Ermittlungen im Mädchenhandel

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Ermittlungen im Mädchenhandel
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David Poppen



Ermittlungen im Mädchenhandel





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Inhaltsverzeichnis





Titel







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Impressum neobooks







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Neue Zürcher Zeitung, Montag, 08. Dezember:






Die Staatsanwaltschaft Zürich konnte nach fast einjähriger Ermittlungsarbeit den Ècolière-Ring zerschlagen. Wie uns aus einer diskreten Quelle übermittelt wurde, handelt es sich eine Affäre, die bis in die höchsten politischen Kreise reicht.



Die ermittelnde Behörde verweigert eine Stellungnahme.






Neue Zürcher Zeitung, Mittwoch, 14. Januar:






Wie uns aus einer gut informierten Quelle übermittelt wurde, befindet sich die Hauptverdächtige der Ècolière-Affäre auf der Flucht. Die achtzehnjährige Lisa L. befand sich im Gewahrsam im Heim für schwererziehbare Jugendliche. Wie Lisa L. die Flucht gelang, konnte bisher nicht geklärt werden.



Das zuständige Richter, Dr. Arthur Rotberg, vom Bezirksgericht Zürich verweigert eine Stellungnahme.







Rue Monnier, Genf, Schweiz






Lisa Latour wachte mitten in der Nacht auf.



Ihr war kalt. Sie bemerkte, dass ihre Bettdecke auf den Boden gefallen war. Sie versuchte sich zu erinnern, was gestern Abend vorgefallen war.



Dann kam es ihr wieder, dass Timo Hürlimann und Lucas Kägi, die in ihrem Doppelbett friedlich nebeneinander schliefen, die kleine Schweizer Bedienung Alice Wyss nach allen Regeln der Kunst gevögelt hatten. Sie hatte aber auch alles mit sich machen lassen. Lisa hatte während dem Dreier vor dem Fernseher gesessen, gelegentlich zugesehen.



Im Einschlafen hatte sich Lisa vorgestellt, dass Alice Wyss im Sommer, wenn die Touristen in Genf waren, bestimmt jeden Abend den männlichen Gästen zur Verfügung stand. Oder auch den weiblichen.



Lisa versuchte sich vorzustellen, wie ein junges Mädchen, das sicher nicht mehr als zwei Jahre älter war als sie, aber schon mit Dutzenden von Männern geschlafen hatte, überhaupt zum anderen Geschlecht stand.



Sie selbst, Lisa, hatte durch ihre Freundschaft mit Timo und Lucas, die ihr das Vögeln gezeigt hatten, ein anderes Verhältnis zu Männern gewonnen, als vor ihrer Flucht aus Zürich.



Vorher waren alle Männer nur geile Spanner für sie gewesen, die mit Scheinen zahlten, um die entblößten Geschlechtsmerkmale von ihr und den anderen Schulmädchen zu sehen.



Die Ècolière-Affäre!



Sie hatte sich gegen Bezahlung entblößt, den Männern ihre Brust oder Scheide gezeigt. Aber auch, nachdem die Affäre aufgeflogen war, hatte es nicht aufgehört.



Der Amtsarzt, der seinen Finger kreisen ließ in ihrer Scheide und mit dem Daumen ihre Klitoris gestreichelt hatte. Claudia Birner, seine Helferin, war nicht eingeschritten sein, denn auch für sie und ihre gleichgeschlechtliche Neigung war etwas abgefallen.



Der Staatsanwalt, Enzo Schmidt und der ermittelnde Kommissar, Elias Zollinger blieben ihr unvergesslich.



Lisa erinnerte sich an ihre Blicke, wusste genau, woran die beiden dachten, als sie vernommen wurde. Ein Mädchen aus ordentlichem, kleinbürgerlichem Haushalt, macht mit bei einem Schulmädchenzirkel, der Ècolière-Affäre, zu dessen Kunden fast ausschließlich Politiker und Industrielle zählen. Zählen und zahlen. Zwanzig Franken dafür, dass sie zehn Minuten lang nackte Schulmädchenbrüste, entblößte schlanke Hintern, Fötzchen im zarten Flaum betrachten durften.



Lisa erinnerte sich an die Geilheit der Männer, die zum Teil ihre Geliebten mitgebracht hatten, mit ihnen den Akt vollzogen und dabei mit den Schülerinnen redeten, ob es ihnen gefiele, ob sie das auch schon machten, ob sie schon mal andere dabei beobachtet hätten...



