Religionen – ausgedient und überflüssig

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Gott war außer sich! Wie konnten sie es wagen? Die Strafe folgte auf dem Fuß: Adam und Eva wurden auf der Stelle aus dem Garten Eden vertrieben und mit der herrlichen Bequemlichkeit war es ein für alle Mal vorbei. Von Stund an hatte Eva die Leiden der Kindsgeburt zu ertragen und Adam musste zwecks Nahrungssicherung harte und mühselige Arbeiten auf dem Acker verrichten. Dass er das wohl einigermaßen unbeschadet überstanden hat, lässt die biblische Überlieferung vermuten, demgemäß er immerhin neunhundertdreißig Jahre alt wurde.







„Und Adam lebte hundertdreißig Jahre und zeugte einen Sohn in seinem Gleichnis, nach seinem Bilde, und gab ihm den Namen Seth. Und die Tage Adams, nachdem er Seth gezeugt hatte, waren achthundert Jahre, und er zeugte Söhne und Töchter. Und alle Tage Adams, die er lebte, waren neunhundertdreißig Jahre, und er starb. (1. Mose 5, 3-5)







Gott bestrafte das erste Menschenpaar also überaus drakonisch, wenn man bedenkt, dass es ihm nur einen Apfel entwendet hatte. Die Schlange, die seines Erachtens an der ganzen Misere eine gehörige Portion Mitschuld trug, bekam auch ihr Fett weg. Er beraubte sie ihrer Beine – was aus rein optischen Gründen aber eher eine Verbesserung darstellte.





Damit sollte es eigentlich genug sein, aber der von den Menschen erfundene Gott war sehr nachtragend und äußerst rachsüchtig. Wenn James Ussher Recht hatte und die Erde 4004 v. Chr. entstanden ist, muss Gott wohl sehr lange darüber nachgedacht haben, wie er die Schuld des ersten Menschenpaares sühnen könnte. Erst nach mehr als viertausend Jahren quälender und verzweifelter Suche, zeichnete sich langsam die rettende Lösung des Konflikts ab.





Den vor langer Zeit von Adam und Eva begangenen Frevel einfach zu vergeben, kam für ihn natürlich nicht infrage. Also gelangte er zu der Überzeugung, dass die endgültige Tilgung dieser menschlichen Ursünde, die ihm tausende Jahre schlafloser Nächte bereitet hatte, nur machbar sei, wenn möglichst ein Mitglied seiner eigenen Familie hingerichtet würde – sinnvollerweise durch die seinerzeit von ihm selbst aufwändig modellierten menschlichen Geschöpfe. Die göttliche Idee war jedoch wider Erwarten nicht so richtig ausgereift, denn – eine eigene Familie hatte der Allmächtige leider nicht. Er konnte weder auf Vater und Mutter noch auf Geschwister oder eigene Kinder zurückblicken, und zu allem Überfluss war er auch noch Single. Wie sollte unter diesen Voraussetzungen ein Familienmitglied für die fürchterlichen Vergehen des ersten Menschenpaares einstehen? Die Lösung dieses Dilemmas war aber schnell gefunden: Um den Obstdiebstahl ungeachtet dessen wieder aus der Welt schaffen zu können, wollte Gott nunmehr höchstpersönlich mit einer menschlichen Jungfrau einen Sohn zeugen, der später für das ungeheuerliche, verabscheuungswürdige und über alle Maßen entsetzlich schreckliche Apfelklau-Verbrechen unsäglich büßen sollte.







Davon, dass ein omnipotenter Gott sich zwecks Fortpflanzung explizit einer menschlichen Jungfrau bedienen musste, war ja eigentlich nicht unbedingt auszugehen. Möglicherweise hatte den Allmächtigen aber die von ihm selbst erfundene „technische Ausführung“ der Reproduktion, die bekanntermaßen bei sämtlichen von ihm geschaffenen Kreaturen auf begeisterte Zustimmung stieß, so inspiriert, dass er sie unbedingt persönlich ausprobieren wollte. Natürlich könnte ihm aber auch der Lehm für die Herstellung einer neuerlichen Schablone ausgegangen sein.







