Grummelmuffel feiert Weihnachten

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Grummelmuffel feiert Weihnachten
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Carsten Krause (Jg. 1976)

Papa, Sauerländer, Verleger, Schriftsteller, Geschichtenerfinder, Leiter der KinderKunstSchule – Unkel, Schreib-, Musik- und Theaterpädagoge.

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Carsten Krause

Grummelmuffel

feiert Weihnachten

Casimir-Verlag

Bibliografische Information der deutschen Nationalbibliothek

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1. Auflage Ebook Dezember 2020

© by Casimir-Verlag, Carsten Krause, Unkel 2020

Alle Rechte, auch die des auszugsweisen und fotomechanischen Nachdrucks, vorbehalten.

Kein Teil dieses Werkes darf ohne schriftliche Einwilligung des Verlages in irgendeiner Form (Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren), auch nicht für Zwecke der Unterrichtsgestaltung, reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Umschlaggestaltung: © Coverdesign by A&K Buchcover

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Lektorat: Marie Eichenberg & Carsten Krause

Satz & Layout: Carsten Krause

Hergestellt in Deutschland

ISBN 978-3-940877-65-9

www.casimir-verlag.com

Für meine kleinen und großen Weihnachtsmäuse und Mausebären

Henri, Luna & Arian

In Liebe

Euer

Papa

Weihnachten 2020

Das Mondlicht glitzerte im Waldsee während dunstige Nebelschwaden durch die blätterlosen Baumwipfel zogen.

Unheimliche Stille breitete sich im Wald aus, als die ersten Schneeflocken friedlich taumelnd im Schein des Mondes wie kleine Sterne vom Himmel fielen bis sie nach einsam-nächtlichen Tanz auf dem gefrorenen Waldboden landeten.

Ein eisiger Nordwind vom Polarmeer pfiff messerscharf über die knorrigen Baumkronen des Waldes und die hölzernen Dächer des angrenzenden Dorfes hinweg.

Die Straßen des Dorfes waren wie vom Winde leergefegt, so kalt war es.

In dieser ungemütlichen Jahreszeit, in der die Dunkelheit nur für kurze Zeit von ein paar verlorenen Sonnenstrahlen während der winterlichen Tage verdrängt wurde, eilten die Bewohner des Dorfes nach ihrer Arbeit schnell in ihre gemütlich warmen Häuser.

Dort saßen sie im Wohnzimmer an ihren Kaminen in denen ein kleines Feuer brannte. Die Kinder spielten auf einem flauschigen Teppich mit ihren Spielsachen.

Die Väter lasen die Tageszeitung während die Mütter das Abendbrot vorbereiteten. Aus den Küchen strömte ein verführerischer Duft nach Zimt, Koriander, Lebkuchen und Bratäpfeln mit heißer Vanillesauce und verbreitete sich im ganzen Haus.

Die letzten Vorbereitungen wurden getroffen, denn es war der Abend des 23. Dezember, ein Tag vor Weihnachten.

Alle Dorfbewohner freuten sich auf das morgige Weihnachtsfest, besonders die Kinder, denn sie hofften, dass ihnen der Weihnachtsmann auch dieses Jahr ihre Wünsche erfüllte und sie reich bescherte.

Aber freuten sich wirklich alle Bewohner des Dorfes auf das morgige Weihnachtsfest?

An Weihnachten dem Fest der Liebe und des Friedens, konnte es an so einem Tag Kummer und Leid geben?

Ben und Sarah Armutsson lagen bereits in ihren Betten, denn in ihrem Kamin prasselte kein warmes Feuer. Sie waren allein zuhaus. Ihr Vater Gustav Armutsson war abends nicht wie die anderen Väter des Dorfes nach Hause gekommen, sondern arbeitete in einer Stadt am Meer als Hafenarbeiter.

