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... Geständnis ohne Reue

Eine homoerotische Geschichte von

Saskia Pasíon

Liebe Leser,

ich habe bewusst auch in dieser Story auf Kondome verzichtet, da erfundene Personen in fiktiven Handlungen solche eben nicht benötigen. Ich vertraue darauf, dass meine Leser aufgeklärt sind und Wahrheit und Fiktion unterscheiden können und überlasse ihnen die Entscheidung, wie sie im realen Leben verfahren, ohne mahnend den Zeigefinger zu erheben.

»In zwei Stunden in Bad Homburg!«, forderte die Stimme am Telefon.

»Gut. Ich werde pünktlich sein. Bitte wartet mit dem Verhör, bis ich da bin.« Ralf steckte das Handy zurück ins Etui, das an seinem Gürtel baumelte, und drehte sich zu Melissa um. Er wollte raus hier. Gleich. Nicht erst in eineinhalb Stunden.

»Du brauchst nichts zu sagen. Weißt du schon, wie lange es dauern wird?«, zischte seine Freundin. »Du weißt, wie wichtig dieses Treffen für meine Galerie ist!«

»Ich weiß, meine Liebe. Ich fürchte, es wird spät! Ich werde bei Harry schlafen. Außerdem habe ich es satt, bei deinen illustren Freunden den Kripo-Clown zu spielen. Du wusstest vorher, worauf du dich einlässt. Ich bin ja nicht dein erster Polizist!«, entgegnete er spöttisch.

»Dann werde ich mich wohl nach einer anderen männlichen Begleitung umsehen müssen!«, fauchte sie, vermutlich in der Hoffnung, ihn eifersüchtig zu machen.

»Ja, das ist eine gute Idee!«, rief er ihr noch über die Schulter zu, bevor die Haustür hinter ihm mit einem dumpfen Knall ins Schloss fiel.

Im Auto steckte er sich erst einmal eine Zigarette an, lehnte sich zurück und grübelte. Sie hatte ja recht. Insgeheim hoffte er, dass sie sich einen Liebhaber zulegte und mit ihm durchbrannte und er seine Ruhe hätte. Leider tat sie ihm den Gefallen nicht. Ihre Beziehung war eine Katastrophe. Die Liebe war längst gestorben und hatte dem tristen Alltag voller Gewohnheit und ohne Highlights Platz gemacht – ziemlich schnell nach dem Kennenlernen. Sie kannten sich jetzt drei Jahre. Ich muss endlich den Absprung schaffen! Er hatte es bis heute einfach nicht übers Herz gebracht, sich von ihr zu trennen, obwohl es schon mehr als einmal Gesprächsthema war. Sie hatte es immer wieder geschafft, ihn am Gehen zu hindern. Melissa litt unter Depressionen. Einmal hatte sie einen halbherzigen Suizidversuch unternommen. Sie hatte sich in der Badewanne die Pulsadern aufgeschnitten, weil er ihr in der Nacht davor erklärt hatte, dass er gehen würde. Hatte allerdings damit gewartet, bis sie sein Auto vor der Tür hörte. Bereits drei abgebrochene Therapien konnte sie verzeichnen.

Zurzeit war sie auf einem absoluten Hoch, was sicher an ihrer neuen Galerie lag, die sie zusammen mit einer Freundin vor drei Monaten übernommen hatte. In ihrem neuen Künstler-Bekanntenkreis war er als Kommissar ein gern gesehener Gast. Aber weder Kunst noch diese Leute interessierten ihn sonderlich. Er musste zugeben, dass auch Melissa ihn nicht interessierte. Schon lange nicht mehr. Er musste scheinbar hart an sich arbeiten, um sich nicht mehr von ihr erpressen zu lassen. Wenn er das jemals schaffen sollte, würde er frei sein. Und könnte einfach gehen! Dieser Gedanke hielt ihn aufrecht. Dieser Gedanke und sein Doppelleben, das er seit fast einem Jahr führte. Niemand wusste davon, nicht einmal Harry, sein bester Freund und Kollege.

Er hatte seine Zigarette in Gedanken versunken fast aufgeraucht. Jetzt muss ich losfahren, bevor sie etwas merkt!«, ging es ihm durch den Kopf. Er startete den Wagen und fuhr los. Langsam fuhr er durch die Frankfurter Innenstadt in Richtung Bad Homburg. Er hatte viel Zeit ...

