Eine Affäre in Berlin

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Eine Affäre in Berlin
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Eine Affäre in Berlin

Ausflug in die Welt des BDSM

Margaux Navara

Anmerkung der Autorin:

Wenn Sie unter 18 Jahren alt sind, lesen Sie bitte nicht weiter.

Dies ist Fantasie, kein Tatsachenbericht. Alle Mitwirkenden sind über 18 Jahre alt.

Bitte denken Sie bei allen Spielen immer an den Grundsatz des BDSM: safe, sane and consensual - auf Deutsch: sicher, mit klarem Verstand und in gegenseitigem Einverständnis. Vergessen Sie auch nicht ein Safeword und natürlich gilt: Safer Sex - nur mit Kondom!

Wer nichts lesen will über…

einen Seitensprung, Spanking, einen Dreier, einen Blowjob im Büro, Bondage, einen Sexshop, diverse Spielzeuge und einen dominanten Mann…

…sollte hier aufhören!

Nach drei Schlägen machte er eine Pause und hielt ihr etwas vor das Gesicht.

„Schau, Sophie, schau dir an, was ich hier für dich habe. Ich werde dich noch weiter damit schlagen, so lange, bis du sagst, dass es genug ist, und dann noch zwei Mal - hast du das verstanden?“

Sophie zwang sich die Augen zu öffnen. Sie atmete hektisch mit weit offenem Mund. Sie war nicht fähig zu antworten. Zuerst musste sie verdauen, was da gerade geschehen war. Sie fixierte das Ding in Rolfs Hand und als erstes fiel ihr der Geruch auf: Leder! Es war eine Schlaufe aus Leder, aus einem breiten Lederstrang. Oh Gott, es war sein Gürtel, den er an beiden Enden gefasst hielt. Kein Wunder, dass es so wehtat! Er hatte sie mit seinem Gürtel geschlagen! Der verrückte Kerl - der verdammte Kerl! Wie konnte er nur? Was hatte er eben gesagt - bis sie genug hatte? Sie hatte längst genug! Wie konnte er es wagen!

„Riech das Leder“, lockte seine Stimme hinter ihr. „Riech und fühl es!“ Er hielt ihr den Lederstriemen direkt vor das Gesicht, ließ ihn über ihre Backe gleiten, dann über ihren Mund.

Es roch gut, Sophie fand den Geruch von Leder schon immer angenehm. Und es fühlte sich gut an, hart, ein wenig rau, glatt, aber nicht glatt wie Metall oder Glas, sondern mit einer richtigen Textur. Während er sie im Gesicht berührte, kam ihr der Gürtel auf einmal nicht mehr so schlimm vor. Aber halt, er hatte doch noch mehr gesagt: dann noch zwei Mal! Der Sadist! Sie würde ihm gleich sagen, was er mit seinen zwei Mal machen konnte!

Er zog den Gürtel weg und Sophie machte sich bereit, das Ganze abzubrechen, auch wenn es ihr hinterher bestimmt leidtun würde. Doch schon zog er das Leder wieder auf ihrem Hintern ab. Es tat wieder unglaublich weh, aber gleichzeitig spürte sie ihre Erregung aufflammen. Sie konnte ein Stöhnen der Lust nicht unterdrücken. Seine Worte: „und dann noch zwei Mal“ liefen wie ein Mantra in ihrem Kopf ab. Sie musste ihm sagen, dass er aufhören sollte! Jetzt gleich - er würde ja noch weiter machen! Sag es ihm, Sophie! Sag es, sag es, sag es! Bei jedem Schlag, der ihre Hinterbacken in glühendes Metall verwandelten, klang der Satz in ihrem Kopf. Aber sie sagte es nicht. Sie konnte sich nicht dazu durchringen. Sie wollte dem kein Ende machen. Sie wollte weitermachen, sich spüren, ihn spüren, die Hitze spüren, die Erregung spüren, die Unterwerfung spüren!

Kapitel 1

Sophie lief weiter, auch wenn ihr inzwischen die Augen vor Müdigkeit fast zufielen. Immerhin war es inzwischen fast ein Uhr in der Nacht, und sie waren bereits den ganzen Tag in Berlin herumgelaufen, hatten Sehenswürdigkeit auf Sehenswürdigkeit betrachtet und dazwischen nur schnell etwas gegessen. Ihr Mann wollte immer so viel wie möglich sehen, also mussten sie sich beeilen, um das ganze Programm in die wenigen Tage zu packen, die sie hier verbringen konnten. Und jetzt das.

