Island neu

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Bäckerei

Das ist schon derart doof, dass es unglaubwürdig klingt. Dennoch so geschehen und gesprochen. Ein Hoch auf alle ...fachverkäuferinnen!

"Ich hätte gern 5 Quarkbällchen!"

"Wenn Sie nur 4 nehmen, gibt's eins umsonst dazu!"

Auto

Den KFZ-Fritzen brauchten wir glücklicherweise noch nicht, aber ich durfte Zeuge einer bezeichnenden Situation werden. Ein KFZler brachte ein Fahrzeug zurück. Er parkte zunächst unsicher auf der Straße und entschloss sich dann doch, den Parkplatz gleich daneben zu nehmen. Aufheulender Motor, ein Ruck, Motor abgewürgt. Nächster Versuch: aufheulender Motor und gaaaanz langsam schiebt sich der Wagen neben meinen auf den Parkplatz. Drinnen ein ganz ängstlicher KFZler, der wohl noch nie zuvor Auto gefahren war. Na ja, Hauptsache, er weiß die Dinger zu reparieren.

Der Besitzer erschien auch sogleich und der KFZler wollte ihm die Schlüssel in die Hand drücken, was der Besitzer aber mit den Worten verweigerte

"Die Fenster sind noch auf!".

Der KFZler entgegenete: "Oh, hab ich übersehen!".

"Dann kannst du auch gleich das Licht ausmachen"

"Das...das hab ich doch gar nicht angemacht..."

Der KFZler sucht nun nach dem Lichtschalter. Der unfreundliche Besitzer war nun bis zu seinem Wagen vorgedrungen, um hineinzulangen und das Licht auszumachen. Danach stiegen beide in einen anderen Wagen, offenbar musste der KFZler zurückgebracht werden - also ich hätte den stehen lassen :-D Vermutlich hat aber der Besitzer des Autos ähnlich gedacht und den Kerl irgendwo weit weg ausgesetzt.

Der Wagen sah übel aus. Zwar ein recht neues Auto, aber voller Fingerabdrücke rund um die Fahrertür, bah. Der Spiegel an der Fahrerseite war in Flucht mit dem Armaturenbrett, also 90-Grad-Winkel zum Auto. Ich bezweifle stark, dass man damit überhaupt was nach hinten sehen kann, eher seitlich :-D

Fenster

Auch ein Rollladen geht mal kaputt. Geschickt wurde uns ein ca. 80jähriger Daddy, der sich müh- und langsam zum Ort des Geschehens schleppte. Sein Werkzeug hatte er in den Hosentaschen, wobei diese Form der Ablage immer wieder seinen Unmut hervorrief, wenn er einfach ein bestimmtes Teil nicht fand. Hierzu gehörten diverse Bits und Schrauben, Draht, fünf Bleistifte, ein paar Tempos, noch mehr Bits und ein paar kleinere Bohrer.

Zunächst aber stand Dr. Best vor dem Fenster und schüttelte den Kopf. Das ist Handwerker-immanent. Erst mal die Arbeit des anderen herabwürdigen, weil man selbst keine Lust hat und sofort erkannt hat, dass die zu leistende Arbeit tatsächlich Arbeit werden wird. Der Opa geht von einem Rahmen zum anderen, schaut, versucht irgendwas zu schrauben, rutscht mit dem Schraubendreher ab, holt den Bohrer und irgendwie wirkt alles nicht nur sehr langsam, sondern auch höchst dilettantisch. Wieder wurde der Kopf geschüttelt. Dieses mal erklärte mir das Männlein, was da alles falsch gemacht wurde und überhaupt: der Gurt wurde brutal rausgerissen, eigentlich ist da nix mehr zu retten.

Ich muss mich an dieser Stelle bei dem Handwerkergott, dessen unwürdiger Gehilfe ich für zwei Stunden sein durfte, in aller Form entschuldigen. Im Laufe seiner Arbeit erkannte ich, dass eigentlich jeder Griff sitzt und nichts unüberlegt passiert. Mit seinen Flüchen hatte er vollkommen recht. Ihm unterlief kein einziger Fehler. Und am Ende lief der Rollladen besser als zuvor. Nicht mal vor der Rechnung musste Grauen aufkommen. Wo andere hier locker 75 Euro€ die Stunde nehmen + Anfahrt, verlangte er nur 30 €Euro und wollte mir auf meinen Fuffziger sogar 30 €Euro zurückgeben, was ich ablehnte, denn mit 30 Euro€ hatte ich schon Gewissenkonflikte. Daumen hoch, top Handwerker!!!

