Die gesellige Hausfrau 1892

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Die gesellige Hausfrau 1892
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Die gesellige

 Hausfrau



Plaudereien über Geselligkeit, Ratschläge für Gesellschaften, Feste, Bazare, Festspiele, Aufführungen, Unterhaltungen etc.



von



Frau Isa von der Lütt



(Verfasserin der „Eleganten Hausfrau“),

 mit Beiträgen von Georg von Bemming.














Weitere Bücher von Isa von der Lütt im Verlag Rockstuhl:







„Das feine Dienstmädchen wie es sein soll.“ 1898 | Reprint 2011 – ISBN 978 - 3-86777 - 297-6







„Die gesellige Hausfrau“. 1900| Reprint 2012 – ISBN 978 - 3-86777 - 324-9







„Aus dem Leben des Artigen Mariechen und des Unartigen Emil.“ (mit Georg Ohm). 1900







Impressum





Umschlaggestaltung:

 Harald Rockstuhl, Bad Langensalza



Titelbild:

 Porträt um 1900.



Original Sammlung Harald Rockstuhl





Bisherige Auflagen:







2. Auflage 1892 – 3. Auflage 1893 – 4. Auflage 1900







Leipzig und Stuttgart, Deutsche Verlagsanstalt





1. Reprintauflage 2014





ISBN 978-3-86777-344-7







Wortgetreue Transkription





Repro und Satz:

 Harald Rockstuhl, Bad Langensalza/​Thüringen





Original im Besitz von Harald Rockstuhl, Bad Langensalza





1. digitale Auflage:

 Zeilenwert GmbH





ISBN 978-3-86777-803-9





Die Deutsche Nationalbibliothek

 verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über

http://dnb.d-nb.de

 abrufbar.










Inhaber: Harald Rockstuhl







Mitglied des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels e. V.







Lange Brüdergasse 12 in D-99947 Bad Langensalza/​Thüringen







Telefon: 03603/​81 22 46 Telefax: 03603/​81 22 47









www.literaturversand.de








Inhaltsverzeichnis





Cover







Titel







Impressum









Plaudereien über Geselligkeit. Ratschläge für Gesellschaften, Feste, Bazare









Über den Geist der Geselligkeit und von Festen überhaupt







Kleiner Tee







Japanischen Tees (Chanoyou)







Chinesischen Tee







Wohltätigkeitsfeste (Bazare etc.)







Chinesischen Bazarfest







Blumen-Lauben-Bazar







Kunst-Ausstellungen







Tee-Abende







Kinderfest







Familienfeste







Verlobung, Polterabend, Hochzeit







Silber- und Goldhochzeit







Jubiläen, Geburtstage







Namensfest







Tauffeste







I. Teil –

Für den Winter

 – Silvesterspiel. Silvesterbräuche. Neujahr







Neujahrs-Gruß. Dramatische Aufführung







Der Karneval: Allgemeines







Ball-Empire







Ein Mäuseball







Vegetarierfest







Pelzmärtel-Nikolaus







II. Teil –

Für das Frühjahr

 – Festspiele, Aufführungen, Unterhaltungen







Allgemeines







Des Frühlings-Einzug. Ein Frühlingsfest im Salon







Osterscherze







III. Teil –

Für den Sommer







Maibowlenscherz. Eine heitere Aufführung







Johannisfeier. Ein Spiel mit Sang und Tanz







Ländliche Kirchweih







Die Entstehung des Schäferspiels







Das Orakel, ein Liebesrezept (Schäferspiel im Geschmack der Rokokozeit)







IV. Teil –

Familienfeste

 – Festspiele, Aufführungen u. s. w.







Liebe und Heimat. Festspiel für Verlobung oder Polterabend







Die Speisekammer. Ein Scherz für Polterabend







Die Hausgeister. Ein Polterabendscherz







Übergabe einer Bibel Festspiel für Silberhochzeit, Polterabend, Geburtstag Jubiläum







Ein Psalm. Festspiel für goldene Hochzeit







V. Teil –

Unterhaltungen verschiedener Art.