Dort muss er die großen Schiffe, die im Hafen ankamen, entladen und anschließend wieder beladen. Harte anstrengende Arbeit, aber er verdiente nicht sehr viel Geld. Die Mutter von Ben und Sarah war im letzten Jahr gestorben, sodass sich ihre Großmutter um sie kümmerte, während ihr Vater an der Arbeit war. Einmal im Monat schickte er Ben und Sarah einen Brief mit etwas Geld für Lebensmittel und Kleidung, doch das meiste davon behielt die geizige Großmutter für sich.

Auch heute Vormittag war nach einem langen Monat wieder ein Brief von ihrem Vater angekommen.

Die Großmutter hatte den Briefumschlag von ihrem Sohn sofort geöffnet und das Geld herausgenommen.

Den Brief schmiss sie ungelesen auf den steinernen Fußboden:

Lieber Ben, liebe Sarah,

wie geht es meinen beiden Weihnachtsengeln?

Mir geht es zur Zeit nicht sehr gut, denn ich bin seit gestern arbeitslos.

Jetzt im Dezember, wenn die Seewege vereist sind kommen in unserem Hafen nicht sehr viele Schiffe an und wir haben keine Arbeit.

Ich sitze den ganzen Tag traurig in meinem Zimmer und muss immer an Euch denken.

Ich schicke Euch heute mein letztes gespartes Geld damit ihr nicht hungern müsst. Für eine Fahrkarte mit der Eisenbahn haben meine Ersparnisse leider nicht mehr gereicht. Ich werde deshalb Weihnachten nicht nach Hause kommen können.

Seid nicht traurig und passt gut auf Euch auf. Wir sehen uns bestimmt im Frühjahr wieder.

Fühlt Euch gedrückt und frohe Weihnachten.

Alles liebe Euer Vater Gustav

P.S. Ich vermisse Euch!!!

Ben hob ihn auf und versteckte ihn unter seinem zerschlissenen braunen Pullover.

„Wenn sich Euer Vater nicht bald um Euch verlausten Gören kümmert, dann werdet ihr im neuen Jahr ins Kinderheim gehen müssen, denn ich habe keine Lust mehr für Euch zu sorgen.“

Erschrocken wich Sarah ihrer keifenden Großmutter aus und rannte hinaus aus dem Zimmer.

„Seht zu, wie ihr Euch Weihnachten etwas zu Essen besorgt, bei mir dürft ihr jedenfalls nicht essen. Ich bin morgen bis Silvester bei Freunden eingeladen und fahre morgen früh mit dem nächsten Zug, Geld genug für eine Fahrkarte habe ich jetzt ja, nachdem mir Euer Vater ein so großzügiges Weihnachtsgeschenk geschickt hat.“

Laut und gehässig lachend humpelte sie auf ihrem Stock gestützt zurück zu ihrem Haus am anderen Ende des Dorfes.

Jetzt als die Großmutter endlich fort war und sie in ihren kalten Betten lagen, las Ben den Brief ihres Vaters seiner kleinen Schwester Sarah vor. Tränen kullerten während des Lesens über seine roten Wangen.

Nicht, dass es ihm etwas ausmachen würde mit wenig Geld auszukommen und dass sie keine Geschenke zu Weihnachten erhalten würden, aber dass ihr Vater Weihnachten nicht nach Hause fahren konnte, um mit ihnen gemeinsam zu feiern, war nach dem Tod ihrer Mutter kaum zu verkraften.

„Wenn doch Mama noch am Leben wäre“, schluchzte Sarah, „dann wären wir wenigstens nicht ganz alleine zu Weihnachten und müssten nicht in ein Kinderheim.“ Ihr Bruder nahm sie schweigend in die Arme, auch er dachte an ihre Mutter und die gemeinsamen fröhlichen Weihnachtsfeste, welche die ganze Familie früher gefeiert hatte, mit einem bunt erleuchteten Weihnachtsbaum vor dem Kamin, heißen Bratäpfeln, duftenden Lebkuchen und einer knusprigen Weihnachtsgans.

