Oberbayern

Text
0
Kritiken
Leseprobe
Als gelesen kennzeichnen
Wie Sie das Buch nach dem Kauf lesen
Oberbayern
Schriftart:Kleiner AaGrößer Aa

IMPRESSUM

Deutschland – Oberbayern

50 Tipps abseits der ausgetretenen Pfade

Michaela Urban

© 2021 360° medien

Marie-Curie-Straße 31 I 40822 Mettmann

www.360grad-medien.de

Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung sowie Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Der Inhalt des Werkes wurde sorgfältig recherchiert, ist jedoch teilweise der Subjektivität unterworfen und bleibt ohne Gewähr für Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität.

Redaktion und Lektorat: Christine Walter

Satz und Layout: Serpil Sevim-Haase

Gedruckt und gebunden:

Himmer GmbH Druckerei & Verlag I Steinerne Furt 95 I 86167 Augsburg

www.himmer.de

Bildnachweis: siehe Seite 256

ISBN: 978-3-96855-009-1

epub ISBN: 978-3-96855-112-8

mobi ISBN: 978-3-96855-113-5

Hergestellt in Deutschland

www.360grad-medien.de

Michaela Urban

OBERBAYERN


VORWORT

Imposante Berggipfel, tiefblaue Seen und grüne Almwiesen – die Szenerie Oberbayerns wirkt an vielen Orten wie einem Heimatfilm entsprungen. Kein Wunder, dass die Region zu den beliebtesten Urlaubszielen in Deutschland zählt und Besucher aus nah und fern anzieht. Neben der Hauptstadt München sind es vor allem die Märchenschlösser König Ludwigs und die großen Seen, die jeder Gast auf seiner Liste an Must-Sees zu haben scheint. Dass sich an Sommertagen dann lange Schlangen bilden und Stress schon auf der Anfahrt dorthin herrscht, ist somit leider kein Wunder. Doch auch viele Ausflugsziele in der zweiten Reihe werden mittlerweile überrannt. Dabei müsste das nicht sein. Es gibt immer noch unzählige Destinationen in Oberbayern, die in den wenigsten Reiseführern erwähnt werden und selbst an Wochenenden wenig besucht sind.

Sie müssen dafür nicht unbedingt eine neunstündige Wanderung auf steile Gipfel im Grenzgebiet auf sich nehmen (auch wenn ich in diesem kleinen Buch einen solchen Ausflug auf das Stadelhorn vorschlage). Wer sich informiert, sich fernab von Touristenzentren, Bergbahnen und Gasthäusern begibt und auch einmal ein paar Meter läuft, wird überrascht sein, wie schnell man selbst in Oberbayern noch wunderbar einsame Stellen finden kann.

Sind Sie zum Beispiel schon einmal in die urigen Auenwälder an der Donau eingetaucht oder haben die wilde Flusslandschaft der Isar erkundet? Oder wie wäre es mit einer Wanderung durch malerische Moore, in denen es um einen herum nur so summt und brummt? Und waren Sie eigentlich schon einmal in einem Gries, in dem die Landschaft ringsum in Schotter unterzugehen scheint? Für heiße Sommertage habe ich eine Fülle an Tipps zu einsamen Seen und abgelegenen Schluchten, und wer nicht nur gerne am, sondern auch auf dem Wasser unterwegs ist, wird einige Ideen zu Paddeltouren auf den schönsten Gewässern Oberbayerns bekommen. Da Wasser in all seinen Formen immer ein lohnenswertes Ziel ist, stelle ich auch versteckte Wasserfälle und eine Eishöhle vor, die sich vor ihren viel bekannteren österreichischen Verwandten nicht zu verstecken braucht.


An der wilden Isar bei Wallgau

Wo wenig Menschen unterwegs sind, trifft man oft auch auf eine überraschend reiche Tierwelt. Und so kann es sein, dass Sie sich an einigen in diesem Buch vorgeschlagenen Destinationen schon einmal Auge in Auge mit Wildschweinen, Hirschen oder Steinböcken wiederfinden werden. Selbst seltene Schlangen und scheue Murmeltiere könnten Ihnen zu Gesicht kommen und auch kleinere, aber nicht weniger besondere Vertreter der einheimischen Fauna kreuzen wahrscheinlich früher oder später Ihren Weg.

