ARIS

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Nestos

»Amos, wen hast du mitgebracht? Wer seid ihr? Ich kenne euch nicht!«, sagte eine laute und eher unfreundliche Stimme.

»Nestos! Wo bist du?«, antwortete Amos darauf.

Der Wächter schaute sich in der Bibliothek kurz um, allerdings hing seine Kapuze des Umhanges stets so tief im Gesicht, sodass man seine Augen nicht sehen konnte.

»Hier bin ich! Wo soll ich denn sonst sein?«

Plötzlich kam hinter einem der vielen Regale eine kleine, aber kräftig gebaute, Gestalt hervor. Er war etwa einen Meter fünfzig groß, hatte blondes Haar, das ein wenig über die Schultern hing und einen großen gepflegten Bart. Der war, ebenso wie die Haare, sehr lang und reichte bis zur Hälfte des Bauches. Er trug Schuhe aus einem lederartigen Material, sowie ein dunkelrote Hose, ein dunkelgrünes Hemd und eine blaue Jacke. Und er trug, zur Überraschung von Jonas und Elli, eine Brille mit großen Gläsern und einem stabilen silbernen Rahmen. Sie waren sehr überrascht zu sehen, dass es auch hier Leute gab, die eine Sehschwäche hatten.

»Darf ich euch Nestos vorstellen.«, sagte Amos, der Wächter.

»Ja, ich bin Nestos. Und wer seid ihr?«, wollte der Archivar wissen.

»Mein Name ist Jonas.«
»Und mein Name ist Elanor.«

Jonas und Elli stellten sich kurz vor und konnten ihren Blick zunächst nicht von Nestos, dem Archivar, abwenden. Er hatte etwas Faszinierendes an sich. Zum einen schien er sehr intelligent zu sein, dann hatte er etwas Kindliches an sich, und er schien etwas dickköpfig zu sein. Nestos war bestimmt eine interessante Persönlichkeit. Diesen ersten Eindruck hatten jedenfalls Jonas und Elli von ihm gewonnen.

»Jonas! Elanor! Von wo kommt ihr?«, fragte Nestos in einer etwas holprigen Art.

»Wir sind durch das Tor gekommen und haben kurz darauf Amos getroffen.«, erklärte Jonas.

»Sie kommen alle durch das Tor. Woher sollen sie denn sonst kommen?«

»Entschuldige bitte, wenn ich mich undeutlich ausgedrückt habe.«

»Ich weiß, dass ihr durch das Tor gekommen seid, aber von woher seid ihr gekommen?«

»Wir wissen inzwischen, dass dies der Planet Aris ist und wir kommen von der Erde.«

»Wusstest du vorher nicht, dass du auf dem Planeten Aris bist?«

»Nein!«

»Wie kann das sein und doch seid ihr durch das Tor gekommen?«

»Wir sind eher zufällig hier!«

»Zufällig? Was soll das heißen? Schließlich habt ihr das Tor geöffnet und seid hindurchgegangen. Ihr könnt nicht zufällig hier sein!«

Nestos trug einen der unzähligen Kristalle im Arm. Er glitzerte und funkelte im hellen Licht der großen Halle. Jonas ließ sich nicht davon ablenken und versuchte irgendwie Nestos zu erklären, dass er und Elli wirklich eher zufällig hierhergekommen waren. Doch da Nestos kein einfacher Zeitgenosse zu sein schien, wusste er im Augenblick nicht so recht, wie er dies anstellen sollte.

»Und doch ist es so, wie ich es gesagt habe.«
»Von wo kommst du noch mal?«
»Von der Erde!«

»Erde! Erde! Den Namen habe ich schon einmal irgendwo gehört, aber er fällt mir im Augenblick nicht ein.«

»Wir sind mit dem Bild hierhergekommen.«
»Mit einem Bild kann man kein Tor öffnen?«
»Ich zeige es dir.«

Elli holte vorsichtig das Bild aus ihrer Tasche hervor und gab es Jonas. Dieser drehte das Bild so herum, dass es Nestos gut sehen konnte. Dieser richtete seinen Blick darauf und sagte für einen Moment nichts.

