Buch lesen: «Osteopathische Diagnostik und Therapie», Seite 12

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Verlauf

Einige Autoren behaupten, ihr Verlauf umfasse sieben Tage, während andere behaupten, es seien fünf bis sieben Wochen. Dauert die Erkrankung nur wenige Tage, handelt es sich entweder um die leichte Form – oder sie wurde abgebrochen.

3. Bei einer Unterart, Entzündliches miliäres Fieber genannt, erscheint der Ausschlag nicht auf der Haut, sondern verursacht eine Entzündung der oberflächlichen Gewebe und greift die subkutanen Gewebe an. Können diese Gewebe nicht normal mit Blut versorgt werden, entsteht möglicherweise ein gangränöser Zustand.

Behandlung

1. Bislang wurden keine Fälle osteopathisch behandelt. Die wichtigsten Aspekte bei einer solchen Behandlung sind hier jedoch das Lymph- und das Schweißsystem. Übermäßiges Schwitzen lässt sich durch

a. Hemmung.

b. gefolgt von einer rhythmischen Behandlung und einer

c. Behandlung des Lymphsystems kontrollieren und zu normaler Tätigkeit anregen. Mithin sind wir in der Lage, für diese Erkrankung eine Behandlungstheorie aufzustellen.

2. Achten Sie beim Behandeln der Fälle auf Läsionen. Es wird sich zeigen, dass die Läsionen mit der Theorie übereinstimmen, das heißt, es besteht eine anteriore Rechtsdrehung der drei unteren zervikalen Wirbelkörper. Der untere thorakale Bereich zeigt sich mit Unterbrechungen unregelmäßig mit Wirbelkörpern nach lateral und posterior.

3. Behandeln Sie die vasomotorischen Nerven. Dies erfordert eine Behandlung im großen vasomotorischen Bereich, der sich in der oberen zervikalen Region befindet. Die rhythmische Schweißdrüsentätigkeit hängt ganz vom Blut ab. Gegen Verstopfung und Diarrhö geben Sie dem Abdomen alternierende externe Impulse.

4. Achten Sie auch auf den Zustand der oberflächlichen Zirkulation. Führen Sie an Th3 und Th4 eine koordinierende rhythmische Behandlung durch.

5. Sorgen Sie dafür, dass das Vegetative und das Zerebrospinale Nervensystem koordiniert sind. Artikulieren Sie zunächst die Wirbelsäule und anschließend die Rippen. Das Vegetative Nervensystem kontrolliert die festen Sekretionen, das Zerebrospinale Nervensystem die flüssigen. Um auf den toxischen Stoff im System Einfluss zu nehmen, führen Sie eine vegetative Behandlung durch. Um das übermäßige Schwitzen zu kontrollieren, hemmen Sie die Schweißzentren. Die Zentren für die Koordination zwischen den Nervensystemen befinden sich an den letzten drei zervikalen, den letzten drei thorakalen und den ersten beiden lumbalen Wirbelkörpern.

6. Diarrhö ist eine der schweren Komplikationen. Bei der schweren Form fehlt der Ausschlag, während die leichte Form Ausschlag und Verstopfung mit sich bringt. Behandeln Sie nicht die Diarrhö, sondern stoppen Sie den Schmerz und halten Sie ihn unter Kontrolle. Behandeln Sie Th11 und Th12 auf der linken Seite und begegnen Sie der Verstopfung auf die übliche Weise.


DIPHTERIE

Diphtherie, gelegentlich auch als maligner wunder Rachen bezeichnet, ist eine akute, infektiöse und kontagiöse Erkrankung.

Ätiologie

Als Krankheitsursache für die Erkrankung wird ein Bazillus bzw. sein Toxin, der so genannte Klebs-Löffler-Bazillus, verantwortlich gemacht. Der wichtigste Zustand bei Diphtherie ist die Bildung einer Pseudomembran. Es handelt sich um den Versuch einer Ausscheidung in Form

1. eines Exsudats und

2. eines Koagulum.