All die Autos verschwammen vor ihrem Blick. Sie würde nie den Wagen rechtzeitig finden, und dann war all die Rennerei sowieso umsonst. Martin musste weg. Wie immer. Sie konnte sich gar nicht daran erinnern, wann sie das letzte Mal einen Urlaub in Ruhe zu Ende geführt hatten. Dabei hatten sie extra nur diesen Kurzurlaub geplant, bei dem ja etwas schief gehen musste, gerade weil alles zu schön war, um wahr zu sein: Sie waren in einem schönen Hotel untergekommen, das Wetter war fantastisch und die Stimmung gut; sie hatten sich vertragen, sich sogar unterhalten und kein einziges Mal gestritten. Und jetzt bekamen sie die Rechnung dafür.

Aber egal, sie musste sich auf das konzentrieren, was sie suchte.

Sie umrundete eine Straßenecke und musste feststellen, dass dahinter ein Bereich war, an dem zwar große Bauten aus der Jahrhundertwende zusammen mit modernen verglasten Bürogebäuden gemischt waren, aber kein einziger Parkplatz mehr war. Die Straße war gesäumt von jungen Bäumen, zwischen denen nur ein paar Litfasssäulen und Werbeschilder standen. Hier war sie wohl außerhalb der Zone, die für ihre Suche in Frage kam. Also drehte sie sich um und wollte eilig wieder zurück.

Genau an der Ecke riss es sie von den Füßen. Nur mit Mühe und Not konnte sie sich mit ihren Händen abfangen, so dass sie nicht ganz auf dem Straßenpflaster aufprallte. Aber leider hatte sie das Pflaster mit beiden Händen berührt – mit allem, was sich darauf befand. Sie richtete sich auf und besah sich ihre Finger. Sie waren mit etwas Undefinierbarem überzogen. Noch durcheinander von dem Sturz und der unwillkommenen Ablenkung von ihrer Suche schaute sie an sich herab. Wo sollte sie sich säubern? Sie hatte keine Tasche dabei und wollte auch nicht mit diesen Fingern in den Taschen ihrer weißen Sommerhose nach einem Papiertuch suchen. Sie würde sich dabei mit dem Schmodder die Hose beschmutzen – was sollte sie nur machen?

„Bitte nehmen Sie das.“

Als sie aufschaute, fiel ihr Blick zuerst auf ein feines Stofftaschentuch, dann auf die gepflegte Hand, die es hielt. Ihr Blick schoss nach oben. Ein Mann stand vor ihr, ein Anzugträger. Seine rechte Hand streckte ihr das Tuch entgegen, in der linken Hand hielt er eine lederne Aktentasche. Als sie bei seinem Gesicht angekommen war, wurde ihr Blick eingefangen von seinen Augen. Sie lächelten sie verschmitzt an, ja sie blitzten regelrecht. Es waren wunderschöne Augen, hell, vielleicht hellgrün, wenn auch die Farbe schlecht zu erkennen war in dem Licht der Laterne, aber es ging ein Strahlen von ihnen aus, als würden sie von innen belichtet.

Sie war augenblicklich fasziniert. Erst nach einem langen Blick nahm sie auch den Rest des Gesichtes wahr, die lange, gerade Nase, den vollen, sinnlichen Mund, der zu einem Lächeln verzogen war, die Andeutung eines Bartes auf seinen Wangen und auf seinem Kinn. Er hatte dunkle, volle Haare, die locker nach hinten gekämmt waren und wohl auch einen kräftigen Bartwuchs, wie der Schatten erkennen ließ. Er wirkte sehr männlich, die Härte ein wenig gemildert durch sein Lächeln.

Er hielt weiter die Hand ausgestreckt und ließ ihre Musterung ruhig über sich ergehen, beobachtete aber vor allem, wie ihr Blick über ihn wanderte. Als sie nach einer Begutachtung seiner breiten Schultern und dem gut sitzenden Anzug sowie der geschmackvollen Krawatte auf seinem Hemd, das sich über eine breite Brust wie eine zweite Haut spannte, endlich wieder bei seiner Hand angelangt war, wurde sie sich ihres ungehörigen Benehmens bewusst und errötete verlegen.

„Entschuldigen Sie, ich war…“ Sie konnte den Satz nicht zu Ende führen. Sie konnte unmöglich sagen, wie fasziniert sie von seinem Aussehen war, von seiner Gestalt und vor allem von seinen Augen, in die sie jetzt wieder schaute.

