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steht mir die Frage im Wege:
Willste denn überhaupt für jemanden schreiben?
Die Antwort lautet wie immer, jedenfalls bei mir:
kleinlaut und unsicher:
Wenn ich meine Gedanken schon notiere

 ich will sie offensichtlich „behalten“,

schließlich bin ich nicht gänzlich von der Kapitalismusidee verschont geblieben -

ich will sie also wiederfinden & wieder lesen,
mich an ihnen ergötzen, wies so schön heißt

und wenn dann schon mal niedergeschrieben und gedruckt,

kann ich sie doch auch Freunden, Bekannten, Ungläubigen zugänglich machen

und somit auch der breiten Öffentlichkeit out- und online,

sogar gegen Bares

dieser erste Gedankenflug, besser -sturm reicht mir erst mal,

jetzt muss ich
nach – denken
wenig später:
Die schöne Gräfin
wird von einem debilen Grafen angemacht

Sie: Verschone Er mich mit Seinen schnöden Absichten

Er: Aber Gnädigste, nichts liegt mir ferner, als Sie zu besteigen

Sie: Wie? Bin ich Ihm nicht scharf genug?

Er. Doch, doch, aber ich habe ausgerechnet heut kein Kondom dabei

und so endet abrupt, noch bevor es sich entfalten konnte,

eine vielleicht wunderschöne Affäre.
Was die schöne Gräfin dadurch vermasselte,

dass ihr nicht schnell genug einfiel, dass sie Kondome

in allen Größen, Formen und Geschmacksrichtungen

in ihrem Nachtkästchen in ständiger Bereitschaft hielt.

Und dann war da noch der Peter, der Ahnungslose,

der die Lise traf, die auf irgendeinem Strich watschelte

Peter: Eh, wat loofsten hier immer rum?
Lise: Det is meen Strich, weeßte nich, wa?
Peter: Ick seh keen Strich.
Lise: Mann, ick schaff an

Peter: Wat? Schaffe, schaffe, Häusle baue, Stuttgart, wa?

Lise: Nee, schön wärt, ick vakoof ma an Männa
Peter: Wat, det jetz? Hör ick zum ersten Mal
Lise: Gloob ick nich, willste nich mal mit mir?
Peter: Wie, wat? Ick soll da koofen, wozu?

Lise: Mann, hast du ne Leitung: Du zahlst und wir jehn inne Betten.

Peter: Und..wat machen wa da?

Und so endet auch diese viel verheißende Beziehung buchstäblich im Sande, bzw auf dem Strich,

nur weil Peter nie in die Verschiedenheit der Geschlechter eingeweiht worden ist.

Drei Dinge sind immer zu guter Letzt:

Helmut steht mit seinem Fahrrad und Idiotenhelm an der Ampel

und obwohl er auf grün wartet,
will er unbedingt die eine Minute

mit einer Emanzipierten am Steuer neben ihm flirten

„Na, Hübsche, wie wärs mit uns beiden?!

Woher soll er, bitte schön, wissen, dass sie emanzipiert ist?

Sie zieht die immer bereite Steinschleuder neben sich,

legt ein handliches Geschoss ein
und zielt
Helmut sinkt getroffen zu Boden.
Es wird grün
und so hat auch diese Romanze kein Happy End,
weil die Emanzipierte immer schussbereit ist.
Schlussfolgerung:
Hab ich zumindest ein Thema jetzt
Liebe und was dafür gehalten wird. Gähn!
Dieses Thema ist in aller Munde
und jeder quält sich damit rum.
Und vielleicht gerade deshalb bietet es sich an
geschunden zu werden.

„Ich liebe dich“, sagt die Zarte zu ihrem Angebeteten, oder Anbetenden

(wichtiger Unterschied)
„Leck mich am Arsch“, der Ungehobelte zur Zarten.
Zwischen diesen beiden Polen

bietet sich die gesamte Spannbreite dichterischer Versuche an.

Hier ist der Tummelplatz gigantischer Kreationsversuche angesiedelt.

Raum für Maßlosigkeiten kleinlauter Gernegrößen,

kokett verbogene Zudringlichkeiten kleingeistiger Möchtegerne.

Alles in allem der ideale Spielplatz für Versuche jedweder Art,

die andernorts weder geduldet, noch anerkannt, schon gar nicht gewürdigt würden.

