Buch lesen: «Intention»
Lynne McTaggart
Intention
Mit Gedankenkraft die Welt verändern
Globale Experimente
mit fokussierter Energie
VAK Verlags GmbH
Kirchzarten bei Freiburg
Titel der amerikanischen Originalausgabe:
The Intention Experiment. Using Your Thoughts to Change Your Life and the World.
ISBN 978-0-7432-7695-5
© Lynne McTaggart, 2007
Deutsche Ausgabe mit freundlicher Genehmigung der Autorin und des Originalverlags:
BAROR INTERNATIONAL, Inc., Armonk, New York, USA.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen
Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
http://dnb.d-nb.de abrufbar.
VAK Verlags GmbH
Eschbachstraße 5
79199 Kirchzarten
Deutschland
1. Auflage: 2013
© VAK Verlags GmbH, Kirchzarten bei Freiburg 2007
(Unveränderte Taschenbuchausgabe, bisher erschienen als Paperback
mit ISBN: 978-3-86731-084-0)
Übersetzung: Isolde Seidel
Lektorat: Norbert Gehlen
Umschlagfoto: Sean Gladwell – Fotolia
Umschlaggestaltung: Karl-Heinz Mundinger
Gesamtherstellung: C.H. Beck, Nördlingen
Printed in Germany
ISBN 978-3-86731-131-1 (Taschenbuch)
ISBN 978-3-95484-013-7 (ePub)
ISBN 978-3-95484-014-4 (Kindle)
ISBN 978-3-95484-015-1 (PDF)
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Einführung
Teil I: Wie unsere Gedanken die materielle Welt beeinflussen
Kapitel 1: Die Materie – das Einfache, das schwer zu fassen ist
Kapitel 2: Der Mensch – Sender und Antenne
Kapitel 3: Wie Pflanzen kommunizieren
Kapitel 4: Wenn zwei auf gleicher Wellenlänge sind
Teil II: Wie wir mehr mentale Energie erzeugen
Kapitel 5: Höchste Aufmerksamkeit und Konzentration
Kapitel 6: Die richtige Einstellung
Kapitel 7: Der richtige Zeitpunkt
Kapitel 8: Der richtige Ort
Teil III: Was Gedanken bewirken können
Kapitel 9: Mentale Planspiele oder wie wir exakte „Ziel-Vorstellungen“ entwickeln
Kapitel 10: Die Wirkung negativer Gedanken und wie wir damit umgehen können
Kapitel 11: Vergangenes beeinflussen? – Über rückwirkende Intentionen
Kapitel 12: Kollektives Bewusstsein? – Mein erstes Intentionsexperiment
Teil IV: Wie unsere Intentionsexperimente Erfolg versprechen
Kapitel 13: Vorbereitende Schritte und Übungen
Kapitel 14: Persönliche Intentionsexperimente
Kapitel 15: Das weltweite „Gedankenexperiment“ – ein Projekt mit Fortsetzungen
Danksagungen
Quellen und Anmerkungen
Literaturverzeichnis
Über die Autorin
Für Anya, eine Meisterin der Intention
Gott ist in Bewegung, die Magie lebt, … die Magie war nie tot
Leonard Cohen
(in dem Song „God Is Alive, Magic Is Afoot“)
Vorwort
Dieses Buch stellt eine noch nicht abgeschlossene Arbeit dar, die im Jahr 2001 begonnen hat, als ich das Buch Das Nullpunkt-Feld veröffentlichte. Bei meinem Versuch, Homöopathie und spirituelles Heilen wissenschaftlich zu erklären, hatte ich ungewollt den Entstehungsprozess einer neuen Wissenschaft aufgedeckt.
Während meiner Recherchen war ich auf eine Handvoll Wissenschaftler an vorderster Front gestoßen, die viele Jahre lang die Quantenphysik mit ihren außergewöhnlichen Konsequenzen überprüft hatten. Einige hatten bestimmte Gleichungen wieder hervorgeholt, die die klassische Quantenphysik als überflüssig betrachtete. Diese Gleichungen, die für das „Nullpunkt-Feld“ standen, bezogen sich auf das außergewöhnliche Quantenfeld, das durch den steten Energieaustausch zwischen allen subatomaren Teilchen entsteht. Die Existenz dieses Feldes impliziert, dass alle Materie im Universum auf subatomarer Ebene in einem immerwährenden Tanz des Quantenenergieaustauschs verbunden ist.