„Das ist zu fein, ich meine, wenn ich ihr Taschenbuch benutze, wird es richtig dreckig. Das ist zu fein dazu.“

Er streckte es ihr aufmunternd hin und trat auch einen Schritt näher, so dass sie zu ihm aufschauen musste.

„Nehmen Sie es nur, es macht mir nichts aus. Wenn es zu dreckig wird, können wir es ja wegwerfen.“

Sie war überwältigt. Die Benutzung des Wörtchens `wir´ war alles, was sie aufnehmen konnte. Der Gedanke an ein Wir mit diesem Mann brachte etwas in ihr zum Schwingen. Etwas, was auch immer, mit ihm gemeinsam zu tun, schien … verführerisch.

Und prompt fielen ihr einige Dinge ein, die sie gemeinsam tun könnten. Stopp! Sie musste sich zusammen reißen. Sie war eindeutig zu müde für eine solche Unterhaltung, wenn auch die Ideen, die sich in ihrem Hirn geformt hatten, ihre Hormonproduktion ankurbelten.

Ihr Blick fiel auf ihre Hände und sie wusste wieder, was sie eigentlich hatte tun wollen. Sophie nahm das Tuch und wischte sich damit die Hände ab. Wie erwartet, wurde es ziemlich dunkel und fleckig. Sauber waren ihre Finger dadurch natürlich nicht, aber zumindest war das Ergebnis so, dass sie sich nicht mehr allzu sehr davor ekelte.

„Kann ich Ihnen sonst noch irgendwie helfen?“ fragte er jetzt.

Sie sah zu ihm auf. Er stand sehr nahe, eindeutig schon in ihren persönlichen Bereich eingedrungen, was sie aber nicht störte. Im Gegenteil, ihr stieg sein Duft in die Nase. Er roch so, wie es die Werbung suggerierte. Eindeutig nach einem herbfrischen Duftwasser oder Aftershave, aber darunter roch sie den Mann. Nichts unangenehmes, nicht nach Schweiß, sondern eben …. Mann. Sein Duft legte sich über ihre Sinne wie ein zartes Tuch über die Haut. Sie musste sich sehr zusammen reißen, damit sie nicht einfach die Augen schloss und sich dem Genuss dieses Duftes hingab.

Sie blinzelte, um wieder zurück zu finden. Hatte sie irgendwann einmal diesen Duft auch an ihrem Mann wahrgenommen? Am Anfang ihrer Beziehung, ja, sie konnte sich erinnern, dass sie einmal mit einem von ihm getragenen Pullover eingeschlafen war, als er nicht bei ihr war. Aber seit langem hatte sie seinen Duft nicht mehr bewusst aufgenommen. Zumindest brachte der Gedanke an ihn ihr Problem wieder zum Vorschein.

 

„Ich suche unser Auto.“

„Unser Auto?“, fragte er mit der Betonung auf `unser´.

Wieder ein Wort, das eine Verbindung suggerierte, die es ja überhaupt nicht gab.

„Ich meine das Auto meines Mannes. Er weiß nicht mehr, wo er es abgestellt hat. Irgendwo hier in der Nähe.“

Sie machte eine unbestimmte Geste in Richtung der hinter ihr liegenden Straße, die auf beiden Seiten von Parkplätzen gesäumt war.

„Ah, ja.“ Er musste diese Aussage wohl erst einmal verdauen.

„Sie haben also einen Mann, der Sie allein hier im Dunkeln lässt und Sie auf die Suche schickt nach einem Auto, das er irgendwo verloren hat?“

So gesagt klang das Ganze wirklich schrecklich. Vielleicht sollte sie ihre Aussage relativieren. „Ja, ich habe einen Mann. Und er hat wirklich sein Auto hier abgestellt und nun suchen wir es, aber hier sieht alles gleich. Er braucht es aber jetzt, er muss heute Nacht noch weg und deshalb laufen wir beide hier herum und suchen.“

Sie quasselte. Eindeutig. Es war sicher besser, still zu sein. Sie wollte diesem Bild eines erfolgreichen Mannes gegenüber nicht als dumme Quasselstrippe dastehen und sie war einfach noch zu aufgeregt, um vernünftige Sätze zusammen zu bekommen.

„So, er lässt sie also doch in der Nacht alleine.“

Diese Tatsache war natürlich nicht abzustreiten. Er hatte sie schließlich auf die Suche geschickt, und das alleine. Sie sagte also lieber gar nichts dazu.

„Nun, wissen Sie denn, wie das Auto aussieht oder kennen Sie das Kennzeichen?“ fragte ihr Gegenüber.