Und dann also die Ermittlung. Klar, dass auch Schmidt und Zollinger sie vor Augen haben mussten, wie sie ihre Beine breit machte. Lisa hatte es ja gesehen, wie sie glotzten, als sich ihr Rock ein wenig vorschob.



Der Mann hinter der Computertastatur hatte sich sogar gebückt, um zwischen ihre Beine, um ihr Höschen sehen zu können. Vielleicht in der Hoffnung, ein Mädchen wie sie trage gar keines. Sei ständig bereit! Ein paar Franken und Rock hoch und: Hier, guck dir‘s an, alle Schulmädchen haben das, mal mit mehr, mal mit weniger Haaren. Warum zahlst du dafür, wo du doch weißt, dass alle Mädchen das haben, das zwischen den Beinen, das unter der Bluse, das zwischen den hinteren Bäckchen.



Lisa wälzte sich unruhig hin und her. Sie hatte die Decke wieder über sich gezogen, aber sie fröstelte immer noch und fand keinen Schlaf.



Warum zahlten Männer dafür?



Brachten Schulmädchen wie sie dazu, sich nackt auszuziehen? Gegen Geld? Lisa hätte sich gerne einmal vor einem Jungen nackt ausgezogen, einem wie David, oder ein bisschen älter. Mit David nackt im Bett zu sein war unheimlich schön gewesen.



Natürlich: Sie hatte mehr Lust gespürt, als Timo und Lucas in sie eingedrungen waren und ihr die Liebe beibrachten, aber David? Es war anders gewesen, aufregender, spannender. Er war mehr ihres gleichen, nicht Lehrmeister, sie nicht Schülerin.



Woran lag es, dass Männer in diesem gewissen Alter sich das Recht herausnahmen, erkauften, Schülerinnen nackt zu sehen. Mädchen, die sonst - unberührt, schüchtern, gehemmt, gebremst, gehindert, ihre natürliche Geschlechtlichkeit auszuleben, - die sonst also zurückschreckten, wenn beim Tanzen sich einmal die Hand eines Jungen zu weit auf ihre Brust zubewegte? Und dass dieselben Männer in dem Moment, wo die Ècolière-Affäre aufflog, umschalteten:



Die Mädchen verschwanden in Heimen.



Lisa hatte es selbst erlitten. Dort verkam alle Geschlechtlichkeit, wurde zum Mittel der Disziplinierung, zur Aufrechterhaltung der Hierarchie unter den Heimbewohnern.



Und der Junge?



Der, den sie suchte?



Den sie alle suchten?



Der die Ècolière-Affäre organisiert und geleitet hatte, pfiffig, talentiert, fehlerfrei dank Computereinsatz: Gabriel Wehrli hatte nichts getan, als die Geilheit derer, die über unsere Politik, unsere Wirtschaft bestimmten, auszunutzen, Kapital daraus zu schlagen.



Solange Gabriel Wehrli nicht gefunden war oder seine Programme oder Ausdrucke mit den Namen der Ècolière-Kunden würde sie, Lisa, niemals wieder das sein, was sie gewesen war: Ein ordentliches Schulmädchen, gut in der Schule, schüchtern, manchmal verliebt, manchmal enttäuscht...



Aber sie würde Gabriel Wehrli finden!



Daher befand sie sich auf der Flucht.




Lisa stand auf, kroch in das Doppelbett zu den beiden Männern. Timo wachte auf, murmelte etwas, streifte ihre vor Kälte harten Brustwarzen mit seinen Lippen und legte seinen Arm um sie.



Lisa fühlte seinen und Lucas Körper. Aber sie dachte an David. Dann schlief sie wieder ein.



Als sie wieder aufwachte, war es hell. Timo lief bereits angezogen in ihrem Zimmer auf und ab. Lucas lag neben ihr im Bett, küsste abwechselnd ihre beiden Brüste. Lisa schlug die Augen auf und sah ihm zu.



„Nicht so fest!“, flüsterte sie, als seine Zungenspitze zärtlich über ihre Brustwarzen glitt.



„Warum?“, wollte der Mann wissen.



„Darum!“, meinte Lisa und schlug ihre Bettdecke zurück. Lucas war nackt, und sie sah sein Glied, halbsteif. Es schien sich langsam aufzurichten. Sie selbst war auch fast nackt, nur ihr Höschen trug sie, unter dem sich ihre Binde abzeichnete.



