Geschichte einer Pandemie

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Geschichte einer Pandemie
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Inhaltsverzeichnis

Impressum 2

Zitat 3

Vorwort 4

Beginn einer Pandemie 7

Der erste Lockdown 15

Lockerungen 45

Leben in der Pandemie 87

Die Freiheit des Sommers 343

Der Herbst 791

Schlusswort 899

Danke 902

Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie­.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fern­sehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger und ­auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.

© 2021 novum publishing

ISBN Printausgabe: 978-3-99107-643-8

ISBN e-book: 978-3-99107-644-5

Lektorat: Leon Haußmann

Umschlagfoto: VectorMine | Dreamstime.com

Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh

www.novumverlag.com

Zitat

„Jeder ist für die Gesundheit

aller verantwortlich.“

Christiane Woopen,

Präsidentin des Europäischen Ethikrates

Vorwort

Diese Geschichte ist eine Erzählung aus dem Blickwinkel eines Bürgers, der versucht, Zusammenhänge zu verstehen und diese zu artikulieren. In dieser chronologischen Exkursion wird eine Lage beschrieben, die wohl einzigartig in der Geschichte der modernen Menschheit ist und die wir alle in so einer Dimension noch nie erlebt haben. Dabei ist aus dem heutigen Gesichtspunkt eine abschließende Beschreibung nahezu unmöglich. Noch sind zu viele Fakten unbekannt und nahezu jeden Tag kommen neue Erkenntnisse dazu. Nicht einmal Experten wissen mit Sicherheit, was richtig oder was falsch ist.

Ich habe für meine Informationen möglichst objektive Quellen verwendet: den Kölner Stadt-Anzeiger und die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten. Einige Informationen stammen aus dem Internet, wie zum Beispiel Statistiken und Zahlen. Alle Informationen zu beachten, war unmöglich. Ich habe versucht, eine objektive Auswahl zu treffen. Es sollte ein Stimmungsbild entstehen, das mir bedeutsam erschien. Deshalb habe ich auf Informationen gesetzt, die von allgemeiner Wichtigkeit sind und sowohl meine nähere Heimat, aber auch Deutschland und manchmal auch Europa betreffen. Natürlich darf in diesem Gesamtbild auch die weltweite Entwicklung nicht fehlen.

Ich widme dieses Buch meinen Kindern und Enkelkindern. Wenn sie irgendwann einmal zu dieser Geschichte greifen, werden sie sich vielleicht gar nicht vorstellen können, wie heftig die Welt des 21. Jahrhunderts durch dieses Virus erschüttert wurde. Ich hoffe auch, dass sie so etwas nicht mehr erleben müssen. Vielleicht kann dieses Buch dazu beitragen, dass wir verstehen, wie die handelnden Personen dachten; und vielleicht lernen wir auch, Entscheidungen zu akzeptieren, die unter einem unglaublichen Zeitdruck ohne jede Erfahrung getroffen werden mussten. Eines ist aber ganz sicher: die Hauptrolle in dieser Geschichte hat immer ein kleines Virus gespielt.

Hermann Görtz

Nur eine Chronologie!

Was nun folgt, ist eine chronologische Geschichte, kein Märchen oder Science Fiction und auch kein Roman. Nein, es wird eine informative Chronologie einer Pandemie, einmal aus einer anderen Sicht beschrieben. Nicht nur von Politikern, Wissenschaftlern, Journalisten oder einem renommierten Autor – nein, sondern nur von einem Bürger.

Um ein Spiegelbild unserer Gesellschaft sowie eine Willens- und Meinungsbildung in einer Pandemiezeit zu beschreiben, bedarf es vieler Informationen. Über Mangel an Infos kann ich mich als Chronist im weitesten Sinne nicht beklagen. Ich habe sondiert, zusammengefasst und kommentiert. Dies immer mit der Absicht, die Meinungen von Wissenschaft, Politik und Medien, aber auch Alltagsgeschichten nach Möglichkeit unvoreingenommen, aber auch reflektiert, wiederzugeben. Diese ungewöhnliche Exkursion soll auch fest in unserem historischen Gedächtnis haften bleiben. Wer weiß heute schon, was noch alles passieren kann?

