Die Auswahl an Keksen, Torten und Waffeln ist mehr als zahlreich.

Ostern, Ostern, so friedlich und schön,

zurück im Kreis der Familie

können wir uns hoffentlich alle bald wiedersehen.

Oskar Julius Hoffmann ist 8 Jahre alt und besucht die 3. Klasse der Grundschule Niederkaufungen. In seiner Freizeit spielt er Fußball und Gitarre, liest viel und schreibt gern Geschichten.

*

Das Ostern

Es war einmal an einem Ostersonntag in einem Hühnerstall, da legte eine Henne ein Ei. Doch das Ei rollte aus dem Stall und blieb auf der Wiese liegen. Am Abend jedoch wurde das Ei von einem Hasenpärchen gefunden. Sie nahmen es mit in ihren Hasenbau zu ihren Kindern und passten darauf auf.

Ein Jahr später am Ostermontag schlüpfte aus dem Ei ein Wesen: Es hatte den Körper eines Hasen, Flügel wie ein Vogel und weißes Fell mit bunten Tupfen.

„Was ist das?“, fragte ein Hasenkind den Hasenvater, der das Ei geborgen hatte.

„Nun ... ja, das ist, das ist ein …“, setzte der Vater zur Antwort an.

„Es ist ein Ostern!“, beendete das Häschen Lissi.

„Nun ... ja, ich denke, so können wir es nennen“, stimmte der Hasenvater zu.

„Hallo, Ostern!“, begrüßten die Hasenkinder das Mischwesen im Chor.

„Hallo“, piepste das Ostern schüchtern zurück.

So wuchs das kleine Ostern bei der Hasenfamilie auf, lachte mit den Häschen, mümmelte mit ihnen Möhren und freundete sich immer mehr mit Lissi an. Doch die Hasenkinder aus anderen Familien hänselten es, sobald es den schützenden Bau verließ: „Pah, mit deinem bunten Fell bist du ja gar nicht getarnt!“, und: „Mit deinen Flügeln siehst du aus wie ein Suppenhuhn!“, riefen sie und so zog sich das kleine Ostern immer mehr zurück.

Ein Jahr später, in der Nacht vor Ostermorgen, kam der Osterhase zu der Wiese, wo die Hasenfamilien wohnten, und rief: „Hasen, kommt her, ich brauche eure Hilfe!“

Sofort scharrten sich alle Bewohner der Wiese um ihn, nur das kleine Ostern, das den Osterhasen sehr bewunderte, blieb schüchtern und ängstlich im Bau zurück.

„Was ist los, Osterhase?“, wollte Lissi, die das Ostern nur ungern zurückgelassen hatte, wissen.

„Meine Osterhühner haben ihre Eier nicht früh genug gelegt und ich kann erst jetzt mit Anmalen beginnen“, antwortete der Osterhase besorgt.

„Wir helfen dir!“, riefen die Hasen im Chor.

Also brachte der Osterhase alle Häschen und ihre Eltern in seine Osterwerkstatt und sie malten fleißig Eier an. Der Morgen graute bereits, als sie endlich alle Eier angemalt hatten.

„Oh, nein!“, rief der Osterhase besorgt. „Nie und nimmer kann ich all die Eier verteilen, bevor es hell ist, und ihr könnt mir nicht helfen, weil die Eier von einem Ostertier wie mir versteckt werden müssen!“

„Ich weiß Rat!“, rief Lissi aufgeregt. „Das Ostern kann dir helfen!“

„Es ist bestimmt ein Ostertier und kann fliiiiiiegen!“, stimmte ihr Bruder Peter zu, der oft mit dem Ostern und ihr gespielt hatte.

„Dann bringt mich zu ihm!“, forderte der Osterhase entschlossen.

Und so brachten Lissi und Peter ihn zu ihrem Hasenbau. Vorsichtig kroch Lissi herein und rief das Ostern: „Ostern, komm, du hast Besuch!“

„Was, Besuch für mich?“, fragte das Ostern ungläubig und hoppelte aus dem Bau.

„Hallo, Ostern“, wurde es mit sanfter Stimme vom Osterhasen empfangen. „Du bist ein ganz besonderes Tier, nämlich ein Ostertier, und musst mir beim Eierverstecken helfen. Würdest du das tun?“

„Wer? Ich?“, fragte das Ostern verdattert.

