Buch lesen: «Handbuch Bio-Gemüse», Seite 2

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Über das Gärtnern

Es gibt viele Aspekte und Facetten des Gärtnerns, auf die wir in diesem Buch aus Platzgründen nicht eingehen können. Doch auf den kommenden Seiten beschreiben wir einige Grundlagen des biologischen Gemüsegärtnerns. Viele weitere Hinweise haben wir bei den einzelnen Kulturarten eingearbeitet.

Es ist eine der schönsten Seiten des Gärtnerns, dass man eigentlich einfach losstarten kann, die Fragen stellen sich dann von selber mit der Zeit, einige recht unmittelbar, andere später. Ein genaues Beobachten der Pflanzen, der Gartentiere und des Bodens und der Wechselwirkung zwischen ihnen, das ist eine der schönsten Herausforderungen des Gärtnerns. Stets jedoch ist ein Garten flexibel, er verzeiht kleine Nachlässigkeiten und größere Missgeschicke. Je besser man den eigenen Garten kennt und je länger man ihn biologisch kultiviert, umso lebendiger wird der Garten und umso größer seine Selbstregulierungskraft. Ein belebter Garten lässt viele Probleme gar nicht erst recht groß werden – sei es, dass Marienkäfer innerhalb weniger Tage einer Blattlaus-Population den Garaus machen, sei es, dass ein reichliches Bodenleben Schadpilze erst gar nicht aufkommen lässt oder ein humusreicher Garten uns GärtnerInnen einen Teil der Gießarbeit abnimmt, weil Humus besonders viel Wasser speichern kann.

Biologisch gärtnern, was sonst?

Für viele HausgärtnerInnen ist es selbstverständlich, dass sie ihren Garten biologisch bewirtschaften, auch wenn sie dies nicht extra betonen. Erfahrene Bio-Gärtnerinnen und Bio-Gärtner wissen, dass biologisches Gemüse frisch aus dem Garten unvergleichlich gut schmeckt. Viele Studien, die konventionelles und biologisches Obst und Gemüse verglichen haben, bestätigen diese Erfahrungen: Biologisch kultiviertes Gemüse hat deutlich mehr Vitamine, Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe. Da Bio-Gemüse nicht mit chemisch-synthetischen Düngemitteln getrieben wird, schmeckt es intensiver und ist haltbarer (z.B. Rote Rüben und Erdäpfel um bis zu 50 %). Bio-Gemüse speichert deutlich weniger Nitrat, enthält weniger Schwermetalle und hat keine Rückstände von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln. In der Schweiz gibt es seit beinahe 30 Jahren einen Langzeitversuch, der die biologische und die biologischdynamische Wirtschaftsweise mit der konventionellen vergleicht (den so genannten DOKVersuch). Ein klares Ergebnis dieses Versuchs ist auch, dass der biologisch-dynamische Landbau die größte Bodenfruchtbarkeit hervorbringt. Ein Vergleich der Erträge ergab 20 % geringere Erträge bei ökologischen Anbausystemen gegenüber konventionellen, obgleich der Einsatz von Düngemitteln und Energie um 34–53 % und der von Pestiziden um 97 % geringer war. Man rechnet im Bio-Landbau durchschnittlich mit 20 % weniger Ertrag verglichen mit dem konventionellen Landbau. Doch neben den vielen genannten Geschmacks- und Inhaltsstoff-Aspekten muss man sagen, dass im Bio-Landbau rund 50 % weniger Dünger und fossile Energie eingesetzt werden. Bio-Landbau ist daher auch aus der Perspektive des Energie-Einsatzes die effizienteste Methode, Land zu bebauen. Biologisch kultivierte Pflanzen können das Bodenleben gut als Ressource nutzen, sie gehen Symbiosen mit Rhizobien-Bakterien und Mykorriza-Pilzen ein, die gezielt Nährstoffe für sie erschließen können. So kann Stickstoff in einem Bio-Garten auf dreierlei Art und Weise für die Pflanze verfügbar werden: Durch Einträge aus der Atmosphäre, durch die Stickstoff-Fixierung durch Leguminosen und durch die laufende Mineralisation der organischen Substanz – so wird aus jeder abgestorbenen Pflanze wiederum die Nahrungsgrundlage für die Pflanzen, die gerade im Garten wachsen. Die Arbeit der Regenwürmer, Bodenpilze, Bakterien und übrigen Mikroorganismen geht Hand in Hand. Da diese Organismen in Bio-Böden aktiver sind, werden zugeführte Nährstoffe (z.B. in Form von Kompost oder Ernterückständen) rascher wieder abgebaut und pflanzenverfügbar und es wird gleichzeitig Humus aufgebaut. In Bio-Böden leben um 50–80 % mehr Regenwürmer als in konventionell bewirtschafteten Böden. Das ist nur eine Zahl aus einer Fülle von Untersuchungen, die belegen, dass Bio-Landbau die Artenvielfalt und Bodenfruchtbarkeit fördert.

