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Die Dame von Monsoreau

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»Es ist nicht zu leugnen,« sagte der junge Mann, seine ganz mit Kot befleckten Hosen betrachtend, »es ist nicht zu leugnen, dass ich wie Epaminondas, der Thebaner, genötigt sein werde, drei Tage zu Hause zu bleiben, in Betracht, dass ich nur ein Paar Beinkleider habe und nur ein Wamms besitze. Doch verzeiht, Ihr erwiest mir, glaube ich, die Ehre, mich zu fragen.«

»Ja, mein Herr, ich wollte Euch fragen, wie Ihr in dieses Haus gekommen wäret.«

»Das ist zugleich ganz einfach und ganz verwickelt, wie Ihr sehen werdet.«

»Sprecht.«

»Verzeiht, Herr Graf, bis jetzt war ich so unruhig, dass ich Euch Euren Titel zu geben vergaß.«

»Das thut nichts, nur vorwärts.«

»Herr Graf, hört also, was mir begegnete: Ich wohne in der Rue Beautreillis, fünfhundert Schritte von hier, und bin ein armer Anfänger in der Chirurgie, doch nicht ungeschickt, wie ich Euch wohl versichern darf.«

»Ich weiß etwas davon zu sagen.«

»Ich habe viel studiert, aber keine Kunden bekommen,« fuhr der junge Mann fort. »Man nennt mich, wie ich Euch gesagt habe, Remy den Haudouin, Remy, meinem Taufnamen nach, und den Haudouin, weil ich in Nanteuil-le-Haudouin geboren bin. Als vor sieben oder acht Tagen hinter dem Arsenal ein Mensch einen großen Messerstich bekam, nähte ich ihm die Bauchhaut zu und verschloss auf geeignete Weise in dem Inneren dieser Haut die Eingeweide, welche herausgetreten waren. Das machte mir in der Nachbarschaft einen gewissen Ruf, dem ich das Glück zuschreibe, dass ich gestern Nacht durch eine kleine Flötenstimme aufgeweckt wurde.«

»Eine Frauenstimme!« rief Bussy.

»Ja, doch gebt wohl Acht, so bäurisch ich auch sein mag, so bin ich doch überzeugt, dass es die Stimme einer Zofe war. Ich verstehe mich darauf, insofern ich mehr solche Stimmen, als Stimmen von Gebieterinnen gehört habe.«

»Und was tatet Ihr sodann?«

»Ich stand auf und öffnete meine Türe; doch kaum war ich auf dem Ruheplatz, als zwei kleine Hände, nicht zu weich und auch nicht zu hart, mir eine Binde auf dem Gesicht befestigten.«

»Ohne etwas zu sagen?« fragte Bussy.

»Doch wohl, sie sagte zu mir: ›Kommt; versucht nicht, zu sehen, wohin Ihr geht; seid verschwiegen; hier ist Eure Belohnung.‹

»Und diese Belohnung war?«

»Eine Börse Pistolen enthaltend, die sie mir in die Hand drückte.«

»Ah! ah! und was habt Ihr geantwortet?«

»Ich antwortete, ich wäre bereit, meiner reizenden Führerin zu folgen. Ich wusste nicht, war sie reizend oder nicht reizend, doch ich dachte, das Beiwort könnte, wenn auch übertrieben, in jedem Falle nicht schaden.«

»Und Ihr folgtet, ohne eine Bemerkung zu machen, ohne Garantien zu verlangen?«

»Ich habe oft solche Geschichten in den Büchern gelesen und bemerkt, dass immer etwas Angenehmes für den Arzt daraus entsprang. Ich folgte also, wie ich Euch zu sagen die Ehre hatte; man führte mich auf einem harten Boden; es fror, und ich zählte vierhundert, vierhundert fünfzig, fünfhundert und endlich fünfhundert und zwei Schritte.«

»Gut,« sagte Bussy, »das war klug; also müsst Ihr an dieser Türe sein?«

»Ich muss wenigstens nicht fern davon sein, da ich diesmal bis auf vierhundert neun und neunzig zählte, wenn mich nicht die verschmitzte Dirne, ich klage sie dieses schwarzen Verbrechens an, Umwege machen ließ.«

»Ja,« entgegnete Bussy, »aber auch vorausgesetzt, sie hätte an diese Vorsicht gedacht, so muss sie doch wohl, und wenn der Teufel dabei gewesen wäre, irgend ein Zeichen von sich gegeben, irgend ein Wort gesprochen haben.«

»Durchaus nicht.«

»Doch Ihr musstet eineWahrnehmung machen?«

»Ich bemerkte Alles, was man mit Fingern bemerken kann, welche zuweilen die Augen zu ersetzen gewohnt sind, nämlich eine Türe mit Nägeln; hinter der Türe einen Gang, und am Ende des Gangs eine Treppe.«