Andere Hinweise belegten, dass jeder und jede von uns auf einer ganz elementaren Ebene auch ein Paket pulsierender Energie ist, die fortwährend mit diesem riesigen Energiemeer interagiert.
Doch der „ketzerischste“ Befund betraf die Rolle des Bewusstseins. Alle sorgfältig entworfenen Experimente, die diese Wissenschaftler durchführten, legten die Schlussfolgerung nahe, dass Bewusstsein eine Substanz jenseits unserer Körpergrenzen sei – eine hochstrukturierte Energie, die Materie verändern kann. Es schien möglich zu sein, Maschinen, Zellen und sogar vielzellige Organismen wie Menschen dadurch zu verändern, dass man Gedanken auf ein Ziel richtete. Diese „Mind-over-matter“-Kraft [zu Deutsch etwa: Geist ist stärker als Materie, Anm. des Verlags] schien die Grenzen unserer Vorstellungen von Zeit und Raum zu überschreiten.
In Das Nullpunkt-Feld wollte ich mir über alle diese Ideen klar werden, die sich aus den grundverschiedenen Experimenten ergaben, und sie alle zu einer allgemeinen Theorie zusammenfassen. Das Nullpunkt-Feld ließ das Bild eines vernetzten Universums entstehen und lieferte eine wissenschaftliche Erklärung für die tiefsten menschlichen Geheimnisse, von komplementärer Medizin und spirituellem Heilen bis zu außersinnlicher Wahrnehmung und dem kollektiven Unbewussten.
Das Nullpunkt-Feld hat offensichtlich einen wunden Punkt getroffen: Hunderte von Lesern teilten mir in Briefen mit, dass das Buch ihr Leben verändert habe. Eine Schriftstellerin wollte mich als Figur in ihren Roman aufnehmen. Zwei Komponisten schrieben Musikstücke, die von dem Buch inspiriert waren, und eines davon wurde vor internationalem Publikum aufgeführt. Ich wurde in dem Film BLEEP vorgestellt und in den BLEEP-Kalender aufgenommen, den die Filmproduzenten herausgaben. Zitate aus dem Nullpunkt-Feld wurden als Botschaft auf eine Weihnachtskarte gedruckt.
So erfreulich diese Reaktionen auch waren – ich hatte das Gefühl, dass ich auf meiner eigenen Entdeckungsreise kaum den Bahnhof verlassen hatte. Die wissenschaftlichen Beweise, die ich für Das Nullpunkt-Feld gesammelt hatte, wiesen auf etwas Außergewöhnliches, sogar Beunruhigendes hin: Zielgerichtete Gedanken spielen beim Erschaffen der Wirklichkeit eine zentrale Rolle.
Die Gedanken auf ein Ziel auszurichten – Wissenschaftler nennen das tiefsinnig und hochfliegend „Intention“ oder „Intentionalität“ – schien eine Energie zu erzeugen, die schöpferisch und stark genug ist, die äußere Realität zu verändern. Ein einfacher Gedanke hat – so schien es – die Kraft, unsere Welt zu verändern.
Nachdem ich Das Nullpunkt-Feld geschrieben hatte, rätselte ich über das Ausmaß dieser Kraft und die zahlreichen Fragen, die sich daraus ergaben. Inwieweit konnte ich das, was im Labor bestätigt wurde, nutzbringend in die Welt übertragen, in der ich lebe? Könnte ich in einem Zugabteil stehen und den 9.45-Uhr-ICE wie Superman mit meinen Gedanken anhalten? Könnte ich mich selbst auf das Dach meines Hauses hinauffliegen lassen und es mit ein paar zielgerichteten Gedanken reparieren? Könnte ich Ärzte aus der Liste meiner wichtigen Kontakte streichen, da ich mich ja jetzt selbst „gesund denken“ würde? Könnte ich meinen Kindern helfen, ihre Matheprüfungen zu bestehen, einfach indem ich daran denke? Wenn die lineare Zeit und der dreidimensionale Raum nicht wirklich existieren, könnte ich dann zurückgehen und all die Momente meines Lebens ausradieren, die ich schon lange bedauere? Und könnte mein winziges Bisschen an mentaler Kraft irgendetwas ausrichten, um die endlose Liste von Leiden auf diesem Planeten zu verändern?
