Buch lesen: «James Bond für Besserwisser», Seite 5

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Und auch der umstrittene Song „Die Another Day“ von Madonna165 machte Kasse. Madonna hatte das Lied gemeinsam mit Mirwais166 geschrieben. Es ist einer der ersten Titel mit gewollten Tonaussetzern am Anfang, und selbst Bond-Regisseur Lee Tamahori meinte, er habe sich zunächst mit dem Stück schwergetan.

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Charles Mingus - Die CD wurde am Set vor Fields Bett positioniert.

Dennoch: „Die Another Day“ wurde zum meistverkauften Bond-Titellied aller Zeiten, wozu auch die Verbreitung von Musik im Internet beitrug.167

Ein Erfolg in Zahlen zwar, der sich aber nicht mit dem Erfolg des Liedes „Goldfinger“ vergleichen lassen kann. „Goldfinger“ stammt aus einer anderen Zeit, die Verbreitung von Tonträgern steckte 1964 im Vergleich zum Jahre 2002 noch in den Kinderschuhen.

Das Lied „Goldfinger“ von John Barry - inspiriert von der „Moritat von Mackie Messer“168 - war so erfolgreich, dass es das zeitgleich veröffentlichte Lied der Beatles („A Hard Day's Night“169) schlug. Eine ungewollte Anspielung darauf findet sich im Film, als 007 sagt, man könne den Beatles nicht ohne Ohrenschützer zuhören.170

Man versuchte, an diesen großen Erfolg anzuknüpfen, indem man das Team Barry/Bassey auch bei den Titelliedern „Diamonds Are Forever“ und „Moonraker“ zusammenarbeiten ließ.

[no image in epub file]Shirley Bassey bei der Royale Premiere von „Stirb an einem anderen Tag“ (2002)

Als Barry den Song „Diamonds Are Forever“ fertiggestellt hatte, lud er Regisseur Guy Hamilton, die Produzenten Saltzman und Broccoli sowie einige weitere Mitglieder der Crew zu einer Hörprobe zu sich ein. Alle Gäste waren von dem Song begeistert, nur Harry Saltzman nicht. Barry wusste um Saltzmans mangelnde Musikalität und bat ihn, die ersten Takte von „Rule, Britannia!“171 zu pfeifen. Jeder im Raum wusste, dass er dies nicht konnte. Saltzman verließ türenknallend den Raum. Dieser Vorfall wurde jahrelang totgeschwiegen.

Als 007 in einer Szene in „Der Hauch des Todes“ (1987) von „Q“ einen Schlüsselfinder bekommt, der auch ein K.-o.-Gas versprühen kann, teilt der Waffenmeister Bond die Tonfolge mit, die das Gerät auslöst: „...und jetzt pfeifen Sie die ersten Takte von „Rule, Britannia!“, worauf der Schlüsselfinder zu qualmen beginnt; zur Explosion wird er mit dem Playboy-Pfiff gebracht.

Nachdem Maximilian Largo (Klaus Maria Brandauer) Domino in „Sag niemals nie“ (1983) seine wahre Gesinnung offenbart hat und sie ihn für verrückt erklärt, pfeift er „Die Forelle“172 von Franz Schubert173, bevor er sie zum Sklavenmarkt bringt, wo sie versteigert werden soll.

Der Text zu Schuberts Lied „Die Forelle“ ist das gleichnamige Gedicht von Christian Friedrich Daniel Schubart174.

In „Der Spion, der mich liebte“ (1977) werden etliche bekannte klassische Stücke angespielt. Als Strombergs Sekretärin (Marilyn Galswerthy175) dem Hai zum Fraß vorgeworfen wird, erklingt „Air“ von Johann Sebastian Bach176, später beim Auftauchen der Unterwasserstadt Atlantis aus dem Meer, der zweite Satz (Andante) aus Wolfgang Amadeus Mozarts177 Klavierkonzert Nr. 21178 „Elvira Madigan“. Der Einsatz dieses Stückes im Film war ursprünglich nicht vorgesehen. Cutter John Glen legte die Musik beim Rohschnitt nur als Gag unter die Szenen, und Marvin Hamlisch179, der für den Soundtrack verantwortlich war, setzte sich später dafür ein, dass diese zufällig entstandene Verbindung erhalten blieb.180