»Links?«

»So ist es. Ich zählte sogar die Stufen.«

»Wie viel?«

»Zwölf.«

»Und der Eingang sogleich?«

»Ich glaube, eine Hausflur, denn man öffnete drei Türen.«

»Gut.«

»Dann hörte ich eine Stimme: ah! das war die Stimme einer Gebieterin, sanft und lieblich.«

»Ja, ja, es war die ihrige.«

»Gut, es war die ihrige.«

»Ich bin davon überzeugt.«

»Das ist schon etwas, wenn Ihr davon überzeugt seid. Dann schob man mich in das Zimmer, in welchem Ihr lagt, und hieß mich die Binde abnehmen.«

»So ist es.«

»Hierauf erblickte ich Euch.«

»Wo war ich?«

»Ihr laget auf einem Bett.«

»Auf einem Bett von weißem Damast mit goldenen Blumen?«

»Ja.«

»In einem austapezierten Zimmer.«

»Vortrefflich.«

»Mit einem Plafond, woran Figuren?«

»So ist es; dann zwischen zwei Fenstern …«

»Ein Portrait.«

»Bewunderungswürdig.«

»Eine Frau von achtzehn bis zwanzig Jahren vorstellend.«

»Ja.«

»Blond?«

»Sehr gut.«

»Schön wie alle Engel.«

»Schöner.«

»Bravo! Was habt Ihr sodann getan?«

»Ich habe Euch verbunden.«

»Meiner Treue, sehr gut!«

»So gut ich konnte.«

»Ausgezeichnet, mein lieber Herr, ausgezeichnet; denn diesen Morgen war die Wunde beinahe geschlossen und rosenfarbig.«

»Das ist die Wirkung eines von mir bereiteten Balsams, der mir ganz einzig in seiner Art vorkommt. Da ich nicht wusste, an wem ich Versuche machen sollte, so durchlöcherte ich mir die Haut an verschiedenen Stellen, und meiner Treue! die Löcher schlossen sich in zwei bis drei Tagen.«

»Mein lieber Herr Remy,« rief Bussy, »Ihr seid ein Mann zum Entzücken, und ich fühle mich ganz zu Euch hingerissen. Doch hernach, sprecht, was geschah hernach?«

»Ihr wurdet wieder ohnmächtig. Die Stimme erkundigte sich nach Euch.«

»Von wo aus erkundigte sie sich?«

»Von einem Nebenzimmer aus.«

»Ihr habt also die Dame nicht gesehen?«

»Ich habe sie nicht erblickt.«

»Ihr antwortetet ihr?«

»Die Wunde wäre nicht gefährlich und in vier und zwanzig Stunden Alles vorbei.«

»Sie schien zufrieden?«

»Entzückt, denn sie rief: ›Mein Gott! welch ein Glück.‹

»Sie rief, welch ein Glück! mein lieber Herr Remy, ich werde Euer Glück machen. Hernach, hernach …«

»Hernach war Alles geschehen, Ihr wart verbunden, und ich hatte nichts mehr dort zu tun; die Stimme sagte dann zu mir: ›Herr Remy …‹

»Die Stimme wusste Euren Namen?«

»Allerdings, immer in Folge des Abenteuers mit dem Messerstich, das ich Euch erzählt habe.«

»Ganz richtig; die Stimme sagte also zu Euch: ›Herr Remy …‹

›Seid ganz ein Mann von Ehre; gebt eine arme Frau nicht preis, die sich von einem Übermaß von Menschenliebe hinreißen ließ, nehmt wieder Eure Binde und duldet, ohne eine List anzuwenden, dass man Euch nach Hause führt.‹

»Ihr verspracht?«

»Ich gab mein Wort.«

»Und habt es gehalten?«

»Ihr seht es wohl,« antwortete naiv der junge Mann, »Ihr seht es wohl, da ich die Türe suche.«

»Das ist ein herrlicher Zug, der Zug eines galanten Mannes, und ich bin darüber so sehr entzückt, dass ich Euch sage: Nehmt Herr Remy.«

Und Bussy reichte ganz begeistert dem jungen Doktor die Hand.

»Mein Herr,« versetzte Remy verlegen.

»Nehmt! nehmt! Ihr verdient ein Edelmann zu sein.«

»Edler Herr, es ist ein ewiger Ruhm für mich, die Hand des braven Bussy d'Amboise berührt zu haben; mittlerweile trage ich ein Bedenken …«

»Welches?«

»Es waren zehn Pistolen in der Börse.«

»Nun!«

»Das ist zu viel für einen Menschen, der sich seine Besuche mit fünf Sous bezahlen lässt, wenn er sie nicht ganz umsonst macht; und ich suchte das Haus …«

»Um die Börse zurückzugeben?«

»Ganz richtig.«

»Mein lieber Herr Remy, ich schwöre Euch, das ist zu viel Zartgefühl, Ihr habt das Geld auf eine ehrenhafte Weise verdient, und es gehört Euch.«

»Ihr glaubt?« versetzte Remy, in seinem Innern sehr befriedigt.