„Man kann auch während der Tage mit einem Mädchen...“, begann Lucas, aber Lisa unterbrach ihn: „Nein! Ich möchte das nicht!“



Zugleich jedoch fühlte sie den Wunsch in sich, sein Glied in sich zu haben, und sie griff nach seiner Männlichkeit, genoss den Gegensatz zwischen der Härte des Schafts und der Weichheit des Hodensacks. Sie beugte sich über seinen Unterkörper, umfing sein Glied mit ihren Lippen, es schmeckte nach Mann. Sie saugte ein wenig, leckte ein bisschen.



„Lisa?“



Timo stand neben ihr, beobachtete, wie sie das Glied seines Freundes zärtlich in den Mund nahm.



„Komm“, meinte Timo. „Wenn du fort willst, dann möglichst rasch! Wir bleiben hier bis nächsten Sonntag, dann haben wir noch eine gute Woche zurück. Wenn du kommst, ist es gut, wenn nicht, hoffen wir, dass du gefunden hast, was du wolltest.“



Lisa brach ihre orale Zärtlichkeit ab. Es hatte keinen Sinn. Timo hatte Recht. Lucas schien es auch zu fühlen. Er sprang aus seinem Bett, verschwand im Bad.

 



„Du kannst dich jederzeit an uns wenden, wenn du Hilfe brauchst. Oder mehr Geld. Das hier sind zweihundert Franken, damit...“



„Das ist zu viel! Das kann ich nicht...“



„Quatsch!“, unterbrach sie wiederum Timo. „Länger als eine Woche kommst du damit, auch wenn du unheimlich sparsam bist, nicht aus.“



„Vielen Dank...“



Nach dem Frühstück brachten Timo und Lucas das junge Mädchen zum Genfer Hauptbahnhof.



Alice schlief wohl noch. Sie würde Timo und Lucas trösten müssen heute Abend, dachte Lisa ein wenig bitter.



In Genf kauften die zwei Männer dem Mädchen eine Fahrkarte nach Bern. Ein Einzelticket, ohne Rückfahrt!



Lisa kämpfte ihre Tränen nieder. Es war seit sie in den Armen vom Heimleiter, eingeschlafen war, das erste Mal, dass sie weinen musste. Lucas ging schnell weg, auch er schien bewegt. Timo winkte ihrem Zug lange nach. Lisa wusste in diesem Augenblick, dass sie ihre Freunde nicht wiedersehen würde. Sie war allein in ihrem Abteil, und dachte sich, es ist besser, wenn die Tränen rauskommen, dann geht es schneller vorbei.




In einem Ort namens Gex stieg Lisa aus. Es war etwas mühsam, dem Beamten am Schalter klarzumachen, dass sie ihre Fahrkarte zurückgeben wollte, aber dann schließlich bekam sie doch ihr Geld zurück. Nicht zurück. Es war nicht ihr Geld. Lisa hatte sich einen Zettel gemacht, was die beiden Freunde alles gezahlt und gekauft hatten für sie. Zwar reichte ihr Erspartes nicht, um alles zurückzuzahlen, aber wenigstens einen Teil wollte sie Timo und Lucas zurückgeben.



Eine knappe halbe Stunde später bereute Lisa bereits, den Zug verlassen zu haben. Ihre beiden Freunde hatten sie vor dem Anhalterfahren gewarnt - es sei problematisch für ein junges Mädchen.



Der Mann, in dessen Auto sie stieg, als sie nach langem Gehen an der Ortsausfahrt von Gex stand, fackelte nicht lange. Nach ein paar Kilometern bereits, als sie durch einen Wald kamen, bog er von der Straße ab. Bestimmte Forderungen werden verstanden, bedürfen keiner Übersetzung. Lisa fühlte seine Hände an ihren Brüsten, wehrte ihn ab, dann zwischen ihren Beinen.



Der Mann ließ ab, nur seine Finger bewegten sich kreisend da, wo ihre Brustwarze war. Er sah sie an, spöttisch, und fragte dann: „Wo kommst du her?“



Lisa antwortete.



„Und wo willst du hin?“



„Auf die Autobahn!“



„Und dann wohin?“



„Nach Bern!“



Die Finger des Mannes glitten zwischen den Knöpfen unter Lisas Bluse und das junge Mädchen fühlte, wie er nach ihrem Busen tastete.



„Wenn ich bekomme, was ich möchte, fahre ich dich genau bis nach Bern!“, meinte er und sah sie lauernd an.