Das Recht auf Wiedergabe von Veröffentlichungen ist auf Grund der außergewöhnlichen Umstände einer Pandemie ein Grundrecht. Warum? Weil alle Menschen ein Recht darauf haben, zu erfahren, wer was wann, wie und warum gesagt und auch gemacht hat. Vieles hatte unmittelbare Folgen für fast alle in unserer Gesellschaft. Für einige Menschen mit ganz schlimmen Folgen – auch das dürfen wir niemals vergessen. Auch Katastrophen, wie eine Pandemie, brauchen Wörter damit diese ein Gesicht bekommt.

Beginn einer Pandemie

Was ist das Corona-Virus?

Lange glaubten Mediziner und Virologen, dass Coronaviren bei Menschen ausschließlich normale Erkältungskrankheiten verursachen. Das änderte sich mit besonders krankheitserregenden Virusvarianten, die Epidemien auslösten; u. a. mit dem SARS-Coronavirus und dem MERS-Coronavirus.

2002 und 2003 infizierten sich während des bisher einzigen größeren Ausbruchs des Sars-Virus mehr als 8.000 Menschen, 774 starben an den Folgen einer schweren Lungenentzündung; die meisten davon in China, wo das Virus seinen Ursprung hatte. 2012 starben am Mers-Virus, das vor allem auf der arabischen Halbinsel auftritt, ca. 800 Menschen. Beide Viren haben ihren Ursprung in Tieren. Als Erreger gelten bisher Fledermäuse oder Larvenroller sowie eine Schleichkatzenart, die in China als Delikatesse gelten.

Übertragung und Symptome

Die Übertragung geschieht von Mensch zu Mensch durch Tröpfchenwolken in der Luft, die leicht eingeatmet werden können. Dieser Coronavirus, auch Covid-19 genannt, löst, anders als normale Erkältungsviren, schwere Symptome in der Lunge aus. Soviel man bis heute weiß.

Wie wurde das neue Coronavirus entdeckt?

Ende Dezember trat das neue Coronavirus erstmals im zentralchinesischen Wuhan auf. Schon wenige Tage nach den ersten offiziellen Meldungen gelang es Wissenschaftlern aus Shanghai, das Erbgut zu entschlüsseln. Am 9. Januar identifizieren Experten den neuen Typ des Coronavirus als Auslöser der Krankheit.

Am 11. Januar 2020 meldet China das erste Todesopfer. Am 19. Januar wird die erste Infektion außerhalb Chinas nachgewiesen, am 21. Januar der erste Fall des Coronavirus in den USA. Am 24. Januar werden zwei Verdachtsfälle in Frankreich bestätigt. Erster Fall einer Erkrankung mit dem Virus in Deutschland am 27. Januar. Dies ist gleichzeitig die erste Ansteckung von Mensch zu Mensch außerhalb Asiens. Bis zu diesem Zeitpunkt sind mindestens 100 Menschen durch das Coronavirus gestorben.

Erster größerer Ausbruch in Deutschland

Am 26. Februar stellt ein Arzt in Heinsberg die Diagnose eines Coronafalles. Der Arzt berichtet auch von vielen Fällen mit leichten Symptomen über eine Dauer von zwei bis drei Tagen. Es wären auch komplett symptomfreie Fälle dabei gewesen. Auch hätten positiv getestete Kinder keinerlei Symptome gezeigt. Als Ursache der vielen Infizierten wird eine Karnevalsveranstaltung in Gangelt, Kreis Heinsberg, NRW, vermutet.

Ischgl wird zum Risikogebiet erklärt

Im bekannten Skiort Ischgl in Tirol wird am 8. März ein Barkeeper positiv auf Corona getestet. Es ist davon auszugehen, dass sich beim Aprés-Ski viele Besucher infiziert haben. Die Tiroler Verwaltung reagiert aber zu spät. Nach einem Urlaub in Ischgl wurden 15 Isländer positiv auf Covid-19 getestet. Die isländischen Behörden erklärten Tirol deshalb schon am 5. März zum Risikogebiet. Die Skisaison wurde aber erst am 14. März für beendet erklärt. Unzählige Skiurlauber haben sich infiziert und das Virus unkontrolliert verbreitet. Sie hätten alle in Quarantäne gemusst, um eine Verbreitung von Covid-19 zu verhindern.

Virologen klären auf

Das Robert Koch Institut (RKI) und die Virologen Christian Drosten, Alexander Kekulé, Hendrik Streeck und viele andere mehr erklären in allen Medien, was das Coronavirus für Auswirkungen und Folgen hat und was zu tun ist. Sie geben gute Ratschläge, wie sich die Bürger zu verhalten haben. Mit diesen Hinweisen wird den Politikern ein Leitfaden gegeben, um wichtige und schnelle Entscheidungen zu treffen.