Das Bußkonzept jedenfalls war im Nachhinein betrachtet einfach brillant – auf so etwas muss man erst einmal kommen! Irgendein Dieb klaut einem Großgrundbesitzer einen Apfel, und zur Strafe dafür lässt der Eigentümer der Obstplantage seinen eigenen Sohn umbringen. Das ist überragend! Eine derart souveräne Inspiration ist einfach genial, erfrischend innovativ und eindeutig kaum zu übertreffen. Es gehört haufenweise logisches Denkvermögen und unglaublich viel Sachverstand dazu, einen kleinen Dieb mehr oder weniger unbestraft zu lassen und stattdessen ein Mitglied seiner eigenen Familie zu massakrieren. Auch wenn sich diese seltsame Logik nicht jedem erschließt, sind religiöse Fanatiker seit nunmehr ca. zweitausend Jahren bereit, dieses mit Sicherheit nicht göttliche, sondern eher bodenlos teuflische Verhalten vorbehaltlos gutzuheißen – auch wenn die damalige Aktion an Abartigkeit und Perversion kaum zu überbieten ist.





Aber auch das reichte Gott noch nicht aus. Um den Effekt zu verstärken, sollte der über alles geliebte Sohn vor Vollstreckung der Todesstrafe auch noch möglichst brutal und bestialisch gefoltert werden. Und so kam es dann auch, aber darüber später mehr.







Es mutet höchst seltsam an, dass Gott damals auf die naheliegende Idee, Adam und Eva als Verursacher des unfassbaren Verbrechens kurzerhand zu liquidieren und sodann ein neues Menschenpaar zu schaffen, einfach nicht gekommen ist. Wäre das nicht einleuchtender und gerechter gewesen, als vor ca. zweitausend Jahren ausgerechnet auf unserem Mückenschiss von Planeten einen menschlichen Sohn zu zeugen, ihn dann als halluzinierenden Frömmler durch die Lande zu schicken und ihn anschließend ans Kreuz nageln zu lassen?







Zu der Zeit, als die Genesis niedergeschrieben wurde, bestand für die Menschen die Welt nur aus dem von ihnen besiedelten Land, dem Wasser in Flüssen und Meeren, den Pflanzen und Tieren des Wassers, des Landes und der Luft sowie den großen und den kleinen am Himmelsgewölbe anmutig drapierten Leuchten und Lämpchen. Nur diese sichtbaren Dinge deuteten sie als das, was Gott je geschaffen hatte. Mehr war für sie unvorstellbar. Von der Größe der Erde, den riesigen Ausmaßen unserer Milchstraße, den Milliarden Galaxien mit ihren jeweils mehreren hundert Milliarden Sternen und Planetensystemen, sowie den unvorstellbaren Dimensionen des wohl endlosen Universums, hatten sie natürlich keinen blassen Schimmer. Für sie hatte der Allmächtige nur das geschaffen, was sie sahen bzw. interpretierten, und daher konnte die Schöpfungsgeschichte zwangsläufig auch nur in dieser Form Bestandteil der biblischen Aufzeichnungen werden – weil sie eben nicht von Gott, sondern von reichlich albernen und einfältigen menschlichen Narren geschrieben wurde.





Wer aber nun meint, dass das bisher Geschilderte lediglich in der antiken Welt ernst genommen wurde, liegt gewaltig daneben. Dieser gesammelte Schwachsinn ist Status quo und wird demgemäß auch heute noch von Milliarden Menschen für die reine und unumstößliche Wahrheit gehalten. Dabei ist schon aus den ersten Kapiteln der Bibel klar ersichtlich, dass sie nicht von dem Gott verfasst wurde, den uns die verschiedenen Religionen aufs Auge drücken wollen, sondern dass sie mit zweifelsfreier Sicherheit von irgendwelchen stumpfsinnigen und vernagelten Quacksalbern geschrieben wurde, deren Fantasievorstellungen damals noch nicht mit den heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen zu widerlegen waren.





Unverständlich ist jedoch, dass es in unserem aufgeklärten Zeitalter immer noch Unmengen von Menschen gibt, die zum Beispiel die Bibel, die Thora oder den Koran buchstäblich wörtlich nehmen und die dort von Gott geforderten, bluttriefenden Gewaltanwendungen mit kaum noch zu übertreffendem Enthusiasmus bis zum Exzess in die Tat umsetzen. Na ja, Verstand ist halt das Einzige, was man verlieren kann, ohne es je besessen zu haben.







Mediziner haben festgestellt, dass für religiöse Verblendungen höchstwahrscheinlich unterversorgte Bereiche im Stirnlappen des menschlichen Gehirns zuständig sind. Bei Christen können solche neuronalen Anomalitäten durchaus Marienerscheinungen auslösen. Im Nahen Osten auch Sprengungen!









