Tesla – Die Geschichte der Automarke

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Tesla

Die Geschichte der Automarke

Frank O. Hrachowy

2. aktualisierte Auflage

Impressum:

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Bildnachweis

Nahezu sämtliche Bilder stammen von Wikimedia Commons. Mein ausdrücklicher Dank gilt den Fotografen, die ihre Bilder kosten- und lizenzfrei der Allgemeinheit zur Verfügung stellen.

Sämtlicher Inhalt, Handelsnamen beziehungsweise Aufmachungen, Warenzeichen, Illustrationen und damit verbundene Bilder sind Warenzeichen beziehungsweise urheberrechtlich geschützte Werke ihrer jeweiligen Besitzer. Alle Rechte vorbehalten.

Umschlagabbildung Vorderseite: Tesla Motors / Presse

Umschlagabbildung Rückseite: Tesla Motors / Wikimedia Commons

Die urheberrechtlichen Angaben der Bilder im Buch sind direkt am Bild vermerkt.

Copyright: © 2017 Frank O. Hrachowy

published by: epubli GmbH, Berlin

www.epubli.de

EDITION TECHNIKGESCHICHTE

Birgit Hrachowy

Friedhofstraße 11

63599 Biebergemünd

E-Mail: etg@etg.scriptec.de

Lektorat

Redaktion ScripTec, Christian Gärtner

Über den Autor:


Frank O. Hrachowy, Jahrgang 1966, ist als gelernter Kfz-Meister und promovierter Technikhistoriker seit vielen Jahren Ansprechpartner für Medienprojekte im Automobil- und Motorradsektor. Dabei spannt sich der Bogen von technikhistorischen Monografien über Fachartikel zur Fahrzeugtechnik bis hin zu verkehrshistorischen Beiträgen und Lehr-filmen für die Automobilindustrie.


– 128 Seiten kompaktes Wissen

– übersichtliche Chronologie zum Nachschlagen

– faktenorientiert, kompetent, neutral

Vorwort

Bis 2003: Vorgeschichte

2004–2009: Tesla Roadster und Beinahe-Konkurs

2010–2013: Mit dem Tesla S zur Großserie

2014: Der Tesla X kommt

2015: Expansion in neue Märkte

2016–Oktober 2017: Der Tesla 3 in aller Munde

Vorwort

Das Interesse an Tesla ist groß – auch in Deutschland. Dies zeigt sich nicht zuletzt an der zweiten Auflage dieses Buches. Nachdem die erste, im August 2016 gedruckte Auflage, nicht mehr auf dem aktuellen Stand war, haben wir den Buchinhalt aktualisiert. Somit beschreibt diese zweite Auflage die Geschichte von Tesla nun bis zum Herbst 2017.

Die Automobilmarke »Tesla Motors« wurde erst 2003 gegründet – doch sie schreibt seither Automobilgeschichte. Aus dem kleinen belächelten Startup, bei dem einige junge Enthusiasten 6.831 Lithium-Ionen-Akkus für Laptops miteinander verlöteten, um ein Fahrzeug damit anzutreiben, ist heute ein ernstzunehmender Automobilhersteller geworden. Zum Zeitpunkt der Niederschrift dieses Buches sind in der Zwischenzeit gerade einmal 14 Jahre vergangen.

Im vorliegenden Buch werden die wichtigsten Ereignisse rund um die Fahrzeugmarke Tesla Motors seit dem Jahr 2003 nachgezeichnet. Natürlich ist es bei der Betrachtung der Geschichte von Tesla Motors kaum möglich, über die fahrzeugproduzierende Automobilmarke zu berichten, ohne dabei über ihre Gründer und ihren heutigen CEO Elon Musk zu sprechen.

Als Technikhistoriker habe ich der Chronistenpflicht zu folgen und möglichst faktenorientiert und objektiv über die Geschehnisse zu berichten. Dies geschieht durch eine neutrale chronologische Beschreibung der Ereignisse – eine Kommentierung oder Bewertung der Zusammenhänge überlasse ich dem Leser.

