Sperrig

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Sperrig Gib dem Wahn einen Sinn

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2  Titel

3  Viel Spaß

4  Die Queen

Wenn es ein Buch gibt, das unlesbar ist, soll jemand gesagt haben, dann ist es dies.

Wenn es je ein Buch gegeben hat, das undurchsichtiger war,

dann vermutlich dies hier.

Wenn je ein Buch amüsanter geschrieben worden ist, sagts mir bitte.

Unterschiedlichere Kritiken sind wohl selten verfasst worden.

Ein Grund mehr.

Hannes Matthiesen, der einstmals an der „Waterkant“ aufwuchs, in Berlin in einer entscheidenden Zeit seine drei Kinder allein aufzog, im reifen Alter sein Abitur machte, in Oberfranken eine private Rundfunkstation gründete und der nun seit über 25 Jahren als sehr freier Erdenbürger in Griechenland lebt. Bisher mit keinen Literaturpreisen ausgezeichnet, schrieb er neben einigen Insider-Reiseführern über die Halbinsel Halkidiki/Sithonia und über die zweitgrößte Stadt Thessaloniki nun auch zwei Romane „Wer noch will immer nur das Beste?“ und „Das neue Leben“ und nun auch noch das hier.

Titel

 Sperrig

Gib dem Wahn einen Sinn

Viel Spaß
Ich weiß, es ist verrückt
Ich möchte etwas geben
und ich möchte,
dass jeder von uns
jedem anderen etwas gibt
nichts Materielles
nur Gefühle
Wie aber machen wir das?
In Gedanken fangen wir an:
Wir denken uns Schönes,
der eine an eine bunte Wiese mit Mohnblumen,
die andere an ein Bild von van Gogh
Wir denken uns Glückliches,
die eine an strahlende Kinderaugen,
der andere an Momente der Gemeinsamkeit
Fassen wir das Schöne und das Glückliche zusammen
sammeln es ganz gefasst
und schütten es aus über

 andere

 unsere Freunde

 unsere Bekannten

 unsere Unbekannten

Wie aber machen wir das?
Wir gehen auf sie zu
nicht nicht achtend an ihnen vorbei,
sondern frontal
sie stellend
in Cafes
auf der Straße
im Supermarkt
überall, wo ich sie treffe
trifft sie mein schönes Gefühl,
das ich in mir gesammelt
und nun über sie ausschütten kann
es bedarf nur so wenig:
Ein Lächeln auf der Straße
ein Wink der Augenlider
ein Strahlen der Augen
ein Erfassen eines Armes
ein Berühren des Nackens
um zu signalisieren:
Weißt du, ich bin dein Freund!!
Manchmal muss man es auch noch sagen..
* * *
mein liebster Schicksalsschlag
von allen Schicksalsschlägen,
die mir auf meinem Pfad noch begegnen werden,
wird der mir der Liebste sein,
dass mich alle verlassen
nicht jammernd, nicht bettelnd
werd ich sie ziehen lassen
triumphierend sie zur Tür geleiten
auf dass sie letzteindrücklich sich erinnern
an welcher Stätte sie tagten
an wessen Tafel sie sich sättigten
von wessen Munde sie tranken
dass ihnen gewahr werde,
was sie verloren
ich werde aufblähend vereinsamen
freundlos gesunden
ohne Makel schwellen
bis zur Unkenntlichkeit phosphoreszieren
losgelöst pamphletisieren
ungehemmt lästern
unangetastet urteilen
unbegrenzt schwelgen
unbehelligt schwadronieren
um schließlich
nicht unwissend zu sterben
* * *
Und nun mal was wirklich Nachdenkenswertes:
Glauben Sie, dass Boateng
genau denselben Fehler gemacht haben würde,
wenn er an der Stelle Hitlers gewesen wäre?
Und wenn ja, welchen?
Ich lebe um zu leiden,
soll Jesus gesagt haben
Ich lebe um zu peinigen,
wird der Marquis de Sade sicher gesagt haben
und die O: Ich möcht auch gern mal peinigen,
leide aber nur
Ich hätt doch n schnelleren Wagen nehmen sollen,

wird sich James Dean vermutlich nicht gesagt haben,

aber der Haider vielleicht...