Lisa blieb stumm, sah auf seine Hand, die ihre Brüste unter der Bluse knetete.



„Und du weißt, was ich möchte!“



„Ja.“



„Sag es!“



Lisa sagte es. Sein Griff an ihre Brust wurde härter. Er fasste an den Verschluss ihrer Jeans, knöpfte sie auf, machte mit dem Arm Lisas Beine breit, wollte mit seiner Hand unter ihr Höschen gleiten.



Lisa wehrte ab.



„Ich habe gerade meine Periode!“



„Lüge!“



Lisa griff selbst nach unten, entblößte das unterste Stück ihres Bauchs. Sie fühlte, wie sich der Blick des Mannes auf ihre unbehaarte Schamzone richtete. Er schien keinen Blick für Lisas Beweis zu haben. Stattdessen zog er auch seine Hand von ihrem Busen zurück und fragte langsam:



„Wie alt bist du?“



„Achtzehn.“



„Bist du noch Jungfrau?“



Lisa nickte.



Der Mann überlegte. Zweifel an LisasAlter schienen ihm nicht zu kommen. Sie verbarg ihren Schoß wieder, aber er konnte noch immer ihren nackten Bauch und ein Stück ihres Höschens sehen.



„Du hast schon schöne Brüste für dein Alter!“, meinte er dann. „Hast du schon das von einem Mann gesehen?“



„Was?“



„Den Penis! Wenn du deine Bluse aufmachst, hol ich ihn raus und zeig dir mal was! Und dann fahr ich dich bis zur Autobahn!“



„Sie wollen... mich ficken!“, stieß Lisa hervor.



„Würde ich gern!“, grinste der Mann. „Tu‘s aber nicht, dazu bist du mir noch zu jung. Aber ich zeig dir was Schönes!“



Lisa sah, wie er seine Hose öffnete. Sein Glied herausnahm, weich und runzlig. Sie dachte an Timo und Lucas und an David. Diese Männer hatten ihr gefallen. Dieser hier gefiel ihr überhaupt nicht, und deswegen...



„Willst du mal anfassen?“



Lisa brauchte nicht zu schauspielern, um ihren Widerwillen darzustellen.



„Hast du noch nie einen Schwanz gesehen?“



Nicht einen so hässlichen, dachte sich Lisa und schüttelte den Kopf.



„Bald wirst du dich schon mehr dafür interessieren! Dann bist du froh, dass ich es dir gezeigt habe!“



Der Mann begann, an sich zu spielen.



„Machst du das auch manchmal, dass du dir den Finger unten rein steckst?“, fragte er.



Lisa antwortete nicht, der Mann schien auch nicht darauf zu warten.



„Mach deine Bluse auf!“, forderte er nach einer Weile.



Lisa knöpfte sich auf, entblößte ihre Brüste, in der Hoffnung, glimpflich davonzukommen. Der Mann machte die Autotür auf, stieg aus, sein Glied stand aus seiner Hose heraus. Es war jetzt steif, und der Kerl stellte sich neben sein Auto, machte die Tür auf Lisas Seite auf und fuhr fort, zu onanieren. Mit seiner freien Hand tastete er auf Lisas nacktem Oberkörper herum, und sprach dabei unablässig mit ihr.



Schließlich beugte er sich herunter. Lisa fühlte seine Lippen auf ihren Brüsten, und ihre Warzen richteten sich fast gegen ihren Willen auf, als er sie leckte.



Dann schien sein Erguss zu kommen, denn er rief hastig: „Hier! Hier! Guck!“



Lisa sah, was aus ihm herausspritzte und auf den Waldboden tropfte. Als Timo einmal auf ihrem Busen ejakulierte, hatte sie das beglückt. Hier jedoch fühlte sie Brechreiz, war angewidert, und das doppelt, weil der Mann sich schamlos hinstellte und nach seiner Selbstbefriedigung nun auch noch urinierte. Lisa knöpfte ihre Jeans und ihre Bluse zu, und der Mann setzte sich wieder hinter sein Steuer.



Er pfiff, munter, gut gelaunt, befriedigt. Es gab zwei Sorten Männer, dachte Lisa sich, die einen und die anderen. Beide wollen das gleiche. Aber den einen gibt man es gern und den anderen nicht.






2




Gegen zwei Uhr stand Lisa an der Auffahrt zur Autobahn. Noch einmal hatte Lisa die Hände des Mannes an ihren Brüsten fühlen müssen, kurz bevor er sie absetzte, und das junge Mädchen verfluchte ihn, als er lachend davonfuhr.