Sein Auto parkte er auf einer stark frequentierten Straße und ging zehn Minuten zu Fuß, bis er vor dem Tor eines riesigen Anwesens stand. Das Haus selbst war versteckt hinter Büschen und Bäumen. Er schaute nach allen Seiten, um sich zu vergewissern, dass ihn niemand beobachtete. Dann drückte er den Knopf eines kleinen Senders und das Tor öffnete sich leise surrend. Mit großen Schritten eilte er zum Haus, in das er sich mit dem gleichen Sender Zugang verschaffte. In der Küche besorgte er sich eine Cola, mit der er sich auf die Couch in dem großen Wohnzimmer setzte. Ihm blieben noch knapp 90 Minuten ...

Vor einem Jahr ...

Ralf, alle Kollegen aus dem Morddezernat und viele aus anderen Abteilungen standen am Grab ihrer »Prinzessin«. Ronald Karl, ein Staatsanwalt, hatte gerade mit tränenverschleiertem Blick die Grabrede gehalten.

»Prinzessin«, wie sie das erst wenige Tage alte Mädchen genannt hatten, war grässlich zugerichtet vor Wochen tot aufgefunden worden. Der Fall hatte ganz Deutschland entsetzt. Die Ermittlungen liefen ins Leere. Es gab keine Spur. Weder zur Mutter noch zum Mörder oder der Mörderin. Dieser spektakuläre und grausame Fall hatte Spuren bei allen Kollegen hinterlassen. Eine junge Kollegin, die erst zwei Monate im Team war, als sie diesen Fall bekamen, war zusammengebrochen und hatte sich sofort versetzen lassen. Auch er hatte vor, das morgen zu tun. Er hatte die Nase voll, konnte diesen Abschaum nicht mehr ertragen. Sie alle hatten zusammengelegt, um dem kleinen Mädchen wenigstens eine würdige Beerdigung zu schenken.

Ralf stand wie versteinert an diesem kleinen Grab. Er haderte nicht nur mit dem Schicksal, sondern auch mit seinem ganzen Leben, vor allem seiner Beziehung. Er hatte Melissa gebeten, mit auf diese Beerdigung zu gehen. Sie hatte sich geweigert. Er solle sich nicht so anstellen wegen eines fremden Balges. Bei diesen Worten war etwas in ihm zerbrochen. Er hatte sich wortlos umgedreht und die Nacht bei seinem besten Freund Harry verbracht. Seitdem hatten sie kein Wort mehr miteinander gewechselt. Er konnte nicht begreifen, wie ein Mensch so herzlos sein kann.

Ronald Karl hatte seine Rede beendet. Selbst die abgebrühten Männer aus dem Präsidium wischten sich verstohlen die Tränen weg. Nach der Beisetzung löste sich die Gruppe nach und nach auf. Die meisten Kollegen mussten wieder zur Arbeit. Nur das Team, das an diesem Fall arbeitete, hatte sich für den Rest des Tages freigenommen. Der Staatsanwalt schlug vor, nach Friedberg zu fahren. Dort gab es eine Bar, wo niemand sie erkennen würde.

»Lasst uns dort etwas trinken. Ich spendiere das Taxi und geb' einen aus«, lud er die Gruppe ein. Die Bar war eine ziemlich düstere Spelunke in einem kleinen Dorf. Die Männer setzten sich an einen Tisch in der hintersten Ecke und gaben sich einvernehmlich die Kanne. Ralf, der normalerweise kaum Alkohol trank, spürte die Wirkung sofort. Nachdem es draußen bereits dunkel geworden war, verabschiedeten sich die Kollegen und fuhren mit einem Taxi zurück nach Frankfurt. Nur er und Ronald blieben. Beide zog es nicht nach Hause. Der Staatsanwalt war schwul und lebte allein. Ralf konnte Melissa heute noch weniger ertragen als sonst. Beide waren erschüttert, konnten die Geschehnisse nicht einfach abstreifen. Die Bilder des Säuglings hatten sich unauslöschlich in ihrem Bewusstsein eingebrannt. Je mehr Alkohol floss, desto schlechter ging es Ralf. Das Letzte in der Bar, woran er sich erinnern konnte, war, dass Ron ihm unter dem Tisch plötzlich in den Schritt gegriffen hatte. Er hatte, trotz des vielen Alkohols, ziemlich heftig reagiert. Sein Glied war in Sekundenschnelle hart geworden, wie nie zuvor. Er hatte Ron entsetzt angesehen und versucht zu protestieren: »Ich bin doch nicht schwul, lassen Sie das!«

»Und was ist das hier?«, hatte Ron spöttisch gefragt und Ralfs Erektion fester gedrückt. »Nenn mich Ron, und wir können uns duzen!« Auch Ron hatte jede Menge Alkohol intus, aber er schien trotzdem fit zu sein.