»Ich stehe Euch dafür; nur hätte Euch die Dame nicht bezahlen sollen, denn ich kenne sie nicht, und sie kennt mich eben so wenig.«

»Ihr seht, das ist abermals ein Grund.«

»Ich wollte damit nur sagen, ich hätte auch eine Schuld gegen Euch.«

»Ihr, eine Schuld gegen mich?«

»Ja, und ich werde mich derselben entledigen. Was macht Ihr in Paris? Lasst hören, sprecht, seid offenherzig, mein lieber Herr Remy.«

»Was ich in Paris mache? Gar nichts, Herr Graf; doch ich würde etwas machen, wenn ich Kunden hätte.«

»Das kommt vortrefflich; ich will Euch vor Allem einen geben: wollt Ihr mich haben? Ich bin ein ausgezeichneter Kunde, denn es vergeht kein Tag, wo ich nicht bei Anderen das schönste Werk des Schöpfers verschlechtere, oder wo nicht bei mir dieses Werk zerstört wird. Sprecht, wollt Ihr es unternehmen, die Löcher zu flicken, die man an meiner Haut macht, oder die ich an den Häuten von Andern machen werde?«

»Ah! Herr Graf, mein Verdienst ist zu gering …«

»Nein, im Gegenteil, Ihr seid der Mann, den ich brauche, oder der Teufel soll mich holen! Ihr habt eine Hand so leicht wie die einer Frau, und dabei den Balsam von Ferragus …«

»Gnädiger Herr!«

»Ihr zieht zu mir; … Ihr habt Eure eigene Wohnung, Eure eigenen Leute; nehmt an, oder bei meinem Worte, Ihr zerreißt mir die Seele. Überdies ist Eure Aufgabe noch nicht beendigt: Ihr habt mir noch einen zweiten Verband aufzulegen, lieber Herr Remy.«

»Herr Graf,« erwiderte der junge Doktor, »ich bin so sehr entzückt, dass ich nicht weiß, wie ich Euch meine Freude ausdrücken soll. Ich werde arbeiten, ich werde Kunden haben!«

»Nein, da ich Euch sage, ich nehme Euch für mich ganz allein … mit meinen Freunden, wohlverstanden. Erinnert Ihr Euch nun keines weiteren Umstandes?«

»Keines.«

»Wohl, so helft mir wenigstens, dass ich mich wieder ausfinde, wenn es möglich ist.«

»Wie?«

»Sagt, Ihr, der Ihr ein Mann der Beobachtung seid, der Ihr die Schritte zählt, der Ihr die Stimmen bemerkt, wie ist es zugegangen, dass ich mich, nachdem Ihr mich verbunden hattet, von diesem Hause auf den Rand der Gräben des Temple versetzt sah?«

 

»Ihr!«

»Ja … ich … Habt Ihr etwa bei dieser Überschaffung geholfen?«

»Nein! ich hätte mich im Gegenteil sehr widersetzt, wäre ich um Rat gefragt worden. Die Kälte konnte Euch bedeutend schaden.«

»Dann werde ich ganz irre,« versetzte Bussy, »wollt Ihr nicht noch ein wenig mit mir suchen?«

»Ich will Alles, was Ihr wollt, edler Herr; doch ich befürchte sehr, es wird vergeblich sein; alle diese Häuser gleichen sich ungemein.«

»Wohl, so muss man bei Tage nachsehen.«

»Ja, doch bei Tage wird man uns wahrnehmen.«

»Dann müssen wir uns erkundigen.«

»Wir wollen uns erkundigen, Monseigneur.«

»Und wir werden zum Ziele gelangen; wir sind nun zu zwei, und wir haben eine Wirklichkeit, was schon viel ist, glaubt mir, Remy.«

Zehntes Kapitel
Was für ein Mann der Herr Oberjägermeister Bryan von Monsoreau war

Es war nicht mehr Freude, sondern beinahe Wahnsinn, was Bussy ergriff, als er die Gewissheit erlangt hatte, dass er die Frau seines Traumes als eine Wirklichkeit betrachten durfte und dass ihm in der Tat diese Frau die edelmütige Gastfreundschaft bewilligt, deren unbestimmte Erinnerung im Grunde seines Herzens zurückgeblieben war.

Er wollte auch den jungen Doktor, den er zu der Stelle seines gewöhnlichen Arztes erhob, nicht von sich lassen. Remy musste, so kothig er war, mit ihm in seine Sänfte steigen; er hatte bange, wenn er ihn nur einen Augenblick entließe, könnte er wie eine zweite Vision verschwinden, und beschloss, denselben mit sich nach dem Hotel Bussy zu nehmen, ihn dort für die Nacht einzuschließen, und dann zu sehen, ob er ihm die Freiheit wiedergeben sollte.