»Wartet einen Augenblick. Lasst mich nur den Kristall in den Projektor stellen.«, erklärte Nestos.

»Dieses Gebilde ist ein Projektor?«, fragte Jonas neugierig.

»Ja! Was soll es denn sonst sein?«
»Ich weiß nicht.«

»Es ist ein Projektor, mit dem man die gespeicherten Informationen der Kristalle darstellen kann.«

Nestos, der Archivar, begab sich zu dem seltsamen Gebilde, wie Jonas es bezeichnete und stellte den Kristall vorsichtig in die dafür vorgesehene Ausbuchtung. Er richtete sich wieder auf und schaute auf die Kugel, in der Mitte des Projektors, die in regelmäßigen Abständen pulsierte und ein orangefarbenes Licht abgab. Plötzlich hörte jedoch das Pulsieren des Lichtes auf, es leuchtete in einer gleichmäßigen Helligkeit, und auf der Spitze des Projektors war ein helles reinweißes Licht zu sehen. Daraufhin schoss ein Lichtstrahl zur Decke der Kuppel, der einige Augenblicke später wieder erlosch und es breitete sich, von der Mitte her ein dreidimensionales Bild aus. Dieses Bild bestand aus unzähligen kleinen Kugeln, Lichtpunkten und diese waren zum Teil durch Linien miteinander verbunden. Langsam begann sich die riesige Darstellung in Richtung des Uhrzeigers zu drehen und bot einen unglaublichen Anblick. Jonas und Elli schauten sprachlos zur Decke der Kuppel, denn sie konnten nicht glauben, was sie dort oben erblickten.

»Das ist die große Karte unserer Galaxie.«, erklärte Nestos.

»Was stellt diese Karte dar?«, fragte Elli.

»Diese Karte zeigt alle bekannten Planeten innerhalb der Galaxie, die durch Tore miteinander verbunden sind.«

»Das müssen ja hunderte Planeten sein!«

»Anhand dieser Karte kann man den Weg finden, um von einem Punkt irgendwo in der Galaxie zu einem anderen zu gelangen. Manchmal führt der Weg über einige andere Planeten.«

»Dann zeigen die Linien die Wege, die zwischen den einzelnen Planeten bestehen?«

»Elanor, das hast du richtig erkannt! Elanor, so war doch dein Name?«

»Das ist er! Mein Name.«

Jonas hielt das Bild, das Elli auf dem Floh- und Trödelmarkt gekauft, in seinen Händen. Nestos richtete seinen Blick zur Decke der Kuppel und unterhielt sich dabei kurz mit Elli.

»Nestos, hier ist das Bild. Sieh es dir doch einmal kurz an.«, forderte Jonas den Archivar auf.

»Das Bild! Das Bild!«, sagte Nestos ein wenig zerstreut.

»Hier ist.«

»Ich hatte es für einen kurzen Augenblick ganz vergessen. Entschuldige bitte!«

Nestos richtete seinen Blick auf das Bild, das er sich für einen Moment anschaute. Dabei murmelte er etwas vor sich hin. Jonas verstand nicht was Nestos sagte, wichtig war nur, dass er sich das Bild einmal genau anschaute. Vielleicht kam es ihm ja irgendwie bekannt vor.

»Woher hast das Bild?«, wollte Nestos wissen.

»Wir haben es bei uns auf einem Floh- und Trödelmarkt gekauft.«, antwortete Jonas.

»Floh- und Trödelmarkt? Was ist das?«

»Auf diesem Markt kann man alte Sachen und Gegenstände erwerben.«

»Das ist interessant. So etwas würde ich mir gerne einmal anschauen.«

»Kennst du so eine Darstellung?«
»Natürlich kenne ich das.«
»Und was ist das?«
»Was das ist? Das ist ein Schlüssel?«
»Das hat uns Amos schon gesagt.«

»Damit kannst du ein Tor öffnen. Und damit bist du auch hierher gelangt.«

»Fragt sich nur, wie kommt es auf die Erde und dann ausgerechnet zu uns auf den Markt?«

»Erde hast du gesagt. Von dort seid ihr gekommen.«
»Das ist richtig.«
»Erde! Erde! Der Name kommt mir bekannt vor.«

»Wahrscheinlich ein Planet, ganz am Rand der Galaxie.«

»Sei still! Ich muss nachdenken! Erde! Erde! Das habe ich schon einmal gehört.«

Nestos verschwand zwischen den vielen Regalen, die hier in der großen Halle standen. Jonas und Elli sahen sich an, sagten aber nichts. Amos stand einfach nur da und hielt seine Hellebarde fest in der Hand.

