Wer ist der Richtige

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Wer ist der Richtige
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Carmen Sommer

Wer ist der Richtige

Brittas Geheimnis

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Wer ist der Richtige

Die Modenschau

Eine Nacht mit Georg

Das Geheimnis um Britta.

Georgs Bruder Ben

Valentina zog zu Britta.

Das Auftauchen von Lukas

Ein Leben mit Lukas

Die Geburt von Liam und Tim

Die Taufe

Die Entscheidung

Impressum neobooks

Wer ist der Richtige

„Georg, ich möchte ihnen gerne dieses Modell zeigen. Ich denke es könnte Erfolg haben.“

„Welchen Stoff haben sie den für dieses Kleid ausgesucht? Der Schnitt ist schon mal super.“

„Der neue Stoff, den ich bestellt habe, wäre genau der richtige. Das Material ist angenehm leicht. Wie sie an der Skizze sehen, soll das Kleid eng anliegen. Deshalb soll der Stoff weich und anschmiegsam sein und nicht einengen, aber sich auch nicht ausbeulen.“, berichtete Britta voller Begeisterung ihrem Chef.

„Gut. Ich sehe, sie haben eine genaue Vorstellung. Und ich stimmte mit ihnen überein. Das könnte ein Verkaufsschlager werden. Dann muss ich mich nicht mehr darum kümmern. Ich schau es mir an, wenn es soweit fertig ist. Der Schnitt gefällt mir wirklich sehr gut. Sagen sie mir dann bitte Bescheid, wenn es soweit ist?“

„Geht klar. Danke für ihr Vertrauen.“

„Eine Frage noch, das wollte ich sie schon lange fragen. Wie gefällt es ihnen eigentlich bei uns? Sie sind ja noch nicht so lange in unserem Team.“

„Was für eine Frage. Mir gefällt es ausgezeichnet hier. Ich kann hier meinen Traumberuf ausüben.

Kann kreativ sein und fühle mich wohl. Habe nette Mitarbeiter und ein super Arbeitsklima.“, strahlte Britta.

„Und wie ist so ihr Chef?“, grinste Georg und zwinkerte ihr zu.

„Mein Chef? Ja, was soll ich sagen. Einen besseren Chef könnte ich mir nicht wünschen.“,lächelte sie ihn an.

Es war ernst gemeint. Georg ließ ihr freie Hand. Wenn sie nicht ganz sicher war, konnte sie auch jederzeit seine Meinung einholen. Sie arbeiteten sozusagen Hand in Hand, auch wenn er ihr Chef war und sie nur eine Angestellte.

„Es freut mich, dass es ihnen hier gefällt. Ich bin sehr zufrieden mit ihnen. Das wollte ich mal sagen. Trotzdem sollten sie nicht zu viel arbeiten. Sie machen ‚ne Menge Überstunden. Das muss nicht sein. Ihr Privatleben sollte nicht darunter leiden.“

„Tut es nicht. Mein Beruf ist mir im Moment das Wichtigste.“

„Britta, sie müssen aber auch mal abschalten und das andere Leben genießen. Gehen sie aus. Gehen sie tanzen oder machen sie sonst was.“, forderte Georg Brader.

„Aber die Modenschau ist bereits nächste Woche. Die Näherinnen müssen noch die letzten Anweisungen erhalten.“, wehrte Britta ab.

„Halt.“, rief Georg“ ich mache ihnen einen Vorschlag und ein nein dulde ich nicht.“

„Ich höre.“; schaute Britta erstaunt auf.

„Sie gehen heute Abend mit mir essen. Ich hole sie so gegen 20.00 Uhr ab.“

„Aber….“

„Kein Widerspruch, bis heute Abend.“

Dann ging er in sein Büro zurück.

Britta lächelte. Ja warum nicht. Sie war schon lange nicht mehr ausgegangen. Beim Abendessen kann man ja noch einige Details besprechen.

Britta Hofer arbeitete seit knapp 1 Jahr bei Georg. Sie kannte auch noch den alten Chef, Brader sen., der noch kurze Zeit mit im Betrieb war. Sie konnte wirklich froh sein, diese Stelle mit diesem Chef bekommen zu haben. Es herrschte ein herzliches Verhältnis zwischen allen Mitarbeitern des Hauses und über Georg konnte man sich wirklich nicht beschweren. Nie war er schlechter Laune, immer zu Scherzen aufgelegt. Gleichzeitig eine Autorität, von dem sich jeder etwas sagen ließ. Für Georg Brader war nichts unmöglich und er war für seine Mitarbeiter immer zu sprechen. Es gab kaum ein weibliches Wesen, dass nicht für ihn schwärmte und manch eine sah sich schon an seiner Seite. Wenn man Georg Brader sah, konnte man es verstehen.