„Ja, du“, bestätigte der Osterhase, worauf das Ostern ihm, begleitet von einem Freudenschrei, in die Pfoten sprang.

Von diesem Tag an half das Ostern dem Osterhasen stets zur Osterzeit, die Eier zu verstecken, niemand hänselte es mehr und es wurde von vielen bewundert.

Und wenn ihr eines Ostertages eine bunte Feder bei euren Ostereiern findet, so könnt ihr sicher sein, dass das Ostern da war.

Das Gedicht zur Geschicht’

Huch, was huscht da übers Gras,

ein kleiner, weißer Osterhas’?

Ist bunt getupft, hat Federkleid,

macht sich zum Eiverstecken bereit.

Husch! Da fliegt es plötzlich weg,

zu einem andren Eiversteck.

Und so denk’ ich jedes Jahr:

Hurra, das Ostern, das war da!

Ina Schneider ist 11 Jahre alt und schreibt gerne Geschichten. Außerdem zeichnet sie gerne. Ina besucht die 6. Klasse des Inda-Gymnasiums in Aachen.

*

Ostern

Vor Aufgang der Sonne

steht sie am Bach,

schöpft schweigend Wasser.

Ostara, die Göttin des Frühlings.

Noch bevor der Hase

die Grube verlässt,

um Eier zu legen,

lässt sie ihn trinken

vom heilkräftigen Nass.

Albae paschales.

Ostara – Eostre.

Niemand hat’s gesehn’.

Man wird die Eier

suchen müssen.

Eva Beylich, geboren 1957 in Schorndorf, wohnhaft in Tübingen; Pädagogin und Krankenschwester; Studium in Tübingen und Nottingham. Veröffentlichte bisher in vielen Büchern Gedichte und Kurzgeschichten; Mitglied in der Künstlergilde in Esslingen, im Schriftstellerinnenverband in Wien und im Ammerbucher Künstlerverein KVArt; Gesellschaft für zeitgenössische Lyrik (Leipzig). Veröffentlichungen seit 2006 bis heute im Internet und bei verschiedenen Verlagen, u.a. Brendle Verlag Bisingen 2006, Künstlergilde Esslingen 2011, Czernik Verlag Speyer 2011/2012, Herbert Utz Verlag München 2010, Elbverlag Magdeburg 2011.

*

Auf alle Fälle: bunte Pelle!

Unter meines Hunds Gewinsel

und der Hühner Krähgeschrei

hol ich aus dem Stall ein Ei,

und ich greif zu meinem Pinsel.

Keiner soll zu Ostern darben.

Rote Rübe, Zwiebelschale,

ja, mit deren Hilfe male

ich in vielen bunten Farben.

Zeichne hier ein kleines Huhn,

dort ein flinkes Häschen,

eines Ferkels Näschen

lässt mich auch nicht länger ruh’n.

Und ich mal mit Saus und Braus,

denke an was and’res nicht,

bis das Ei mir just zerbricht.

Damit ist mein Ostern aus!

Heinz-Helmut Hadwiger: Richter in Ruh und Dichter dazu, aus Linz in Österreich.

*

Wegen Schneefalls abgesagt

Lukas stand am Fenster und drückte sich an der Scheibe die Nase platt. Seit Stunden schneite es nun schon und kein Ende war in Sicht. Große, dicke Flocken schwebten sacht zur Erde und deckten das Blumenbeet, das Klettergerüst mit den Schaukeln und der Rutsche und auch den restlichen Garten mit einer weißen Decke zu. Die Krokusse waren längst versunken und auch die Märzenbecher, die erst seit paar Tagen ihre Köpfchen aus der Erde gestreckt hatten, waren bereits eingeschneit. Es wirkte wirklich hübsch, musste Lukas zugeben, doch es war einfach der falsche Augenblick für Schnee, denn morgen war Ostersonntag.

Susi tapste ins Wohnzimmer und stellte sich zu ihm. „Was schaust du?“, fragte sie ihn, denn sie reichte noch nicht zum Fenster hinauf.