Aber es sind auch ganz andere Töne zu hören. Als James Bond in einer Szene mit Triple X (Barbara Bach181) durch die Wüste marschiert, ist das Thema aus dem Film „Lawrence of Arabia“ von Maurice Jarre182 zu hören; dieses Lied ist aus rechtlichen Gründen auf dem Soundtrack nicht vorhanden. Die Szene, in der dieses Lied bei 007 zu hören ist, spielt auf den mit sieben Oscars preisgekrönten Film an, der zum Teil, genau wie „Der Spion, der mich liebte“ (1977) in Kairo spielt. Der Kameramann Freddie Young183 hatte nicht nur an „Lawrence von Arabien“ mitgewirkt, sondern auch bei „Man lebt nur zweimal“ (1967).

Hier arbeitete er mit Regisseur Lewis Gilbert zusammen, der auch „Der Spion, der mich liebte“ (1977) inszenierte.184

Roger Moore bezeichnete den Einsatz dieses Liedes als Hommage an den Regisseur David Lean185, der einen Cameo-Auftritt in „Man lebt nur zweimal“ (1967) hatte.

In „Lawrence von Arabien“ spielt Peter O'Toole186 die Hauptrolle. Er wiederum sollte James Bond in „Casino Royale“ (1967) sein, lehnte aber mit der Begründung ab, dass Sean Connery als Geheimagent jeden anderen in der Rolle blass aussehen lasse. Dennoch hatte Peter O'Toole einen Gastauftritt in der Bond-Parodie von 1966.

Geplant war der Einsatz des Liedes nicht, doch ein humorvoller Mitarbeiter, der Szenen zur Ansicht für die Crew zusammenschneiden sollte, unterlegte Bonds Marsch durch die Wüste mit der bekannten Musik. Bei den Testvorführungen kam die Kombination so gut an, dass man das Lied beibehielt. Im selben Film erklingt später „Nocturne No. 8 in D-moll, Op. 27 No. 2“ von Frédéric Chopin187, ebenso wie ein Auszug Charles Camille Saint-Saëns'188 „Aquarium“ aus „Karneval der Tiere“.

Als James Bond auf der Suche nach Fekkesh eine abendliche Darbietung bei den Pyramiden besucht, bekommen er und der Zuschauer „Son et lumière“189 dargeboten.

In „License Renewed“ sagt Ann Reilly über eines der von ihr erfundenen Gadgets: „h come on, James. The transformation's easy: micro and electronics; son et lumière. I built it all myself.“

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Blanche Ravalec alias Dolly in „Moonraker - streng geheim“ (1979) hat ihre alten Zöpfe abgeschnitten

Neben in „Der Spion, der mich liebte“ (1977) sind in „Moonraker - streng geheim“ (1979) die meisten klassischen Stücke zu hören. Hugo Drax (Michael Lonsdale190) spielt das „Regentropfenprélude191“ von Fryderyk Chopin am Klavier und lässt sich vom eintreffenden 007 kaum stören. Später im Film ist die Ouvertüre zu „Romeo und Julia“ von Tschaikowski192 zu hören, als Beißer (Richard Kiel193) seine Freundin Dolly (Blanche Ravalec194) trifft.

Bonds rasende Fahrt mit der Bondola über den Markusplatz wird mit der „Tritsch-Tratsch-Polka“195 von Johann Strauß196 untermalt.

In Venedig gibt es später im Film klassischen Live-Gesang, der unsanft von James Bond unterbrochen wird: Ein Tenor singt Caninos „Recitar! ... Vesti la giubba“197 aus Leoncavallos „I Pagliacci“, als 007 seinen Gegner Chang aus einem oberen Stockwerk wirft und dieser im Flügel eines Musikers stecken bleibt. Der Gesang verstummt, und auch Bond hat Ruhe.

Acht Jahre nach „Moonraker - streng geheim“ (1979) ist die Arie im Film „Die Unbestechlichen“198 (1987) zu hören. Al Capone199 (gespielt von Robert de Niro200) ist davon zu Tränen gerührt.

