Sexuelle Befreiung vom Ehemann!

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Sexuelle Befreiung vom Ehemann!
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Isabelle Boves

Sexuelle Befreiung vom Ehemann!

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Inhaltsverzeichnis

Titel

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Impressum neobooks

1

Rue Saint-Honoré

Paris/Frankreich

„Im Namen des Volkes ergeht folgendes Urteil. In Sachen...“

Chantal Trémoille senkte ihre Augenlider, als wollte sie eine Barriere schaffen gegen die ernsten, eindringlichen Worte des Familienrichters.

Ihre Gedanken schweiften ab in die Vergangenheit. Mehr als zwölf Jahre lang war sie mit Louis verheiratet. Sicher, es war nicht immer sanft und ruhig zugegangen in ihrer Ehe, aber sie war glücklich gewesen.

Glücklich bis zu dem Tage, an den Chantal nur ungern denken mochte. Wenn da eine andere Madame gewesen wäre, eine jüngere vielleicht, dann hätte sie kämpfen können um ihr Glück. Aber so?

„Ich muss mit dir reden, Chantal», hatte Louis gesagt.

Sie war mit der Aufstellung eines Geschäftsberichtes befasst gewesen und hatte ihm gar nicht richtig zugehört.

„Chantal, wir werden uns scheiden lassen.“

Das waren seine Worte gewesen. Sie erinnerte sich genau.

„Und warum?“, hatte sie gefragt, die Augen blind vor Tränen.

Louis hatte zuerst geschwiegen, als wäre ihm die Angelegenheit peinlich. Erst als sie keine Ruhe gab, hatte er den Grund genannt: „Ich finde keine sexuelle Erfüllung bei dir, Chantal, habe sie nie gefunden. Ich bin jetzt achtunddreißig Jahre alt und möchte nicht länger mit einer Madame zusammen sein, die gefühlskalt ist!“

Dann war er gegangen!

„Gefühlskalt!“, hämmerte es in Chantals Schädel. Ihre Knie wurden weich, und sie stützte sich schwer auf den Arm ihres Rechtsanwaltes.

„... wird die Ehe im beiderseitigen Einverständnis der Parteien geschieden.“

Der Richter setzte sich. Dankbar nahm Chantal ebenfalls Platz. Geschieden! dachte sie, während die Urteilsbegründung verlesen wurde. Zwölf Jahre meines Lebens ausgelöscht durch ein einziges Wort. Und Louis, dort drüben auf der anderen Seite, lächelt. Er lächelt!

„Es tut mir wirklich leid, Madame Trémoille“, sagte Rechtsanwalt Armagnaken eine knappe Stunde später, „ich hätte Ihnen das gern erspart.“

Er saß hinter seinem aufgeräumten Schreibtisch und sah seine Mandantin mitfühlend an.

„Darf ich Ihnen vielleicht einen Cognac anbieten?“

„Ja, sehr gern.“

Chantal hatte sich immer noch nicht erholt. Wie blass sie ist, dachte Nikolas Armagnaken, während er seiner Sekretärin Bescheid gab. Gar nicht mehr selbstbewusst wirkt sie, nur der kleine herrische Zug um ihre Mundwinkel — der ist auch jetzt noch da. Vielleicht hat ihr Mann gar nicht so Unrecht, wenn er behauptet...

Unsinn, rief er sich selbst zur Ordnung. Aber geringe Zweifel blieben doch zurück. Der Rechtsanwalt hatte die gegnerischen Schriftsätze sehr sorgfältig studiert. Er wusste genau, was Louis Trémoille seiner nunmehr geschiedenen Madame vorwarf. Da war von einem großen „Widerwillen“ die Rede gewesen, mit dem sie ihre ehelichen Pflichten erfüllte. Von „seelischer Grausamkeit“ weil sie sich ihrem Mann so oft verweigert hatte. Vielleicht waren es nur Schlagworte, aber meist war ein Körnchen Wahrheit vorhanden. Natürlich war es auch möglich, dass Louis Trémoille ein junges Schmusekätzchen kennengelernt hatte, das ihm den Kopf verdrehte. Midlife-Crisis. Kam öfters vor.

Es klopfte an der Tür.

„Ja. Kommen Sie herein.“

Eine junge Madame, bekleidet mit einem knappsitzenden Pullover und Minirock, trat ein. Sie trug ein Silbertablett, auf dem zwei Cognacschwenker standen.

