Kill den Drill: Welcome to Arizona

Text
Aus der Reihe: Kill den Drill Reihe #2
0
Kritiken
Leseprobe
Als gelesen kennzeichnen
Wie Sie das Buch nach dem Kauf lesen
Kill den Drill: Welcome to Arizona
Schriftart:Kleiner AaGrößer Aa

Über das Buch:

»Erbitte Landeerlaubnis«

Aufgrund eines Unfalls gegen ihren Willen zur Sekretärin degradiert, wird die Pilotin Arizona White auf einer Base der US Airforce eingeschleust, um dabei zu helfen, dubiose Machenschaften aufzudecken.

Doch Highheels und feiner Zwirn – der Look, den sie in den nächsten Wochen an den Tag legen muss – sind so gar nicht ihr Ding. Erst, als sie auf den arroganten und selbstgefälligen, gleichzeitig aber auch besten Testpiloten Major Jack Torres trifft, beginnt sie damit, ihre weiblichen Reize auszuspielen.

Auf der Suche nach der Wahrheit geraten Arizona und Jack nicht nur aneinander, sondern auch in einen Strudel von Intrigen, der sie Kopf und Kragen kosten könnte.

Ein rasanter und witzig-dramatischer Liebesroman, der sämtliche Regeln der US Airforce außer Kraft setzt.


Deutsche Originalausgabe, 1. Auflage 2017

Ihr findet uns auf

facebook.com/Kate.Franklin.Autorin

https://kate-franklin.jimdo.com/

www.weber-tilse.com

https://www.facebook.com/m.webertilse

Herausgeber:

Kate Franklin

c/o

Papyrus Autoren-Club,

R.O.M. Logicware GmbH

Pettenkoferstr. 16-18

10247 Berlin

Melanie Weber-Tilse

Breslauer Str. 11, 35274 Kirchhain

© Mai 2017 Kate Franklin / Melanie Weber-Tilse

Alle Rechte vorbehalten!

Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der offiziellen Erlaubnis durch die Autoren.

Covergestaltung: Alisha Mc Shaw http://alishamcshaw.de/

Bilder: © daughter, © @ Alexey71, © @ prometeus, © Willard / depositphotos.com - © blueskyimage / 123rf.com

Korrektorat: Werbeagentur Steger, Inh. Stefanie Steger

http://www.werbeagentursteger.at

Inhaltsverzeichnis

Jack – Leben auf der Überholspur

Arizona - Spitzel

Jack - Abgeschmiert

Arizona – Blöde Hormone

Jack - Vorzimmerhäschen

Arizona - Sabotage

Jack – Unter die Lupe genommen

Arizona – Nichts, als die Wahrheit

Jack – Kriminelle Energien

Arizona – In die Höhle des Löwen

Jack - Kompetenzgerangel

Arizona – Zarte Bande

Jack – Nachtschwärmer

Arizona - Eifersüchteleien

Jack – Hitzige DisKUSSionen

Arizona – Ich liebe dich

Jack - Handlungsunfähig

Arizona - Missbraucht

Jack – Abgrundtiefste Abgründe

Arizona – Ausstieg mit Folgen

Jack – Kampf der Giganten

Arizona – Unschöne Ergebnisse

Epilog

Danksagung Kate Franklin

Über Kate Franklin

Danksagung Melanie Weber-Tilse

Über Melanie Weber-Tilse

Jack – Leben auf der Überholspur

Die Sonne stand bereits tief am Horizont und tauchte den Stützpunkt in warmes Licht, als ich von einem ersten Testflug mit dem neuen Kampfjet zurückkam. Scheißromantisch sah es aus, dass ich über mich selbst lachen musste, denn Romantik war so gar nicht mein Ding. Ich pellte mich aus der engen Kabine und tauschte Sauerstoffmaske gegen stilechte Pilotenbrille. Für einen Moment verharrte ich und sog die warme Abendluft ein. Geil, ich liebte diese Momente in meinem Job, der durchaus auch beschissen sein konnte. Aber jetzt gerade genoss ich es, Kampfpilot bei der Air Force zu sein. Der Beste noch dazu.

Behände sprang ich von der Tragfläche – Treppen waren was für Anfänger - löste den Helm und mit diesem unter dem Arm schlenderte ich unter den neidischen Blicken des Bodenpersonals zum Hangar. Ich wusste, dass einige der ›Flooris‹, wie wir sie abfällig nannten, selber gern im Flieger sitzen würde. Aber es hatte nun mal nicht jeder das Zeug dazu, mit Überschallgeschwindigkeit durch die Wolken zu jagen.

