Redewendungen: Farbige (Ex-)Mitbürger

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Carsten Both

Redewendungen: Farbige (Ex-)Mitbürger

Redewendungen – Oft verwendet, Ursprung unbekannt?! – EPISODE 32

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Episode 32

Episode 33

Impressum neobooks

Episode 32

Farbige (Ex-)Mitbürger

Diesmal befasse ich mich mit den Schwarzen und den Roten, die wir farblosen europäischen Welteroberer unterdrückt, versklavt, diskriminiert, enteignet, verschleppt, in Reservate gesperrt oder konsequenterweise gleich ganz ausgerottet haben.

Aufgrund der Brisanz der Thematik muss ich im Folgenden ganz besonders auf politisch korrekte Formulierungen achten, mehr noch, als Sie es von mir sowieso schon gewöhnt sind.

So ist etwa die Bezeichnung „Rothaut“ für die tapferen Winnetou-Kollegen tabu; ebenso würde ich selbstverständlich von „Schokoladen-Schaumküssen“ sprechen (falls diese Süßigkeit hier Thema wäre), auch wenn niemand sofort erkennt, dass Negerküsse gemeint sind. Aber das darf man ja nicht mehr sagen. Und Mohrenkopf ja eigentlich auch nicht.

Leider muss ich hier und heute aber dennoch den Neger mit dem unglaublich diskriminierenden Begriff „Mohr“ belegen, denn sonst könnte ich die Redewendung „Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen“ gar nicht zitieren und erklären.

Dieser Ausspruch stammt aus dem Drama „Die Verschwörung des Fiesco zu Genua“ (1783) von Friedrich Schiller (1759-1805). Am Ende einer Szene (III, 4) tritt der Mohr von Tunis mit den Worten ab: „Der Mohr hat seine Arbeit getan, der Mohr kann gehen.“

Mit der leicht abgewandelten Redewendung, in der von „Schuldigkeit“ anstatt von „Arbeit“ die Rede ist, drückt man seine Enttäuschung aus, wenn ein erwarteter Dank ausgeblieben ist. Man hat alles getan, was man konnte und ist nun nach Beendigung der Arbeit überflüssig geworden bzw. man fühlt sich zumindest so. Man wurde quasi einfach ausrangiert.

Den Mohr kann man aber nicht nur für sich arbeiten lassen, man kann ihn auch waschen (Ja, macht der das denn nicht selber? Haben ihm das die christlichen Missionare denn nicht beigebracht? Ist es denn so schwer, den Afrikanern die Sauberkeit einzuprügeln? ...).

Wenn man etwas Unmögliches erreichen will, dann kann man von Mohrenwäsche sprechen. In der ausführlichen Variante dieser Wendung spricht man davon, „einen Mohr weiß zu waschen“ bzw. dies zumindest zu versuchen; was natürlich so nicht gelingen wird, auch wenn man mit der Drahtbürste noch so schrubbt, die Farbe Weiß wird der arme Mohr zumindest nicht annehmen.

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