Rückblick – Beginn eine Pandemie

Niemand hat im Entferntesten geahnt, dass sich das Virus aus China über den gesamten Erdball ausbreiten würde. China war so weit weg. Niemand war sich der Folgen und auch des Ausmaßes so richtig bewusst. Woher auch! Vielleicht mit Ausnahme der Virologen und Epidemiologen. Das wäre nicht das erste Virus gewesen, mit dem sie es zu tun haben. Wichtig war auch, früh zu erkennen, was die Menschheit an Schwierigkeiten zu erwarten hat. Die Wissenschaftler haben relativ früh erkannt und der Politik gesagt, was zu machen ist. Es entzieht sich meiner Kenntnis, ob sie der Politik zu diesem Zeitpunkt wirklich alles gesagt hat, was uns als Bürger in Zukunft erwarten würde.

 

Im Bundestag schlägt das Herz der Demokratie. Doch wurde hier wirklich alles diskutiert? Pandemien ließen Volksvertreter lange kalt. Das zeigt eine Analyse von mehr als 400.000 Redebeiträgen seit 1949. Die Daten stammen aus dem „Open-Discourse“-Projekt des Unternehmens Limebit und liegen ZDFheute exklusiv vor. Bis 1990 fiel das Wort „Pandemie“ nur einmal. Erst seit Mitte Februar 2020 wird in Redebeiträgen im Plenum, aber auch in Ausschüssen und in schriftlichen Anfragen darüber diskutiert. Zwischen September 1949 und Januar 2020 ging es in nur 56 von 4.238 Plenardebatten überhaupt um Pandemien. In nur sechs Sitzungen fiel das Wort mehr als fünf Mal. 2005 und 2014 wurde außerhalb des Plenums in zwei schriftlichen Anfragen während der Vogelgrippe und Ebola über dieses Thema gesprochen. 2005 wollte eine CDU-Abgeordnete wissen, ob im Falle eines Ausbruchs ausreichend Schutzmasken vorgehalten werden. Die Antwort: die Versorgung vor Ort sei nicht Aufgabe des Bundes. Wer trägt also die Schuld daran, dass Deutschland wie viele andere Länder die Pandemieprophylaxe verschlafen hat. Die Antwort des Bundestagsabgeordneten und Infektiologen Andrew Ullmann, FDP, fällt denkbar knapp aus: „Alle“.

Vor diesem Hintergrund und bei dem Nichtwissen der Regierung und Parlamentarier hätte ich erwartet und gehofft, dass die Politik ganz offen gesagt hätte: „Wir waren auf diese Situation nicht vorbereitet und völlig überrascht. Liebe Mitbürger, wir haben ein Problem, bei dem wir nicht weiter wissen. Wir können auch keine schnellen und zufriedenstellenden Lösungen anbieten. Was wir machen können und uns wichtig erscheint ist, die Menschen durch diese Krise zu führen und Halt zu geben. Wir wissen nicht wie das Ganze endet und auch nicht wann. Es ist aber unsere Pflicht, immer transparent, offen und wahrheitsgetreu unseren Bürgern auf Augenhöhe zu begegnen. Zu sagen was geht und nicht geht und die richtigen Worte zu finden. Alles, Schritt um Schritt – wir Politiker sind auch keine Götter. Wir sind mehr denn je auf die Hilfe und das Fachwissen der Virologen, Epidemiologen und Experten angewiesen und hoffen, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Wir hoffen auch, dass wir alle das Corona-Virus gesund überstehen. Für die Menschen, die dieses Glück nicht haben werden, tut es uns aufrichtig leid und wir versichern den Angehörigen und Trauernden, dass wir das nicht wollten und uns das Herz aus der Seele reißt.“

Der erste Lockdown

Politiker setzen Regeln auf zum „Lockdown“

Vielen Kritikern zu spät, wird am 16. März 2020 ein sofortiges Schul- und Kita-Verbot ausgesprochen. Da dies Ländersache ist, wird dies in den 16 Bundesländern unterschiedlich gehandhabt. Unmittelbar danach schließen Restaurants, Kneipen, Hotels und alle Geschäfte. Mit Ausnahme aller systemrelevanten Unternehmen. Dazu zählen alle Lebensmittelgeschäfte, Apotheken, Drogerien, Ärzte, Krankenhäuser, Energieversorger, Personenverkehr usw. Das Verbot gilt bis 19. April. Weitere einschneidende Maßnahmen erfolgen am 23. März 2020.