»Na, Eagle, wie fliegt die Kleine?« Brian, einer der besten Flugzeugmechaniker auf der Base war Feuer und Flamme für unser neues Baby und mein Rundumgrinsen war ihm Antwort genug. Fuck, das Ding war schnell, wendig und knallte, wenn man auf Überschall beschleunigte, enorm. Für Adrenalinjunkies wie mich genau das Richtige.

»Geiles Teil«, feixte ich. »Aber ich muss morgen nochmal in die Luft. Leg sie gut schlafen, Brian«, wies ich ihn an und ging zu den Umkleideräumen, um mich aus meinem Flight Suit zu schälen, der völlig verschwitzt war.

***

»Lieutenant General Braxton.« Am nächsten Morgen klopfte ich ehrfürchtig an die Tür meines Vorgesetzten, um das weitere Vorgehen mit ihm zu besprechen.

»Major, kommen Sie herein«, winkte er mich ins Zimmer, während er geschäftig Akten und Papierkram hin und her räumte. »Was gibt’s?«

»Sir, ich muss mit der F16 nochmal in die Luft. Da läuft noch nicht alles so, wie es soll.« Es war nicht gelogen, auch wenn es mir eigentlich nur darum ging, am Tag so wenig Zeit wie möglich am Boden zu verbringen. Oben in der Luft war ich Eagle One, das war mein Terrain. Ich war dafür geschaffen, zu fliegen und nicht wie die Flooris, am Boden herum zu kriechen.

»Ähm, ja«, der Boss wirkte nervös und fahrig, rückte dauernd seine Brille zurecht, die ihm immer wieder von der Nase rutschte. »Machen Sie mal, Major. Wenn Sie sagen, das muss, dann muss das.«

»Ja, Si.r« Bevor ich den Raum verließ, drehte ich mich nochmals um. Der kleine hagere Mann war kurz vorm Durchdrehen. Er benahm sich merkwürdig. »Sir? Ist alles … in Ordnung?«

»Hm?« Wie ein schreckhafter Grashüpfer fuhr er zusammen, als hätte er mich nicht verstanden. »Ja ja, ich sag doch. Machen Sie los, Major. Testen Sie die Maschine auf Herz und Nieren. Und wenn es den ganzen Tag dauert. Ich habe hier zu tun. Meine … ähm … Ich habe …« Gott, was wurde das, wenn’s fertig war? Ein gestandener Mann, wie unser Lieutenant General war verlegen und stand mit hochroter Birne vor mir. »Also, ja, meine … neue … Assistentin wird gleich hier sein.«

Eine was? Oh Gott, bestimmt wieder so ein alter, zugeknöpfter Hungerhaken wie die schrullige Miss Marple – ihren eigentlichen Namen wusste ich nicht – die vor kurzem in Pension gegangen war. Ich hatte immer gedacht, zwischen den Beiden liefe etwas. Aber so aufgeregt, wie der Lieutenant war, war er wohl flexibler, als ich dachte. Ich feixte in mich hinein.

»Alles klar, Sir. Ich melde mich bei Ihnen am Nachmittag mit dem Testbericht.«

»Abtreten, Major.« Mit Handfläche an der Schläfe salutierte ich und ging meiner Wege.

Keine Stunde später befand ich mich in voller Montur schon auf der Startbahn, als mir hinter der Absperrung ein Wagen auffiel. Es war mehr oder weniger die schwarze Lackierung, die die Sonnenstrahlen reflektierte und mir damit ins Auge fiel. Viel mehr konnte ich aus der Entfernung auch nicht erkennen. Ich lenkte die F16 in Startposition, betätigte einige Schalter und Hebel. »Eagle One an Tower, erbitte Starterlaubnis«, sprach ich ins Funkgerät.

»Tower an Eagle One, Starterlaubnis erteilt. Guten Flug, Major«, ertönte die Bestätigung prompt und langsam setzte ich den Vogel in Bewegung. Das Blut rauschte durch meine Adern und sofort wurde mein Körper von Adrenalin geflutet. Heilige Scheiße, der Start war so ziemlich das Geilste ever. Wenn man auf Grund der Wahnsinnsgeschwindigkeit in den Sitz gedrückt wurde, der Druck in den Ohren ins Unermessliche stieg, die Herzfrequenz sich beschleunigte und man sich voll und ganz in die Hände der Technik begab.