Der Tenor in der Rolle des Canio verstummt bei Bond nach der Zeile „... vesti la giubba“201.

Anders als alle vorherigen Bond-Titel von John Barry wurde die Titelmusik für „Moonraker - streng geheim“ (1979) in Paris aufgenommen, denn wegen eines Generalstreiks in Großbritannien wurde die Produktion nach Frankreich verlegt. Die Titelmusik von „Moonraker - streng geheim“ (1979) wurde niemals komplett veröffentlicht, da die Originalaufnahmen in Frankreich nicht wiedergefunden wurden.

Marvin Hamlisch spielte nach eigenen Angaben Mozart auf seinem Klavier, als er mit Carly Simon202 am Titellied zu „Der Spion, der mich liebte“ (1977) arbeitete. Plötzlich sang sie dazu die Textzeile „Nobody does it better“ - das Thema des neuen Titelliedes.203

Bei der Komposition des Soundtracks von „Der Spion, der mich liebte“ (1977) zitierte Hamlisch die Bee Gees204, weil er deren Musik sehr mochte.

In „Octopussy“ (1983) ist Julius Fučíks205 „Einzug der Gladiatoren“206, im Volksmund „Zirkusmarsch“, bei einer Vorstellung des Octopus-Zirkus zu hören. Im Roman „Stille Wasser sind tödlich“ hört der junge James Bond diesen Marsch mit seiner Tante bei einer Zirkusvorstellung.

John Barry207, der insgesamt die Soundtracks zu 14 James-Bond-Filmen schrieb, zitiert sich in „Im Angesicht des Todes“ (1985) selbst. Als der Eiffelturm208 in Großaufnahme zu sehen ist, hört man das Thema aus dem Film „Until September“209 - eine Arbeit von Barry.

In der Pre-Title-Sequenz von „Im Angesicht des Todes“ (1985) flüchtet 007 mit einem Snowboard vor seinen Verfolgern zu „California Girls“210 von den Beach Boys211. Der Einsatz dieser 007-untypischen Musik unterstreicht einmal mehr die Entwicklung der Bond-Figur vom harten Action-Helden der Connery-Ära hin zur eigenen Parodie mit einem „Ulk-Agenten“ (ein Vorwurf, den sich Roger Moore als Bond von den Kritikern immer wieder gefallen lassen musste). 1985 hatten solche Töne bei Bond keine negativen Auswirkungen, weil man an den ironischen Moore-Bond gewöhnt war.

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Badete mit Bond und danach in der Menge - Fiona Fullerton im Jahre 2002. Sie spielte Pola Ivanova in „Im Angesicht des Todes“ (1985)

Neben Pop-Musik ist in „Im Angesicht des Todes“ (1985) auch wieder Klassik zu hören, wie der „Frühling“ aus „Die vier Jahreszeiten“212 von Vivaldi213, als sich 007 auf dem Schloss Max Zorins befindet.

Zu Beginn des letzten Filmdrittels entspannen sich 007 und die KGB-Agentin Pola Ivanova (Fiona Fullerton214) in einem türkischen Bad bei gegenseitigen Massagen zu Musik aus dem Ballett „Dornröschen“215 von Tschaikowsky.216

Das Titellied „A View to a Kill“ von Duran Duran217 war eine eigenständige Single, die für den James-Bond-Film komponiert wurde, und sie ist der einzige James-Bond-Titelsong, der die Nr. 1 der „Billboard Hot 100“218 erreichte. In Großbritannien war der Titel Nr. 2 der Single-Charts.

Da das Bond-Girl Kara Milovy Cello spielt, sind in „Der Hauch des Todes“ (1987) Passagen aus Mozarts „großer“ g-moll-Sinfonie, KV 550, aus dem Jahre 1788, Passagen aus Borodins219 Streichquartett in D, aus Antonín Dvořáks220 b-Moll-Konzert für Cello und, zum dritten Mal in einem 007-Film, etwas von Tschaikowsky zu hören: die Rokoko-Variationen A-Dur op. 33 für Violoncello und Orchester (1876/1877).

