VIRDULA Endlosgeschichten Band 2 - Die Mutter aller Dinge

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VIRDULA Endlosgeschichten Band 2 - Die Mutter aller Dinge
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Copyright: © 2014 Jay H. Twelve

Alle Rechte vorbehalten

info@virdula.com

Herstellung und Verlag: epubli GmbH, Berlin

www.epubli.de ISBN 978-3-7375-0157-6

Cover und Illustration: MASA ADVERTISING

www.masaadvertising.de

VORWORT

Liebe Freunde,

vielen von Ihnen ist die faszinierende Kunst der Illusionen, Magie, Hypnose, die diverse Gaukler und Hochstapler ausüben, beiläufig bekannt, obwohl diese Kunst seit mindestens 75.000 Jahren betrieben wird.

Ich bin ein Mangupologe, im Kern ein Verhaltensforscher, der die Gottesgaukler & Ganoven-Kapitalverbrecher aus der Vergangenheit und Gegenwart beleuchtet. Wie Euch aktuell sehr bekannt ist, wird die ganze Welt jenseits der Realität mit Wirtschafts- Finanzkrisen und Kriegen im Dauerstress gehalten.

In Eurer Verzweiflung wundert Ihr Euch über die Blindheit der Politiker, Korruption der Bürokraten, Gier der Banker, Mordlust des Militärs, Verschlagenheit der Geheimdienste und dergleichen. Was auch immer diese sogenannte Welt-Elite in die Hand nimmt, wird uns gründlich versaut und extrem in ihrer Komplexität sündhaft teuer gemacht, obwohl vieles Wünschenswerte denkbar und machbar geworden ist.

Die Medien und Presse berichten täglich dass alle Staaten in Schulden ersticken, die Banken pleite sind und ein dritter Weltkrieg unvermeidbar zu sein scheint. Die Theologen flüstern hinter vorgehaltener Hand: „In der Bibel steht geschrieben, der Weltuntergang ist angesagt."

Obwohl unsere Mutter Erde ein wunderschöner Planet ist, auf dem so vieles prächtig im Überfluss wächst und gedeiht, werdet Ihr von der abartig-kriminell veranlagten Welt-Elite (ich nenne sie die Allianz der Fürsten der Finsternis) zum Narren gemacht. Schlicht und ergreifend gesagt: Ihr steht seit vielen Generationen unter Dauerhypnose, werdet laufend manipuliert und mächtig missbraucht.

Ihr habt nur eine vage Vorstellung davon, zu welchen gigantischen geistig-schöpferischen Leistungen ein einziger Mensch im Stande sein kann, wenn er sich seiner Genialität bewusst wird.

Meine VIRDULA - Endlosgeschichten sind spannende Erzählungen über Abenteuer meiner Freunde Don José, Erol und Edy, die 1965 in Sydney-Australien eine fantastische Art von Quantencomputer entwickelt haben, mit dem sie und weitere VIRDULA kundige Freunde, atemberaubende Leistungen zu Stande bringen. Gerade deswegen werden sie von den Killerkommandos des abartigen Establishments rund um die Erde gejagt. Allen Gemeinheiten und Mordlust zum Trotz, haben beauftragte Killer bis heute kläglich versagt.

Die VIRDULA steht für: VIRTUELLER-DUALER-LÜGEN-ANALYSATOR. Mit der VIRDULA-Technologie kann man jedem Ganoven rund um den Globus 24/7 über die Schulter schauen. Darüber hinaus zaubert VIRDULA die wahren und erlogenen Geschichten der Menschheit in Bild, Ton und mit Duftnote.

Erst aus diesem Text werdet Ihr erfahren, dass es eine Geisteswissenschaft „Mangupologie“ gibt. Von der ALLZEITLOGIK nach der sich das Universum richtet, dem ALLZEITGEDÄCHTNIS der Menschheit, das in Eurem Hirn vollständig erhalten geblieben, jedoch durch Jahrtausende Hirnwäsche von Eurem Bewussten vorübergehend getrennt worden ist, werdet Ihr aus meiner spannenden Romanserie sehr viel kennenlernen.