Georg war 36 Jahre, groß, sportliche Figur, braune Haare, braungebrannt. Vereinzelnd tanzten Sommersprossen in seinem Gesicht. Seine dunkelbraunen Augen strahlten bei jeder Gelegenheit. Das Geschäft hatte er von seinem Vater übernommen und war gleichzeitig eine gute Partie und noch Junggeselle.

Georgs Vater 71 Jahre, sehr elegant und immer noch gut in Form. Täglich spielte er 2 Stunden Tennis und schwamm sooft es ging ein paar Runden im eigenen Pool. Er wollte sein tadellose Figur behalten und fit bleiben. Er hätte es gerne gesehen, wenn sein Sohn endlich eine Frau finden würde und ihm ein paar Enkelkinder ins Haus brächte. Aber anscheinend war die richtige noch nicht gekommen. Georgs Mutter, Brigitte, von allen Mutzi genannt, suchte bei jeder Gelegenheit und auf jedem Fest nach einer passenden Frau für Georg. Aber ihr Sohn ließ sich da in nicht reinreden.

Die Bekanntschaften, die er machte, dauerten nicht lange.

Die Frauen, die er kennenlernte, waren ihm zu langweilig und verwöhnt. Er wusste, dass manche es auf ihn abgesehen hatten, allein schon des Geldes wegen. Er ging auch mit manchen davon aus, aber er machte keine Anstalten, die Träume dieser Mädchen zu verwirklichen. Für ihn kam keine dieser Frauen in Frage.

Aber seit einiger Zeit beschäftigte er sich mit einer Person. Georgs Mutter bemerkte die Veränderung und beobachtete ihn skeptisch. Gerne hätte sie gesehen, wenn die Tochter ihrer besten Freundin, die Frau für ihren Sohn werden würde. Georg war immer mit Sanna zusammen. Sie spielten Tennis, gingen zusammen tanzen und konnten sich stundenlang unterhalten. Aber mehr war nicht zwischen ihnen.

Sanna war eine sehr gescheite und liebenswürdige Frau. Nicht allzu groß, zierlich, trug schwarzes mittellanges Haar und hatte wunderschöne grüne Augen. Sie hatte nach dem Studium den Beruf der Auslandskorrespondentin angenommen, verdiente nicht schlecht und war mit ihrem Leben sehr zufrieden. Georg und Sanna verstanden sich super. Für Bekannte hatte es wohl den Anschein, als würde aus den beiden ein Paar, aber für beide war es nur Freundschaft, keine Liebe. Sanna war der Meinung, sie habe sowieso noch Zeit zum Heiraten. Ihr Beruf ging vor. Sie wollte sich ihr Leben von ihrem eigenen Geld aufbauen und auf niemanden angewiesen sein. Sie fand sich, trotz ihrer 31 Jahre, noch nicht reif für eine Ehe. Außerdem war der richtige Mann noch nicht gekommen.

Beide Elternpaare dachten jedoch anders und planten insgeheim schon die Hochzeit ihrer Sprösslinge. Um so enttäuschter war Georgs Mutter, als er so nebenbei von einer Person sprach, die ihn interessierte. Was sollte sie tun. Ihr Sohn war ein erwachsener Mann und in solchen Dingen vertrug er keine Einmischung.

Britta hatte noch viel zu erledigen. Sie musste die Näherinnen einweisen. Sie schnitt des Kleid, welches die Sensation werden sollte, selbst zu. Ließ es von einer Näherin säumen und nach der ersten Anprobe noch einige Änderungen vornehmen. Das Kleid sollte am nächsten Tag soweit fertig sein, um es Georg vorzuführen. Auch die anderen Modelle, die auf der Modenschau gezeigt werden sollten, lagen noch bei den Näherinnen und es wurde letzte Hand angelegt.

Gegen 17.00 Uhr verließ Britta ungewohnter weise das Büro. Meist wurde es sehr viel später, aber heute hatte sie ja noch was vor. Britta wollte noch ein Bad nehmen und sich eine andere Frisur zulegen. Kurz schaute sie noch ins Büro von Georg, der beim Unterschreiben der Post war und verabschiedete sich.

„Also nicht vergessen, 20.00 Uhr. Ich habe schon einen Tisch reservieren lassen. Danach gehen wir tanzen. Einverstanden? Ich werde pünktlich sein.“

„Einverstanden.“, nickte Britta.