Grandiose Schmierfinken, gottlose Zyniker, bodenlose Satiriker,

gnadenlose Idioten, Idiotinnen nicht zu vergessen
toben sich hier aus, hinterlassen Spuren
mitunter würdige, oftmals unerkannt
und über allem thront...ja, wer?

 der mündige Adressat

 der ungefragte Leser

 der grandiose Ignorant

 der missachtende Uninteressierte

ach, was weiß ich!
Genau: die alles überragende Frage: Was weiß ich?

Müßig, denke ich, besser: Was mach ich mit diesem Wissen?

Beschäftige ich mich selbst damit,
oder lass ich andere daran teilhaben, oder besser:

Sind sie es überhaupt wert?, fragt der Überhebliche,

dass sie von mir durch meine Gedanken tyrannisiert werden?

Wenn sie bekehrt werden würden, könnten wir darüber reden, sprach der Messias.

Wenn mich überhaupt jemand verstehen würde, der Bescheidene.

Und der sich vor seinen Schülern wähnende Lehrer:

 „Alles für die Katz!“

* * *
Es war nicht einmal,
beginnen alternative Märchen.
Es war also nicht einmal Mitternacht,
als sich Hans & Margarete auf den Weg machten.
Was kann denn ein so schon diverse Male
in sattsam bekannten Märchen durchgehecheltes Paar
des Nachts auf die Straße treiben?
Das zu erkunden machen wir uns nun auf den Weg.
Wo siedeln wir den Plot an?
An einem möglichst vielen bekannten Ort
sagen wir Büsum an der Nordsee bzw.

wenn sich Großbritannien sich damals nicht dazwischen

geschoben hätte
an der Atlantikküste.
Die beiden tippeln also die Hafenstraße
an Kolles Muschelsaal vorbei,
biegen, bevor sie, falls betrunken,
in den alten Hafen fallen würden,
scharf rechts ein und gewinnen Land,
ausgerechnet auf dem Deich.
Und dort lauert eine Hexe,
genauer gesagt, man sagt ihr das nach.
Wer man ist, ist schnell geklärt:
Hein & Fietje aus dem Dorf,
im Verein ist sicherlich auch noch die BILD,
aber warum?

Die Frage bzw. die Antwort gestaltet sich schwieriger.

Warum soll sie eine Hexe sein?

 Na, wie die schon aussieht!

Lange Haare, ungekämmt, also ungepflegt,
nicht mal lackierte Fußnägel,

außerdem soll sie nachts in ihrem Garten nackt tanzen & singen!

 Warum das denn?

 Ja, genau! Warum?

 Warum sie tanzt?

 Nee, ich mein, warum singt sie nackt?

 Mein Gott, das ist doch egal!

 Nee, nee, ich find das wichtig, sogar sehr wichtig, um nicht zu sagen: geil!

Und ab hier gleitet die Story ab ins Banale, also Verkaufswürdige,

also Unsperrige. Schluss!
* * *
Erneuter Versuch:

Vorstellbare Titel von vorstellbaren Geschichten/Gedichten, alle natürlich sperrig:

 Astronautin verliebt sich in einen Gärtner aus Georgien, aber in Deutschland

 Eine dreijährige Mumie gewinnt den alljährlichen Hunsrückdauerlauf

 Drei Welpen in die Luft gesprengt, weil sie den G 7 Gipfel nicht genügend würdigten

 Deutscher Schuldirektor sucht händeringend türkische Schüler

(zu realistisch! Ok, streichen!)

 Irgendein EU Land sucht einen Superstar

 Trecker umfährt eine Schildkröte in Dalmatien

* * *
wir würden kürzer leben,
wenn die Mediziner uns nur ließen
wenn die Tage länger wären,
würden wir auch nicht weniger Scheiße labern

haben Kommunismus & Kapitalismus etwas Gemeinsames?

Na klar, beide beginnen mit einem K
und enden mit einem mus(s) überwunden werden.
Ich wünschte,
es wäre Weihnachten
oder etwas anderes
Was wirkt ungleich stärker:
in, sagen wir, Griechenland
über eine weggeworfenen Kalaschnikow stolpern
als über eine Molotovattrappe in Syrien?
Oder

einem herrenlosen deutschen Schäferhund gegenüber zu stehen

oder einem bettelnden Junkie im Görlitzer Park?
Hand aufs Herz:
Wem würden Sie ein Stück Brot geben?
* * *
„Man muss sich einmal überlegen“,
begann der Lehrer beeindruckend
vor seinen Schülern zu deklamieren,
um dann,

nicht weniger beeindruckend zu verharren:

