Das wilde ABC meiner Männer | Erotischer Roman

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Aus der Reihe: Erotik Romane
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Das wilde ABC meiner Männer | Erotischer Roman
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Das wilde ABC meiner Männer | Erotischer Roman

von Finja Lawall

Finja Lawall ist das Erotik-Pseudonym der Autorin Petra Fischer. Petra Fischer - geboren 1978 in Berlin - lebt mit ihrem Mann und den gemeinsamen Kindern in Rheinland-Pfalz. Bisher hat sie 4 Romane im Genre Belletristik veröffentlicht und möchte als Finja Lawall eine neue Welt entdecken.

Lektorat: Nicola Heubach

Für meine wahre Liebe

Originalausgabe

© 2017 by blue panther books, Hamburg

All rights reserved

Cover: © KovacsAlex @ istock.com

Umschlaggestaltung: www.heubach-media.de

ISBN 9783862776733

www.blue-panther-books.de

Prolog

Heute ist mein Geburtstag, und schon seit dem Erwachen fühle ich mich gefühlsduselig und sentimental. Ich denke an alte Zeiten zurück. Es gab viele glückliche Momente, aber auch traurige, schmerzhafte, sorgenvolle und harte. Jedoch werde ich mich nie beschweren, denn es war und ist stets mein Leben, dessen Regie ich immer selbst führte und führe. Frei nach dem Motto: Ändere alles, was dich nicht glücklich macht. Und so habe ich es immer getan!

Manchmal frage ich mich, ob es diese EINE große Liebe wirklich gibt, denn ich habe definitiv mehr als einmal geliebt.

Ich gebe zu, es fällt mir schwer, meine Liebhaber chronologisch zu ordnen, denn manche Abenteuer waren wirklich nur von kurzer Dauer, aber ich erinnere mich an jeden einzelnen der Herren ganz genau.

Sechsundzwanzig Begegnungen, die mein Leben geprägt, erfüllt und/oder bereichert haben. Ist es Zufall, dass jeder Mann in meinem Leben mit einem anderen Buchstaben des Alphabets beginnt?

Ich glaube kaum ...

Andreas

Oh mein Gott, bin ich verzweifelt! Schon wieder ertappe ich mich dabei, wie ich die Kontaktanzeigen der Tageszeitung durchstöbere.

In letzter Zeit passiert es wirklich oft, dass mich die schiere Torschlusspanik erfasst, keinen Mann mehr abzubekommen und das, obwohl ich gerade erst neunundzwanzig Jahre alt bin. Denn mal im Ernst, alle »guten« Typen sind doch eh bereits vergeben und der Rest ist entweder bindungsunfähig oder gebrandmarkt von Erfahrungen.

Meine Augen wandern über die Rubrik »ER SUCHT SIE« und mitten unter den zahlreichen Annoncen erblicke ich diese:

Er – gut gebaut, vielseitig interessiert, groß, sportlich, NR –

sucht hübsche SIE für alles, was zu zweit mehr Spaß macht.

Gut gebaut? Na, das klingt doch schon mal vielversprechend!

Lachend greife ich zum Telefon und wähle die angegebene Telefonnummer. Ich vernehme das Klingeln und augenblicklich beginne ich im Stillen zu beten, dass niemand ans Telefon geht.

Natürlich werden meine Gebete nicht erhört, denn es meldet sich eine tiefe Männerstimme.

»Ähm ... Hi, ich ... ähm ... bin Finja. Ich habe deine Annonce eben gelesen.«

»Oh, hallo Finja! Ich bin Andreas. Das ist aber schön, dass du dich meldest! Darf ich fragen, was dich dazu bewogen hat, gerade mich anzurufen? Oder bin ich etwa nur einer von vielen?« Andreas’ Lachen klingt warm und herzlich. Augenblicklich löst sich alle Nervosität in mir und auch ich muss lachen.

»Das ›gut gebaut‹ hat mich neugierig gemacht.«

Woher kommt plötzlich meine Keckheit?

Wieder erklingt Andreas’ raues Lachen und es hört sich wirklich sexy an.

»Nun, Finja, du scheinst nicht gerade auf den Mund gefallen zu sein. Das gefällt mir! Doch bevor ich dich von deiner Neugierde befreie, beschreibe dich doch mal.«

Von meiner Neugierde befreien? Was bedeutet das denn?

»Ich soll mich beschreiben?«

»Ja, klar! Niemand kauft die Katze im Sack.«

WAS? Eine kleine Stimme in meinem Kopf meldet sich zu Wort und lässt ein Alarmglöckchen erklingen.