Es dauerte sehr lange, bis Lisa wieder in einen Wagen stieg. Viele hätten angehalten, wenn sie ein Zeichen gegeben hätte, manche hielten an, auch ohne dass sie sich rührte, und sie lehnte ab.



Lisa lehnte Mitfahrgelegenheiten ab, wenn ein Mann allein oder gar zwei Männer im Auto saßen. Frauen, ob allein oder zu zweit, hielten nie. Warum nicht? Auch Ehepaare oder überhaupt Paare hielten nicht, schien es.



Es war vier Uhr, als Lisa zu frösteln begann, denn hier war es nicht so mild wie am Genfer See. Sie machte sich mit dem Gedanken vertraut, wieder einem Mann in die Hände zu fallen. Vielleicht wäre es auf der Autobahn schwieriger, von ihr etwas zu verlangen, was sie nicht geben wollte.



Dann hielt doch ein Paar. Wahrscheinlich ein Ehepaar, Mann und Frau, Anfang vierzig beide. Solide, wie es schien. Lisa machte verständlich, wohin sie wollte. Der Mann zeigte ihr auf der Karte wohin er fuhr - es war ungefähr der halbe Weg bis nach Bern. Immerhin. Zweieinhalb Stunden Fahrt, machte der Mann ihr klar. Lisa setzte sich hinten in das Auto, und sprach während der zweieinhalb Stunden kaum mehr als zehn Wörter. Auch der Mann und die Frau redeten nicht viel.



Es ging durch eine ziemlich gebirgige Landschaft. Lisas Magen knurrte, weil sie seit heute Morgen nichts gegessen hatte. Sie überlegte sich, wie sie es heute Abend machen sollte: Irgendwo ein billiges Hotel nehmen? Dort essen? Oder wie?



Denn sich in der Dunkelheit (und die setzte ein, bevor sie ihre erste Etappe erreicht haben würde) an die Autobahn zu stellen, das würde sie nicht machen. Würde das, was sie bei der Rückgabe der Fahrkarte gewonnen hatte, durch ihre zusätzliche Übernachtung wieder verlorengehen? Es war unklug gewesen, aus dem Zug auszusteigen. Sie wäre jetzt schon in Bern. Hätte sich dort ein Zimmer genommen, könnte ihre Suche nach der Firma Sernice beginnen. Spurlos verschwinden kann eine Firma ja nicht, irgendetwas musste ja bleiben.



Später ergab sich ein ausgiebigeres Gespräch zwischen dem Mann und der Frau. Nach einer Weile verstand Lisa, dass es um sie ging, aber mehr erfuhr sie nicht. Schließlich schienen sich beide geeinigt zu haben. Der Mann sprach mit ihr in einem seltsamen Dialekt. Seine Frau sagte gar nichts. Man bot ihr an, bei ihnen zu übernachten. Oder wolle sie weiter? Sie könne doch nicht...



Lisa zögerte. Weiter wollte sie in keinem Fall. An sich konnte sie das Angebot annehmen, was sollte passieren? Und sie würde mit Sicherheit eine Menge Geld sparen und auch nicht vor das Problem gestellt sein, sich ein billiges Hotel suchen zu müssen. Lisa bedankte sich für das Angebot und nahm es an.



Der Mann hatte richtig kalkuliert. Um halb sieben verließen sie die Autobahn und fuhren eine halbe Stunde durch die Dunkelheit, ohne auf irgendeinen Ort zu stoßen. Dies schien das Ende der Welt hier zu sein, dachte sich Lisa, denn auch auf den Straßen fuhr niemand, und zu sehen war auch nichts.



„Wo wohnen Sie?“, fragte sie nach einer Weile.



„Ich wohne auf dem Land, bei Niederscherli. Meine Schwester zeigt es dir!“



Lisa musste schlucken. Was hatte er gesagt? Seine Schwester? Er sprach mit der Frau. Die gab Lisa die Karte nach hinten, deutete darauf, zeigte Lisa einen Ort. Aha. Es war ein gutes Stück weg von der Autobahn, führte aber in Richtung Bern. Aber das war nicht das Problem. Sondern:



Sie war also nicht an ein Ehepaar geraten. Nun, das wollte noch nichts sagen. Aber ganz wohl war ihr doch nicht.