Diphtherie ist eine Störung des gesamten Organismus, die Membran – die manche für das Produkt des Bazillus halten – ihr aber nur ein lokal begrenztes Symptom.

Symptomatisch und pathophysiologisch liegt eine Störung des gesamten Systems vor. Es ist schwierig, diese Erkrankung zu klassifizieren, doch gehört sie eher zu diesem Bereich als zu irgendeinem anderen. Die endgültige Diagnose hängt davon ab, ob man den Bazillus zusammen mit der Membran vorfindet. Es gibt Erkrankungen, bei denen sich eine Membran bildet, ohne dass ein Bazillus vorhanden ist. Bildet sich keine Membran, spricht man von einer dipththeroiden Erkrankung.

Die prädisponierenden Ursachen sind:

1. eine Behinderung der unteren Zirkulation von Mandeln und Pharynx, verursacht durch eine Subluxation des unteren zervikalen Wirbelbereichs. Dislozierungen – laterale oder diagonale – des Zungenbeins und starke Kontraktionen der posterioren Halsmuskulatur.

2. Aus diesen und anderen Läsionen entstehen durch venöse Stauung verursachte Zustände, die Keimansiedelungen begünstigen. Die Keime sind aber nicht die Ursache. Der Bazillus wird durch den statischen Zustand des venösen Blutes kultiviert, wie es sich im Bereich des Rachens ansammelt. Ein Antitoxin hilft hier nicht, es sei denn in Bezug auf die Membran. Doch ist die Membran kein wichtiger Teil der Erkrankung, sondern lediglich von sekundärer Bedeutung.

Die konstitutionellen Zustände und ihre Symptome werden durch die von Lymphe und Blut absorbierten Produkte des Bazillus hervorgerufen. Da der Bazillus nicht frei beweglich ist, dringt er nicht in die tief liegende Substanz ein, sondern wird nur an der Oberfläche festgestellt. Die Membran ist also ein Zustand der Oberfläche und betrifft deren Zirkulation. Der Keim lebt außerhalb des Körpers lange Zeit und kommt praktisch in jedem Rachen vor – ob dieser nun gesund ist oder nicht – und wird auch bei Katarrh und Tonsillitis festgestellt. In Verbindung mit der Membran sind zudem noch andere Bazillen vorhanden, z. B. der Streptococcus pyogenes. Bei Eiterbildung werden die weißen Blutkörperchen zerstört. In einigen Fällen wird die Erkrankung auf dem Weg über ein Exsudat übertragen, z. B. beim Einatmen des Atems eines Dipththeriepatienten. Im Allgemeinen befällt sie Kinder zwischen zwei und acht Jahren. Erschwert wird sie durch eine verkeimte Atmosphäre, wie sie z. B. bei mangelhafter Kanalisation entsteht, sowie durch salzhaltige Seeluft. Die Oberflächenatmosphäre ist schlechter, wenn der Schmutz wie in den Städten künstlich ist und ein übermäßiger Durchmischungsgrad herrscht.45

Pathologie

1. Stase, Stauung und Entzündung der Rachenschleimhaut. Die Dipththerieentzündung unterscheidet sich sowohl von der kruppförmigen als auch von der katarrhalischen Form, weil sich die Exsudation nicht nur an der Oberfläche der Schleimhaut, sondern auch innerhalb deren Substanz befindet.

2. Zuerst tritt eine Rötung auf, die sich in jedem Teil des Rachens zeigen kann. Sie geht einher mit einer Schwellung sowie mit einer verstärkten Sekretion, die nicht von der Art des normalen klaren, zähflüssigen Schleims ist.

