D'Artagnan

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D'Artagnan
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Walter Brendel

D’Artagnan

Die wahre Geschichte

Impressum

Texte: © Copyright by Walter Brendel

Umschlag: © Copyright by Gunter Pirntke

Illustrationen: © Copyright by Maurice Leloir

Verlag:

Das historische Buch, Dresden / Brokatbookverlag

Gunter Pirntke

Mühlsdorfer Weg 25

01257 Dresden

gunter.50@gmx.net

Inhalt

Impressum

Vorwort

Historische und fiktive Personen

Ich, d’Artagnan

D’Artagnan und Dumas

D’Artagnan und Gatien de Courtilz de Sandras

D’Artagnan und seine Geschichte

Die Kindheit

Paris und die Musketiere

Der Musketier d’Artagnan

Die Fouquet-Affäre

Zurück bei den Musketieren

Quellen

Vorwort

Der „vierte Musketier“ aus Alexandre Dumas’ Klassiker ist weltberühmt. Aber nicht viele wissen, dass d’Artagnan ein reales Vorbild hatte.

Alexandre Dumas’ Roman „Die drei Musketiere“ gehört zu den Klassikern der Weltliteratur. Und auch, wer das Buch nie gelesen hat, kennt wohl den Namen d’Artagnan. Der „vierte Musketier“ vollbringt gemeinsam mit seinen drei Freunden Arthos, Porthos und Aramis Heldentaten mit Degen und wallendem Umhang. Der Roman basiert auf „D’Artagnans Erinnerungen“, erschienen 1700 von Gatien de Courtilz de Sandras. Co-Autor des Werkes von Dumas war Auguste Maquet, der auch maßgeblich am „Graf von Monte Christo“ beteiligt war. Dumas interessierte sich für den produktiven jungen Schriftsteller und gewann ihn als Mitarbeiter für seine eigenen Romanproduktionen, die jedoch stets unter seinem Namen erschienen.

Aber nicht viele wissen, dass die Figur im Zentrum des Romans ein reales Vorbild hat: den Soldaten Charles de Batz-Castelmore d’Artagnan. Die Dokumentation „D’Artagnan, Die wahre Geschichte“ erzählt die wahre Person des d’Artagnan im Licht der weltberühmten erfundenen. Sie geht nicht nur auf „Die drei Musketiere“ selbst ein, sondern auch die beiden Fortsetzungen, die d’Artagnans Geschichte zu Ende erzählen.

Dabei zeigt sich, dass die Eckdaten nicht unbedingt stimmig sind: Der echte d’Artagnan war ein Musketier im Dienste Ludwigs XIII. und seines Nachfolgers Ludwig XIV., der um 1615 in Gascogne geboren wurde. Auch sein grandioser militärischer Aufstieg und sein Tod bei der Belagerung von Maastricht haben bei Dumas ihre Abbildung gefunden. Doch mit den Details hat es der Romancier alles andere als genau genommen. Wie genau sich der echte Musketier von seinem fiktiven Gegenstück unterscheidet, untersucht das Buch ebenso wie die Frage, ob die drei Musketiere selbst reale Vorbilder hatten. Und was ist mit dem unsterblichen Motto „Einer für alle, alle für einen“? Dabei gibt es ebenso Illustrationen aus Dumas’ Romanen.

Ihren Ruf als degenschwingende Raufbolde verdanken Musketiere zwar den Romanen von Alexandre Dumas. In der Wirklichkeit kämpften sie weder gegen Kardinal Richelieu, noch waren Klingen die bevorzugten Waffen von Frankreichs Gardetruppen.

„Einer für alle, alle für einen“ – das populäre Musketier-Motto steht für den verschworenen Korpsgeist der degenschwingenden Draufgänger. Kleiner Schönheitsfehler: Es stammt nicht wirklich von den Musketieren, sondern aus der Feder Alexandre Dumas. Der solidarisch idealisierte Wahlspruch war dabei nicht die einzige dichterische Freiheit, die Dumas sich nahm.

