Die Lola-Montez-Story

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Die Lola-Montez-Story
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Die

Lola-Montez-Story

Heinz Gebhardt

Die

Lola-Montez-Story

Wie Bayerns König Ludwig I. von einer Tänzerin aus Irland gestürzt wurde


Vollständige E-Book-Ausgabe der im Stiebner Verlag erschienenen Printausgabe (ISBN 978-3-8307-1062-2).

Umschlaggestaltung:

Stiebner Verlag unter Verwendung einer Collage

mit Gemälden von Joseph Stieler:

König Ludwig I. (1842) und Lola Montez (1847)

DTP-Produktion und Layout (Printausgabe):

Verlagsservice Peter Schneider / Satzwerk Huber, Germering

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

© Stiebner Verlag GmbH, Grünwald

Alle Rechte vorbehalten.

Wiedergabe, auch auszugsweise,

nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlags.

www.stiebner.com

ISBN 978-3-8307-3019-4

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

150 Jahre Staatsgeheimnis in Bayern: König Ludwig I. und Lola Montez

Sex, Macht und Geld

Lola: »Ich hatte Geld, so viel ich wollte«

»Der König lebt in einem vollkommenen Traum«

»Während sie mir Liebe heuchelte, wollte sie nur Geld von mir!«

Lola sei Dank!

Wer war Lola Montez?

Die »spanische Tänzerin« wurde in Irland geboren

16-jährige Lola heiratete den Lover ihrer Mutter

Wie aus Eliza James Lola Montez wurde

Zweifel an Lolas spanischer Herkunft

Lola tanzte wie ein Känguru

Tumulte bei Lola-Auftritten in Warschau

One-Night-Stand mit Franz Liszt in Dresden

Von Polizei aus Baden-Baden ausgewiesen

Lola Montez in München

Der tollste Fastnachtsspuk, den München je erlebte

Ohne Ausweis und Pass: Lola im Hotel Bayerischer Hof

Vom Hoftheater abgewiesen zur Audienz bei König Ludwig I.

Fiel Lola vor König Ludwig I. in Ohnmacht?

Lolas Brieföffner-Striptease: »Alles echt, Majestät!«

Lola im Königlichen Hoftheater

Auf Befehl des Königs: Lola tanzt im Hoftheater

Märchenfee Lola in der Brienner Straße

»Eine spanische Tänzerin so schlecht, wie es keine zweite gibt«

Nach Lolas Kängurusprüngen versagten die Claqueure

Tänzerinnen-Karriere beendet und König Ludwig I. erobert

Lolas Gastspiel im Goldenen Hirschen

Hausverbot nach Massenschlägerei

König Ludwig I. begnadigt Lola und bestraft die anderen

Lolas Palais in der Barer Straße

Luxusvilla als Geschenk nach 21 Tagen

»Maria de los Dolores Montes« als Haus- und Grundbesitzerin

»Die gute Lola weiß mit Geld nicht umzugehen«

Herrschaftsbett auf Rollen

General Heideck kapituliert vor Shopping-Queen Lola

Lola und die Münchner

München anno 1846: »Ein Dorf, in dem Paläste steh’n«

Playgirl Lola im sittenstrengen Biedermeier-München

»Bei Gott und in Bayern ist alles möglich!«

Lola watschte alle ab

Postler verprügelt, Polizeidirektor entlassen

Lola als Bahnhofs-Architektin

Lolas Wadlbeißer »Turk« auf Pfauenjagd

Lolas Shopping-Touren

»Lola f….t gut, aber sie tanzt schlecht!«

Auf Befehl des Königs zu Lolas »gehasster und verachteter Gesellschaft«

Lolas Verdienst: Rauchen wieder erlaubt!

»Seit undenklichen Zeiten war das Tabakrauchen in den Straßen der Stadt auf das strengste verboten«

Lola rauchte wie ein Bootsknecht

Wie König Ludwig I. zu Rauchen begann ...

... und wie er wieder zum Nichtraucher wurde

Lola wird zum Politikum

Auf Befehl des Königs: Lola erhält das Bürgerrecht

König Ludwig I. stellt die Machtfrage

Wegen Lola: Rücktritt der gesamten Regierung

Wie aus Lola Montez die Gräfin von Landsfeld wurde

»Ich war nicht mehr Tänzerin, ich war Gräfin«

Gräfin Landsberg? Landsfeld? Mansfeld?