»Okay, also, ich bin eins siebzig groß, habe braunes langes Haar und meine Rundungen sitzen alle an der richtigen Stelle.«

Ich bin stolz auf meine Ich-Beschreibung. Alles gesagt und doch nicht zu viel verraten.

»Sehr schön, ich hoffe, das darf ich bald mal persönlich überprüfen. Doch leider muss ich jetzt los. Die Arbeit ruft.«

Persönlich überprüfen?! Gott, ist der Typ heiß! Oder bin ich einfach nur total ausgehungert?

»Du musst los? Um diese Uhrzeit?« Die Enttäuschung ist mir deutlich anzuhören.

»Ja, leider! Ich habe diese Woche Nachtschicht und bin wirklich unabkömmlich, auch wenn ich mich jetzt viel lieber dir widmen würde. Aber einer muss ja für Ordnung sorgen.«

Für Ordnung sorgen?

»Was für einen Beruf hast du?«, frage ich.

»Ich arbeite als Schließer in der JVA, der Justizvollzugsanstalt. Sorry, Süße! Kann ich dich morgen anrufen?«

Ohne weiter darüber nachzudenken, gebe ich dem Fremden meine Telefonnummer.

»Okay, bis morgen dann«, sage ich so gleichgültig klingend wie möglich und lege auf.

Was für ein Kerl! Schließer im Knast ... Okay, ist das gut oder schlecht? Es gibt da zwei Klischees: Entweder ist der Schließer ein perverses, brutales Arschloch, oder ein Weichei und Ja-Sager.

Aber was ist Andreas? Weichei kann ich mir nach diesem Telefonat nicht so recht vorstellen und Arschloch möchte ich mir nicht vorstellen. Nur, warum schaltet so ein Typ eine Annonce? Hmmm, vielleicht hat er durch seine Arbeit nicht so viel Zeit oder Gelegenheiten, Frauen kennenzulernen. Oder er ist total hässlich und keine will ihn haben. Möglicherweise ist er sogar ein richtiger Freak.

»Finja, warum warst du nur so blöd, und hast ihn sich nicht beschreiben lassen?«, frage ich mich laut. Na toll, jetzt fange ich schon an, mit mir selber zu reden.

Nun gut, da hilft ja alles nichts, ich werde jetzt einfach warten, bis Andreas sich bei mir meldet und dann frage ich ihn.

Eilig stehe ich auf und hole mir Zettel und Stift. Morgen werde ich vorbereitet sein! Werde alles fragen, was wissenswert ist und dann mich mit ihm treffen und Sex haben.

In meinem Hirn läuft bereits wildes Kopfkino. Oh Gott, ich bin so ausgehungert. Augenblicklich wandert meine Hand zwischen meine Schenkel. Diese Nacht werde ich sicher süß träumen.

***

Warten, warten, warten – ich HASSE warten!

Seit fast einer Woche habe ich nichts von Andreas gehört. Entweder hat er viel zu tun oder meine Nummer ist ihm abhandengekommen. Den Gedanken, er könnte schon jetzt das Interesse an mir verloren haben, verdränge ich. Ich hoffe wirklich, er hat nur keine Zeit. Nicht, dass es am Ende nur seine Masche ist, um Frauen ins Bett zu bekommen ...

In den letzten Tagen habe ich mich immer wieder dabei ertappt, wie ich Andreas’ Nummer wählen wollte. Aber nein, diese Blöße gebe ich mir garantiert nicht – auch wenn ich riskiere, dass er sich womöglich nicht melden kann, weil er meine Nummer verlegt hat.

Das Läuten meines Telefons lässt mich aus meinen Gedanken schrecken. Träge melde ich mich.

»Hi Finja! Ein bisschen mehr Begeisterung hätte ich schon von dir erwartet.« Seine Stimme, rau und männlich, lässt mich augenblicklich schweben.

Ich schließe die Augen und atme tief durch. »Oh, hi Andreas. Wie geht’s?«

Ich muss mich zur Ruhe zwingen. Kein Ärger, keine Vorwürfe, kein Gezicke – das ist mein Mantra. Schon zu oft habe ich diesen Fehler begangen. Männer verschreckt so etwas.

»Müde, die Nachtschichtwoche schafft mich immer, aber ansonsten gut. Ich habe viel an dich denken müssen.«

»Ehrlich?« Das Wort sprudelt aus mir heraus, ohne dass ich es möchte.

»Höre ich da etwa Ironie in deiner Stimme?«

Mist, ich kann nicht einschätzen, wie es gerade um Andreas’ Gefühlslage steht. Komm schon, Finja, lass dir was einfallen! Meine Gedanken laufen auf Hochtouren.

