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DEBRIS, Mein Leben als "Rest"

1  Deckblatt D E B R I S Mein Leben als "Rest"

2  Kurzinhalt zu DEBRIS, Mein Leben als Rest"

3  Einleitung / Vorwort

4  Eingangsvers "Die Sklavin"

5  Kapitel 1. "Wie alles begann"

6  Kapitel 2 "Begegnung mit meinen Herrschaften"

7  Kapitel 3 "Abreise und Ankunft"

8  Kapitel 4. "Nur ein Tag"

9  Kapitel 5. "Und wieder 24 Stunden"

10  Kapitel 6. "Leihgabe"

11  Kapitel 7. "Die besonderen Tage"

12  Kapitel 8. "Krank und nutzlos"

13  Kapitel 9. "Abschied von meinen Herrschaften"

14  Kapitel 10. "Das Ende"

15  Kapitel 11. Die reale Erzählung "Zwischen den Leben, zwei Welten"

16  Kapitel 12. Wie es wirklich war "In der Versklavung"

17  Kapitel 13. Wie es wirklich war "Leben und Tod"

18  Kapitel 14. "Letztes Aufbäumen und Ausstieg"

19  Kapitel 15. "In der Psychiatrie"

20  Nachwort der Autorin

21  Anlage 1. "Bewerbung einer Sklavin"

22  Anlage 2. "Vertrag zur freiwilligen Versklavung (Muster)"

23  Anlage 3. "Mein Krebs heißt Olaf"

24  Anlage 4. "Brief an den Mann in Mir"

25  Anlage 5. "Brief an die Frau in Mir"

26  Anlage 6. Begriffserklärungen zu D E B R I S

Deckblatt D E B R I S Mein Leben als "Rest"

D E B R I S

Mein Leben als „Rest“

Marlene Schönhals

D.E.B.R.I.S.

Domination Enhanced Beyond Rule Induced Superiority

Beherrschung erweitert über regelbasierte Überlegenheit hinaus

Glück und Unglück“

Umgeben von glücklichen Menschen erscheint das eigene empfundene Leid unendlich groß.

Umgeben von Menschen, die unendlich leiden erscheint das eigene Unglück als größtes Glück.

Kurzinhalt zu D E B R I S, Mein Leben als "Rest"

Marlene ist eine 53 Jahre alte, verheiratete Frau mit transsexuellem Hintergrund, die alle Maßnahmen zur Geschlechtsangleichung durchgeführt hat und aufgrund gesellschaftlicher Ablehnung, sowie eigenen Schuldgefühlen den Weg in die „freiwillige Versklavung“ als Sexsklavin gewählt hat. Sie ist auf der Suche nach Ihrer Identität als Frau und das Ergebnis der geschlechtsangleichenden Operation ist mehr als mangelhaft. Dies lässt Marlene S. in den Glauben verfallen ein „Monster“ zu sein. Den letzten entscheidenden Tiefpunkt erreicht sie nach der Diagnose einer Krebserkrankung. Erschwerend sieht sie sich außerdem einer gesellschaftlichen Diskriminierung ausgesetzt, der sie sich durch das Eintauchen in die Hamburger S/M-Szene zu entziehen versucht. Die Erkenntnis, durch Schmerzen orgasmusfähig zu sein, treibt sie immer weiter zu immer heftigeren und schmerzhafteren Praktiken. Über „Kanäle“ aus der S/M Szene findet sie Kontakt zu „Herrschaften“, die bereit sind, sie in die „freiwillige Versklavung“ zu führen. Marlene beschreibt Ihr tägliches Erleben in der „Versklavung“ mit den jeweiligen Praktiken. Auch in der Versklavung darf sie nicht als Frau leben, sondern muss selbst unter diesem Maximum an Reduzierung als androgyne Sexsklavin dienen. In Ihrem Alltag beschreibt sie Ihre „Objektifizierung“, das Abbrechen sozialer Kontakte und wie Ihr „Ich“ aufgelöst bzw. ausgelöscht wird. Aufgrund einer Erkrankung Ihres „Herrn“ wird Marlene nach Jahren in der „Versklavung“ von Ihren „Herrschaften“ in die Freiheit entlassen. Sie kehrt mit etwas Geld und Kleidung an den Ausgangspunkt Ihrer Fahrt zur „Versklavung“, nach Kassel, zurück.