Natürlich dürfen in einem Reiseführer zu Oberbayern auch die typischen Bergtouren nicht fehlen. Doch statt auf allseits bekannte Gipfel, schicke ich meine Leser lieber auf Berge ohne Hüttenwirtschaft, auf denen man sich keinen Platz erkämpfen muss, sondern seine mitgebrachte Brotzeit auspacken und einen unverstellten Panoramablick auf die traumhafte Landschaft um sich herum genießen kann. Trotz eines Fokus auf Ausflüge ins Grüne ist dieser Reiseführer nicht nur für Naturliebhaber. Auch historisch Interessierte werden fündig. So zeige ich Ihnen, wo Sie nach versteinerten Fossilien suchen und Spuren der alten Kelten und Römer finden können.

Egal ob Jung oder Alt, gemütlicher Wanderer oder sportbegeisterter Gipfelstürmer, Familie oder Einzelgänger – dieses kleine Buch beinhaltet 50 wunderbare Ideen für jedermanns Geschmack. Spätestens nach dem Lesen dieses außergewöhnlichen Reiseführers werden Sie sich fragen „Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah?“ In diesem Sinne: Viel Spaß bei der Erkundung Oberbayerns abseits der ausgetretenen Pfade!

Michaela Urban, michaelaurban.com

INHALTSVERZEICHNIS

NÖRDLICHES OBERBAYERN

1.Altmühl: Wanderpaddeln auf dem gemütlichsten Fluss Oberbayerns

2.Kipfenberg: Am Limes entlang der Grenze des Römischen Reiches

3.Fossiliensteinbruch Schamhaupten: Archäologe für einen Tag

4.Donau-Auen: Bayerisches Auenland

5.Hopfenlehrpfad Wolnzach: Auf den Spurendes Bier-Aromas

6.Scheyrer Keltenweg: Spaziergang in dieVergangenheit

MÜNCHNER UMLAND

7.Weltwald Freising: Globetrotten im Kranzberger Forst

8.Isarauen: Grünes Idyll entlang der Mittleren Isar

9.Amperauen: Natur pur vor den Toren Fürstenfeldbrucks

10.Ebersberger Forst: Wo sich Wildschwein und Hirsch„Gute Nacht“ sagen

11.Maisinger Schlucht: Wasserwanderung abseits vom Starnberger Trubel

12.Leutstettener Moos: Auf Erkundungstour im verlandeten Würmsee

PFAFFENWINKEL

13.Lechpark Pössinger Au: Durch den Wildpark in Teufelsküche

14.Paterzeller Eibenwald: Refugium für Europas älteste Baumart

15.Schnalz-Panoramaweg: Runter ins Tal und rauf auf den Berg

16.Osterseen: Malerisches Überbleibsel aus der Eiszeit

17.Ammerschlucht: Der Grand Canyon Oberbayerns

18.Staffelsee: Paddeltour durchs Herz des Blauen Landes

19.Murnauer Moos: Sumpflandschaft der Superlative

20.Moorerlebnispfad Benediktbeuern: Eldorado für Kinder und Vogelfreunde

ZUGSPITZREGION

21.Hasentalkopf: Lohnenswerte Kraxelei

22.Friederberg: Bike und Hike zum doppelten Gipfelsturm

23.Höllentalklamm: Teuflisch gutes Schluchtenabenteuer

24.Schachenschloss: Ein wahr gewordener,königlicher Traum

25.Barmsee: Bayerische Bilderbuchlandschaft

26.Eschenlainetal: Schluchtentour mit Erfrischungsfaktor

MIESBACHER UND TÖLZER OBERLAND

27.Isarspitz: Im Orchideenparadies Pupplinger Au

 