Nun liebe Freunde, viel Spaß bei der Lektüre,

Euer Kapitän Jay H. Twelve

Inhalt

1. Die MS Mahuana

2. Kuky, der Staatsanwalt und der Bischof

3. Freudige Aussichten in Wellington – die Welt der Mammonisten

4. Die doppelte Falle in Rabaul und ein humorvolles Ende

5. Das Verhör aus der Ferne mit lukrativen Enthüllungen

6. Die Krisensitzung

7. Die Baronessen auf der Mayflower und ihr Untergang

8. Die harte Ausbildung der Internatskinder

9. Der alte Schooner und die jungen Wissenschaftler

10. Der Sturm

11. Sweeny’s Traumdeutung über die alten Brüder

12. Die Einmaligkeit jedes Wesens erklärte die alte Dame

13. Eine unerwartete Entdeckung auf See

14. Ankunft in Rabaul – Aufklärung der neuen Freunde

15. Die Schicksalsfrage der Bewohner von Rabaul

16. Der Segeltörn vor Neuseeland

17. Purifizierte Gedankenenergie oder der Urstoff aller Dinge

18. Die Elektroniker Crew aus Taiwan


1. DIE MS MAHUANA

Don logierte schon seit einer Woche im Hilton Hotel in Sydney. Seine gemietete Wohnung in Waverton hatte der Besitzer während seiner Abwesenheit selbst in Anspruch genommen. Ihm war es recht so, denn eine Hotelsuite, mag sie noch so sehr Behaglichkeit ausstrahlen, war eben eine vorübergehende Herberge, die spontane Entscheidungen offen ließen, von einem auf den anderen Tag weiter zu ziehen. Schließlich wollte er seinen Traum in die Tat umsetzen, um von Sydney aus nach einer passenden Yacht zu suchen.

Eine Yacht fürs Leben zu finden schien in seinen Augen viel schwieriger zu sein, als einer interessanten Frau zu begegnen. Für einen Liebhaber klassischer Holzyachten mit viel Bronze an Bord bedeutete es mehr, als ein schwimmendes Objekt, das nur mit Kraft des Windes die Wellen durchkämmte. Sie ist des Seemanns Zuhause und zugleich seine zweite Haut. So ähnlich wie bei einem Kängurubeutel, aus dem man aus- und einsteigen kann. Egal wohin die Reisen auch führten, das Zuhause kam immer mit. Kein Transportmittel erwies den Menschen so hilfreiche Dienste, beflügelte Fantasien und Abenteuer so stark, wie die Schifffahrt selbst. Kein Baumaterial bewährte sich so gut und mutete den Seeleuten so viel harte Arbeit zu, wie ein Boot aus edlem Holz gefertigt.

Für sein Traumschiff konnte sich Don kein anderes Baumaterial als Holz vorstellen. Er segelte Schiffe aus Stahl, Aluminium und Kunstfaser, aber sein Schiff, auf dem er sein Zuhause einrichten wollte, das konnte nur ein traditioneller Windjammer sein. Mit einem hohen Bug, einem Klüverbaum der drei Vorsegel reichlich Platz bot. Zwei mächtige Masten und dazwischen ein geräumiges Deckhaus, hohes Schanzkleid und kunstvolle Reling. Ein mit verzierten Ornamenten eingerahmter Heckspiegel, schrägen Fensterchen mit Bleiglas in der Mitte. Ähnlich wie das stolze Schiff des Kapitän Hornblowers.

Obwohl schon jedes einzelne Detail in seinem Kopf herumschwirrte, gedachte er nie ein neues Schiff zu bauen. Nach einer plausiblen Erklärung dafür hatte er irgendwie nie gesucht, im Gegenteil, schon lange hegte er ein gutes Gefühl, eines Tages einen solchen Windjammer im Hafen zu entdecken, um dieses Schiff nach seinen Vorstellungen zurecht zu machen.

In den zwei Tagen besuchte Don sämtliche Yachthäfen in und um Sydney. Er sah viele schöne Yachten, aber keine war dabei, die annähernd seinen Vorstellungen entsprach. Ein befreundeter Makler empfahl ihm zum Schluss nach Tasmanien oder Neuseeland zu fliegen. Wenn überhaupt ein solches Schiff gebaut würde, dann dort. Sichtlich enttäuscht auch diesmal nichts Passendes gefunden zu haben, ging er zur Rezeption seines Hotels. Dort erkundigte er sich bei Istvan, ob heute eine Maschine nach Wellington oder Auckland fliegen würde.