Den Kapiteln ist ein jeweiliger Eingangsvers vorangesetzt, der im Kontext zum jeweiligen Inhalt steht. Diese Kapitel hat die Autorin während Ihrer „freiwilligen Versklavung“ geschrieben und spiegeln Ihre jeweilige Gefühlswelt wider.

Einleitung / Vorwort

Ich weiß“

Ich weiß nicht Dein Geschlecht.

Ich weiß nicht, wie alt Du bist.

Ich weiß nicht, wie Du heißt.

Ich weiß nicht, wo Du herkommst.

Ich weiß nichts von Dir.

Ich weiß, dass es Dich gibt.

Ich weiß, dass Du mich suchst.

Ich weiß, dass Du mich willst.

Ich weiß, dass Du mir wichtig bist.

Ich weiß, dass Du mich finden wirst.

Ich werde, lachen, weinen, schreien, leiden, um in Dir geborgen zu sein.

Ich werde, denken, grübeln, zweifeln, um durch Dich, ehrliches Gefühl zu erreichen.

Ich werde erkennen, bejahen und bewahren, um durch Dich meine Seele zu erfahren.

Ich bin gelehrt von Dir, ein wertvoller Mensch und finde Stolz in mir.

Du bist Erfahrung, Ereignis, Tat, Inspiration und Qual.Du bist schon da, ich spüre Dich, ich habe mich selbst gefunden, fühle durch Dich.

Debris als Wort / Begriff kommt aus dem englischen, respektive Französischen und meint so aparte Dinge wie Überbleibsel, Rest, Geröll, Abfall oder Schutt.

DEBRIS steht für eine der extremsten Form der „Dominanz und Unterwerfung“ (D/S).

Das Grundprinzip von DEBRIS ist denkbar einfach. Nach einer „einmaligen, vollständigen Machtübertragung“ besteht für den passiven Part (Sklaven/in) nur noch die Möglichkeit des Abbruchs bzw. Ausstieg, wenn „Er“ oder „Sie“ in Kauf nimmt, hierdurch die wie auch immer geartete Beziehung für immer zu beenden.

Die wesentlichen Inhalte von DEBRIS sind:

 Kontaktverbot zu Freunden und Familie.

 Rechtlosigkeit als bestimmender Faktor der „Beziehung“.

 Konsens-abfrage der „Sklaven/in“ findet nur einmal statt.

 Totale Objektifizierung der „Sklaven/in“.

 Totale Informationskontrolle durch den „Herrn“.

 Übertragung des Eigentums der „Sklaven/in“.

 Auslöschen von Gedächtnisinhalten der „Sklaven/in“.

 Kennzeichnung mit Besitzzeichen der „Herrschaft“.

 Die Minderwertigkeit der „Skaven/in“ wird ständig aufrechterhalten.

Handlungen, die gesetzlich verboten sind werden abgelehnt, so darf der „Herr“ z.B. nicht über Leben und Tod der „Sklaven/in“ entscheiden!

Marlene, die „Sklavin“, die Hauptfigur dieser in Teilen wahren Geschichte, ist eine fiktive Person die Ihren Namen von einer lieben Freundin bekommen hat und der ich dafür auch sehr dankbar bin.

In Teilen wahr heißt, dass es sich bei dieser Erzählung um Lebensereignisse handelt, die tatsächlich im zeitlichen und örtlichen Rahmen so geschehen sind.

Marlenes Gedanken und Erinnerungen an Ihr „früheres Leben“ sowie Ihre beschriebenen damaligen und heutigen Empfindungen sowie Gefühle dazu sind real.

Einzig Ihr selbst gewähltes Leben und Erlebnisse in „freiwilliger Versklavung“ sind zum Teil erfunden und zu einem großen Teil entsprechen sie vollends der Wahrheit.

Diese sollen aber auch lediglich den Rahmen für diese Geschichte bilden und wahrhaftig erlebtes mit Fiktion verbinden. Zusammengefasst ist es meine Geschichte projiziert auf „Marlene“ in eine zum Teil fiktive "kleine Welt".