Britta setzte sich in ihren kleinen Wagen und fuhr nach Hause. Die Wohnung lag etwa ¾ Stunde von ihrem Arbeitsplatz entfernt in einem ruhigen Viertel der Stadt. Sie hatte diese Wohnung stundenlang nach ihrem Geschmack eingerichtet. Die Miete war bezahlbar und die Vermieter, ein älteres Ehepaar, sehr nett. Die Wohnung war ursprünglich für ihre Tochter gedacht, diese jedoch zog ins Ausland, der Liebe wegen. Die beiden wollten nicht alleine bleiben und suchten so eine Mieterin. Britta war ihnen sehr willkommen. Ein bisschen sahen sie Britta als Ersatztochter an.

„Heute schon Schluss, Britta?“, wunderte sich Herr Wenz, der gerade im Vorgarten mit dem Schneiden der Rosen beschäftigt war.

„Ja, Herr Wenz, ich habe heute noch was vor.“

„Na, das wurde aber auch mal Zeit. Sie waren schon lange nicht mehr aus. Wer ist denn der Glückliche, wenn ich fragen darf?“, schaute auch Frau Wenz interessiert hoch.

 

„Mein Chef, Georg Brader, holt mich ab.“

„Sieht er gut aus?“, wollte Frau Wenz wissen.

Herr Wenz schaute seine Frau liebevoll an und schüttelte den Kopf.

„Ich frag ja schon nicht mehr weiter. Man macht sich halt so seine Gedanken.“, lächelte sie.

„Ist schon in Ordnung. Jetzt muss ich aber wirklich nach oben, sonst bin ich nicht rechtzeitig fertig, wenn er kommt.“

Britta drehte sich rasch um und lief ins Haus. Sofort ging sie ins Bad und ließ Wasser in die Wanne. Zwischendurch wusch sie ihre Haare und drehte sie auf große Lockenwickler. Dann stieg sie in die Wanne. Es tat gut. Ein erfrischendes Bad nach dem hektischen Tag. Wie immer war es das erste, was Britta tat, wenn sie müde und abgespannt nach Hause kam. So vor sich hin träumend schaute sie auf die Uhr, die sie extra mit ins Bad genommen hatte, um nicht länger als 10 Minuten im Schaumbad zu bleiben. Aber Britta erschrak, es waren schon 20 Minuten vergangen. Sie hatte die Zeit vergessen und an frühere Zeiten gedacht. Nun aber schnell ans Haare trocknen. Danach legte sie ein zart schimmerndes Makeup auf. Ein Lidschatten betonte die Augen und ließ sie strahlen. Britta überprüfte ihr Gesicht noch einmal im Spiegel. Sie war zufrieden.

Britta schaute nochmals auf die Uhr. Es war schon spät, sie musste sich beeilen. Sie trug noch einen dezenten Lippenstift auf, der etwas Glanz auf ihre geschwungenen, vollen Lippen zauberte und eilte ins Schlafzimmer. Was sollte sie anziehen. Sie entschied sich für das von ihr entworfene und auch selbst genähte weiße Kleid. Rückenfrei, tief ausgeschnitten, gerafftes Oberteil, das mit schmalen Trägern gehalten wurde. Der Rock war weit geschnitten und umspielte die Knie. Das Kleid war aus Spitze. Dazu wählte sie weiße Schuhe, die nur mit dünnen Riemchen versehen waren und eine kleine weiße Tasche. Sie legte alles bereit und frisierte sich. Die Wickler wurden herausgedreht. Das lange blonde Haar fiel in vielen kleinen Locken um ihren Kopf. Das Haar wurde kräftig gebürstet, dann jede Strähne einzeln um den Finger gedreht, damit das Haar locker und füllig aussah. Dann zog sie das Kleid an. Ein letztes mal drehte sie sich im Spiegel. Sie sah wirklich gut aus, in dem neuen Kleid. Es brachte ihre schlanke, braun schimmernde Figur vollends zur Geltung.

Britta hörte den Wagen von Georg nicht und zuckte zusammen, als die Glocke ertönte. Sie eilte zur Tür und öffnete.

„Guten Abend.“, strahlte Britta ihn an. „Sie sind wirklich auf die Minute pünktlich.“

Georg starrte sie an.

„Wundervoll. Sie sehen toll aus.“

War das einzige, was er im Augenblick sagen konnte.

„Darf ich sie vielleicht noch kurz zu einem kleinen Drink einladen?“

Verlegen zeigte sie ins Wohnzimmer.