»Was ist Ironie?«, frage ich also, weil mir nichts Besseres einfällt und bekomme sein Lachen als Antwort. Puh, gut gemacht. Ich klopfe mir selbst auf die Schulter und gratuliere mir zu meinem Einfallsreichtum.

»Was hast du heute Abend vor?«, fragt er.

»Heute Abend?« Eine leichte Panik durchflutet mich. Oh nein, er will ein Treffen mit mir!

»Ja, heute Abend. Ich habe spontan frei, aber wenn du nicht möchtest ...«

»Doch, doch ...« Meine Antwort kommt viel zu impulsiv und dafür hasse ich mich augenblicklich selbst.

»Aber?«

Puh, er hat es nicht mitbekommen! Erleichtert atme ich aus. Kurz überlege ich, ein wenig zu flunkern, entscheide mich aber dagegen. »Nichts aber. Ich habe Zeit.«

»Okay, cool! Kennst du das ›Havanna‹?«

»Ja.«

»Prima! Dann treffen wir uns um zwanzig Uhr da. Bye!«

»Hey, Moment! Wie erkenne ich dich?«, rufe ich.

»Eine eins siebzig große Brünette mit Rundungen an den richtigen Stellen, wird mir wohl auffallen!« Mit diesen Worten legt Andreas auf und ich vernehme das Tuten in der Leitung.

Oh mein Gott, ich werde ihn treffen und das schon ganz bald! Ich glaube, die Tatsache, dass ich so gar nicht weiß, was mich heute Abend erwartet, lässt mich noch wilder werden. Mein Kopfkino läuft erneut auf Hochtouren.

Schnell schlüpfe ich unter die Dusche, rasiere mich gründlich und creme mich anschließend mit Bodylotion ein. Heute werde ich nichts dem Zufall überlassen. Ich werde sinnlich und sexy sein und die ganze Nacht durchvögeln!

Im Schlafzimmer durchforste ich meinen Kleiderschrank. Schnell werde ich fündig: roter Spitzen-BH mit passendem String, schwarze halterlose Strümpfe, sexy Bluejeans, weiße Bluse und schwarzsilberne High Heels.

Kritisch betrachte ich mich im Spiegel. Der weiße Stoff meiner Bluse lässt dezent die rote Spitze meines BHs erahnen. So bin ich definitiv sexy!

 

Behutsam trage ich etwas Rouge auf. Bewusst entscheide ich mich für wenig Make-up, denn es gibt nichts Schlimmeres, als verwischte Schminke im Gesicht nach einer erhitzen Nacht. Mein Haar lasse ich offen über meine Schultern fallen.

Verführerisch lächle ich nun meinem Spiegelbild zu. Ja, so kann ich mich bei meinem Blind-Date sehen lassen.

***

Pünktlich um zwanzig Uhr betrete ich das »Havanna« und schaue mich unbeholfen um. Ein paar Männer an einem der Tische pfeifen mir anerkennend zu.

Wo steckt Andreas nur? Hoffentlich erkennt er mich!

Ein Typ an der Bar erhebt sich und kommt auf mich zu. Schwarze Jeans, Poloshirt, zurückgegelte braune Haare, kleines Bierbäuchlein, zirka fünf bis zehn Zentimeter kleiner als ich. Nun gut, ich trage High Heels, aber ein Riese ist er echt nicht. Mein Blick wandert automatisch zu seinem Schritt. Hoffentlich ist er wirklich gut gebaut ...

Ich stoppe meine Gedanken. Was ist nur los mit mir? So oberflächlich kenne ich mich gar nicht.

»Finja?«

»Andreas? Hallo! Du hast mich also wirklich erkannt!«

Freundlich lächle ich mein Gegenüber an und versuche so gut es geht meine Enttäuschung zu verbergen.

Andreas reißt mich wie selbstverständlich in seine Arme und gibt mir einen leichten Klaps auf meinem Po. Noch bevor ich dagegen protestieren kann, lässt er mich wieder los und zieht mich hinter sich her an einen der hinteren Tische in der Bar.

Die Beleuchtung ist schummrig, die Holztische zerkratzt und auch die Polster der Stühle und Bänke haben eindeutig schon bessere Zeiten erlebt.

***

Gedankenverloren nippe ich an meinem Secco. Andreas redet seit einer Stunde ohne Punkt und ohne Komma. Mir scheint es fast so, dass er sich für unwiderstehlich hält.