 

Im Augenwinkel sah ich den Wagen, der ebenfalls losgefahren war und rasant beschleunigte. Pah, als ob er mit einem Kampfjet mithalten konnte. »Bürschchen, dir zeig ich’s«, knirschte ich mit den Zähnen und jagte die F16 über die Startbahn. Das Auto wurde schneller und schneller, fuhr fast noch auf einer Höhe, als ich … abhob und mich in die Wolken begab. »Wooohoooo, yes Baby«, rief ich siegessicher und versuchte, mich auf meinen Job zu konzentrieren.

Noch immer vollgepumpt mit Endorphinen und reichlich Adrenalin saß ich am Nachmittag in dem verschissen winzigen Kabuff, das sich Büro nannte und an der Längsseite des Hangars befand, in dem mein Testbaby derzeit wohnte. Da die Testreihe der höchsten Geheimhaltungsstufe unterlag und keinerlei Informationen nach draußen dringen durften, hätte ich am liebsten hier übernachtet, um den Flieger nicht aus den Augen zu lassen. Aber Colonel Brigham, mein unmittelbarer Vorgesetzter hatte etwas dagegen und ausdrücklich verboten, dass wir uns außerhalb unserer Dienstzeiten hier aufhielten. Die Bewachung wurde anderweitig abgedeckt und ob ich wollte oder nicht, ich hatte nicht die nötige Sicherheitsstufe, um dieses Vorgehen zu hinterfragen.

Einen Haufen Papier von einer Seite zur anderen wälzend, grub ich mich durch sämtliche Flugprotokolle der letzten Tage, um meinen Testbericht zu verfassen, der pünktlich sechzehnhundert beim Lieutenant General vorliegen sollte.

»Boah … Fuck … Eagle …« Logan, mein Copilot stolperte völlig desorientiert in mein Minigefängnis. Hochrot vor Aufregung.

»Logan?«, begrüßte ich ihn mit hochgezogenen Augenbrauen.

»Alter.« In typischer und nicht vorhandener Logan-Manier ließ er sich in einen Sessel, der in der Ecke stand, plumpsen und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Gings vielleicht noch ekliger? »Ey, beim Chef oben ist voll der Tittenalarm!«, rief er voller Begeisterung und seine Hände formten … ähm, ja … Titten …

Stirnrunzelnd blickte ich vom Bildschirm zu ihm. »Häh? Warst du zu lange ohne Sauerstoff?« Scheinbar ja, so schnappatmend wie er da vor sich hin keuchte. »Wenn du die alte Fregatte in Braxtons Vorzimmer meinst, dann weiß ich nicht, was mit deinem Geschmack passiert ist«, feixte ich überheblich. Fing der jetzt noch an zu sabbern?

»Jack«, krächzte er leise lachend und schaute sich immer wieder um, als hätte der den Verdacht beobachtet zu werden. »Geh hoch und sieh sie dir an.«

»Wen? Die Monstermöpse?«

»Ja, du Heini, die auch!« Unser Gelächter grollte durch den kleinen Raum. »Bist du fertig mit der F16?«, fragte er mich, obwohl es ihm sichtbar schwerfiel, ernst zu bleiben und seine zuckenden Mundwinkel auf einen nächsten Lachanfall hindeuteten. Ich nickte nur stumm, fuck, ich musste dann ins Büro des Stützpunktleiters und lief Gefahr, dort feixend einzulaufen.

»Fast«, hustete ich in die hohle Hand, um nicht wieder loszugröhlen. Ich hatte weiß Gott Respekt vor unserem Stützpunktleiter, aber dieses Bild, wie er sabbernd an den Titten seiner Sekretärin hing, wurde ich nicht mehr los. »Die Tarnfunktion ist noch nicht das Gelbe vom Ei. Gibt hier und da Aussetzer, da müssen die Ingenieure nochmal ran. Aber ansonsten …« Versonnen glitt mein Blick über die Zeichnungen, die vor mir ausgebreitet auf dem Tisch lagen. »Ein echt geiler Vogel. Morgen fliegen wir nochmal zusammen.«

»Cool, Alter.« Grinsend schlug er mir ein high five entgegen, sodass ich fast vom Stuhl flog und verließ pfeifend meine Bürobucht.