„Was führt dich nach Neuseeland, Kapitän?“, fragte Istvan. „Vielleicht kann ich dir weiter helfen. Ich kenne mich dort bestens aus.“

„Istvan, mein Freund, ich suche eine Holzyacht von besonderer Güte.“

„Ich kenne eine Holzyacht von besonderer Güte, mein Freund, auf der ich sechs lange Monate als Koch angeheuert hatte. Die ist aber sehr groß, die kann ich dir nicht empfehlen.“

„Wie groß ist die Yacht, Istvan?“

„An Deck misst sie gute vierundzwanzig Meter, dazu der Klüverbaum von mindestens drei Meter. Das war das einzige Schiff mit einer von mir entworfenen Kombüse im Deckhaus.“

„Was du nicht sagst, Istvan, ein Deckhaus hat sie auch. Und wie groß ist das Deckhaus?“

„Drei Meter länger als ursprünglich geplant, fast neun Meter insgesamt und knapp fünf Meter breit. Die Kombüse ist vergrößert worden, weil ich unter Deck nur kotzen, aber nicht kochen kann, Kapitän. Eine sehr schöne Küche wie sie sich ein ungarischer Koch auf einem Schiff nur träumen kann.“

 

„Ich bin ganz Ohr, erzähl weiter. Wer hat die Yacht gebaut?“

„Die Mahuana wurde von dem Wilden Jerry und der Heißen Susi gebaut. Jerry ist ein waschechter Neuseeländer, aber die Susi stammt aus Essex. Jerry rodete ganze Wälder ab, um mit den Japanern Bombengeschäfte abzuwickeln. Susi war mehr sein Maskottchen mit Vorliebe zu Kasinos. Beide sind in jedem Kasino an der Ostküste wie bunte Hunde bekannt. Mich wundert’s das du sie nicht kennst?“

„Istvan ich treibe mich nie in Kasinos herum das weißt du doch. Erzähl mir lieber was so Besonderes an dieser Yacht ist?“

„Alles an diesem Schiff ist etwas Besonderes, mein Freund. Du kannst dir vorstellen, was dabei heraus kommt, wenn ein Holzgroßhändler in den besten Jahren, der eine junge heiße Susi ehelicht, nur das Beste an Material und Ausstattung verarbeitet, was man für teures Geld finden kann. Jerry heuerte direkt aus Lissabon einen Portugiesen als Baumeister an. Sämtliche Bronzebeschläge samt Glocke sind hier in Sydney gegossen worden. Es dauerte fast zwei Jahre, bis das Schiff fertig war, aber nur sechs Monate, um den restlichen Zaster in den Kasinos zu verzocken. Die Susi sicherte sich ihren Anteil aus dem Geschäft auf einem Sonderkonto bei der Bank und brannte mit dem Bankmanager nach England durch. Die Japaner wechselten nach Eden in Australien, wo sie jetzt nur noch gehacktes Holz auf Riesenschiffe verladen. Bei Jerry mussten sie ganze Baumstämme befördern, um sie in Japan zu Papier zu verarbeiten. Die Umweltschützer in Neuseeland machten Jerry zur Obersau. Die Yacht ist alles was ihm noch verblieben war.“

„Wie lange ist das her, Istvan? Möglicherweise ist die Yacht schon verkauft.“

„Die Geschichte ist drei Jahre her, aber die Yacht ist noch immer in Wellington. Ich habe mit Jerry vor ein paar Wochen gesprochen.“

„Dann rufe ihn gleich an, ich möchte die Yacht besichtigen.“

„Du bist ja nicht bei Trost! Was willst du mit so einer Riesenyacht?“

„Ruf schon an, Istvan, du bekommst fünf Prozent Kommission, wenn ich die Yacht kaufe.“

Istvan musterte Don, als wenn er einen Verrückten vor sich hatte. So viel Geld für eine Holzyacht! Für die Kommission alleine konnte man ein schmuckes Häuschen kaufen.

„Na gut, wie du meinst, ich rufe ihn an.“

--.--

Don ließ nie etwas anbrennen, wenn ihn etwas sehr interessierte. Schon am nächsten Tag kurz vor Mittag landete er mit nur fünfzehn Minuten Verspätung auf dem Flughafen von Wellington. Mit einer kleinen Reisetasche in der Hand, gepackt mit dem Allernötigsten, marschierte er glatt durch den Zoll. Die Ankunftshalle war voll von wartenden Menschen, jedoch gab es niemanden der auf ihn wartete. Don durchquerte den Warteraum und suchte gleich am Ausgang nach einem Taxi. Er ließ sich von Istvan eine Suite im Hilton reservieren und war für drei Uhr Nachmittags in der Bar mit dem Wilden Jerry verabredet.

Der Concierge an der Rezeption im Hilton, ein Mann so um die fünfzig, von Statur her eine recht kleine, kugelrunde Person mit breiten Schultern und muskulösen kurzen Armen, empfing Don mit einem breiten Lächeln im Gesicht. Er legte gleich den Telefonhörer auf die Gabel, als er ihn sah.