Die wahre Geschichte soll hier erzählt werden. Charles de Batz de Castelmore (1611/15–1673), ein Kleinadliger aus der Gascogne, absolvierte bei Hofe unter dem gut eingeführten Familiennamen seiner Mutter – d’Artagnan – eine steile Karriere bis hin zum Kommandanten der ersten Kompanie der Musketiere, nach der Fellfarbe ihrer Pferde „die Grauen“ genannt.


D’Artagnan und die drei Musketiere, Illustration von 1894

Doch der echte d’Artagnan lag nicht mit den Schergen des mächtigen Kardinals Richelieu (1585–1642) im Clinch, der unter Ludwig XIII. als Erster Minister faktisch die Regierungsgeschäfte führte. Erst 1644, zwei Jahre nach dessen Tod, wurde d’Artagnan in die Mousquetaires de la garde (Musketiere der Garde) aufgenommen, eine Eliteeinheit, die zu den Haustruppen des Königs gehörte und als höfische Garde, aber auch als Lehrtruppe diente.

Daher drängten sich vor allem Adlige zum Dienst in dieser Einheit, obwohl sie ihre Ausrüstung selbst stellen mussten. Auch Kardinal Richelieu unterhielt eine eigene Musketier-Kompanie, die mit der königlichen in herzlicher Rivalität verbunden war. D’Artagnan machte unter Richelieus Nachfolger, dem Kardinal Mazarin (1602–1661), schnell Karriere. Als Pate und regierender Minister des jungen Ludwig XIV. (1638–1715) betraute Mazarin den Musketier mit zahlreichen brisanten Aufträgen, während im Land durch die adlige Fronde bürgerkriegsähnliche Zustände herrschten.

1652 wurde d’Artagnan zum Fähnrich, 1558 zum Sous-Lieutenant befördert. In diesen Funktionen gewann er das Vertrauen des Königs, der ihm heikle Missionen anvertraute und ihn 1667 zum Capitaine-lieutenant, zum faktischen Kompaniechef ernannte. Das war nicht nur ein militärischer Rang, sondern auch ein hochdotierter höfischer Titel.

In seinen Romanen vermischte Alexandre Dumas also Mythos und Realität. Wobei der Vielschreiber ein feines Gespür für die vermarktbare Geschichtsbegeisterung seiner Zeitgenossen bewies. Dabei setzte er durchaus auf Recherche – wie damals üblich mit anonymen Helferlein.

Inspiriert hatte Dumas der Ex-Musketier und Autor Gatien de Courtilz de Sandras mit seinen „Memoires de M. d’Artagnan“ aus dem Jahr 1700. Gestützt auf eine dünne Faktenlage, waren diese sogenannten Memoiren reich mit Abenteuer- und Schelmengeschichten ausgeschmückt. Ihren Ruf als disziplinlose Draufgänger, Dauerduellanten und Frauenhelden hatten die Musketiere damit weg, was allerdings nur bedingt etwas mit der Realität zu tun hatte.


Mögliches Porträt, um 1700

Denn die zahlreichen Degenduelle, die sich die Musketiere etwa mit den Kollegen aus den Garden Richelieus und Mazarins lieferten, sollten nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Truppe zu den Eliteeinheiten Frankreichs gehörte und damit ein Exempel für die Disziplin bot, die für die stehenden Heere der Neuzeit maßgeblich wurde. Auch war ihre Hauptwaffe nicht die Klingen-, sondern die namengebende Schusswaffe.

Dumas & Co. ließen sich davon nicht beeindrucken. D’Artagnan und seine Mitstreiter Athos, Porthos und Aramis wurden zu Vorbildern eines Leinwandgenres: des Mantel-und-Degen-Films. Kein Wunder, in artistischen Fechtszenen ließ sich mit der Stichwaffe ein romantisch verklärtes Bild des Kampfes Mann gegen Mann zeichnen. Beim Vorderladergewehr hingegen hieß es im Zweifel: ein Schuss und tot. Hätte der Mantel-und-Musketen-Film reüssiert? Wohl kaum.