„Oh ja. Aber ich glaube, ich habe vergessen Guten Abend zu sagen. Ich hole hiermit alles nach.“

Er reichte Britta die Hand.

„Guten Abend Britta. Was für ein Kleid.“

Georg war entzückt von dem Anblick. Willenlos folgte er ihr ins Wohnzimmer und nahm mit ihr einen Drink.

Die Einrichtung verriet Brittas guten Geschmack.

Das fiel Georg sofort auf.

„Sie haben eine tolle Wohnung. Selbst eingerichtet, nehme ich an?“

„Ja. Hat etwas gedauert, bis ich damit zufrieden war. Aber jetzt ist alles so, wie ich es mir vorgestellt hatte.“

Georg hatte seinen offenen Wagen dabei. Bei diesem herrlichen warmen Wetter, welches schon wochenlang anhielt, war es angenehmer mit einem offenen Wagen zu fahren.

Die Fahrt dauerte nicht lange. Sie hielten vor einem vornehmen Restaurant. Georg half Britta aus dem Wagen und hielt sekundenlang ihre Hand fest. Britta überspielte die Situation und entzog ihm sachte ihre Hand.

„Hier ist es herrlich. Ich wusste gar nicht, dass in dieser Gegend ein so wunderbares Restaurant ist.“

Wie ein kleiner Junge zog Georg Britta mit schnellen Schritten mit sich.

„Sie müssen es erst von innen sehen. Sehr romantisch und trotzdem elegant eingerichtet.“

Der Kellner führte beide zu dem reservierten Tisch der am Fenster stand. Von hier hatte man einen herrlichen Ausblick auf den kleinen See mit der Promenade, die mit vielen Lichtern beleuchtet war, die sich im dunklen Wasser spiegelten. Leise Musik erklang.

„Hier ist es wunderschön.“, schwärmte Britta.

„Ja. Deshalb gehe ich immer wieder gerne hierher.“

Wie oft er schon mit anderen Frauen hier war? Ging es ihr durch den Kopf. Aber warum auch nicht, er ist ja nicht gebunden.

Während des Abends unterhielten sie sich angeregt über die bevorstehende Modenschau.

„Eine Frage? Sollen wir nicht endlich „du“ sagen?“, schlug Georg vor.

„Wir kennen uns schon längere Zeit und arbeiten jeden Tag eng zusammen, da wäre es doch an der Zeit?“

„Ok. Ich heiße Britta.“, hielt sie ihm lachend das Glas entgegen.

„Ich heiße Georg, wie du ja schon weißt.“

Auch er musste lachen.

„Jetzt fehlt noch der Kuss.“, sah er sie auffordernd an.

Er kam auf ihre Seite und küsste sie sanft.

Schnell setzte er sich wieder hin und beide schauten sich kurz in die Augen.

Sie nahmen noch den letzten Schluck aus ihrem Glas.

„Jetzt gehen wir tanzen.“

Er bezahlte.

Georg nahm ihre Hand und führte sie zum Wagen.

Der Club war exklusiv. Die Musik ausgesprochen gut. Britta fühlte sich seit langem frei und ungezwungen, wenn Georg sie in den Armen hielt und mit ihr über die Tanzfläche schwebte. Sie war in diesem Moment glücklich und vergaß alles, was sie sonst beschäftigte. Georg ging es nicht anders. Er gönnte ihr kaum eine Pause. Jeden Tanz wollte er mit ihr tanzen. Es war ein wundervolles Gefühl sie in den Armen zu halten. Es ist ihm schon früher aufgefallen wie hübsch und bezaubernd sie war. Sie schwebte wie eine Feder mit ihm über das Parkett. Verträumt schauten sie sich in die Augen. Es war ein wunderschöner Abend.

Während der Heimfahrt sprachen sie kaum ein Wort miteinander. Irgendetwas war passiert. Zu Hause angekommen, hielt Georg ihr die Tür auf.

„Es war seit langem der schönste Abend, den ich hatte. Ich danke dir.“, hauchte Georg.

„Für mich auch.“

Georg kam näher, als wollte er sie küssen. Doch in letzter Sekunde hielt er inne.

„Gute Nacht Britta.“

„Gute Nacht Georg.“

Sie ging ins Haus und er fuhr davon.

Die ganze Nacht dachte Britta an diesen Abend. Wollte er sie wirklich küssen? Unsinn. Dieser Mann hatte doch kein Interesse an ihr. Sie verstanden sich gut, ja, vor allem bei der Arbeit. Aber ansonsten, nein, da ist nichts.