Dann kam das schwarze Loch. Blackout! Wie das weitergegangen war ... Ralf hatte keinen blassen Schimmer. Seine nächste Erinnerung: eiskaltes Wasser, das auf seinen Körper prasselte. Zitternd stand er unter der Dusche. Schlagartig nüchtern. Nackt. Ron stand grinsend vor ihm. Ebenfalls nackt. Mit den Worten: »Na, da bist du ja wieder!«, regulierte er die Temperatur auf 40 Grad und kam unter die Dusche. Beim Anblick von Rons hartem Schaft, der steil und leicht zitternd in die Luft ragte, bekam auch Ralf sofort eine Erektion. Ron drehte ihn um und schmiegte sich an seinen Rücken. Sein Schwanz streichelte Ralfs Po, rieb sich in der Spalte. Ron nahm Duschgel und seifte Ralf liebevoll ein. Brust, Bauch und dann das steinharte Glied. Seine Finger umschlossen es, der Daumen umkreiste die pralle Eichel, die andere Hand massierte gefühlvoll Ralfs Hoden. Der stützte sich an den Kacheln ab, legte seinen Kopf in den Nacken, presste seinen Po an den Unterleib des anderen und keuchte. Ron biss ihm zart in den Hals. »Kein ... Knutschfleck ... bitte ... wie geil ... jetzt ...«, konnte Ralf nur noch stammeln, bevor er spritzte. Ron hielt stöhnend den pumpenden Schwanz in der Hand, rieb sich ein paarmal an Ralf und spritzte ihm auf Rücken und Po. Dann umarmte er Ralf, schmiegte sich eng an ihn. So standen sie eine Zeitlang ganz still und kosteten ihre Nähe aus. Ralfs Herz klopfte bis zum Hals. Er beendete das Schweigen und fragte: »Was machen wir nun?«

»Duschen, abtrocknen und ins Bett gehen. Wenn du bleiben willst. Ich kann dir auch ein Taxi bestellen«, antwortete Ron trocken.

»Du weißt, was ich meine!«

»Ja, ich weiß, was du meinst. Ich will heute Nacht nicht mehr reden. Lass uns so tun, als seien wir zu betrunken, um zu reden. Das holen wir morgen nach.«

Während sie sich trocken rubbelten, überlegte Ralf, ob er nach Hause fahren oder bleiben sollte. Er hatte Feuer gefangen ... und blieb.

Ron führte ihn ins Schlafzimmer und drückte ihn sanft auf die Matratze.

»Ron, ich bin nicht schwul!«, flüsterte Ralf unsicher.

»Nein, natürlich nicht. Sagen wir ... Du bist bi!«, erwiderte Ron leise. Es wurde die geilste und gleichzeitig zärtlichste Nacht, die Ralf jemals erlebt hatte.

 

Am nächsten Morgen erwachte er in den Armen des Staatsanwaltes. Als ihm das bewusst wurde, schloss er schnell wieder die Augen, als hätte das irgendetwas ändern können. Rons Hand umschloss Ralfs morgendliche Erektion und es gefiel ihm. Sehr sogar. Viel zu sehr. Es war einfach schön, in Rons Armen aufzuwachen. Aber er wollte in diesem Augenblick nicht denken. Später. In diesem Augenblick war er geil. An seinem Po spürte er den steifen Schwanz, der sich zart an ihm rieb und Ron, der sich an seinen Rücken schmiegte, fühlte dessen Lippen an seinem Hals, an seinem Ohr. Verzückt wunderte er sich, wie zärtlich Männer untereinander sein können, und griff nach hinten, um Rons Oberschenkel und Po zu streicheln. Fuhr gleich darauf mit seiner Hand zwischen Rons Bauch und seinen Po, um den harten Schaft zu umfassen und zu reiben. Ron atmete schwer an seinem Hals. »Ja, das ist gut, hör bloß nicht auf!«, flüsterte er. Als Ralf spürte, wie Rons Schwanz noch etwas stärker anschwoll, drückte er an der Wurzel fest zu. So konnte er seinen eigenen Orgasmus immer hinauszögern. Auch bei Ron funktionierte das und der tat es ihm gleich. Es verging eine kleine Ewigkeit, bis sie es nicht mehr verhindern konnten. Ralf spürte, wie das Sperma durch Rons harten Schaft schoss, und spritzte ihm fast gleichzeitig in die Hand. Eng aneinandergekuschelt dösten sie wieder ein. Erst als Rons Radiowecker plötzlich laute Musik spielte, schreckten sie hoch.

»Geh du zuerst duschen, ich mache uns Kaffee. Den können wir gut gebrauchen. Auto sollten wir heute lieber nicht fahren. Zum Glück habe ich keinen Termin. Ich werde wohl heute früher nach Hause gehen!«, sagte Ron grinsend.

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