 

Mitunter wird es für den Leser schwierig werden den Unterschied zwischen real Erlebtem und Fiktion auf den „ersten Blick“ zu erkennen. Dies war auch teilweise meine Absicht, da es im richtigen Leben nun auch einmal so ist das die Wahrheit und Fiktion, sowie Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verschwimmen können. Damit die Geschichte von „Marlene“ aber noch realer und für den Leser nachvollziehbarer wird, habe ich im Anschluss an die Erzählung noch fünf Kapitel „Wie es wirklich war / Die reale Geschichte“ eingefügt.

Den Kapiteln ist ein jeweiliger Vers vorangesetzt, der im Kontext zum jeweiligen Inhalt steht. Diese hat die Autorin während Ihrer „freiwilligen Versklavung“ verfasst.

Vieles habe ich nämlich tatsächlich erlebt und durchlebt und gerade deshalb ist es mir auch besonders wichtig allen BDSM Neugierigen zu sagen,

>>> Passt auf Euch auf! <<<

Auch wenn es für viele undenkbar ist, ich hatte Kontakt zu Menschen, deren Ziel nicht nur die „freiwillige Versklavung“, sondern auch der Handel mit Sklaven/in ist. Wohlgemerkt, in Deutschland und heute.

Noch ein Wort in eigener Sache an alle die sich vielleicht über Rechtschreibfehler oder falsche Kommasetzung wundern werden.

Ich habe dieses Buch ohne die Hinzuziehung eines Lektorat oder Prüfdienst eines Verlages geschrieben. Im weiteren war ich zum Teil während des Schreibens sehr angespannt. Es war mir nicht immer möglich die Gefühlsebene auszuschalten und einfach nur mal eben eine Geschichte aufzuschreiben. Marlenes Geschichte ist ja wie bereits erwähnt auch meine Geschichte und die war, wie ihr noch erfahren werdet nicht immer schön. Entschuldigung also für die hoffentlich nur „kleinen eingeschlichenen Fehler“.

Ein wesentlicher Grund auf die Veröffentlichung in einem Verlagshaus zu verzichten und die oben aufgeführten Prüfdienste nicht in Anspruch zu nehmen war mein Ziel dieses Buch zu einem einigermaßen erschwinglichen Preis auf den Markt zu bringen. Dies war letztendlich leider nur über den Weg der Selbstveröffentlichung möglich, aber es ist mir einfach wichtiger viele Leser zu erreichen als mit der „Geschichte von Marlene Geld“ zu verdienen!

Glückwunsch zur Geburt“

„Glückwunsch“, es ist ihnen ein Knabe geboren, sie werden es noch erleben er wird seine Männlichkeit abgeben und als Mädchen leben.

Als Mann in dieser Welt unendlich allein, eigentlich sollte ich immer schon eine Frau sein.

Das Gericht hat entschieden, was so lange immer in mir war, nun darf ich alles ändern und hoffe, dass ich leben darf, vorbei die Zeit als all das nicht für euch sichtbar war.

„Glückwunsch“ es ist ein Mädchen geboren, den Irrtum von Gottes Schöpfung macht der Chirurg mit Skalpell und Geschick nun endlich weg.

Seht her stolz und erhaben lernt sie sich kennen, nehmt teil und lasst euch von ihrem Glück in Träumen tragen und gemeinsam mit ihr ein Stück Leben zu wagen.

Man kann alles tun im Leben, selbst glücklich zu sein darf man wagen.

Nun wünsche ich aber dem interessierten Leser viel Spaß beim Lesen von „Marlenes Geschichte“.

Eingangsvers "Die Sklavin"

„Die Sklavin“

Ein Mensch zum Objekt erzogen, den eigenen Willen abgegeben in Hörigkeit völlig Ihrem „Meister“ ergeben.

Alles, was ein selbstbestimmtes Leben ausmacht, ist aufgegeben in tiefem Vertrauen auf seine Macht.

Alles, nach was sich so viele sehnen, kann ich durch mein anspruchsloses Dasein verdienen.

Führung und Schutz, Aufmerksamkeit und auch Lob sind im Einklang mit mir als Objekt ausgewogen und perfekt anerzogen.

Aus freiem Willen Sklavin zu sein ist mehr selbstbestimmtes Leben als manch einer meint.

Wer nur die Unterwürfigkeit sieht, hat nicht verstanden, welch große Freiheit sich in Führung verbirgt.