„Kapitän Don! Es freut mich Sie empfangen zu dürfen. Unser gemeinsamer Freund Istvan wollte sich gerade vergewissern, ob sie gut untergebracht sind.“

„Sie sind also der berühmte Nacho, aus Portugal. Istvan erzählte mir, dass Sie beide an einem Restaurant beteiligt waren. Freut mich ebenfalls einen portugiesischen Kochmeister kennen zu lernen. Was machen Sie an der Rezeption?“, erkundigte sich Don, als ob er seine Geschichte von Istvan nicht schon längst kannte.

„Als Koch muss ich am Herd schwitzen, mich ärgern und vom ungehobelten Fisch & Chips-Essern beschimpfen lassen. Als Concierge bekomme ich ein gutes Gehalt, Trinkgelder für besondere Dienstleistungen mancher geilen Gäste, schiebe den ganzen Tag eine ruhige Kugel und spare mir das Geld für ein Restaurant in Lissabon“, antwortete Nacho belustigt.

„Sie wissen, weshalb ich hier bin, darüber hat Sie Istvan informiert, nehme ich an. Sie kennen auch das Schiff und Ihren Landsmann, der es gebaut hat. Gibt es irgendetwas, das ich wissen sollte?“

„Der Schiffsbauer Ramon ist mein entferntester Cousin. Er ist einer der Besten im traditionellen Holzschiffsbau in Portugal. Ich habe Istvan überredet mit Jerry zu sprechen, und wir haben den Jerry nicht enttäuscht. Was Ramon gebaut hat, kann sich sehen lassen, zumal er mit keinen finanziellen Einschränkungen rechnen musste. Ramon lebte die ganze Zeit bei mir im Haus und arbeitete endlose Nächte an den Entwürfen und Berechnungen. Er hat an der Naval-Universität in Lissabon Altschiffsbau studiert. Von Hause aus ist er Schiffsbauer in der vierten Generation.

Die Mahuana ist sein ganzer Stolz, weil in Neuseeland kein Schiff jemals so solide und prachtvoll gebaut wurde. Jerry verdiente damals Millionen und sparte bei dieser Yacht an keinem Detail. Ich mag Jerry sehr, obwohl er in gewisser Weise ein Dummkopf ist. Diese Susi hat ihn ruiniert und nach Strich und Faden betrogen. Jammerschade für Jerry und die Yacht. Er kann sie kaum noch halten.“

„Haben Sie eine Ahnung, was er für die Yacht haben möchte?“

„Nun, da ist dieser Makler Bobby, den Jerry angeheuert hat. Ein Phantast und Dummschwätzer, wenn Ihnen das weiter hilft. Ich weiß von Ramon, dass die Yacht über eine Million Dollar gekostet hat. Bobby meint, Jerry kann viel mehr verlangen. Dummes Geschwätz! Wer kauft heute noch eine Holzyacht, auch dann wenn sie so wunderschön ist?“ Nacho wischte sich den Schweiß von der Stirn und sprach weiter. „Dem Bobby geht es um die Kommission, aber die Kirche sollte man doch im Dorf lassen.“

„Das meine ich auch, Nacho“, antwortete Don, stellte seine Reisetasche auf die Theke und kramte darin. Er fand, was er suchte und setzte es auf die Theke.

„Nacho, das ist ein Aschenbecher von besonderer Art, wenn Sie wissen was ich meine. Es ist ein Standard Hilton-Aschenbecher mit einem eingebauten Abhörgerät. Ich bin an dieser Yacht ernsthaft interessiert, möchte aber nicht übers Ohr gehauen werden. Falls ich mich wirklich entscheiden sollte die Yacht zu kaufen, möchte ich nicht, dass der Makler uns die Tour mit unerfüllbaren Forderungen vermasselt. Damit wird er keinem von uns einen Gefallen tun. Ich habe mich hier mit Jerry um drei Uhr in der Bar verabredet, möchte die Herren aber nicht an der Bar, sondern an einem Ecktisch empfangen. Wenn sie aufkreuzen, sorgen Sie dafür, dass die beiden gleich zum Tisch gehen und Getränke bekommen. Ich werde mich etwa zehn Minuten verspäten, aber das sollen die Herren nicht wissen. Dieser Aschenbecher soll auf dem Tisch stehen, wenn sie sich hinsetzen. Nacho, Sie wissen was ich meine.“

„Sonnenklar, Herr Don José, darauf können Sie sich verlassen.“

„Das haben wir jetzt geklärt. Wo liegt die Yacht?“

„Nicht weit von hier in der Marina. Soll Ich Ihnen ein Taxi bestellen?“

„Nicht nötig, ich brauche ein wenig Bewegung. Zeigen Sie mir lieber auf dem Stadtplan in welche Richtung die Marina liegt und wo die Mahuana angedockt liegt. In der Zwischenzeit lassen Sie bitte meine Tasche in die Suite bringen. Ich möchte mir in Ruhe die Yacht anschauen, bevor ich mit den Herren darüber rede.“

Nacho reichte Don einen kleinen Stadtplan und markierte für ihn den kürzesten Weg zur Marina.