Es besteht ab sofort eine Ausgangsbeschränkung und ein Kontaktverbot. Es dürfen nicht mehr als zwei Personen in der Öffentlichkeit zusammen sein, außer Familien. Somit sind neben Pensionen, Freizeitparks, Campingplätzen, Kinos, Kunst- u. Musikveranstaltungen aller Art auch alle Vereine betroffen. Weiter sind Sportveranstaltungen aller Art untersagt. In vielen Sportarten kann kein Meister ermittelt werden.

Die Fußball Bundesliga versucht Mitte Mai bis Ende Juni einen Meister und auch einen Pokalsieger zu ermitteln. Notfalls ohne Zuschauer, alles Geisterspiele. Kirchen und Moscheen dürfen keine Gottesdienste durchführen. Das stille Gebet, mit zwei Meter Abstand, ist erlaubt. Mit anderen Worten, das öffentliche Leben findet nicht mehr statt. Die Bundesländer setzen einen Bußgeldkatalog auf, welcher bei Verstößen saftige Geldstrafen bis 25.000 € vorsieht.

Hilfsprogramme für Unternehmer aller Art

Die Finanz- u. Wirtschaftsminister von Bund und Ländern und die EU setzen Milliardenbeträge in Form von Kurzarbeitergeld, Soforthilfen in bar, Krediten, Einmalzahlungen, Steuererleichterungen, Stundungen usw. ein. Die tatsächlich gesamten Kosten werden am Ende genau feststehen und an die Billion € gehen. Mit der Opposition wird dieses Hilfspaket im Eiltempo im Bundestag verabschiedet.

Mahnungen und Hoffnung der Virologen

Täglich ermahnen uns die Virologen, unser Verhalten zu kontrollieren. Das heißt, Hände öfter gründlich waschen und Abstand halten. Vor gut 14 Tagen wurden Ausgangsbeschränkungen und Kontaktverbote ausgesprochen. Da der Verlauf der Krankheit ca. 14 Tage dauert, müssten nun die Zahlen der Infektionen deutlich zurückgehen. Ziel ist, die Intensivstationen sowie Ärzte u. Pfleger nicht über ihre Möglichkeiten zu strapazieren.

Die Zahlen gehen zurück und machen Hoffnung. Am 5. März 2020 betrug die Verdoppelung der Infektionen 1,7 Tage. Am 8. April waren es schon 12,2 Tage. Ziel ist, mindestens einen 16 Tages Rhythmus zu erreichen. Das heißt auch, dass mehr Menschen wieder gesund würden als erkranken. Die Virologen und auch die Politiker halten sich mit „Lockerungen“ noch zurück. Dazu später mehr.

Alltagsbewältigung in Familien

Die Familien, vor allen Dingen die Alleinerziehenden, stehen vor großen Herausforderungen. Schulen u. Kitas sind geschlossen. Wer passt auf die Kinder auf? Oma und Opa, die um die Ecke wohnen, sollen nicht helfen. Sie gehören zur Risiko-Gruppe, zum Teil mit Vorerkrankungen. Hier gilt auch das Kontaktverbot bis vorerst 19. April 2020. Opa und Oma dürfen auch nicht einkaufen gehen. Das übernehmen in der Regel die Kinder oder Hilfsdienste vor Ort. Auch die Enkelkinder sollen das Kontaktverbot beachten. Mit dem Freund oder der Freundin spielen geht nicht. Da ist viel Phantasie gefragt. Zum Glück gibt es digitale Möglichkeiten, um Kontakte zu pflegen.

Bis zu den Osterferien werden viele SchülerInnen mit Lehrmaterial versorgt, dank Internet. Die Schüler sollen so gut wie möglich den Lehrplan einhalten. Klassenarbeiten müssen nachgeholt werden. Das Abitur in den einzelnen Bundesländern wird aller Voraussicht nach ein wenig nach hinten verschoben. Mehr dazu kann man erst in vielleicht 2–3 Wochen sagen. Diese unfreiwilligen Ferien stellen alle Betroffenen vor große Herausforderungen.

Auch bei der arbeitenden Bevölkerung ist Flexibilität gefordert. Viele Betriebe machen Kurzarbeit. Das heißt, es ist mit Geldeinbußen zu rechnen. Viele Eltern- oder Elternteile arbeiten in sogenannten systemrelevanten Berufen. Das sind alle die, welche das Gesundheits-, Ernährung-, Energie-, Sicherheitssystem, den ÖPNV usw. aufrechterhalten. Es werden für diese Fälle Notdienste z. B. in Kitas eingerichtet.