Lebende Bilder







Illustrierte Lieder







Bildergalerie Wachsfiguren







Charaden







Ein Traum am Kamin. Ein Chradenspiel







Sprichwörter, Redensarten







Liebe? Sprichwörterdarstellungen. „Stille Wasser sind tief“. I.-VIII. Scene







Causerie. (Wortspiel über feu und feuer.)







„Salonliebe“. Dramatische Salonscene







VI. Teil –

Das Überbrettl im Salon.







Ein Überbrettl-Programm







Prolog







Liebeswerbung. Tanzpantomime







Das Recht der Persönlichkeit. Drama in 4 Akten und 4 Minuten







Das Überkind. Moderner Monolog







Fußnoten







Über den Geist der Geselligkeit und von Festen überhaupt.



Wie weit, wie weit entfernt ist im allgemeinen unsere Geselligkeit von dem schönen Begriff froher Gemeinsamkeit; wie weit, wie weit entfernt sind im allgemeinen unsere Gesellschaften von dem schönen Begriff froher Feste, von dem edel-heiteren Reiz „froher Feste“ nach „saueren Wochen“.



Verpflichtung hier, Verpflichtung dort, sind das nicht allermeist die treibenden Punkte? Ist’s nicht meist dieser Geist des Zwanges, des Unfreiwilligen, zum mindesten der Geist der geschäftsmäßigen, gleichgültigen, gegenseitigen „Abtuns“, der uns aus unseren Gesellschaften so kalt anweht?

 



Manchmal wohl macht ein besonders gastlich denkendes Haus es seinen Gästen wärmer als gebräuchlich; manchmal wohl müht sich die Eitelkeit einer gesellig ruhmdürstigen Hausfrau, einen „besonders hübschen Abend“, ein „besonders schönes Fest“ zu erzielen.



Wie selten aber, wie verschwindend selten spüren die Geladenen den Geist wahrer Gastlichkeit, den Geist der Güte, den Geist der Liebe, einen Geist, der aus warmem Herzen lädt, nicht nur „wenn man muß“, sondern auch wen es und wer uns freut; einen Geist, der nicht nur den Mund, sondern auch das Herz lächeln läßt, einen Geist, der jeden Raum gleich lieblich erhellt – der prunkende Lüstre, die fürstlichen Wachskerzen in silbernen Kandelabern, oder auch nur die bescheidene, rosabeschirmte Lampe erleuchte ihn, – einen Geist, der das Wort: „hab’ deinen Bruder lieb“ sich deutet in: „hab’ deine Gäste lieb“.



Lächelt Ihr, meine jungen Freundinnen, seid Ihr erstaunt oder gar indigniert, daß ich die selbstlose, allgemeine, große Bruderliebe für eine so weltliche, unwichtige Sache, wie es Geselligkeit, Gesellschaften, Feste sind, fordere?



Tut es nicht, meine lieben Freundinnen, sondern denkt an die Hochzeit zu Canaan. Denkt, daß die liebliche Predigt dieser holden Jesusgeschichte uns sagt: nicht weltfremd, nicht weltfern ist wahrer Christusgeist! Kein Zweierlei gibt es für ihn, kein Leben jetzt in, jetzt außer diesem Geist. Das ganze Leben durchdringt er, ganz wie es ist in Leid und Freud. Immer ist er dabei, gekannt oder unerkannt, leise atmend, nicht in Sprüchen und Reden sich blähend. Nie verscheucht wird er von menschlicher Fröhlichkeit, sonnigem Lachen. Nie flieht er die Freude, die aus den Quellen schöpft, welche in den Heimatfluren der gottgeborenen Menschenseele des Guten, Wahren, Schönen rinnen und willig sich schöpfen lassen in die kleinsten Becherchen, in die mächtigsten Krüge.



Wohl der Hausfrau, die in diesem Geiste zu sich lädt, die aus diesen Quellen ihre Gäste labt!



Der lebendige Zauber der Gemeinsamkeit, des sich Aneinandererfreuens, Aneinandererhebens webt und schafft allzeit in ihrem Kreise. Sie adelt, beseelt, schmückt, füllt jedes ihrer Feste, um das sie sich ernstlich müht, das allen, aber auch jedem Freude bieten, jedem etwas geben will.