Kamin

Sie sind Mieter und ihr Vermieter hat Ihnen gekündigt? Angela Merkel kommt in Ihren Ort und Sie wollen sich bei ihr persönlich für ihre gute Politik bedanken? Sie sind Weißer und hassen Ihre Körperfarbe? Der Urlaub war verregnet und doch wollen Sie vor den Kollegen mit entsprechender Hautfarbe angeben? Das von Ihrer Frau so überaus bunt eingerichtete Wohnzimmer gefällt Ihnen nicht? Sie sind Bergarbeiter und am Wochenende fehlt Ihnen die Arbeit? Kein Problem: denn jetzt gibt es für den Kaminbesitzer Aschesauger mit Blasfunktion - ehrlich wahr!!!

Werbung

Ja, wer kennt es nicht, das Möbelhaus mit dem roten Stuhl?!? Ich empfehle, damit mal zum Arzt zu gehen, das könnt' 'was ernstes sein...

Heimwerkermarkt

Oder im Biber-Markt. Nassgeschwitzt auf der Suche nach Bioethanol. Die Kamine dafür verkaufen sie, aber daneben steht nur Lampenöl. Grillabteilung: Grillanzünder und...Lampenöl. Gartenabteilung: Lampenöl. Mitten auf dem Gang: Lampenöl und Grillanzünder. Also einen Biber geholt. Sofern man einen findet. Alle sind immer sehr beschäftigt und traben überall herum, jedoch meistens schnurstracks weg. Selbst wenn man wollte, kann man ihnen nicht folgen. Das hinterlistige Personal kennt jeden Gang, jede Unterschlupfmöglichkeit und hat sich wahrscheinlich überall Geheimtüren eingebaut, um schnell mal vor dem aufdringlichen Kunden zu verschwinden. Gut, es fand sich dann doch jemand und der suchte zunächst einmal wie ich zuvor den Laden ab: bei den Kaminen: Lampenöl. Grillabteilung: Grillanzünder und...Lampenöl. Gartenabteilung: Lampenöl. Mitten auf dem Gang: Lampenöl und Grillanzünder...grrrr. Ja, meinte ich, so wichtig wäre das jetzt auch nic... Er liess mich nicht zu Worte kommen. Zu groß war wohl die Angst, im Internet gebloggt zu werden. Unbedingt musste er mir helfen. Und so fragte er mal diesen, mal jenen Kollegen, doch die nahmen auch vor ihm Reissaus! Erstaunlich. Ich dachte Biber wären Rudeltiere. Einen fand er dann doch. Und der wußte ganz genau, wo das Zeug ist. Zumindest sollte das der PC wissen. Der spuckte dann auch sowas aus wie "Gang C, Regal 8", worauf der andere Biber meinte "Ah, was die Kiste da ausspuckt, ist doch eh immer falsch!". Biber sollten aber in Punkto Logistik wesentlich besser aufpassen, denn wenn jeder sein Stöckchen egal wo befestigt, dann hat man am Ende eine hölzerne Seenplatte, aber keinen Deich. Ein dritter Biber gesellte sich dazu, wie sich herausstellte nicht ganz freiwillig, denn es war sein PC. Der zeigte rauf in ca. 3 m Höhe und da, hinter Werbeplakaten, konnte man Flaschen erahnen. "Ohne Leiter kommen wir da nicht rauf", sprach ein Biber und ich dachte "Mensch, wenn du blöder Biber nicht mal klettern kannst, dann mach doch mit deinen Zähnen flugs das Regal nieder. Zwei Biber flüchteten nun, der ursprüngliche Biber bat sich Geduld aus, er müsse nur schnell eine Leiter holen und fort war er. Seltsam, dachte ich so bei mir, da steht doch eine direkt vor dem Regal, warum nimmt der die nicht? Also stellte ich die Leiter hin, kletterte rauf, nahm mir ein Flascherl Bioethanol, stellte die Leiter wieder zurück und wollte zur Kasse marschieren. Plötzlich ohrenbetäubender Lärm, ich drehte mich um und wurde einer riesigen, fahrbaren Leiter gewahr, die der Biber stolz vor sich herschob. Ich hielt grinsend mein Fläschchen hoch und ging bezahlen.