„Kann mir jemand von euch Arschlöchern

vielleicht weiterhelfen, was ich sagen wollte?“
„Nö,“
antwortete der Streber der Klasse.
Die Mutter,
ernst in ein Gespräch mit ihrem Sohn vertieft:
„Eh, ich bin deine Mutter, du Hurensohn!“
(frei nach Caroline Kebekus)
Fragte einst ein alter 68-er

seinen studierenden Sohn:

 

„Na, wat willste denn nu endlich mal werden?“

„Na. Lehrer natürlich!“
„Boah, bourgoiser geht’s wohl nich, wa?“
„Wieso? Ihr wart es doch,
die damals getönt habt:
Macht kaputt, was euch kaputt macht!
Na, und das mach ich jetzt.“
Es ist eben nicht alles ebenerdig,
sinnierte der Fakir auf seinem fliegenden Teppich
und duckte sich
unter dem munter daher brausenden Düsenjäger.
Was ist einladender:
37 aneinander gereihte, neuwertige Stühle
oder
9 ausrangierte, olle,
aber ebenfalls aneinander gereihte Sofas,
was ungefähr der gleichen Länge entspricht?
Was macht dich mehr an:
Ein Zuckerbäcker oder ein Salzbäcker?
Klar!
Und wenn nun der Zuckerbäcker
just in Afghanistan sein Geschäft betreibt?
Und der Salzbäcker
in der Fußgängerzone in Bielefeld
sein Unwesen treibt?
Ja, da musste überlegen, wa?
Aber du musst dich ja zum Glück nicht entscheiden,
denn beides wird in deutschen Talkshows
niemals thematisiert, ganz sicher!
Die letzten beißen die Hunde.
Wenn die Hunde das wirklich verstünden,
würden sie schleunigst Reißaus nehmen,

wenn sie diese fürchterlichen Letzten tatsächlich kennen würden.

* * *
Der alte Mann & das Wasser
(Rap nach tumben Rhythmen)
Ernest schwingt Paddel
warum?
Außenboarder kaputt
neu gekauft, aber nicht geprüft
amazon?
Selber schuld, befindet Versicherung
muss aber raus
Flüchtlinge retten
Flüchtlinge reich,
kommen aus Syrien
hauen viel Geld raus
um zu kommen nach Europa
falsch, wollen nach Deutschland
wollen Freundschaft mit Merkel
wissen nicht, dass sie verheiratet
junge Syrer, Männer, keine Ahnung,
respektieren keine Frauen
nur Merkel,
die aber verheiratet
junge Syrer fragen:
mit Rollstuhl-Wolfgang?
Dann ist gut!
Vor Wolfgang alle Angst
der ihnen Paradies verhageln wollen
Behinderte sind verbittert
deshalb sind sie hier
die Syrer,
fliehen vor Krieg
wollen nicht auf Bomben laufen,
wollen nicht behindert werden.
* * *
was anderes:
_- Sich aalen im Sand ist nicht identisch mit
Schlangen am Strand
und mit geräucherten Aalen schon mal gar nicht

 Boxen hat rein gar nix mit Schmusen zu tun

 Heidelbeersaft mit Enthauptungen ebenso wenig

 Ein dunkelgrün gestrichener Tisch wehrt sich intuitiv gegen

die ihn bedrückende hellblaue Vase

 Europa ist ein alter Kontinent,

der bald ausgedient hat.
Und zu guter Letzt:

 Wir sind wirklich nicht die,

für die wir uns halten möchten.
Da sei, wer auch immer, davor!
* * *

Plastik hat in einer Beziehung ne ähnliche Konsistenz wie Eisen:

(in welcher Beziehung, tut hier aber gar nix zur Sache)

.Man kanns nicht beißen, aber Styropor wohl auch nicht

Dunkel pigmentierte Angehörige bestimmter Nationen sind anders!

Dunkelblaue Autos übrigens auch..als andere

Wälder spenden zwar Schatten, halten uns aber die Sonne vom Leib

* * *
Wenn es keine Geister gäbe,

welche Berechtigung hätten noch Geisterfahrer in Bayern?

Wenn es kein Hartz IV gäbe,
hätte der Harz noch eine Berechtigung?
Wenn es kein Weiß mehr gäbe,
hätte Schwarz keine Chance mehr
Wenn es keine Flüchtlinge mehr gäbe,
könnten wir unsere Grenzen öffnen
und jedermann/-frau willkommen heißen
aus ganz tiefem Herzen
jedenfalls ich

und wenn es keinen Tsipouro in Griechenland mehr gäbe,

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