Es dauerte keine zehn Minuten, da steckte Brian seinen Kopf zur Tür herein. »Und Eagle? Wie läuft’s? Hast du schon gehört …?«

»Tittenglotzen beim Chef, ich bin schon informiert, aber danke«, grinste ich. »Kann ich dann jetzt?« Mit entsprechendem Blick deutete ich auf den Papierberg, der sich vor meinem Computer türmte und Brian zog sich ein »Sorry, Boss« murmelnd zurück. Konnte man denn nicht einmal in Ruhe seine Scheißarbeit zu Ende bringen? Ich liebte das Fliegen, aber diese bescheuerte Bürokratie kostete mich den letzten Nerv. Verdammt, ich war Kampfpilot bei der US Air Force und führte ein geiles Leben auf der Überholspur. In Nullkommanichts hatte ich mich vom Rekruten zum Major hochgearbeitet und genoss hier auf dem Stützpunkt ein hervorragendes Ansehen. Fertig war ich noch lange nicht, denn die Überholspur war lang und ich hatte nicht vor, sie zu verlassen.

»Verdammter Scheiß«, fluchte ich, während ich die letzten Unterlagen zusammenraffte und in eine Akte packte, die ich noch versiegeln musste. In fetten Lettern prangte TOP SECRET auf der Vorderseite. Schnell klemmte ich mir das Pamphlet unter den Arm und marschierte, so wie ich war – in Fliegerklamotten – zum Verwaltungstrakt. Ich musste zugeben, dass Logan es geschafft hatte, mich neugierig auf die Vorzimmer-Fregatte zu machen, oder wer auch immer, da neuerdings für Braxton arbeiten sollte.

Anstandshalber klopfte ich an die Tür, die einen Spalt offen stand und zum Büro des Lieutenant Generals führte. Keine Reaktion, obwohl aus dem Inneren des Vorzimmers ein deutliches Rumoren zu hören war. Eine Frauenstimme, die auf ein weniger zart besaitetes Wesen hindeutete, fluchte in herrlichster Manier, dass es mir schwer fiel, ein schallendes Lachen zu unterdrücken. Etwas energischer klopfte ich erneut, woraufhin ein promptes »Herein« gestöhnt wurde, sodass mir ganz schwummrig wurde. Diese Stimme fuhr mir direkt in meinen Schwanz und so langsam hatte ich den Verdacht, dass mich hier gleich alles andere als eine Fregatte erwartete. Zumindest hoffte ich das.

Ich öffnete die Tür und räusperte mich, denn auf den ersten Blick war niemand zu sehen. »Ma’am?« Ein Keuchen kam aus der Region unterhalb des Schreibtischs und augenblicklich wurde ein dunkelblau bekleideter Arsch sichtbar. Halleluja, mir stockte der Atem. Verfickte Scheiße, was für ein Hintern. Wenn der Rest nur halb so akzeptabel aussah, dann war die Sache hier geritzt. Mein Schwanz zuckte schon voller Vorfreude und ich musste mich stark konzentrieren, um meine Hände bei mir zu behalten.

»Könnten Sie vielleicht …?«, grollte es von unter dem Tisch und eine filigrane Hand streckte sich mir entgegen, die scheinbar herausgezogen werden wollte. Noch bevor sich unsere Hände berührten, spürte ich die Funken sprühen. Mit einem Ruck zog ich die Frau samt Arsch hoch. »Aua«, keifte mir die Schönheit entgegen, die mitnichten, nicht einmal im Ansatz, einer alten Fregatte ähnelte. Ihre brünetten Haare wippten kess in einem Pferdeschwanz, der sich gut ums Handgelenk wickeln ließ. Dunkelbraune Augen funkelten mich belustigt an. »Gern geschehen«, grinste ich breit und schob meine Fliegersonnenbrille auf den Haaransatz. »Hi …«

»Major Torres«, stolperte der Chef ins Vorzimmer und unterbrach meine ersten Annäherungsversuche an die Lady. »Gut, dass Sie da sind. Haben Sie die Unterlagen?« Sein gespielt verschwörerischer Blick ließ mich innerlich aufstöhnen, immer dieses theatralische Gehabe.

Die Frau mit dem geilsten Arsch der Welt räusperte sich und blickte den Boss vorwurfsvoll an. »Lieutenant General?« Mit Nachdruck wechselte ihr Blick zwischen ihm und mir hin und her. Ich verstand, der Lieutenant brauchte ein paar Augenblicke länger …

»Ah, ja … Major Torres, das ist Firs … Das ist Arizona White, meine neue Assistentin. Miss White, das ist Major Jack Torres, einer unserer besten Testflieger.« Er holte kurz Luft. »Wenn nicht sogar, der Beste«, fügte er augenzwinkernd hinzu.