„Ich weiß wie traurig Du bist Sarah, aber wir werden versuchen auch ohne Vater morgen ein wenig Weihnachten zu feiern.“ Er wusste zwar noch nicht wie, aber vielleicht fiel ihm ja im Traum eine Lösung ein.

„Schlaf schön kleine Sarah und träum etwas Schönes.“

Doch seine Schwester hatte sich bereits in den Schlaf geweint und hielt ihren Kuschelbären fest im Arm gedrückt. Im Mondlicht, das durch das kleine Schlafzimmerfenster fiel, sah er ihre Tränen wie Kristalle glitzern. Der Nordwind rappelte am Fensterladen und die Äste der Bäume knackten bedrohlich unter der Last des Schnees.

Bevor Ben einschlief sah er über dem Waldrand eine Sternschnuppe aufleuchten. Im Halbschlaf murmelte er vor sich hin: „Ich wünschte mir, dass Vater morgen bei uns wäre und wir gemeinsam Weihnachten feiern könnten.“ Mit diesem Wunsch auf den Lippen schlief er ein, dabei sah er nicht mehr, wie über dem Waldrand ein goldener Lichtstrahl blitzartig von der Erde in den Himmel schoss und im gleichen Augenblick in der Dunkelheit der Vorweihnachtsnacht verschwand.

Der alte Grummelmuffel saß missmutig auf einem kaputten Stuhl in der Küche und grummelte vor sich hin. Sein Herz war so eiskalt wie der Küchenboden. Grummelnd las er ein vergilbtes Buch im Kerzenschein.

Er hatte seine verfilzten Pantoffeln übergestreift, aus denen bereits der große Zeh hindurchschaute. Er war sehr alt und hatte einen langen grauen Bart, an dem meistens noch ein paar Essensreste vom Frühstück klebten.

Sein Haus lag am Rande des kleinen Dorfes direkt am Waldrand. Niemand ging gerne an Grummelmuffels Haus vorbei, wenn er nicht musste. Besonders im Winter, wenn es früh dunkel wurde und man allerlei seltsame Geräusche aus dem Wald vernahm, fürchteten sich die Dorfbewohner. Oder kamen die Geräusche gar nicht aus dem Wald, sondern aus dem seltsamen, rosa Häuschen mit dem kleinen geschnitzten Herzchen in der Tür, das in Grummelmuffels Garten stand?

 

Niemand mochte Grummelmuffel. Keiner sprach mit ihm und auch er bevorzugte es mit niemanden zu sprechen. Er bekam niemals Besuch und auch er besuchte niemanden. So ging das schon so lange er denken konnte.

Nicht einmal die alten Dorfbewohner konnten sich daran erinnern, wie lange Grummelmuffel bereits in dem Dorf lebte. Er selbst wusste es auch nicht mehr. Er dachte, dass er schon so grummelig auf die Welt gekommen sein musste, ohne Eltern und ohne Familie. Zumindest verdrängte er die Gedanken an seine Vergangenheit.

Die Schneeflocken tanzten auch vor seinem Küchenfenster ihren nächtlichen Sternentanz, aber Grummelmuffel beachtete sie nicht. Er kratzte sich missmutig am Kopf und ein paar Schuppenflocken rieselten auf den Küchenboden.

Sein Hund Filou lag unter dem Tisch und öffnete verschlafen ein Auge, als Grummelmuffel ihn ansprach:

„Heute ist ein schrecklicher Tag, Filou, noch wenige Minuten und wir haben den 24. Dezember! Weihnachten, das Fest der Liebe und des Friedens. Pah, dass ich nicht lache. Weißt Du eigentlich, wie oft ich diesen Tag bereits über mich ergehen lassen musste? Nein? Mindestens 72 ½ mal. Das ½ Mal habe ich verschlafen, dass zählt nicht. Aber ein Weihnachten war schrecklicher als das andere, sag ich Dir.“

Die Pendeluhr in der Diele schlug zwölf Mal ihren dumpfen Gong: gong, gong... Danach herrschte im Haus andächtige Stille, die sich vom Wald kommend mit den Schneeflocken über dem ganzen Dorf ausbreitete. Der Schnee überzog die Landschaft wie mit Zuckerwatte und verschluckte jedes Geräusch, selbst der Wind war nun nicht mehr zu hören.