„Merci, Madame Preuilly.“

Chantal nahm ihr Glas entgegen und tat einen tiefen Schluck. Während sie trank, warf sie einen etwas abfälligen Blick auf die Sekretärin. Bestimmt treibt er es mit ihr, überlegte sie. Vielleicht sogar hier im Büro. Wie sie ihn anlächelt, als könne sie es kaum erwarten, mit gespreizten Beinen unter ihm zu liegen. Chantal schüttelte sich angewidert.

„Was werden Sie nun tun, Madame Trémoille?“

Rechtsanwalt Armagnaken nippte ebenfalls an seinem Glas.

„Weiterleben!“ Chantals Stimme klang fest, aber der Ausdruck in ihren grünen Augen bewies, dass sie den Tränen nahe war. „Ich habe meinen Beruf und die Wohnung.“

„Bezüglich der Wohnung war ihr Mann wirklich sehr großzügig, Sie sollten ihm dafür dankbar sein.“

„Dankbar? Ich? Nachdem er mich nach zwölf Jahren Ehe abgeschoben hat wie eine abgenutzte Hure?“

Tränen der Fassungslosigkeit rollten über Chantals Wangen. Nikolas Armagnaken stand auf und legte impulsiv seinen Arm um die schmalen Schultern seiner Mandantin.

„Das dürfen Sie nicht sagen, Madame Trémoille. Sie sind eine reizvolle Madame, und ich kann Ihren Mann wirklich nicht verstehen.“

Trotz ihrer seelischen Beklemmung trat ein stolzes Lächeln in Chantals Gesicht.

„Das dürften Sie kaum beurteilen können, Monsieur Avocat. Wenn Sie bitte Ihren Arm...“

Der Anwalt zuckte mit den Achseln und nahm wieder hinter seinem Schreibtisch Platz. Er war ein sportlicher Typ von knapp vierzig Jahren mit kantig-männlichen Gesichtszügen. Er hatte Erfolg bei Frauen und kannte sich aus. Aber mit Chantal Trémoille kam er einfach nicht klar. Seitdem das Scheidungsverfahren lief — und das waren schon einige Monate —, war sie ihm kühl und unnahbar gegenübergetreten. Nicht, dass er besondere Anstrengungen unternommen hätte, um sie zu persönlichen Zugeständnissen zu bewegen oder wie man einen Verführungsversuch auch immer nennen wollte. So etwas hätte seiner Berufsauffassung widersprochen. Trotzdem, selbst eine Einladung zum Essen, die bei vermögenden oder wichtigen Mandanten keineswegs unüblich war, hatte Chantal rundheraus abgelehnt.

Wirklich, eine spröde Schönheit, dachte Armagnaken. Aber kalt?

„Danke für den Cognac, Monsieur Armagnaken. Es geht mir bereits viel besser. Sie senden mir Ihre Rechnung zu, ja?“ Chantal stand auf.

„Ich richte mich ganz nach Ihnen, Madame Trémoille“, erwiderte ihr Rechtsanwalt kühl. „Falls Sie in den nächsten Tagen Hilfe brauchen sollten, stehe ich Ihnen gern zur Verfügung. Natürlich, soweit es meine Termine erlauben“, schränkte er sofort ein.

„Natürlich.“ Chantal reichte ihm die Hand. „Au revoir, Monsieur. Vielen Dank für alles.“

Da wie üblich sämtliche Parkplätze am Straßenrand besetzt waren, fuhr Chantal ihren Kleinwagen gleich in die Tiefgarage. Dass die Parkbuchten ziemlich eng waren, machte ihr nichts aus. Durch ihren Beruf konnte sie mit Autos umgehen.

Leider sind Männer keine Autos, seufzte sie in Gedanken, während sie in den Aufzug zu ihrer Eigentumswohnung stieg. Irgendwie war sie Louis wirklich dankbar, dass er ihr die Wohnung gelassen hatte. Sie war sehr komfortabel und lag verkehrsgünstig in der Rue Saint-Honoré, nicht weit von der Seine entfernt.

Es wäre sehr schwierig gewesen, etwas Ähnliches zu bekommen. Bezahlbare Wohnungen waren in Paris beinahe ebenso rar wie Parkplätze. Mit einer tausendfach geübten Bewegung schloss Chantal die Wohnungstür auf.

Louis war nicht da! Er würde nie wieder da sein, wenn sie nach Hause kam. Gedankenverloren ging Chantal ins Bad und wischte sich die von den Tränen zerlaufene Wimperntusche ab. Dann trat sie ins Wohnzimmer und schaltete den Fernseher ein. Es gab nichts. Lediglich ein Liebesfilm lief, aber das war weiß Gott nicht die Ablenkung, die Chantal brauchte.