Zur Situation im Herbst 2017: Nach dem Tesla Roadster, der Sportlimousine Tesla S und dem SUV Tesla X wartet die Automobilwelt nun auf den Serienanlauf des gerade präsentierten Tesla 3, dem ersten Volumenmodell von Tesla Motors. Nicht wenige Fachleute sind der Meinung, dass mit dem in Großserie gebauten Modell 3, der seine Batterien kostengünstig aus der Tesla Gigafactory 1 bezieht, ein neues Zeitalter in der Automobilgeschichte anbrechen könnte.

Dr. Frank O. Hrachowy

Oktober 2017

Bis 2003: Vorgeschichte

1971

Die Geschichte des Automobilunternehmens Tesla Motors ist untrennbar verknüpft mit dem Namen seines Mitgründers Elon Musk. Elon Musk, am 28. Juni 1971 geboren und bei der Gründung von Tesla gerade einmal 32 Jahre alt, wuchs in Pretoria im Südafrika auf. Sein Vater Errol Graham Musk ist ein südafrikanischer Ingenieur und seine Mutter Maye Musk (geb. Haldeman) ein kanadisches Fotomodell.

Elon Musk wurde als erstes Kind des Ehepaars geboren, ihm folgte sein Bruder Kimbal (geb. 1972) und seine Schwester Tosca (geb. 1974). Als Elon Musk 9 Jahre alt war, trennten sich seine Eltern. Elon Musk beschrieb seine Kindheit als sehr unglücklich, was nicht zuletzt an seinem Vater lag, dessen Charakter in seiner von dem Journalisten Ashlee Vance verfassten Biographie mehrfach als problematisch beschrieben wurde. Bereits im Alter von 12 Jahren verkaufte Elon Musk ein selbst programmiertes Videospiel namens »Blastar« für 500 Dollar an eine Fachzeitschrift.


Elon Musk: Elon Musk wurde am 28. Juni 1971 geboren und wuchs in Pretoria im Südafrika auf. Hier ein Bild aus dem Jahr 2008. (Bild: Brian Solis / Wikimedia Commons)

1988

Im Alter von 17 Jahren wanderte Elon Musk auf eigene Faust und ohne seine Eltern zu fragen nach Kanada aus, woher seine Mutter stammte. In Kanada erhoffte sich Elon Musk ein entspannteres gesellschaftliches Umfeld als in Südafrika. Mit seiner Auswanderung entging Elon Musk gleichzeitig seinem Wehrdienst in Südafrika, den er sonst in der South African Defense Force hätte ableisten müssen. In Kanada studierte er schließlich an der Queen’s University in Ontario. Sein Bruder Kimbal folgte ihm ein Jahr später nach Kanada.

1992 / 1993

Im Jahr 1992 zog Elon Musk in die USA, um dort an der University of Pennsylvania zu studieren. Schon während dieser Zeit suchte Elon Musk nach Geschäftsideen, in denen er seine profunden Computer- und Programmierkenntnisse umsetzen und zu Geld machen konnte. So vergingen einige Jahre, während er auf seinen Studienabschluss hinarbeitete. Unterdessen hatte sich Elon Musk Erfahrung bei verschiedenen Praktika erworben, die er während seines Studiums absolviert hatte. Ein Praktikum absolvierte er beispielsweise am Pinnacle Research Institute in Los Gatos, wo an Superkondensatoren als Energiespeicher der Zukunft geforscht wurde.

Bald war er als überdurchschnittlich hart arbeitender Programmierer gefragt, der auch vor komplexen Projekten nicht zurückschreckte. Seine ungewöhnlichen Programmierkenntnisse konnte er in einem Praktikum bei Rocket Science Games beweisen. Das junge Startup-Unternehmen entwickelte anspruchsvolle Videospiele für Konsolen und Computer. Das notwendige Kapital dafür kam von Sega Enterprises und der Bertelsmann Music Group.