»Die Feinde werden wütend sein, wenn sie Dich als Gräfin sehen«

»Sämtliche Volksklassen durchglüht Verachtung und der Hass gegen Lola«

Ohne Veröffentlichung keine Titel-Annahme

Lola in der Schönheitengalerie

Stieler malt, Lola spielt Gitarre und Ludwig flirtet

»Welche Götterexistenz, in Lolas Gegenwart zu schwelgen«

Lola, das »8. Weltwunder der Natur«

Warum der Sohn der »Schönen Münchnerin« Helene Sedlmayr »Ludwig« heißt

»Entkleide sie sich!«

Auch nach der Lola-Affäre: Ludwigs Lust auf junge Mädchen

Der König bekam sie nicht: Malverbot für 18-jährige Pauline Hanfstaengl

König Ludwig I. – ein »erotischer Sonderling«

Fuß-Fetischist

Flanellstoff-Fetischist

Ludwigs erotische Anregungen

 

2943 Briefe an Mariannina Marchesa Florenzi und ihr gemeinsamer Sohn Ludovico

Neun Kinder mit Königin Therese

»Man darf mich und Lola nicht nach dem gewöhnlichen Maßstab messen«

»Erotische Anregung in höchstem Grade« bei Lola

Ludwig und Lola in der königlichen Pornosammlung

Die Lola-Montez-Revolution

Messerstecherei am Odeonsplatz

Mit Dolch und Pistole in die Theatinerkirche

Ludwig rächt Lola und schließt die Universität

Massendemonstration gegen den Königsbefehl

2000 Münchner vom König abgewiesen

»Ich habe nicht um mich, sondern um Dich Angst«

Kriegsminister verweigert Lola jeden Schutz

Sturm auf das Palais der Lola Montez

Lolas Flucht nach Großhesselohe

Universitätsöffnung: »Das einzige Mittel, Dein Leben zu retten«

Lolas Lover Peißner wollte sich in Blutenburg »entleiben«

Unter Polizeiaufsicht nach Lindau abgeschoben

Als Mann verkleidet nach München und unterm Sofa verhaftet

»Schau nicht um, die Lola geht rum!«

Polizeidirektion verwüstet: »Fort mit dem Huren-König!«

Die »Märzforderungen« der Bürger

Sturm auf das Zeughaus

»Der König ist vollständig aller Achtung und Autorität bei seinem Volke entblößt«

Ludwig legte die Krone nieder, um den Rest des Lebens mit Lola zu verbringen

Lola gibt die bayerische Staatsbürgerschaft zurück

»Oh Ludwig, Ludwig, wie hast Du mich betrogen!«

Lolas geheime Heiratspläne mit Elias Peißner

»Ich habe auf die Krone verzichten können, aber nicht auf meine geliebte Lolitta«

König Max II. verweigerte seinem Vater Ludwig I. den Reisepass

Über Berchtesgaden zu Lola in die Schweiz?

»König Ludwig I. hat die Kronjuwelen geraubt!«

Amor in Roma – auch das ging schief: Ludwig und Lola sahen sich nie wieder

Lolas Heiratsantrag an Elias Peißner

Der »regelmäßige Beischläfer«

Studentenkäppi aus Lolas Unterröcken

»Was hast Du? Warum wirst Du rot?«

Ludwig ahnungslos: Lola will Elias Peißner heiraten

Erpresser Papon und Lolas Millionen-Rente

»Ist er eine alte oder eine neue Bekanntschaft?«

10.000 Franken oder Veröffentlichung der Königs-Briefe

1 Million Franken Rente für Lola

Lola Montez kostete umgerechnet 5,2 Millionen Euro

»Im Mittelalter wäre sie als Hexe verbrannt worden«

»Ich bin an allen Luxus des Lebens gewöhnt, gib mir Geld zu meinem sofortigen Gebrauch«