Die kleine Stimme in meinem Kopf beginnt mit mir zu schimpfen, wieso ich denn so oberflächlich sei. Im Grunde weiß ich, dass ich Andreas gegenüber nicht fair bin, denn ich kenne ihn ja noch gar nicht, aber der ganze Typ ödet mich einfach an. Sein Gerede wirkt auf mich einschläfernd und auch sein Aussehen langweilt mich. Dazu kommt seine arrogante Art, die quasi das Tüpfelchen auf dem i ist. Er ist eindeutig der Typ: Korrupter Schließer, einer, vor dem alle Häftlinge Respekt und seine Kollegen Angst haben.

»Und, wie sieht’s aus? Wollen wir gehen?«

WAS? Mist, ich habe nicht aufgepasst. Was hat er gesagt? Verwirrt blicke ich Andreas in seine blaugrauen Augen.

»Hast du mir überhaupt zugehört?«

Wieder weiß ich nicht, welche Emotion Andreas gerade bewegt.

»Ähm, ich muss gestehen, ich war leicht abgelenkt und mit meinen Gedanken woanders.« Mit gekonntem Augenaufschlag schaue ich ihn an.

Natürlich springt sein Ego sofort auf meinen Blick und meine zweideutigen Worte an. »Na dann, folge mir!«

»Wohin?«

»Zu mir natürlich. Deine Gedanken sortieren.« Zwinkernd hält Andreas mir seine Hand hin.

Das ist doch genau das, was ich wollte. Oder?

***

Andreas wohnt nur zwei Straßen vom »Havanna« entfernt. Echt clever eingefädelt, das muss ich zugeben.

Der Wohnblock wirkt von außen schäbig. Farbe und Putz blättern von der Fassade ab und die kleine Grünanlage vor dem Eingang hat sicher schon lange keinen Gärtner mehr gesehen.

Tapfer steige ich hinter Andreas die Treppenstufen hinauf, immer darauf bedacht, das Geländer nicht zu berühren.

Mit einem anzüglichen Grinsen dreht sich Andreas zu mir um. »Alles okay?«

»Ja, klar. Wieso denn nicht?«

»Gut, hier sind wir. Aber ich warne dich vor, meine Putzfrau hat gerade Urlaub.«

Oh nein, das auch noch! Wenn sich dieser Dreck in seiner Wohnung fortsetzt, dann ...

Ich stoppe meine Gedanken, als ich die Wohnung betrete. Ungläubig blicke ich mich um. Wo bin ich hier? In einer Musterhauswohnung? Ich stehe hier eindeutig in einer Kulisse für ein Wohnjournal. Nirgends ist auch nur ein Körnchen Staub zu entdecken. Sicherlich hängen sogar die Handtücher auf gleicher Länge.

»Deine Schuhe lass hier im Flur«, durchbricht Andreas meine Gedanken.

Echt jetzt? Innerlich stöhne ich auf und versuche dann, so damenhaft wie nur möglich, meine High Heels auszuziehen.

Dann folge ich Andreas in ein spartanisch eingerichtetes Wohnzimmer. Auch dieser Raum erinnert an Bilder in einem Wohnkatalog.

»Darf ich mich setzen oder willst du erst noch einen Schonbezug über das Sofa legen?« Amüsiert zeige ich auf das weiße Ledersofa. Doch das Lächeln in meinem Gesicht gefriert augenblicklich, als ich erkenne, dass Andreas wirklich darüber nachzudenken scheint, einen Überzug zu holen.

Alles ist hier aalglatt ... Genau wie Andreas ....

Nun gut, Kopf hoch und Krone richten. Es geht hier nur ums Ficken, ich muss ja nicht einziehen.

Schüchtern sitzt Andreas neben mir. Gibt es das wirklich, dass dieser Mann mal nicht redet? Meine Gedanken fahren Achterbahn. Soll ich etwa den Anfang machen? In seiner Wohnung? Langsam lasse ich meine Finger über seinen Oberschenkel gleiten.

Sofort hält Andreas meine Hand fest. »Nicht hier! Komm mit!«

Ohne ein weiteres Wort zieht mich Andreas vom Sofa direkt in sein Schlafzimmer. Natürlich ist auch hier alles akkurat.

»Da kannst du deine Sachen ablegen!«, sagt er und deutet mit starrem Blick auf einen Stuhl neben dem Bett.

Echt jetzt, Sachen ablegen?