Und auch die Stunde flüchtigen, ausruhenden Geplauders an ihrem alltäglichen, stillen Teetisch ist niemals verloren. Nie wird man aus ihrem Hause gehen mit dem Gefühl einer vergeudeten Stunde oder schlimmer noch mit der halbbewußten, halb unbewußten, bitter nachschmeckenden Empfindung, Genosse, wenn auch vielleicht nur ein mitfortgerissener, neutraler Genosse gewesen zu sein bei etwas Ungutem, Unedlem, Unrechtem, sei’s auch noch so salonfähig verkappt in Erscheinung getreten.



Immer scheucht sie, die heitere, aber sichere Hüterin ihrer reinen, stolzen Herdesflamme – zwar nicht den willkommenen, lachenden Scherz, den schalkhaften Humor, die scharf sich kreuzenden Redeklingen, das übermütige Genecke, den pfeilsicheren Witz – nein, nie verbannt sie das Salz des Geistes und des Lebens aus ihrem Kreise, aber immer scheucht sie die häßlichen, harten, lieblosen, neidischen Nachtvögel der Menschenseele, die so oft in geselliger Unterhaltung emporflattern, davon.



Mit leiser Wendung erstickt sie die Reden, die erröten machen, lenkt sie ab den Pfeil, der verwunden, verschüttet sie den Tropfen, der vergiften sollte.



Sind aber doch einmal etwa gar zu viele andersgeistige Elemente in ihren Kreis geraten, und drohen diese den goldenen, appollinischen Wagen ihrer Geselligkeit in die allgemeinen, besser, gemeinen Geleise des Klatsches und Tratsches zu verfahren, dann suchen ihre Gedanken rasch nach einem gewandten Wagenführer – er heiße nun Witz, Phantasie, Laune oder Mode –, der ihn ihr zurücklenke.



Oft ist’s dann ein munteres Spiel, das unter ihrem Winke nur noch lustige Vögel, keine häßlichen mehr entkerkert.



Aus diesem Geiste heraus – – – – aber ich fürchte, ich schwärme meinen ungeduldigen Leserinnen zu lange nur von dem „rechten Geiste“ vor. Mir ist es, als hörte ich sie zürnend sagen: „Der Worte sind genug gewechselt, laßt uns nun endlich Taten sehn!“ Wir hofften etwas Tatsächliches, Greifbares, etwas bequem Verwendbares zur Verschönerung und Belebung unserer Gesellschaften zu bekommen und hören nichts, als schwärmerische, allgemeine Betrachtungen.“



Verzeihung, aber ich konnte es nicht unterdrücken! Zu oft, zu betrübend legte sich mir dies alles schon auf die Seele – ich mußte es einmal sagen!



Und nun rasch zum „Tatsächlichen“. Bevor ich Ihnen, meine lieben Freundinnen, aber diese, in der Vorrede versprochene Lese geselliger Hilfsmittel vorlege, möchte ich doch noch etwas Allgemeines vorausschicken: Nicht nur meine Empfindung, auch meine nun schon alte Erfahrung hat mir gezeigt: Ein Hauptmittel, um Gesellschaften einen besonderen Reiz zu verleihen, ist, ihnen Stimmung zu geben, sie sinnvoll, stilvoll zu gestalten.



Am leichtesten und zugleich schönsten wird der Reiz der Stimmung, des Sinn- und Stilvollen erreicht durch Betonen des gegenwärtigen Jahresmomentes, durch das Hereinziehen des Naturlebens.



Solche festliche Betonung findet sich von Beginn der Kulturgeschichte an in Volksbräuchen und Volksspielen ausgedrückt. Diejenige Hausfrau, welche den Lauf des Jahres auch im Hinblick auf ihre Geselligkeit, denkend mitlebt und nötigen Falles sich an richtigen Stellen Rat und Hilfe holt, wird darin stets eine sichere Belebungsquelle ihrer Feste finden.