Individualität ist nicht das höchste Gut, in einer Entwicklung in Ketten kann der Mensch sich wirklich entdecken.

Was nun erstrebenswert ist oder was nicht, verliert für eine Sklavin völlig an Gewicht.

Drum urteilt nicht über die Sklavin in Fesseln gebunden, so hat sie Ihre Freiheit gefunden.

Sie trägt soviel Freiheit und Wille in sich, nur Ihr von außen erkennt sie nicht.

Seht auf sie mit Achtung, gebührt Ihr Respekt, sie hat sich in Klarheit entschieden und ihre Erfüllung entdeckt.

Wie viel Klarheit habt Ihr auf Eurer Suche nach Freiheit und Sinn, schaut einfach mal länger und genauer hin.

Kapitel 1. "Wie alles begann"

Träume“

Tausendmal vom richtigen Körper geträumt,

über diesen tiefen Wunsch fast das ganze Leben versäumt.

So viele Irrwege gegangen, letztendlich aber

immer das Gefühl nie ans Ziel zu gelangen.

Endlich die Entscheidung endlich der Entschluss,

Wer wird es verstehen, wer bleibt bei mir bis zum Schluss.

Hohn und Spott, Lachen und Häme,

Gerede und Aggression, alles spürst Du und ist ausgerichtet auf Deine Person.

„Angekommen“, hast Du gedacht,

aber die Andern sehen noch nicht, was Dich wirklich ausmacht.

Was bist Du für eine Frau, sozialisiert als Mann, wann kommst Du wirklich endlich einmal bei dir an?

Hunger auf Leben, Definition über Sex,

bleib endlich stehen, genieße Dein Leben, lasse das "Alte" gehen.

Neues schafft sich Raum, kann er doch wahr sein, mein Traum.

Ich bin glücklich und merke es nicht,

warum kann ich es nicht fühlen, wo es doch der Wahrheit entspricht.

Ich ziehe mich zurück und versuche endlich den Kopf folgen zu lassen, wo mein Körper schon lange ist, auch wenn der Zweifel an mir selbst mich ständig auffrisst.

Bleibe endlich einfach einmal stehen und fang endlich an die Dinge zu verstehen.

Der Blick der Therapeutin ruhte mit traurigen Augen auf mir und ein leichtes Seufzen unterstrich Ihre Anteilnahme. Gleichzeitig schob Sie mir eine Box mit Taschentücher zu, damit ich meine Tränen wegwischen konnte. Gefasst und sanft führte Sie die Therapiestunde fort.

<< Frau Schönhals lassen Sie uns das alles erst einmal sortieren und dann schauen wir einmal wie wir sinnvollerweise beginnen die „Dinge“ aufzuarbeiten. Alles werden wir mit Sicherheit nicht bearbeiten können, aber wir sortieren wie gesagt erst einmal. Vielleicht fangen Sie einfach einmal an zu erzählen was Ihnen besonders wichtig erscheint. >>

Ich, das ist Marlene, 53 Jahre alt, geboren 1964 in Marburg an der Lahn, als Mann und 2013 den Grundstein der Transition zur Frau gelegt, die ich 2015 mit der „finalen“ Geschlechtsangleichenden Operation beendet habe. Bis dahin waren es, neben dem „Durchlaufen“ der gesetzlichen Vorgaben des Transsexuellen Gesetz (TSG), mehrere Maßnahmen wie plastischer Brustaufbau, Kehlkopfabflachung, Hormontherapie und Bartepilation, die mich, zu der werden ließen, die ich heute bin.

Eine „Transe“, eine „Transfrau“, eine Frau mit „transsexuellem Hintergrund“, es gibt bestimmt noch ganz viele Bezeichnungen mehr für das, was ich heute bin. Insgesamt habe ich auf dem Weg in mein richtiges Geschlecht innerhalb von zwei Jahren drei relativ große Operationen zur Geschlechtsangleichung sowie leider auch fünf operative Eingriffe aufgrund einer Krebserkrankung hinter mich gebracht. Es war nicht immer einfach und zum Teil waren diese auch sehr schmerzhaft. So fand ich mich nach einer der größeren Krebsoperation aufgrund eines während der Operation aufgetretenen Herzstillstand leider einmal sogar auf der Intensivstation wieder.