Mit Nachdruck nickt Andreas mir zu und beginnt dann, sich selbst zu entkleiden. Am liebsten hätte ich laut losgelacht, als ich ihm dabei zusehe, wie er seine Klamotten pingelig exakt auf Kleiderbügel hängt. Doch ich unterdrücke diesen Impuls. Genau wie ich meinen Drang unterdrücke, einfach zu flüchten. Die Lust ist mir eindeutig vergangen!

Kritisch blicke ich Andreas an und als seine letzte Hülle fällt, ist augenblicklich meine Lust wieder da. Was für ein geil großer Penis! Ja, er ist gut gebaut, sehr gut sogar. Na, wenigstens etwas!

Behutsam beginne ich nun auch, mich zu entkleiden und versuche dabei, verführerisch und sexy auszusehen. Ich sehe die Erregung in Andreas’ Augen und seine Lust buchstäblich wachsen.

Langsam schlüpfe ich zu ihm ins Bett. Ohne zu zögern geht er gleich zur Sache und fingert meine nasse Pussi. Wer hätte das gedacht?! Von Schüchternheit ist nichts mehr zu spüren. Nun bin auch ich nicht mehr zu halten. Hart wichse ich Andreas’ Schwanz. Meine unfreiwillige Abstinenz der letzten Wochen fordert eindeutig ihren Tribut.

Abrupt bremst Andreas mich und greift in die Schublade des Nachtschränkchens.

»Hier!«, sagt er. »Das sind Spezielle für Schwule – extra stark und so. Die reißen nicht. Trotzdem bestehe ich auf zwei. Sicher ist sicher! Ich will ja keine Krankheiten bekommen.«

Ungläubig blicke ich auf die Packung Kondome und weiß nicht, ob ich beleidigt sein soll, weil er mich für ein leichtes Mädchen hält, oder doch eher schockiert über seine Ängste. Vielleicht ist er es aber auch nicht anders von den Häftlingen gewohnt.

Oh, Finja, bist du böse! Innerlich beginne ich zu lachen, spreche aber meine Gedanken nicht laut aus.

Geschickt zieht Andreas sich die zwei Kondome über seine Erektion. Der Mann hat eindeutig Erfahrung darin.

Ehe ich mich versehe, liegt Andreas auf mir und dringt in mich ein. Seine Bewegungen gleichen dem eines Kaninchens. Und nicht nur das, sie sind quasi genauso ausgiebig.

Keuchend rollt Andreas sich von mir runter und noch während ich mich frage, ob das schon alles war, will er wissen: »Und, wann hattest du schon mal so einen geilen Fick?«

Das Lachen bricht unaufhaltsam aus mir heraus. Mir laufen die Tränen über die Wangen und es wird immer schlimmer, als ich in Andreas’ entsetztes Gesicht blicke.

Geschwind stehe ich auf. Meine Zeit ist viel zu kostbar, um sie hier noch weiter zu verschwenden. Ich kleide mich an, ohne ein Wort zu sagen.

Andreas scheint verärgert. Ein kleiner Funke von schlechtem Gewissen durchzuckt mich. Ich hätte ihn nicht auslachen dürfen. Aber mich nach so einer Nullnummer zu fragen, ob ich es auch geil fand, ist doch einfach nur lächerlich.

»Nach den Telefonaten mit dir, hätte ich eindeutig mehr von dir erwartet!«, motzt er.

Autsch, er ist also wirklich in seinem Ego gekränkt. Das tut mir leid – irgendwie ... oder auch nicht! Trotzdem hat er nicht das Recht, die Schuld seines Versagens nun auf mich zu schieben!

»Ich nach deinem Inserat auch!«

Ohne mich noch einmal nach Andreas umzudrehen, verlasse ich seine Wohnung. Nein, das Recht hat niemand, so mit mir umzuspringen!

Bastian

Unsere Clique besteht aus vier Mädels und sechs Jungs. Wir haben es uns angewöhnt, immer mal etwas Neues auszuprobieren. Einer schlägt etwas vor, plant den Abend und die anderen lassen sich überraschen, was wohl passieren wird. Ganz unvoreingenommen und frei von allen Vorurteilen. Dabei ist es egal, ob es ein Club, eine Diskothek, ein Restaurant, ein Kino, eine Bar oder ein Museum ist. War der Abend ein Erfolg, wird er wiederholt – wenn nicht, dann sind wir um eine Erfahrung reicher.

Diese Tradition führen wir nun seit neun Jahren. Obwohl, damals mit dreizehn, wollten wir eher nur Spaß haben. Die Ernsthaftigkeit kam erst so mit circa zwanzig Jahren, ein festes Ritual aus unseren Treffen zu machen.