Milovys Cello trägt im Film den Namen „The Lady Rose“, angeblich ein Instrument von Stradivari. (In der Kurzgeschichte „The Living Daylights“ (1966), auf der Teile des Films basieren, fällt der Name der portugiesischen Cellistin Suggia.)221

Professor Joe Butcher (Wayne Newton) hört in seinem privaten Meditationsraum in „Lizenz zum Töten“ (1989) das Stück „Für Elise“ von Ludwig van Beethoven aus dem Jahre 1810. „Der Brautchor“ (auch „Hochzeitsmarsch“) aus der Oper „Lohengrin“222 von Richard Wagner223 wird bei der Hochzeit von Felix Leiter und Della Churchill (Priscilla Barnes224) in „Licence to Kill“ (1989) gespielt und geht mit einer Überleitung direkt in den Titelsong (gesungen von Gladys Knight) über.

Der Originaltext lautet:

„Treulich geführt ziehet dahin,

wo euch der Segen der Liebe bewahr!

Siegreicher Mut, Minnegewinn

eint euch in Treue zum seligsten Paar.

Streiter der Jugend, schreite voran!

Zierde der Jugend, schreite voran!

Rauschen des Festes seid nun entronnen,

Wonne des Herzens sei euch gewonnen!“

Das Lied wird meistens nicht gesungen, sondern nur gespielt.

Auf James Bonds eigener Hochzeit in „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ (1969) hören wir keine Musik, die auf eine Trauung schließen lässt (auch das Ja-Wort fiel auf der Leinwand nicht).

Minnie Driver225 singt als Zukovskys Geliebte in „GoldenEye“ (1995) eine schräge Version von „Stand by Your Man“. Kurz bevor die Szene gedreht wurde, sollte eigentlich der Titel „Memories“ aus dem Musical „Cats“ interpretiert werden. Eine Dialogzeile, passend dazu, ist in „GoldenEye“ (1995) noch enthalten: Bond fragt Zukovsky im Original: „Who strangles the cat?“, worauf Zukovsky ausrastet.

Gardner schrieb dazu später in seinem auf dem Drehbuch basierenden Roman: „Irena schickte sich an, Lloyd-Webber hinzurichten“.226

Man wählte das Lied „Stand by Your Man“227 von Billy Sherril.

Klassik gibt es in keinem der Pierce-Brosnan-Bonds, von einer kleinen Ausnahme abgesehen228, aber einen Evergreen im Original: Als Gustav Graves (Toby Stephens229) mit dem Fallschirm über London abspringt, erklingt „London Calling“ vom 1979 veröffentlichten Album der Gruppe „The Clash230“. Geschrieben haben es Mick Jones231 und Joe Strummer232. Der Song unterstreicht das mit der Ankunft des Schurken im Film drohende Unheil.233 Laut Greil Marcus234 beschreibt das Lied das gleichzeitige Hereinbrechen aller möglichen Katastrophen:

„Now war is declared, and battle come down

... The ice age is coming, the sun's zooming in

Meltdown expected, the wheat is growing thin

Engines stop running, but I have no fear

Cause London is drowning, and I live by the river

... A nuclear error, but I have no fear“

Nach Silvas Outing in „Skyfall“ (2012) geht er mit seinen Männern und Bond über das verwahrloste Gelände von Silvas Geisterinsel, und es ertönt aus den Lautsprechern das Lied „Boum!“ von Charles Trenet235 aus dem Jahre 1938. Der französische Sänger hatte während der Besatzung im Zweiten Weltkrieg wegen seiner Homosexualität große Probleme.

Regisseur Sam Mendes wollte ursprünglich ein Lied von Jacques Brel236 in dieser Szene verwenden.

Als Silva am Ende des Films die Skyfall-Lodge, 007s Elternhaus, angreift, spielt er über Lautsprecher an seinem Wildcat Helicopter „Boom Boom“ ab. Das Lied wurde von John Lee Hooker237 geschrieben und in dieser Version von den „Animals“, einer englischen Rockband aus den 1960er Jahren, gespielt.

Des Weiteren sind in „Skyfall“ (2012) eine Passage von „Moonlight“ von Jun Chen und das Thema der Nachrichten von CNN mit dem Titel „CNN Breaking News Theme #2“ von Herb Avery zu hören.