Nach vierzig Minuten Fahrzeit kamen sie in einen Ort, Niederscherli, wie es schien. Es tat gut, einmal wieder Lichter, Autos, Leute zu sehen. In der kleinen Ortschaft stieg die Frau aus, sprach mit dem Mann ein paar Worte, sagte dann zu ihr: „Au revoir!“



Lisa fühlte sich mulmig, wieder mit einem Mann allein im Auto zu sein, nach der Erfahrung von heute Vormittag...



„Sie sagt meiner Frau per Telefon Bescheid, dass ich jemand mitbringe“, sagte der Mann zu ihr, als er wieder losfuhr. Seiner Frau! Also gab es eine Frau! Immerhin!



„Hier, da drüben ist es!“



Lisa sah nach einem Licht, auf das der Mann, nachdem er von der kleinen Straße abgebogen war, zufuhr. Es war fast halb acht Uhr als schließlich das Haus auftauchte und der Mann den Motor abstellte.



Offenbar ein großes Haus. Lisa sah nicht viel, bis jemand außen Licht machte. Dann schlug ein Hund an, eine Tür ging auf. Jetzt sah Lisa ihren Gastgeber erstmals richtig an - und der sie.



„Ich heiße Clément du Mez“, sagte er und lächelte. „Und wie heißen Sie?“



Lisa nannte ihren Namen. Es gab solche und solche Männer. Dieser hier flößte ihr Vertrauen ein. Trotzdem wäre es wohl besser, auf der Hut zu sein. Madame du Mez sah sie prüfend an. Sehr prüfend. Dann begrüßte sie ihren unerwarteten Gast freundlich, aber zurückhaltend, auf typische Schweizer Art.



Lisa fühlte sich unbehaglich. Madame du Mez fragte nicht viel, aber so, dass Lisa fast auf jede Frage lügen musste, um nicht zu viel von sich preiszugeben. Sie versuchte, die Unwahrheiten auf die unvermeidlichen Auskünfte zu beschränken und ansonsten, soweit es nur irgend ging, bei der Wahrheit zu bleiben, aber sie fühlte, dass Madame du Mez ihr nicht recht glaubte. Dabei war man freundlich und großzügig zu ihr. Ein Dienstmädchen erschien, zeigte ihr ein Gästezimmer, und sie half, ihr Bett zu machen.



Zum Abendessen erschienen die beiden Kinder von Herrn und Frau du Mez, ein Mädchen von zwölf, dreizehn Jahren, und ein Junge. Eigentlich ein junger Mann. Ein wenig älter als sie, groß, dunkelhaarig, und ein bisschen linkisch. Er sah sie beim Essen ein paar Mal verstohlen an, und als sie einmal seinen Blick erwiderte, lächelte er und wurde rot.



Die beiden Kinder der Familie sprachen akzentfrei Deutsch, Jules und Sophia hießen sie, und während der Unterhaltung bei Tisch bekam Lisa das erste Mal heftiges Heimweh. Sie bat um Entschuldigung, verließ den Tisch, aber man hatte wohl schon bemerkt, dass sie weinte.



Lisa ging früh zu Bett, erschöpft von ihrer Reise. Sophia brachte ihr ein paar Bücher, vielleicht nicht ganz das richtige für ihr Alter, aber genug, um Lisa abzulenken, und sie schlief bald ein.

 



Sophia war es auch, die sie weckte, brachte ihr Tee ans Bett, plauderte mit ihr. Lisa wäre gern aufgestanden, genierte sich aber, weil sie nackt schlief und weil man an ihrem Höschen sehen könnte, dass sie ihre Tage hatte. Aber die würde Sophia auch schon haben, und wenn nicht, bald kriegen. Lisa gab sich einen Ruck und stand auf.



„Schläfst du immer nackt?“, fragte das Mädchen prompt verwundert. Lisa wurde rot.



„Ich habe meinen Pyjama in einem Hotel liegenlassen!“, log sie.



„Willst du einen von mir?“, bot Sophia freundlich an. Sie ging wohl davon aus, dass Lisa länger bliebe.



„Meine Mutter sagt“, fuhr das Mädchen fort, während Lisa sich rasch etwas überzog, „das du von zu Hause weggelaufen bist...“



„Sophia!“, tönte es da energisch von unten.



„Ich muss weg!“, rief die Kleine ihr zu. Lisa war blass geworden.



Hatte Madame du Mez erkannt, wer sie war?