„Sehr klug, Kapitän. Wünsche Ihnen viel Spaß.“

Don verließ das Hotel ging an ehrwürdigen Geschäftsgebäuden der City vorbei, blieb vor einigen Schaufenstern stehen, paffte dabei genüsslich seine Pfeife. Die Sonne strahlte schon jetzt sehr kräftig vom strahlend blauen Himmel, deshalb empfand er die kühlende Luft aus manchen Geschäften als sehr angenehm. Seine Nase jedoch registrierte etwas anderes. Er blieb vor einer griechischen Souvlakibude stehen, stellte sich geduldig in die Reihe wartender Menschen, die gegen die Mittagszeit immer mehr wurden. Schon allein der Duft der gegrillten Fleischstückchen machte ihm den Mund wässerig. Als er endlich an die Reihe kam, bestellte er eine große Portion mit extra Zwiebeln und einer Prise Pfeffer oben drauf. Der fröhlich pfeifende Verkäufer steckte die Souvlakis in ein tellergroßes Fladenbrot verpackte sie zusammen mit einigen Servietten in eine Papiertüte. Mit diesem Päckchen in der Hand schlenderte Don weiter in Richtung Hafen. Er hoffte in der Marina am Pier eine Sitzbank zu finden, von wo aus er die Yacht betrachten und die Souvlakis verspeisen konnte.

An der nächsten Straßenbiegung konnte er von einer kleinen Anhöhe die Marina gut überblicken. Die Ansammlung von Masten und schneeweißen Yachten erschienen im Sonnenlicht wie schlafende Schwäne. Sein Blick wanderte von Pier zu Pier und endete bei dem Clubhaus der Marina, hinter dem die Megayachten vertäut lagen. Von seinem jetzigen Aussichtspunkt konnte Don dahinter nur Masten sehen, weil eine große Motoryacht die weitere Sicht versperrte. Er ging deshalb hinunter bis zur Einfahrt der Marina, erkundigte sich bei dem Pförtner, wo das Clubhaus sei. Die Mahuana lag hinter einer schnittigen Motoryacht mit Bug zum Clubhaus. Als Don die Motoryacht zur Hälfte passiert hatte, bot sich ihm ein atemberaubendes Kontrastbild.

Der aufsteigende lange Klüverbaum und die mächtige Bugbrust drohten die schneeweiße Motoryacht von achtern her aufzuspießen, so dicht waren die zwei Yachten aneinander vertäut. Schon dieser erste Anblick der Mahuana begeisterte Don gewaltig. Sein Herz begann mit einem Mal kräftiger zu schlagen auch kribbelte es ihn in den Händen, dass er die Papiertüte noch fester zuhielt. Er ging langsam an dem Schiff entlang, betrachtete begeistert den Klüver mit den zwei Vorsegeln, die ordentlich in Leinensäcken verpackt waren, die Ankerwinsch, das Sturmsegel, die Einstiegsluke für die Crew, den mächtigen Hauptmast, mit Bronze beschlagen, Winschen und Kloben, alles auf Hochglanz poliert. Sein Blick streifte entlang des langen Gaffelsegelbaums, der sich weit über das Deckhaus hinaus streckte.

Das Dach des Deckhauses war enorm. Es erstreckte sich bis über die Reling und war mit sechs Stützen auf dem Deck verankert. Wunderschöne Fenster mit abgerundeter Bronzefassung zierten die undurchsichtigen Glasscheiben. Das Deckhaus endete beim Besanmast, wobei das Achterdeck um zwei Stufen angehoben war, so dass der Skipper einen zweiten Steuerstand mit Ausguck über das Dach des Deckhauses hatte. Die Konsole samt Ruderrad war mit einem schonenden Segeltuch verzurrt, so dass Don nur ahnte, was sich darunter verbergen konnte. Unmittelbar hinter der Konsole befand sich ein großer klappbarer Tisch, der über die große Luke der Koje als Schattenspender diente. Zwei mächtige Ausleger bogen sich vom Achterdeck über den Spiegel, an dem ein in Segeltuch zugedecktes Beiboot hing. Alles an diesem Schiff war phantastisch schön, mit Liebe angefertigt, mit Ornamenten aus Bronze kunstvoll verstärkt.