Damals hätte ich mir sehr die Unterstützung meiner Herkunftsfamilie gewünscht, aber nun war ich eine „Transe“. Man hat sich wahrscheinlich für mich geschämt und somit stand nie jemand nach einer Operation oder auch in der Zeit danach an meinem Krankenbett. Niemand...., außer meiner Frau wirklich niemand, welchen Selbstwert soll man daraus schöpfen, was soll mir dies für eine Wertigkeit widerspiegeln? Was sieht man in mir, das selbst so eine schwere Erkrankung wie „Krebs“ nicht dazu ausreicht mich einmal in den Arm zu nehmen und zu trösten oder vielleicht auch sich mit mir „auszusöhnen“.

Marlene ist auch „Vater“ einer 29-jährigen Tochter, Ina eine selbstbewusste taffe junge Frau, die einen geraden Lebensweg geht und immer noch mein ganzer Stolz ist. Ina stammt aus meiner ersten Ehe, seit 2007 bin ich in zweiter Ehe mit Tina verheiratet. Damals als Mann und Frau in die Ehe eingegangen, führten wir diese als Frau und Frau weiter ohne zu merken, dass ich immer mehr und mehr die „bürgerliche Welt“ verließ. Eine konservative Welt, in der ich bisher als Berufssoldatin gut hineinzupassen schien. Aber auch das war, wie so vieles, eine Lüge, ein Irrtum. Wahrscheinlich hätte es aber trotzdem zum Glücklichsein mehr als gereicht, wenn da nicht diese „Lebenslüge“ wäre, das tiefe Wissen gar kein Mann zu sein, sondern „Marlene“ eine Frau, schon immer und ganz fest in mir verankert, „mein richtiges Geschlecht eben“.

Marlene hieß damals aber Peter und war ein Mann, ein Macho durch und durch. Als Peter und Macho habe ich meine Frau versucht zu der Frau zu formen, als die ich mich selber immer gerne gesehen hätte. Das ging durch alle Lebensbereiche und hätte sie mich nicht so unendlich geliebt, wäre unsere Ehe schon viel früher zerbrochen. Was habe ich Ihr nicht alles übergestülpt und zugemutet. Klassische Rollenverteilung, „Frauen rauchen nicht auf der Straße!“, „das letzte Wort hat der Mann“ und und und. Aber damals, als Mann, war diese innere Diskrepanz nicht mehr anders ertragbar.

Mein Name „Marlene“ war übrigens nicht meine Idee, sondern der einer guten Freundin, der ich mich anvertraut hatte und die spontan beim Zuhören sagte,

<< Marlene! Was für ein schöner Name und er passt wirklich gut zu Dir. >>

Ich stutzte damals und dachte << ja das tut er, >> ein schöner Name, „Marlene“, so eindeutig weiblich und feminin. Der Name gefiel uns auf Anhieb und er kam so spontan, so selbstverständlich, dass ich beschloss, „so möchte ich später nach der Transition einmal heißen“.

Angefangen hat dann alles mit der Trennung von meiner zweiten Frau Tina. Unsinn, angefangen hat es, wie bereits erwähnt, mit meiner Transition zur Frau im Jahre 2013 und dem ersten „Outing“ gegenüber meiner Frau. Das war der Beginn, ab da habe ich begonnen alles um mich herum zu zerschlagen und „verbrannte Erde“ zu hinterlassen. Ein „Outing“, so existenziell in seiner Tragweite und so völlig absurd und fehl am Platz, zumindest zu dem damaligen Zeitpunkt. Es war eine Zeit in der Tina nach eigener Aussage „so glücklich wie nie zuvor war“, ein Punkt in Ihrem Leben, an dem sie meinte „angekommen“ zu sein und ich, ja ich ziehe Ihr von jetzt auf nun den Boden weg. Unter Umständen war auch genau das der tiefere Grund für alles weitere. Alle um mich herum schienen unendlich glücklich, nur ich, ich war es nicht und wollte es doch einfach auch endlich einmal sein, also „glücklich“.

„Ich“, Peter damals 46 Jahre alt, verheiratet, ein Kind und verbeamtet. Erfolgreich im Beruf mit einem relativ kleinen aber sehr innigen Freundeskreis und alles was man sonst noch zu einer heilen Welt braucht. Eigentumswohnung, Auto, Hund, Campingplatz und als letztes sogar noch eine neue Garage.