3. Die zunächst örtlich begrenzte Rötung breitet sich bei Erscheinen der Exsudation über die gesamte Schleimhautoberfläche aus, und löst schließlich die Bildung einer Pseudomembran aus. Die Ablagerung kann an einem Punkt oder auch an mehreren Punkten beginnen, etwa an einer Tonsille, an einem Teil des weichen Gaumens oder am hinteren Teil des Rachens. Sie dehnt sich aber schnell aus konfluiert, bildet ausgedehnte Flecken oder bedeckt einheitlich die gesamte Oberfläche (Hughes). In tödlichen Fällen bildet sich am Gaumenzäpfchen, am weichen Gaumen und im posterioren Bereich der Nasenlöcher eine Membran, die bis zu den Bronchien reicht. Ihre Farbe ist im frühen Stadium weißlich und geht allmählich in ein schmutziges Graugelb über. Sie ist so mit der Schleimhaut verhaftet, dass man bei dem Versuch, sie gewaltsam zu entfernen, auch Erstere zerreißt.

Im Verlauf der Membranbildung kommt es in deren Pathologie zu einer ganzen Reihe deutlicher Veränderungen:

a. Nervenentzündung des Epithelium, begleitet von einer Nekrose des epithelialen Gewebes.

b. Typische Nekrose mit daraus resultierender Hyalinbildung in Kombination mit Blutkoagulation.

c. Wanderung der Leukozyten in den Prozessbereich.

d. Mit der Aktivität der Keime und der Inaktivität der weißen Blutzellen verstärkt sich die Hyalinbildung. Dann bildet sich das Exsudat als Füllmaterial.

Verlauf

Bei der leichten Form kommt die Attacke plötzlich und entwickelt sich langsam im Oberflächenbereich. Bei der schweren Form bildet sie sich dagegen in den tiefer liegenden Geweben heraus, wobei dort die gleichen Stufen und Zustände durchlaufen werden wie an der Oberfläche, das heißt, es gehen korrespondierende Änderungen an der Oberfläche und in den tief liegenden Geweben vor. Ein weiterer bei der schweren Form zu beachtender Aspekt ist die Vergrößerung der Lymphknoten. Dies betrifft Milz und Nieren ebenfalls und führt auch zu fettiger Degeneration des Herzens. Die Inkubationsphase beträgt zwischen 2–10 Tagen.

Symptome

Bei den Symptomen unterscheiden wir drei verschiedene Typen von Diphtherie:

1. Pharyngealer Typ, der mit Schüttelfrost beginnt, worauf Fieber und ein wunder Rachen folgen. Bei dieser Form beginnt die Bildung der Membran in den Mandeln und setzt sich dann über den weichen Gaumen und die Drüsen fort. Die Temperatur erreicht 39,4–43,4 Grad Celsius, der Puls 130–140.

2. Laryngealer bzw. membranös-kruppöser Typ. Bei diesem Typ ist die prädisponierende Ursache Bronchitis. Er beginnt mit Heiserkeit und einem metallischen Husten. Nach einem oder zwei Tagen gibt es Schwierigkeiten beim Atmen und die Lippen sowie die Fingerspitzen werden zyanös. Die Temperatur steigt, worauf Krämpfe, Spasmen, Schüttelfrost oder Erstickungsanfälle bzw. alle diese Komplikationen folgen können.

3. Nasaler Typ, oft auch als nasopharyngealer bzw. nasolaryngealer Typ bezeichnet. Er ist stets sekundär zum ersten oder zweiten Typ. Die Pseudomembran, die sich im vorherigen Typ entwickelt hat, dehnt sich bei ihm bis in die Nase aus. Es handelt hier sich um die gefährlichste Form von Diphtherie. Die Temperatur steigt sehr hoch und das Atmen wird schwierig, wobei die Nase zur Blutung neigt.

4. Traumatischer Typ. Bei diesem Typ wächst die Pseudomembran über Schnitte oder Verletzungen, wie sie z. B. im Mund, an den Lippen, auf den Bindehäuten der Augen oder auf der Schleimhaut des Rektum bzw. der Vagina vorkommen.