Sie sah ihn groß an. Nun hatte sie es schon geschafft, mit nur wenigen Sätzen. Er hielt sie für geistig minderbemittelt. Aber musste er sie das so deutlich merken lassen? Ein wenig spitz klang ihre Antwort dann auch.

„Ja, ich kenne unser Auto und auch das Kennzeichen. Nur stehen hier viele Passat herum und alle sind entweder schwarz wie unseres oder aber dunkelblau, und das sieht bei diesem Licht genauso aus.“

„Dann kann ich Ihnen ja vielleicht doch helfen.“

Er ging nicht auf ihren Ton ein und entschuldigte sich auch nicht.

„Ich fahre Sie herum und Sie können aus meinem Auto heraus die Kennzeichen ablesen. Kommen Sie mit, ich habe meinen Wagen in der Tiefgarage.“

„Warum sollten Sie das tun? Sie kennen mich doch gar nicht.“

Außerdem hatte sie ihm gerade erzählt, dass ihr Mann wegfahren wollte, also eben eines der Dinge, die man einem Fremden bestimmt nicht als Erstes anvertrauen sollte.

Sophie hatte den Kopf etwas schräg gelegt, als sie ihn von unten herauf betrachtete. Sie trat jetzt lieber einen Schritt zurück, um aus seinem Kreis zu entkommen, der mit seinem Duft erfüllt war und sie einlullte.

„Außerdem habe ich mich eben schmutzig gemacht und kann unmöglich mit diesen Händen in ein Auto einsteigen, schon gar nicht in so eines, wie Sie es wahrscheinlich fahren.“

Er lachte leise. Mit diesem sanften Lachen noch in der Stimme forderte er sie auf: „Dann kommen Sie zuerst einmal mit mir hier herein, dort können Sie sich die Finger waschen. Dann können Sie zumindest diesen Punkt von Ihrer Liste streichen. Kommen Sie, der Eingang ist gleich hier, ich schließe Ihnen auf.“

Er führte sie drei Meter zu einer Tür, die neben der großen Eingangstür eingelassen war und zog einen Schlüssel aus der Tasche. Es handelte sich um ein Bürogebäude mit mehreren hochglänzenden Messingschildern an der Tür, die sie aber nicht wirklich wahrnahm.

Er hielt ihr höflich die Tür offen.

„Und vorstellen können wir uns dabei auch. Mein Name ist Rolf Mannheimer. Und Sie heißen?“

„Mein Name ist Sophie Weiß. Vielen Dank, Herr Mannheimer. Ihr Angebot für das Händewaschen nehme ich gerne an.“

Sie gingen durch die Tür in ein Gebäude, das nur durch eine Notbeleuchtung erhellt war. Ihr aufkommender Zweifel ob der Klugheit der Entscheidung wurde zerstreut durch seine ruhige, unaufdringliche Art. Er führte sie im Erdgeschoss zu einer Besuchertoilette und schaltete dort das Licht ein. Als sie zum Waschbecken ging, erleichtert alleine bei der Aussicht, sich endlich den Straßenschmutz abwaschen zu können, blieb er in der Tür stehen und beobachtete sie.

Sie hatte sein Taschentuch noch immer in der Hand. Es widerstrebte ihr, es wegzuwerfen, deshalb legte sie es auf dem Rand des Waschbeckens ab. Dann begann sie, sich gründlich die Hände zu waschen. Sie spürte leider, dass die Wucht des Sturzes ihre Spuren hinterlassen hatte, versuchte aber, sich nichts anmerken zu lassen. Nicht nur waren die Handflächen gerötet, sondern ihre Handgelenke schmerzten. Das kühle Wasser auf ihren Händen wusch nicht nur den Schmutz ab, sondern schien auch ihr Hirn wieder abzukühlen und aufzuwecken.

„Was machen Sie in Berlin? Sie wohnen nicht hier, schätze ich.“

„Nein“, lachte sie auf. „Sie merken doch, dass ich in der Großstadt ganz verloren bin“, meinte sie mit einem Zwinkern. „Wir sind nur für ein paar Tage hier. Das heißt, wir wollten gemeinsam ein paar Tage hier verbringen. Aber nun hat mein Mann einen dringenden Ruf erhalten und muss noch heute Nacht abreisen.“

„Und Sie, bleiben Sie hier?“

Sie schaute zu ihm hin. Er sah wunderbar aus, wie er da so elegant, nonchalant und extrem selbstbewusst mit überkreuzten Armen in der Tür lehnte. Sie schaute schnell wieder weg, denn sie wollte nicht, dass er ihre Gedanken erriet.