1994 / 1995

Die University of Pennsylvania verließ Elon Musk 1994 mit einem Bachelor-Abschluss in Finanzen und Physik. Nun war er soweit, eigene berufliche Ziel umzusetzen. Mit frischem Diplom in der Tasche gründete Elon Musk mit seinem Bruder Kimbal im kalifornischen Palo Alto seine erste Firma namens »Global Link Information Network«. Zu dieser Zeit erschien gerade das revolutionäre neue Microsoft-Betriebssystem Windows 95, und mit dem sich rasant verbreitenden Internet eröffneten sich zudem plötzlich völlig neue Kommunikationsmöglichkeiten. Überall schossen Startups aus dem Boden, die mit neuen Geschäftsideen an dem »Dotcom«-Boom teilhaben wollten.

Als Startkapital von Global Link Information Network brachte Elon Musk 2.000 US-Dollar mit, ein altes Auto sowie einen gebrauchten Computer. Für Kimbal, der bis dato als Franchise-Nehmer für den Hausmeisterservice College Pro Painters arbeitete, bedeutete die Entscheidung für Global Link Information Network einen entscheidenden Einschnitt in sein Leben: entweder College Pro Painters oder Global Link Information Network. Kimbal Musk verkaufte seine Lizenz, er entschied sich damit für Global Link Information Network und seinen Bruder Elon.

 

Auch für Elon Musk markierte die Entscheidung für Global Link Information Network eine Zäsur. Denn den Plan, an der Stanford University in Palo Alto (Kalifornien) seine Doktorarbeit im Bereich »Materialwissenschaft und Physik« zu schreiben, musste er aufgeben. Geplantes Thema: Superkondensatoren für den Antrieb von Automobilen.

Stattdessen überzeugte Elon Musk das Unternehmen Navteq, das digitale Landkarten erstellte und vertrieb, die eigenen Landkarten im Internet zugänglich zu machen. Elon Musk suchte nun ein brauchbares Branchenverzeichnis, das er schließlich auf CD fand. Diese CD kostete einige hundert Dollar und war die erste größere Investition in das eigene Startup-Unternehmen. Im nächsten Schritt ging Elon Musk daran, einen Softwarecode zu schreiben, mit dem er die digitalisierten Karten mit dem Branchenverzeichnis verknüpfte. Das Ergebnis stellte Elon Musk online und schuf damit die ersten Gelben Seiten des Internets.

Diese Geschäftsidee wollten die beiden Brüder ausbauen. Dazu war es notwendig, Akquise zu betreiben und schlichtweg »Klinken zu putzen«. Fortan war der eher introvertierte Elon für das Schreiben der Software zuständig, während der gegenüber Menschen aufgeschlossenere Kimbal sich um den Außendienst kümmerte. Hinzu stieß ein südkoreanischer Freund von Elon Musk, der die junge Firma als Programmierer unterstützte. Als Firmensitz diente zu dieser Zeit ein ärmliches kleines Büro, das für 400 Dollar im Monat angemietet wurde. Die drei Gründer richteten sich mit Teppichen und Möbeln das Büro wohnlich her, denn neben ihrem Arbeitsplatz benutzten sie es zugleich als Apartment. Diese Sparsamkeit war notwendig geworden, weil das von Elon Musks Vater zur Verfügung gestellte Startkapital von 28.000 Dollar bereits aufgebraucht war.

1996 / 1997

Im Januar 1996 änderte sich die Situation grundlegend: Global Link Information Network bekam von Mohr Davidow Ventures, einer Venture-Capital-Gesellschaft, den Betrag von 3 Millionen Dollar zur Verfügung gestellt. Dies allerdings mit der Einschränkung, dass die Geschäftsleitung einem Fachmann übertragen würde. Diese Rolle fiel Richard Sorkin zu, der fortan das Unternehmen als Geschäftsführer (CEO) leitete. Elon Musk blieb die nachrangige Position des Chairman und des Executive Vice President.