Lukas war schon sieben und ging bereits in die erste Klasse Volksschule. Er war mächtig stolz auf seine Rolle als großer Bruder und er nahm sie sehr ernst. Er hatte sich vorgenommen, seine kleine Schwester immer zu beschützen, sie vor Kummer zu bewahren und sie niemals zu belügen. Gerade bei zuletzt Genanntem tat er sich nun schwer. Wie sollte er Susi schonend beibringen, dass Ostern morgen ausfallen würde, denn der Osterhase würde unmöglich Susis Schnuller finden?

Vor einigen Wochen hatte Lukas begonnen, ihr Geschichten zu erzählen, der Hase spielte darin eine wesentliche Rolle. Er hatte sie frei erfunden, denn so richtig wusste er auch nicht, ob er noch daran glauben sollte oder nicht. Sein Klassenkamerad Hannes hatte ihn damit aufgezogen, als er erfahren hatte, dass sich Lukas auf das Fest und die Geschenke freute, die der Osterhase bringen sollte. Mit ernster Miene erklärte sein Freund dann vor allen anderen Mitschülern, dass es dieses Fabelwesen ebenso wenige geben würde wie den Nikolaus, das Christkind oder die Zahnfee. Alle hatten gelacht und Lukas hatte sich furchtbar schlecht dabei gefühlt. Zusammengesunken saß er an seinem Platz, grübelte darüber nach, was er soeben gehört hatte, und wollte es einfach nicht wahrhaben.

 

Er war noch nicht so weit, er wollte noch nicht erwachsen werden und den Glauben an die Märchen seiner Kindheit verlieren. Eisern hielt er daran fest, und um sich selbst davon zu überzeugen, dass sie stimmten, hatte er begonnen, Susi diese Geschichten zu erzählen.

Besonders mochte seine Schwester die Erzählung über die Babyhäschen, die Kinder des Osterhasen.

„Jedes Jahr im Frühling, wenn alles nach einem langen Winterschlaf wieder zu sprießen beginnt, sich der Sonne entgegenstreckt und zu neuem Leben erwacht, dann werden auch die kleinen Wildtiere geboren“, berichtete Lukas und skizzierte die Welt mit seinen Worten, bunt und prächtig, in Susis Fantasie.

„Aufgeregt hoppeln sie dann über das Feld, erkunden neugierig ihre Umgebung wie die Wälder und Wiesen, schnuppern an den ersten Blumen, die bereits blühen, und verköstigen die Früchte der Natur. Besonders lieben sie den frischen Klee und Karotten.“

Susi saß mit offenem Mund daneben, ihre Augen strahlten, als sie ihrem Bruder zuhörte. Ob dies alles der Wirklichkeit entsprach, wusste Lukas nicht genau, doch seine Mutter sagte immer zu ihm, er sollte viel Gemüse, besonders Karotten essen, damit er keine Brille bräuchte. Wenn er dann schmollend die Unterlippe vorschob und das Essen von einer Seite am Teller auf die andere schob, hakte sie immer nach: „Hast du denn den Osterhasen schon mit Brille gesehen?“

Und Lukas erwiderte dann automatisch, denn er kannte ihre Beweisführung bereits auswendig: „Nein, denn er isst brav sein Grünzeug und hat deshalb so gute Augen.“

Susi verschonte er damit, denn er hatte ein anderes Ziel vor Augen. Er fand, dass sie mit drei Jahren inzwischen zu alt für den Schnuller war. Behutsam erfand er diese kleinen, aber harmlosen Notlügen, um sie zu überzeugen, dass die Babyhäschen den Lutschi dringender als sie benötigten.

„Weißt du denn, was der kleine Hoppel macht, wenn er sich sein Pfötchen stößt?“, hatte er sie gefragt und sie hatte heftig den Kopf geschüttelt, während sie aufmerksam lauschte.

„Er nimmt es in sein kleines Mäulchen und nuckelt daran, so wie Menschenkinder es tun, wenn sie sich verletzen.“

„Ganz schön haarig“, lachte Susi, doch sie erkannte recht schnell, worauf ihr Bruder hinauswollte.

„Würde es Hoppel helfen, wenn er meinen Nini haben könnte?“, erkundigte sie sich nach einiger Weile mit ernstem Tonfall.