Die Queen
Eine Königin unter den Bieren,
sagt die Werbung von Warsteiner
was macht welche Königin unter den Bieren?
Etwa beim Oktoberfest in München?
Hat sich Elisabeth aus Great Britain
etwa zu den Besoffenen gesellt,

die dort auf der/den Wiesn abkotzen, die Alte? Wirklich?

Will man sich wirklich nicht vorstellen, oder? Oder doch?

Sie, wie alt ist sie eigentlich? 117?
Mit weißem Tüllgewebe
hingefläzt in Lachen von Erbrochenem
als da wären:
von Speichel tropfende Schnitzelfetzen
sichtbar nicht verdaute Würstchenbrocken
dazwischen, fast malerisch hingestreute,
vermutlich hingerotzte Spaghettifäden,
Fäden ziehende, undefinierbare Fleischbrocken
und mittendrin die sich wälzende Queen,

die sich von der kulinarischen Einöde Großbritanniens

nun doch in ihrem hohen Alter befreien konnte,
oder vielleicht nur von dem von ihr verhassten
höfischen Zeremoniell am britischen Hofe?

Oder hat ihr die May den Brexit etwa nicht richtig erklärt?

Das erklärt vielleicht einiges oder auch nicht.
Wer weiß das schon?
* *
Haben Sie sich auch schon mal gefragt,

vermutlich genauso wenig wie ich, weils eh keinen Sinn hat?

Stimmt!
Mein Meer
überhaupt nicht sperrig
weil privat
Zwei Hunde toben am Strand
Black and White dürften ihre Namen sein
ein weißer Spitz
und eine schwarze Promenadenmischung
besiegeln ihre Freundschaft
am Strand
in der Ferne steigt mitunter ein Delfin auf
hält Ausschau nach Spielfreunden,
denen er seine Freude kundtun kann:
„Das Meer gehört nun wieder mir!“
Devisen bringende Touristen,
was geht ihn das an
sollen sie bleiben
aber am Strand
die Sonne bricht sich am Abend am Berg
die Strahlen
sie taten ihre Pflicht
diesen Sommer
schienen auf
Glückliche, Unzufriedene, Querulanten
gleichmäßig ihre Glut verschenkend
auch an die
am Strand
und für mich ist Zeit zu gehen
verweilen bringt nur Wehmut
das Paradies ist nicht unerreichbar
auch im Winter nur zwei Stunden entfernt
und ich kann wieder da sein
am Strand
das Meer drängt sich in deinen Blick
wie Rauschgift in deine Augen
niemals schließen, immer offen
überwintert nur dein Paradies
am Strand
* * *
Tiere in New York
(Diesen Romantitel gibt’s garantiert noch nicht)

Eine Herde Kühe stampedet aus der 37. Straße hinaus und da sie nicht weiß, ob es eine solche in dieser Stadt überhaupt gibt, weiß sie infolgedessen auch nicht, ob sie nun an der Ecke in die 119. einbiegt, aber sie glaubt es.

 Warum laufen wir eigentlich so? Der Frontbulle stoppt fragend oder fragt vielleicht auch stoppend die Meute, als da sind:

Martha, eine stämmige Dreijährige, die unaufgefordert darauf hinweist, dass sie keinerlei Recht haben, sich Meute zu nennen, da die viehische Ansammlung lediglich aus sechs verzückt blickenden Kuhaugenpaaren und demgemäß zu eben diesen als gering erachteten Lebewesen Gehörenden bestehen würden.

Denise, die ihren exotischen Namen ihrer Ex-Besitzerin verdankt, die sie vor nunmehr acht Jahren in der fernen Normandie aussetzte, da sie, die Kuh, die dortig ansässige Produktion von Calvados störte, der sich die Besitzerin mit Elan zu widmen beabsichtigte. Aber was hatte sich Denise eigentlich zu Schulden kommen lassen? Sie sah auch nicht ein, sich für ein offensichtlich seit ihrer Geburt falsch programmiertes Suchtverhalten entschuldigen zu müssen, dass sie allenthalben dazu trieb, Türen & Wände einzurennen, um sich anschließend genussvoll an dahinter verborgenen Schnapströgen zu verlustieren. Unnötig zu betonen, dass ein um ein Vielfaches größerer Magen als der eines Menschen auch um eine vielfach größere Menge an Alkohol, in diesem Fall erwähnter Calvados, aufzunehmen in der Lage ist. Wie aber gelangte nun Denise in die Vereinigten Staaten von Amerika? Ganz einfach:

 

Die Story entwickelte sich wie eine sattsam bekannte Geschichte: Ein amerikanischer Tourist verliebte sich in sie

mehr Knall als Fall, zerrte sie auf seine vorsichtshalber vor Saint-Brieuc geankerte Motoryacht und entführte sie.