Sowohl sein Posten in der zweiten Reihe als auch der Geschäftsverlauf seiner Firma gefielen Elon Musk nicht. Die Firma arbeitete, wie die meisten Startups dieser Zeit, durchgehend defizitär. Durch weiter zufließendes Geld, mit dem Global Link Information Network am Leben gehalten werden sollte, kamen immer mehr Entscheider von außen in das Unternehmen. In konkreten Zahlen: 4 der 7 Vorstandsposten waren mit firmenfremden Managern besetzt. Damit hatte sich gleichzeitig der Unternehmensanteil von Elon Musk auf 7 Prozent verringert. Zwischenzeitlich war sogar der Name des Unternehmens geändert worden. Statt Global Link Information Network hieß es nun Zip2.

1998

Im April 1998 schließlich wollte Richard Sorkin die Firma abstoßen – weit unter Wert, wie Elon Musk glaubte. Aus diesem Grund ging Musk in die Offensive und überzeugte den Vorstand davon, CEO Richard Sorkin zu kündigen. Tatsächlich folgte der Vorstand der Drohung von Elon Musk, der ansonsten das Unternehmen verlassen hätte. So musste stattdessen Richard Sorkin seinen Schreibtisch räumen; der von ihm eingefädelte Verkauf wurde abgeblasen.

Zur Verwunderung von Elon Musk entschied der Vorstand nun jedoch nicht, ihn in die erste Reihe zu befördern, sondern setzte ihm mit Derek Proudian erneut einen Geschäftsführer (CEO) vor die Nase. Elon Musks Hoffnung auf eine Verbesserung des Geschäftsklimas und der Geschäftszahlen lösten sich bald in Luft auf – denn Derek Proudians erste Amtshandlung war der Verkauf von Zip2 an das Großunternehmen Compaq.

1999

Doch nicht der Verkauf war die eigentliche Sensation, sondern der Kaufpreis von 307 Millionen Dollar. Das war der höchste Betrag, der bislang für ein Internet-Startup gezahlt worden war. Elon Musk erhielt vom Verkaufserlös 22 Millionen Dollar ausgezahlt. Damit war er mit seinen 28 Jahren zwar Multimillionär – aber gleichzeitig frustriert und seiner Firma beraubt. Musk begann nach einer neuen Geschäftsidee zu suchen.

Schon im Sommer 1999 war die neu gefundene Geschäftsidee soweit gereift, dass Elon Musk damit auf Kapitalsuche ging. Die Idee schien ausgefallen, aber tauglich. Elon Musk wollte eine Online-Bank gründen, um den in den USA komplizierten länder- bzw. bundesstaatenübergreifenden Zahlungsverkehr zu vereinfachen und zu beschleunigen.

Schließlich erhielt Musk vom Unternehmen Sequoia Capital finanzielle Unterstützung in Höhe von 25 Millionen Dollar. Sequoia Capital war nicht unbekannt, denn sowohl Cisco, Apple und Oracle hatten ihre Geschäftsidee mit dem Venturekapital von Sequoia Capital aufbauen können. Ein Name für das neue Unternehmen war schnell gefunden: »X.com« sollte es heißen.

2000

Parallel dazu heiratete Elon Musk im Januar 2000 seine Lebensgefährtin Justine Wilson, eine kanadische Schriftstellerin. Das Unternehmen X.com startete hingegen nicht so erfolgreich wie erhofft. Musk experimentierte mit verschiedenen Dienstleistungen, doch ein durchschlagender Erfolg wollte sich nicht einstellen. Einzig die Idee, länderübergreifende Zahlungen über ein E-Mail-Konto abzuwickeln, schien erfolgversprechend. So entschied sich Elon Musk schließlich im März 2000 dafür, mit dem im Herbst 1998 gegründeten Konkurrenzunternehmen Confinity zu verschmelzen, das an einem Bankservice namens »PayPal« arbeitete.