Seit sie sprechen konnte, hieß ihr geliebter Schnuller so, denn sie konnte das Wort damals noch nicht richtig aussprechen. Mittlerweile war es in ihrem täglichen Sprachgebrauch verankert und auch ihre Eltern nannten ihn so.

„Gewiss“, nickte Lukas und ergänzte, „wir könnten ihn dem Osterhasen mitgeben und er bringt ihn zu den Häschen.“

Diese Idee hatte sich bei Susi nun zu einem innigen Wunsch entwickelt, täglich fragte sie, wann denn nun endlich Ostern sei.

Und nun stand Lukas am Fenster und musste ihr schweren Herzens erklären, dass es morgen kein Fest geben würde, Hoppel nicht den Schnuller bekam und sie als Dankeschön vom Osterhasen keine Belohnung erhielt – wegen Schneefalls abgesagt.

Susi kletterte auf die Bank und sah nach draußen. „Oh nein“, rief sie zu nah an Lukas Ohr, sodass er glaubte, sein Trommelfell müsste platzen.

„Was machen wir denn jetzt?“ Verzweifelt fiel sie ihm um den Hals und schluchzte. So sehr hatte sich seine Schwester schon darauf gefreut, dem kleinen Häschen eine Freude zu machen, und insgeheim hatte sie gehofft, auch den Osterhasen dabei persönlich zu treffen.

In ihrer Fantasie war er ein hübscher brauner Hase mit keck dreinblickenden Augen und einem süßen rosa Stupsnäschen. Sein kleines Schwänzchen war flauschig weiß und erinnerte an einen Wattebausch. Traurig blickte sie nochmals nach draußen.

Da hatte Lukas einen Einfall. „Komm mit, hilf mir, einen Weg durch den Garten zu schaufeln. Der Osterhase kann dann ungehindert zu uns und er wird auch den Schnuller finden.“

Eifrig zogen sie sich an, liefen nach draußen und machten sich an die Arbeit. Abends, bevor es dunkel wurde, stellte Susi ein kleines Körbchen in die freigeräumte Wiese. Sie hatte es mit rosa Bändern geschmückt, einige Karotten hineingelegt und oben auf ihren geliebten Nini.

Am nächsten Morgen, als Lukas und Susi erwachten, war ihr erster Weg sofort ins Freie. Doch was sahen sie denn da: Winzige Pfotenabdrücke waren im Schnee zu sehen, die mussten dem Osterhasen gehören, denn das Körbchen war verschwunden. Stattdessen saß an dieser Stelle eine hübsche Puppe mit rosa Feenflügeln und einem pinken Kleidchen.

Überglücklich drückte Susi das Spielzeug an sich und sagte dann zu Lukas: „Schade, dass wir den Osterhasen nicht gesehen haben, aber ich bin sicher, Hoppel wird genauso viel Freude haben wie ich mit dem Geschenk.“

S. M. Syrch: 1982 geboren in Wien, aufgewachsen in Niederösterreich, Studium der Betriebswirtschaftslehre, Technisches Sicherheitsmanagement und Umweltmanagement in Wien. Mitglied im Verband Österreichischer Textautoren. 2021 erscheint der Debütroman „Mini-Me auf Kreuzfahrt“. Seither mehrere Veröffentlichungen in Sachzeitschriften und Anthologien. Derzeit arbeitet sie an ihrem zweiten Roman. Sie lebt mit ihrem Mann und den zwei Kindern in Niederösterreich.

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Osterträume

Jeder Mensch hat in seinem Leben einen Traum.

Ich träume davon, dass Ostern wie damals wird.

Damals, am vorletzten Ostern, war noch vieles anders als heute.

Der Hase sprang mich an, den mir Oma mitbrachte.

Heute kommt die Oma nicht mehr zu Besuch.

Aus Respekt vor uns – vor mir und meiner Familie.

Ein ganz schlimme Zeit, in der eine Berührung zur Sehnsucht wird.

Und die Sehnsucht zur Trauer,

weil wir uns aus Respekt nicht sehen können.

Ostern soll alles anders sein, als es an Weihnachten war.

Wir werden uns alle wiedersehen.

Denn das ist mein Ostertraum, den ich seit Weihnachten träume.

Opa und Oma in den Arm zu nehmen.