Heute steht ein besonderer Kinobesuch auf dem Plan. Was genau uns erwartet, weiß keiner von uns, außer Ulli natürlich, der das Ganze organisiert hat. Die einzige Information, die Ulli uns zu dem Abend gegeben hat, ist: Wir Mädels sollen uns ruhig etwas sexy kleiden. Mehr hat er nicht verraten. Treffpunkt ist wie immer die »American Sportsbar« an der Hauptstraße.

***

Die Jungs sind schon bei ihrem zweiten Bier, als wir Frauen die Bar betreten. Wir tragen alle vier hochhackige Stiefel zu kurzen Röcken und bauchfreien Tops. Begeistert jubeln uns »unsere« Männer zu, als sie uns erblicken.

Ulli bestellt vier Sekt und prostet uns dann zu: »Zum Anheizen. UND natürlich auf einen hammergeilen Abend!«

Lachend lassen wir unsere Gläser zusammenstoßen.

»Wann beginnt denn die Vorstellung?« Lucia ist richtig zappelig vor lauter Neugierde.

Und ich muss gestehen, mir geht es da nicht besser. Bei Ulli muss man sich immer auf alles gefasst machen.

»Wann immer wir da sind!«

BOAH, so eine Antwort ist so typisch für Ulli!

Aber was bedeutet: Wann immer wir da sind? Was ist das für ein Kino? Augenblicklich schaltet sich die kleine Stimme in meinem Kopf ein: Keine Vorurteile! – Sie hat ja so recht!

Zwei Gläser Sekt später und deutlich angeheitert, verlassen wir die Bar und folgen Ulli zum Bus.

Ulli ist der von uns, der die meiste Kohle hat, beziehungsweise seine Eltern. Also hat er mal wieder übertrieben und einen Kleinbus samt Chauffeur für diesen Abend gemietet.

Okay, mir soll das wirklich recht sein, denn in meinen hohen Schuhen kann ich sowieso nur das nötigste an Strecke laufen. Manche Schuhe sind einfach nicht fürs Laufen gemacht!

Fünfzehn Minuten später erreichen wir unser Ziel und ich spüre, dass alle anderen genauso überrascht wie ich und sogar ein wenig geschockt sind.

Ungläubig sehen wir das blinkende Schild über dem Kino an.

»Im Ernst, Mann? Ein Pornokino?!« Sogar mein Zwillingsbruder Mirco errötet leicht, als er das Wort Pornokino ausspricht.

»Die genaue Bezeichnung ist Erotikkino. Kommt schon, es wird euch gefallen!«

Anzüglich grinsend tritt Ulli zur Eingangstür.

»Na dann, Ladys, nach euch!«

Der Vorraum ist in rotes Licht getaucht. Eigentlich dachte ich immer, dass das Rotlicht nur so ein Mythos ist. Wie in Trance schaue ich meine beste Freundin Lucia an und zucke dann mit den Schultern. Dieses rote Licht zieht mich förmlich in seinen Bann.

Wir stehen nun direkt vor der Theke, wo Kondome, Sextoys und Dessous verkauft werden.

Statt Popcorn Sexkram – auch nicht schlecht. Innerlich grinse ich.

»Okay, hier sind eure Karten. Es gibt acht Kinos, drei Live-Shows und vier Spielzimmer. Ich dachte mir, wir starten im Kino 1 und entscheiden den Rest dann spontan.«

Wie sich herausstellt, laufen in Kino 1, 2 und 3 »normale« Pornos. In Kino 4 und 5 kommen alle Lesben und Schwule voll auf ihre Kosten und die Kinos 6 und 7 lassen alle Fetisch-Herzen für Latex, Lack, Leder, Schuhe, Windeln und so weiter höherschlagen. Doch mein Favorit ist eindeutig das Kino 8. BDSM ... Allein der Anblick der gefesselt und teilweise geknebelten Darsteller, die gepeitscht, gefoltert und hart gefickt werden, lässt mich feucht werden.

 

Seit wann finde ich so etwas erregend? Ich habe keine Ahnung ...

***

Stunden später treten wir zu acht in die lauwarme Sommernacht. Von Ulli und Lucia fehlt jede Spur. Ob die zwei in eines der Spielzimmer gegangen sind? Bestimmt! Ich frage mich nur, welcher Film die zwei so erregt hat. Die kleine Stimme in meinem Kopf schimpft mit mir, aber das ist mir egal.

»Oh mein Gott! Wie kann man so etwas mit sich machen lassen?« – »Und das erst toll finden?« – »Also Kino 8 ging ja gar nicht!«

»Wieso?« Provozierend blicke ich Carolin und Conny an, deren Gespräch ich gerade belauscht habe.