Natürlich las sie Zeitungen, sicher. Was war vorgefallen, seit sie vor einer Woche die Heimat verlassen? Suchte man sie noch immer? Oder mehr denn je? Was war los in der Spanner-Affäre?



Lisa wusch sich, zog sich an und ging nach unten. Madame du Mez und Jules saßen beim Frühstück, Sophia und Lisa kamen gleichzeitig dazu. Sie war einsilbig, spürte nur, dass sie weg musste.



„Wenn du möchtest, bringt Jules dich nach Bern. Ich kann leider nicht selbst fahren, denn ich habe etwas vor heute Vormittag...!“



Lisa fiel ein Stein vom Herzen. Sie konnte weg, und dies auch noch auf diese wahrscheinlich komfortabelste und sicherste Weise. Das erste Mal ließ sie mit ihrer Erleichterung auch Unbefangenheit und Herzlichkeit spüren, und sie erreichte damit auch das erste Mal, dass die Dame des Hauses sich weniger kühl gab. Dennoch schien sie froh, dass ihr junger Gast sie verließ, und Lisa stieg in das kleine Auto von Jules und fuhr mit ihm los.



Lisa konstatierte überrascht, dass der Junge, jetzt, wo sie allein miteinander im Auto waren - und die gestrenge Mutter nicht dabei war! -, lockerer, auch selbstbewusster und sicherer erschien als vorher.



Er erzählte ein wenig von sich, von seinem Studium in Genf. Das junge Mädchen bemerkte seine gelegentlichen Blicke auf ihren Körper, auf ihre Beine, und sie hatte den Eindruck, dass sie Jules gefiel. Und er ihr auch, nebenbei. Es war der erste Junge in der letzten Zeit, von dem sie das Gefühl, den Eindruck hatte, er „passe“ zu ihr, seinem Alter und seiner Art nach.



Lisa sah keinen Grund, ihre Sympathie zu verbergen, und nach einer Weile merkte sie, dass Jules einhändig fuhr. Seine rechte Hand legte er zwischen ihren und seinen Sitz, und sie wusste, dass er Kontakt suchte. Einmal ließ sie selbst ihre Hand dort ruhen, und er zuckte zusammen, als er die ihre berührte. Beim nächsten Mal legte Lisa ihre Hand absichtlich so, dass seine und ihre Hand beieinander lagen. Jules sah sie mit einem Seitenblick an und fasste nach ihrer Hand, drückte sie, lächelte sie an und hielt sie fest. In dem Moment allerdings fuhr Jules durch ein Schlagloch, und Lisa meinte grinsend:



„Vielleicht ist es besser, wenn du anhältst! Denn zwei Sachen auf einmal...“



Zugleich biss sie sich auf ihre Lippe, weil ihr bewusst wurde, dass sie den Jungen einfach zu dem aufforderte, was sie vor gerade vierundzwanzig Stunden abwehren hatte wollen.



Jules wartete in der Tat nicht lange. Er stellte seinen Kleinwagen am Rande der Straße auf einem Parkplatz ab und fragte Lisa:



„Wollen wir uns ein bisschen die Füße vertreten?“



Lisa nickte und stieg aus. Heute war ein milder Tag und Lisa konnte ohne Jacke, nur im T-Shirt und ihren Jeans herumlaufen. Jules schloss sein Auto ab, und sie liefen durch einen flachen Weinberg, dessen Weinstöcke schon abgeerntet waren, nur hier und dort hingen noch ein paar Reben. Lisa probierte die blauen Trauben, sie schmeckten süß und gut, aber Jules warnte sie, nicht zu viel davon zu essen, weil sie sonst...



„Was?“



Durchfall kriegen würde, teilte Jules grinsend mit. Auch Lisa musste lachen. Inmitten der Weinstöcke blieb der Junge plötzlich stehen. Lisa war ein paar Schritte weitergelaufen, kehrte um und sah ihn fragend an.



„Was ist?“, fragte sie.



Jules sah sie an, dann meinte er nur kurz: „Komm!“



Lisa stellte sich vor ihn, kam dichter heran, ohne dass er sich noch rührte. Dann stellte sich das junge Mädchen auf die Zehenspitzen und küsste Jules auf den Mund. Kurz nur, dann nochmal.



