Buch lesen: «Games»
Josef W. Seifert
Heinz-Peter Göbel
Games
Spiele für Moderatoren
und Gruppenleiter
kurz · knackig · frech
Lektorat: Ute Flockenhaus, Fischerhude (b. Bremen)
Umschlaggestaltung: Martin Zech Design, Bremen | www.martinzech.de
Umschlagfoto: shock/Fotolia
Illustrationen: Peter Kaste, Erlangen
5. Auflage 2014
© 2015 GABAL Verlag GmbH, Offenbach
Das E-Book basiert auf der 5. Auflage des Titels „Games“ von Josef W. Seifert und Heinz-Peter Göbel, ©2001 GABAL Verlag GmbH, Offenbach.
ISBN Buchausgabe: 978-3-89749-484-8
ISBN epub: 978-3-95623-282-4
© 2001 GABAL Verlag GmbH, Offenbach
Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.
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Inhalt
Zum Buch
Wir setzen in unseren Moderationen und Trainings gezielt Übungen und Aktivierungsspiele ein und führen zu diesem Thema auch Trainings durch.
Für uns war es ein weiter Weg bis dorthin, da wir zunächst keine aus unserer Sicht brauchbaren Spiele kannten und – wenn wir mal bei einem Kollegen eines mitbekamen – Angst hatten, es einzusetzen. Wir fürchteten, bei den Teilnehmern damit „nicht landen“ zu können und auf Ablehnung zu stoßen. Andererseits waren wir immer der Meinung, dass Aktiverungsspiele und Übungen durch ihren direkten Zugang zum Einzelnen ein wichtiges Element professionellen Moderierens und Trainierens sind.
Um uns langsam an das Thema heranzutasten, haben wir gezielt nach „Games“ gesucht, die möglichst den Kriterien kurz, knackig, frech entsprachen und haben diese „nicht immer, aber immer öfter“ eingesetzt. Daraus entstand eine kleine, persönliche Sammlung von Spielen, Übungen und Erfahrungen im Umgang mit „Games“ in Moderations- und Trainingsgruppen.
In unseren Trainings zu diesem Thema – aber auch in anderen Gruppen – wurde uns immer wieder die Frage gestellt, ob es die von uns eingesetzten Spiele und Übungen nicht in schriftlicher Form gäbe. Wir haben sie deshalb zusammengefasst und in diesem Buch skizziert.
Es handelt sich dabei um „10-Minuten-Übungen“, die von jeder Gruppe unabhängig vom jeweiligen Thema, mit dem sie sich beschäftigt, durchgeführt werden können. Die Teilnehmer einer moderierten Gesprächsrunde (Workshop, Projektsitzung, Team-Meeting …) oder eines Fach- oder Verhaltenstrainings sollen schneller „mit einander warm werden“ und „sich näher kommen", zwischen durch „wieder etwas locker/er werden“, „Energie tanken“ …
Wer das einzelne „Game“ jeweils erfunden hat, ist leider nicht nachvollziehbar. Wir verzichten deshalb auf Quellenverweise, geben aber einige Tips für weiterführende Literatur. Nun aber …
… viel Spaß bei der Lektüre und noch mehr Spaß bei der Umsetzung in die eigene Moderations- oder/und Trainingspraxis!
Josef W. Seifert / Heinz-Peter Göbel
Wow! Ein TopTrainer!
Übrigens: Wenn im Folgenden vom Moderator, vom Pädagogen oder Trainer die Rede ist, ist damit immer auch die Kollegin gemeint. Da es leichter ist, einen Text in einem grammatischen Geschlecht zu schreiben (und zu lesen), beschränken wir uns (diesmal noch?) auf die männliche Form.
Games
… und wie man sie (be)nutzt
Moderation und jede andere Art (der Anleitung) von Kommunikation findet grundsätzlich zeitgleich auf zwei Ebenen statt. Einerseits geht es inhaltlich um „irgendeine“ Sache und andererseits entstehen in der Kommunikationssituation (zum Teil durch diese bedingt) Gefühle, welche ihrerseits auf die Bearbeitung der Sache Einfluss nehmen. Ein Moderator/Gruppenleiter hat es daher stets mit zwei Prozessen gleichzeitig zu tun: dem Sachprozess1 und dem Gruppenprozess2! Der professionell arbeitende Leiter wird diesem Tatbestand dadurch Rechnung tragen, dass er auf beide Prozesse/Ebenen gleichermaßen achtet und beide Prozesse bewusst steuert. Spiele und Übungen – hier der Einfachheit halber pauschal Games genannt – sind äußerst hilfreiche Instrumente zur Steuerung des Gruppenprozesses und gehören unbedingt in den „Werkzeugkasten“ jedes Profis.