Rasch schaltete sie das Gerät ab. Während sie sich nervös nach einer anderen Beschäftigung umsah, fiel ihr Blick auf die offene Schlafzimmertür. Die Betten waren nicht gemacht. Besser gesagt: ein Bett. Louis schlief schon lange nicht mehr hier.

„Gefühlskalt“, murmelte sie vor sich hin, als sie das Zimmer betrat. „Ich bin gefühlskalt!“

Ein schlimmes Wort!

Es klang noch hässlicher als »geschieden«, das ihr Leben verändert hatte. Automatisch stellte sich Chantal vor den Kleiderschrank, der eine einzige große Spiegelfläche war.

 

Stand dieser Makel nicht in ihrem Gesicht geschrieben?

War deshalb ihr Mund eine Spur zu klein und ihr Kinn zu spitz?

Aber nein, das war einfach lächerlich. Chantal strich die Kostümweste über ihrer Brust glatt. War es das, was Louis vermisst hatte? Üppige Brüste? Damit konnte sie nun wirklich nicht dienen.

Sie zog die Weste aus und warf sie auf das Bett. Die buntgemusterte Bluse wölbte sich nur leicht. Chantal öffnete zwei Knöpfe und zog den knisternden Stoff über ihren Kopf.

Dann warf sie das Kleidungsstück achtlos auf den Boden. Der weiße Halbschalenbüstenhalter bereitete ihr erheblich mehr Mühe. Aber schließlich gelang es ihr doch, die winzigen Häkchen zu lösen.

Chantal sah an sich herab. Ihre Brüste waren klein und rund, wie rosige Pfirsiche sahen sie aus. Die hellbraunen Aureolen saßen im oberen Drittel, sodass die Brustwarzen schräg nach oben aus ihnen herauslugten. Quer über die beiden vorwitzigen Klümpchen verlief ein weißer Streifen Haut. Es war der »Anstandsstreifen«, wie ihn Chantal nannte. Er verriet ihre beharrliche Weigerung, völlig nackt zu baden.

Vor einem Jahr, während ihres Urlaubs auf Fuerteventura, hatte es deswegen einen Riesenkrach mit Louis gegeben. Er hatte gewollt, dass sie mit ihm an den Nacktbadestrand ging. Sie hatte sich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt. Erfolgreich zwar, aber Louis war zwei Tage lang ungenießbar gewesen. Chantal hatte seine Zurückhaltung zwar als angenehm empfunden, aber vielleicht war das der Anfang vom Ende gewesen. Vielleicht.

Chantal öffnete den Gürtel, der sich um ihre schmale Taille schlang. Raschelnd rutschte der karamellfarbene Faltenrock auf ihre Fersen hinab. Jetzt trug sie nur noch den weißen Slip und den rutschigen Strumpfhalter, an dem die Nylons befestigt waren. Sie starrte auf die Stelle hoch oben zwischen ihren langen Beinen, wo sich der Slip stark aufbauschte.

Die hastigen, unergiebigen Vereinigungen mit Louis fielen ihr ein. Nie hatte sie etwas dabei empfunden. Sie hatte stillgehalten, das war alles.

Aber war das denn nur ihre Schuld?

Wie oft hatte sie sich nach Zärtlichkeit gesehnt. Wie oft hatte sie Louis gebeten, doch einmal zu tun, was sie wollte, sie dort zu liebkosen, wo sie sich die Berührung wünschte. Vergeblich.

Die wenigen Höhepunkte hatte sie nur dadurch erreicht, dass sie sich heimlich selbst befriedigte. Chantal starrte in den Spiegel. Ein kühles, beherrschtes Antlitz, eingerahmt von schulterlangen, kupferroten Haaren, blickte ihr entgegen.

Plötzlich fühlte sie sich leer und ausgebrannt!

Betroffen schlug sie ihre Hände vors Gesicht. „Nein“, schluchzte sie haltlos. „Ich will das alles nicht. Ich muss aufhören, daran zu denken!“

Zum zweiten Mal an diesem Tage rannen Tränen über ihre Wangen.

2

Obwohl es erst früh am Morgen war, lagen die Temperaturen bereits über zwanzig Grad.

Chantal stellte ihren Wagen auf dem für sie reservierten Parkplatz ab. Bevor sie ausstieg, sprühte sie etwas Deo unter ihre Arme

„Bonjour, Madame Trémoille“, begrüßte sie der Pförtner respektvoll, als sie das Firmengebäude betrat.