Ein Mann möchte seinen toten Hund auf dem Friedhof begraben. Der katholische Priester lehnt das Ansinnen ab, weil der Friedhof nur gläubigen Katholiken vorbehalten sei. Er sagt zu dem Mann: „Versuchen Sie es doch bei den Evangelischen – für Geld machen die ja fast alles!“ Der Mann: „In Ordnung. Noch eine Frage: Glauben Sie, dass für die Beerdigung des Tieres zweitausend Euro reichen?“ Darauf der Priester: „Moment mal – einen Augenblick bitte! Warum sagen Sie denn nicht gleich, dass der Hund katholisch war?“







Wie Religionen tatsächlich entstanden



Wenn man die Schöpfungsgeschichte in der aus heutiger Sicht unbeschreiblich anmaßenden, zynischen und arroganten Bibeldarstellung nicht so ernst nimmt, wie haben sich Religionen dann tatsächlich entwickelt?





Irgendwann in grauen Vorzeiten, jedenfalls vor mehr als einer Million Jahren, gelang es einem Lebewesen auf dem Planeten Erde

Verstand

 auszubilden. Es wurde während seiner evolutionsbedingt fortschreitenden Entwicklung zum bis heute einzigen Lebewesen, welches sich seines Lebens – und somit auch seines Todes –

bewusst

 wurde. Aufgrund dieser Erkenntnis erhob es sich über alle anderen Lebewesen und nannte sich fortan

Mensch

. Dass auch er nur ein Säugetier von vielen ist, kam ihm nicht in den Sinn. Die klare Abgrenzung zu anderen Lebensformen, die er Tiere und Pflanzen nannte, war für ihn unabdingbar, weil er sich durch seine eingebildete Ausnahmeerscheinung für etwas ganz Besonderes hielt. Voller Hochmut und Anmaßung kam er zu der Überzeugung, dass er aufgrund seines einzigartigen Bewusstseins mit zweifelsfreier Sicherheit die „Krone der Schöpfung“ sei. In Wahrheit jedoch, sind auch die heute lebenden Menschen nur die Neandertaler von morgen.





Verstand ist nicht gleichzusetzen mit Intelligenz oder Instinkt. Natürlich gibt es sehr viele Tiere mit ausgeprägtem Instinkt und mit erstaunlicher bis sensationeller Intelligenz, aber – „Verstand“ haben sie nicht. Hier einige Beispiele:

 







 Wenn Vögel in einer Höhe von ca. einem Meter über die Straße fliegen, sind sie intelligent genug, um den dort heranbrausenden Fahrzeugen mit akrobatischen und atemberaubenden Flugmanövern auszuweichen. Bis auf die, die trotz aller Vorsicht und Schnelligkeit an die Windschutzscheibe des nächstbesten Autos klatschen. Hätten die Tiere Verstand, würden sie längst erfasst haben, dass sie jede Straße völlig relaxt und gefahrlos überqueren könnten, wenn sie dabei eine Mindesthöhe von ca. drei bis vier Metern einhalten würden.



 In Kenia fließt durch den Massai-Mara-Nationalpark der Mara River. Dieser wird zweimal im Jahr von riesigen Tierherden, die aus jeweils Tausenden von Gnus und Zebras bestehen, überquert – ausgerechnet an einer Stelle mit extrem unzugänglichen Steilufern. Zwar sind die Tiere intelligent genug, um durch den Fluss zu schwimmen, weil sie nur auf der anderen Seite frisches Futter finden, aber – Verstand haben auch sie nicht. Sie könnten nahezu gefahrlos das gegenüberliegende Ufer erreichen, wenn sie nur ein paar Hundert Meter entfernt den Fluss überqueren würden. Dort gibt es keine Steilufer, in denen sich fatalerweise einige dieser Tiere die Beine brechen und es gibt auch kaum Krokodile, die ihnen nach dem Leben trachten. Doch sie zwängen sich ohne Rücksicht auf eigene Verluste in einem irrsinnigen Gedränge durch dieses nur wenige Meter breite Nadelöhr – ohne Sinn und Verstand. Sie können nicht anders, weil sie es schon seit Jahrtausenden so gemacht haben.