In „Skyfall“ (2012) wurde das Musikstück „Konyali“ vom Ensemble Hüseyn Türkmenier vorgetragen. Es stammt aus dem Album „Turkish Bellydance“.

Aus Adeles238 „Skyfall“ ist das James-Bond-Thema deutlich herauszuhören. Ein Musikspezialist hat den Song analysiert und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass schon die ersten Töne an das James-Bond-Thema erinnern, lediglich die Tonart wurde gewechselt.

Auch die Töne, die Adele singt, sind genau die drei, mit denen auch die Haupttöne der James-Bond-Melodie gebaut sind, nur die Reihenfolge wurde geändert.239

Dass Adele das Lied zu „Skyfall“ (2012) singen würde, wurde erst am 1. Oktober 2012 offiziell bekanntgegeben, veröffentlicht wurde es am 5. Oktober 2012 - genau 50 Jahre nach der Uraufführung des ersten Bond-Filmes - um 00:07 Uhr britischer Sommerzeit.

Bond-untypisch ist die Marschmusik in „Diamantenfieber“ (1971): Bond will auf Blofelds Ölbohrinsel eine Steuerkassette für Computerbänder, die als Musikkassette mit Marschmusik getarnt ist, mit einer echten Kassette vertauschen, auf der die Märsche sind. Blofeld hört sich den Titel „The British Grenadiers“, gespielt von einer Militärkapelle, an.

Die Kassette trägt den Titel „World Greatest Marches“.

Nur einmal kommt ein für eine Actionszene komponiertes Stück eines Soundtracks auch in einem anderen James-Bond-Film vor: Das Lied „Death of Dr. No“ aus „James Bond 007 jagt Dr. No“ (1962) ist auch in „Liebesgrüße aus Moskau“ (1963) zu hören, als die Spectre-Boote Feuer fangen.240

Die Originalaufnahmen des Soundtracks gelten als verloren und erschienen nicht, als die Soundtracks neu aufgenommen auf CD herausgebracht wurden. Das Album unterscheidet sich vom Film insofern, als in der Aufnahme der Haupttitel keine Orgel vorkommt und sie langsamer klingt. Etliche Titel waren im fertigen Film nicht zu hören.

Allen offiziellen Filmen gemeinsam ist das James-Bond-Thema, ein weltweit bekanntes Instrumentalthema von Monty Norman241 (heißt es), das die Figur Bond im ersten Kinofilm charakterisierte. Wohl kein anderes Lied aus den Filmen wurde so häufig gecovert. Sehr erfolgreich war u.a. eine Technoversion von Moby242 im Jahre 1997. Jonas Åkerlund243, der das Musikvideo zu Mobys „James Bond Theme“ inszenierte, hätte gern auch einmal bei einem Bond-Film Regie geführt, bisher wurde ihm das aber verwehrt.

John Barry244 hatte lange Jahre behauptet, er habe die Bond-Erkennungsmelodie komponiert. Er setzte dieses Stück immer dann ein, wenn 007 etwas tat, was nur Bond tun kann. Auf „James Bond 007 jagt Dr. No“ (1962) trifft das noch nicht zu, wohl aber auf die folgenden Filme.

[no image in epub file]John Barrys Hauseingang wurde in „Skyfall“ (2012) von M betreten.

Das James-Bond-Thema ist besonders häufig im Soundtrack von „Octopussy“ (1983) zu hören, da ein Konkurrenz-Bond-Film mit Sean Connery in die Kinos kommen sollte („Sag niemals nie“). Albert R. Broccoli beauftragte Barry, das Thema so oft wie möglich einzusetzen, um zu unterstreichen, dass es sich um einen offiziellen Film handelte. Die Nachahmer, die keine Rechte an diesem Lied hatten, verloren so ein wichtiges 007-Erkennungsmerkmal.

Bei der Musik zu „Die Welt ist nicht genug“ (1999) griff David Arnold245 vermehrt auf elektronisch erzeugte Rhythmuselemente zurück. Einige seiner Kompositionen sind nicht nur in diesem, sondern auch im Folgefilm „Stirb an einem anderen Tag“ (2002) zu hören: Ein Thema, das die Figur Renard (Robert Carlyle246) charakterisieren sollte, findet sich 2002 während einer Szene mit dem Antonow-Transportflugzeug als Klavierstück wieder.