Chantal grüßte freundlich zurück. Über sechs Jahre arbeitete sie jetzt bei der Firma Brimeu Automobile, und im letzten Jahr war sie zur Geschäftsführerin aufgestiegen. Sehr zum Ärger ihrer männlichen Kollegen. Viele von ihnen hätten sich gern selbst auf diesem Posten gesehen. Manche behaupteten sogar, dass die Trémoille ein Techtelmechtel mit dem Inhaber angefangen hätte, um so die Karriereleiter hinaufzusteigen.

Chantal kümmerte sich keinen Pfifferling um diese Gerüchte. Natürlich hatte es ihr Chef bei ihr versucht, doch sie hatte ihn sanft, aber bestimmt abgewiesen. Sie wusste deshalb, dass sie es allein ihren Fähigkeiten, ihrem Verhandlungsgeschick und ihrer Beharrlichkeit zu verdanken hatte, dass sie so weit gekommen war. Sicher, eine kleine Portion Glück gehörte auch dazu. Oder man muss Lavallade heißen, dachte sie leicht verärgert, bevor sie ihr Büro betrat.

Es war ein mittelgroßer, heller Raum, schmucklos und zweckmäßig eingerichtet. Über der gemütlichen Sitzecke an der Fensterseite hingen einige moderne Drucke an der Wand.

Chantal liebte ihr Büro. Von hier aus lenkte sie die Geschicke der Firma, traf Entscheidungen — soweit Brimeu sie nicht selber traf. Hier war ihr Reich.

Auf dem schlichten Schreibtisch lag bereits die eingegangene Post. Chantal blätterte sie flüchtig durch. Es handelte sich um einige Anfragen von Kunden, dazwischen lagen Prospekte von Autoherstellern, die ihre neuen Modelle anboten. Alles nicht besonders wichtig. Sie würde sich später darum kümmern. Beruhigt setzte sich Chantal in ihren Ledersessel. Probehalber drückte sie den Knopf der Gegensprechanlage herunter.

„Ja?“ Eine helle, etwas mürrisch klingende Stimme meldete sich.

„Bonjour, Madame Lavallade. Auch schon da? Bringen Sie mir bitte einen Cappuccino.“

Chantal brach die Verbindung ab, ohne auf eine Entgegnung zu warten. Sie mochte die Lavallade nicht! Das Mädchen war völlig unfähig, und wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte sie es längst hinausgeworfen.

Leider ging es nicht nach ihr!

Emilia Lavallade war die heimliche Flamme des Firmeninhabers. Sie stand sozusagen auf Abruf für ihn bereit, um ihm bei Bedarf die Freuden zu spenden, die er bei seiner Madame offenbar nicht fand. Jeder in der Firma wusste das. Deshalb konnte die Lavallade auch nur vom Chef persönlich gekündigt werden. Und das würde sicher erst geschehen, wenn er sich zu langweilen begann.

Genau wie sich Louis mit mir gelangweilt hat, überlegte sie sarkastisch!

Dann dachte sie voller Unbehagen an die schlaflos verbrachte Nacht, die Verzweiflungsanfälle, die quälenden Selbstvorwürfe und die Tränen, die sie vergossen hatte.

Mindestens fünfmal hatte sie den Telefonhörer in der Hand gehalten, um Louis anzurufen. Ebenso oft hatte sie ihn mutlos wieder aufgelegt, ohne eine einzige Zahl gewählt zu haben.

Was hätte sie auch sagen sollen?

Ich liebe dich? Ich brauche dich?

Wahrscheinlich hätte Louis sie ausgelacht, sie gedemütigt mit ironischen Anspielungen. O nein, kein Bedarf!

„Hier, der Cappuccino. Haben Sie vielleicht sonst noch einen Wunsch?“

Ohne anzuklopfen war die Sekretärin eingetreten. Sie stellte die Tasse betont heftig ab und warf Chantal einen trotzigen Blick zu.

„Danke, Madame Lavallade, im Augenblick nicht. Aber sagen Sie, kommt Ihnen Ihr Rock nicht auch ein wenig zu kurz vor?“

Emilia Lavallade, sie war vielleicht 22 oder 23 Jahre alt (Chantal hätte das in den Personalakten nachprüfen können), sah an sich hinab. Ihr Rock bedeckte kaum ihre Oberschenkel, und man konnte erkennen, dass sie keine Strümpfe trug.

„Eigentlich nicht, Madame Trémoille. Außerdem, der Chef mag so was, verstehen Sie?“

Sie blinzelte Chantal gespielt vertraulich zu.