Es ließ unverkennbar vermuten, dass dieses Schiff für lange komfortable Reisen und nicht für schnelle Segel Regatta gebaut worden war. Ein mächtiger Verdränger mit viel Volumen an und unter Deck. Als hätte der Baumeister Ramon alle Ideen von Don telepathisch übertragen, so betrachtete er auch den Spiegel der Yacht. Die Fensterchen der Achterkoje lachten ihn einladend an. Don schien bei diesem Anblick überwältigt zu sein, träumte er weiter oder stand er endlich vor seiner Traumyacht. Dabei vergaß er völlig seinen Hunger vor lauter Entzücken. Ihm überkam überwältigende Freude, wahrhaftig sein Schiff gefunden zu haben.

Nachdem er sich einigermaßen beruhigt hatte, schaute er nach einer passenden Sitzgelegenheit auf dem gut sechs Meter breiten Pier. Außer den Strom- und Wassersäulen für die Yachten gab es nichts, wo er sich hinsetzen konnte. Die große Motoryacht, die parallel zur Mahuana auf der anderen Seite am Pier festgemacht lag, offerierte die Bordtreppe mit drei Stufen. Don wollte gerade dorthin, als jemand von der Flybridge an die Reling kam. Er sah den Schatten einer Person auf dem Pier und hob seinen Kopf.

„Hallo, kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein, Sir?“, fragte der junge Mann. Es war ein einheimischer Maori mit breitem Gesicht und pechschwarzen, langen Haaren.

„Ich wollte mich gerade auf die Treppe setzen und die Mahuana bewundern, nebenbei mein Mittagessen verzehren. Geht das in Ordnung?“

„Aber sicher, Sir, ich bringe Ihnen einen Stuhl hinunter. Möchten Sie auch ein kaltes Bier, Sir?“

 

„Das wäre zu viel verlangt, danke vielmals, mein Freund.“

Der junge Mann kam im Nu hinunter, reichte zwei Klappstühle über die Reling und verschwand wieder. Kaum war Don mit dem Aufstellen der Stühle fertig, reichte ihm der junge Mann ein eiskaltes Bier.

„Man nennt mich Tom, weil die Leute meinen echten Namen nicht aussprechen können“, sagte er freundlich.

„Kapitän Don José ist mein Name, Tom. Freut mich Sie kennen zu lernen. Danke für das Bier. Das war sehr freundlich.“

„Keine Ursache, Kapitän. Mir macht es Freude, mit jemandem ein paar Worte zu wechseln. Das Bier trinke ich nur in Gesellschaft.“

„Das trifft sich gut, Tom. Sind Sie auf der Yacht angeheuert?“

„Eigentlich gehöre ich zu der Mahuana Crew, aber der Eigner ist pleite und so bin ich der Wachmann für die große Yacht hier am Pier.“

„Ich bin an der Mahuana ernsthaft interessiert, deswegen bin ich hier. Wie viele Männer hat die Yacht beschäftigt?“

„Außer mir drei Deckmatrosen und die Köchin. Ich bin, pardon, war der Steuermann. Schade für die Yacht, so etwas wird nicht zweimal gebaut.“

„Was ist aus der Crew geworden?“

„Jeder jobbt irgendetwas im Hafen oder zu Hause. Ich hatte Glück den langweiligen Job als Wachmann zu kriegen.“

„Dann trommle mal die Crew wieder zusammen, Tom. Bald stechen wir in See auf eine lange Reise.“

„Möchten Sie die Yacht vorher sehen, Kapitän, ehe Sie eine Entscheidung treffen? Ich zeige Ihnen gerne das stolze Schiff.“

„Spät am Nachmittag, Tom. Ich treffe mich um drei Uhr mit Jerry im Hotel, aber meine Entscheidung habe ich schon getroffen. Wie gesagt, trommeln Sie die Crew zusammen, ihr seid alle angeheuert.“

„O Mann, o Mann, ich kann es nicht fassen, dass wir alle wieder dieses Prachtstück betreten. Schon ein ganzes Jahr ist es her. Wir sind alle verwandt, von demselben Stamm, und wir haben uns wie ein Uhrwerk eingearbeitet. Die Köchin ist meine Kusine und kocht himmlische Speisen. Ein braves Mädchen, nur ein wenig bockig, wenn’s um die Hygiene an Bord geht. Der erste Koch war ein Ungar, der hat die Maunie angelernt auch ungarische Speisen zu kochen.“