28.Dietramszell: Filmreife Weiherrunde durch den Zeller Wald

29.Valleyer Mangfalltal: Natur und Kultur im Tal, das nicht nur Künstler inspiriert

30.Glasbach Wasserfall: Erfrischende Wanderungim Sonnental

31.Wallgau: An der wilden Isar

32.Hochalm: Kleiner Gipfel mit großartiger Aussicht

33.Aiplspitz, Benzingspitz und Jägerkamp: Gipfelrauschim Mangfallgebirge

34.Soinsee: Auf den Spuren von Bruno, dem Braunbären

35.Lacherspitze, Seewandköpfl, Wildalpjoch und Käserwand: Vier Gipfel auf einen Streich

CHIEMGAU UND INNTAL

36.Haager Land: Zu Besuch bei den stummen Zeugen der letzten Eiszeit

37.Salzach: Grenzenloser Paddelspaß zwischen Deutschland und Österreich

38.Eggstätt-Hemhofer Seenplatte: Einmalige Wasserwelt zu Füßen der Alpen

39.Alz: Paddelspaß für jedermann

40.Schönramer Filz: Mooriges Herz des Rupertiwinkels

41.Jenbachtal: Wildes Wasser in sanfter Umgebung

42.Gießenbachklamm: Gemütliches Schluchten-abenteuer für die ganze Familie

43.Weitsee, Mittersee und Lödensee: Idyllisches Seen-Trio

44.Saurüsselkopf: Der bayerische Schlangenberg

BERCHTESGADENER LAND

45.Schellenberger Eishöhle: Deutschlands größter Kühlschrank

46.Weißbachschlucht: Wildwasser zu Füßen der Deutschen Alpenstraße

47.Aschauer Klamm: Immer bergan am Wasser entlang

48.Stadelhorn: Auf den höchsten Gipfel der Reiter Alm

49.Wimbachgries: Im Schuttstrom des Watzmann

50.Kahlersberg: Gipfelglück hoch über dem Königssee

BILDNACHWEIS


NÖRDLICHES OBERBAYERN


In den Donau-Auen

NÖRDLICHES OBERBAYERN

1.Altmühl: Wanderpaddeln auf dem gemütlichsten Fluss Oberbayerns

2.Kipfenberg: Am Limes entlang der Grenze des Römischen Reiches

3.Fossiliensteinbruch Schamhaupten: Archäologe für einen Tag

4.Donau-Auen: Bayerisches Auenland

5.Hopfenlehrpfad Wolnzach: Auf den Spurendes Bier-Aromas

6.Scheyrer Keltenweg: Spaziergang in dieVergangenheit


1. ALTMÜHL: WANDERPADDELN AUF DEM GEMÜTLICHSTEN FLUSS OBERBAYERNS

Ob nur für ein paar Stunden oder gleich mehrere Tage – die langsam fließende Altmühl ist ein Paddel-Eldorado sowohl für Anfänger als auch alte Hasen. Und neben der natürlichen Schönheit des Flusses auf seinem Weg durch das Herz des Naturparks Altmühltal gibt es entlang seiner Ufer zahlreiche weitere interessante Sehenswürdigkeiten, für die sich ein Ausstieg lohnt.

Jeder, der schon einmal mit dem Kanu oder Kajak unterwegs war, kennt dieses Gefühl wie man mit jedem Paddelschlag mehr und mehr mit dem Wasser und seiner Umgebung verschmilzt. Alltagssorgen lösen sich in Luft auf, der Kopf wird frei und der Blick öffnet sich für die Pracht um einen herum. Detox pur, wie man heute sagen würde.


Mit dem Kanu unterwegs auf der Altmühl

Als langsamster Fluss Bayerns ist die Altmühl geradezu perfekt für diese Art von Auszeit. Auch Paddelanfänger und Familien können dieses ultimative Sommervergnügen für Naturliebhaber genießen, denn die einzige Gefahr sind Wehre, die entweder über Bootsrutschen bestritten oder dank rechtzeitiger Warnschilder umgangen werden. Für mehrtägige Ausflüge gibt es spezielle Bootsrastplätze, wo man direkt an der Altmühl sein Zelt für die Nacht aufschlagen darf. Und dank eines perfekten Services von Bootsverleihern vor Ort, die auch den Rücktransfer zum Ausgangspunkt übernehmen, muss man sich um fast nichts kümmern.