Die möglichen Konsequenzen dieses Befundes waren beunruhigend: Sollten wir in jedem Moment auf jeden einzelnen Gedanken achten? Wäre die Sichtweise eines Pessimisten nicht wahrscheinlich eine sich selbst erfüllende Prophezeiung? Hätten all unsere negativen Gedanken – dieser ständige innere Dialog des Beurteilens und Kritisierens – außerhalb unseres Kopfes vielleicht eine Wirkung?
Gäbe es Bedingungen, die Ihre Chancen verbessern könnten, mit den eigenen Gedanken etwas zu bewirken? Wirkte ein Gedanke zu jeder beliebigen Zeit oder müssten Sie oder Ihr angezieltes Objekt und sogar das ganze Universum in der richtigen „Stimmung“, auf der richtigen Wellenlänge dafür sein? Wenn alles in ausnahmslos jedem Moment alles andere beeinflusste, konterkarierte das nicht jede echte Wirkung und höbe sie somit auf?
Was passierte, wenn etliche Menschen gleichzeitig den gleichen Gedanken hegten? Würde das eine stärkere Wirkung hervorrufen als ein einzelner Gedanke? Müsste eine Personengruppe mit der gleichen Intention eine bestimmte Schwellengröße haben, um die optimale Wirkung zu erzielen? Hinge die Wirkung sozusagen von der „Dosis“ ab (je größer die Gruppe, desto stärker die Wirkung)?
Über die Kraft der Gedanken ist schon viel geschrieben worden, das geht los mit Denke nach und werde reich von Napoleon Hill1, dem wohl ersten Guru für Selbstverwirklichung. Intention oder Absicht ist das neueste Modewort der New-Age-Szene. Anwender der Komplementärmedizin sprechen davon, den Heilungsprozess der Patienten mit „Intention“ zu fördern. Sogar Jane Fonda schreibt über Kindererziehung mit Intention.2
Und was um alles in der Welt bedeutet „Intention“?, fragte ich mich. Und wie genau wird man Anwender dieses Intentionsprinzips, also jemand, der mit seinen absichtsvollen Gedanken etwas bewirkt? Der Großteil der populären Literatur dazu war aus dem Stegreif verfasst worden – vereinzelt etwas östliche Philosophie hier, eine Prise Dale Carnegie da, mit sehr wenigen wissenschaftlichen Beweisen, dass das auch funktioniert.
Um Antworten auf all diese Fragen zu finden, wandte ich mich wieder an die Wissenschaft, um die wissenschaftliche Literatur nach Studien über Fernheilung oder andere Formen der Psychokinese zu durchforsten – also danach, dass der Geist stärker ist als Materie. Ich machte auf internationaler Ebene Wissenschaftler ausfindig, die damit experimentiert hatten, wie Gedanken die Materie beeinflussen können. Die Untersuchungen, die ich in Das Nullpunkt-Feld beschrieben habe, waren überwiegend in den siebziger Jahren durchgeführt worden; ich suchte in neueren Entdeckungen und Entwicklungen der Quantenphysik nach weiteren Hinweisen.
Auch wandte ich mich an die Menschen, die ihre Absicht oder Intention erfolgreich eingesetzt hatten und das Außergewöhnliche schafften – spirituelle Heiler, buddhistische Mönche, Qigong-Meister, Schamanen –, weil ich die Transformationsprozesse verstehen wollte, die sie durchliefen, um dann ihre Gedanken so wirksam einsetzen zu können. Ich entdeckte unzählige Möglichkeiten, wie sich die Intention im wirklichen Leben nutzen lässt – im Sport zum Beispiel und bei Heilverfahren wie Biofeedback. Ich untersuchte, wie indigene Völker zielgerichtete Gedanken in ihre täglichen Rituale einbauten.
Dann begann ich Hinweise darüber auszugraben, dass viele Menschen, die ihre Absicht auf das gleiche Ziel konzentrieren, mehr bewirken als eine Einzelperson. Den Beweis dafür lieferten hauptsächlich Organisationen für Transzendentale Meditation, denn sie weisen darauf hin, dass mehrere in die gleiche Richtung zielende Gedanken eine Art Ordnung in dem ansonsten zufälligen Nullpunkt-Feld hervorrufen.