„Sie meinen wohl meinen Freund Istvan? Der hat mir die Mahuana empfohlen.“

„Genau, Istvan, der beste Koch in ganz Wellington, den ich kenne. Essen Sie doch Ihr Mittagessen, Kapitän, ich bringe noch ein kleines Tischchen herunter.“

Don legte seine Pfeifentasche auf den leeren Stuhl und öffnete die Tüte. Der Duft von Souvlakis und Zwiebeln wirkte Wunder, weil ihn auch das Bier davor auf das Mittagessen eingestimmt hatte. Er wartete geduldig bis Tom den Klapptisch aufstellte, zerriss die Tüte und offerierte Tom die Hälfte von dem Fladenbrot.

„Das sind Souvlakis, Tom, griechische Speisen, schmeckt sehr gut. Geteilte Freude ist doppelte Freude. Greif zu, so lange sie noch warm sind.“

„Das gehört sich nicht, Kapitän. Wir sind es nicht gewohnt mit den Herrschaften zusammen zu speisen.“

„Wenn du bei mir anheuern willst, musst du dich nach meiner Lebensform richten. Ich kenne keine Menschenseele, die mit mir kein Brot teilen darf. Du kannst mich mit Don oder Kapitän anreden. Wer mich mit Sir anredet, kriegt eine Tagesheuer abgezogen. Schreib dir das dicke hinter die Ohren, und als Steuermann bringst du das den anderen bei.“

„Aye, Aye, Kapitän, dann lassen wir uns die Souvlakis gut schmecken.“

Beide waren jung und hungrig. Die halbe Portion war in wenigen Minuten aufgegessen und mit Bier nachgespült.

„Gibt es irgendetwas über die Yacht, das ich wissen sollte?“

„Sie ist sehr steif am Wind. Manchmal denke ich entweder brechen die Masten, oder die Segel fliegen in Fetzen. Die Takelage ist überdimensioniert, die Masten sind verleimt und mehrmals mit Bronzeringen beschlagen. Aber auch das hält nur bis zu einer Grenze, wo alles in Fetzen fliegt. Sie ist auch ein wenig luvgierig, wenn scharf am Wind gesegelt wird. Aber sonst nimmt sie jeden Wellengang wie ein Panzer einen Sandhaufen.“

„Wie ist sie motorisiert?“

„Zwei Achtzylinderdiesel aus alten Royal-Navy-Beständen, aber neu und sehr genügsam. Mit sechzehn Tonnen Diesel im Bauch kann man gut fünftausend Meilen zurücklegen.“

„Sehr vernünftig, ich ziehe einen Motorsegler jedem anderen Schiff vor. Das wird mein Zuhause sein und keine Rennyacht. Daher möchte ich nach Lust und Laune auch gegen Wind und Strömung segeln, oder in einen sicheren Hafen unter Motor schippern. Hauptsache man kommt an.“

„Die Mahuana ist kein langsamer Dümpler, Kapitän. Bei Windstärke fünf macht sie satte zehn und unter Motor auch dreizehn Knoten. Sie vermittelt nur das Gefühl, dass sie behäbig ist, weiter nichts.“

„Also gut, Tom, für den allerersten Eindruck wird’s wohl reichen. Ich mache mich auf den Weg ins Hotel. Ich komme mit den Herren gegen fünf Uhr zurück, und du machst dich auf die Socken die Crew zusammen zu trommeln.“

„Aye, Aye, Kapitän, lassen Sie sich von Bobby nicht aufs Kreuz legen, der ist ein Schlawiner.“

„Das werde ich mir merken, Tom. Danke für das Bier und die Auskunft.“

Am Eingang zu der Marina bestellte Don diesmal ein Taxi. Er wollte zeitig im Hotel sein, um noch zu duschen und sich frisch zu kleiden. Bei der Gelegenheit verwandelte er den Spiegel im Bad in einen Bildschirm um. Die Aschenbecher aus dem Hotel in Brisbane waren längst mit einem kleinen Diamanten zu einem echten VIRDULA-Überwachungsgerät umgebaut worden. Das kleine Tonband baute Don aus, weil es zu schwer war und verdächtig erscheinen könnte. Gegen zehn Minuten vor drei Uhr tauchten die zwei Herren im Hotel auf. Beim Zähneputzen beobachtete Don, wie sie vom Concierge Nacho in die Ecke eskortiert und kurz danach mit Bier und Aschenbecher versorgt wurden. Es war eindeutig, dass sie sich erst kurz vor dem Hotel getroffen hatten und erst am Tisch beim Bier ihre Verkaufsstrategie besprachen.