Ein weiteres musikalisches Thema aus „Die Welt ist nicht genug“ (1999) wurde von Arnold als „romantisches Bond-Stück“ beschrieben. Es wird streckenweise im Lied „Christmas in Turkey“ benutzt und ist leicht abgewandelt als „Going Down Together“ im Soundtrack von „Stirb an einem anderen Tag“ (2002) zu hören.247

Nicht alle Komponisten konnten ihre Lieder frei in mehreren Filmen verwenden, und nicht alle Stücke wurden angenommen. So bei Arnolds Vorgänger Éric Serra248. Sein Soundtrack zu „GoldenEye“ (1995) wurde nicht nur massiv kritisiert, weil er sich so weit von den bereits existierenden, wegweisenden Soundtracks entfernt hatte, sondern die Produzenten engagierten später sogar John Altman249, um für die Panzerverfolgungsjagd in St. Petersburg ein neues spannungsgeladenes Actionthema zu schreiben, das die Bond-Melodie enthielt.

Der Original-Track von Serra ist zwar auf dem Soundtrack zum Film unter dem Titel „A Pleasant Drive In St. Petersburg“ enthalten, im Film bekommt man ihn jedoch nicht zu hören.

Sechs Jahre zuvor schrieben Eric Clapton250 und Vic Flick251 eine Version des Titelsongs zu „Lizenz zum Töten“ (1989).

Es soll sich dabei um eine neue Version des James-Bond-Themas gehandelt haben.

Das Stück wurde nicht genommen, und Gladys Knight sang den Titel von Narada Michael Walden252, Jeffrey Cohen und Walter Afanasieff253, der später in den Top Ten in Großbritannien war.

„Licence to kill“, das längste Lied in einem Bond-Film, basiert auf dem Hornthema aus „Goldfinger“ (1964) und bescherte den Originalschreibern fürstliche Honorare.

Das Musik-Video zu „Lizenz zum Töten“ (1989) entstand unter der Regie von Daniel Kleinman, der später Maurice Binders Nachfolger wurde und den ersten seiner bisher sechs James-Bond-Vorspänne für den Film „GoldenEye“ (1995) schuf.

Alle Instrumentalstücke aus „Lizenz zum Töten“ (1989) sind Mischungen verschiedener musikalischer Konzepte und nicht, wie oft bei anderen Filmen, Interpretationen des Titelthemas.

Obwohl der letzte Titel des Films „If You Asked Me To“ unter den Top Ten der „Rhythm and Blues Charts“ und ein unbedeutender Pophit für Patti LaBelle254 war, wurde der Song 1992 von Céline Dion255 gecovert und für sie ein viel größerer Hit.

Das Stück „Wedding Party“, das während der Hochzeit von Felix Leiter und Della Churchill erklingt, ist eine Anspielung auf „Jump Up“, einem Stück aus dem ersten James-Bond-Film.

Über die Existenz einer weiteren Hommage streiten sich Experten noch heute. Der Soundtrack von „Licence to Kill“ enthält im Lied „Sanchez is in the Bahamas“ bei 01:26 ein rhythmisches Motiv, sehr ähnlich dem aus „James Bond 007 jagt Dr. No“ (1962), als Bond die Vogelspinne erschlägt.

In zwei James-Bond-Filmen sind die Titellieder Teil der Handlung: In „Liebesgrüße aus Moskau“ (1963) läuft das Titellied im Radio, als James Bond und Sylvia Trench zusammen Picknick machen und in „Leben und sterben lassen“ (1973) tritt die Sängerin B.J. Arnau256 im Fillet of Soul auf und singt „Live and Let Die“.

Durch die Synchronisation kann ein Film erhebliche Veränderungen erfahren, und zwar durch die Stimmen der (deutschen) Synchronsprecher und leichte Veränderungen der Texte.

In „Im Angesicht des Todes“ (1985) wurde „silicon“, von dem der Schurke Max Zorin im englischen Original spricht, in der deutschen Version zu „Silikon“. Mikrochips sind nicht aus Silikon, sondern aus Silizium, und das heißt im Englischen „silicon“. Silikon dagegen heißt auf Englisch „silicone“.