Die ganze Zeit der Rückkehr wurde zu neuen Fragen verwendet; doch die Antworten drehten sich in dem von uns bezeichneten engen Kreise. Remy der Haudouin wußte kaum mehr, als Bussy, außer etwa, dass er fest überzeugt sein konnte, nicht geträumt zu haben, da er nicht in Ohnmacht gefallen war.

Doch für jeden Menschen, der verliebt zu werden anfängt, und Bussy wurde es augenscheinlich, ist es schon viel, wenn er Jemand hat, mit dem er über den geliebten Gegenstand sprechen kann; Remy hatte diese Frau allerdings nicht gesehen; aber das war noch ein Verdienst mehr in den Augen von Bussy, weil ihm dieser begreiflich zu machen suchen konnte, wie sehr sie in jeder Hinsicht über ihrem Portrait erhaben wäre.

Bussy hatte große Lust, die ganze Nacht über die unbekannte Dame zu sprechen, doch Remy begann seine ärztlichen Funktionen damit, dass er von dem Verwundeten verlangte, er solle schlafen oder wenigstens sich niederlegen; die Müdigkeit und der Schmerz gaben dem schönen Edelmann denselben Rat, und diese drei vereinigten Mächte trugen am Ende den Sieg davon.

Doch dies geschah erst, nachdem Bussy selbst seinen neuen Hausgenossen in drei Zimmer einquartiert hatte, die in früheren Jahren seine Wohnung gewesen waren und einen Teil des dritten Stockwerkes des Hotel Bussy bildeten; sicher, der junge Arzt würde, sehr befriedigt durch seine Wohnung und das ihm von der Vorsehung bereitete neue Glück, nicht heimlicher Weise aus dem Hotel entweichen, ging er in die glänzenden Gemächer hinab, die er selbst im ersten Stocke einnahm.

Als er am andern Morgen erwachte, sah er Remy vor seinem Bette stehen. Der junge Mann hatte die ganze Nacht hingebracht, ohne an das Glück glauben zu können, das ihm vom Himmel zufiel, und er erwartete das Erwachen von Bussy, um sich zu versichern, dass er ebenfalls nicht geträumt.

»Nun,« fragte Remy, »wie befindet Ihr Euch?«

»Vortrefflich, mein lieber Aesculap; und Ihr, seid Ihr zufrieden?«

»So zufrieden, mein edler Beschützer, dass ich mein Los gewiss nicht gegen das von Heinrich III. vertauschen würde, obgleich er im Verlauf des gestrigen Tages ein schönes Stück Weg nach dem Himmel zurückgelegt haben muss; doch es handelt sich nicht um dieses, sondern ich muss Eure Wunde sehen.«

»Seht sie.«

Bussy wandte sich auf die Seite, damit der junge Arzt den Verband abnehmen könnte.

Alles ging vortrefflich; die Lefzen waren bereits rosenfarbig und nahe an einander. Der glückliche Bussy hatte gut geschlafen, und Schlummer und Glück kamen dem Wundarzt so zu Hilfe, dass dieser beinahe nichts mehr zu tun harte.

»Was sagt Ihr, Meister Ambroise Paré?« fragte Bussy.

»Ich wage es kaum, Euch zu gestehen, dass Ihr beinahe geheilt seid, denn ich befürchte, Ihr schickt mich in meine Rue Beautreillis, fünfhundert und zwei Schritte von dem bewussten Hause, zurück.«

»Das wir wiederfinden werden, nicht wahr, Remy?«

»Ich glaube wohl.«

»Du sagst also nun, mein Kind?«

»Verzeiht,« rief Remy, Tränen in den Augen, »ich glaube, Ihr habt mich geduzt.«

»Remy, ich duze alle Leute, die ich liebe. Ist es Dir ärgerlich, dass ich Dich geduzt habe?«

»Im Gegenteil,« rief der junge Mann, indem er die Hand von Bussy zu ergreifen und zu küssen suchte, »im Gegenteil. Ich glaubte schlecht gehört zu haben. Oh! gnädiger Herr von Bussy, ich soll also vor Freude verrückt werden.«

»Nein, mein Freund, Du sollst mich nur ebenfalls ein wenig lieben, Du sollst Dich als zum Hause gehörig betrachten und mir erlauben, dass ich heute, während Du Deinen Auszug bewerkstelligst, dem Übernehmen des Estortuaire4 von Seiten des Hofoberjägermeisters beiwohne.