„Istvan meint, der Kapitän versteht etwas von Schiffen und ist schwer bei Kasse, sonst würde er nicht hierher fliegen“, bemerkte Jerry voller Hoffnung, endlich zu Geld zu kommen.

„Er hat die Yacht noch nicht gesehen, Jerry. Ich habe auch die anderen aus Melbourne und Adelaide einfliegen lassen und das Ergebnis kennst du ja wohl. Du hast zwar ein wunderschönes Schiff gebaut, aber zu welchem Preis! Es ist ein Unikum ohne Verkaufschancen.“

„Demnach willst du mir einreden den Preis zu reduzieren. Ist es das, was du meinst, Bobby?“

„Genau das Gegenteil, Jerry. Die anderen Interessenten waren keine Liebhaber, sondern Schnäppchenjäger. Beide wussten, dass du pleite bist und Geld bitter nötig hast.“

Bobby nahm einen kräftigen Schluck Bier und schaute sich in der Bar um. Dann warf er ungeduldig einen Blick auf die Armbanduhr.

„Ich meine zwanzig Prozent auf den Preis aufzuschlagen ist durchaus drin“, fügte er verschmitzt hinzu.

„Beim letzten Mal wolltest du zehn Prozent Kommission und jetzt auf einmal fünfzehn Prozent. Woher kommt der Sinneswandel, Bobby? Du hast den Kunden nicht angeworben, er kommt von alleine hierher. Was hast du überhaupt in die Sache investiert?“

„Rede keinen Quatsch, Jerry. Ohne mich kriegst du die Yacht nie los. Ich bin der Yachtbroker und die Kommission gehört dazu.“

„Du nutzt meine Freundschaft aus, Bobby, genauso wie alle anderen, die mich schamlos abgezockt haben. Diesmal werde ich verhandeln und du hältst deine Klappe, wenn du etwas von dem Kuchen abkriegen willst. Keine fünfzehn-, noch zehn-, maximal fünf Prozent kann ich dir wegen unserer alten Freundschaft anbieten. Und das ist schon eine Menge Geld für zwei Ortsgespräche von fünf Minuten“, schlug Jerry erbittert zurück.

Don hatte genug gehört. Der eine kämpfte ums Überleben, der andere stieg ohne Fahrkarte in den Zug und wollte auch noch für die Reise bezahlt werden. Don löschte den Bildschirm im Spiegel, zog die Krawatte zu Recht. Ging zurück in den Salon und stopfte noch schnell eine Pfeife. Leger, aber piekfein angezogen machte er sich auf den Weg zum Aufzug. Mit wenigen Schritten blieb er bei der Rezeption stehen. Von dort aus konnte er die Bar und den Ecktisch gut beobachten. Die zwei Herren schienen sich noch immer über die Prozente zu streiten. Nacho der gerade einen Gast bediente entdeckte Don an der Rezeption.

„Herr Kapitän, womit kann ich dienen?“, fragte Nacho, dabei zwinkerte er mit dem rechten Auge und deutete mit einer Kopfbewegung in Richtung Bar.

„Nacho, mein Freund, welcher von den Zweien ist Jerry?“, fragte Don halblaut, als wüsste er es nicht.

„Der im Khakihemd, der mit der Krawatte ist Bobby.“

„Na schön, dann wollen wir mal sehen, weshalb sich die Herren so streiten. Ach, noch etwas, einen sauberen Aschenbecher brauche ich für meine Pfeife. Meinen speziellen nimmst du weg und lässt ihn in meine Suite bringen.“

„Kapitän, möchten Sie auch ein Bier?“

„In genau fünf Minuten bringst du mir ein Bier und hilfst Bobby den Ausgang zu finden“, belustigte sich Don und zwinkerte dabei wie ein Lausbub mit dem Auge. Er ging in Richtung Ecktisch und achtete genau auf die Reaktion der beiden Herren, die ihn vor lauter Streit nicht einmal wahrgenommen hatten. Erst als er vor ihnen stand, änderte sich die Szene. Bobby sprang sofort auf, streckte ihm erwartungsvoll die Hand entgegen.

„Sie sind sicherlich Kapitän José, nicht wahr? Ich bin...“ Weiter kam er nicht, weil Don ihn völlig ignorierte. Stattdessen ging er auf Jerry zu, der gerade aufstand.