Das Titellied „You Know My Name“ zum Film „Casino Royale“ (2006), das James-Bond-Thema aus „James Bond 007 jagt Dr. No“ (1962), „We have all the Time in the World“ aus „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ (1969) und „All Time High“257 aus „Octopussy“ (1983) sind Lieder, in denen nicht der Titel des Films genannt wird. Der Soundtrack zu „Casino Royale“ (2006) wurde am 11.10.2006 von David Arnold fertiggestellt, erschien am 14. November 2006 im Handel und erhielt überwiegend positive Kritiken. Die bekam auch Daniel Craig für seine Darstellung Bonds. Er ist bisher der einzige 007-Darsteller, der für den Preis als bester Hauptdarsteller nominiert wurde.

Der „Casino Royale Sound“ wurde 2007 mit dem BAFTA-Award258 für den besten Ton ausgezeichnet.

Neben den James-Bond-Darstellern auf der Leinwand sind drei zu nennen, die 007 spielten, aber nur zu hören waren: Bob Holness, Michael Jayston und Toby Stephens.

Bob Holness259 lieh Bond 1956 seine Stimme. Es handelte sich um die erste Adaption des Romans „Moonraker“ im „South African Radio“.

Michael Jayston260 lieh dem Agenten 007 seine Stimme für die Radiofassung von „You Only Live Twice“ im Jahre 1990.

Toby Stephens spielte Gustav Graves in „Stirb an einem anderen Tag“ (2002). Im April 2008 strahlte die BBC eine Radioversion von „Dr. No“ aus, in der Stephens 007 sprach, Dr. No wurde von David Suchet261 gesprochen. Als BBC Radio 4 im Jahre 2012 eine Version von „From Russia with Love“ ausstrahlte, sprach Stephens ebenfalls James Bond. 2014 folgte die Radioversion von „On Her Majesty's Secret Service“. Joanna Lumley262 spielt darin Irma Bunt.

[no image in epub file]Toby Stephens - Gustav Graves in „Stirb an einem anderen Tag“ (2002) und James Bond in zahlreichen Hörspielen

Zu guter Letzt soll noch der Synchronsprecher Corey Burton263 erwähnt werden. Er sprach James Bond Jr., den Neffen James Bonds, in der gleichnamigen Zeichentrickserie.

Es gab mehrere Titellieder, die von den Bond-Film-Produzenten als „unpassend“ abgelehnt wurden. Die Band „Blondie“264 lieferte beispielsweise das Titellied „For Your Eyes Only“; es findet sich auch auf ihrem Album „The Hunt“ (1982), bei James Bond aber ist es nicht zu hören. Und auch die Gruppe „Ace of Base“265 landete einen Fehlversuch. Ihr Lied „The Goldeneye“ für den Film „GoldenEye“ (1995) wurde nicht akzeptiert. Man ersetzte die Band durch Tina Turner, die ihr eigenes Lied sang. Aus rechtlichen Gründen durfte Ace of Base „The Goldeneye“ nicht auf einem Album veröffentlichen. Sie nannten das Stück in „The juvenile“ um und ersetzten die Textpassage „The Goldeneye“ dadurch. Das Lied wurde 2002 auf dem Album „Da Capo“ veröffentlicht und schaffte es in Deutschland auf Platz 78 der Charts.

Wie sich der Erfolg der Bond-Songs auch heute noch fortsetzt, ist gut daran zu erkennen, welche Musikgrößen sich bei den Klängen aus den Agentenfilmen bedienen. 1998 brachte Robbie Williams (der vor „Stirb an einem anderen Tag“ (2002) selbst als möglicher Bonddarsteller ins Gespräch gebracht wurde) sein Lied „Millennium“266 heraus, das auf dem Song „You Only Live Twice“ basiert, und stürmte damit die Charts. Eine Rock-Version von „You Only Live Twice“ wurde schließlich ein Hit für Coldplay auf deren Tour im Jahre 2001. Eine weitere Coverversion kam von Natacha Atlas (*20. März 1964) auf den Markt und ist auf dem Album „The Best of Natacha Atlas“ (2005) zu hören.

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