Die Ausgangsbeschränkungen und das Kontaktverbot stellen manche Familie vor Probleme. Spielplätze sind im Übrigen auch gesperrt. Was macht die Familie, die im 4. Stock mit 2 Kindern auf 70 qm wohnt? Es hat nicht jede Familie Haus und Garten.

Am 30. März 2020 haben die Osterferien begonnen. Das ist schön. Dazu kommt auch, dass das Wetter mitspielt. 20 bis 25 Grad und viel Sonne im April. Da bleibt im Familienverband eigentlich nur ein Spaziergang in Wald, Feld und Flur oder vielleicht noch eine Fahrradtour übrig. Wäre nicht das Schlechteste! Bei allen Aktionen sollte bedacht werden, größere Menschenansammlungen zu vermeiden. Wir wissen alle weshalb!

Wertschätzung aller systemrelevanten Berufe

In der breiten Bevölkerung wird immer mehr klar, was systemrelevante Berufe leisten. Nicht nur, dass diese Gruppe an ihre Leistungsgrenze geht, nein, sie setzt auch ihre Gesundheit aufs Spiel. Im schlimmsten Fall kostet es sogar ihr Leben. Dieser Tatsache muss sich jeder stellen und hinterfragen.

Was die Sache eigentlich noch verschlimmert, ist der Umstand, dass nicht genügend Schutzkleidung vorrätig ist. Es fehlt an Schutzmasken, Handschuhen, Kitteln und Desinfektionsmittel. Die Verantwortlichen versuchen, so gut wie möglich Abhilfe zu schaffen. Der eigentliche Skandal aber ist, dass unser Land diese Mittel nicht selber produziert. Das heißt auch, sich in eine unnötige Abhängigkeit zu begeben. Ein noch größerer Skandal ist die enorme Preisentwicklung dieser Hilfsmittel. Hier wird die Notsituation von Händlern schamlos ausgenutzt und der Staat schaut machtlos zu. Das muss in einem Notfall- oder Pandemiegesetz geregelt werden.

Zu dieser Wahrheit gehört aber auch, dass es Beispiele gibt, die zeigen, dass es auch anders gehen kann. Zum Beispiel hat ein T-Shirt Hersteller in Deutschland seine Produktion umgestellt auf Gesichtsmasken. Hoffentlich zu einem fairen Preis! Weiter haben Schnapsbrenner ihre Produktion umgestellt auf Desinfektionsmittel. Es gibt sicher noch viele gute andere Beispiele. Zwischenzeitlich haben die Virologen gesagt, dass ein selbst genähter Mundschutz besser wäre als keiner. Wer einen Mundschutz trägt, schützt nur andere vor einer Infektion, falls er selber infiziert ist. Ganz Deutschland näht Gesichtsmasken. Es finden sich unzählige Videos mit Nähanleitungen im Netz. Es gibt sie in vielen Varianten.

Erstaunlicherweise erfahren nun diese systemrelevanten Berufe eine große Wertschätzung in der Bevölkerung. Viele sind der Meinung, dass sich dies auch monetär niederschlagen muss. Das heißt im Umkehrschluss, dass die Bürger Verteuerungen und auch höhere Sozialabgaben hinnehmen müssen. Nach langen Diskussionen wurde auch die Einreise der Erntehelfer aus EU-Ländern erlaubt. 80.000 wurde am 9.4.2020 die Einreise per Flugzeug nach Deutschland gestattet. Diese dürfen nun unter strengen gesundheitlichen Auflagen bei den Landwirten eingesetzt werden.

Pressekonferenz der Bundeskanzlerin

Frau A. Merkel hat am 9. April 2020 ihre dritte Pressekonferenz abgehalten. Es gab zwei Hauptthemen. Erstens wurde beschlossen, dass künftig die Fertigung von Schutzkleidung jeglicher Art in Europa stattfindet soll. Damit soll eine Abhängigkeit zu nichteuropäischen Staaten unterbunden werden.

Zweitens hat die Bundeskanzlerin mitgeteilt, dass nach Ostern schrittweise über kleine Lockerungen nachgedacht werden kann. Dies macht sie aber abhängig von einem wissenschaftlichen Gutachten. Dies umfasst nicht nur virologische, sondern auch soziologische, pädagogische und ökonomische Ansätze. Weiter hat die Bundeskanzlerin unmissverständlich darauf hingewiesen, dass trotz des Rückganges der Infektionen keine Entwarnung gegeben werden kann. Die Zahlen sind immer noch zu hoch. Sie glaubt eher, dass in kleinen Schritten Öffnungen unter Einhaltungen von Regeln, wie Abstand halten usw., möglich sind.