Erhaben thront die Willibaldsburg über dem Fluss bei Eichstätt

Wer keine acht Tage Zeit hat für die komplette 153 Kilometer lange Tour auf der Altmühl vom Ursprung in Franken bis zur Mündung in Niederbayern, der steht vor der Qual der Wahl, welche Etappe er sich aussucht. Im oberbayerischen Teil, in dem circa die Hälfte der Strecke liegt, wäre da zum Beispiel gleich der erste Abschnitt bei Mörnsheim eine gute Idee, wo man den Fluss mit Schwung auf Bootsrutschen herunter gleitet, bevor in Dollnstein gemütliche Biergärten zum Aussteigen verleiten. Anschließend zieht auf dem Weg nach Breitenfurt der 45 Meter hohe Burgsteinfelsen mit seinen zahlreichen Kletterern alle Blicke auf sich. Ab hier öffnet sich das Tal, und es beginnt der Abschnitt, der früher das Gebiet der Ur-Donau war und sich auch heute noch unglaublich idyllisch präsentiert. Anschließend gibt es eine Stadttour der anderen Art, wenn es durch Eichstätt geht. Hier lassen sich selbst vom Wasser aus schon viele imposanten Bauwerke und prächtige Kirchen zu Füßen der Willibaldsburg bewundern.


Eckturm des nachgebauten, römischen Kastells bei Pfünz

Wer möglichst einsam unterwegs sein möchte, der sollte sich im oberbayerischen Teil die von Eichstätt flussabwärts gelegenen Abschnitte vornehmen. Nach wenigen Kilometern auf dem Wasser gelangt man beispielsweise nach Pfünz, wo eine Steinbrücke aus dem 15. Jahrhundert den Fluss überspannt und sich ein Besuch des teilweise wiederaufgebauten römischen Kastells Castra Vetoniana lohnt. Letzteres wurde im ersten Jahrhundert nach Christus auf einem 42 Meter hohen Jurasporn zwischen dem Tal der Altmühl und dem des Pfünzer Baches errichtet und ist Bestandteil des 2005 zum UNESCO-Weltkulturerbe erhobenen Obergermanisch-Raetischen Limes. Anschließend führt der Fluss durch eines der bedeutendsten Naturschutzgebiete im Umland, die Gungoldinger Wacholderheide. Diese ist im Mittelalter durch Waldrodung entstanden und wird bis heute durch Schafe beweidet, wodurch auf den sonnenverwöhnten und trockenen Hängen eine einzigartige und teilweise auch seltene Flora gedeiht.


Blick von der Arnsberger Leite auf die Altmühl bei Sonnenuntergang

Je weiter man nach Osten kommt, desto breiter wird der Fluss und gewinnt an Strömung. Das Tal wird offener, und wer die Bergkuppen absucht, sieht hin und wieder alte Burgruinen. Von der offiziellen Grenze zwischen Niederbayern und Oberbayern kurz hinter Kottingwörth sind es dann nur noch vier Kilometer, bis die Altmühl bei Dietfurt in den Main-Donau-Kanal mündet.

INFO

Lage: oberbayerischer Teil zwischen Altendorf (Gemeinde Mörnsheim) und Kottingwörth (Gemeinde Beilngries)

Anfahrt: Die genaue Anfahrt hängt vom Start- bzw. Zielort und dem Bootsverleiher ab. Beginnt man seine Wasserwanderung in Eichstätt, so liegt die Einsetzstelle beim Herzogsteg. Der große Parkplatz dort liegt direkt östlich vom Bahnhof auf der gegenüberliegenden Flussseite der Residenz.