Auch Georg dachte die ganze Nacht an Britta. Sie war bezaubernd, sie hat sich in sein Herz geschlichen, ohne dass er es groß bemerkte. Er hatte zwar in den letzten Wochen Britta mit anderen Augen angesehen, aber verliebt war er nicht.

Sie gefiel ihm und er fand sie sympathisch, aber mehr. Nein. Er musste Abstand halten. Er wollte mit ihr gut zusammen arbeiten. Vielleicht auch ab und zu mit ihr ausgehen, aber nur, weil er sie nett fand und man sich mit ihr gut unterhalten konnte.

Der darauffolgende Tag verlief hektisch. Georg bestaunte das neue Kleid und war zufrieden. Alle anderen Modelle waren auch bereits fertig und von Georg in Augenschein genommen. Beide vermieden es, sich dabei in die Augen zu schauen. Denn seit gestern Abend war alles anders. Auch wenn beide es nicht wahrhaben wollten.

„Britta, wie wäre es, wenn du das Kleid, dass du gestern getragen hast, auch auf der Modenschau vorführen würdest. Es ist wunderschön. Ich glaube, da gibt es viel Applaus dafür.“

„Meinst du?“

„Ja. Führ es vor. Du selbst. Das Kleid ist nur für dich gemacht. Keine andere könnte es so vorführen wie du.“

Britta war erstaunt. Sollte sie das wirklich tun.

„Ich weiß nicht? Ich bin kein Modell?“

„Das musst du auch nicht sein. Du präsentierst das Kleid auf ganz natürliche Weise. Du wirst sehen, dass kommt an. Bitte, tu mir den Gefallen.“

„Also gut, ich tue es. Ich bin jetzt schon ganz nervös. Wie soll ich das bis morgen durchstehen. Und wie kann ich mich beruhigen, bevor ich auf den Laufsteg gehe?“

„Ich werde bei dir sein. Ich halte deine Hand, bevor du raus gehst und gebe dir Kraft. Vertrau mir, du wirst es gut machen. Davon bin ich überzeugt.“

Er nahm sie kurz in den Arm.

„Ok. Ich versuche es. Aber du musst da sein. Ohne dich schaffe ich es nicht.“

„Ich bin da. Wenn du willst, kann ich heute Nacht bei dir bleiben. Wir könnten nochmal über alles reden. Vielleicht kann ich dich beruhigen. Keine Angst, ich werde dir nicht zu nahe kommen. Ich schlafe natürlich auf deiner Couch. Möchtest du dass?“

„Ja. Ich wäre dir dankbar.“

„Gut, dann komm ich nach der Arbeit bei dir vorbei.“

Ob das eine gute Idee war, dachte sich Britta.

Auch Georg hatte ein komisches Gefühl, wenn er daran dachte, heute die Nacht bei Britta zu verbringen. Aber er hatte es ihr versprochen. Was soll schon passieren. Er interessierte sich ja für eine andere Frau.

So verging der Tag und der Abend kam. Als Britta zu Hause war, machte sie sich etwas zu essen. Dann wollte sie es sich auf der Couch gemütlich machen. Sie dachte an den morgigen Tag und an den Auftritt. Sie nahm ihr Kleid nochmal aus dem Schrank. Ist es wirklich so gut, dass es vorgeführt werden sollte.

In dem Moment klingelte es an der Tür. Sie öffnete und Georg kam herein.

„Hallo Britta. Geht‘s dir gut?“

„Hallo Georg. Ja. Bin aufgeregt, wie du weißt. Aber es geht. Möchtest du was essen oder was trinken?“

„Ja, gerne. Hatte noch keine Gelegenheit etwas zu essen.“

Nach dem Essen setzten sie sich mit einem Glas Wein zusammen auf die Couch und gingen nochmal den morgigen Nachmittag und Abend durch. Spät gingen sie zu Bett. Georg schlief wie abgemacht auf der Couch. Es gab keinerlei Annäherungsversuche.

Britta war sich sicher, dass Georg nicht mehr für sie empfand als Sympathie. Georg hingegen, war sich seiner Gefühle ihr gegenüber nicht mehr sicher. Empfand er etwa mehr für sie. Aber er hatte doch erst eine neue Bekanntschaft geschlossen und er war der Meinung, dass er für diese mehr empfand. Momentan war er etwas verwirrt. Mit diesen Gedanken schlief auch er ein.