»Viele adelige Familien haben nicht so viel wie Du«

Die große Abrechnung: 158.084 Gulden 16 ¼ Kreuzer

400.000 Gulden testamentarisch verbriefte Rente

Lola kostete Bayern umgerechnet 5,2 Millionen Euro

»Hätt’ ich doch nie und nimmer Dich gesehen!«

Blitzhochzeit mit 21-jährigem Millionär George Trafford Heald

Wegen Bigamie in London verhaftet

Luxusleben im Chateau Beaujon in Paris

Das Liebesspiel ist aus

»Wenn die Briefe nicht in meine Hände kommen ...«

»Ich weiß, dass Deine Briefe sehr wertvoll sind«

Millionenvermögen mit Heald verjubelt

Kasperlgraf Franz von Pocci rettete Ludwigs Liebesbriefe

Lola Montez in Amerika

Broadway-Erfolg mit »Lola Montez in Bavaria«

Lola, eine der »wichtigsten Vortragskünstler der Zeit«

Tod mit 39 Jahren in New York

Lolas Schönheitstipps

Das Geheimnis von Lolas Busen

»Im Busen, einem Milchmeer, zitternd zwei der Äpfel schwammen«

Lolas natürliche Schönheit kam von innen

Zitronensaft und Brandy machen schöne Hände

Schönheits-Maske aus Rinder-Carpaccio

Nicht zu empfehlen: Arsen, Quecksilber und Kreide

Rosige Wangen durch Kirchen-Weihrauch

»Schminke und Puder sind ein Werk des Teufels«

»Bescheidenheit ist für eine Frau die größte Schönheit«

Unsterbliche Lola: 337.000 Seiten bei Google

Der Mythos »Lola Montez« lebt bis heute

»Die fesche Lola« machte Marlene Dietrich zum Weltstar

Lola im Cuvilliés-Theater, als Heavy-Metal am Nürburgring und als Heilwasser in Bad Brückenau

Lola als Erotik-Star im Internet

Anhang

Literaturverzeichnis und Bildstandorte

Einleitung
150 Jahre Staatsgeheimnis in Bayern: König Ludwig I. und Lola Montez

Keine Frau hat die Bayerische Geschichte so durcheinandergewirbelt, auf den Kopf und in Frage gestellt wie Lola Montez, und keine Frau wurde von den Münchnerinnen und Münchnern so gehasst und verteufelt wie Lola Montez. »Im Mittelalter wäre sie als Hexe verbrannt worden, denn die Gewalt dieses Weibes über den klaren und verständigen Geist Seiner Majestät grenzt wirklich aufs Zauberhafte«, schrieb General Karl Wilhelm von Heideck, der über Lolas Finanzen wachen sollte und frustriert nach kurzer Zeit kapitulierte.

Einzige Quellen über ihr 495 Tage dauerndes skandalöses Leben in München von 1846 bis 1848, das die Abdankung und den Thronverzicht von König Ludwig I. zur Folge hatte, sind Zeitungsberichte, Karikaturen und Erwähnungen in Biografien ihrer Zeitgenossen. Dokumente aus bayerischen Ministerien oder aus Archiven des Königshauses lagen jedoch 150 Jahre lang mit höchster Geheimhaltungsstufe bis in die 1990er Jahre unter Verschluss. Ludwig I. hatte nach seinem Tod am 29. Februar 1868 sieben versiegelte Kästchen aus Kirschholz hinterlassen mit dem Vermächtnis, sie erst 50 Jahre nach seinem Tod einzusehen. Als man am 1. März 1918 die Kästchen öffnete, um eine Liste des Inhalts anzulegen, wurden sie sofort wieder verschlossen und »die unbedingte Geheimhaltung« des Inhalts wurde angeordnet. Erst nach weiteren 75 Jahren durften den Inhalt die Historiker Reinhold Rau und Bruce Seymour auswerten und veröffentlichen: 225 Briefe von König Ludwig I. an Lola Montez und 175 Briefe von Lola an ihren Luis. Und wenige Jahre später durfte die nächste Schatztruhe geöffnet werden: Die Aufzeichnungen vom engen Vertrauten König Ludwigs I., seinem Architekten Leo von Klenze, der die Lola-Montez-Affäre aus nächster Nähe erlebte und in seinen »Memorabilien« kein Blatt vor den Mund nahm. Auch er wusste von der Brisanz seiner Aufzeichnungen und hatte testamentarisch verfügt, dass seine Schriften erst veröffentlicht werden dürfen, wenn der letzte Nachkomme aus der dritten Klenze-Generation ausgestorben ist. Das war um die Jahrtausendwende. Und jetzt erst liegen die dramatischen Ereignisse um Lola Montez und König Ludwig I. wie ein offenes Buch vor uns.


Der Architekt Leo von Klenze war ein enger Vertrauter König Ludwigs I.