Kräuter, Blumen und Gemüse ergänzen einander.

Der Kulturpflanzenforscher Peer Schilperoord postuliert, dass Pflanzen ein Recht darauf hätten, biologisch kultiviert zu werden. Er konnte in einigen Arbeiten zeigen, dass der Einsatz von stickstoffhaltigem Kunstdünger dazu führt, dass die Differenzierungs- und die Reifeprozesse der Kulturpflanzen sich nicht voll entfalten können.

Ich und mein Garten – einige Hinweise für NeogärtnerInnen

Wer einen Garten neu anlegt, braucht zunächst vor allem eines: Geduld. Gerade in den ersten Jahren ist es sehr wichtig, den Standort des Gartens gut kennen zu lernen und die Vorrausetzungen des Gärtnerns einschätzen zu können. Wichtig ist es zunächst, ein Gespür für den Boden zu bekommen – ist er leicht und sandig oder eher schwer, steinig oder tiefgründig (→ Über den Boden). Es kann auch sein, dass es kleine oder große Unterschiede in der Beschaffenheit des Bodens innerhalb des Gartens gibt. Ein Gemüsegarten sollte an der sonnigsten Stelle im Garten angelegt werden, gleichzeitig möglichst nahe am Haus und leicht erreichbar.


Schaugarten der Arche Noah in Schiltern (Niederösterreich)

Wer einen Gemüsegarten – z.B. nach dem Neubau eines Hauses – neu anlegen will, sollte darauf achten, dass während der Bauphase Erdhügel nicht unabgedeckt sind. Auf dem offenen Boden keimen innerhalb kürzester Zeit Unkräuter, die sich wiederum rasch versamen. Und „Unkraut-vergehtnicht“: Die Samen vieler Unkräuter bleiben über Jahre, manche bis Jahrzehnte keimfähig im Boden. Wer neu ins Gärtnern einsteigt, ist gut beraten, einmal kleiner anzufangen und dann von Jahr zu Jahr die Anbauflächen zu vergrößern. Es braucht Zeit, bis man den Boden und die eigenen Vorlieben kennen lernt, bis man ein Gespür dafür bekommt, welche Kulturarten an diesem Standort gut gedeihen und welchen es hier nicht behagt, welche und wie viel Pflege die einzelnen Kulturarten brauchen, wann der Garten viel Aufmerksamkeit benötigt und wann weniger. Wenn man einen Garten neu anlegt, kann man auch einen Teil der Beete mit einer einjährigen oder zweijährigen Gründüngung einsäen, die den Boden gut durchwurzelt und belebt. Ebenso eine gute Kultur, um eine Wiese in Gartenland umzuwandeln sind Erdäpfel (allerdings nicht für Beete, auf denen im Folgejahr Paradeiser angebaut werden sollen). Was die Witterung anbelangt, ist man gut beraten, Bäuerinnen und Bauern der Gegend zu befragen.