»Torres mit zwei R.« Feixend begrüßte ich sie mit festem Handschlag, den sie mindestens genauso fest erwiderte. Gott, ich liebte diesen Top-Gun-Scherz einfach.

»Angenehm. White mit einem I«, konterte sie und taxierte mich mit ihrem durchdringlichen Blick. Fuck, Baby, du würdest dich gut auf der Tragfläche eines Kampfjets machen.

Arizona - Spitzel

»General?« Ich wartete mit der Hand an der Türklinke, dass er mich hinein bat. Es dauerte eine Ewigkeit, bis er den Papierkram zur Seite schob, den Stift aus der Hand legte und endlich seinen Blick mir zuwandte.

»Treten Sie ein, First Lieutenant.« Er nickte auffordernd und ich konnte gerade so, das genervte Seufzen unterdrücken.

Zielstrebig ging ich zum Stuhl vor seinem Schreibtisch und ließ mich darauf fallen.

»Was gibt es, Dad?«

Er lächelte breit, denn er wusste genau, wie ich das Theater mit dem General- und Lieutenant-Getue hasste.

»Deine Mutter lässt fragen, wann du mal wieder zum Essen vorbei kommst.«

»Komm schon, Dad. Mom würde dich nie vorschicken, um nach einem Essenstermin zu fragen. Außerdem«, ich lehnte mich nach vorn auf seinen Schreibtisch, »hab ich gestern erst noch mit ihr telefoniert.«

»Können wir uns nicht einfach mal so von Vater zu Tochter unterhalten?«

»Dad!« Ich liebte ihn, wirklich, aber er ging mir mit seiner ruhigen Art tierisch auf die Nerven.

»Schon gut, Arizona. Ich hab deine letzten Untersuchungsergebnisse bekommen … und sie sehen prima aus. Du darfst wieder am aktiven Dienst teilnehmen.«

Wow, damit hatte ich jetzt nicht gerechnet. Nach einer Schulterverletzung, weil der letzte Ausstieg aus meiner Maschine nicht ganz so glatt verlaufen war, war ich einige Zeit aus dem Verkehr gezogen gewesen. Und jetzt sollte ich endlich wieder in einen Jet steigen dürfen und …

»Allerdings hab ich eine andere Aufgabe für dich«, unterbrach mein Vater meine Träumereien.

Ich lehnte mich wieder im Stuhl zurück und überkreuzte die Arme vor der Brust. »Spucks aus, damit wir es schnell hinter uns haben.«

»Du musst mir einen Gefallen tun, Arizona. Beziehungsweise einem alten Kollegen.«

Misstrauisch zog ich die Augen zusammen. »Sprich weiter, noch bin ich ganz Ohr.«

»Du müsstest zur Edward Airforce Base.«

Damit hatte ich jetzt nicht gerechnet. Heilige Scheiße. Auf dem Stützpunkt wurden die neuesten Flugkörper und Flugzeugtechniken erprobt und getestet. Ich war Pilotin mit Leib und Seele und hier würde gerade ein riesengroßer Traum in Erfüllung gehen.

»Allerdings, gibt es einen kleinen Haken bei der Sache«, sprach mein Vater weiter. »Lieutenant General Braxton bittet um Hilfe. Es sind Daten … streng geheime Daten nach draußen gelangt. Du weißt, dass dort Prototypen an Kampfflugzeugen und Waffensystemen getestet werden. Diese Basis hat die höchste Sicherheitsstufe und so etwas darf nicht passieren.»

»Ich verstehe, aber was ich nicht kapiere, was genau hat das mit mir zu tun?«

»Du bist Pilotin und kennst dich mit den gängigsten Systemen aus. Somit wüsstest du, nach was du suchen musst, wenn es dort einen Maulwurf geben sollte. Außerdem bist du meine Tochter, zu der ich vollstes Vertrauen habe und … auch wenn es mir nicht gefällt, du bist eine Frau.«

»Dir gefällt es nicht, dass ich eine Frau bin?« Irgendetwas hatte ich wohl falsch verstanden.