Öffnungszeiten: immer

Eintritt: nichts

Aktivitäten: Paddeln, Baden

 Bootsverleihe: zahlreiche lokale Bootsverleihe finden sich entlang der Altmühl und bieten meist auch einen Rücktransport zum Ausgangspunkt an; Preise ab 25/30/35/40 EUR p. d. für 1er/2er/3er/4er-Kanu oder Kajak; naturpark-altmuehltal.de/bootsvermietung

Unterkünfte:

 Offizielle Bootsrastplätze: einfache, wildromantische Zeltplätze mit Toilette und Feuerstelle und teilweise auch Wasser und Unterstellhütte direkt an der Altmühl; vom 1. Mai bis 30. September geöffnet; keine Reservierung für Einzelreisende und Kleingruppen unter zehn Personen notwendig; Zeltplatz 3 EUR pro Nacht (max. zwei Nächte); naturpark-altmuehltal.de/bootsrastplaetze

Hinweise: Vor Beginn der Tour sollte man unbedingt Infos zu möglichem Hoch- oder Niedrigwasser einholen. Es darf nur an ausgewiesenen Stellen gezeltet, Feuer gemacht und das Boot zu Wasser gelassen werden. Auf die sensible Tier und Pflanzenwelt ist Rücksicht zu nehmen, in dem man z. B. nicht auf Kiesbänken anlandet und Abstand zu Schilf- und Uferzonen hält. Auf dem Wasser sind Schwimmwesten zu tragen.

2. KIPFENBERG: AM LIMES ENTLANG DER GRENZE DES RÖMISCHEN REICHES

Mitten durch das Altmühltal verläuft das UNESCO-Welterbe Obergermanisch-Raetischer Limes, welcher die einstige Grenze im Norden des römischen Imperiums bildete. Auf den Spuren der alten Römer führt der Limesrundweg bei Kipfenberg entlang des einstigen Walls und zu einer beeindruckenden Wachtturmreplika, mit Blick über ein ehemaliges Kastell. Ein Ausflug für alle, die Geschichte gerne hautnah erleben.


Blick zur Burg in Kipfenberg

Ein idealer Ausgangspunkt für eine Limes-Wanderung ist der geografische Mittelpunkt Bayerns, genauer gesagt Kipfenberg. In der gleichnamigen Burg dort ist das Römer und Bajuwaren Museum untergebracht, welches ein perfekter Einstieg für alle Geschichtsinteressierten ist. Hier wird Wissen spannend vermittelt und anschaulich erlebbar gemacht. Außerdem ist dort der regionale Infopoint Limes untergebracht, der Besucher mit Informationen zu den zahlreichen Limes-Sehenswürdigkeiten im Altmühltal versorgt.

 

Der Limes ist das größte archäologische Denkmal Europas und diente zur Sicherung der Nordgrenze des Römischen Reiches. Um das Jahr 15 v. Chr. hatte Rom begonnen sein Imperium nördlich der Alpen auszudehnen, und um sich vor Überfällen der wilden, germanischen Stämme zu schützen, errichtete man einzelne Wachttürme. Diese wurden im Laufe der Zeit miteinander verbunden, und der Limes (lateinisch für Grenze) war geboren. Anfangs aus Holzpalisaden, wurde er in späteren Stadien aus Steinmauern gebaut. Der Obergermanisch-Raetische Limes war nur ein Teil der gigantischen Außengrenze des Römischen Reiches und erstreckte sich 550 Kilometer zwischen Rheinbrohl am Rhein und Kastell Eining an der Donau. Er bestand bis etwa 260 n. Chr., dem Ende der römischen Herrschaft in Raetien nördlich der Donau, und sein Verlauf ist auch heute noch vielerorts erkennbar.