Dann kam meine Pensionierung! Raus aus der Uniform und rein ins Leben. Alles was ich bisher aus Loyalität meinem Dienstherrn gegenüber unterdrückt hatte brach aus mir heraus, so auch meine schon früher erlebte, aber nur phasenweise gelebte Neigung zu S/M. Anfangs lebte ich dies nur in einem Hamburger Club und nur alle vier Wochen aus. Daraus entwickelte sich aber eine ureigene Dynamik mit drei „glücklosen D/S Beziehungen“ die mehr kaputt gemacht hatten als das sie mich erfüllt hätten.

 

Meine erste D/S, S/M Beziehung hatte ich zur einer „Transfrau“ pre OP, also ohne Geschlechtsangleichung, die ich in einem Club in Hamburg eher zufällig kennengelernt hatte. Sie zeigte mir recht schnell und bestimmt was ich die ganze Zeit unterdrückt hatte, nämlich die Lust am Exhibitionismus, Demütigung, Führung und Schmerz. Sie eröffnete mir eine Welt, in die ich mich zwar immer hinein geträumt hatte, aber es niemals gewagt hätte sie alleine zu betreten. Ja und Sie zog mich völlig in Ihren Bann. Wir trafen uns viermal und fühlten uns recht schnell zueinander hingezogen und verliebt. Es kam, wie es kommen musste, eines Montags eröffnete ich das Ganze meiner Frau und ließ sie auch gleich wissen, dass ich die nächste Zeit bei dieser Frau, meiner „neuen Liebe“ verbringen wolle. Komischerweise stellte sich gar kein heftiger Streit ein, sondern eher ein sonderbares Schweigen, in das hinein ich ein paar Sachen packte und mit dem (dem Schweigen) ich nach Hamburg fuhr. Es folgten Tage wie im Rausch, geprägt von gegenseitigem Kennenlernen, sexuellen Erlebnissen und S/M in allen Formen und verschiedensten Praktiken. Wie im Rausch trifft es leider sehr deutlich, denn so berauscht habe ich gar nicht gemerkt das ich nicht nur emotional, sondern auch materiell ausgenutzt wurde. Eine unschöne Erkenntnis, die mich dann letztlich diese Beziehung schnell beenden ließ.

Meine zweite „D/S Beziehung“ hatte ich dann mit einem Ehepaar, beide dominant, und einer Art „Wohnzimmer S/M“. Anfangs war auch alles gut. Sie lernten mich als ihre Sub an und ergänzten sich perfekt. Er „spankte“ mich, führte den Analverkehr durch und erniedrigte mich. Sie, eher passiv, bis auf das „Fisten“, das konnte Sie wirklich gut. Na ja unsere Beziehung war eigentlich wirklich ganz harmonisch, bis Er während den Sessions immer mehr kiffte und dem Alkohol zusprach. Dadurch konnte er mir vorher gegebene Versprechungen nicht mehr erfüllen, bzw. war gar nicht mehr in der Lage mich richtig zu dominieren. Manchmal ging er aus einer Sessionpause heraus einfach ins Bett und das war es dann für den Abend. Letztendlich die Krönung und auch für mich der Grund zu gehen, war allerdings ein unbedachter Spruch seinerseits.

<< Weißt Du Marlene eigentlich wollten wir ja eine Transe mit Schwanz, aber eigentlich geht es mit Dir ja auch ganz gut. >>

Ich war sprachlos und das sehr lange. Aber ich war mir auch sicher, dass dies mein letzter Besuch bei den Zweien war. Die beiden haben dann noch paarmal versucht den Kontakt wieder aufzunehmen und mich zu überreden es noch einmal zu versuchen. Aber was sollte das bringen? Es ist mir in der Zwischenzeit kein Schwanz mehr gewachsen.

Ja und dann kam „Lissy“, ein „Transvestit“, allerdings nur donnerstags und ausschließlich donnerstags. „Lissy“ war also ein Mann der Donnerstags eine Frau war und Ihre sexuelle Neigung auslebte. Näheres über „Lissy“, möchte ich hier aus Loyalität und ehrlicher tiefer Dankbarkeit Ihr gegenüber nicht weiter ausführen. Sie ist ein wunderbarer Mensch und eine noch wunderbarere Frau, die ich sehr schätze und wirklich sehr sehr lieb gewonnen habe.