»Nun ja, wir haben den perfekten Posten für dich. Unauffällig, nah an allem dran und … sie werden dich vergöttern.«

Mein Vater saß mit hochrotem Kopf am Tisch und musterte mich. Mich dagegen beschlich ein mulmiges Gefühl, denn es hörte sich nicht danach an, dass ich als Pilotin dort einsteigen würde. »Welcher wäre das?«

»Wie es der glückliche Zufall so will, ist die Stelle der Assistentin von Braxton frei und du …«

»Ich soll seine verdammte Sekretärin spielen?«, donnerte ich los. Von wegen Assistentin. Mein Vater konnte sich sein Schönreden gerade sonst wohin stecken. »Ich soll Kaffee kochen, kopieren und Berichte tippen? Und …«, wenn ich daran dachte, erstickte ich fast an meinen nächsten Worten. »… eine verschissene Sekretärinnenkluft tragen?«

»Kind, so schlimm ist das doch nicht. Ich fand dich darin immer sehr hübsch.«

»Hübsch?« Meine Zähne malmten aufeinander. »Dad, ich trage in meiner Freizeit, Lederjacken, Jeans und Boots. Und nun soll ich den ganzen Tag auf … auf Monsterabsätzen herumlaufen, Röcke tragen, in denen man noch nicht einmal schneller als ne Schnecke laufen kann und Blusen, die jeden Mann anschreien, mich anzugaffen?«

»First Lieutenant«, erklang mein Vater nun mit seiner Generalstimme. Verdammt, auch wenn ich es hasste, ja, er war auch mein Vorgesetzter.

»Schon gut«, seufzte ich. Ich war wohl gerade zum Bodenpersonal degradiert. »Ich mach’s ja.«

***

Nun saß ich hier also, an einem Ort, der nicht hätte schöner sein können. Kalifornien, geniales Wetter, das Dröhnen der Flugzeugmotoren war den ganzen Tag zu hören und ich roch das Kerosin, was allgegenwärtig war.

 

Ich hatte ein kleines Häuschen auf dem Stützpunkt bezogen und würde heute bei Lieutenant General Braxton als seine Vorzimmerdame – bei dem Wort könnte ich schon wieder kotzen – anfangen. War ja nicht so, dass ich nicht Kaffee kochen konnte, den Kopierer bedienen, oder einen Bericht tippen. Immerhin wusste ich, um was es bei den speziellen Ausdrücken ging. Es ging mir rein ums Prinzip. Ich hatte nicht umsonst die Ausbildung durchgezogen, um Pilotin zu werden. Und das war kein Zuckerschlecken gewesen. Schon gar nicht als Frau.

Gott und jetzt musste ich auch noch als Solche auftreten. Ich hatte die letzten Tage geübt, in diesen höchst gefährlichen Schuhen zu laufen. Boah, da stand ich lieber unter Feindbeschuss, was um ein vielfaches ungefährlicher war, als mit diesen monströsen Absätzen zu laufen. Die Gefahr, dass ich mir dabei das Genick brach, war weitaus größer als in einem verfickten Minenfeld auf eine von ihnen zu treten.

Ich steckte mir meine Sicherheitskarte an den Rock, nahm meine Handtasche – verdammt, ich hatte nie eine besessen und hatte mir extra eine kaufen müssen – und ging zu meinem Flitzer. Immerhin hatte mein Dad mir zugestanden, dass ich meine Corvette mit zum Stützpunkt nehmen durfte, wenn ich schon mein Motorrad hatte zuhause lassen müssen. Wobei das mit dem Rock sowieso ein Problem gegeben hätte.

Der schwarze Lack glänzte in der aufgehenden Sonne und ich strich schon fast zärtlich über meinen Wagen. Ich klemmte mich hinters Steuer, zog die Schuhe aus … da fuhr ich sicherer barfuß, als mit diesen Dingern … und pfefferte die Handtasche auf den Beifahrersitz.

Mit dem klassischen Sound startete der Motor und vibrierte unter meinen Fußsohlen. Während ich losfuhr, ließ ich beide Fenster herunter und der Fahrtwind zerrte an meinen Haaren und löste sicher gerade meine komplette Frisur in Wohlgefallen auf.

Aber um nichts in der Welt würde ich jetzt die Fenster schließen. Ich hörte das Surren, bevor ich den Jet neben mir sah. Fuck, er befand sich in Startposition und begann zu rollen. Ich war bereit. Das Feuer stob aus den Düsen, als das Baby startete. Ich schaltete einen Gang runter und ließ meine Süße aufbrüllen. Dann trat ich das Gaspedal durch und jagte neben dem Kampfflugzeug her und der Anblick war der Schönste, den ich seit Langem gesehen hatte. Die Sonne reflektierte sich im Glas der Pilotenkabine und dann hob die Maschine ab.