„Ich weiß es noch nicht, ich habe mich noch nicht entschieden.“

Man sollte sich immer alle Möglichkeiten offen halten, nicht wahr?

„Sie können doch hier bleiben und sich die Stadt anschauen. Berlin ist immer eine Reise wert. Und Sie haben sicher noch nicht viel davon gesehen. Oder waren Sie schon öfter hier?“

„Nein, für mich ist es das erste Mal. Mein Mann musste schon öfter geschäftlich hierher, nur diesmal hat er darauf bestanden, dass ich mitkomme. Sicher, ich habe noch nicht viel gesehen, aber …. Zum anderen ist das Hotel sowieso schon bezahlt, ich könnte genauso gut hier bleiben. Ach, ich weiß noch nicht. Ich muss es mir noch überlegen.“

„Vielleicht kann ich Sie ja überreden. Aber zuerst müssen wir das Auto Ihres Mannes finden. Kommen Sie, wir müssen den Eingang zur Tiefgarage von außen nehmen, um diese Zeit sind alle anderen Eingänge gesichert und wir würden höchstens Alarm auslösen.“

Bei dem Versuch, das Handtuch aus der Rolle herauszuziehen, zuckte Sophie unwillkürlich vor Schmerz zusammen. Ihre Schmerzensmiene war ihm sofort aufgefallen und er kam eilig näher.

„Was haben Sie? Oh, das ist von dem Sturz, nicht wahr? Soll ich mal nachsehen?“

Er ergriff sofort ihre Handgelenke und zog sie näher. Vorsichtig tastete er sie ab.

„Es scheint nichts gebrochen zu sein, aber vielleicht sind sie verstaucht. Soll ich Sie zu einem Arzt bringen?“

„Nein, danke, so schlimm ist es nicht, es wird schon wieder.“

Sie errötete schon wieder, aber diesmal wegen der warmen Finger, die ihre Handgelenke umschlossen. Die Wärme, die diese Finger ausstrahlten und die sich über die Arme bis in ihren Bauch auszubreiten schien, war wie ein Eintauchen in Badewasser.

Sie brachte nur ein leises „Bitte, ich muss mich noch abtrocknen“, zustande.

Er ließ sie sofort los und half ihr beim Beiholen des Handtuches. Sie trocknete sich vorsichtig ab, während er sie genau im Auge behielt und auf ein Zeichen von Schmerz wartete. Doch sie wollte auf keinen Fall, dass er glaubte, sie sei überempfindlich.

Als er sich zum Gehen wandte, griff sie sich schnell das beschmutzte Taschentuch und stopfte es in ihre Hosentasche. Warum, wusste sie nicht genau. Nur, dass sie es auf keinen Fall hier liegen lassen wollte.

Sie löschte das Licht beim Hinausgehen. Während sie ihm folgte, überlegte sie fieberhaft, ob sie ihm vertrauen könne und sein Angebot annehmen sollte oder ob sie sich hier in eine Situation begab, aus der sie den Ausweg nicht mehr finden würde. Ach was, er würde nicht über sie herfallen, bisher hatte er noch nicht einmal ansatzweise gezeigt, dass er sich für sie interessierte. Sie war nur eine gestrandete Provinzlerin, der man helfen sollte, wie es der `Ehrenkodex für Echte Männer´ vorsah.

Auf dem Weg zur Tiefgarage fragte er sie über das verschwundene Auto aus. Wo ihr Mann es abgestellt hatte, wieso sie hier suchte und nicht woanders. Ob ihr Mann auch danach suchte.

Als sie darauf hinwies, dass ihr Mann sie bei der Anreise vor dem Hotel abgesetzt hatte, um dann einen Parkplatz für den Wagen zu suchen, kam natürlich die unvermeidliche Frage, um welches Hotel es sich denn handele, da ja das Auto dort in der Nähe zu suchen sei. Sie zögerte kurz, aber seine Frage macht Sinn.