»Möchte doch zu gern wissen wohin Nestos verschwunden ist.«, sagte Jonas leise zu Elli.

»Er ist dahinten zwischen den Regalen. Dort habe ich ihn zuletzt gesehen.«, antwortete Elli ebenfalls mit leiser Stimme.

»Vielleicht hat er ja etwas vergessen?«
»Kann sein.«

Elli schaute sich in der großen Halle um. Oben unter der Kuppel war immer die große Karte zu sehen, wie Amos und Nestos sie bezeichneten. Langsam drehte sie sich in Richtung des Uhrzeigers. Immer wieder fiel der Blick von Jonas auf die sich drehende Karte, denn es gab eine Frage, die sie brennend interessierte.

»Jonas, meinst du auf der Karte befindet sich auch die Erde?«, wollte Elli wissen.

»Kann schon sein. Aber ich glaube da müsstest du den Archivar, Nestos, fragen.«, antwortete Jonas.

»Ich finde die Karte oben unter der Kuppel einfach nur wunderschön.«

»Es ist wirklich ein imposanter Anblick.«

»Ob jeder der Planeten der Karte wohl einen Namen trägt?«

»Ich denke schon, Elli.«

Während Jonas und Elli ein wenig verträumt auf die Karte schauten, bemerkten sie nicht, dass Nestos wieder zwischen den Regalen hervorkam. Er trug wieder einen der unzähligen Kristalle im Arm und begab sich damit zum Projektor, der sich in der Mitte der Halle befand.

»So, ich habe den richtigen Kristall, der eure Fragen beantworten wird.«, erklärte Nestos.

»Welche Frage denn?«, fragte Jonas.

»Na, wie der Schlüssel zu euch auf die Erde gelangt ist.«

 

»Daran habe ich im Augenblick gar nicht mehr gedacht.«

»Nestos! Darf ich dir mal eine Frage stellen?«, fragte Elli ein wenig zurückhaltend.

»Natürlich kannst du mir eine Frage. Ich bin schließlich hier, um Antworten zu geben.«, antwortete Nestos auf Elli Frage.

»Auf dieser großen Karte dort oben unter der Kuppel. Befindet sich die Erde auch auf der Karte?«

»Natürlich! Soll ich sie dir zeigen?«
»Ja! Das wäre sehr freundlich von dir.«

Einen Augenblick später leuchtete eine der vielen dargestellten Kugeln des Hologramms hell auf und begann in einem gleichmäßigen Rhythmus zu pulsieren. Jonas und Elli waren beeindruckt. Nestos hatte nichts angerührt, denn er hielt die ganze Zeit über den Kristall fest im Arm.

»Unglaublich! Wie hast du denn das gemacht?«, fragte Jonas überwältigt.

»Was denn gemacht?«, fragte Nestos.

»Na, dass die Kugel da oben anfängt in einem hellen Licht zu pulsieren.«

»Ach das meinst du!«
»Ja, genau. Du hast doch nichts berührt.«
»Meine Gedanken!«
»Deine Gedanken?«
»Ja! Der Projektor reagiert auf meine Gedanken.«
»Das ist ja Wahnsinn!«

»Wenn der Projektor aktiviert ist, ist er mit meinen Gedanken verbunden.«

»Unglaublich! So was müssten wir zu Hause haben. Eine fantastische Technologie.«

Jonas und Elli blickten fasziniert nach oben zur Kuppel. Während sich die gesamte Karte als Hologramm im Uhrzeigersinn drehte, pulsierte die Kugel weiter.

»Ich hoffe, ich konnte dir deine Frage beantworten.«, sagte Nestos.

»Die Erde, also die pulsierende Kugel, ist durch eine Linie mit einer anderen Kugel verbunden.«, gab Elli zu verstehen.