Eine Musketenkugel besiegelte denn auch das Schicksal von Charles de Batz de Castelmore. Sie traf ihn tödlich bei der Belagerung von Maastricht am 25. Juni 1673. In seinem Heimatort Lupiac erinnern ein Reiterstandbild und ein Museum an den großen Sohn. Der Mythos lebt. Und das wahre Motto von d’Artagnans grauen Musketieren? „Quo ruit et lethum“ steht lateinisch im Banner, was ungefähr so viel heißt wie: Wo sie hinfällt, ist der Tod. Ein Bildnis zeigt eine Kugel, die aus einem Mörser abgeschossen auf eine Stadt trifft. Auch die Musketiere waren in der Realität vor allem – Soldaten ihrer Zeit.

Historische und fiktive Personen

Historisch verbürgte Figuren in den Musketier-Romanen sind Ludwig XIII., Anna von Österreich, Kardinals Richelieu, Herzog von Buckingham, Madame de Chevreuse, John Felton, in den weiteren Teilen (Zwanzig Jahre später und 10 Jahre danach) sind es Karl I., Prinz von Condé, Finanzminister Fouquet und dessen Nachfolger Colbert, Ludwig XIV., Louise de la Vallière, Kardinal Mazarin, Cromwell, Karl II., Henrietta Maria von Frankreich

Völlig fiktiv sind Rochefort, Lady de Winter, Lord de Winter, Constance Bonacieux, Raoul de Bragelonne, Madame de Longueville, Mordaunt und sehr umstritten die Figur des Herzogs von Beaufort.

Was ist nun mit Athos, Porthos und Aramis? Erfindungen von Dumas oder reale Figuren? Beides ist zutreffend.

Beginnen wir mit Aramis. Henri d’Aramitz genannt Aramis (* 1620; † unbekannt) war Laienabt und Musketier in der Compagnie du Roi (Kompanie des Königs – 1. Kompanie) der Mousquetaires de la garde von König Louis XIII.

 

Porträt an der Pforte der ehemaligen Laien-Abtei im Dorf Aramits

Wie Porthos entstammte Aramis einer angesehenen Familie aus dem Béarn. Im Gegensatz zu den anderen Musketieren aus dem Béarn gehörte seine Familie zum Schwertadel. Sein Großvater war der hugenottische Capitaine Pierre d’Aramitz, der im Béarn und in der Region Soule während der Zeit der Jeanne d’Albret eine aktive Rolle in den Religionskriegen spielte. Charles, der jüngere Sohn von Pierre d’Aramitz, diente als erster in der 1. Kompanie der Musketiere und verschaffte seinem Neffen Jean-Armand du Peyrer nach 1634 eine Stelle bei den königlichen Musketieren. Im Mai 1640 wurde Henri d’Aramis der zweite Musketier seiner Familie, er diente in der gleichen Kompanie wie sein Vater. Charles d’Aramitz hatte den Rang eines Maréchal des logis und Fourier inne. 1650 heiratete Henri d’Aramitz, Jeanne de Béarn-Bonasse aus einer der prominentesten katholischen Familien des Béarn. Danach verliert sich seine Spur, niemand weiß etwas über die Umstände oder den Zeitpunkt seines Todes. Es ist nie mit Charles de Batz de Castelmore zusammengetroffen.

Isaac de Portau, genannt Porthos, (* 2. Februar 1617 in Pau; † nach 1643) war ein Musketier in der 1. Kompanie des Königs Ludwig XIII. Wie Athos trat er in die Armee ein und konnte eine Stelle in der Compagnie von François de Guillon, seigneur des Essarts im Régiment des Gardes françaises erhalten. Essarts war der Schwager von Monsieur de Tréville, dem Hauptmann im Regiment der königlichen Musketiere. Ab 1640 nahm an den Feldzügen des Jahres teil. 1642 kehrte er nach Perpignan zurück und war dann in Lyon zu finden. Im Jahre 1643 verließ er die Musketiere. Ein letztes Mal wird er danach als Aufseher über die Munition der Festung Navarrenx erwähnt. Danach verliert sich seine Spur, niemand weiß etwas über die Umstände oder den Zeitpunkt seines Todes. Dumas macht aus Porthos einen treuen Kameraden, bärenstark, manchmal etwas rau und sehr impulsiv, der sich nicht so gepflegt auszudrücken weiß wie zum Beispiel Athos, auch nicht über dessen oder Aramis’ Klugheit verfügt, aber ein gutes Herz hat. Die Romanfigur als solche fiktiv.