An diesem Punkt meiner Reise verließ ich die „befestigten“ Wege. Alles, was sich vor mir auftat, war, soweit ich das sagen konnte, unbewohntes und offenes, unbestelltes Gelände.
Eines Abends machte mein Mann Bryan, von Natur aus ein unternehmender Geist und tatkräftiger Typ, einen scheinbar absurden Vorschlag: „Warum führst du nicht selbst ein paar Gruppenexperimente durch?“
Ich bin keine Physikerin. Ich bin überhaupt keine Wissenschaftlerin. Mein letztes Experiment habe ich in der 10. Klasse im Schullabor durchgeführt.
Ich hatte jedoch eine Ressource, die nur wenigen Wissenschaftlern zur Verfügung steht: eine potenziell riesige Versuchsgruppe. Experimente zur Absicht einer Gruppe lassen sich in einem gewöhnlichen Labor nur sehr schwer durchführen. Ein Forscher müsste Tausende von Versuchspersonen auftreiben. Wie sollte er die finden? Wo sollte er sie unterbringen? Wie sollte er sie dazu bringen, zur selben Zeit alle das Gleiche zu denken?
Die Leser eines Buches bieten sich als ideale Gruppe gleichgesinnter und aus freien Stücken zusammenfindender Seelen an, die bereit wäre, eine Idee zu testen. In der Tat, ich hatte schon meinen eigenen großen Kreis regelmäßiger Leser, mit dem ich über Newsletters, E-Mails und meine anderen Nebenaktivitäten zum Buch Das Nullpunkt-Feld kommunizierte.
Die Idee, meine eigenen Experimente durchzuführen, eröffnete ich zuerst Robert Jahn und seiner Kollegin Brenda Dunne. Robert Jahn ist emeritierter Dekan der Princeton University School of Engineering (also einer Ingenieurhochschule); Brenda Dunne leitete das Labor der Princeton Engineering Anomalous Research (PEAR). [Dieses Institut untersucht mit wissenschaftlichen Methoden, wie menschliches Bewusstsein zufällige oder maschinengesteuerte Prozesse beeinflussen kann. Anm. d. Übers.] Beide hatte ich bei meinen Recherchen für Das Nullpunkt-Feld kennen gelernt. Jahn und Dunne hatten über 30 Jahre lang mit größter Sorgfalt die überzeugendsten Beweise dafür gesammelt, wie die Kraft der zielgerichteten Absicht Maschinen beeinflussen kann. Sie nehmen es mit der wissenschaftlichen Methode sehr genau, sind sachlich und kommen auf den Punkt. Robert Jahn ist von allen Menschen, die ich persönlich kenne, einer der wenigen, die in vollständigen und druckreifen Sätzen sprechen. Brenda Dunne ist bei ihren Experimenten wie auch in ihrer Sprache gleichermaßen perfektionistisch. Wenn Jahn und Dunne sich bereit erklärten, mitzumachen, dann hätte ich sicherlich keinerlei Nachlässigkeiten in Aufbau, Durchführung und Auswertung meiner Experimente.
Auch hatten die beiden zahlreiche weitere Wissenschaftler „an der Hand“. Sie leiten das International Consciousness Research Laboratory, ein internationales Labor zur Erforschung des Bewusstseins, zu dessen Mitgliedern viele der weltweit angesehensten Bewusstseinsforscher zählen. B. Dunne leitet außerdem PEARTree, eine Gruppe junger Wissenschaftler, die sich für die Erforschung des Bewusstseins interessieren.
Jahn und Dunne erwärmten sich gleich für meine Idee. Wir trafen uns bei zahlreichen Gelegenheiten und spielten mit einigen Möglichkeiten. Schließlich schlugen sie Fritz-Albert Popp vor, den stellvertretenden Direktor des Internationalen Instituts für Biophysik (IIB) in Neuss (Deutschland). Er sollte das erste Intentionsexperiment durchführen. Ich kannte Fritz Popp von meinen Recherchen für Das Nullpunkt-Feld. Er entdeckte als Erster, dass alles Lebende einen winzigen Lichtstrom aussendet. Als bekannter deutscher Physiker, der international für seine Entdeckungen anerkannt wird, würde es Popp mit der wissenschaftlichen Methode sicher auch sehr genau nehmen.