»Na, weil das total abnormal ist!«, sagt Conny.

Ich ziehe die Augenbrauen hoch. »Findest du? Also ich finde das keinesfalls abnormaler, als einen erwachsenen Mann in Windeln zu sehen!«

»Ach hör mir bloß auf damit! Diese Windel-Typen kann man doch nicht für voll nehmen.«

Innerlich verdrehe ich die Augen und seufze. Die zwei sind echt so hell, wie drei Schoppen dunkel.

»Ihr wisst aber schon, dass niemand etwas für seine sexuellen Neigungen kann? Und ehrlich gesagt, bewundere ich es, wenn jemand zu seiner Neigung so offen steht! Und bei BDSM geht es um so viel mehr als Schmerzen und Unterwerfung! Es geht um Vertrauen und bedingungslose Hingabe. Schmerz und Lust liegen oft so nah beieinander. Habt ihr es schon mal versucht?«

»Natürlich nicht! Du etwa?« Entsetzt blicken mich Carolin und Conny an.

»Und wie könnt ihr dann darüber urteilen?« Mit diesen Worten lasse ich die beiden Frauen zurück, ohne auf ihre Frage einzugehen und geselle mich zu den Männern unserer Clique. Mir ist es egal, ob die beiden jetzt über mich lästern oder nicht.

»War das eben dein Ernst?« Kritisch mustert mich Bastian von oben bis unten.

Bastian sieht eher unauffällig aus: Used Look Jeanshose, graues Hemd, Dreitagebart, braune Haare, braune Augen, gebräunter Teint. Jetzt beim näheren Betrachten, ist er gar nicht so unsexy.

»Natürlich! Ich sage immer das, was ich denke.« Mit diesen Worten verabschiede ich mich von allen.

Für heute habe ich genug Erotik gehabt ...

***

Unruhig wälze ich mich in meinem Bett hin und her. An Schlaf ist einfach nicht zu denken. Immer wieder erscheinen die Bilder von »bondagierten« Körpern vor meinem inneren Auge. Es turnt mich so unbeschreiblich an, wenn ich an den Schmerz und gleichzeitig die Lust in den Augen der Frauen denke.

Könnte ich so etwas mit mir machen lassen? Fesseln ja. Aber Schmerzen? Vielleicht bin ich da doch eher nur ein »Gucki«.

Das Piepsen meines Handys holt mich aus meinen Gedanken. Eine Nachricht um diese späte Uhrzeit?

»Dom oder Sub???«

WAS?

Der Absender der Nachricht ist Bastian.

Ich schicke drei Fragezeichen zurück. Bastians Antwort lässt nicht lang auf sich warten.

»Bist du dominant oder submissiv?«

»Hmmm, ich denke, ich bin beides.«

»Erkläre es mir!«

»Ich denke, ich lasse mich gern zu meinen Bedingungen dominieren. Bin aber auf keinen Fall devot!«

»Ich würde dich gern dominieren!«

Echt jetzt? Wer hätte das gedacht?! Ich meine, ich habe noch nie gemerkt, dass Bastian Gefallen an mir hat. Und auch mein Interesse an ihm war bisher nur freundschaftlich. Aber was spricht zum Beispiel gegen eine »Freundschaft plus«?

»Dann komm her!«, schreibe ich zurück.

***

Eilig ziehe ich mich um und als Bastian an meiner Tür klingelt, kribbelt es verräterisch in meinen Lenden. Ich bin wirklich gespannt, was mich bei ihm erwartet.

Ohne ein Wort zu sagen, schließt Bastian die Wohnungstür hinter sich und tritt auf mich zu. Sein Kuss ist hart und fordernd. Während wir uns küssen, drängt er mich in mein Schlafzimmer. Dann löst er sich von mir.

»Okay, du bist nicht devot und das respektiere ich. Aber hier im Schlafzimmer habe ich jetzt das Sagen. Verstanden?«

Seine Worte klingen bedrohlich und ich zucke zusammen. Trotzdem nicke ich.

Schallend landet seine Hand auf meiner Wange.

»Sag mal spinnst du?«, fahre ich ihn an.

»Du hast den Film vorhin gesehen! Also, WIE lautet die einzige akzeptable Antwort?«

Ach, das meint er!

Kurz halte ich inne. Nein, die Ohrfeige hat nicht sonderlich wehgetan. Es war mehr der Schreck.

»Ja, Sir!«, antworte ich daher leise mit gesenktem Blick.