Wie groß soll mein Gemüsegarten sein?

Es gibt einige Richtwerte, wie viel Anbaufläche man im Durchschnitt braucht, damit der ganzjährige Gemüsebedarf einer Person teilweise, weitestgehend oder vollständig aus dem Garten gedeckt werden kann. Erfahrungswerte für die Größe eines Nutzgartens sind in untenstehender Tabelle zusammengefasst. Doch letztlich ist die Fruchtbarkeit des Gartens entscheidend, wie viel Gemüse pro Fläche geerntet werden kann. Und daneben gibt es das subjektive Maß, wie viel Gemüsegarten genug für mich ist: Wie viel Arbeit macht mir Spaß? Bis wann ist die Gartenarbeit eine wohltuende Bereicherung und ab wann wird sie zur Belastung? Dies kann von Jahr zu Jahr genauso verschieden sein wie in einzelnen Lebensphasen. Und wenn man oder frau gerade das Haus voller kleiner Kinder hat, ist frisches Gemüse aus dem Garten zwar gerade besonders gefragt und auch Kinder haben ihre Freude, wenn sie im Gemüsegarten herumtollen und ernten können … trotzdem: Viele der üppigen und wunderschönen Gemüsegärten werden von Frauen und Männern bewirtschaftet, deren Kinder schon außer Haus sind und die gerade auch viel Zeit haben, sich dem Garten zu widmen.

Checkliste für einen Bio-Gemüsegarten

• Welchen Boden habe ich?

• Wann ist mit den letzten Frösten im Frühling zu rechnen?

• Wann mit den ersten Frösten im Herbst?

• Wie verlaufen die Tages-, wie die Nachttemperaturen im Laufe des Gartenjahres?

• Wie hoch sind die durchschnittlichen Jahresniederschläge?

• Gibt es für die Region typische Trockenzeiten und wie verteilen sich die Niederschläge über die Monate?

• Wie gieße ich den Garten? Kann ich mit Regentonnen Dachwasser sammeln?

• Wer gießt den Garten, wenn ich auf Urlaub fahre – die Nachbarn oder eine automatische Bewässerung?

• Hat sich die Witterung in der Region in den letzten Jahren verändert?

• Soll der Gemüsegarten den Großteil des Bedarfs an Gemüse, Obst und Kräutern decken oder einen kleineren Teil?

• Wie viel Zeit habe ich fürs Gärtnern?

• Habe ich eine Bezugsquelle für Mist und/ oder Kompost?

• Braucht mein Garten einen Zaun?

• Habe ich die Möglichkeit, Jungpflanzen vorzuziehen?

• Haben Nützlinge genügend Unterschlupfmöglichkeiten in meinem Garten?

• Habe ich gutes Gartenwerkzeug?


Größe des Nutzgartens pro Kopf und Nase
teilweise Selbstversorgung: Gemüse und Kräuter, Beeren und Obst inklusive Wege und Kompostflächen 25 m2 pro Person
weitgehende Selbstversorgung 70 m2 pro Person
vollständige Selbstversorgung 170 m2 pro Person. Davon 20 m2 Gemüse für den Frischverzehr, 40 m2 Lagergemüse und Erdäpfel, 100 m2 für Beeren, Äpfel, Birnen, Nüsse etc. und 10 m2 für Wege und Kompostflächen.