Der Reiz eines solchen Zahlungssystems erklärte sich aus den Eigenheiten des Zahlungsverkehrs in den USA: »Dort herrschen wegen des langen Verbots des bundesstaatenübergreifenden Überweisens im bargeldlosen Zahlungsverkehr Schecks und Kreditkarten vor, welche für die Begleichung von Verpflichtungen aus Onlinetransaktionen wenig geeignet sind. Im Vergleich dazu wird zum Beispiel in Deutschland eine Rechnung meistens per Überweisung ausgeglichen.«1

Das aus der Verschmelzung entstandene Unternehmen behielt den Namen X.com und Elon Musk wurde Geschäftsführer (CEO). Doch die Gründer von Confinity, Max Levchin, Peter Thiel und Luke Nosek, waren bald von Elon Musk und seinem Arbeitsstil befremdet. Statt Probleme auf Augenhöhe auszudiskutieren, dominierte Musk das Unternehmen in einer Weise, die für die drei Gründer von Confinity bald nicht mehr akzeptabel war. So war es kein Wunder, dass sich Elon Musk, als er nach einer zweiwöchigen Geschäftsreise zurückkehrte, gekündigt sah. Der Vorstand hatte Elon Musk schlichtweg seines Postens enthoben und kurzerhand entlassen. Neuer Geschäftsführer (CEO) war Peter Thiel.

Doch es sollte noch schlimmer kommen: Im Dezember 2000 holten Justine und Elon Musk ihre Hochzeitsreise nach und reisten durch mehrere Länder Südamerikas. Nach der Reise erkrankte Elon Musk an Malaria tropica. Diese Form der Malaria wird durch eine Art einzelligen Parasiten namens Plasmodium falciparum übertragen und gilt als eine der schwersten Formen der Malaria. Konkreter ausgedrückt: Die weltweit weitaus meisten Todesfälle durch Malaria wurden und werden durch Plasmodium falciparum verursacht.

Elon Musk bemerkte den Ausbruch der Krankheit im Januar 2001. Weil er sich nicht wohl fühlte, legte er sich ins Bett, um sich auszukurieren. Nachdem er sich nach einigen Tagen immer noch nicht besser fühlte, brachte Justine ihn zu einer Ärztin, die ihn umgehend ins Krankenhaus von Redwood City bringen ließ. Zufällig war ein Malariaspezialist vor Ort, der sich Musks Blutbild ansah und sofort handelte. Elon Musk wurde auf die Intensivstation verlegt, wo die Ärzte um sein Leben kämpften.

Erst nach zehn Tagen konnte er die Intensivstation verlassen. Hierzu schreibt sein Biograph Ashlee Vance: »Es dauerte sechs Monate, bis sich Musk erholt hatte. Im Verlauf der Krankheit hatte er 45 Pfund Gewicht verloren und besaß jetzt einen Schrank voller Kleidung, die ihm nicht mehr passte.«2 Elon Musk, das zeigte sein extremer Gewichtsverlust mehr als deutlich, war dem Tod nur mit knapper Not entkommen. Die Lehre, die er für sich daraus zog war: »Urlaub bringt dich um«.

2001

Während der langsam genesende Elon Musk im Juni seinen 30. Geburtstag feierte, stand das nächste Ärgernis bereits vor der Tür. Der Geschäftsführer von X.com, Peter Thiel, hatte den Namen des Unternehmen in »PayPal Inc.« geändert. Damit war nun auch die namentliche Verbindung des Unternehmens zu Elon Musk gekappt. Doch selbst wenn Elon Musk dabei wieder an die schmerzlichen Umstände erinnert wurde, unter denen er aus »seiner« Firma ausgeschieden war, so gehörten ihm immerhin noch 11,7 Prozent der Firmenanteile in Form von Aktien.

In dieser Zeit knüpfte Elon Musk erste Kontakte zu einer Gruppe, die sich »The Mars Society« (Die Mars-Gesellschaft) nannte. Diese im Sommer 1998 gegründete Non-Profit-Organisation bestand vorrangig aus Wissenschaftlern, Ingenieuren und Raumfahrtenthusiasten. Erklärtes Ziel der Gesellschaft war die Förderung der bemannten und unbemannten Erforschung des Mars. Hier lernte Elon Musk Robert Zubrin kennen, den Leiter der Gesellschaft. Mit seiner Idee, den Mars zu erforschen und später zu besiedeln, rannte Elon Musk bei Zubrin offene Türen ein.