Leider reichte das Bioethanol nicht aus und so war ich kurz darauf wieder bei den Bibern. Dieses mal fehlte die Leiter. Der herbeigerufene Biber entgegnete auf meine Frage, ob man nicht vllt. eine der Angebots-Leitern aus dem Gang kurz 'ausborgen' könnte: "Nein, das geht nicht!". Dann drehte er sich um und war verschwunden. Ich eilte hinterher und sah, wie er verzweifelt seine Kollegen befragte. Oder das zumindest versuchte, denn alle winkten nur ab, keine Zeit offenbar. Wahrscheinlich bricht gerade irgendwo der Deich. Und er rannte hin und her, kreuz und quer. Warum holt der dann nicht die Riesenleiter? Nach gut 5 Minuten fand er sich wieder ein, nahm eine der Angebots-Leitern und holte mir drei Flaschen Bioethanol vom Regal. Man merke: Biber sind nicht besonders helle, aber lernfähig.

Der IKEA-Trick

Jeder kennt ihn, viele rümpfen die Nase, zumeist gleich nach dem Studium und doch bietet IKEA heute immer öfter etwas für den pralleren Geldbeutel. 'Prall' scheint im Koblenzer IKEA-Markt sowieso die Maxime zu sein: alle IKEA-Angestelltinnen haben absolut prächtige Auslagen. Und nicht nur das, die können sogar Möbel aufbauen, sind also handwerklich geschickt. Na, wenn das mal nicht perfekte Ehefrauen gibt, da kann man so richtig dick werden :-D Leider sind aber alle Info-Leute männlich, schade... Aber: guter Trick! Da fährt Mann gerne hin ;-)

Lustig ist ja die scheinskandinavischen Worteauswahl. So heisst ein Möbelschutzmittel z.B. 'Behandla'. Aber so ganz hält man dann diese Akrobatik doch nicht durch. Ein Brotmesser heisst Slitbar und nicht 'Schnittbar' oder 'Schneidla'.

Das bekannteste Produkt dieser Marke ist nicht der Inbusschlüssel, sondern das Billy-Regal, für das übrigens kein Inbusschlüssel benötigt wird. Nach wie vor billig, einfach und schnell aufgebaut. Leider auch ziemlich untauglich, denn Bücher haben ihr Gewicht und Spannplatten sind nicht unbedingt die tragfähigsten Produkte...besonders nicht, wenn sie so dünn sind. Und so hoffen Millionen Kunden aus aller Welt darauf, dass es endlich 'Gehtsoa' oder 'Mitty' o.ä. gibt, also ein Regal wie das Billy, nur etwas teurer, dafür aber tragfähig und evtl. auch mit 40er Tiefe.

Aber für eines verdient IKEA einen Sonderpreis: sie wissen, wie man ein Verkehrsleitsystem baut :-) Die Stadtvorderen klopfen sich gegenseitig auf die Schulter und kein Schwein kann mit dem tollen System irgendwas finden. Nur den IKEA-Markt findet man, denn die haben ihren Namen auf alle relevanten Schilder pinseln lassen. Geht doch!

Künstler

Immer öfter gibt es auch auf dem Land Kunstausstellungen. Was dabei Kunst ist und ob der Künstler tatsächlich Künstler ist, wird dabei nicht mehr bewertet - das verbietet sich spätestens seitdem Beuys alles zu Kunst erhoben hat. Persönlich habe ich auch nichts gegen Ausstellung eigener Werke, das passiert ja auf jedem Weihnachtsmarkt, aber ich habe entschieden etwas gegen die heute übliche Verwendung des Begriffs 'Kunst'!

 

Wenn Lieschen Müller, ihres Zeichens ergraute Oma und mit viel zu viel Freizeit versehen, anfängt Bilder zu malen, einfach so, ohne Ausbildung, ohne fachliches Können, weder handwerklich noch geistig und die Zeitungen loben sie wegen ihrem 'Mut zur Farbe', dann ist das schlicht lächerlich! Das ist hilfloses Kindergartengeschmiere, häufig mit dem Versuch, möglichst abbildhaft oder fotografisch zu arbeiten, was leider auch misslingt.

Der Begriff Künstler impliziert m.E. immer ein hohes Maß an Wissen/Erfahrung, gepaart mit handwerklichem Geschick. Da im Handwerk noch nie ein Meister vom Himmel gefallen ist, setzt auch dieser Beruf eine Ausbildung voraus.

Solange das aber den Banken, die hauptsächlich für die Ausstellungen Verantwortlich zeichnen, völlig egal ist, solange wird es themenloses Allerweltsgekritzel geben. Bestenfalls kann man das Volkskunst nennen, halt von Lieschen Müller für die Lieschen Müllers dieser Welt.