Am reizendsten wirkt dies Betonen des Naturlebens in großen Städten. Hier wird man doppelt gerne an das Blühen, Leben und Weben der freien Schöpfung, an den Wechsel, das Eigenwesen der Jahreszeiten gemahnt. Selbst ein





Kleiner Tee

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läßt sich durch solches schon anregend schmücken. Ja, sogar die verpönten Damentees – welche Offiziersfrau hätte nicht schon darüber geseufzt – können hierdurch etwas gehoben werden. Beiläufig gesagt, ohne mich zum Verdruß meiner tatendurstigen Leserin wieder zu sehr ins Allgemeine zu verirren, wäre es eigentlich ohnedies eine echte, moderne Frauenpflicht und sollte der modernen Hausfrau Müh’ und Stolz sein, diese verrufenen „Damen-Schlachten“ in besseres Licht zu setzen, dadurch, daß man sie in ein besseres Licht erhebt.



Selbst durch die einfache Hilfe von Blumen kann oft schon dieser Stimmungsreiz erzielt werden. Im Frühjahr Schneeglocken, Schlüsselblumen, Veilchen in reicher Fülle die Zimmer schmückend, davon auch am Teetisch ein reichgefüllter Korb, aus dem sich auf jede Teetasse ein Sträußchen verliert, wenn nicht liebliche Kinderchen des Hauses solche anbieten, später Maiblumen, im Sommer Rosen, jugendmoderne Riesensträuße prangender Sonnenblumen und bleichschlanker Iris, Nelken, Jasmin (denn wenigstens eine starkduftende Blume muß immer dabei sein); im Herbst Astern, Herbstlaub, Spätrosen, im Winter Tannengrün, Weihnachtsrosen, Vogelbeere, Treibhausblumen. – Das alles gibt ein leises, lebendiges Gedanken- und Empfindungs-Hin und Herströmen zu und von dem starken Naturleben draußen und dem ewigen Feste, das uns in der wonnigen Schöpfung bereitet ist, zum engen Zimmer hinein und hinaus.



Auch politische, patriotische, schöngeistige Festtage sind geeignet, das gleiche Gedankenzuströmen eines stärkeren Lebens draußen hereinzuleiten und jeglichem Tee „Stimmung“ zu geben.



Es ist ja gewiß richtig: die Frau ist vor allem zur Priesterin des häuslichen Lebens geschaffen, ihr kommt es zu, den gesegneten Heimatboden der Familie, des Privaten, Persönlichen liebend zu bebauen. Aber darüber darf sie nicht verlernen auch die Allgemeinheit mit dem Herzen zu erfassen, das Unpersönliche persönlich zu beleben, nimmer darf sie – insonderheit die moderne Frau – der großen Allgemeinheit kalt und fern gegenüberstehen, will sie nicht nur die Haushälterin, sondern die ebenbürtige Gefährtin ihres Mannes sein.



Ich kenne eine sehr liebenswürdige Kommandeuse, welche stets an Kaisers Geburtstag, während die Herren im Kasino tafeln, die Regimentsdamen zum Nachtisch-Café zu sich bittet. Ihr Tisch, ihre festlich gefüllten Vasen sind dann mit deutschen Schleifen geziert, Kaisers Bild ist bekränzt und in ganz einzig hübschen, originellen Miniatur-Champagnergläschen wird ein Hoch auf die Majestät getrunken.



Die Mutter dieser geistvollen, liebenswürdigen Frau, eine zwar den Haaren nach sehr bereifte, im Herzen aber jugendfrische Exzellenz, tut das gleiche an ihres „alten Kaisers“ Geburtstag, da schmücken dann erinnerungsvoll Kornblumen Bildnis und Tisch und wandern in kleinen Sträußchen in die Hände der Damen.



Kürzlich hatte ich die Freude, meiner Freundin A … bei dem Ausbau eines





Japanischen Tees (Chanoyou)



helfen zu können. Wahrlich für unser nach Osten blickendes Jahrhundert eine sehr zeitgemäße Idee!



Zahlreiche Geschenke, meiner Freundin von ihrem aus Japan heimgekehrten Schwager mitgebracht, welche sie ihren Bekannten zeigen sollte und wollte, gaben hierzu den Anlaß.



Die nötigste Belehrung entnahmen wir Büchern, insonderheit dem prächtigen, illustrierten Werke: „Japanischer Humor“ von Cetto und Wagner.