Die Bundeskanzlerin ist auch der Überzeugung, dass wir noch lange mit dem Virus zu tun haben werden. Bei einer zu schnellen Lockerung würde die Gefahr bestehen, dass sich die Infektionen wieder drastisch erhöhen würden. Ergebnis wäre eine Überlastung des Gesundheitssystems und ein Rückschritt um mehrere Monate. Die Pandemie ist erst dann beendet, wenn es einen Impfstoff gibt. Nach Auskunft der Virologen wird dies frühestens im Frühjahr 2021 sein.

Um den Ernst der Lage zu verdeutlichen, wollen die Krankenhäuser die Anzahl der Intensivbetten von 40.000 auf über 50.000 erhöhen. Davon sind 30.000 mit Beatmungsgeräten versehen. Aufgrund der geringen Sterberate in Deutschland von ca. 2,02 %, Stand 9.4.2020, war unser Land in der Lage, Menschen aus anderen Ländern wie zum Beispiel Frankreich, aus humanitären Gründen ein Intensivbett zur Verfügung zu stellen, um aktive Hilfe zu leisten. Es gab auch negative Beispiele. So hat der Präsident der USA, D. Trump, eine Lieferung von Gesichtsschutzmasken aus China, welche nach Deutschland gehen sollte, einfach in die USA umgeleitet. Bravo Mister President! In Kenia wurden 6 Millionen Gesichtsmasken gestohlen.

Die Bundeskanzlerin hat auf Fragen der Presse mit Vorsicht geantwortet, so wie wir sie kennen und ich sie schätze. Auf die Frage, ob der Sommerurlaub vielleicht nach hinten geschoben werden könnte, hat sie gesagt, wir sollen erst mal die Zeit nach Ostern abwarten. Sie hat auch die Befürchtung geäußert, dass gerade an Ostern das Bedürfnis der Bevölkerung, ihre Liebsten zu besuchen und zu sehen, sehr stark ausgeprägt wäre. Weiter, dass das Bedürfnis nach draußen in Parks und schöne Orte zu fahren, ebenfalls sehr groß wäre. Beides birgt aber nach wie vor das Risiko einer Infektion. Sie hat eindringlich darum gebeten, weiter größere Kontakte zu vermeiden und in der näheren Umgebung zu bleiben. Vor diesem Hintergrund ist es auch nicht möglich, die Frage nach dem Sommerurlaub zu beantworten. Es wird eher so sein, dass in diesem Jahr der Sommerurlaub ausfällt. Das wird die ganze Tourismusbranche hart und ohne Ausnahme treffen.

 

Statistik Stand 9. April

Infiziert – Todesfälle – in % – Genesen

Deutschland

114.774 – 2.322 – 2,023 – 34.413

Weltweit

1.503.900 – 89.931 – 5,979 – 340.112

Geplante Lockerungen und Fake News

Auf dieser Pressekonferenz wurde auch zum ersten Male von offizieller Seite über Lockerungen, das heißt eine schrittweise Öffnung der Beschränkungen, gesprochen. In den Medien war dies schon lange vorher ein Thema. Besonders in Fernsehtalk-Runden vertraten Wirtschaftsleute und Interessenvertreter die Meinung, man könnte schneller wieder zur Normalität zurückzukehren. Bei allem Verständnis, die Wirtschaft wieder anzukurbeln, um soziale und wirtschaftliche Härten zu beenden, das war zu diesem Zeitpunkt nicht möglich. Grund war einzig und allein der starke Anstieg der neu infizierten Menschen.