Ihnen zu sagen: Ich habe euch lieb,

ich werde euch niemals loslassen.

Denn das sind die Osterträume der Menschen ...

und der Kinder, wenn sie an Oma und Opa ihren Halt finden.

Jürgen Heider wurde 1989 in Karaganda (Kasachstan) geboren. Heute lebt er mit seiner Familie in Freiburg. Seit seiner Geburt hat er eine Körperbehinderung. Deshalb besuchte er von 1997 bis Sommer 2009 die Esther-Weber-Schule für körperbehinderte Schüler in Emmendingen-Wasser. Vom Sommer 2007 bis Sommer 2009 absolvierte er das zweijährige Berufsvorbereitungsjahr. In diesen zwei Jahren konnte er viele praktische Erfahrungen für seine berufliche Zukunft sammeln und hat je ein Praktikum bei der „Badischen Zeitung“ in Emmendingen und der „Zypresse“ Freiburg gemacht.

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Osterhasenmoral

Herr Osterhase ist geschafft,

Eier zu legen, kostet Kraft.

Und die bunten Eier gar

sind mühevoller noch, fürwahr.

Frau Osterhase wird nervös,

ist ihrem Mann allmählich bös’.

Denn wegen all dem guten Zweck,

ist seine Hasenkraft nun weg.

Weil er jetzt stets nur müde ist,

sucht sie ’nen „Wachen“, der sie küsst.

Und die Moral von der Geschicht:

Übertreib die Arbeit nicht.

Carola Cursio: ist 73 Jahr alt, wohnt in Nürnberg und ist im Ruhestand. Gearbeitet hat sie als Sachbearbeiterin bei einer Bank. Lesen und Reisen gehört zu den Dingen, die sie nicht missen möchte. Sie kocht gerne mediterran, auch zusammen mit ihrem Mann, und trinkt gerne ein Glas guten Rotwein. Gedichte schreiben macht ihr Freude und sie hat schon drei in der Anthologien veröffentlichen dürfen.

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Kürbislinas erstes Ostern

Kürbislina wird von ihrer Freundin Glöckchen geweckt. „Aufstehen, wir haben Ostern“, sagt sie.

Sofort ist Kürbislina wach und strahlt ihre Freundin an. „Ostern?“ Kürbislina hat schon viel von diesem Fest gehört. Wo die Menschen in den Wald kommen, um Eier zu suchen. Aber da sie bis jetzt zu dieser Zeit immer geschlafen hat, ist es für sie nicht möglich gewesen, dieses Fest mitzuerleben. Und das Jahr zuvor waren die beiden Herzensschwestern eher damit beschäftigt gewesen, ihre beiden Völker wieder vereinigen. Doch dieses Jahr wollen sie jedes Fest der jeweils anderen miterleben.

Schnell waschen sich die beiden und laufen den schmalen Gang im Inneren des Baumes nach oben, um zu den Ästen zu gelangen. Die Sonne hat schon viel Schnee geschmolzen. Einzeln blitzen Krokusse, Maiglöckchen und Tulpen durch das weiße Kristallmeer. Im Gegensatz zu Glöckchen friert Kürbislina nicht, sie ist an die Kälte gewöhnt. „Da ist das so ein Osterei?“, fragt sie schließlich aufgeregt.

„Ja“, sagt Glöckchen und zeigt etwas weiter unter einen Busch. „Und schau, da hat der Osterhase auch ein kleines Geschenk hingelegt.“

„Wie weiß er eigentlich, welches Kind danach greifen wird?“

„Er sagt, es ist magisch. Sobald ein Kind das Geschenk in den Fingern hält, wird es Inneren sein Wunsch hineingezaubert.“

Mit großen runden Augen sieht Kürbislina ihre Freundin an. „Du kennst den Osterhasen?“

Glöckchen sieht ihre Freundin verwundert an. „Warum ist das so seltsam?“

„DEN OSTERHASEN?“

Wieder nickt Glöckchen.

„DAS IST COOOOL“, quiekt Kürbislina aufgeregt.