„Jetzt ist es wieder passiert, Filou, Weihnachten ist im Anrollen. Komm, wir gehen ins Bett und versuchen bis Silvester durchzuschlafen.“ Filou gähnte und streckte sich unter dem Tisch. Er kratzte sich im Fell und trottete hinter seinem Herren ins Schlafzimmer, das eisig kalt war, und legte sich zusammengerollt vors Bett, um im gleichen Augenblick auch wieder fest einzuschlafen.

Mitten in der eisigen Weihnachtsnacht, als das Dorf wie durch einen Zauber gefangen tief ruhte und Mensch und Tier um die Wette schnarchten, funkelte ein kleiner Stern über dem Waldrand auf und erstrahlte in goldenem Glanz. Ein bunter Sternenregen ergoss sich am Himmelszelt und wurde immer größer und leuchtender. Von weiter Ferne war Glockengeläut zu hören, das von Sekunde zu Sekunde immer lauter wurde.

Plötzlich brach aus dem gleißenden Stern ein großer roter Punkt, der in dem Sternenfeuerwerk immer größer wurde.

Vor dem roten Punkt waren sechs kleinere schwarze zu sehen. Immer größer wurden sie und nahmen vom Himmel Kurs auf den Wald, hinter dem sie genauso schnell verschwanden wie sie am Himmel aufgetaucht waren.

Mit einem dumpfen Aufschlag landeten der leuchtend rote Punkt und die sechs kleineren Punkte mitten im verschneiten Wald. Fast lautlos glitten sie über den Waldweg, nur leise Glöckchen waren zu hören.

Grummelmuffel, der laut vor sich hinschnarchte, erschrak, als eine kalte, sabbernde Hundeschnauze seine Ohren abschleckte.

„Filou, Du alter verlauster Sabberhund, warum weckst Du mich? Ich dachte, ich könnte bis Silvester durchschlafen!“

Doch Filou dachte gar nicht daran aufzuhören und fing an zu knurren und zerrte an der Bettdecke seines Herren.

Grummelmuffel wischte sich den Sabber aus seinem Ohr und hörte plötzlich von weiter Ferne leise Glöckchen.

„Das habe ich nun davon, dass Du an meinem Bett schläfst, jetzt höre ich schon die Weihnachtsglocken läuten, nachdem ich mir die Ohren getrocknet habe“, grummelte er vor sich hin.

Doch das Läuten in seinen Ohren wurde immer lauter. Grummelmuffel beschloss der Sache auf den Grund zu gehen und stieg aus dem Bett in seine Filzpantoffeln und streifte sich den schmuddeligen Morgenmantel über, der auf dem Stuhl vor dem Bett hing.

Filou bellte und knurrte immer noch.

Grummelmuffel schaute aus dem Fenster auf die dunklen, verschneiten Felder.

Doch von dieser Seite des Dorfes schien das Läuten nicht zu kommen. Er sah hinaus aus dem gegenüberliegenden Fenster in den Garten, der am Waldrand lag.

Die klirrenden, schellenden Geräusche schienen von dort aus seinem Garten herzurühren.

„Filou, Du alter verlauster Wachhund, geh mal in den Garten und schau nach, was uns da aufgeweckt hat!“ Doch Filou verstummte, zog den Schwanz ein, verschwand unter dem Küchentisch und dachte nicht im Traum daran alleine des nachts in einen kalten verschneiten Garten zu stapfen, der so komisch klirrende Geräusche von sich gab.

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