Redewendungen: Blauer Look

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Redewendungen: Blauer Look
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Carsten Both

Redewendungen: Blauer Look

Redewendungen – Oft verwendet, Ursprung unbekannt?! – EPISODE 47

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Episode 47

Episode 48

Impressum neobooks

Episode 47

Blauer Look

Es könnte durchaus sein, dass die Modeindustrie – just während Sie diese Zeilen lesen – Blau zur Farbe der Saison erklärt. Und als braver Konsumbürger (und vor allem als brave Konsumbürgerin) würden Sie in diesem Fall natürlich gleich morgen losziehen, um sich komplett neu blau einzukleiden.

Manch ein Weibsbild kann sich aber die diktierte Trendfarbe nicht frei auswählen, wie etwa der Blaustrumpf. Derart abschätzig wurden (und werden?) Damen betitelt, die es gewagt haben, ein wenig gelehrig zu sein, anstatt sich ganz und gar, mit Leib und Seele, uneingeschränkt, aufopferungsvoll und ausschließlich den traditionell weiblichen Pflichten zu widmen.

Die Wurzeln dieser Blaustrumpf-Bezeichnung sind im 18. Jh. zu suchen, in einer Zeit, in der „gelehrte Frauenzimmer“ noch etwas Besonderes waren, gebildete Damen gab es früher noch nicht so viele. Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen, wo doch nun ALLE Frauen zusammen mindestens genauso gebildet und gelehrig sind wie ein Durchschnittsmann!

Aber dazumal, vor rund einem Vierteljahrtausend, galt es nicht als schicklich, dass sich ein Weib geistigen Interessen widmete und deswegen die anderen „Interessen“ vernachlässigte (ein „Interessenkonflikt“, der sich bis heute in mancherlei männlichen wie weiblichen Köpfen fest eingenistet hat).

Als männliche Abwehrreaktion wurde der englische Spottterminus „blue-stocking“ geprägt, der später als Lehnübersetzung in die deutsche Sprache einwanderte und über dessen Entstehung es nicht nur einen Erklärungsansatz gibt:

Der bekannteste Ansatz geht auf eine Revolution im Zeitvertreib der gelangweilten Damen aus „der besseren englischen Gesellschaft“ zurück. Galten lange Handarbeiten und Kartenspiele als einzige schickliche Beschäftigungen, organisierten englische Ladys plötzlich Gesellschaften, die eine geistige Unterhaltung favorisierten; literarische Themen und geistreiche Diskussionen waren gefragt, gerne wurden Gelehrte zur gelehrigen Plauderei mit den lernwilligen und -fähigen Damen hinzugebeten.

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