Beide träumten von der bevorstehenden Modenschau. In Brittas Traum ging alles schief, was nur schief gehen konnte. Sie wurde auf dem Laufsteg mit ihrem Kleid ausgepfiffen und das neue Kleid, welches für Aufregung sorgen sollte, war

zerschnitten. Schweißgebadet wachte sie am frühen Morgen auf. Sie stand auf und schaute nach Georg. Der war schon in der Küche und bereitete ein Frühstück zu.

„Guten Morgen, Britta. Hast du gut schlafen können?“

„Ich hatte einen schrecklichen Albtraum. Alles ging schief auf unserer Modenschau. Es war grauenhaft. Jetzt bin ich noch mehr aufgeregt.“

„Komm setz dich, trink einen Kaffee. Der ist schon fertig. Nach diesem Traum kann es nur noch besser werden.“, lächelte er ihr zu.

Sie machten sich langsam bereit für die Modenschau. Britta hatte ihr Kleid eingepackt.

Die Modenschau

Viele Zuschauer und auch die Presse waren schon sehr gespannt, auf dass, was sie erwartete. Bekannte Gesichter saßen in der ersten Reihe. Die Modells führten die Kleider bei leiser Musik vor. Es gab viel Applaus. Dann wurde das Abendkleid, dass sie für den Renner hielten, präsentiert. Alle waren gespannt, vor allem Britta und Georg. Tosender Beifall drang an ihre Ohren und sie schauten sich erleichtert an und fielen sich in die Arme.

„Schnell mach dich bereit für deinen Auftritt.“, erinnerte Georg sie.

Ihre Haare fielen ihr wie an diesem Abend, als Georg sie in diesem Kleid sah, über die Schultern. Georg konnte den Blick nicht von ihr abwenden. Sie sah einfach hinreißend aus.

Nachdem alle Modells noch einmal auf dem Laufsteg waren, kündigte Georg Britta an. Er lobte sie als vielversprechende Modeschöpferin und ihre liebenswerte Art, die sie auch ihren Kollegen entgegen brachte.

„Auch das Kleid, dass sie jetzt selbst vorführt, ist von ihr entworfen und selbst genäht worden. Ich konnte es gestern zum ersten mal bestaunen und es gefiel mir so gut, dass ich sie bat, es heute Abend selbst zu präsentieren. Freuen sie sich auf Britta Hofer.“

Schnell ging er nach hinten und drückte ihr die Hände, wie versprochen.

 

„Viel Glück. Du wirst sie begeistern.“

Er nahm sie in den Arm und hauchte einen Kuss auf ihre Wangen. Sie schaute ihm noch einmal in die Augen und ging auf den Laufsteg.

Gleich beim ersten Schritt, hatte sie die Nervosität abgelegt und schritt wie eine Königin über den Laufsteg. Ein Jubel entbrannte. Die Leute waren begeistert. Nicht nur von ihrem Kleid, nein auch von ihrer Erscheinung. Die Presse bat sie mehrmals um ein Foto. Auch für das Abendkleid bekam sie viel Lob und es wurde der Renner. Die ganze Kollektion kam hervorragend bei den geladenen Gästen an. So wurden viele Bestellungen aufgegeben. Man konnte sagen, die ganze Modenschau war ein Erfolg.

Als alle gegangen waren, nahm Georg Britta in die Arme und gratulierte ihr für diese tolle Kollektion.

„Du warst bezaubernd in deinem Kleid. Hatte ich es dir nicht vorausgesagt, dass sie dich bejubeln würden. Dein Traum wurde nicht Wirklichkeit, im Gegenteil, du hast einen riesigen Erfolg erzielt.“

„Nur mit deiner Hilfe.“, schaute sie ihn an.

„Du hast an mich geglaubt und mir Mut gemacht. Danke.“

„Nichts zu danken. Die einzige Bitte, die ich an dich habe. Du musst wieder mit mir ausgehen.“

„Das tu ich gerne.“, strahlte sie ihn an.

Alle Anspannung fiel von ihr ab. Spät fuhr sie nach Hause und fiel in einen tiefen entspannten Schlaf.

Georg bekam Glückwünsche von seinem Vater. Du hast eine tolle Mitarbeiterin an deiner Seite. Es war also nicht falsch, sie eingestellt zu haben, obwohl wir bedenken hatten. Sie ist nicht nur fleißig und talentiert, nein, sie sieht auch noch fabelhaft aus. Das kam ganz besonders zum Vorschein in diesem weißen Traum von Kleid, dass sie vorgeführt hatte. Wie hast du sie dazu überreden können, es selbst zu präsentieren? Das war ein cleverer Schachzug von dir. Hut ab.“, lachte sein Vater.