Behandlung

Es handelt sich um eine Erkrankung der Lymphe, die auch die Sekretionsflüssigkeiten im Rachen betrifft und anschließend ins Blut gelangt, was zu venöser Stase führt. Sofern sich die Membran bildet, sind Blut und Lymphe sicher betroffen.

1. Reintegration des Blutes aus dem Lymphsystem.

2. Führen Sie eine auf Blutzirkulation und -reintegration gerichtete konstitutionelle Behandlung durch. Ein eventuell bestehender Blutstau sollte beseitigt werden.

3. Regen Sie die Zirkulation an der Oberfläche und in der Tiefe durch eine rotierende und flektierende Behandlung der oberen Extremitäten und des zervikalen Bereichs an.

4. Nehmen Sie eine entspannende lokale Behandlung der Rachenmuskulatur vor, die in erster Linie hemmend sein sollte. Behandeln Sie das Zungenbein (dessen zwei Teile sich bei Kindern noch nicht verbunden haben), indem Sie es mit dem Daumen oder dem Zeigefinger nach unten und hinten Richtung Kieferwinkel drücken. In den meisten Fällen besteht der eigentliche Zustand in einer gespannten Kontraktion der Muskulatur im gesamten Hals, insbesondere der hyoidalen Muskulatur. Legen Sie Daumen oder Zeigefinger auf die Processus transversi der oberen zervikalen Wirbelkörper und artikulieren Sie den Hals. Dabei üben Sie Druck auf den Kieferwinkel aus, während der Patient den Mund öffnet und schließt. Danach behandeln Sie die Muskulatur entlang des zervikalen Bereichs.

5. Legen Sie den Zeigefinger auf das Köpfchen der 1. Rippe, bewegen Sie es mit der anderen Hand in die entgegensetzte Richtung, wobei Ihre Hand eine anteriore und posteriore Bewegung durchführen sollte. Dadurch erfahren Rippe und die entlang des zervikalen Bereichs befestigte Muskulatur eine Hebelwirkung. Platzieren Sie die Hand auf die zervikale Muskulatur und üben Sie Druck in die Gegenrichtung auf.

6. Die vasomotorische Behandlung wird im oberen thorakalen Bereich und am Ganglion cervicale superius insbesondere auf der rechten Seite ausgeführt. Behandeln Sie dabei auch vom Atlas abwärts entlang der Processus transversi. Bei stark angespanntem Nacken erreichen Sie die Wirbelkörper besser, wenn Sie ihn nach lateral beugen.46

7. Behandeln Sie Die Hirnnerven IX – XI, wobei Sie am besten im Bereich des Pharynx schwingend arbeiten. Der IX. Hirnnerv lässt sich am Vagusstamm erreichen, indem Sie den Zeigefinger so in den Mund stecken, dass Sie an der tief liegenden Muskulatur im Bereich der Zungenwurzel herankommen. Um die Tonsillitis aufzulösen, hemmen Sie an diesem Punkt.

8. Um zu verhindern, dass die Erkrankung auf Larynx, Bronchien, Nase und Herz übergreift, führen Sie präventiv eine zirkulatorische Behandlung des unteren zervikalen und des oberen thorakalen Bereichs durch und regen so die Zirkulation im Bereich von Gehirn, zervikalem Bereich, Mund, und Zähnen an. Diese Behandlung verbessert auch die Atmung.

9. Heben Sie die oberen Rippen an, damit Herz und Lungen frei arbeiten können.

10. Überprüfen Sie, ob sich womöglich eine Lähmung entwickelt hat. Behandeln Sie die Zirkulation sorgfältigst, um die Ansiedelung toxischer Elemente zu verhindern, und nehmen Sie auch eine eliminierende Behandlung vor. Bei Meningitis oder Lähmung sollte alle sieben Stunden oder öfter behandelt werden, um das Blut von der Wirbelsäule fern zu halten. Weniger oft durchgeführt, ist die Behandlung nicht von Nutzen. Artikulieren Sie von oben nach unten. Entspannen Sie die kontrahierte Muskulatur entlang der Wirbelsäule.