„Aber ich nicht, Madame Lavallade!“

„Tut mir leid. Ihre Meinung ist da leider nicht maßgebend. Kann ich jetzt gehen?“

Ohne eine Antwort abzuwarten, verließ Emilia Lavallade das Büro. Chantal war solche Unverschämtheiten von ihr gewohnt. Trotzdem ärgerte sie sich immer wieder darüber.

Was fand Dr. Fabrice Brimeu bloß an dieser Person?

Na schön, sie war jung und sah gut aus. Aber was hatte sie sonst noch zu bieten außer ihrem Körper?

Halt! unterbrach sich Chantal in Gedanken. Vielleicht ist das schon mehr als genug. Vielleicht wollen Männer gar nicht mehr. Louis ist ja das beste Beispiel dafür. Meine sonstigen Qualitäten, ja sogar meine Liebe, waren ihm schließlich gleichgültig, bloß weil ich ihn nicht mehr reizte, nicht mehr hemmungslos genug war im Bett für ihn.

Hemmungslos?

War ich überhaupt jemals hemmungslos in meinem Leben?

Chantal schüttelte ihren Kopf. Niemals! Dazu war sie einfach nicht fähig. Dabei spielte auch keine Rolle, dass Louis der erste und einzige Mann gewesen war, mit dem sie sexuelle Beziehungen hatte. Sie war eben eine Dame, die einen Verstand besaß, der sich nicht ausschalten ließ.

Nie würde sie sich stöhnend und außer sich unter einem Mann winden, wie sie es so oft in Louis lächerlichen Pornofilmen gesehen hatte. Irgendwo würde es doch wohl einen Mann geben, der dies verstand.

Plötzlich klingelte das Telefon auf ihrem Schreibtisch. Chantal hob den Hörer ab.

„Madame Trémoille? — Salut. Ich grüße Sie!“, drang es jovial durch den Draht. „Wie geht es Ihnen heute?“

Das war typisch für Dr. Fabrice Brimeu. Nie meldete er sich mit seinem Namen am Telefon. Auch dieses grässliche »Ich grüße Sie« war eine Angewohnheit von ihm.

„Danke, Monsieur Brimeu, mir geht es fabelhaft“, erwiderte Chantal missgestimmt.

Der Chef hatte bestimmt nicht deshalb angerufen, weil er sich über den Zustand ihrer Gesundheit informieren wollte.

„Freut mich, dass Sie die Angelegenheit so leichtnehmen. Meine Gattin hatte schon Angst, dass Sie sich etwas antun würden. Aber ich sagte ihr: Die Trémoille wird garantiert mit ihrer Scheidung fertig werden. Genau das sagte ich ihr.“

Also wusste er es bereits. Chantal war kaum überrascht. Brimeu war stets glänzend informiert und scheute nicht davor zurück, seine Nase auch in das Privatleben der Firmenbeschäftigten zu stecken.

„Trotzdem, Madame Trémoille, falls Ihnen die Decke auf den Kopf fallen sollte, kenne ich da ein nettes, kleines Restaurant, in dem wir gemeinsam speisen könnten.“

Speisen, wie geschraubt. das klingt, dachte Chantal. Zumal er dabei mit Sicherheit an ganz anderen Dingen interessiert war. Bestimmt kannte er auch ein nettes, kleines Hotelzimmer mit einem gemütlichen, breiten Bett, in dem es sich ungestört treiben ließ.

„Merci, Monsieur Brimeu, Ihre Einladung ehrt mich. Haben Sie mich deshalb angerufen?“ Chantal legte eine gehörige Portion Spott in ihre Stimme.

„Nein, nein“, kam es hastig vom anderen Ende zurück. „Ich habe hier gerade Ihre Inventurliste vorliegen. Danach müssten wir vier Ersatzmotoren des B-Typs auf Lager haben. Meines Wissens liegen in der Halle aber nur drei von den Dingern herum. Würden Sie das bitte überprüfen lassen?“

„Selbstverständlich. Ich werde mich darum kümmern.“

„Ich bitte Sie, Madame Trémoille“, tat Brimeu entrüstet, „haben Sie das nötig? Schicken Sie doch jemanden aus der Werkstatt hin.“

„Sicher. War das alles, Monsieur Brimeu?“

„Für den Augenblick ja. Bis dann, und — Kopf hoch, Cha... äh, Madame Trémoille.“

Chantal legte auf. Der Versprecher ihres Chefs war ihr natürlich nicht entgangen. Hieß das etwa, dass sich Brimeu in Gedanken mit ihr beschäftigte? Betrachtete er sie als Freiwild, jetzt, nachdem sie geschieden war?