»Ja, das ist der Planet Aris, auf dem du dich gerade befindest.«

»Und von Aris führen wiederum weitere Linien zu anderen Kugeln, also anderen Planeten.«

»So ist es. Und anhand dieser großen Karte, kannst du durch die gesamte Galaxis reisen. Vorausgesetzt, du kennst auch den Weg deiner Reise.«

»Kann man eigentlich auch jeden dieser Planeten besuchen?«

»Bei einigen muss man etwas vorsichtig sein.«
»Vorsichtig! Wieso das denn, Nestos?«

»Einige Planeten sind größer als die anderen. Daher ist auch ihre Schwerkraft, also die Anziehungskraft größer. Manche Lebewesen verfügen nicht über einen so kräftigen Körperbau. Das führt dann zu Problemen. Dann gilt es noch die Atmosphäre zu berücksichtigen. Nicht jeder Planet verfügt über eine atembare Luft. Viele Planeten, wie die Erde und Aris, verfügen über eine sauerstoffhaltige Atmosphäre. Andere wiederum nicht, und trotzdem hat sich dort das Leben angesiedelt. Wie gesagt, jeder Planet ist anders. So verhält es sich auch mit der Temperatur. Die einen sind heißer, die anderen wiederum kälter.«

»Das hast du sehr verständlich erklärt. Vielen Dank, Nestos.«

»Du brauchst dich bei mir nicht zu bedanken. Das war selbstverständlich.«

Der Archivar Nestos stellte den Kristall, den er aus einem der vielen Regale mitgebracht hatte, vorsichtig auf den Boden der großen Halle ab. Dann nahm er den anderen Kristall, der sich in der Ausbuchtung des Projektors befand, heraus. Sogleich verschwand die große Karte unter der Kuppel. Ebenso erlosch das helle reinweiße Licht auf der Spitze des Projektors, und das orangefarbene Licht, innerhalb der Kugel, begann wieder zu pulsieren. Nestos nahm den anderen Kristall und stellte diesen in die Ausbuchtung des Projektors. Das orangefarbene Licht innerhalb der Kugel hörte auf zu pulsieren und leuchtete wieder in einer gleichbleibenden Helligkeit. Auf der Spitze des Projektors war wieder das helle reinweiße Licht zu sehen und ein Lichtstrahl schoss zur Decke der Kuppel, der einige Augenblicke später wieder erlosch. Über der Spitze des Projektors zeigte sich wieder ein Hologramm. Es schwebte frei in der Luft und drehte sich wieder im Uhrzeigersinn. Zeilen mit fremdartigen Schriftzeichen waren zu sehen. Jonas und Elli schauten fasziniert zu dem sich drehenden Hologramm empor und staunten.

»Wartet einen Moment. Ich werde den Kristall wieder an seinen Platz stellen.«, erklärte der Archivar.

Nestos indessen, nahm den Kristall, den er aus dem Projektor herausgenommen hatte und verschwand damit wieder zwischen den vielen Regalen. Eine seltsame Stille erfüllte die Halle, die Jonas und Elli vorher gar nicht aufgefallen war. Als Amos sie zu Nestos in die Halle brachte, waren beide doch ziemlich aufgeregt, denn sie wussten überhaupt nicht, was sie hier erwarten würde. Zuerst machte der Archivar einen ziemlich schwierigen Eindruck, aber im Nachhinein betrachtet, war Nestos doch eigentlich ein ganz netter Vertreter seiner Art. Amos, der Wächter, stand indessen eher regungslos da und hielt seine Hellebarde fest in der Hand. Und da Nestos gerade in der Halle unterwegs war, beschloss Jonas kurzerhand ihn etwas zu fragen.

»Amos, kannst du mir eine Frage beantworten, die mich beschäftigt?«, brachte Jonas unerwartet hervor.

»Und welche Frage soll ich dir beantworten?«, fragte Amos.