11. Regen Sie das splanchnische System an, um zu verhindern, dass sich die toxischen Substanzen in Leber und Nieren niederzulassen. Den Bereich der Nervi splanchnici erreichen Sie über Th6–Th12. Als Spätkomplikationen kommen z. B. Nephrititis oder Leberprobleme vor.

12. Behandeln Sie die Diarrhö genau so, wie dies bereits bei Scharlach erläutert wurde.

13. Auch die Ernährung des Patienten sollte jener bei Scharlach gleichen.


PAROTITIS
Mumps

Mumps ist eine akute infektiöse und kontagiöse Erkrankung, bei der

1. eine Entzündung der Ohrspeicheldüse vorliegt, die sich manchmal bis in die

2. submaxillären und sublingualen Drüsen erstreckt.

Als prädisponierende Ursache gilt eine Stauung der Speichelsekretion. Der Ursprung kann ein spezieller Keim sein. Die Erkrankung tritt sowohl epidemisch als auch sporadisch am häufigsten im Frühling und im Herbst bei Kindern (meist Jungen) zwischen fünf und 15 Jahren auf.

Pathologie

1. Nervenstörung der Drüsen, gefolgt von morbider Pathologie.

2. Stauung.

3. Entzündung – und

4. Infiltration der Ohrspeicheldrüse.

5. Das Ergebnis ist Blutandrang in der Drüse und den benachbarten Geweben sowie daraus resultierender Schmerz durch den Druck der Schwellung.

Stauung und Entzündung beginnen in den Drüsengängen. In diesem Zustand kann Mumps durch direkte Behandlung der Speicheldrüsen, die zu Anregung der Ohrspeicheldrüse führt, normalerweise unterbrochen werden.

Verlauf

Für gewöhnlich kündigt sich Mumps schon eine oder zwei Wochen vor ihrem Ausbruch an. Die Erkrankung beginnt mit einer leicht erhöhten Temperatur (etwa 37,8 Grad Celsius), die dann bis 40 Grad Celsius ansteigt. Anfänglich besteht ein Gefühl von Unbehaglichkeit, danach ein Schmerzzustand hinter und vor dem Ohr. Innerhalb von rund 10 Tagen schwellen schließlich die Drüsen an.

Die Gefahren von Mumps liegen in Komplikationen wie dauerhafter Hörverlust, Mittelohrentzündung, Mitbetroffensein des Lymphsystems, manchmal Blutvergiftung. Zudem löst sie nicht selten urogenitale Erkrankungen aus, was sich leicht erklären lässt angesichts der Tatsache, dass Mumps meist im Pubertätsalter auftreten kann. In dieser Zeit befinden sich die Organe noch in ihrem frühen Entwicklungsstadium. Auch gab es schon Fälle von Geisteserkrankung infolge von Mumps.

Behandlung

Mumps stellt eine lymphatische Erkrankung dar, bei der eine auf Vergiftung beruhende allgemeine Störung des Lymphsystems und ein lokaler Befall des Drüsensystems vor liegen. Ist es so, wie Schäffer meint, dass nämlich das Lymphsystem ebenso mit Nerven versorgt wird wie das Blutsystem, ist eine dilatorische Wirkung anzustreben.