Ein Seufzen entfuhr mir, denn viel lieber hätte ich mich jetzt in dem aufsteigenden Flugzeug befunden. Ich drosselte das Tempo und war kurze Zeit später vor dem Verwaltungsgebäude eingetroffen. Ein Blick in den Rückspiegel ließ mich allerdings die derbsten Flüche ausstoßen. Ab Morgen musste ich die Fenster geschlossen halten. Irgendwo in meiner Handtasche hatte ich eine Bürste, die ich schnell hervorkramte. Heute pfiff ich auf kunstvoll hochgesteckte Haare, sondern löste die Klammern und kämmte sie durch, bis alle Knoten gelöst waren, und sie mir in Wellen über den Rücken fielen. Schnell band ich zu einem Zopf … fertig. Ich schlüpfte in die Schuhe, nahm meine Handtasche und schwang die Beine aus dem Auto. Ich hatte mittlerweile größten Respekt vor den Frauen, die mit diesem Zeug auch noch elegant aussahen. Ich dagegen versuchte einfach nur aus dem Auto zu kommen, ohne zu viel Bein zu zeigen. Elegant war ausverkauft. Aber vielleicht blieb es auch unbeobachtet …

Als ich stand, den Rock gerade zog und meinen Blick schweifen ließ, wurde ich schnell eines Besseren belehrt. Die Kompanie, die wohl gerade dabei gewesen war, ihren morgendlichen Lauf zu absolvieren, hatte sich in ein heilloses Chaos verwandelt. Reih und Glied war was anderes. Wobei Glied viel vorhanden war.

Ich setzte mein bestes Lächeln auf. »Guten Morgen, die Herren«, flötete ich – ha, denn ich war mit keinem Rang unterwegs und konnte mich voll zivil benehmen – was die harten Männer wieder aus ihrem Takt brachte und ein sonores »Guten Morgen«, war zu vernehmen.

Okay, das war gar nicht mal so schlecht. Sonst hatte ich sie als Kumpels gesehen, sie jetzt aber als das, was sie waren … Männer … zu behandeln, würde mich hoffentlich meinem Ziel schneller näher bringen. Wenn ich es geschickt anstellte, meinen anscheinend doch vorhandenen weiblichen Charme spielen ließ, hätte ich sicher ruckzuck den Maulwurf gefunden, ihn hops genommen und konnte endlich wieder eine Maschine besteigen und fliegen.

Während der Kompanieführer das Marschlied wieder anstimmte, zog ich den Rock ein Stück höher, was die Tonlage bei ihm beträchtlich in Schieflage brachte.

Beschwingt betrat ich das Gebäude, lächelte jedem zu, grüßte und nickte, und wusste, dass mir gerade die komplette männliche Belegschaft zu Füßen lag. Da ich aber nicht ausschließen konnte, dass eine Frau der Maulwurf war, würde ich genauso nett und zuvorkommend sein und mich mit ihnen auch mal über … Mode oder Männer unterhalten. Gott, das würden die schlimmsten Gespräche werden.

Vor der Tür zu Braxtons Büro zog ich meinen Rock wieder herunter. Ihn wollte ich ganz sicher nicht durcheinanderbringen. Der Mann brauchte Hilfe und keinen Herzschrittmacher. Ich klopfte an und sofort erklang ein »Herein.«

»Guten Morgen, Lieutenant General Braxton.«

»Arizona, treten Sie ein.« Der ältere Mann lächelte mich warm an und ordnete hektisch ein paar Papiere. »Ich bin Ihnen und Ihrem Vater so dankbar. Setzen Sie sich doch bitte.«

»Danke, General.«

»Kindchen, Sie sind so groß geworden. Ich kenne Sie noch, da waren Sie gerade einmal acht Jahre alt. Wo ist nur die Zeit hin?«

Ich dagegen wusste noch nicht einmal, das Braxton mich kannte.

»Entschuldigen Sie bitte. Ich schwelge so gerne in Erinnerungen. Aber das hat mich auch auf meinen alten Freund, Ihren Vater, gebracht. Er hat Sie über die Lage unterrichtet?«

»Ja, hat er. Dass hier überhaupt jemand Daten rausschmuggeln kann, ist verwunderlich. Die hier herrschenden Sicherheitsvorkehrungen dürften das unmöglich machen.«

»Ich weiß«, seufzte der General. »Nur leider hat es jemand geschafft. Und es tut mir schrecklich leid, dass Sie, als meine Sekretärin hier anfangen müssen. Ich weiß, wie sehr Sie das Fliegen lieben und auch, dass Sie wieder diensttauglich geschrieben sind. Ich versuche, Ihnen die Zeit hier so angenehm wie möglich zu gestalten.«