„Er kommt immer zu Oma, wenn er hier im Wald fertig ist.“ Hibbelig tritt Glöckchen von einem Bein auf das andere und kichert – so aufgeregt kennt sie ihre Freundin nicht. „Lass uns etwas Schokolade bei den Menschen stibitzen.“

„Und dann, sehe ich ihn dann?“

„Später“, sagt Glöckchen. „Schnell, sonst kommen die Menschen und danach ist alles weg.“ Sie pfeift, der schrille Ton hallt zu den Baumwipfeln hinauf. Kürbislina weiß, das Glöckchen ihre Freundin, die Amsel, ruft, die sie zum Waldboden bringen soll.

Da kommt der schwarze kleine Vogel mit dem orangen Schnabel schon auf sie zu.

Mit Schokoeiern und Gummitierchen, so viel sie in ihren kleinen Armen tragen konnten, sitzen sie bald wieder auf dem Ast und beobachten die Menschenkinder, wie sie auf dem Boden umherkrabbelten, um Geschenke und Süßkram zu finden.

„Aber da liegt doch eines, warum sieht das Mädchen es nicht?“, will Kürbislina wissen.

Glöckchen schluckt das Stückchen weiße Schokolade hinunter, was zuvor zu einem Schokoküken gehörte, und will es erklären, da hören die beiden eine amüsierte Stimme hinter sich.

„Ein Zauber, dass jedes Kind nur eines bekommt. Oder für ganz brave ein zweites Nest.“

Langsam dreht sich Kürbislina um. Da steht ein brauner Hase wie ein Mensch auf ihrem Ast. Seine Nase zuckt und es sieht so aus, als würde er lächeln. Auf dem Rücken trägt er einen Rucksack.

„Das ist Benny, der Osterhase.“

Weit reißt Kürbislina ihre Augen auf, sie kann ihn einfach nur anstarren. Kann das wirklich der Osterhase sein?

Glöckchen steht auf. „Das ist Kürbislina, meine Herzensschwester.“

„Ich weiß“, sagt der Osterhase sanft.

Kürbislina schluckt. „Schon fertig?“, fragt sie ihn, als wenn es alltäglich wäre, den Osterhasen zu treffen.

„Nein, aber ich habe euch hier oben gesehen und wollte Hallo sagen.“ Er zieht seinen Rucksack ab. „Und ich habe etwas für dich, Kürbislina.“

„F...f...für mich?“ Ihre Stimme ist ungewohnt schrill vor Aufregung.

 

Der Osterhase kennt sie und hat ein Geschenk für sie. Kürbislina hat das Gefühl, gleich vom Ast zu fallen.

Lachend holt der Hase eine kleine Box hervor und hält es auf seiner weichen Pfote vor sie hin. „Ja, für dich.“ Eine orange Box funkelt im Sonnenlicht mit einer grünlichen Schleife.

„Nimm schon“, sagt ihr Freundin und schubst Kürbislina leicht an.

Vorsichtig greift sie danach. Ihr erstes Geschenk zu Ostern und das auch noch persönlich vom Osterhasen. Kürbislina kann ihr Glück nicht fassen, am liebsten würde sie ihn ganz fest an sich drücken. Aber sie bringt nur ein „Danke“ heraus.

„Gerne.“

Bevor Kürbislina das kleine Paket fest an sich drücken kann, ist die Stelle, an der der Hase stand, leer. Immer wieder geht ihr Blick zwischen dem Geschenk in ihrem Arm und dem Platz, an dem der Osterhase stand, hin und her.

„Mach schon auf“, feuert ihre Freundin sie an.

Kürbislina geht in die Knie. Ihre Finger zittern, als ein kalter Wind durch kahle Äste fegt. Langsam zieht sie an dem grünen Schleifchen und öffnet den Deckel. Inmitten von Gras liegt ein kleiner Stoffhase, der aussieht wie der, den sie gerade vor sich stehen hatte. Im Silber des Deckels ist ein Kürbis eingraviert und daneben steht: Frohe Ostern, dein Freund Benny.

Luna Day wurde 1982 in Wertingen geboren und wuchs in Augsburg auf, wo sie immer noch mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern lebt. Ihre Liebe zum Schreiben entdeckte sie durch Harry Potter und Roll-Play-Games. Sie tippt Kindergeschichten, aber auch Fantasy- und Liebesgeschichten. www.lunadayautorin.com.

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