„Es ist das Mandala Suites. Es ist ein gutes Hotel, aber leider hatte es keinerlei Parkplätze mehr frei. Und als er zurückkam, war er so abgelenkt von einem Telefonat, dass er nur noch ungefähr wusste, wo er es abgestellt haben könnte. Er erinnerte sich nur noch an die vielen Parkplätze entlang der Straße. Leider musste er sich den Rückweg erfragen und hat darüber den genauen Platz vergessen. Zurzeit sucht er im Süden der Friedrichstraße und ich suche hier in Richtung Unter den Linden. Wir dachten aber auch, dass wir genug Zeit zum Finden haben würden.“ Sophie zuckte mit den Schultern. „Aber leider kam jetzt dieser Anruf. Und er muss unbedingt weg, sonst springt der Kunde ab, um den er sich im letzten Jahr so arg bemüht hat.“

„Ich kenne das Hotel. Es ist wirklich gut. Ich habe dort schon häufiger Besucher untergebracht. Aber Sie haben Recht, es verfügt über zu wenige Parkplätze, leider ein häufiger Mangel hier mitten in der Stadt. Keine Sorge, wir werden es schon finden. So groß ist Berlin nun auch wieder nicht!“ Dabei lächelte er sie an und sie musste einfach zurücklächeln.

Sie war beim Erzählen wieder in die Aufregung zurückgefallen, welche die Suche bisher geprägt hatte. Was, wenn sie es nicht finden würden; was, wenn es gestohlen worden war und noch mehr Fragen waren ihr die ganze Zeit durch den Kopf geschossen. Aber seine ruhige Zusicherung und das vertrauenerweckende Lächeln ließen sie wieder ruhiger werden.

Sie waren eine enge Treppe hinuntergegangen, nachdem er die Tür außen aufgeschlossen hatte. Jetzt führte er sie durch ein leeres Parkhaus zu einem noch tiefer gelegenen Stockwerk.

Das Parkhaus war nur durch die Notbeleuchtung erhellt und ihre Schritte hallten an den leeren Wänden. Ein schwarzer Wagen kam in Sicht. Ein Sportwagen, wie sich beim Näherkommen herausstellte. Und zwar ein BMW M6 Coupé, eines der wenigen Autos, die Sophie sofort erkannte. Es war ihr heimliches Lieblingsauto, das man so selten zu sehen bekam, dass sie es eigentlich nur aus dem Internet kannte.

Wow, und darin sollte sie mitfahren dürfen? Sie beobachtete mit klopfendem Herzen, wie ihr Helfer sich zielsicher auf den Wagen zu bewegte und aus der Hosentasche einen Schlüsselbund zog. Tatsächlich, es stand sonst kein anderer mehr da, es musste dieser sein. Dann erklang das typische Geräusch des elektrischen Türöffners und die Lichter schalteten sich ein. Als er ihr die Tür öffnete, blieb sie einen Moment stehen und nahm das Bild in sich auf. Dieser Wagen, blitzblank und sanft von innen beleuchtet, die schwarzen Sitze, deren Formen nur zu erahnen waren und der elegante Mann, der ihr die Tür geöffnet hielt und über dessen Gesicht jetzt ein Strahlen ging – sie kam sich vor, als hätte sie gerade den Sechser im Lotto gewonnen. Obwohl sie natürlich nicht Lotto spielte, was den Gewinn noch fantastischer machte.

„Mir scheint, wir haben etwas gemeinsam“, meinte er.

Sie zeigte ihm ihre strahlenden Augen. „Ich denke ja, wenn das nicht nur ein Leihwagen ist, und Sie normalerweise irgendein langweiliges Stadtauto fahren. Auch wenn meine Bewunderung nur die eines Fans ist, der gerne zuschaut, aber nie Hand anlegen darf.“

„Madame, es ist mir eine große Ehre, Sie zu einer Spazierfahrt in diesem mir allein gehörenden und nur von mir gefahrenen Sportwagen einzuladen. Darf ich Sie bitten, es sich bequem zu machen“, er verbeugte sich vor ihr, „und sich anzuschnallen.“

Sie ließ sich von ihm in den Sitz helfen wie eine Königin. Zumindest versuchte sie, es so elegant hinzubekommen. Das Leder des Sitzes schmiegte sich an ihren Rücken und Po, als würde es sich ihrem Körper anpassen. Das Auto roch wunderbar, nicht wie ein Neuwagen, sondern wie eines, das ständig in Gebrauch ist, nach Leder und … nach ihm. Er war um die Motorhaube herum gegangen und stieg jetzt ein, nachdem er die Aktentasche hinter seinem Sitz verstaut hatte.