Chantal schob diese Gedanken schließlich ihrer Überspanntheit zu. Sie stand auf und warf einen schnellen Blick in den viereckigen Spiegel, der über dem Waschbecken hing. Natürlich würde sie der Reklamation selbst nachgehen. Die Liste stammte von ihr. Und wenn darin vier Motoren verzeichnet waren, so waren auch vier vorhanden. Außerdem würde der kleine Spaziergang sie von ihren Problemen ablenken.

Das Ersatzteillager war am Ende des langgestreckten Firmengebäudes untergebracht. Man konnte es nur über den Hof, auf dem die Gebrauchtwagen standen, erreichen. Das war Absicht. Und tatsächlich kaufte so mancher Kunde statt eines teuren Teiles gleich einen neuen Wagen.

Im schmalen Verkaufsraum des Lagers war es angenehm kühl. Da niemand zu sehen war, ging Chantal in die angrenzende Halle.

„Hallo?“, rief sie verhalten in das Labyrinth der deckenhohen Regale hinein, das sich im schummerigen Licht der wenigen Neonröhren verlor. Keine Antwort. Zögernd tastete sich Chantal weiter vor.

Der etatmäßige Verkäufer lag mit einer Blinddarmentzündung im Krankenhaus. Chantal hatte zur Aushilfe einen Studenten eingestellt, den sie für zuverlässig gehalten hatte. Nun ärgerte sie sich darüber.

Zweifellos erholte sich der Taugenichts in irgendeiner dunklen Ecke von den Anstrengungen seines ausschweifenden Nachtlebens. Plötzlich drangen Gesprächsfezen zu ihr herüber:

„Nein! ... nein, Yannik... der Knopf bleibt zu!“

Vorsichtig schob sich Chantal näher heran. Diese Stimme kannte sie doch!

Aber ja, das war doch die Lavallade, die dort mit halbgeöffneter Bluse an einem Reifenstapel lehnte. Man konnte deutlich sehen, dass sie keinen Büstenhalter trug. Ganz nah bei ihr stand ein schwarzhaariger junger Mann, der Student, den Chantal aushilfsweise eingestellt hatte.

 

Die Lavallade, sieh an!

Dieses kleine, sexhungrige Luder besaß doch tatsächlich die Frechheit, es am helllichten Tage zu treiben. In aller Öffentlichkeit und mit einem Mann, den sie gerade erst kennengelernt haben konnte. Chantal lächelte zynisch.

Wenn das Brimeu erfahren würde!

Sein bevorzugtes Liebchen feierte eine heimliche Orgie in der Lagerhalle. Mit Sicherheit wäre dann ein Rausschmiss fällig.

Sie überlegte, ob sie dem obszönen Treiben ein vorzeitiges Ende bereiten sollte, um Schlimmeres zu verhüten. Chantal stellte sich die betretenen Gesichter der beiden Turteltäubchen vor. Natürlich würde die Lavallade versuchen, alles abzustreiten, Aber schließlich würde sie doch zugeben müssen, das... das... Ja, was eigentlich?

Ihre eindeutigen Absichten, führte Chantal den Gedanken zu Ende. Unsinn, überlegte sie eine Sekunde später, niemals würde die Lavallade etwas zugeben. Außerdem, was heißt schon eindeutige Absichten?

Sie waren noch lange kein Beweis. Eine halboffene Bluse ließ sich leicht erklären. Der Lavallade würde mit Sicherheit etwas einfallen, zumal ihre Vorliebe für ausgesprochen aufreizende Kleidung bekannt war.

Bekannt war auch Chantals Abneigung gegen den Liebling des Chefs. Am Ende würde sie selbst dastehen wie ein begossener Pudel, während die Lavallade die Geschichte unter dem Gelächter der Kollegen zum Besten gab.

Nein, im Grunde gab es nur zwei Möglichkeiten: Entweder beide Augen zuzudrücken oder abzuwarten, bis die Situation wirklich eindeutig geworden war, um dann einzugreifen.

„Sie sind mir ja einer! Gehen Sie allen Mädchen gleich an die Bluse? Was studieren Sie überhaupt, Yannik?“, hörte Chantal die Sekretärin neugierig fragen.

Die Antwort des Studenten war undeutlich, aber Emilias Gehabe bewies, dass sie ihr gefiel.