»Ah!« sprach Remy, »wir wollen bereits Torheiten begehen.«

»Ei! nein, ich verspreche Dir, sehr vernünftig zu sein.«

»Doch Ihr müsst reiten?«

»Verdammt, das ist durchaus notwendig.«

»Habt Ihr ein Pferd von sehr sanftem Gange, das dabei gut läuft?«

»Ich habe die Wahl unter Vieren.«

»Wohl, so nehmt das, welches Ihr der Dame vom Portrait zu reiten geben würdet … Ihr wisst?«

»Ob ich weiß! ich glaube wohl. Höre, Remy, Du hast in der Tat für immer den Weg zu meinem Herzen gefunden; ich hatte gewaltig bange, Du würdest mich verhindern, zur Jagd zu reiten, oder vielmehr zu diesem Anscheine von einer Jagd, denn die Damen des Hofes und viele neugierige Frauen der Stadt sind zugelassen. Remy, mein Remy, Du begreifst nun, dass die Dame vom Portrait natürlich entweder zum Hofe, oder zu der Stadt gehören muss. Sicherlich ist es keine einfache Bürgerfrau; die Tapeten, der gemalte Plafond, das Bett von weiß und goldenem Damast, dieser ganze so geschmackvolle Luxus endlich offenbaren eine Frau von Stand, oder wenigstens eine reiche Frau; oh! wenn ich sie dort treffen würde!«

»Alles ist möglich,« erwiderte Remy philosophisch.

»Ausgenommen, das Haus zu finden,« seufzte Bussy.

»Und in dasselbe einzudringen, wenn wir es gefunden haben,« fügte Remy bei.

»Oh! daran denke ich immer erst, wenn ich innen bin; doch sind wir einmal dort, so habe ich ein Mittel.«

»Welches?«

»Ich lasse mir einen andern Degenstich beibringen.«

»Schön, das verleiht mir Hoffnung, dass Ihr mich behalten werdet.«

»Sei unbesorgt,« sprach Bussy, »es ist mir, als wärst Du mir bereits zwanzig Jahre bekannt, und ich vermöchte Deiner nicht mehr zu entbehren, so wahr ich ein Edelmann bin.«

Das reizende Gesicht des jungen Arztes blühte unter dem Ausdrucke einer unsäglichen Freude auf.

»Vorwärts,« sagte er, »es ist abgemacht; Ihr geht auf die Jagd, um die Dame zu suchen, und ich kehre nach der Rue Beautreillis zurück, um das Haus zu suchen.«

»Es wäre seltsam, wenn wir Jeder mit einer Entdeckung zurückkämen!«

Hiernach trennten sich Bussy und der Haudouin mehr wie zwei Freunde, als wie ein Herr und ein Diener.

Es fand wirklich auf Befehl eine große Jagd in dem Walde von Vincennes zur Feier der Übernahme der Funktionen von Herrn Bryan von Monsoreou statt, der einige Wochen zuvor zum Oberstjägermeister ernannt worden war. Die Prozession am vorhergehenden Tage und der rasche Eintritt in die Buße von Seiten des Königs, der seine Fasten am Fasching-Dienstag anfing, ließen einen Augenblick bezweifeln, ob er in Person dieser Jagd beiwohnen würde; denn hatte der König diese Frömmigkeitsanfälle, so geschah es oft, dass er mehrere Wochen den Louvre nicht verließ, wenn er die religiöse Strenge nicht so gar so weit trieb, dass er in ein Kloster ging, doch zum großen Erstaunen des ganzen Hofes erfuhr man gegen neun Uhr Morgens, der König sei nach dem Turm von Vincennes aufgebrochen und halte eine Hirschjagd mit seinem Bruder, Monseigneur dem Herzog von Anjou, und dem ganzen Hofe.

Der Versammlungsplatz war der Rondpoint du Roi Saint-Louis. So nannte man damals einen Kreuzweg, wo man der Sage nach noch die berühmte Eiche sah, unter der der Märtyrer-König Recht gesprochen hatte. Es war alle Welt um neun Uhr versammelt, als der Oberstjägermeister, beinahe dem ganzen Hofe unbekannt und folglich ein Gegenstand der allgemeinen Neugierde, auf einem prächtigen Rappen erschien.

Aller Augen richteten sich nach ihm.

Es war ein Mann von ungefähr fünf und dreißig Jahren, von hoher Gestalt; sein mit Pockennarben bezeichnetes Gesicht und seine, je nach den in ihm vorgehenden Gemütsbewegungen, von flüchtigen Flecken gefärbte Gesichtshaut nahmen den Blick unangenehm gegen ihn ein und zwangen denselben zu einer beharrlicheren Betrachtung, was selten zum Vorteil für denjenigen ausfällt, welchen man prüfend anschaut. Die Sympathien werden in der Tat durch die erste Anschauung hervorgerufen; das treuherzige Auge und das redliche Lächeln haben das Lächeln und die Freundlichkeit des Gegenblickes zur Folge.