Sex, Macht und Geld

Der Zaubertrank des Lebens fast aller Schönen, Reichen und Mächtigen sind Sex, Macht und Geld. Lolas erotische Ausstrahlung hatte König Ludwig I. seit ihrer ersten Begegnung, als sie sich das Mieder aufriss (»alles echt, Majestät!«), so heftig erregt, dass er sich selbst wie ein Vulkan empfand: »Ich kann mich mit dem Vesuv vergleichen, der für erloschen galt, bis er plötzlich ausbrach«, sagte er zu Freiherrn von der Tann und Leo von Klenze versicherte er: »hundert mal, jetzt erst wisse er, was Liebe sei.« Und um von Ludwig zu bekommen, was sie brauchte, wusste sie »was die Geschlechtsliebe angeht, ihn in stetiger Erregung zu halten«. »Wenn es Dir wirklich ernst mit mir ist, kannst Du es beweisen, indem Du mir das Geld zu meinem sofortigen Gebrauch gibst. Ich kann keinen anderen Lebensstil führen als den ich gewohnt bin. Ich bin an allen Luxus des Lebens gewöhnt«, schrieb Lola Montez an König Ludwig I. Und der König zahlte und zahlte und zahlte, um seiner Lola zu zeigen, dass es ihm »wirklich ernst« mit ihr ist. Nur mit Geld, mit viel Geld konnte der 60-jährige König seine 35 Jahre jüngere Geliebte an sich binden. Seit ihrer Ankunft am 5. Oktober 1846 bis zum 15. November 1848 zahlte ihr Ludwig nach seinen eigenen Etat-Aufzeichnungen 158.084 Gulden und 16 ¼ Kreuzer. Vergleicht man den Betrag mit den Ministergehältern von damals und heute so wären das heute 5.216.772 Euro. Auch wenn der Betrag zum Etat des Königs gehörte, war das Geld aus den Steuereinnahmen der Bürger. Leo von Klenze schäumte vor Wut über seinen König, »welcher jahrelangen Bitten seiner Minister verweigert, einer armen Klasse von Volksdienern eine Beihilfe gegen den Hunger zu reichen, und diese nun den geilen Zärtlichkeiten einer bittenden Hure zugesteht!« Lola Montez nannte er fast nie beim Namen, sondern er hatte eine ganze Litanei mit Schimpfworten für sie: Sie war für ihn eine »Fleisch gewordene Lüge«, eine »Bordellpriesterin«, eine »verbuhlte Seiltänzerin«, eine »Furie« und eine »öffentliche Dirne«, eine »Gossenhure«, »Allerweltshure«, eine »tollgewordene Hündin«, eine »durch halb Europa gepeitschte Bordellhure« oder ganz einfach ein »Saumensch«!

 

König Ludwig I. im Krönungsornat, Gemälde von Joseph Stieler, 1826

Lola: »Ich hatte Geld, so viel ich wollte«

Der »erotische Sonderling«, wie Leo von Klenze seine Majestät nannte, verstand die Welt nicht mehr. Zu Freiherrn von der Tann sagte er: »Es sei ihm unbegreiflich, wie man ihm aus seinem Liebesverhältnis zu Lola solch ein Verbrechen machen könne, da es doch das fünfzigste sei, und da man deren 49 geduldet habe, ohne Etwas dagegen zu sagen.« Die Biografien der Vorgängerinnen lesen sich aber auch anders als die der Lola Montez, die »nicht einmal einen Taufschein beibringen konnte«, wie sich Klenze aufregte. Den bayerischen Behörden war bekannt, dass sie unter mehreren Identitäten reiste und nicht einmal der Name Lola Montez stimmen konnte, weder Pass noch Ausweis besaß, in fast jeder von ihr besuchten Stadt Schwierigkeiten mit der Polizei hatte und in Berlin sogar ein Haftbefehl auf sie ausgestellt war. Man stelle sich vor, ein bayerischer Ministerpräsident, verheiratet, Vater und Großvater von acht Kindern und fünf Enkeln, Katholik wie König Ludwig I., würde heute ein 35 Jahre jüngeres Playgirl als seine neue Freundin präsentieren mit ähnlicher Vorgeschichte, ohne Ausweis, ohne nachvollziehbare Identität, würde ihr per Befehl die Staatsbürgerschaft erteilen und wie Ludwig I. die Machtfrage stellen: Die widerspenstigen Minister werden entlassen, durch gefügige »Lola-Minister« ersetzt und sein G’spusi hat per Königs-Dekret das Bürgerrecht. Die Erhebung in den Adelsstand, um Lola gesellschaftsfähig zu machen, verlief nach dem gleichen Muster: Minister Maurer und sein Sohn wurden für seine Unterschrift reichlich belohnt und Lola hieß ab sofort Gräfin von Landsfeld. »Ich war nicht mehr Tänzerin, ich war Gräfin«, schrieb Lola in ihren Memoiren. »Ich hatte ein Palais, eine Equipage, Bedienstete, Silberzeug und Geld, so viel ich wollte.« Lola war am Ziel.