 Ein Rudel Löwen verfolgt eine Herde Büffel, die aus mehreren Hundert Tieren besteht. Die Büffel fliehen instinktiv und so schnell wie möglich. Warum? Weil auch sie das schon immer so gemacht haben – ebenfalls seit Tausenden von Jahren. Hätten sie Verstand, dann wären sie sich ihrer gigantischen Kräfte, die die der Löwen um ein Vielfaches übersteigen, bewusst. Statt tatenlos zuzusehen, wie diese genüsslich einen ihrer Artgenossen verspeisen, würden sie den Spieß einfach umdrehen und ihrerseits in geschlossener Formation die Löwen jagen. So wäre auch durchaus denkbar, dass sich mehrere Bullen zusammenschließen, weil sie nur zu ihrem Privatvergnügen oder auch aus purer Langeweile gerne ein paar Löwen (die nicht einmal auf der Jagd nach ihnen sind) aufmischen möchten. Wahrscheinlich müssten sich die chancenlosen Raubkatzen infolge ihrer traumatischen Erlebnisse anschließend in psychiatrische Behandlung begeben.



 Affen, deren Gene zu immerhin ca. 98 % mit denen von Menschen übereinstimmen, würde man noch am ehesten Verstand zutrauen. Obwohl diese Tiere überaus intelligent und äußerst gewitzt sind, trifft diese Aussage aber auch hier nicht zu. In dem vielfach ausgezeichneten Dokumentarfilm „Die lustige Welt der Tiere“ wird unter anderem gezeigt, wie ein afrikanischer Buschmann einen Affen fängt. Dieser soll ihm später verraten, wo sich ihm bekannte Wasserstellen befinden. Der Buschmann bohrt in das weiche Gestein eines Hügels ein kleines Loch, welches er in der Tiefe etwas erweitert. In dieser Mulde deponiert er anschließend einige schmackhafte Nüsse. Er achtet sehr darauf, dass der in einiger Entfernung sitzende Affe jede seiner Bewegungen genau verfolgen kann. Dann entfernt er sich und beobachtet das Tier aus einem Versteck. Der äußerst neugierige Affe muss jetzt natürlich unbedingt wissen, was sich in dem Loch befindet. Er greift in die Öffnung, die gerade so groß ist, dass sein Arm hindurch passt, und nimmt sich die Nüsse. Das Problem ist nur, dass die jetzt zur Faust geballte Hand des Tieres nicht mehr durch die kleine Öffnung passt. Als der Buschmann sich ihm nähert, zieht und zerrt der Affe verzweifelt an seinem Arm und schreit vor lauter Angst wie am Spieß. Er hätte mehr als ausreichend Zeit, um zu fliehen, aber auf die Idee, die Nüsse einfach loszulassen, kommt er nicht. So wird der Affe ganz leicht gefangen, weil auch er mangels Verstandes die physikalisch kausalen Zusammenhänge nicht begreift.







Wie aber ging das Lebewesen

Mensch

 mit der Erkenntnis um, dass es

endlich

 ist, dass es irgendwann stirbt? Während Tiere und Pflanzen darüber mangels Bewusstseins nicht nachdenken, war dieser Gedanke für den Menschen unerträglich. Dass von ihm am Ende seiner Tage nichts mehr bleiben sollte, machte ihn fast wahnsinnig. So etwas war für ihn unvorstellbar – das konnte er einfach nicht akzeptieren. Aus diesem Grunde hat er vor vielen Tausend Jahren die Religion erfunden, auch wenn sie damals natürlich noch nicht so genannt wurde. Nur mit der Flucht in das Übersinnliche konnte er den Tod überlisten, um sich durch die ersonnene Wiedergeburt und das

Ewige Leben

 ein wie auch immer geartetes Überleben zu sichern.





In den Anfängen glaubten unsere geistig noch nicht so fortgeschrittenen Vorfahren, dass die Menschen sich nach ihrem Ableben in Bäume, Berge oder Tiere verwandeln und deren magische Kräfte übernehmen würden.







Der Glaube an die Übertragung magischer Tierkräfte trifft leider zum Teil auch heute noch zu. Wenn man manche Praktiken, zum Beispiel die des Homo sapiens vorwiegend asiatischer Abstammung, analysiert, stellen sich doch erhebliche Zweifel an der fortwährend positiven Entwicklung des menschlichen Verstandes ein. Wie viele Tiere auch heute noch auf zum Teil bestialische Weise verstümmelt oder umgebracht werden, nur um beispielsweise Haifischflossen, Tigerhoden oder Rhinozeroshörner zum Aufpolieren der nachlassenden Libido zu verspeisen, ist in höchstem Maße dekadent und einfach nur widerlich.