Dazwischen gab es zudem noch ein paar „virtuelle Kontakte“ mit irgendwelchen „Doms“ die entweder an völliger Selbstüberschätzung litten oder aber in Wirklichkeit nur „Tastenwichser“ waren.

Einer war dabei, der glaube ich gut zu mir gepasst hätte und dem ich mich auch sicherlich bis zur „Selbstaufgabe“ als Sub hingegeben hätte. Leider hat er mich damals kurz vor unserem ersten realen Treffen gegen eine „biologische“ Frau ausgetauscht. Als ich dies realisiert hatte, habe ich Ihm einen ganz langen, gefühlvollen Abschiedsbrief, ohne Groll und Zorn geschrieben, aber eben auch ehrlich. Als ich dann nach zwei Tagen immer noch keine Antwort erhalten hatte, habe ich Ihn nochmals angeschrieben und um wenigstens ein paar Worte des Abschieds gebeten. Die Antwort kam als Textnachricht und war schon sehr ernüchternd.

<< Jeder möge doch bei „Seinesgleichen“ bleiben. >>

Da wusste ich wieder wo mein Platz als „Transe“ war!

Parallel zu alldem versuchte ich in der Welt der „Stinos“ (stinknormale Leute) einen Platz zu finden. Ich wollte wissen wie mein „Marktwert“ ist und wie ich als Frau wahrgenommen werde. Also machte ich einen weiteren Besuch in einem Swingerclub, nachdem der erste leider ein völliger Reinfall war.

Die Rahmenbedingungen waren dieselben wie beim letzten Mal, „Herrenüberschussparty“, damit habe ich als „Transe“ erst einmal gute Chance auch einen Mann näher kennenzulernen bzw. das es zu „Körperlichkeiten“ kommt. Aber ich habe natürlich auch vom letzten Besuch gelernt. Dieses Mal habe ich ein paar „Spaßmacher“ für mich in der Tasche, für alle Fälle, quasi als Ultima Ratio. Sollten alle Stricke reißen, beschäftige ich mich eben mit mir selber. Na, und mein Outfit ist ebenfalls verändert. Ich entscheide mich für ein knappes Oberteil das jeden Blick auf meine „gekauften“ Brüste zulässt und einem Unterteil, das auf den ersten Blick jedem „Zweifler“ zeigt, da ist nichts mehr, kein „Anhängsel“ vorhanden, also folglich muss „E S“ eine Frau sein, oder zumindest so etwas in der Art. Leider ist diesmal nicht so viel Betrieb wie beim letzten Mal. Das ist nicht gut, das schmälert meine Chancen gewaltig. Nichtsdestotrotz, ich werde mir Mühe geben und straffe mich als ich den Barraum betrete. Mein „Passing“ muss schon einmal stimmen, die Blicke sind auf jeden Fall eindeutig und lassen hoffen. Wenn ich jetzt nicht irgendwann sprechen müsste stünden meine Chancen ganz gut. Dieser Illusion werde ich aber schnell beraubt.

<< Was möchtest du trinken? >> <<Eine Cola ohne Eis. >>

Das war's! Zumindest jeder in Hörweite hatte mich sprechen hören und ich bin als „Mogelpackung“ entlarvt. Schei.... , so ein bisschen länger hätte die Illusion schon noch dauern dürfen. Nun denn, dann versuchen wir mal das Beste herauszuholen. Also dann, ein bisschen habe ich ja schon in die Waagschale zu werfen und was hatte mir beim letzten Mal Helena (eine liebe Freundin) mit auf den Weg gegeben?

<< Du musst lachen, Männer wollen nur

lachende Frauen. >>

Das funktioniert auch ganz gut, nur Blickkontakt mag keiner der von mir „Angestrahlten“ aufnehmen. Warum eigentlich? Es scheint ganz viel Unsicherheit im Weg,- bzw. Vorbeischauen zu geben. Ja das wäre eine Erklärung. Oder aber „Angst“ die anderen Männer könnten „den Einen“ der Kontakt aufnimmt für schwul oder gar pervers halten. Warum auch immer, sie tun es nicht. Okay, ich habe gelernt auch immer einen „Plan B“ zu haben und somit entscheide ich mich direkt „Plan A“ erst gar nicht weiter zu verfolgen, sondern gleich die Alternative den „Plan B“ zu nutzen.