Lola Montez, vom Hofmaler Joseph Stieler für die Schönheitengalerie gemalt

»Der König lebt in einem vollkommenen Traum«

Doch mit der Erhebung in den Adelsstand erreichte der König bei bürgerlichen wie adligen Schichten das Gegenteil von dem, was er sich erhoffte: Lola wurde noch stärker von der Gesellschaft gemieden, isoliert und abgelehnt. Ihre Eskapaden, ihre rotzfrechen Auftritte, Schlägereien und Intrigen, die alle von ihrem Lover geduldet und gedeckt wurden, ließ man noch wütend über sich ergehen, als aber als Bestrafung für Lola-kritische Demonstrationen tausende Studenten das Studium beenden mussten und für ein Jahr die Universität geschlossen wurde, war das Fass übergelaufen. Dazu kamen die Forderungen der Bürger nach Abschaffung der Zensur, Einrichtung von Geschworenengerichten, Vereidigung des Heeres auf die Verfassung, Änderung der Landtagswahlordnung und Reform des Polizeigesetzes. Als in dieser aufgeheizten Stimmung am 11. Februar 1848 Lolas Palais in der Barer Straße von tausenden Studenten und Bürgern gestürmt wurde, musste Lola aus München fliehen: König Ludwigs Autorität und Ansehen in der Bevölkerung war auf dem tiefsten Stand seiner Regentschaft, wie der preußische Gesandte Albrecht Graf von Bernstorff (1809–1873) nach Berlin berichtete: »Der König ist vollständig aller Achtung, aller Autorität, alles Vertrauens bei seinem Volke entblößt. Er wird allgemein für ganz oder halb wahnsinnig angesehen und es bedürfte nur des geringsten Anstoßes, um ihn zu entthronen. Der König ist jeder vernünftigen und ernsten Betrachtung unzugänglich und lebt in einem vollkommenen Traum, denkt und schreibt fortwährend an seine verjagte Geliebte und beschäftigt sich mit Gedanken der Wiedervereinigung.«


Der preußische Gesandte Albrecht Graf von Bernstorff

»Während sie mir Liebe heuchelte, wollte sie nur Geld von mir!«

Um den Unruhen Herr zu werden forderten hohe Militärs den Einsatz der Waffen, um die Revolutionäre wie in andern Ländern blutig zu bekämpfen. Um dem befürchteten Militärschlag des Fürsten Wrede zuvorzukommen, stürmten aber die Münchner das Zeughaus. In letzter Sekunde trat ihnen auf dem Promenadeplatz Ludwigs jüngerer Bruder Prinz Karl entgegen und meldete, dass König Ludwig I. bereit sei, die Ständeversammlung einzuberufen und die »Märzforderungen« zu erfüllen. Was niemand wußte, war der wahre Grund für den Sinneswandel des Königs; wenn er nämlich auf die Krone verzichtet und abdankt, könnte ihm als pensionierten König niemand mehr verbieten, wieder mit Lola ins Bett zu gehen, was auch sein Vertrauter Klenze wusste: »Wie schon gesagt, entsagte er diesem Throne einzig und allein in der Hoffnung, zukünftig unangefochten in Lolas Liebe schwelgen und leben zu können.« So legte König Ludwig I. am 19. März 1848 die Krone nieder und verzichtete zugunsten seines Sohnes Maximilian auf den Thron. An Lola schrieb er: »Ich habe auf die Krone verzichten können, aber nicht auf meine geliebte Lolitta. Ohne meine Abdankung weiß ich nicht, wann ich mit Dir, meine geliebte Lolitta, hätte sein können. Mein Plan ist, Mitte April zu Dir nach Vevey zu kommen um dort in Deine Arme zu fallen und einige Zeit mit Dir zu leben.«