Folgende anderen Wissenschaftler boten ebenfalls ihre Mitarbeit an: Gary Schwartz vom Biofield Center an der University of Arizona, Marilyn Schlitz, die Vizepräsidentin für Forschung und Lehre am Institute for Noetic Sciences [dt.: Institut für noetische Wissenschaften; Noetik ist die Lehre vom Wissen und Wahrnehmen, Anm. d. Übers.], Dean Radin, Wissenschaftler am gleichen Institut, und der Psychologe Roger Nelson vom Global Consciousness Project, dem Projekt für globales Bewusstsein.
Für diese Unternehmung habe ich keine heimlichen Sponsoren. Die Website und alle unsere Experimente werden jetzt und künftig mit den Einnahmen durch dieses Buch und mit Zuschüssen finanziert.
Wissenschaftler, die sich mit experimenteller Forschung befassen, können oft nicht über ihre Erkenntnisse hinausblicken, um die Konsequenzen ihrer neuesten Entdeckungen zu überdenken. Wenn ich nun bereits vorliegende Forschungsergebnisse über Intention zusammenstelle, versuche ich deshalb, die weiter reichenden Auswirkungen ihrer Arbeit zu bedenken und die einzelnen Entdeckungen zu einem einheitlichen Konzept zusammenzufassen. Um die Modellvorstellungen, die im Allgemeinen in mathematischen Gleichungen ausgedrückt werden, in Worten wiederzugeben, versuche ich, mich der Wahrheit über Metaphern anzunähern. Gelegentlich musste ich mich – mit der Unterstützung vieler beteiligter Wissenschaftler – auf Spekulationen einlassen. Wichtig ist zu erkennen, dass die Schlussfolgerungen, zu denen wir in diesem Buch kommen, Ergebnisse der Wissenschaft an vorderster Front darstellen. Diese Ideen sind Bestandteile einer Arbeit, die noch nicht abgeschlossen ist. Zweifellos werden neue Erkenntnisse auftauchen, die diese anfänglichen Schlüsse bestätigen oder weiterentwickeln.
Es hat mich immer mit Demut erfüllt, die Arbeit der Menschen ganz vorn an der Front wissenschaftlicher Entdeckungen zu recherchieren. Innerhalb der Grenzen des Labors leisten diese großenteils unbeachteten Männer und Frauen geradezu Heroisches. Sie gehen das Risiko ein, bewilligte Gelder gestrichen zu bekommen, ihre akademischen Ämter oder gar ihre ganze Karriere aufgeben zu müssen, wenn sie allein im Nebel stochern. Die meisten kratzen hier und da Zuschüsse zusammen, um weitermachen zu können.
Jeder wissenschaftliche Fortschritt ist in gewisser Weise „ketzerisch“, weil jede neue Entdeckung der jeweils herrschenden Sicht teilweise, wenn nicht vollständig widerspricht. Ein wahrer Forscher zu sein, also unvoreingenommen der rein wissenschaftlichen Suche zu folgen, wohin sie auch führt, bedeutet demnach, keine Angst davor zu haben, sich das Undenkbare vorzustellen und Freunde, Kollegen sowie wissenschaftliche Paradigmen zu widerlegen. In der vorsichtigen und neutralen Sprache naturwissenschaftlicher Daten und mathematischer Gleichungen verbergen sich die Keimzellen einer neuen Welt, die langsam, mit jedem neuen Experiment, für uns Übrige Gestalt anzunehmen beginnt.
Lynne McTaggart
(Juni 2006)
Einführung
Dies ist kein gewöhnliches Buch und Sie sind keine gewöhnlichen Leser. Dieses Buch hat kein Ende, denn meine „Absicht“ ist, dass Sie mir bei seiner Fertigstellung helfen. Sie lesen dieses Buch nicht nur, sondern Sie sind auch eine seiner Hauptfiguren – Sie beteiligen sich mit als Erste oder Erster an einer bahnbrechenden wissenschaftlichen Untersuchung. Sie sind schlicht und ergreifend drauf und dran, beim größten Experiment zum Thema „Geist ist stärker als Materie“ mitzumachen, das jemals durchgeführt wurde.
Das Buch ist das erste „interaktive“ Buch in drei Dimensionen. Es ist in gewisser Weise das „Vorspiel“ und der „Inhalt“ wird noch lange weitergehen, nachdem Sie die letzte Seite gelesen haben werden. In diesem Buch werden Sie wissenschaftliche Beweise finden für die Kraft Ihrer eigenen Gedanken; Sie können über diese Informationen hinausgehen und weitere Möglichkeiten testen, und zwar im Rahmen eines groß angelegten, fortlaufenden internationalen Gruppenexperiments, das einige der international renommiertesten Bewusstseinsforscher leiten.