Quelle: Natur im Garten 2000

Aussäen … in Vorkultur oder direkt ins Freiland

Die Vorkultur von Pflanzen kann aus einigen Gründen wichtig sein: Viele Pflanzen haben sehr hohe Keimtemperaturen, die wir ihnen in unseren Gärten gar nicht bieten können – oder erst zu einem viel späteren Zeitpunkt. Die Jungpflanzenanzucht im Haus oder im Gewächshaus ermöglicht eine Vorkultur der Pflanzen und die Pflanzen haben so einen Wachstumsvorsprung und können rascher beerntet werden. Einige Kulturarten wie Melanzani oder Paprika können bei uns ausschließlich über die Jungpflanzenzucht angebaut werden. Bei einer Aussaat im Freiland wäre ihre Kulturdauer so lange, dass die ersten Fröste früher als die ersten reifen Früchte dran wären. Viele Kulturpflanzen wie Salat oder Fenchel können vorgezogen oder direkt gesät werden. Beides hat Vorund Nachteile. Als Vorteil ist immer die Ernteverfrühung zu nennen. Weiters können so manche Schädlinge den bereits größeren Pflanzen nicht mehr so leicht zu Leibe rücken: Etwa Drahtwürmer bei Salatpflanzen oder auch Schnecken bei bereits größeren Gurken- oder Kürbispflanzen. Weiters werden einige vorgezogene Pflanzen wie Sellerie oder Fenchel 1- bis 2-mal pikiert (siehe unten), was jeweils ihr Wurzelwachstum anregt. Andererseits ist das Vorkultivieren eine zusätzliche Arbeit, benötigt einen hellen und warmen Platz, die Pflanzen müssen einige Tage vor dem Auspflanzen abgehärtet werden – also untertags ins Freie und in der Nacht wieder eingeräumt werden – und das Aussetzen ist für die Pflanze ein kleiner Kulturschock. Anders, wenn sie im Freiland von der Keimung an heranwachsen. Diese Pflanzen konnten sich von klein auf an niedrige Nachttemperaturen, an den Wind und an intensive Sonneneinstrahlung gewöhnen. Und: Sie bilden ein anderes – tiefer gehendes – Wurzelsystem aus und sind weniger auf die Gießfreudigkeit der Gärtnerin oder des Gärtners angewiesen. So reichen die Wurzeln von direkt gesätem Salat bis zu 60 cm in die Tiefe, jene von gesetztem nur ca. 30 cm (→ Zeichnung). Aus diesem Grund stresst direkt gesäte Pflanzen Trockenheit nicht so schnell und sie sind schossfester. Die Direktsaat ist bei den meisten Kulturarten nur auf unkrautarmen Böden möglich. Nur Schnellstarter können, wenn sie bereits bei tieferen Temperaturen rasch wachsen können, dem Unkraut davon wachsen. Die Vor- und Nachteile der Vorkultur und Direktsaat sind bei den einzelnen Kulturarten angegeben.

Kleines 1 x 1 der Vorkultur
Die Aussaat

• Jede Kulturpflanze hat eine optimale Keimtemperatur und eine Mindestkeimtemperatur. Bei der optimalen Keimtemperatur keimen die Samen am raschesten und viele Auflaufkrankheiten (meist Pilze, die die kleinen Pflänzchen befallen und rasch hinwegraffen), haben keine Chance, die Pflanzen wachsen ihnen einfach davon. Unterhalb ihrer Mindestkeimtemperatur keimen Samen nicht. Einfache Hilfsmittel, um den Samen genügend Wärme für die Keimung bereitstellen zu können: Aufstellen der Aussaatschalen über einer Wärmequelle wie einem Heizkörper oder einem Kachelofen (allerdings Vorsicht vor dem Austrocknen – am besten mit einer Sprühflasche immer wieder leicht befeuchten). Im Fachhandel erhältlich sind Heizmatten für die Jungpflanzenanzucht, die man genau regulieren kann. Für Pflanzen mit besonders hohen Keimtemperaturen wie Melonen oder Melanzani tun diese Matten gute Dienste (ebenso Heizmatten aus dem Zoofachhandel für Haustiere).

• Neben der Temperatur braucht ein Samen zunächst Feuchtigkeit, damit die Keimprozesse in Gang kommen können. Ein keimendes Samenkorn darf niemals austrocknen, es darf aber auch nicht zu lange im Wasser liegen, sonst erstickt es.


Wer Platz sparen muss, kann Paradeiser auch dicht säen, aber jetzt rasch pikieren.