Grüner Tee

Chinesen essen und trinken bekanntlich alles, vornehmlich gart man sich ein Hündchen oder eine Katze, was halt gerade greifbar ist. Offenbar wollte diese deutsche Firma den Umständen Rechnung tragen und bot in einer 'Probierpackung' neben grünen Tee auch ein paar Eigen'kreationen' an.

Heute habe ich mir voller geilmundiger Erwartung 'Grapefruit-Zitrone' aufgegossen...nein, nicht mir, sondern schon wie man halt Tee so aufgiesst! Bereits beim Öffnen der Verpackung kam mir dabei ein sehr bekannter Geruch entgegen, der sich beim späteren Einschenken dieser Mischung noch intensivierte.

Der Tee selbst ist wahrscheinlich umwerfend lecker - ich werde das nie rausfinden, da der Tee nun dort runtergespült wurde, wo jetzt auch mein Frühstück weilt. Der Geruch, der sich wohl natürlicherweise aus Grapefruit und Zitrone herstellen lässt, hat eine große Ähnlichkeit mit Katzenpippi, um nicht zu sagen: das könnte sogar welche sein.

Mir ist erstmal speiübel und die Lust auf Teeexperimente ist mir vergangen - die gesamte Küche stinkt! Übrigens macht der Hersteller gerade Werbung mit Steffi Graf: riesen Zinken, hat aber offenbar auch keine Katzen zuhause...

In der Bank

Zum ersten mal in der neuen Bank. Da steht man um 7 Uhr auf und ist um 8 Uhr in der Bank, der Parkplatz fast leer, aber genau in dem Moment, in dem ich mein Auto verlasse, kommen von überall her, wie im schlechten Zombie-Film, die Leute angelaufen und ehe ich mich versehe, bin ich der letzte in einer Schlange vor dem Geldautomaten. Es gibt zwei Auszugs- und einen Geldautomaten. Überweisungsautomaten spart man sich. Heute wären mir drei Geldautomaten lieber.

Als ich an der Reihe bin, nimmt das Ding meine neue Karte nicht an. Nun schaue ich, was direkt über dem Kartenschacht steht und das Symbol zeigt die Karte so, wie ich sie reinschiebe. Darüber ist massig Eigenwerbung, aber keinerlei Erläuterung. Relativ schnell gebe ich auf und stapfe zum Schalter "Karte geht nicht, bin zu blöd dafür!". Der Banker beschwichtigt, die Bank hätte da eine Besonderheit und das würde jedem beim ersten mal passieren, was schon irgendwie nach ungelöstem Problem klang.

Man muss die Karte falsch herum reinschieben und das würde ja auch darunter (!) symbolisiert werden. Bisher dachte ich, dass nur Beamte und staatlich subventionierte Sesselfurzer zu solchen Eseleien fähig wären.

Ich halte fest: Automaten sind derart tief angebracht, dass sie noch unterhalb von Waschbecken zu liegen kommen und deren Höhe wurde irgendwann in den 1930er Jahren festgelegt. Da waren Menschen über 1,80m noch Riesen. Der Kundenabschaum muss also einen Bückling machen, vielleicht auch einen Knicks und die Ladys zeigen, ohne es zu ahnen, ihre Auslage in die Überwachungskamera, hinter der ein gut gelaunter Chefbanker seine Zigarre schmaucht.

In Sichthöhe ist Werbung angebracht. Über dem Kartenschacht befindet sich eine falsche Symbolik. Diese verleitet zum sofortigen Gebrauch der Karte und damit verdecken Karte und Hand die eigentliche Anweisung am Automaten.

Es hat sicher keinen Zweck, sich zu beschweren, also konstruktive Kritik zu äußern. Kürzlich habe ich das bei Lidl gemacht, zurück kam die Wiederholung meiner Frage, als Antwort umformuliert. So ein Programm hätte ich auch gerne...

Der Superdupermarkt

In der neuen Heimat angekommen, musste ich auch hier feststellen, dass es Supermärkte gibt und Einkaufsvolk, dass sich ähnlich strange verhält wie im Norden! Morgens, halb zehn, irgendwo in einem deutschen Supermarkt, nahm ich erste Eindrücke auf und stopfte mir den Einkaufswagen mit lauter unnützen, aber sehr günstigen Dingen voll. Z.B. eine Laser-Wasserwaage mit ausgelaufenen Batterien - gut, das habe ich erst zu Hause bemerkt, ist aber für diesen Laden typisch. Mit Freude bemerkte ich zugestellte Gänge, entweder weil die Besucher den Einkaufswagen quer und sich prominent daneben stellen oder weil das Personal neue Ware in den Gang stellt und zwar grundsätzlich so, dass auch die Zu- und Abgänge der anderen Flure versperrt werden. Das kenne ich doch irgendwo her?!