„Unmöglicher Kerl! Sie müssen Medizin studieren. Nur Ärzte sind so unverschämt neugierig.“

„Sehe ich wirklich aus wie ein Bauchaufschlitzer? Ich studiere Mathematik.“

„Oh, ist das nicht sehr schwierig?“, rief Emilia bewundernd aus und strich sich eine vorwitzige blonde Haarsträhne aus der Stirn.

„Es geht. Am liebsten beschäftige ich mich mit Gleichungen. Vor allem Gleichungen mit zwei Unbekannten interessieren mich“, flüsterte der Student geheimnisvoll.

„Toll! Können Sie mir so was nicht auch beibringen? Die Kollegen würden staunen, wenn ich mit den Unbekannten ankäme. Wissen Sie, Yannik, die meisten hier halten mich nämlich für ziemlich dumm.“

„Sicher. Das ist ganz einfach. Soll ich Ihnen zeigen, wo die Unbekannten sind?“ Yannik lächelte seltsam.

„Die sind hier?“ Emilia riss verblüfft ihre Augen auf.

„Natürlich. Da — und da. Das sind sie!“

Unverfroren tippte er mit dem Finger auf ihre Bluse. Genau dorthin, wo die beiden Brustspitzen kleine Erhebungen unter dem dünnen Stoff bildeten.

Emilia wich keinen Zentimeter zurück. Sie warf ihren Kopf in den Nacken und lachte hell.

„Hätte ich mir ja denken können, dass so was dabei rauskommt.“

„Das ist noch nicht alles. Die Lösung fehlt noch.“

„Da bin ich aber gespannt.“

Chantal sah von ihrem Versteck aus, wie der junge Mann rasch die beiden letzten Knöpfe an Emilias Bluse öffnete und die beiden Stoffhälften auseinanderzog. Zwei füllige, milchig weiße Brüste kamen zum Vor-schein.

„Mann, Sie gehen aber ran. Ich... oooh! Was tun Sie da? Sie irren sich, ich bin nicht... Himmel, das machen Sie wirklich gut!“

Emilia beugte ihren Oberkörper nach vorn. Ihre Brüste drängten sich dem Mund des Studenten förmlich auf.

Chantal erstarrte! Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, an dem sie hätte das frivole Spiel unterbrechen können. Doch sie zögerte noch. Merkwürdigerweise musste sie plötzlich an Louis halbherzigen Versuch denken, ihre eigenen Brüste zu reizen. Er hatte immer die gleiche Technik angewandt. Ein unangenehmes Zupfen an den Brustwarzen. Da die gewünschte Reaktion ausblieb, hatte er es meistens nach einer Minute aufgegeben.

Dieser Student dort machte es mit dem Mund, und er schien eine wesentlich größere Ausdauer zu besitzen.

Warum hielt er sich überhaupt damit auf?

Die Lavallade war doch zu allem bereit. Das sah ein Blinder. Schon wie sie mit ihren Händen zwischen den Beinen des jungen Mannes herumtastete.

Louis hätte eine solch eindeutige Aufforderung ohne Zögern genutzt. Chantal musste sich plötzlich eingestehen, dass sie gespannt darauf war, wie die Vorstellung weitergehen würde. Mehr noch, ein leichter Schauer rieselte über ihren Körper, als sie bemerkte, dass die Hände des jungen Mannes unter Emilias Minirock verschwanden.

Was war bloß los mit ihr?

Erregte sie dieses Getue etwa? Das wäre ja furchtbar!

In einer impulsiven Aufwallung von Scham schlug sie die Hände vor ihr Gesicht. Ihr Verstand warnte sie, riet ihr drängend, einfach davonzulaufen und das Gesehene zu vergessen.

Aber da war noch etwas, was stärker war als die Vernunft. Bleib! forderte sie dieses Etwas auf. Gib es zu, es macht dir Spaß, zuzusehen. Und am liebsten würdest du doch... Nein!

Mit aller Gewalt verbannte Chantal diesen schrecklichen Gedanken in ihr Unterbewusstsein. Gleichzeitig ließ sie ihre Hände sinken. Ihre Augen weiteten sich, als sie sah, dass Emilia inzwischen das Glied des jungen Mannes befreit hatte.

Wie sie es anfasste!

Das steife Ding musste ihr gefallen, denn ein Ausdruck lustvollen Entzückens lag in ihrem Gesicht. Oder lag das an den streichelnden Händen des Studenten, die sich immer noch unter ihrem Rock befanden?

Ihre Scham musste nackt sein, denn um ihre Fersen baumelte ein winziger, hauchdünner Slip. Chantals Unterleib verkrampfte sich. Sie meinte, die fremde Berührung deutlich an ihrer eigenen Scheide zu spüren. Beinahe hätte sie aufgestöhnt.