• Es gibt Samen, die nur keimen, wenn sie am Licht liegen, andere, die nur in der Dunkelheit keimen, und eine dritte Gruppe, die sowohl im Licht, wie auch in der Dunkelheit keimen kann. Ausgesprochene Lichtkeimer sind Salat, Kresse und Basilikum.

• Samen benötigen zum Keimen keinen Dünger. Die Nährstoffe, die sie brauchen, um den Keimprozess am Laufen zu halten, haben sie selbst gespeichert. Im Gegenteil: Keimlinge sind äußerst empfindlich gegen ein Substrat mit zu hohen Düngergaben, diese Salzkonzentration verätzt die feinen Würzelchen und bringt sie rasch zum Absterben oder verursacht Kümmerwuchs. Aussaaterde ist daher stets ungedüngt, Jungpflanzenerde hingegen schon leicht gedüngt.

• Viele Pflanzen können auch im Gewächshaus oder im Frühbeet in Saatkisten ausgesät werden.

• Die optimale Keimtemperatur gilt jeweils nur bis zur Keimung, danach müssen die Pflanzen kühler gestellt werden (auch diese Temperaturen sind bei den einzelnen Kapiteln angegeben). Schließlich müssen die vorgezogenen Pflanzen ja bald mit den kühleren Temperaturen im Freiland zurechtkommen (vor allem mit den größeren Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht).

• Wenn die Nährstoffe im Substrat aufgebraucht sind, müssen die Pflanzen zügig ins Beet gesetzt werden. Müssen die Pflanzen dann noch im Topf bleiben, werden sie „überständig" – sie zeigen Nährstoffmangelsymptome wie aufgehellte und vergilbte Blätter und neigen zum Schossen. Einige Pflanzen wie Gurken oder Melonen sind hier besonders empfindlich und erholen sich ein ganzes Pflanzenleben lang nicht mehr.

• Alle näheren Angaben siehe die einzelnen Kulturarten.


In die Aussaatschale wird zunächst Erde gefüllt, diese gut angepresst und mit einem feinen Strahl befeuchtet. Nach der Aussaat werden Dunkelkeimer leicht mit Erde übersiebt und Erde sowie Samen gut angedrückt, damit die Samen guten Kontakt zum Substrat haben.

Paprika Jungpflanzen reif zum Pikieren


Mit dem Pikierstab ein Loch in die Erde stupfen, die Wurzeln einkürzen und die Pflanze setzen; dann kommt das nächste Pflänzchen an die Reihe.


Paprika Jungpflanzen pikieren

Das Pikieren

• Die Jungpflanzen der meisten Gemüse werden pikiert. Als Werkzeug braucht man einen Pikierstab (→ Foto). Ein breiter Kugelschreiber oder eine alte, runde Nagelfeile können auch gute Dienste tun. Die kleinen Pflänzchen werden in Quickpots oder direkt in kleine Töpfe pikiert, die man bereits mit Jungpflanzenerde gefüllt hat.

• Die meisten Pflanzen können bereits 7-10 Tage nach dem Keimen pikiert werden – sie müssen jedenfalls pikiert werden, bevor sie sich gegenseitig Konkurrenz machen.

• Schwächere Pflanzen werden nicht pikiert, sondern kommen auf den Kompost. So ist das Pikieren auch gleichzeitig eine Auslese auf starkwüchsige und kräftige Pflanzen.

Und so wird’s gemacht:

• Pflanzen müssen zügig pikiert werden, keinesfalls dürfen sie aus der Erde genommen und dann an der Sonne liegen gelassen werden. Daher immer nur einige Pflanzen aus der Erde heben und diese gleich pikieren.

• Wie hoch oder tief die Pflanzen pikiert werden, hängt von der Kulturart ab: Salat, Fenchel und Knollensellerie dürfen keinesfalls zu tief pikiert werden, sie dürfen leicht umfallen. Alle Pflanzen, die am Stamm noch Wurzeln ausbilden können, werden tiefer gesetzt. Wichtig ist dies bei Paprika und Paradeiser. Durch das Pikieren bekommen die Pflanzen mehr Standraum und können sich ober- und unterirdisch kräftiger entwickeln. Zusätzlich wird durch das Einkürzen der Würzelchen das Wurzelwachstum angeregt. Besonders wichtig ist das bei Sellerie.