 

„Leider kann ich Ihnen hier in der Stadt nicht alle Vorzüge des Wagens zeigen. Wir müssen uns an die Geschwindigkeitsbeschränkung halten. Aber ich lade Sie, Sophie, bereits jetzt zu einer Fahrt ein über Land, über die Autobahn, über die Alpen, wenn Sie möchten, wo auch immer Sie hinfahren wollen.“

Sie lächelte ihn an. Dass er ihren Vornamen benutzt hatte, aber sie zugleich siezte, klang nett. Und die Einladung klang noch netter. Die Intimität des Wageninneren brachte eine Andeutung in seine Worte und seinen Blick, die sie berührte. Sie war selbst überrascht, als sie feststellte, dass ihr Körper schon viele Schritte weiter gegangen war – ihre Vaginalmuskulatur spannte sich an und sie spürte Hitze in sich aufsteigen, die sie feucht werden ließ.

Sein Blick veränderte sich. Er musste die Reaktion in ihr gespürt haben, denn auf einmal war er nicht mehr nur nett anzusehen, sein Blick war brennend und intensiv, und als er ihn auf ihren Mund wandern ließ, leckte sie sich unwillkürlich über die Lippen, was wiederum bei ihm bewirkte, dass sich seine Pupillen noch vergrößerten und sein Blick noch heißer wurde.

Sophie hatte das Gefühl, etwas Verbotenes zu erleben; eine Leidenschaft, die man als Ehefrau nicht für einen anderen Mann empfinden sollte. Aber kein Mann sollte sie auch so ansehen – so, als wollte er sie jetzt und auf der Stelle nehmen.

Sie merkte, dass sie sich auf die Unterlippe biss, und dass sich sein Blick nicht davon lösen konnte. Sie zwang sich dazu, sich zu lockern, aber als sie als Reaktion darauf die Lippen öffnete, saugte er tief Luft ein, hielt sie einen Moment in der Lunge und atmete sie mit geöffnetem Mund wieder aus, wobei sich sein Blick zu ihren Augen hob und sich in sie brannte.

Nun war sie daran, seinen Mund anzustarren. Als sich seine Zunge kaum sichtbar zwischen die Lippen schob, war das ein Versprechen auf mehr, auf Dinge, die diese Zunge tun konnte, mit ihr tun würde, wenn sie ihn lassen würde, wo sie ihn lassen würde, die bewirkten, dass Sophie es war, die den Atem anhielt. Die Vorstellung alleine brachte ihr Herz zum Wummern und nässte ihr Höschen. Wenn er sie weiter so ansah, würde sie hier in diesem Auto kommen, ohne dass er sie auch nur zu berühren brauchte. Sie hob den Blick wieder zu seinen Augen, sich aus der Hypnose lösend, die seine Lippen und seine Zunge hervorgerufen hatten, doch immer noch in einem tranceähnlichen Zustand.

„Versprechen Sie mir, dass Sie in Berlin bleiben und nicht mit ihm fahren.“ Seine Stimme klang heiser.

Sophie hätte ihm hier und jetzt alles versprochen.

„Ja, gut.“

Oh mein Gott, dachte sie, habe ich ihm gerade versprochen, mit ihm ins Bett zu gehen? Haben wir uns gerade für heißen, schnellen Sex entschieden? Das und noch mehr war es wohl gewesen, ein Versprechen und zugleich eine Vorhersage, eine unabänderliche Tatsache, unwiderrufbar. Denn dass Sex mit ihr sein Ziel war, musste sie sich schon eingestehen. Sie würde sich nicht selbst belügen.

Die Wirklichkeit drängte sich in ihre Träumerei. Sie war verheiratet. Sie hatte einen Mann. Einen Mann, der gerade sein Auto suchte, damit er abreisen konnte. Doch alles, was sie im Moment deswegen empfand, war Erleichterung. Ja, er würde abreisen, und sie würde hier bleiben. Und sie würde ihn betrügen. Und ihr schlechtes Gewissen, wo immer es sein mochte, könnte warten, bis sie wieder zu sich kam.

Rolf musste auch an ihren Mann gedacht haben. Er lehnte sich in seinen Sitz zurück und nahm seinen brennenden Blick von ihr, entließ sie damit zugleich in die Realität.

„Zuerst helfen wir Ihrem Mann, sein Auto zu finden, Sophie. Und dann frage ich Sie noch einmal.“

Was? Er gab ihr Zeit zum Überlegen, nachdem sie sich schon entschieden hatte? Verdammt, er war auch noch nett! Sie würde ihm ganz und gar verfallen, wenn er so weiter machte.

Dann ließ er den Motor an und ließ ihn einmal aufröhren. Sophie wurde ganz schwach. Dieses Geräusch zusammen mit dem Brummen in ihrem Bauch sorgte für eine Hitzewelle, die sich in ihrer Vagina manifestierte und ihr Gummiknie bescherte. Würde sie nicht bereits sitzen, wäre sie zusammen gebrochen. Es war unglaublich, wie sehr das Geräusch und der Anblick des Mannes neben ihr sie erregte – sie würde tatsächlich noch kommen, ehe sie die Tiefgarage verlassen hatte, wenn sie sich nicht zusammenriss. Was sie mit aller Macht tat.