Der Student flüsterte dem Mädchen etwas ins Ohr. Chantal konnte nur Emilias Antwort verstehen.

„Und wenn jemand kommt?“

Es klang weniger wie ein ernstgemeinter Einwand. Eher schon wie eine vorbehaltslose Zustimmung.

„Hierher kommt niemand. Und der Betrieb vorn geht meistens erst nachmittags los“, winkte der Student ab, während er bereits ungeduldig seine Hosen herunter zerrte.

„Hoffentlich. Denn wenn mich jemand mit dir erwischen würde, wäre die Hölle los. Mensch, bist du gut gebaut. Ich kann es kaum erwarten. Komm, wir machen es so!“

Emilia kehrte dem jungen Mann den Rücken zu und stützte ihren Oberkörper auf einer großen Kiste ab. Während er den kurzen Rock über ihren Po nach oben schob, winkelte sie ihre Beine an.

Chantal hielt den Atem an. Mit brennenden Augen starrte sie auf das wohlgeformte männliche Glied, ein wundervoll gewachsenes Geschlechtsorgan.

Nun schob er seinen Penis zwischen ihre Schenkel. Bald war er ganz verschwunden. Der Student legte seine Hände auf die Hüften des Mädchens und — nichts! Er blieb einfach so stehen.

Aber Emilia bewegte sich plötzlich. Ihr Po führte kleine rotierende Bewegungen aus. Der junge Mann lächelte verzerrt und stieß in diese kreisenden Bewegungen hinein. Nicht roh oder besitzergreifend, sondern sacht und geschmeidig.

Chantal verspürte ein schmerzhaftes Ziehen in ihren Brüsten. Nein, nicht schmerzhaft, viel eher verlangend nach einer zärtlichen Berührung. Längst hatten sich die Warzen zu zwei steinharten Klümpchen versteift. Ihr gesamter Körper war in Aufruhr.

Nur ein einziges Mal hatte sie gesehen, wie eine Frau von hinten geliebt wurde. Das war in einem Pornofilm passiert, und es hatte sie erschreckt. Es war doch unmöglich, dass ein Mädchen in dieser unnatürlichen Stellung Lust empfand! Und doch musste es so sein! Denn aus dem halbgeöffneten Mund der Sekretärin kamen kleine, abgehackte Schreie, und die Bewegungen seines Pos wurden immer leidenschaftlicher.

Wie konnte der Student das nur aushalten?

Louis wäre an seiner Stelle längst gekommen. Er hatte ihr erklärt, dass es für Männer ganz unmöglich wäre, sich im entscheidenden Moment zurückzuhalten.

War das vielleicht bei jungen Männern anders?

Chantal war völlig verwirrt. Glühende Hitze schien ihren Schoß versengen zu wollen, all die feinen Nervenenden, die nur dazu dienten, den süßen Reiz männlicher Berührungen weiterzugeben, waren bis zum Zerreißen gespannt.

Automatisch raffte sie ihren knielangen Rock!

Ihre Hand fuhr unter den Gummi des Slips, glitt tiefer und berührte endlich, endlich das vorwitzige Knötchen, das aus der schmalen Kerbe ihrer Scham hervor lugte. Chantal presste es, streichelte es, lockte es, bis sie vor lustvoller Pein die Zähne zusammenbeißen musste.

Mit der anderen Hand zerrte sie ihre Bluse nach oben. Hastig wischte sie ihre BH-Körbchen beiseite und begann wie von Sinnen, ihre nach Zärtlichkeit dürstenden Brüste zu massieren.

Wie gut ihr das alles tat!

Während sie ihren Zeigefinger in den feuchtwarmen Tunnel zwischen ihren Beinen bohrte, stellte sie sich vor, er wäre das einfühlsame Glied des Studenten.

Beinahe greifbar wurden ihre Fantasien!

Wie sehr beneidete sie die Lavallade, die dort vor Wollust stöhnend über der Kiste lag und die kraftvollen Stöße des jungen Mannes empfing. Jetzt konnte sie das Mädchen auch verstehen. Ungehemmte Sinnlichkeit musste herrlich sein!

Chantal öffnete ihre Beine noch weiter und verstärkte ihre Bemühungen. Sie musste sich beeilen, denn sie wollte das wunderbare Gefühl der totalen Entspannung noch vor den beiden erleben, damit sie sich rechtzeitig und unbemerkt zurückziehen konnte.