Replika eines römischen Wachtturms bei Kipfenberg

Von Kipfenberg aus folgt man dem offiziellen, 18 Kilometer langen Limesrundwanderweg, welcher als Wanderweg 10 gut ausgeschildert ist. Im ersten Teil bis Hirnstetten hält er sich weitgehend an den Originalverlauf der einstigen römischen Nordgrenze, wobei der Schuttwall hier teilweise noch besonders gut erhalten ist. Über die Altmühlbrücke gelangt man vom Kipfenberger Marktplatz auf dem Weg nach Westen bereits nach kurzer Zeit zum bewaldeten Geländesporn des Pfahlbucks, der von hoch aufragenden, steilen Felswänden getragen wird. Seit den ersten Ausgrabungen hier Ende des 19. Jahrhunderts wurde unter anderem das steinerne Fundament eines ehemaligen Wachtturms entdeckt.


Reste der ehemaligen Bebauung

Um Besuchern einen Eindruck geben zu können, wie solch ein Bauwerk aussah, hat man eine hölzerne Vorgängerversion inklusive Balustrade und einem Teilstück Palisadenzaun so originalgetreu wie möglich rekonstruiert. Aus einer luftigen Höhe von acht Metern bietet sie Besuchern einen perfekten Blick links und rechts entlang der Limesmauer bis ins Tal zum ehemaligen Kastell Böhming, dessen überwachsener, viereckiger Grundriss heute nur noch schemenhaft zu erkennen ist. Innerhalb der markanten, eineinhalb Meter hohen Wallkanten findet sich nun allerdings eine Kirche mit Friedhof und Nebengebäude. Durch diesen direkten Blickkontakt und einer Sicht über das gesamt Altmühltal von Böhming bis Ilbling abwärts war dieser wiederaufgebaute Turm strategisch besonders wichtig. Nachrichten anderer Türme liefen hier zusammen, und im Notfall konnten die im Kastell stationierten Truppen schnell mobilisiert werden, um einzugreifen.


Rekonstruierter Palisadenzaun

Im Dorf Hirnstetten verlässt man den ursprünglichen Limesverlauf, biegt nach Süden ab und geht im Wald nach links Richtung Pfahldorf weiter. Von hier aus wandert man Richtung Altmühl, im Norden an Böhming vorbei und anschließend wieder nach Kipfenberg zurück.

INFO

Lage: 15 Kilometer nordöstlich von Eichstätt

Anfahrt: Verlässt man das Eichstätter Zentrum Richtung Osten über anfangs die Römerstraße und anschließend die Kipfenberger Straße, so gelangt man mehr oder weniger entlang der Altmühl nach circa 23 Kilometern nach Kipfenberg. Am Marktplatz biegt man nach rechts auf die Haderstraße ab, verlässt diese allerdings schon nach wenigen Metern um nach links auf die Burgstraße zu gelangen, die einen nach einem Kilometer zum Römer und Bajuwaren Museum bringt.

Öffnungszeiten: immer

Eintritt: nichts

 Römer und Bajuwaren Museum: archäologisches, volkskundliches und heimatkundliches Museum, das Geschichte anschaulich erleben lässt; Öffnungszeiten von Montag bis Samstag von Juni bis August von 10 bis 18 Uhr sowie im April, Mai, September und Oktober von 10 bis 16 Uhr, außerdem immer sonntags und feiertags von 10 bis 16 Uhr (November bis März) bzw. von 10 bis 18 Uhr (April bis Oktober); 5/2,50 EUR Erwachsener/Kind (bis 17 J.); Burg Kipfenberg, Burg 1, 85110 Kipfenberg, Tel.: 08465 905707,bajuwaren-kipfenberg.de

Aktivitäten: Wandern

Unterkünfte:

 Hotel & Gasthof Zur Linde: einfaches Hotel in idyllischer Lage mit Naturschwimmteich; Doppelzimmer ab 100 EUR; Bachweg 2, 85110 Kipfenberg/Schambach, Tel.: 08465 94150, linde-altmuehltal.de

 Zum Blauen Hecht: familiengeführtes Gasthaus im traditionellen Altmühl-Fischerdorf Grösdorf; Doppelzimmer ab 70 EUR; Irlahüller Weg 2, 85110 Kipfenberg/Grösdorf, Tel.: 08465 1066, zumblauenhecht.de