Das Tor öffnete sich nur langsam auf ein unsichtbares Signal hin, dabei summte der Wagen auf niedrigen Touren und ihr Fahrer sah sie wieder an. Sie zwang sich dazu, nicht zu ihm zu schauen, senkte aber den Blick auf ihren Schoß.

Dabei fiel ihr auf, dass sie sich auf ihre Hände gesetzt hatte. Wann war das denn geschehen? Und warum? Was wollte sie verhindern, was ihre Hände hätten tun können? Hätte sie ihn angefasst? Wäre sie am Ende noch über ihn hergefallen und hätte ihn hier im Auto vergewaltigt? Ihr Unterbewusstsein wusste wohl besser, was sie mit ihren Händen nicht tun sollte.

Der Gedanke an die versuchte Vergewaltigung ließ sie allerdings lächeln. In diesem Auto? Niemals. Es war nicht für solche Spiele gemacht. Es war bestimmt geräumig für einen Sportwagen und bequem wie ein Massagesessel, aber niemals für Turnereien der besonderen Art geeignet. Was für ein Glück, sonst würde sie jetzt vielleicht schon auf seinem Schoß sitzen und …. Oh nein, stopp!

„Worüber lächeln Sie?“ fragte er.

Sie schaute nun doch zu ihm. Gott, er sah wunderbar aus. Er passte in dieses Auto wie ein Wolf in seinen Pelz.

„Ich habe gerade an etwas gedacht, das man in diesem Auto nicht tun sollte.“ Welcher Teufel war denn jetzt in sie gefahren? So eine freche Anspielung!

Er wusste genau, was sie meinte: „Aber das man sonst überall tun kann, sofern man genug Platz dafür hat, ja?“

Seine Stimme klang einige Noten tiefer als vorher. Die Schwingungen trafen direkt auf die Nerven im Bauch und auch darunter.

„Ja, schon, aber zum Glück nicht in diesem Auto. Ich bin also erst einmal sicher.“

Wenn sie sich das lange genug einredete, würde sie es vielleicht glauben.

„Vor mir oder vor Ihnen?“ fragte Rolf. Und fügte hinzu: „Wollen Sie Ihre Hände noch lange so abquetschen?“

Sophie wurde rot. Sie nestelte ihre Hände unter sich hervor. Sie waren wirklich schon ganz gequetscht und ihre Handgelenke schmerzten wieder. Sie hatte sich mit vollem Gewicht darauf gesetzt.

„Nun, beides, scheint mir. Übrigens, das Tor ist offen, wollen Sie nicht hindurch fahren?“

„Ja, ich möchte gerne in diese Öffnung. Jederzeit. Ich bin bereit. Sie auch, Sophie?“

Er wartete ihre Antwort nicht ab, sondern fuhr los, langsam und gleichmäßig, so wie er es auch in einer anderen Öffnung tun würde, sofern sie sich für ihn öffnen würde.

Sophie wandte den Blick wieder von ihm ab. Ihre Gedanken schlugen Purzelbäume. Auf was ließ sie sich gerade ein? Wollte sie das wirklich? Was für eine Frage! Die Chance, mit einem so tollen Mann Sex zu haben, würde sich ihr vielleicht nie mehr im Leben bieten.

Nicht, dass sie ihrem Mann nicht treu sein wollte! Sie waren schon einige Jahre zusammen und sie hatte ihn nie betrogen. Aber sie hatten ein Problem, wie es in vielen Ehen vorkommt. Ihre Ehe war zur Routine geworden, sie sahen sich nur selten, da ihr Mann viel unterwegs war. Sie hatten auch nur noch selten Sex, eher unregelmäßig und oft – auch wenn sie sich das nicht gerne eingestand – war auch das eher Routine als heiße Lust.

Und nun bot sich hier die Gelegenheit für ein Abenteuer. Schließlich hatte ihr Mann ihr selbst sofort nach dem Telefonat, das ihn abrief, geraten, doch alleine hier zu bleiben. Sie konnte mit dem Zug nach Hause fahren, aber die vier Tage in der Stadt sollte sie doch genießen. Geschäfte und Sehenswürdigkeiten gab es hier schließlich genug, um sich die Zeit zu vertreiben.