Niemand, weder Virologen noch die Politiker, konnte verlässlich sagen, wann die Maßnahmen der Aufenthaltsbeschränkungen und Kontaktverbote sich positiv genug darstellen würden, um eine Lockerung herbeizuführen. Die Virologen haben immer wieder darauf hingewiesen, dass es von der Ansteckung bis zur Heilung ca. 14 Tage dauert. Auch, dass der Verlauf bei jedem anders ist. Es gibt sogar Fälle von Coronainfizierten, die keinerlei Symptome zeigen. Das heißt, es laufen tickende Zeitbomben umher. Sie haben immer wieder betont, gerade in den systemrelevanten Berufen, insbesondere im Gesundheitssystem, mehr zu testen. Was nützt es unserer Gesellschaft, wenn Ärzte und Pfleger sich selber infizieren! Nur, es wird zu wenig getestet, bis zum Ergebnis dauert es zu lange, und der Test gilt auch nicht als zuverlässig. Es wird mit viel Druck an besseren Lösungen gearbeitet. Zurzeit sind pro Tag 60.000 Tests möglich. Angestrebt sind 800.000. Übrigens, alle Labore arbeiten mit Hochdruck rund um die Uhr. Trotz dieser Umstände und auch Kenntnisse gibt es immer noch Unverbesserliche, die penetrant weiter nach Lockerungen fragen. Dieses kann zu diesem Zeitpunkt kein Mensch seriös beantworten – weil es niemand weiß!

In den Medien schwirren die merkwürdigsten Fake News rum. Die abenteuerlichste fake news ist, dass die Regierung diesen Virus eingeschleppt hat, damit sie die Bürger besser kontrollieren kann. Weitere fake news: wer mindestens 10 Sekunden die Luft anhalten kann ist nicht infiziert. Oder, wer sich infiziert hat, kann durch heiße Mundspülungen oder Alkohol die Infektion beseitigen. Von diesem Unsinn wird einiges verbreitet, insbesondere aus China und Russland.

Vermehrt Todesfälle in Altenheimen

Erschreckend sind die Meldungen über vermehrte Todesfälle in Alten- und Pflegeheimen. Die Ursache wird schnell gefunden. Fehlende Schutzkleidung ist der Hauptgrund für die Infizierung mit Corona bei den Bewohnern dieser Einrichtungen. Da dieser Personenkreis auch noch zu der Risikogruppe gehört, sind diese Todesfälle leider geschehen.

Viel zu spät wurden Maßnahmen auch in Form der Quarantäne ergriffen. Natürlich muss man zugutehalten, dass auch hier am Personal gespart wird und niemand so richtig Erfahrung mit einem Coronavirus oder sogar einer Pandemie hat. Da gibt es vieles aufzuarbeiten. Diese Aufarbeitung zieht sich ja durch die ganze Coronageschichte. Vor diesem Hintergrund macht der Ministerpräsident von NRW, A. Laschet, mächtig Druck auf „Lockerungen“. Nicht zum Gefallen aller! Viele sehen das als zu früh an und weisen darauf hin, dass ein Rückfall noch größere Folgen nach sich ziehen würde. Wenn die Infektionen wieder dramatisch ansteigen würden, hätte das noch größere wirtschaftliche Folgen. Von den vielen Todesfällen ganz zu schweigen. Auch wenn A. Laschet kein Denkverbot fordert und nur kleine Schritte machen möchte, ist dies mit einem großen Risiko behaftet.

Weil die Welt immer enger zusammenrückt, wird die Möglichkeit, sich mit einem Virus anzustecken, für die Menschen immer größer. Wir müssen lernen, damit zu leben und nicht zu sterben. Da kann man nur hoffen, dass die Wissenschaft und die Virologen den Menschen dabei helfen. Das wäre schon fast ein Schlusssatz gewesen. Aber die Geschichte ist noch lange nicht vorbei.

Das Verhalten in der Bevölkerung

Als die Ausgangsbeschränkungen und auch Kontaktverbote Mitte März bekannt wurden, haben sich die meisten korrekt verhalten. Es wurde ja in allen Medien darüber berichtet. Die Polizei und auch die Ordnungsdienste haben durch ihre Kontrollfunktion dafür gesorgt, dass die Beschränkunken auch eingehalten wurden, und damit einen wichtigen Beitrag geleistet.

Ein Phänomen zu Beginn der Beschränkungen war allerdings das Kaufverhalten einiger Mitbürger. Toilettenpapier, Nudeln und Mehl waren innerhalb kürzester Zeit nicht mehr verfügbar. Dies zog sich über mehrere Wochen hin. Meist waren schon eine Stunde nach Geschäftsbeginn diese Artikel in den Märkten ausverkauft. Trotz des Hinweises, dass Hamsterkäufe nicht nötig sind. Es ist genug da!