Mit der Zeit wurden die Ansprüche aber größer. Jetzt wurden Himmelserscheinungen favorisiert, die man über lange Zeiträume hinweg beobachtet und ehrfürchtig bewundert hatte. Wer wollte jetzt schon als Baum wiedergeboren werden, wenn er auch ein Komet, ein Planet, oder gar ein Stern sein konnte? Die Mächtigen jener Zeit maßten sich sogar an, nach ihrem Tod den Platz der Sonne einzunehmen, von der man damals noch nicht wusste, dass sie ein ganz normaler und eher durchschnittlicher Stern ist.





Da alle Religionen – inklusive ihrer Vorläufer – nicht auf Tatsachen, sondern auf Glauben beruhen, konnten deren Erfinder zu jeder Zeit und nach freiem Ermessen irgendwelche Behauptungen aufstellen, die ihre fassungslosen und verblüfften Anhänger natürlich auf gar keinen Fall durchschauen durften. Damit sicherten sie ihren Wohlstand, der anfangs wohl nur darin bestand, sich möglichst ohne körperliche Arbeit regelmäßige Nahrung zu sichern.





Aber die gerissenen Schlitzohren wurden mit diesem Sonderstatus auch von Jahr zu Jahr mächtiger. Die Medizinmänner, Zauberer, Wahrsager und Propheten früherer Kulturen, die zum Beispiel als erste Sterndeuter eine Sonnenfinsternis vorhersagen konnten, waren hoch angesehene Männer, die ihr Halbwissen schamlos dazu nutzten, ihre Mitmenschen zu betrügen und skrupellos einzuseifen. Zur Not half auch etwas Hokuspokus und alle Zweifler erstarrten vor Ehrfurcht. Die Scharlatane jener Zeit mussten nie etwas beweisen, sondern nur ihre Anhänger bei Laune halten – mit allen Mitteln. Keine Frage, dass diese ungeahnten Möglichkeiten reichlich genutzt wurden. Das ist auch heute nicht anders, als vor Tausenden von Jahren:







Das Geschäft mit der Religion blüht!









Der Allmächtige fliegt gutgelaunt über Afrika. In seiner euphorischen Stimmung beschließt er spontan, einhundert schwarzen Afrikanern einen beliebigen Wunsch zu erfüllen.







Er lässt die hundert auserwählten Schwarzen in einer Reihe antreten und fragt den ersten: „Dir wird ein Wunsch erfüllt. Was wünschst du dir am sehnlichsten?“







Der Schwarze: „Ich möchte gerne weiß sein.“







Gott erfüllt ihm den Wunsch und sagt zu dem nächsten Schwarzen: „Auch du hast einen Wunsch frei. Was darf es sein?“







Der Schwarze: „Ich möchte auch weiß sein.“







Das war für Gott natürlich kein Problem. Es wunderte ihn nur, dass alle Schwarzen, die in der Reihe noch folgten, denselben Wunsch äußerten. Jeder wollte weiß sein! Dann bemerkte er, dass der Letzte in der Warteschlange feixte und sich anscheinend tierisch amüsierte. Als die Reihe an ihn kam, fragte Gott:







„Und, mein Sohn? Möchtest du ebenfalls weiß sein?“







„Nein“, grinst der Schwarze, „ich möchte, dass alle in der Reihe wieder schwarz werden.“









Ein Mann kommt in die Hölle und wundert sich, dass er dort nur fröhliche Menschen sieht. Es gibt reichlich Alkohol und Zigaretten, und man feiert wilde Orgien. Fragt er den Teufel: „Was ist denn hier los? Kein Feuer, keine Schmerzen, keine Höllenqualen?“ Zeigt der Satan ihm einen anderen Teil der Hölle, in dem die Menschen im lodernden Feuer schmoren und entsetzlich gequält werden. Auf den fragenden Blick des Mannes sagt der Teufel: „Hier leben nur die Christen – die wollen das so!“







Religion im Altertum



Das staatlich verordnete, strenggläubige Christentum präsentierte sich seinerzeit als brandneue Offenbarung. Doch verknüpft man eine Verbindung zum Altertum, erscheint es in einem völlig anderen Licht. Bereits Tausende Jahre vor dem Christentum verkörperte im Alten Ägypten jeder Pharao den Sohn von Osiris, also den

Sohn Gottes

. Von Alexander dem Großen weiß man, dass er im damaligen griechischen Reich die gesamte mediterrane Welt zwangsvereinte. Seine Mutter war eine Eingeweihte des Dionysoskultes und sie bestärkte Alexander in der Illusion, er allein verkörpere zeit seines Lebens die von Gott gewollte Vollkommenheit. Auch Julius Cäsar war seinerzeit der

Sohn einer Gottheit

; eine göttliche Abstammung, auf die sich alle späteren Kaiser beriefen.