An der Kasse bin ich schließlich wirklich daheim! Ein super Blondchen an der Kasse und genügend witzige Begebenheiten drumherum, aber das eine hat nicht unbedingt kausal etwas mit dem anderen zu tun. Blondchen zog also wie verrückt Waren über den Scanner und dann, als es zur Bezahlung ging, fiel der Käuferin ein, dass sie noch eine Funkwetterstation braucht. Sie hatte sie nicht gefunden, aber weil das ja im Prospekt steht, will sie auch eine haben. So. Blondchen, die ihren Job mit absolut versteinerter Miene durchführte, ihn also schon länger macht, hatte plötzlich eine ganz leichte Zuckung im Gesicht, die aber Bände sprach: "Das fällt dir jetzt ein, was? Schau dir mal die Schlange an meiner Kasse an, du dumme...". Trotzdem flötete sie etwas von "da hinten, zweiter Gang, vorletzter Standkorb" und die Käuferin machte sich gemütlich auf den Weg. Als mir die Idee kam, ihr ein Bein zu stellen und mich so bei Blondie einzuschmeicheln, war sie aber schon vorbei. Das war leider auch die einzige schnelle Aktion dieser Dame, denn es dauerte gefühlte Stunden bis sie zurück kam... mit leeren Händen! Ja, sorry, auch die Ankunft hat mein Fuß versäumt. "Hab ich nicht gefunden, steht aber im Prospekt, dann will ich...". Ohne etwas zu sagen, bar jeder menschlichen Regung, stand Blondie auf huschte an mir vorbei, mein Fuß zuckte - ich könnte ja, nachdem sie stolpert, ebenfalls vorsichtig auf sie draufstolpern und dann, ganz Charmeur, ihr zuflüstern: "Das ziehn wir jetzt gemeinsam über den Scanner!" - aber der Gentleman gewann leider wieder die Oberhand. Wenige Sekunden später war sie mit dem Objekt der Begierde zurück, zog es über den Scanner, während die Käuferin mit den anderen in der Schlange diskutierte, dass man ja wohl ein Recht auf die Angebote im Prospekt hätte und es ihr sehr leid täte, wenn wir alle wegen ihrer Dusseligkeit warten müssten. Tat es das wirklich?

Die nächste Frau war etwas besonderes. Ich glaube man nennt so was heute Blutfurien oder zyklische Krampfschleimer, denn sie hatte den ganzen Einkaufswagen voll mit Binden. Ich war zugegebenermaßen sehr beeindruckt. Nicht nur von ihrem Verbrauch, sondern, dass sie sich überhaupt traut, so was auf das Kassenband zu legen. Ich verstecke meine Haartönung, die Hautverjüngungslotion und die Kondome auch immer unter einer dicken Schicht Haribo-Packungen, aber so offen und dann wird auch noch darüber diskutiert?!?

"Die sind doch im Angebot, 5,60 Euro€, ne?"

"Ja"

"Der ganze Karton (Anm.: 4 Bindenpackungen = 1 Karton), ne?"

"Nein, nur eine Packung!"

"Aber die ist im Angebot, ne?"

"Ja, die Packung kostet 5,60"

"Dann ist's ja gut. Aber die anderen (sie deutet auf den vollen Einkaufswagen) nehme ich dann nicht!"

War das gerade ein Augenrollen von Blondie? Geil, sie hat ein bewegliches Gesicht! Aber es sollte noch besser kommen. Während Blondie die anderen Sachen über den Scanner zog und sich die Käuferin das in Seelenruhe mit anschaute, meinte diese plötzlich: "Die nicht, nur die Binden, das andere bitte extra...ich hatte da doch eine Lücke zwischen den Sachen gelassen!". Jetzt war das Augenrollen aber deutlich und ich fragte mich, nach wievielen Kunden sie Amok läuft, sich die Kleider vom Leib reisst, darunter ein typisches Amazonen-Kampfgewandt und ein langes Schwert, mit dem sie alle Kunden niedermäht...und sich hinterher ärgert, weil der Geschäftsleiter von ihr verlangt, zumindest die Sauerei wieder wegzuwischen.