„Danke Vater. Ich musste sie schon etwas überreden. Aber nur sie konnte dieses Kleid zeigen, dass war mir klar, als ich sie das erste mal darin sah. Keiner anderen hätte dieses Kleid so gestanden wie ihr.“

„Bist du etwa in sie verliebt? So wie du von ihr redest, könnte man es annehmen.“, zwinkerte sein Vater ihm zu.

„Nein. Unsinn. Aber sie ist wirklich eine nette, liebenswerte Person. Aber mein Augenmerk liegt bei jemand anderem.“

„Finde ich schade. Sie würde gut zu dir passen. Und sie weiß, was Arbeit bedeutet. Schau sie dir genauer an. Ich denke, dann bist du meiner Meinung. Ich würde mich freuen, sie als Schwiegertochter in unserer Familie begrüßen zu dürfen.“

„Vater. Es reicht. Ich sagte doch. Ich bin an jemand anderem interessiert.“

„Ok. Ich will und kann dir nicht reinreden. Du musst wissen was du tust.“

„Hallo Frau Hofer. Tolle Modenschau. Wundervolle Kollektion. Wollte mich gerade von meinem Sohn verabschieden. Ich gratuliere euch beiden. Er soll sie bloß nicht gehen lassen. Sie sind ein Juwel. Tschüss ihr beiden.“

„Guten Morgen Georg.“

„Guten Morgen Britta. Alles klar soweit?“

„Ja. Ich konnte schlafen, wie ein Murmeltier. Ich bin froh, dass alles so gut gelaufen ist. Wir sollten uns noch bei unseren Kollegen und Kolleginnen bedanken.“

„Werden wir sofort machen.“

Georg legte den Arm um ihre Schultern und sie gingen zu dem gesamten Team um sich für die gute Arbeit zu bedanken.

„Ich schlage vor, dass wir am Freitagabend ein kleines Fest veranstalten. Ich lade alle ein. Den genauen Ort werde ich euch noch mitteilen.“

Britta schaute ihn groß an.

„Ist mir spontan eingefallen.“, lächelte er.

„Das ist mal ein guter Einfall gewesen.“,gab sie lachend zurück.

„Jetzt wieder alle an die Arbeit. Wir haben eine Menge Aufträge zu erfüllen.“

Georg war zufrieden.

„Britta, ich hoffe wir gehen bald wieder miteinander aus. Es war sehr schön.“

„Wie es die Zeit erlaubt.“,gab Britta zurück.

„Du weißt, was ich gesagt habe. Nicht überarbeiten. Denk an deine Gesundheit.“

„Jawohl Chef.“

Lächelnd ging sie wieder an ihre Arbeit. Sie war dabei, wieder neue Modelle zu entwerfen. Ihre Gedanken aber schweiften mehrmals ab. Sie dachte an den Abend, den sie mit Georg verbracht hatte und wie sie mit ihm tanzte. Warum sollte sie das nicht wiederholen. Beide waren frei und ungebunden. Ein bisschen Spaß ist ja nie verkehrt. Dann dachte sie wieder an die Vergangenheit. Nein, daran wollte sie jetzt nicht denken. Sie freute sich auf einen Abend mit Georg.

Georg hatte eine Verabredung und meldete sich für ein paar Stunden bei Britta ab.

„Hab noch was privates zu erledigen. Denke, dass ich in 4-5 Stunden wieder zurück bin.“

„Ok. Viel Spaß.“

Warum sage ich dass, ich weiß gar nicht um was es geht. Doch wie er aussah,war es was besonderes und wichtig. Wahrscheinlich doch eine Frau, dachte sie etwas traurig. Aber was hatte sie erwartet, dass er ausgerechnet auf sie gewartet hatte. Er hatte jede Menge Gelegenheiten Frauen kennen zu lernen. Das war ihr klar. Also sollte sie sich mal keine Hoffnungen machen. Außerdem war sie auch gar nicht verliebt in ihn. Sie verstanden sich einfach nur gut. Das war alles.

Georg traf sich mit seiner Bekannten und erzählte von dem Erfolg und schwärmte von Britta. Karina, seine Bekanntschaft schaute ihn fragend an.

„Läuft da was zwischen dir und dieser Britta? Wir kennen uns zwar noch nicht so lange, aber es fällt mir auf, dass du glänzende Augen hast, wenn du von ihr sprichst.“

„Unsinn. Wir arbeiten gut zusammen, dass ist alles.“

„Aber du hast mir doch gerade erzählt, dass du auch mit ihr essen und tanzen warst. Das macht man doch nicht einfach nur so?“

„Ich wollte sie einfach ablenken. Sie arbeitet zu viel. Deshalb wollte ich, dass sie sich mal amüsiert.“

„Und? Hat sie?“

Karina schaute ihn fragend und skeptisch an.