Es gibt im Barraum einen riesigen TV Flatscreen, auf dem immer den ganzen Abend durchgehend ein Pornofilm zu sehen ist. Heute bzw. gerade sind es zwei Männer die sich an einer recht zierlichen Frau „abarbeiten“. Mein erster Gedanke ist, „Die Arme... sieht aus, als hätte sie ganz schön Ihren “Schaff“ und viel Rücksicht nehmen die Darsteller auch nicht wirklich“. Auf jeden Fall passt der Film schon einmal gut zum Thema des Abends und ich beschließe den nicht wirklich vorhandenen Schutz des Tresens aufzugeben. Stellungswechsel zur Couchgarnitur. Von hier aus habe ich den besten Blick auf das „Filmchen“, also die Messsage „Hallo ich finde das gerade sehr geil“ und außerdem kann ich gleichzeitig auch noch Blicke zulassen.

<< So ihr Lieben, bitte alle mal genau gucken und registrieren das da nichts mehr zwischen den Beinen baumelt! >>

Ich bin recht zufrieden mit mir, jetzt müsste nur noch jemand „den Ball aufnehmen“. Die Abschiedsworte meiner Frau fallen mir wieder ein,

<< Du wirst doch ein bisschen wählerisch sein und nicht jeden ran lassen? >>

„Hmm“, wäre ich gerne aber hoffentlich komme ich überhaupt in die Situation wählerisch sein zu können. Bis jetzt auf jeden Fall nicht. Sei's drum, das Buffet ist eröffnet. Stärkung kann nicht schaden und außerdem, unter Umständen ergibt sich ja beim Essen ein nettes Gespräch. Na ja und die gekochten Eier sind auch immer schnell vergriffen und ich mag gekochte Eier mit Remoulade. Alles gut, von allem noch genug da. Vier gekochte Eier und eine ganze Menge mehr auf dem Teller trete ich an einen Tisch und frage höflich, ob ich mich dazu setzen darf. Ich darf. Ein lockeres Gespräch begann und ich entschloss mich, nach dem Essen einfach mal nach oben zu den Spielräumen zu gehen, selbstverständlich auch ein wenig in der Hoffnung das mir einer der Tischnachbarn vielleicht folgen mag.

So gestärkt setzte ich mein Vorhaben auch um und kam in einen wirklich vollen Raum mit mehreren Frauen und Männer ins Spiel vertieft und nicht mehr wirklich unterscheidend, wessen Hand oder sonstiges gerade wohin wanderte. Ich lege mich ganz nach außen, um erst einmal niemanden zu stören, aber durchaus noch in Armreichweite aller Anderen. So platziert packte ich meine „Spielsachen“ aus und lag, für alle sichtbar, breitbeinig mit mir alleine da. Nichts geschah! Nichts... rein gar nichts! Man nahm Notiz von mir, sah mir kurz zu und wendete sich wieder ab. Ich baute mehrmals Blickkontakt auf und lächelte einladend, aber nichts... es fasste mich niemand an. Das Ganze spielte sich insgesamt dreimal genauso ab. Also zurück zum Barraum, „Signale senden“ und Wechseln auf die „Spielwiese“.

Nichts, D R E I M A L nichts!!!

Das war früher einmal anders, ganz anders! Früher als ich noch nicht die Geschlechtsangleichung hatte, also als „Transe mit Schwanz“ (pre OP). Damals und heute auch noch, gab es in mehreren Hamburger Clubs sogenannte „Trans*, TV und Cross-Dresser Abende“. Das waren Veranstaltungen, auf denen jeder einer seinen Fetisch ausleben konnte und als das akzeptiert wurde was er oder sie nun einmal war bzw. als was „Er, Sie, Es“ sich fühlte. Natürlich ging es aber nicht nur um das sich zeigen als Frau, sondern auch um Sexualität. Diese Abende waren immer gut besucht, nicht nur, weil es den „besonderen Damen“ erlaubte sich einmal ungezwungen zu zeigen und Ihren Fetisch auszuleben, sondern auch weil viele Männer es als Gelegenheit nutzten Ihre latente Homosexualität und geheimen Phantasien auszuleben.