Dann war ich an der Reihe und wie immer sorgen- und problembefreit, eine Erholung für mein Blondiemausi. Ich hoffe, sie weiß das zu schätzen :-D

Asterlavista

Heute wollte ich einen Strauß Blumen kaufen und gehe guter Dinge in einen volksleeren Blumenladen, um jäh in Schockstarre zu fallen, als ich am Türeingang der Preise gewahr werde: lächerliches Blumenzeug (k.A. was das genau war, aber sowas wächst im Garten ... wenn es denn gepflanzt wurde) für 5,99 €. Wow! Im nächsten Moment sehe ich mich im Porsche meine Blumenfilialen abfahren, im Kofferraum die gerade am Wegesrand für Lau geschnittenen Blümelies.

Die Dame am Tresen hatte aber überhaupt keine Zeit, was ich für Quatsch hielt, denn mit etwas Charme krieg ich doch jede rum :-D

"Ich hab keine Zeit für Sie, ich muss schnell 50 Rosen für einen Kunden fertig machen, der kommt gleich!"

"Der muss ja ganz schön was angestellt haben!"

"Hihi, sprechen Sie aus Erfahrung?"

"Nein, ich lasse mich nicht erwischen, das ist deutlich billiger!" - wums, nun war ich entweder auf ihrer Liste für das Latenight-Date oder auf der Liste der Ekel-Männer.

"Aber Sie wollen doch auch Blumen!" - Ekel-Männer!

"Ja, aber für den Friedhof!" - wieder wums, nun war ich entweder endgültig auf der Latenight-Liste oder auf der Rosa-Ponyhof-Party-Einladung.

"Ah so, ja dann nehmen sie doch die Chrysanthemen da."

Ohne mich umzudrehen, erwiderte ich: "Ich bin ein Mann, ich kann schon Baum und Blume unterscheiden, Banane geht auch, wegen der Farbe, aber kryptische Themen kenne ich nicht!"

"Na, die gelben da"

Ich drehte mich um, lauter gelbe Sträuße und ja: eindeutig Blumen! Sie erkannte sofort, dass ich immer noch mit meiner Begriffstutzigkeit haderte: "Na, die in der Mitte."

"Ähm, die rechte oder die linke Mitte?", denn es waren genau vier Sträuße. Das war wohl etwas zu wild, also entgegnete sie leicht verschnupft, ich solle die mit den kleinen Blüten nehmen und die würden ja auch halten. Aha, folglich fallen bei allen anderen Blumen hier direkt nach Übergabe an die gehörnte Ehefrau die Blüten ab. Praktisch, das spart eine Menge Vasen und auch Trinkwasser und es geht doch eh nur um die Geste - man stelle sich bloß vor, die Dinger halten und die Gehörnte wird Tag für Tag an die Missetaten ihres Gatten erinnert! Kann man eigentlich Frauen hörnen? Hm...

Da die Blumen nun nach meinem Geschmack waren, was man vom Preis nicht sagen konnte, wuchtete ich sie auf den Tresen und fragte, ob sie mir die kürzen könnte, was sie auch sogleich vornahm. Nachdem ich bezahlt hatte, gab sie mir noch den Rat mit auf den Weg "Sie müssen die aber noch nachschneiden!", was ich sogleich verneinte, denn die Blumen wären jetzt schon kurz genug (überhaupt, woher will sie plötzlich wissen, wie groß die Friedhofsvase ist). Endlich musste sie lachen, nahm die Blumen und schnitt gekonnt jeden Halm schräg ab. "Das erklär ich Ihnen jetzt nicht, aber das ist besser so für die Blumen!". Na, so ein freches Biest!

Wieder im Auto, war mir als Techniker sofort klar, warum sie die Stengel schräg abgeschnitten hat, bin ja nicht doof! Das Wasser hat an der kürzeren Seite den kürzeren Weg und kommt frischer oben an, während auf der längeren Seite das Wasser länger braucht und sich unterwegs um die eine oder andere Zelle im Halm intensiver kümmern kann. Somit bekommt die Blüte superfrisches Wasser und der Stengel eigentlich auch. Also meine Vorurteile über den Bildungsgrad von Floristinnen muss ich revidieren: die sind ganz schön gewieft!

Ah ja, irgend so ein Spacken hat die Vase über Nacht geklaut, aber das nur am Rande. Ich hoffe, dass man Blumen auch so in die Erde stecken darf, da ist ja schließlich auch Wasser drin...

 

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