1. Der erste Behandlungsschritt besteht in der Unterbrechung des Mumps. Zu diesem Zweck behandeln Sie das Lymphsystem des oberen Körperabschnitts und auch das zerebrospinale System an den Hirnnerven III und VII. Achten Sie auf das Lymphsystem ebenso wie auf das Zerebrospinale Nervensystem. Eine lokale Anwendung von trockener Wärme ist wirksam, weil in der Mehrzahl der Fälle trockene Wärme keine Absorption hervorruft. Ein heißer Wasserbeutel, mit einem Wolltuch umwickelt, eignet sich dazu am besten, weil er nicht so schwer ist wie Sand- oder Salzbeutel. Auch heiße Waschlappen taugen, sofern sie oft genug erneuert werden, um die Temperatur aufrecht zu erhalten. Ein wesentliches Element bei der abortiven Behandlung ist die Ernährung. Geben Sie dem Patienten keine heiße Nahrung, weder in flüssiger noch in fester Form, denn sie würde die Ohrspeicheldrüse zu verstärkter Sekretion stimulieren und so eine noch stärkere Schwellung hervorrufen.

2. Behandlung einer bereits etablierten Mumps:

a. Entspannen Sie von der Klavikula aufwärts durchgehend die zervikale Muskulatur.

b. Behandeln Sie die Ohrspeicheldrüse direkt durch Schwingung, ohne dabei Druck auszuüben, denn der würde als Reizmittel wirken. Die Chorda tympani sollte behandelt werden, weil sie die Sekretionen des lymphatischen Systems steuert. Der genaue Sitz dieses Nervens lässt sich feststellen, indem man eine gedachte Linie über den Kieferwinkel zur Oberlippe zieht. Stimulieren Sie das Ganglion cervicale superius über den oberen zervikalen Bereich, denn es kontrolliert die soliden Drüsenanteile.

c. Ist auch die submaxilläre Drüse betroffen, stimulieren sie sorgfältig den Bereich Th1–Th2.

d. Kümmern Sie sich um die Zustände von Atlas und Axis und um andere Läsionen. Suchen Sie laterale Läsionen auf der Seite der Schwellung.

e. Achten Sie besonders auf die 1., 2. und 3. Rippe, da diese Rippen den vasomotorischen und lymphatischen Aspekt beeinflussen.

f. Öffnen Sie das exkretorische System, zuerst das Schweißsystem (unterer zervikaler bis oberer lumbaler Bereich), dann die Nieren, und vollenden Sie dies durch die Behandlung der Nervi splanchnici. Den Solarplexus erreichen über Th10–Th12.

g. Richten Sie die Behandlung mittels Schwingung oder leichter Stimulation auf den Plexus hypogastricus, der sich genau unterhalb des Nabelbereichs befindet.

h. Artikulieren Sie die Rippen auch dann, wenn sie keine Läsion aufweisen.


PERTUSSIS
(Keuchhusten)

Keuchhusten ist eine akute infektiöse und extrem kontagiöse Erkrankung mit folgenden Hauptmerkmalen:

1. krampfartiger Husten, bei dem mehreren langen Einatmungen ein charakteristisches Auskeuchen folgt,

2. Mitbetroffensein der lokalen, der allgemeinen oder beider Arten von Sekretionsflüssigkeiten.

Keuchhusten tritt – zumeist meist bei Kindern über fünf Jahren – in der Regel epidemisch am Winterende oder im Frühling auf, manchmal aber auch sporadisch. Er gilt als ernst zu nehmendes Leiden, das gelegentlich letal verläuft, und kommt zuweilen mit Masern und Scharlach vergesellschaftet vor.

Ätiologie

Von dieser Erkrankung betroffen sind

1. in unhygienischen Verhältnissen lebende,

2. schlecht ernährte oder

3. an katarrhalischen Problemen leidende Kinder.

Die häufigste prädisponierende Ursache ist Katarrh, das markanteste Merkmal des katarrhalischen Typs ist eine erschwerte Nasenatmung. Keuchhusten und Masern sind insofern verwandt, als es sich bei beiden um eine lymphatische Erkrankung handelt. Ansteckung und Infektion erfolgen bei Keuchhusten über die Respiration. Einen speziellen Keim gibt es nicht.

Die festgestellten Läsionen betreffen den X. Hirnnerv, den Nervus laryngeus recurrens und die vegetativen Nerven im mittleren sowie im oberen zervikalen Bereich.