Das Verhalten während der Osterfeiertage war für Politiker Voraussetzung, über Lockerungen überhaupt nachzudenken. Ostern ist ein traditionelles Familienfest und wird auch gerne zu einem Kurzurlaub genutzt. Da das Besuchsrecht in den Bundesländern und auch im benachbarten Ausland nicht einheitlich geregelt ist, gab es auch die unterschiedlichsten Vorgehensweisen in der Bevölkerung. Die Niederländer haben viele Einreisende an der Grenze zurückgeschickt. Man hat ihnen erklärt, dass sie zurzeit nicht erwünscht sind. Dies wurde auch im Vorfeld in allen Medien mitgeteilt und erklärt. Trotzdem gab es einige Unverbesserliche, aber die meisten Menschen zeigten Verständnis.

Am 12. April 2020 verstarb in meiner Heimatstadt

Hürth der erste Bürger an den Folgen von Corona

im Alter von 85 Jahren.

In den Familien wurde das Besuchsrecht zu Ostern ebenfalls unterschiedlich gesehen. Manche hielten sich ganz strikt an ein Kontaktverbot, um eine mögliche Infizierung auszuschließen. Andere sahen es etwas lockerer. Die Folgen wird der weitere Verlauf der Pandemie zeigen und spätestens nach 14 Tagen sichtbar. Egal was passiert, eines ist mittlerweile ganz klar. Wir werden in Zukunft den Erfolg jeder Maßnahme, ob positiv oder negativ, erst nach 14 Tagen seriös bewerten können. Es werden noch viele 14-Tages-Rhythmen folgen und unserer gesamten Bevölkerung sehr viel Geduld abverlangen. Die Lockerungen werden nicht einfach werden!

Die Kirchen übertragen die Osterchristmette im TV und im Netz. Der Papst sendet seinen Ostersegen „Urbi et Orbi“ aus dem leeren Petersdom. Der Petersplatz, auf dem sonst tausende Pilger den Segen empfangen, war gesperrt. Der britische Premierminister B. Johnson wird aus dem Krankenhaus entlassen, er hatte sich auch infiziert. Im Internet wird ein Missbrauch mit Strukturhilfen aus NRW bekannt. Hacker haben Daten von Firmen abgefischt und Geld auf ihre Konten umgeleitet. Es tauchen immer mehr Pillen mit vielversprechenden Namen auf, die einen Schutz gegen Corona versprechen.

Auch werden Nahrungsergänzungsmittel angeboten mit den gleichen Versprechen. Hier müssen die Gesetzgebung und der Verbraucherschutz ganz schnell tätig werden. Spanien und Österreich lockern den Shutdown. Betriebe und kleine Geschäfte dürfen unter Auflagen wieder öffnen. Italien lehnt die EU-Hilfe in Milliardenhöhe ab. Es will die Euro-Bonds. Der US-Präsident setzt die Mitgliedsbeiträge an die WHO aus. Er beschuldigt die WHO, zu chinafreundlich zu sein. Präsident D. Trump leistet sich einen weiteren Fauxpas. Er stellt sich über alle Gouverneure des Landes und sagt, dass er Kraft seines Amtes als Präsident in seinen Weisungen praktisch unfehlbar wäre. Zwei Wochen später widerruft er diese Aussage. Was soll man dazu sagen? Dieser Präsident möchte im November 2020 wieder gewählt werden. Amerika hat Besseres verdient.

Empfehlungen der Leopoldina Akademie über „Lockerungen“

Die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina ist seit 2008 die Nationale Akademie der Wissenschaften. Sie bearbeitet unabhängig von wirtschaftlichen oder politischen Interessen wichtige gesellschaftliche Zukunftsthemen aus wissenschaftlicher Sicht, vermittelt die Ergebnisse der Politik und der Öffentlichkeit und vertritt diese Themen national wie international. Diese Akademie hat ihren Sitz in Halle a. d. Saale.

Am 15. April hat die Bundeskanzlerin A. Merkel in ihrer vierten Pressekonferenz, unter Mitwirkung aller Ministerpräsidenten, die Empfehlungen der Leopoldina Akademie und des RKI, welche mit Spannung erwartet wurden, mitgeteilt. Die Kontaktbeschränkungen werden bis mindestens 3. Mai verlängert. „Es dürfe jetzt keine falschen Versprechungen geben und mit einer Lockerung müsse man mit äußerster Vorsicht vorgehen.“ Weiter muss ein Sicherheitsabstand eingehalten werden. Zugleich vereinbarten Bund und Länder vorsichtige Lockerungen der Einschränkungen des täglichen Lebens. Geschäfte bis zu einer Größe von 800 qm dürfen öffnen, unter Einhaltung von Auflagen.