„Denke schon. Aber lass uns über uns reden. Wie wär‘s, wenn wir das übernächste Wochenende ans Meer fahren? Ich kann mir einen Tag mehr freimachen. Wie sieht es bei dir aus?“

„Das wäre schön. Ob ich länger frei machen kann, muss ich sehen. Mein Chef ist im Moment etwas schwierig.“

„Läuft das Geschäft nicht gut?“

„Doch. Ich glaube er hat private Probleme.“

„Oh. Dann drück ich mal die Daumen, dass sich das Problem bald lösen lässt. Also bleibt es bei dem Kurzurlaub? Du sagst mir Bescheid?“

„Ok. Freue mich, dass wir mal allein sein können. Sonst sind immer irgendwelche Bekannten um uns herum. Allein waren wir schon lange nicht mehr und du hattest in den letzten Wochen sowieso wenig Zeit für mich.“

„Du weißt aber schon, warum. Die Modenschau stand bevor, da ging es halt nicht anders. Aber wir holen alles nach. Morgen Abend komme ich zu dir, wenn du es willst?“

„Ja. Ich vermisse dich schon.“, schaute sie ihn verliebt an.

Georg nahm sie in den Arm und küsste sie. Sie schlenderten noch Arm in Arm verliebt durch die Stadt, bevor sie sich trennten.

Gutgelaunt kam Georg wieder zurück in die Firma. Gleich schaute er bei Britta vorbei und betrachtete sie aufmerksam. Sie arbeitete gerade an einem neuen Schnitt für einen Mantel.

„Sieht gut aus. Elegant und chic. Auch die Länge find‘ ich gut. Der Schnitt gefällt mir ausgesprochen gut.“

„Findest du?“

„Ja, wenn ich es doch sage. Zeig mal deine anderen Skizzen.“

Auch die gefielen Georg.

Sie betrachtete ihn, als er ihre Zeichnungen begutachtete. Glücklich sieht er aus. Scheint doch eine Frau im Spiel gewesen zu sein. Warum auch nicht. Er sieht ja fabelhaft aus. Ob er sie am Freitag bei der kleinen Betriebsfeier mitbringt? Man wird sehen.

„Ich weiß noch nicht genau, wo wir unser kleines Fest veranstalten können. Was meinst du? Hast du eine Idee?“

„Die Kantine? Oder nein, wie wäre es in dem kleinen Lokal, hier um die Ecke. Da kann man auch schön draußen sitzen und das Essen ist auch prima.“

„Das ist ein guter Vorschlag. Daran habe ich gar nicht gedacht. Ich werde mich gleich darum kümmern. Hoffentlich bin ich nicht zu spät. Ach noch etwas. Deine Skizzen sind super.“

„Danke.“

Georg ging in sein Büro und reservierte ein paar Tische für sein Team. Dann kümmerte er sich noch um ein Hotel, in dass er mit Karina fahren wollte. Vorsichtshalber buchte er für 4 Tage. Er freute sich schon darauf, mit ihr ein paar Tage ganz allein zu sein. Sie bedeutete ihm sehr viel. Sie hatten die gleichen Interessen und ergänzten sich in vielen Dingen. Seit er sie kannte, dachte er sogar übers heiraten nach. Was er ansonsten immer weit von sich schob. Seine Eltern wären begeistert, wenn sie eine Hochzeit im Hause ausrichten könnten. Denn auch

sein Bruder hielt nichts vom heiraten. Er war zwar schon seit längerer Zeit in festen Händen, aber von Heirat wurde da auch nicht gesprochen. Die beiden Brüder verstanden sich super. Sie waren ein Herz und eine Seele. Georgs Bruder war ein Charmeur, groß, schlank, sehr sportlich, braungebrannt. Er hatte blondes etwas längeres Haar, dass ihm immer in ein paar Strähnen ins Gesicht hing. Seine blauen Augen blitzten lustig. Er war immer fröhlich. Ben war 2 Jahre jünger als Georg und Bauzeichner von Beruf.

Die ganze Woche über wurde kräftig gearbeitet. Man konnte schon manche Bestellung erledigen. Britta war damit beschäftigt, schon einige neue Modelle zuzuschneiden. Nach diesem großen Erfolg plante man in ein paar Monaten wieder eine Modenschau, mit mehr Modellen.