Games enthalten Elemente wie „sich bewegen“, für kurze Zeit „eine andere Haltung einnehmen“, „einander berühren“, „etwas ganz anderes denken“ oder für einige Augenblicke „wieder Kind sein“ … Sie verändern dadurch unmittelbar die Stimmung der Menschen und damit die jeweilige Situation auf der „klimatischen“ Ebene. Sie wirken somit indirekt fördernd auf die Arbeit(sfähigkeit) der Gruppe.
Um diesen positiven Effekt zu erzielen, muss das „Spielen“ natürlich genauso professionell angeleitet werden wie der „normale“ Kommunikationsprozess der Gruppe. Hierzu bedarf es eines „Spezial-Know-hows“, das sich in die zwei Hauptpunkte „Passung“ und „Anleitung“ gliedern lässt.
Passung
Für den Einsatz eines Games muss man unbedingt die „Passung“ beachten. Das bedeutet, dass man darauf achten muss, …
● in welcher Phase ihrer Entwicklung sich die Gruppe gerade befindet,
● wie die aktuelle Situation ist, in die die gemeinsame Arbeit eingebettet ist und
● was die jeweilige Kultur (momentan) zulässt.
Im Folgenden sind diese Aspekte näher erläutert.
Phase
Jede Gruppe hat eine Geschichte. Sie durchläuft einen Gruppenprozess. Die Situation (in) der Gruppe ist am Beginn der Zusammenkunft eine andere als nach einigen Stunden gemeinsamer Arbeit, und diese unterscheidet sich wiederum von der Abschlusssituation. Womit auch schon die drei großen Phasen aufgezeigt wären, die es zu berücksichtigen gilt, wenn man ein Spiel nutzen will.
Abbildung 1 gibt einen Überblick über Kennzeichen der einzelnen Gruppenphasen und darüber, welche Zielsetzung sich jeweis für den Einsatz von Games daraus ergibt. Die in diesem Buch dargestellten Games sind nach diesen Gruppenphasen und den entsprechenden Zielsetzungen gegliedert.
Die Kennzeichen der Phase 1 sind häufig klar erkennbar
Situation
Moderation und andere Gruppenaktivitäten finden nicht im luftleeren Raum statt. Zeitpunkt, Zeitrahmen, Ort und Zielsetzung sind Merkmale, die die Gruppensituation beeinflussen und für den Einsatz von Games von Wichtigkeit sind. Eine Übung, die ich als Teilnehmer einer Gruppe im abgelegenen Seminarhotel problemlos machen kann, fällt mir im Seminarraum des Betriebes schwer oder ist gar unmöglich, wenn man dazu auch noch vor die Tür muss …
Der Moderator muss also stets bedenken, in welcher Situation sich der einzelne Teilnehmer (momentan) befindet und auf welches Game er sich in dieser Situation einlassen kann, ohne Gefahr zu laufen, „sein Gesicht zu verlieren“. Was man tun kann und was man besser lassen sollte, ist neben der aktuellen Situation immer auch eine Frage der jeweiligen Unternehmensoder Abteilungskultur.
Niemand darf in einem Game sein Gesicht verlieren!
Kultur
Jedes Unternehmen, jede Organisation hat eine eigene Kultur, hat eigene, ganz spezifische Regeln, nach denen Verhalten abläuft. Jeder weiß, was man darf und was man besser lassen sollte …
Bei geschlossenen Gruppen, also bei Teilnehmern aus nur einem Unternehmen, sollte der Moderator diese Regeln kennen und berücksichtigen.
Auch Berufsgruppen haben ihre spezifischen/typischen Eigenheiten: Eine Gruppe mit Börsenbrokern ist sicherlich anders als eine Gruppe von Produktionsmeistern, und diese wiederum unterscheidbar von einer Gruppe, die aus Bürgermeistern einer Fremdenverkehrsregion besteht … Sie werden sich als Gruppe in ihrer Art der Kleidung, in ihren Gewohnheiten, miteinander zu sprechen, … und in ihren „Möglichkeiten“ sich auf Games einzulassen, unterscheiden.
Weil nun jede Gruppe „individuell“ ist und bei der einen geht, was bei der anderen undenkbar ist, ist es besonders wichtig, sich, bevor man ein Game vorschlägt, zu überlegen, was die Teilnehmer aus ihrer Kultur/Gewohnheit heraus (im Moment schon) mittragen können.
… und was mache ich, wenn die nicht wollen?
Wird ein vorgeschlagenes Game von der Gruppe abgelehnt, so liegt dies vermutlich daran, dass einer der besprochenen Punkte (Phase, Situation, Kultur) nicht beachtet/richtig eingeschätzt wurde und die Anleitung des Games gar nicht oder anders hätte erfolgen müssen. Die richtige Anleitung hilft über (fast) alle Klippen hinweg. Deshalb mehr darüber auf den nächsten Seiten.