In der Antike war die Vorstellung göttlicher Herkunft weit verbreitet. Viele der damals Strenggläubigen bezeichneten sich selbst als

Sohn Gottes

. Dieser Ausdruck hatte zu jener Zeit eine ähnliche Bedeutung, wie heute zum Beispiel der Titel

Dr. der Theologie

. Ein

Sohn Gottes

 war also jemand, der göttliche Erkenntnis erlangt und auch danach gelebt hat. Diese Bezeichnung war lediglich eine Metapher, ein bildhaftes Gleichnis, welches speziell in der römischen Welt weit verbreitet war.





Der Begriff

Sohn Gottes

 war damals aber nicht nur ein Ehrentitel für Gläubige und Wissende, sondern durchaus auch für mächtige Herrscher. Wie bereits erwähnt, nahm jeder Kaiser seinerzeit diese Bezeichnung wie selbstverständlich für sich in Anspruch. Der spätere Religionsstifter Jesus von Nazareth jedoch war keinesfalls der

eingeborene

 Sohn Gottes. Er hat sich selbst auch nie so bezeichnet. Glaubt man dem Markusevangelium, sah Jesus sich selbst als

Sohn der Menschen

.





Versprochen sind in der christlichen Religion die Erlösung von allem Übel und ein ewiges Leben nach dem weltlichen Tod. Jesus von Nazareth hat jedoch nie die Auferstehung als Offenbarung verkündet – ganz im Gegenteil. Diese Einschätzung trifft viel eher auf die Alten Ägypter zu, die sich damals um das Ewige Leben ihres

Körpers

 große Sorgen machten.





Lange vor der Herrschaft der Pharaonen und Tausende Jahre vor dem Christentum, bescherte Gott Osiris den Ägyptern Wissen und Zivilisation. Nachdem ihm böse Kräfte den Tod brachten, lebte er unsterblich im Sternbild des Orion fort. Doch der Osirismythos ist nicht der einzige Vorläufer für die spätere Konzeption des Christentums. Nehmen wir Dionysos, den Sohn von Zeus. Wörtlich übersetzt bedeutet Dionysos

Gottes Sohn

. Auch dieser griechische Gott wurde als Erlöser verehrt. Auch ihm wurde mit Brot und Wein gehuldigt, um an sein Opfer für die Menschheit und an seinen grausamen Tod am Kreuz zu erinnern. Er ist als die griechische Version des ägyptischen Gottes Osiris auferstanden und gen Himmel gefahren – lange vor dem biblischen Christus.







Der Fairness halber muss man hier allerdings anmerken, dass die Schilderungen des Ablebens von Dionysos in den römischen bzw. griechischen Mythologien sehr stark voneinander abweichen.







Von den Heiden wurde einst der Licht- und Sonnengott Mithra, eine Gottheit persischen Ursprungs, als Erlöser verehrt. Er war

der


Weitschauende

,

immer


Wachende

, der jedes Unrecht sah. Mit dem späteren biblischen Christus hatte Mithra gemeinsam, dass auch er vom Gott des Himmels ausgesandt wurde, um das Böse zu besiegen. Mit dem Christentum gemeinsam hatte der Mithrakult eine Art Abendmahl, das aus Brot, Wasser und Wein bestand, den Glauben an das Jüngste Gericht, die Akzeptanz von Himmel und Hölle und die Taufe.

 





Mithra wurde genau wie Christus am 25. Dezember, also zum Zeitpunkt der Wintersonnenwende, als

Sohn Gottes

 von einer Jungfrau geboren. Ihm folgten zwölf Jünger und er war, wie Christus, die Wiedergeburt Gottes und der Sohn einer sterblichen Frau. Auch er vollbrachte Wunder und verwandelte bei einer Hochzeit Wasser in Wein. Seinen Anhängern predigte er:







„Wer nicht von meinem Blute trinkt, erfährt keine Erlösung“.







Er starb zu Ostern, wiederauferstand aus