»Braves Mädchen! Und nun stripp für mich und wenn du damit fertig bist, knie vor mir nieder!«

Träge bewege ich meinen Körper. In meinen Gedanken versuche ich mir eine Melodie vorzustellen. Mit Musik wäre der Stripp um einiges einfacher. Nur traue ich mich nicht, das zu sagen.

Als Erstes knöpfe ich langsam meine Bluse auf. Einen Knopf nach dem anderen, bis sie ganz geöffnet ist. Mit einem verführerischen Lächeln streife ich mir die Bluse von den Schultern und lasse sie auf den Boden gleiten. Als Nächstes folgt mein Minirock, den ich mit gekonntem Hüftschwung meine Beine hinabrutschen lasse. Ich habe so etwas schon mehrfach gesehen, aber was bei den Stripperinnen immer so leicht aussieht, ist in real leider nicht so. So anmutig wie mir nur möglich, steige ich aus dem Rock und kicke ihn mit meinen High Heels zur Seite.

Nun tanze ich vor Bastian in BH, Slip, halterlosen Strümpfen und High Heels und komme mir dabei verdammt verrucht vor. Auch Bastian lässt meine Show nicht kalt, denn ich erkenne, dass er sich durch den Stoff seiner Jeans den Schritt massiert.

Ich fasse hinter mich und öffne meinen BH. Bedächtig lasse ich auch diesen zu Boden fallen. Mit einem anzüglichen Lächeln blicke ich Bastian an, bestaune die beachtliche Beule in seiner Hose.

Gerade, als ich meinen Slip nach unten schieben möchte, springt Bastian von seinem Platz auf. »Das reicht! Komm her und knie nieder!«

Mit gesenktem Knopf gehe ich vor Bastian auf die Knie und verschränke meine Hände hinter dem Rücken, wie ich es heute im Kino gesehen habe.

Nach einer gefühlten Ewigkeit erlöst Bastian mich aus meiner Position und deutet mir an, ihm einen Blowjob zu bescheren. Ohne auch nur einen Moment zu zögern, tue ich ihm den Gefallen.

Kurz bevor er kommt, entzieht er sich meinem Mund und zerrt mich zum Bett. Mit geschickten Handgriffen fesselt er mich mit Handschellen am Bettrahmen.

Wo kommen die denn plötzlich her?

Noch bevor ich darüber wirklich nachdenken kann, drückt Bastian meine Schenkel auseinander, zerreißt meinen Slip und dringt in mich ein.

»Kondom ... Schublade ...«, keuche ich zwischen seinen Stößen.

Augenblicklich drückt mir Bastian die Kehle zu, sodass ich kaum Luft bekomme und röchle. Bevor mir ganz schwarz vor Augen wird, lockert er seinen Griff. Gierig ringe ich nach Luft.

Nun sage ich nichts mehr über Kondome. Ich werde lieber schwanger oder krank, bevor ich noch einmal fast ersticke. In diesem Moment löst sich etwas in mir und mich durchfährt der gewaltigste Orgasmus, den ich je erlebt habe.

Auch die Nachbeben sind gewaltig. Mittlerweile ist mir alles egal.

Irgendwann folgt auch Bastians Orgasmus. Wer hätte gedacht, dass er so ein gutes Durchhaltevermögen hat?

Vergessen sind die Ohrfeige, die Kondome und die Demütigung. Ich bin so befriedigt, wie schon lange nicht mehr.

***

Oh, Mann, ich werde noch verrückt! Ständig muss ich an Bastian denken. Nicht wegen Liebe, sondern wegen dieser geilen Nacht.

Mittlerweile sind drei Wochen vergangen. Drei Wochen, in denen ich nichts von Bastian gehört habe. Bei keinem Cliquentreffen war er dabei und sein Telefon ist auch aus. Ich verstehe das nicht! Ich habe die Ohrfeige hingenommen, sogar die Strangulation. Und er meldet sich nicht? Ich kann es einfach nicht glauben!

Und dann steht er plötzlich im Supermarkt vor mir. »Knie vor mir!«

Ernsthaft? Das ist das Einzige, was er zu sagen hat? NEIN, definitiv nein!

»Vergiss es!« Provokativ dreh ich mich von ihm weg.

»Okay, okay, nicht devot. Ich weiß! Aber ein Versuch war es wert! Wie geht’s dir?«

WAS? Der spinnt doch!

»Mir geht es sehr gut!«, lüge ich halbherzig und ich weiß sofort, dass Bastian meine Lüge erkennt.

»Ich komme heute Abend zu dir! Empfange mich gebührend!«