Achim, außer dem schon erwähnten Frontbullen

Seraphim aus Israel, der übrigens aufgrund des alljährlich stattfindenden Bullenaustausches zwischen den USA & Israel ungefragt übersiedeln musste und demgemäß zumeist übelgelaunt durch die Straßen trottete. Der einzige andere Bulle war in den bayerischen Alpen nicht nur gezeugt, sondern auch aufgewachsen, so dass er wegen seines nur ihm eigenen Jodelgrunzens mehr aufgezogen als gefürchtet wurde. Es gab noch ein paar weitere, als unerwähnt zu betrachtende Exemplare, die wir also folglich unerwähnt lassen.

Wie aber geht die Story weiter?

Biegt die so beschriebene Internationale nun in die 119. oder vielleicht doch in 120. ein, obwohl wir nicht wissen, ob diese beiden Straßen ob der Zahlenähnlichkeit wirklich nebeneinander, also eventuell sogar parallel zueinander oder doch konträr gegenüber zu liegen kamen, damals im letzten Jahrtausend? Allein...wir wissen es nicht! Und...ehrlich gesagt, es lohnt sich auch nicht wirklich

* * *
Gedanken einer Nacht
Gedichte zum Mitdenken
das war schon längst mal fällig
Gedichte wurden früher verfasst
ganze Generationen einzuschüchtern
was dagegen heute schon verblasst
sollt man gütig nur noch flüstern:
Dieser Zwang zum Reimen
traf manchen Kopf, nur selten deinen
Was sollte also dieses Verseln?
Sich dicke tun?
Sich aufplustern?
Eindruck schinden?
Als Dichter gelten wollen?
Wohl etwas von allem,
was eh das Gleiche ist
* * *
Wenns Querdenker gibt,
solls auch Querdichter geben
somit Quergedichte
aber wie kreiert man so was?

Sperriges, das in keine, noch so oft zitierte Schublade passt?

Also nix Gängiges, schon gar kein Mainstream
da sind dann allerdings die Gedanken gefragt!
Und die müssen wahrscheinlich ganz neu sein.
Wie soll das denn funktionieren?
Es gibt 1,5 Möglichkeiten:
1. Man behält diese & andere Gedanken für sich
dann müssen sie nicht neu sein, könn(t)en aber,
niemand anderer wird es je erfahren

0,5 : Man wird sie niederschreiben wollen und das, wie?

Genau: in Form von Wörtern/Buchstaben.
Und nun das große Rätselraten:
Welches Wort ist denn nu neu? Antwort: keines!
Alle sind schon irgendwann mal benutzt worden.
Vermutlich jedes in jeder Sprache

jährlich kommen zumindest in Deutschland neue sogenannte „Unwörter“ hinzu.

Aber wollen wir uns mit Unwörtern aufhalten?

Ich nicht! Also benutzen wir doch wieder abgenutzte Wörter.

Wie kann ich die aber sperrig machen?
So:

 asperrig = nicht sperrig (nach griechischem Sprachgebrauch)

 ungeil = nicht erregt (nach deutschem Sprachgebrauch)

 infemale = nicht fraulich (nach englischem Sprachgebrauch)

das ist langweilig bzw unaufregend
also Kombinationen wie:

unschöne Menschen (gibt’s/steht vermutlich schon irgendwo)

sperrige Vipteusen
lausige Nippelbrüder
ja, richtig, so geht’s:
primive Heukalender
walzige Rammdöser
maltine Feuerbrünftige
karateuse Schuhchinesen
im Schlamm versinkende Unkenrufe
das war noch das Treffendste,
aber bringt das was? Oder wem?
Das ist doch die Papstantwort oder Kardinalsfrage!
* * *

Bei aller Sperrigkeit, Provokation, Unfähigkeit, Belanglosigkeit