2002

Unter der Leitung von Peter Thiel wuchs PayPal unterdessen stetig weiter. Im Februar des Jahres 2002 erfolgte schließlich der erfolgreiche Börsengang von PayPal an der US-Börse Nasdaq. Das war ein klares Erfolgszeichen, denn die USA standen seit dem 11. September 2001 noch immer unter Schock. Allerdings war PayPal zu diesem Zeitpunkt trotz seiner über zehn Millionen Kunden noch weit von der Profitabilität entfernt. In greifbaren Zahlen ausgedrückt: Seit seiner Gründung hatte PayPal ein Minus von 231 Millionen Dollar angehäuft.

Die Situation änderte sich im Oktober 2002, denn Ebay erkannte das Potenzial von PayPal und zahlte dafür einen Kaufpreis von 1,5 Milliarden US-Dollar. Elon Musk war zwar seit seiner Entlassung nicht mehr Teil der Geschäftsführung von PayPal, doch mit seinen 11,7 Prozent Firmenanteilen immer noch der größte Anteilseigner. Demgemäß flossen nun 165 Millionen Dollar auf das Konto von Elon Musk. Allerdings währte die Freude darüber nur kurz.

Elon und Justine Musk waren zwischenzeitlich mit ihrem kleinen, neugeborenen Sohn Nevada Alexander nach Los Angeles gezogen. Ungeachtet der Geburt des ersten Kindes hatte sich bereits gezeigt, dass die Ehe der beiden Musks nicht glücklich war. Fatalerweise starb Nevada Alexander zehn Wochen nach seiner Geburt an plötzlichem Kindstod. Der Sohn von Elon und Justine Musk hatte während des Schlafs einfach aufgehört zu atmen. Nachdem die Ärzte in Orange County den Hirntod des Kindes festgestellt hatten, wurden nach drei Tagen die lebenserhaltenden Maschinen abgestellt.

Elon Musk gründete im Juni 2002 ein neues Unternehmen. Mit seinem neuen Startup »SpaceX« (Space Exploration Technologies Corporation) hatte er ein privates Raumfahrtunternehmen im Sinn, das Flüge in den Orbit deutlich kostengünstiger machen sollte. Im Zentrum der Überlegungen stand die Tatsache, dass sich die Kosten für diese Flüge dramatisch senken ließen, wenn die Trägerrakete nicht bei jedem Flug verloren ginge, sondern mehrfach wiederverwendet werden könnte. Hier hatte die NASA mit ihrer seit Jahrzehnten zementierten Monopolstellung nichts zu bieten.

30 Raketenspezialisten arbeiteten bereits in Hawthorne (Kalifornien) an der Konstruktion des dazu notwendigen Raketenantriebs. Schon 2003, so der Plan, sollte die von verflüssigtem Wasserstoff und Flugbenzin angetriebene »Falcon«-Rakete getestet werden. Allerdings war Elon Musk mit dieser Idee nicht alleine, denn auch Jeff Bezos, der Gründer und Chef des Online-Versandhauses Amazon, arbeitete mit seinem Startup »Blue Origin LLC« an neuen Raketen für kommerzielle Flüge in den Orbit. Gerüchteweise verlautete, dass bald noch mehr Milliardäre in dieses mutmaßlich bald sehr lukrative Geschäft einsteigen wollten. SpaceX wuchs, und schon bald folgten erste Bodentests mit den neu entwickelten Triebwerken.

 

2003

Schon seit geraumer Zeit hatte Elon Musk die Aktivitäten des in der Nähe beheimateten Unternehmens AC Propulsion Inc. (engl. alternating current propulsion = Wechselstromantrieb) beobachtet, deren Inhaber an Automobilen mit Elektromotor forschten. Doch auch an anderer Stelle herrschte reges Interesse am Thema Elektroantrieb für Automobile.

