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Mrs. Commingdale 4 - Zwei auf einen Streich

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Es gab nämlich für sie äußerst wichtige Kriterien, die es strikt zu beachten galt. In den letzten zweieinhalb Jahren waren drei Menschen in ihrem Umfeld

verunglückt

. Manch Abergläubischer hielt sie vielleicht für einen Unglücksboten. Kluge Köpfe sahen eventuell Zusammenhänge, was ihr das Genick brechen könnte. Sie durfte keine Spuren hinterlassen. Niemand sollte sich an sie erinnern, wenn ihre Mission beendet war.



Inzwischen war Margret fast schon ein Profi geworden, der wusste, worauf es ankam. Dennoch überschätzte sie sich nicht und war stets auf der Hut. Scotland Yard deckte zwar viele Verbrechen auf, war ihr bisher aber nicht auf die Schliche gekommen.



Außerdem sah sie sich nicht als Mörderin, sondern als eine Art Racheengel, der Gutes vollbrachte, die Menschheit vom Bösen befreite. Und damit sie auch in Zukunft nicht in den Fokus der Ermittler rückte, brauchte sie dieses Mal eine äußerliche Veränderung.



Bei dem Gedanken an die künftige Verkleidung wurde sie ruhiger, eine Hürde war genommen. Als sie sich in dieser Maskerade vor ihrem geistigen Augen sah, grinste sie. Diese Vorstellung gefiel ihr. Sie gähnte und war kurz darauf eingeschlafen.







2





Am folgenden Morgen zermarterte Margret sich wieder das Gehirn, bis ihr eine Idee kam.

Wofür hat man Söhne, wenn die einem nicht einmal zur Hand gingen?

 Sie würde ihren Jüngsten, Paul, am Sonntag bitten, für sie nach den bekanntesten Kaffeestuben in London zu recherchieren. In der Gewissheit, sich damit nicht mehr befassen zu müssen, atmete sie erleichtert auf.



Da sie bis zum wöchentlichen Treffen genug Zeit hatte, konnte sie sich bis dahin einen Schlachtplan zurechtzulegen. Eine sorgfältige Planung war von immenser Wichtigkeit, wenn sie weiterhin perfekt sein wollte. Und Margret war gut im Planen, sehr gut sogar.

Eine Perücke, ein neuer Mantel und ein Schal reichen höchstwahrscheinlich aus. Dazu ... Eine Brille!,

 kam ihr ein Geistesblitz. Begeistert über den Einfall, klatschte sie in die Hände.

Mit dieser Aufmachung erkennt mich kein Mensch.



Weder ihr Ältester noch die beiden jüngeren Söhne trugen den Vornamen Mortimer, obwohl es damals üblich war, den Erstgeborenen nach dem Vater zu benennen. Margret hatte befürchtet, ihrem Stammhalter ein zu schweres Erbe aufzubürden, wenn sie ihn nach dem alten Schwerenöter benannte. Das war allerdings vergebliche Liebesmüh gewesen. Wie sich herausstellen sollte, kam Henry in Sachen Treue ganz nach dem Erzeuger.



Der Mittlere und der Jüngste trugen zum Glück ihre Gene in sich. Während Brian äußerlich nach seinem alten Herrn kam, sah Paul, ihr Kleiner, wie sie ihn liebevoll nannte, ihr am ähnlichsten. Er besaß ihre Gesichtszüge und die strahlenden blauen Augen, die auch sie einstmals gehabt hatte. Jetzt hatten sie ihren Glanz jedoch verloren. Dem Himmel sei Dank, dass er nicht so kurz geraten war wie seine Mutter! Er überragte sie mit seinen 1,75 m um zwanzig Zentimeter.



Im Gegensatz zu ihr legte er viel Wert auf seine Kleidung. Sie hatte sich in ihrer lieblosen Ehe einen unmodernen Stil zugelegt, in dem sie nach wie vor auftrat. Die altmodische, überwiegend in grauen Farben gehaltene Garderobe gehörte zur Tarnung. Zuvor hatte sie nur dem Zweck gedient, den untreuen Gemahl zu triezen.



Mortimer! Sie schnaubte.

Hast dich gekleidet wie ein Mann von Welt, obwohl du nur ein einfacher Gärtner warst. Und wie hast du dich für mich g