Angetan mit einem Leibrock von grünem, ganz mit silbernen Gallonen besetztem Tuche, umgürtet mit dem silbernen Wehrgehänge, worauf das gestickte Wappen des Königs angebracht war, auf dem Haupt ein Barett mit langer Feder, in der linken Hand einen Spieß, mit der rechten den für den König bestimmten Estortuaire schwingend, konnte Herr von Monsereau als ein furchtbarer Herr erscheinen, war aber gewiss kein schöner Edelmann.

»Pfui! welch ein hässliches Gesicht habt Ihr uns von Eurem Gouvernement zurückgebracht, Monseigneur,« sprach Bussy zu dem Herzog von Anjou, »sind das die Edelleute, die Eure Gunst in den Provinzen aussucht? Der Teufel soll mich holen, wenn man einen ähnlichen Menschen in Paris finden würde, das doch sehr groß und sehr mit hässlichen Herren bevölkert ist. Man sagt, ich bemerke Euch zum voraus, dass ich es nicht glauben wollte, man sagt, es sei Euer fester Wille gewesen, dass der König den Oberstjägermeister von Eurer Hand annehme.«

»Der Herr von Monsoreau hat mir gut gedient, und ich belohne ihn,« sprach lakonisch der Herzog von Anjou.

»Gut gesagt, Monseigneur, es erscheint um so schöner von Fürsten, wenn sie dankbar sind, als die Sache selten vorkommt; doch wenn es sich nur um dieses handelt, so habe ich Euch, wie mir dünkt, auch gut gedient und würde, Ihr möget mir glauben, den Leibrock des Oberstjägermeisters noch ganz anders tragen, als dieses große Gespenst. Er hat einen roten Bart; Anfangs bemerkte ich es nicht, und das ist noch eine Schönheit mehr.«

»Es ist mir nicht zu Ohren gekommen, man müsste nach dem Modell von Apollo oder nach dem des Antinous geformt sein, um ein Amt bei Hof einzunehmen,« versetzte der Herzog von Anjou.

»Das ist Euch noch nicht zu Ohren gekommen, Monseigneur?« sprach Bussy mit der größten Kaltblütigkeit, »darüber muss ich mich in der Tat wundern.«

»Ich befrage das Herz und nicht das Gesicht, die geleisteten Dienste und nicht die versprochenen Dienste,« entgegnete der Herzog.

»Eure Hoheit wird vielleicht sagen, ich sei sehr neugierig, doch ich besann mich vergebens, welchen Dienst Euch zu leisten dieser Monsoreau im Stande gewesen sein dürfte.«

»Ah! Bussy,« erwiderte der Herzog verdrießlich, »Ihr seid, wie Ihr selbst gesagt, sehr neugierig, sogar zu neugierig.«

»So sind die Fürsten!« rief Bussy mit seiner gewöhnlichen Freimütigkeit. »Sie fragen fortwährend, man muss ihnen über Alles antworten, und wenn man sie nur ein einziges Mal fragt, so antworten sie nicht.«

»Das ist wahr,« sprach der Herzog von Anjou, »doch weißt Du, was Du tun musst, wenn Du Dich unterrichten willst?«

»Nein.«

»Frage Herrn von Monsoreau selbst.«

 

»Ihr habt, meiner Treue Recht, Monseigneur,« rief Bussy, »und bei ihm, der nur ein einfacher Edelmann ist, bleibt mir wenigstens ein Mittel, wenn er nicht antwortet.«

»Welches?«

»Ihm zu sagen, er sei ein Unverschämter.« Und hiernach dem Prinzen ohne irgend ein Bedenken, vor den Augen seiner Freunde und den Hut in der Hand, den Rücken zuwendend, näherte er sich Herrn von Monsoreau, der zu Pferde mitten in dem Kreise und der Zielpunkt aller Augen, welche bei ihm gleichsam zusammenliefen, mit einer merkwürdigen Kaltblütigkeit wartete, bis ihn der König von der Last aller dieser auf seine Person fallenden Blicke befreien würde.

Als er Bussy mit heiterem Gesicht, lächelndem Munde und den Hut in der Hand auf sich zukommen sah, entrunzelte er sich ein wenig.

»Verzeiht, mein Herr,« sprach Bussy, »doch ich sehe Euch hier sehr allein. Hat Euch die Gunst, die Ihr genießt, bereits so viele Feinde zugezogen, als Ihr acht Tage, ehe Ihr zum Oberstjägermeister ernannt worden seid, Freunde gehabt haben könnt?«

»Meiner Treue, Herr Graf,« antwortete Herr von Monsoreau, »ich würde nicht darauf schwören, doch Wohl beinahe wetten. Aber darf ich wissen, welchem Umstand ich die Ehre, dass Ihr meine Einsamkeit stört, zuzuschreiben habe?«

»Meiner Treue!« antwortete mutig Bussy, »der großen Bewunderung, die mir der Herzog von Anjou für Euch eingeflößt hat.«

»Wie so?«

»Indem er mir Eure Tat erzählte, diejenige, für welche Ihr zum Oberstjägermeister ernannt worden seid.«

Herr von Monsoreau erbleichte dergestalt, dass die Furchen der Pocken, welche sein Gesicht befleckten, ebenso viele schwarze Punkte auf seiner vergilbten Haut zu sein schienen: zugleich schaute er Bussy mit einer Miene an, welche einen heftigen Sturm weissagte.