Dessen Ausführungen nach sind die Chanoyou (=Teegesellschaften) in Japan im 15. und 16. Jahrhundert eingeführt worden: „Zur Milderung der Kriegssitten und zum Geschmackerregen nach geistiger Beschäftigung“. Daß dabei bedeutsame, wohl politische Gespräche wesentlich gewesen seien, läßt sich aus dem „eigenhändigen Bedienen“ des Hausherrn und dem sehr niederen, Unberufene ausschließenden Eingang zu dem sehr kleinen Raume annehmen. Die angestrebte geistige Beschäftigung zu verwirklichen, zeigte der Gastgeber einen alten Sinnspruch von einem berühmten Weisen in Riesen-Tuschzeichnung. Ferner überreichte der Hausherr jedem der Gäste ein „Surimono“, ein ebenfalls von ihm selbst verfaßtes und von einem Maler illustriertes Gedicht in sauberer Reproduktion. Außerdem bringt einer der Gäste irgend ein seltenes Kunstwerk zum vorzeigen.“



Alles dies wurde von der Hausfrau so viel als möglich, aber ohne jede ängstliche Pedanterie: „wenn’s nur stilvoll wirkt“, ausgeführt. Ein befreundeter Künstler – übrigens malen ja jetzt fast alle Damen, und japanische Vorlagen für derlei sind jetzt in hundert Büchern und Zeitschriften zu haben – malte nach japanischem Muster eine Karte, auf welcher zum Chanoyou eingeladen war. Junge Freundinnen der Hausfrau reproduzierten sie in der nötigen Anzahl.



Zur Ausschmückung der Räume, zum Ersatz des europäischen Hausrats wurde alles zusammengetragen, was das eigne Haus und gute Freunde Japanisches besaßen. Fehlendes liehen Geschäfte.



Zum eigentlichen Teezimmer wurde der Hausfrau kleines Boudoir gewählt. Japanische Stoffe bildeten den verlangten niederen Eingang, durch welchen man von dem anstoßenden großen Salon aus nur gebückt gelangen konnte. Selbstverständlich war auch dieser Salon, sowie der Vorplatz japanisch dekoriert. Mächtige Chrysanthemen-Sträuße waren überall zu sehen, der mächtigste neben dem Teewinkel der Hausfrau.



Das eigenhändige Bedienen durch den Hausherrn hatte meine Freundin in das durch die Hausfrau variiert, da sie ihrem Mann ihre kostbaren japanischen Tassen nicht anvertrauen zu können behauptete.



Daß sie die ganze Tracht einer „vornehmen Japanerin“, in der sie ihre Gäste empfing, ganz entzückend zierlich und anmutig kleidete (sonst wählten wir Frauen doch kein solches Fest!), ist selbstverständlich. Diese Tracht genauer zu beschreiben, hieße, nachdem man sie in Zeitschriften und Modezeitungen allenthalben reichlich vorgeführt sah, Eulen nach Athen tragen.



Alle anwesenden Damen waren ebenfalls in Japanerinnen verwandelt; auch einzelne Herren, die übrigen nahmen japanische, in der Garderobe bereit gehaltene Kopfbedeckungen, einige nur scherzhafte Mützen aus japanischem Papier.



Auch die verlangte Riesen-Tuschzeichnung hatte ein befreundeter Künstler geschaffen. Sie trug – der Hausherr hatte den Einfall gehabt, dieselbe als Standarte aufzupflanzen – den japanischen Spruch: Feiert das Fest, solange die Blüten duften.

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Die Surimono waren ganz besonders reizend ausgefallen. Jedes Blatt, natürlich auf japanischem Papier, trug auf der einen Seite die kulturhistorische Erklärung der Chanoyou, auf der andern einen japanischen Sinnspruch oder ein japanisches Gedichtchen.

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Die dritte der Chanoyou-Vorschriften: Das Vorzeigen von Merkwürdigkeiten durch die Gäste selbst, ergab sich teils durch das Vorzeigen einer, einem befreundeten Kunstmäcen gehörigen Skizzenmappe eines japanischen Künstlers, teils auch durch die anfangs genannten reizenden Geschenke, welche den ersten Anlaß zu dem Chanoyou gegeben hatten, und unter welchen sich dann auch niedliche, kleine „Gastgeschenke“ entpuppten. Der Ruhm, welchen sich meine Freundin mit diesem stilisierten Tee erwarb, ist in diesem Moment noch