Porträt von Porthos auf einer Münze

Armand de Sillègue d’Athos d’Autevielle, genannt Athos (* 1615 in Athos-Aspis (Béarn); † 21. Dezember 1645 in Paris) war ebenfalls ein Musketier in der 1. Kompanie der Musketiere von König Louis XIII. Er inspirierte Gatien de Courtilz de Sandras und danach auch Alexandre Dumas zu seiner fiktiven Figur des „Athos“, auch „comte de la Fère“. Athos leitete seinen Namen von der kleinen Burg Athos-Aspis ab. Als jüngster Sohn hatte er keine Hoffnung auf eine Erbschaft der Seigneuries d’Athos und d’Autevielle machen konnte. Es blieb ihm daher, wie so vielen anderen, nur das Militär oder die Geistlichkeit. Wie auch Porthos kam er später zuerst als Cadet im Régiment des Gardes françaises und 1640 zu den Musketieren. Über sein Leben ist nicht viel bekannt, lediglich dass er als Jugendlicher aus Béarn kam und dass er am 21. Dezember 1645 noch in jungen Jahren wahrscheinlich im Duell getötet wurde, wie es im Sterberegister der Kirche Saint-Sulpice in Paris verzeichnet ist. Dumas machte aus Athos einen geheimnisvollen, sehr ruhigen und überlegten Mann mit einer großen Vergangenheit. In dem Roman „Die drei Musketiere“ stammt Athos aus einer großen adeligen Familie, welche Ländereien in Berry besitzt. Er schreibt ihm außerdem einen Sohn zu, Raoul, den Vicomte de Bragelonne, der aus einer unehelichen Liebesaffäre mit Madame de Chevreuse hervorgegangen sein soll. Auch nur eine fiktive Romanfigur.


Porträt des Athos auf einer Münze

Und der legendäre Hauptmann der Musketiere? Gab es ihm wirklich oder nur in der Fantasy von Dumas?


Jean-Armand du Peyrer, Comte de Tréville

Jean-Armand du Peyrer, Comte de Tréville, auch de Troisville (* 1598 in Oloron-Sainte-Marie; † 8. Mai 1672 in Trois-Villes), war ein französischer Offizier während der Regierungszeit Ludwigs XIII. Tréville wurde 1598 in Oloron-Sainte-Marie geboren. Der Vater erwarb 1607 das Landgut Trois-Villes, eine nachmalige französische Gemeinde. Der mit dem Erwerb verbundene Adelsstand ermöglichte es dem Sohn später, eine Offizierslaufbahn im Régiment des Gardes françaises einzuschlagen, in die er 1616 eintrat. Er wechselte dann zu den Mousquetaires de la garde und nahm als Musketier 1627–1628 an der Belagerung von La Rochelle teil. 1634 wurde Tréville Capitaine-lieutenant (Kommandierender) der „Compagnie du Roi“ (die Kompanie des Königs war immer die 1. Kompanie) der Musketiere. Mehrere Verwandte Trévilles traten den Musketieren bei, darunter 1640 seine Cousins. Nach dem Tod Ludwigs XIII. erhob dessen Witwe Anna, als Regentin für den noch minderjährigen Ludwig XIV., 1643 Tréville in den Grafenstand. Aufgrund von Differenzen mit dem Ersten Minister Jules Mazarin gab Tréville 1646 seinen Posten bei der königlichen Garde auf und zog sich auf seine Güter zurück, wo er 1672 starb.

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