»General Braxton, das ist wirklich sehr zuvorkommend von Ihnen«, verdammt ich war schon im Höflichkeitsmodus, »aber das ist wirklich nicht nötig. Je mehr ich mich in die Rolle einfinde, desto eher wird es auch glaubhaft sein.«

»Nun gut, ich denke, wir beginnen, dass Sie sich im Vorzimmer häuslich einrichten. Ich habe Ihnen eine Sicherheitsstufe unter meiner eingeräumt. Sollten Sie in Räumlichkeiten müssen, die Ihnen nicht obliegen, sagen Sie Bescheid.«

Er erhob sich und ich nickte bedächtig. Somit hatte ich Zugriff auf fast alles. Das wäre von Vorteil, wenn ich mich hier umsehen wollte … ohne den General. Vor allen Dingen war mit dem alten Herren an meiner Seite, das Kennenlernen mit den anderen Männern eher gering.

Beim Eintreten hatte ich schon bemerkt, dass das Zimmer wirklich gut ausgestattet war. Es gab einen Kaffeevollautomaten der auf einem Tisch mit Geschirr, Zucker und Milch stand und ich wusste, dass wir die besten Freunde wurden. Ohne Kaffee liefe bei mir gar nichts.

Allerdings sah der PC sehr neu und unbenutzt aus, was mich stutzen ließ.

»General« wandte ich mich an Braxton, der mit gekommen war, aber ziemlich blass aussah. Irgendetwas stimmte mit dem Mann nicht. »Ist der PC neu angeschafft worden, oder warum sieht er unbenutzt aus?«

»Äh, nun ja. Mrs. Rose hat ihn nie genutzt.«

Ich schaute ihn geschockt an. »Wie hat sie denn die Berichte und Briefe geschrieben?«

Seine Hand zeigte nach links, wo sich eine alte Schreibmaschine befand.

»Die muss ich aber nicht benutzen?«, fragte ich vorsichtig nach.

»Um Gottes willen nein, Kind. Der Computer enthält Zugriff auf alle Akten, damit Sie sich in Ruhe das Personal durchschauen können.«

»Gut«, ich lächelte ihm dankbar zu und drückte den Powerknopf. Nichts tat sich.

»Ähm, ich glaube, der Computer wurde nie angeschlossen … Sie können gerne einen IT-Spezialisten kommen lassen.«

Ich lachte und winkte ab. »Lassen Sie mal gut sein, General, so einen PC bekomme ich auch alleine angeschlossen. Sie können gerne weiterarbeiten, ich werde mich darum kümmern.«

»Und sollten Sie etwas brauchen …«

»… dann melde ich mich«, beendet ich seinen Satz und warf die Handtasche auf den Schreibtischstuhl.

Während immerhin die Kaffeemaschine in den Heizmodus ging, als ich diese anschaltete, verschwand ich unter dem Schreibtisch, um mir die diversen Kabel anzuschauen und einzustecken.

Fuck, das war ein beschissenes Unterfangen mit dem engen Rock und den Pumps. Außerdem hatte ich ständig das Gefühl, dass mir die Titten aus dem blöden Spitzen-BH fallen würden. Unter lautem Fluchen … ich hoffte, Braxton ignorierte es einfach, bekam ich immerhin den Computer angeschlossen.

Ich überlegte gerade, wie ich, ohne dass ich mir den Rock über den Arsch zog, unter dem Schreibtisch wieder hervorkam, als mich ein Klopfen an der Tür ablenkte.

Die dunkle Stimme ließ mich aufkeuchen und das Ma’am, schoss mir ungefiltert zwischen die Beine. Verflucht, wenn der Typ so heiß aussah, wie seine sexy Stimme versprach … aber erst einmal musste ich hier herauskommen.

Mit einem beherzten Ruck half er mir auf die Füße und … wow … der heißeste Mann seit Langem … oder überhaupt, stand vor mir. Hätte ich ein Höschen angezogen, wäre dieses jetzt sicher feucht ohne Ende.

Allerdings war er tabu für mich. Auch wenn der Grundsatz, nie etwas mit einem Kollegen anzufangen, hier nicht griff, da ich eine Zivilistin war, so musste ich die Finger von den Männern lassen, bis ich wusste, wer der Maulwurf war. Wirklich schade, denn die Aussicht mit ihm als Piloten … dem Besten, wie Braxton bestätigte, anzubandeln …