Bussy sah, dass er einen falschen Weg eingeschlagen hatte. Doch er war nicht der Mann, zurückzuweichen; er gehörte im Gegenteil zu denjenigen, welche eine Unbescheidenheit durch eine Beleidigung auszugleichen pflegten.

»Ihr sagt, mein Herr,« versetzte der Oberstjägermeister, »Monseigneur habe Euch von meiner letzten Tat erzählt?«

»Ja wohl, ganz umständlich, wodurch, ich gestehe es, bei mir das heftige Verlangen entstand, die Erzählung aus Eurem eigenen Munde zu hören.«

Herr von Monsoreau presste den Spieß krampfhaft in seiner Hand, als regte sich in ihm die lebhafte Begierde, sich daraus eine Waffe gegen Herrn von Bussy zu machen.

»Mein Herr,« sprach er, »ich war, meiner Treue! ganz geneigt, Eure Höflichkeit anzuerkennen und mich Eurem Wunsche zu fügen; aber hier kommt leider der König, und das raubt mir meine Zeit; wenn Ihr jedoch wollt, so mag es später geschehen.«

Auf seinem Lieblingspferde, einem schönen isabellfarbigen spanischen Hengste, reitend kam der König wirklich rasch von dem Turm nach dem Kreuzweg.

Bussy ließ seinen Blick einen Halbkreis beschreiben und begegnete den Augen des Prinzen; der Prinz lächelte mit seinem schlimmsten Lächeln.

»Herr und Diener,« dachte Bussy, »sie machen Beide eine hässliche Grimasse, wenn sie lachen; wie ist es aber, wenn sie weinen?«

Der König liebte die schönen und guten Gesichter; er war daher wenig befriedigt durch das von Herrn von Monsoreau, welches er bereits ein Mal gesehen hatte, aber beim zweiten Male eben so wenig nach seinem Geschmack fand, als beim ersten Male. Er nahm jedoch auf eine ziemlich artige Weise den Estortuaire, den der neue Oberstjägermeister ihm der Gewohnheit gemäß, auf einem Knie, darreichte.

Sobald der König bewaffnet war, verkündeten die reisigen Jäger, der Hirsch sei bestätigt, und die Jagd begann.

Bussy hatte sich auf die Seite der Truppe gestellt, um alle Welt an sich vorüberziehen zu sehen; er ließ Niemand vorbei, ohne genau zu prüfen, ob er nicht das Original des Portraits fände; doch vergebens, es waren sehr hübsche, sehr schöne, sehr verführerische Frauen bei dieser Jagd, bei der der Oberstjägermeister zum ersten Male auftrat, aber das reizende Geschöpf, das er suchte, erschien nicht darunter. Er sah sich auf das Gespräch und die Gesellschaft seiner gewöhnlichen Freunde angewiesen. Stets lachend, stets geschwätzig, bot ihm Antraguet viel Zerstreuung in seinem Ärger.

»Wir haben einen abscheulichen Oberstjägermeister,« sagte er zu Bussy, »was denkst Du davon?«

»Ich finde ihn furchtbar, welch eine Familie wird der uns geben, wenn die Personen, die ihm anzugehören die Ehre haben, auch ihm gleichen! Zeige mir doch seine Frau.«

»Der Oberstjägermeister ist noch zu haben, mein Lieber,« versetzte Antraguet.

»Woher weißt Du dies?«

»Von Frau von Vendron, die ihn sehr hübsch findet und gern ihren vierten Gemahl aus ihm machen möchte, wie Lucretia Borgia aus dem Grafen von Este. Seht Ihr, wie sie ihren Fuchs hinter dem Rappen von Monsoreau jagen lässt!«

»Und von welchem Gute ist er Herr?« fragte Bussy.

»Von einer Menge von Gütern.«

»Sie liegen?«

»Bei Anjou.«

»Er ist also reich?«

»Man sagt, es; doch das ist Alles; er scheint von niederem Adel zu sein.«

»Und wer ist die Geliebte von diesem Krautjunker?«

»Er hat keine Geliebte; der würdige Herr bildet sich etwas darauf ein, einzig in seiner Art zu sein; doch sieh, Monseigneur der Herzog von Anjou winkt Dir mit der Hand, gehe geschwinde.«

»Ah! meiner Treue, der Herr Herzog von Anjou wird warten. Dieser Mensch stachelt meine Neugierde. Ich finde ihn seltsam; ich weiß nicht warum, doch man hat solche Gedanken, wenn man den Leuten zum ersten Male begegnet; es scheint mir, ich werde mit ihm einen Strauß auszufechten haben: Und dann der Name Monsoreau!«

»Die Etymologie hiervon ist mir bekannt,« sprach Antraguet, »mein alter Abbé hat es mir diesen Morgen gesagt: Mons Soricis.5«

»Das ist mir ganz lieb,« versetzte Bussy.