Über die Website zu diesem Buch (www.theintentionexperiment.com) können Sie und die übrigen Leser an weit entfernten Experimenten mitarbeiten, deren Ergebnisse auf der Site veröffentlicht werden. Jeder und jede von Ihnen wird „wissenschaftlicher Mitarbeiter“ bei den kühnsten Bewusstseinsexperimenten sein, die je durchgeführt worden sind.
Dieses Buch beruht auf einer „absonderlichen“ Vorannahme: Gedanken beeinflussen die materielle Realität. Zahlreiche Untersuchungen zur Beschaffenheit des Bewusstseins, die im Laufe von über dreißig Jahren weltweit in angesehenen wissenschaftlichen Instituten durchgeführt wurden, zeigen, dass Gedanken alles beeinflussen können, von den einfachsten Maschinen bis hin zu den komplexesten Lebewesen.3 Dieses Beweismaterial lässt vermuten, dass Gedanken und Absichten der Menschen tatsächlich ein physikalisches „Etwas“ sind mit der erstaunlichen Kraft, unsere Welt zu verändern. Jeder Gedanke, den wir haben, ist eine konkrete Energie, die transformieren kann. Ein Gedanke ist nicht nur ein Ding; ein Gedanke ist ein Ding, das andere Dinge beeinflusst. Dieser Kerngedanke, dass Bewusstsein die Materie beeinflusst, bildet das Herzstück des unvereinbaren Gegensatzes zwischen der Weltsicht der klassischen Physik – der Wissenschaft von der großen, sichtbaren Welt – und der Welt der Quantenphysik: der Wissenschaft von den winzigsten Bestandteilen der Welt. Dieser Unterschied betrifft die Beschaffenheit der Materie an sich und die Möglichkeiten, sie zu verändern.
Die gesamte klassische Physik, ja sogar die ganze übrige Naturwissenschaft, ist letztlich von den Gesetzen der Bewegung und Schwerkraft abgeleitet, die Isaac Newton in seinen 1687 veröffentlichten Principia entwickelte.4 Die Newton’schen Gesetze beschreiben ein Universum, in dem sich alle Objekte nach bestimmten festgelegten Bewegungsgesetzen in einem dreidimensionalen Raum von Geometrie und Zeit bewegen. Materie wurde als „unverletzbar“ und in sich geschlossen betrachtet, mit ihren eigenen feststehenden Grenzen. Jeglicher Einfluss erfordere deshalb etwas Materielles, das auf etwas anderes einwirkt – eine Kraft oder einen Zusammenstoß. Wenn man etwas verändern wolle, müsse man es erhitzen, verbrennen, einfrieren, fallen lassen, ihm einen kräftigen Stoß versetzen oder einen ähnlichen (physikalischen) Akt ausführen.
Die Newton’schen Gesetze – der Wissenschaft großartige „Spielregeln“, wie der berühmte Physiker Richard Feynman sie einmal bezeichnete5 – und ihre Grundvoraussetzung, dass die Dinge unabhängig voneinander existieren, untermauern unsere persönliche, alltagsbezogene Weltanschauung: Wir glauben, dass alles Leben mit seinem turbulenten Treiben um uns herum stattfindet, ganz egal, was wir tun oder denken. Wir schlafen abends ruhig ein in der Gewissheit, dass das Universum nicht verschwindet, wenn wir unsere Augen schließen.
Doch diese „ordentliche, aufgeräumte“ Sicht des Universums als Ansammlung isolierter, sich wohl verhaltender Objekte ging im frühen 20. Jahrhundert zu Bruch, als die Pioniere der Quantenphysik das Herz der Materie genauer unter die Lupe nahmen. Diese winzigsten Teilchen des Universums, genau die, aus denen sich die große, objektive Welt zusammensetzt, verhielten sich selbst so gar nicht nach irgendwelchen Regeln, die diese Wissenschaftler kannten.