Am 1. Juli 2003 gründeten dementsprechend die beiden Tüftler Martin Eberhard und Marc Tarpenning die Automobilfirma »Tesla Motors« mit dem Ziel, optisch und technisch ansprechende Elektroautos zu bauen. Namenspatron der Firma war der Erfinder, Physiker und Elektroingenieur Nikola Tesla, der 1856 im heutigen Kroatien geboren worden war. Bald stieß als Ergänzung der Ingenieur Ian Wright dazu. Beim geplanten Roadster sollte der Kaufpreis eine untergeordnete Rolle spielen, denn der Wagen sollte vielmehr als »Spielzeug für Reiche« konzipiert sein. Viel wichtiger war eine extreme Beschleunigung, die bei den in den USA üblichen Sprintrennen von Ampel zu Ampel beeindrucken sollte.


Tesla-Mitgründer Martin Eberhard: Am 1. Juli 2003 gründeten die beiden Tüftler Martin Eberhard und Marc Tarpenning die Automobilfirma »Tesla Motors« mit dem Ziel, ansprechende Elektroautos zu bauen. (Bild: Nicki Dugan / Wikimedia Commons)

Die Vision der drei Firmengründer war, Lithium-Ionen-Batterien, wie sie beispielsweise in Mobiltelefonen zum Einsatz kamen, miteinander zu verknüpfen. Das Vorhaben, eine neue Automobilfirma zu gründen, schien indes durch und durch aussichtslos. Ashlee Vance konkretisierte dazu: »Jeder, der in den USA ein neues Autounternehmen aufbauen möchte, wird bald daran erinnert, dass das letzte erfolgreiche Start-up in dieser Branche Chrysler war, gegründet 1925.«3 Nur zu gut war bekannt, welches Ende innovative Neugründungen wie beispielsweise die »Tucker Corporation« genommen hatten, die von den großen US-Herstellern systematisch in den Ruin getrieben worden war.


Tzero: Der Roadster Tzero von AC Propulsion war hübsch anzusehen und bot verblüffende Fahrleistungen. Doch für eine Serienfertigung war er nicht tauglich. (Bild: D0li0 / Wikimedia Commons)


Tzero: Bereits seit Jahren arbeitete das kleine Unternehmen AC Propulsion in San Dimas (Kalifornien) an einem Batterieantrieb für Fahrzeuge. Beim Tzero waren die Batteriepacks seitlich montiert. (Bild: D0li0 / Wikimedia Commons)

Die technische Basis für den geplanten Tesla-Roadster sollte AC Propulsion liefern. Bereits seit 1992 arbeiteten die Tüftler von AC Propulsion in San Dimas (Kalifornien) an einem Batterieantrieb für Fahrzeuge. Sogar drei kleine Roadster-Prototypen namens Tzero hatte das Unternehmen bereits auf die Räder gestellt. Je nachdem, welcher Batteriesatz eingebaut wurde, erreichte der Tzero eine Reichweite von bis zu 250 Kilometern.


Tzero mit Hänger: Mittels eines Anhängers, der als Range Extender fungierte und einen Kawasaki 500-cm³-Motor mit einem angekoppelten 20-kW-Generator enthielt, konnten sogar weit größere Strecken zurückgelegt werden. (Bild: D0li0 / Wikimedia Commons)

Mittels eines Anhängers, der als Range Extender fungierte und einen Kawasaki 500-cm³-Motor mit einem angekoppelten 20-kW-Generator enthielt, konnten sogar weit größere Strecken zurückgelegt werden. Auch die Fahrleistungen überzeugten, denn beim Beschleunigen ließ der Tzero selbst stärkste Sportwagen hinter sich.


Lotus Elise: Der Leichtbau-Sportwagen aus England bildete die ideale Basis, um in ihn den Antriebsstrang von AC Propulsion zu implantieren. (Bild: Stefa / Wikimedia Commons)

Auf der Suche nach einem leichten, technisch unkomplizierten offenen Sportwagen stießen die Entwickler von Tesla schließlich auf den Lotus Elise. Dieser kompromisslose Leichtbau-Sportwagen aus England bildete die ideale Basis, um in ihn den zugekauften Antriebsstrang von AC Propulsion zu implantieren. Im September 2003 wurde dementsprechend eine Zusammenarbeit mit der kleinen britischen Sportwagenmanufaktur Lotus vereinbart.