Dann blieb sie abwartend stehen. Und fühlte seine Hände, die sich auf ihre Schultern legten, sie an ihn zogen, dass sich ihre Brüste gegen seinen Oberkörper pressten. Dann fasste Jules sie an der Hüfte, zog sie fester an sich, und spürte seinen Unterkörper gegen ihren Schoß gepresst, fühlte plötzlich das Prickeln zwischen ihren Beinen, das ihr anzeigte, dass ihre Scheide feucht und aufnahmebereit war.



Jules küsste sie, und sie ließ sich küssen, erst ganz passiv, dann öffnete sie ihre Lippen, versuchte mit ihrer Zunge seine Zahnreihe zu ergründen, machte dem Jungen Mut, selbst seine Zunge zu benützen. Was Jules konnte. Lisa erkannte, dass er schon andere Mädchen geküsst hatte, und wahrscheinlich hatte er auch schon mit Mädchen und Frauen geschlafen. Und während sie sich küssten, fingen seine Hände an zu wandern. Die beiden sanften Hügel ihres Busens waren sein erstes Ziel, der doppelte runde Berg ihres Popos das zweite. Sein und ihr Unterkörper waren so dicht zusammengefügt, dass seine Hand kaum Platz gefunden hätte, auch noch ihren Schoß zu streicheln.



Dann ließ er Lisa los, sah sie an, lächelte. Lisa blieb ernst. Sie war überzeugt, dass er jetzt - hier oder in seinem Auto oder sonst wo - mit ihr schlafen wollte, und was sie gestern vor unerwünschten Angriffen schützte, kam ihr heute als Handicap vor. Würde Jules ihr glauben, wenn sie ihm sagte, dass sie nicht könne? Noch nicht. Morgen vielleicht, übermorgen bestimmt wieder...



„Komm, ich glaube, wir müssen weiter!“, meinte Jules dann zu ihrer Überraschung. Sie ging los, Jules hinter ihr.



„Wie hübsch du bist!“, meinte er.



Lisa wusste, was er meinte. Sie wusste, dass Männer und Jungen nach ihrem Hintern sahen, weil er schlank und gut geformt war, besonders, wenn sie Jeans trug.



Plötzlich hatte sie das Bedürfnis, sich dem Jungen nackt zu zeigen, wenigstens von hinten, sozusagen als Versprechen.



„Entschuldige, ich muss noch mal austreten!“, murmelte sie, trat zur Seite und ließ Jules an sich vorbei.



Jules machte drei Schritte nach vorn, dann hörte sie, dass er stehenblieb, und sie fühlte seinen Blick. Sie knöpfte ihre Jeans auf, zog den Reißverschluss herunter, streifte sie ab, ließ ihr Höschen folgen und blieb stehen, zeigte dem Jungen ihren nackten Po.



Dann ging sie in die Hocke, wie es Mädchen tun, wenn sie müssen, drehte sich nach Jules um und traf sich mit seinem Blick. Jules wurde rot und wandte sich ab. Zehn Meter weiter, außer Sichtweite, wartete er auf sie. Als Lisa fertig war, schien er noch immer verlegen.



Du hättest dabei bleiben können, wollte Lisa sagen, biss sich aber noch rechtzeitig auf die Lippen. Warum sollte sie Jules das anbieten? Und Jules schien verlegen, fast verstört, dass er sich nach ihr umgedreht hatte. Sie saßen eine Weile schweigend nebeneinander, dann nahm sie seine Hand.



„Was ist denn?“, fragte sie.



Jules du Mez blieb stumm. Dann schließlich schien er sich einen Ruck zu geben und fing an zu sprechen. Lisa hörte zu, mit steinernem Gesicht, blass, aber sie blieb ruhig.



„Ich verbringe viel Zeit am Computer, natürlich auch im Internet“, begann Jules.



Lisa nickte und eine Ahnung machte sich in ihr breit.



„Da gab es eine Geschichte, die mich aufgeregt hat. Aufgeregt, und zwar in mehrfacher Hinsicht. Und nun, durch einen bloßen Zufall, kommt ein Mädchen bei uns vorbei, das mit hoher Wahrscheinlichkeit bei der Geschichte mitgemacht hat, die durch die Presse gegangen ist. Wenn ich Recht habe, weißt du was ich meine, und wenn ich nicht Recht habe, kann ich es dir erklären. Und diesem Mädchen gegenüber verhalte ich mich genauso wie... diese Schweine, diese...“



Jules brach ab. Lisa blieb stumm, bleich, aber ruhig.



„Komm, fahren wir weiter!“, meinte Jules nach einer Weile. „Lassen wir die Sache auf sich beruhen. Ver

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