Dieses „ungesetzliche“ Verhalten wurde in einer Ideensammlung auf den Punkt gebracht, die als die „Kopenhagener Interpretation“ bekannt werden sollte, benannt nach dem Ort, an dem der energische dänische Physiker Niels Bohr und sein hervorragender Schüler und Schützling, der deutsche Physiker Werner Heisenberg, die wahrscheinliche Bedeutung ihrer außergewöhnlichen mathematischen Entdeckungen formulierten. Bohr und Heisenberg erkannten, dass Atome nicht kleinen Sonnensystemen aus vermeintlichen Billardkugeln vergleichbar sind, sondern viel unordentlicher: winzige Wahrscheinlichkeitswolken. Jedes subatomare Teilchen ist kein fester und stabiler Gegenstand, sondern existiert lediglich als eine Möglichkeit jedes seiner künftigen „Selbste“ – was Physiker als „Superposition“ bezeichnen oder als Summe aller Wahrscheinlichkeiten – wie bei einem Menschen, der sich in einem Spiegelsaal selbst betrachtet.
Eine ihrer Schlussfolgerungen war die Vorstellung der „Unbestimmtheit“ – dass man nie alles gleichzeitig über ein subatomares Teilchen wissen kann. Ermittelt man seinen Aufenthaltsort, so kann man zur gleichen Zeit nicht feststellen, wohin es sich bewegt oder mit welcher Geschwindigkeit. Sie bezeichneten ein Quantenpartikel sowohl als „Teilchen“ – als einen festen, bestimmten Gegenstand – wie auch als eine „Welle“: einen großen, verwischten Bereich von Raum und Zeit, in dem es sich an jeder Ecke aufhalten kann. Das war so ähnlich, wie wenn man einen Menschen mithilfe der ganzen Straße beschreiben würde, in der er wohnt.
Sie folgerten, dass die elementare Form physikalischer Materie nicht fest und solide sei, ja, dass sie noch gar nichts sei. Die subatomare Realität ähnele nicht dem soliden und verlässlichen Zustand, den uns die klassische Wissenschaft beschreibt, sondern eher einer flüchtigen Wahrscheinlichkeit scheinbar unendlicher Möglichkeiten. Die kleinsten Teile der Natur erschienen so willkürlich, dass die ersten Quantenphysiker sich mit einer groben symbolischen Annäherung an die Wahrheit zufriedengeben mussten – mit einem mathematischen Spektrum aller Möglichkeiten. Man könnte auch sagen:
Auf der Quantenebene ähnelt die Realität sozusagen einer noch nicht fest gewordenen „Götterspeise“.
Die Quantentheorien, die Bohr, Heisenberg und viele andere entwickelt hatten, rüttelten an den Grundfesten der Newton’schen Sichtweise, wonach alles Materielle etwas Getrenntes und Unabhängiges ist. Sie behaupteten, Materie lasse sich auf der ganz fundamentalen Ebene nicht in unabhängig voneinander existierende Einheiten aufteilen, ja sie lasse sich nicht einmal vollständig beschreiben. Isoliert hätten die Dinge keine Bedeutung; die hätten sie nur im Netz dynamischer gegenseitiger Beziehungen.
Die Pioniere der Quantenphysik entdeckten auch die erstaunliche Fähigkeit der Quanten, sich gegenseitig zu beeinflussen, obwohl alles das fehlte, dem Physiker gewöhnlich Einfluss zuschreiben, etwa das Wirken einer Kraft, die in einer bestimmten Geschwindigkeit auftritt.
Sobald die Teilchen einmal Kontakt hatten, hielten sie diesen Kontakt auf unheimliche Weise über Entfernungen hinweg aufrecht. Die Bewegungen eines subatomaren Teilchens – beispielsweise die magnetische Orientierung – beeinflussten im gleichen Moment das andere Teilchen, unabhängig davon, wie weit beide voneinander entfernt waren.
Auf der subatomaren Ebene resultierte Veränderung auch aus einem dynamischen Energieaustausch; diese kleinen Pakete vibrierender Energie tauschten über „virtuelle Teilchen“ unablässig Energie miteinander aus, wie ständige Pässe beim Basketball, ein endloses Hin und Her, das eine unermessliche Energiegrundlage im Universum entstehen ließ.6
Subatomare Materie schien sich in einem ständigen Informationsaustausch zu befinden, wodurch sie sich immer weiter verfeinerte und leicht veränderte. Das Universum war keine Lagerhalle statischer, getrennter Gegenstände, sondern ein einziger Organismus miteinander verbundener Energiefelder, die ständig im Werden begriffen waren. Auf der allerkleinsten Ebene glich unsere Welt einem riesigen Netzwerk von Quanteninformationen, dessen Bestandteile alle ständig miteinander „telefonieren“.