»Warte doch,« rief plötzlich Antraguet.

»Was denn?«

»Livarot kennt das.«

»Was kennt er?«

»Den Mons Soricis. Sie sind Gutsnachbarn.«

»Warum sagst Du uns das nicht sogleich? He! Livarot!«

Livarot näherte sich.

»Geschwinde hierher; der Monsoreau?«

»Nun?« fragte der junge Mann.

»Belehre uns über den Monsoreau.«

»Gern.«

»Dauert es lange?«

»Nein, es wird kurz sein. In drei Worten sage ich Euch, was ich davon weiß, und was ich davon denke. Ich habe Furcht vor ihm!«

»Gut! und nun, da Du uns gesagt hast, was Du von ihm denkst, so sage uns, was Du von ihm weißt.«

»Höre! … ich kam eines Abends …«

»Das fängt schrecklich an,« sprach Antraguet.

»Wollt Ihr mich endigen lassen?«

»Ich kam eines Abends, vor ungefähr sechs Monaten, von meinem Oheime d'Entragues durch den Wald von Méridor zurück, als ich plötzlich einen furchtbaren Schrei hörte und einen weißen Zelter, den Sattel leer, in das Gebüsch fort stürzend, vorüber kommen sah; ich gab meinem Pferde die Sporen und gewahrte am Ende einer langen, durch die ersten Schatten der Nacht verfinsterten Allee einen Menschen auf einem Rappen; er ritt nicht, er flog. Derselbe halb erstickte Schrei ließ sich abermals hören, und ich bemerkte vor dem Sattel eine Frau, der er die Hand auf den Mund drückte. Ich hatte meine Jagdbüchse bei mir, Ihr wisst, dass ich ziemlich sicher schieße. Ich nehme ihn auf das Korn und hätte ihn meiner Treue erschossen, wäre nicht die Lunte in dem Augenblick, wo ich losdrückte, erloschen.«

»Nun, und dann?« sagte Bussy.

»Dann fragte ich einen Holzhauer, wer der Herr mit dem Rappen wäre, der Frauen raubte; er antwortete mir, es wäre Herr von Monsoreau.«

»Das macht sich wohl, scheint mir, dass man Frauen raubt,« sprach Antraguet, »nicht wahr, Bussy?«

»Ja,« erwiderte dieser, »doch man lässt sie wenigstens nicht schreien.«

»Und wer war die Frau?« sagte Antraguet.

»Das hat man nie erfahren.«

»Er ist offenbar ein merkwürdiger Mann und ich interessiere mich für ihn,« sprach Bussy.

»Es ist gewiss, dass sich der edle Herr eines furchtbaren Rufes erfreut,« sagte Livarot.

»Erzählt man sich noch andere Geschichten von ihm?«

»Nein, nichts; scheinbar hat er nie großes Unglück gestiftet; er ist sogar, wie man sagt, ziemlich gut gegen seine Bauern, doch dessen ungeachtet fürchtet man ihn in der Gegend, welche bis jetzt das Glück gehabt hat, ihn zu besitzen, wie das Feuer. Er ist ein gewaltiger Jäger wie Nimrod, nicht vor Gott vielleicht, sondern vor dem Teufel, und der König hat somit wohl nie einen ähnlichen Oberstjägermeister gehabt. Gewiss taugt er besser für diesen Posten, als Saint-Luc, dem er Anfangs bestimmt war, welchem er aber durch den Einfluss des Herzogs von Anjou vor der Nase weggeblasen worden ist.«

»Du weißt, dass Dir der Herzog von Anjou immer noch winkt?« sprach Antraguet.

»Gut, lass ihn winken; ei! hast Du erfahren, was man sich von Saint-Luc erzählt?«

»Nein; ist er immer noch Gefangener des Königs?« fragte lachend Livarot.

»Es muss wohl so sein, da er nicht hier ist,« versetzte Antraguet.

»Keines Wegs, mein Lieber, er ist diese Nacht um ein Uhr abgereist, um die Güter seiner Frau zu besuchen.«

»Verbannt?«

»Es sieht ganz so aus.«

»Saint-Luc verbannt, unmöglich!«

»Wahr wie das Evangelium.«

4Der Estortuaire war der Stab, den der Oberstjägermeister dem König übergab, damit er im Galopp reitend die Zweige der Bäume auf die Seite schieben konnte.
5Mäuseberg