• Kürbisgewächse werden nicht pikiert, sondern direkt in größere Töpfe gesät. Bei frischem, gut keimfähigem Saatgut 1 Korn pro Topf, bei etwas älterem Saatgut 2–3 Korn und nur das Pflänzchen, das am raschesten gekeimt hat, stehen lassen.

• Nach dem Pikieren die Pflanzen gut angießen und nicht in die pralle Sonne stellen, idealerweise 2-3 Tage schattieren.


Reihensaat


Breitsaat


Horstsaat


1. Aussäen in den gelockerten Boden


2. Einrechen, danach gießen


Aussaat Karotte mit Schnüren und Platzhalter

Kleines 1 x 1 der Direktsaat

Eine Direktsaat von Gemüse ist nur auf unkrautarmen Flächen möglich. Durch eine Bearbeitung des Bodens ca. 2 Wochen vor der geplanten Aussaat kann man die im Boden wartenden Unkrautsamen zur Keimung anregen und die bereits gekeimten Unkräuter dann unmittelbar vor der Saat z.B. mit einer Pendelhacke in den Boden einarbeiten.

Es gibt drei verschiedene Formen, wie man Saatgut in die Beete ausbringen kann: als Breitsaat, als Horstsaat oder als Reihensaat (→ Zeichnungen). Die Unkrautbearbeitung ist bei Aussaaten in Reihen oder Horsten leichter möglich als bei einer Breitsaat. Die Aussaat in Horsten ist bei rankenden Pflanzen üblich, die z.B. um eine Stange herum ausgesät werden.

Und so wird’s gemacht:

• Saatbeet tief lockern

• mit dem Rechen einebnen

• Samen breitwürfig aussäen

• Samen einrechen und angießen (oder auf den Regen warten)

Kleines 1 x 1 des Auspflanzens von Jungpflanzen

Jungpflanzen werden idealerweise an einem schattigen Tag ausgesetzt. Dann verdunsten die Blätter automatisch weniger Wasser. Dort wo es möglich ist, entfernt man unmittelbar vor dem Setzen einen Teil der Blätter oder kürzt die Blätter um ein Drittel ein (z.B. bei Salat), um die Verdunstungsfläche zu reduzieren. Dies ist besonders wichtig bei Pflanzen, die aus einer Saatschale oder einem Saatbeet mit nackten Wurzeln in die Erde kommen. Vor dem Setzen werden die Ballen der Jungpflanzen noch einmal gut angegossen oder am besten gleich in ein Wasserbad gestellt. Starkzehrer stellt man am besten in eine (noch junge) Pflanzenjauche ein (→ Dünger aus dem eigenen Garten). Nach dem Setzen müssen die Wurzeln gut eingeschlemmt, also üppig gegossen werden.


Mit einem Pflanzholz ein ausreichend tiefes Setzloch im Beet vorbereiten. Die Jungpflanze aus dem Topf nehmen, setzen und zügig angießen.


Wenn in den Reihen die Pflanzen versetzt zueinander angebaut werden, kann man den Platz im Beet am besten ausnutzen.


Die Wurzeln des direkt gesäten Salats (rechts) gehen weiter in die Tiefe als bei gepflanztem Salat (links).


Pflanzen brauchen über und unter der Erde genügend Standraum, um gut gedeihen und gute Erträge liefern zu können. Beim Säen und Setzen scheinen die Pflanzabstände oft zu groß, doch weniger an Pflanzen heißt oft mehr an Ertrag.


1. Ziehen der Reihen


2. Auslegen der Jungpflanzen


3. Einsetzen der Jungpflanzen


4. Angießen

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