Diese kleine Wahrscheinlichkeitswolke löste sich nur dann in etwas Festes und Messbares auf, wenn ein Beobachter beteiligt war. Sobald diese Wissenschaftler beschlossen, ein subatomares Teilchen in einer Messung genauer zu betrachten, „kollabierte“ die subatomare Einheit, die als reines Potenzial existierte, in einen bestimmten Zustand.
Die Konsequenzen dieser frühen experimentellen Erkenntnisse waren tief greifend: Irgendwie war so etwas wie lebendiges Bewusstsein das Moment, das die Möglichkeit einer Sache in etwas Reales verwandelte. In dem Augenblick, in dem wir ein Elektron beobachteten oder eine Messung vornahmen, halfen wir – so schien es – seinen endgültigen Zustand zu bestimmen. Das legte nahe, dass beobachtendes Bewusstsein die entscheidende „Zutat“ beim Erschaffen unseres Universums sei. Einige bedeutende Quantenphysiker argumentierten, das Universum sei demokratisch und partizipatorisch – eine Gemeinschaftsunternehmung zwischen Beobachter und Beobachtetem.7
Der Beobachtereffekt in den Quantenexperimenten ruft noch eine andere ketzerische Vorstellung auf den Plan: dass lebendiges Bewusstsein irgendwie entscheidend ist für diesen Prozess, in dem die unmanifestierte Quantenwelt in etwas transformiert wird, das unserer Alltagsrealität ähnelt. Er deutet darauf hin, dass nicht nur der Beobachter das Beobachtete entstehen lässt, sondern auch darauf, dass nichts im Universum als tatsächliches „Ding“ existiert, unabhängig von unserer Wahrnehmung.
Der „Beobachtereffekt“ besagt, dass erst die Beobachtung – die direkte Beteiligung des Bewusstseins – die „Götterspeise“ fest werden lässt. Daraus folgt, dass die Realität nicht unveränderlich, sondern fließend oder veränderlich ist und deshalb möglicherweise offen für Einfluss.
Die Vorstellung, dass Bewusstsein das stoffliche Universum erschafft und möglicherweise sogar beeinflusst, stellt auch unsere derzeitige wissenschaftliche Sicht des Bewusstseins infrage; diese entwickelte sich aus den Ideen René Descartes’, des großen Philosophen des 17. Jahrhunderts (der behauptete, der Geist sei getrennt und irgendwie anders als Materie) – und integrierte da hinein die Vorstellung, dass Bewusstsein ganz vom Gehirn erschaffen werde und im Schädel eingeschlossen bleibe.
Die meisten normalen Physiker von heute zucken bei diesem zentralen Rätsel mit den Schultern: nämlich dass große Dinge getrennt sind, aber die winzigen Bausteine, aus denen sie bestehen, unablässig und ohne Zeitverzögerung miteinander kommunizieren. Ein halbes Jahrhundert lang haben Physiker akzeptiert (als ob das Sinn ergäbe), dass sich ein Elektron subatomar auf die eine Art verhält, sich aber dann irgendwie verwandelt und sich „klassisch“ (das heißt im Newton’schen Sinne) verhält, sobald es bemerkt, dass es Teil eines größeren Ganzen ist.
Im Großen und Ganzen haben Wissenschaftler aufgehört, sich über die störenden Fragen Gedanken zu machen, die die Quantenphysik aufwarf und die ihre Pioniere unbeantwortet ließen. Die Quantentheorie funktioniert und stimmt mathematisch. Sie bietet ein äußerst erfolgreiches Rezept im Umgang mit der subatomaren Welt. Mit ihr konnte man Atombomben und Laser bauen und die Natur der Sonnenstrahlung analysieren. Die Physiker von heute haben den Beobachtereffekt vergessen. Sie geben sich mit ihren eleganten Gleichungen zufrieden und warten auf die Formulierung einer vereinigten Theorie von allem oder auf die Entdeckung weiterer Dimensionen jenseits derer, die gewöhnliche Menschen wahrnehmen, die dann, so hoffen sie, all diese widersprüchlichen Erkenntnisse zu einer zentralen Theorie zusammenfügen.