»Gibt es eigentlich auch Raumschiffe, die zwischen den Planeten hin und herfliegen?«

»Ja, die gibt es.«

»Können wir solch ein Raumschiff mal aus der Nähe sehen?«

»Wenn sich die Gelegenheit dazu ergibt, warum nicht?«

»Es scheint hier mehrere Möglichkeiten zu geben, sich von einem Ort zum anderen zu bewegen.«

»Das ist richtig.«

»Du reist mit dem Stab in deiner Hand von hier nach da. Dann habt ihr die Möglichkeit durch die Tore von Planet zu Planet zu reisen und dann auch noch mit den Raumschiffen?«

»Und wie reist ihr auf eurem Heimatplaneten von einem Ort zum anderen?«

»Dazu haben wir Autos, Flugzeuge, Schiffe und Eisenbahnen als Transportmöglichkeit.«

»Der Planet Erde scheint ein sehr interessanter Ort zu sein.«

»Das kann man wohl so sagen, auch wenn wir noch nicht so weit sind wie ihr hier, auf dem Planeten Aris.«

Nestos hatte schließlich das Regal erreicht, wo der Kristall seinen Platz hatte. Vorsichtig stellte er diesen zu den anderen Kristallen und rückte ihn noch einmal kurz zurecht. Nestos drehte sich um und schaute einmal durch die Reihe, der im Kreis angeordneten Regale. Es schien alles in Ordnung zu sein und alles stand an seinem Platz. Als Archivar achtete Nestos immer sehr sorgfältig darauf, dass sich alles am richtigen Ort, in den Regalen, befand. Noch nie, so lange wie er hier tätig war, hatte Nestos jemals etwas suchen müssen. Er hatte ein sagenhaftes Gedächtnis und wusste sofort, wo ein ganz bestimmter Kristall in der großen Halle zu finden war. Schließlich ging Nestos wieder zurück zum Projektor, wo Jonas, Elli und Amos warteten.

»Ich hoffe ihr habt nicht allzu lange gewartet?«, sagte Nestos, als er wieder zurück kam.

»Nein, nein. Wir haben mit großen Interesse das neue Hologramm hier oben studiert.«, antwortete Jonas.

»Es ist der Kristall, der euch die Frage beantworten kann, wie der Schlüssel zur Erde gelangt ist.«

»Was sind das eigentlich für Schriftzeichen, Nestos?«, wollte Elli wissen.

»Das ist eine der Schriften, die hier auf Aris verbreitet sind.«, erklärte Nestos.

»Wie viele gibt es?«

»Ich bin immer noch ganz fasziniert von diesem Projektor.«, sagte Jonas.

»Der Projektor ist schon lange hier. Er war schon hier, als ich als Archivar angefangen habe.«

»Woher kommt er? Wer hat ihn gebaut?«

»Das weiß ich leider nicht. Ich weiß nur, als die große Halle fertiggestellt wurde, wurde auch der Projektor installiert. Und seitdem ist er hier.«

»Unglaublich! Ein uraltes Gerät und extrem leistungsfähig. Wirklich unglaublich!«

»Also, wenn ihr jetzt keine weiteren Fragen mehr habt, kann ich euch gern einmal erzählen, wie der Schlüssel zu euch auf die Erde gekommen ist.«

»Nein. Von unserer Seite haben wir im Augenblick keine Fragen mehr an dich.«, erklärte Elli kurz.

»Ich bin schon sehr gespannt, was du jetzt zu erzählen hast, Nestos.«, sagte Jonas.


Anira

Nestos ging einen Schritt zurück und schaute zu dem sich drehenden Hologramm, mit den fremdartigen Schriftzeichen empor. Jonas und Elli schauten neugierig zu und konnten vernehmen, wie Nestos leise etwas vor sich hin murmelte. Was er allerdings sagte, das verstanden sie nicht. Er schaute einige Male zu dem Hologramm über dem Projektor empor, dann richtete er seinen Blick wieder hinab zum Boden der großen Halle. Dabei strich er sich immer wieder über seinen langen Bart.

»Ich habe es ihr damals immer wieder gesagt.«, sprach Nestos unerwartet.

Dann schaute er wieder auf den Boden der großen Halle, so als würde er nachdenken. Dann richtete er seinen Blick wieder nach oben und sah auf das Hologramm, das sich fortwährend drehte.

»Was hast du ihr damals immer wieder gesagt, Nestos?«, fragte Jonas schließlich.

»Ich habe es ihr damals gesagt, aber sie wollte nicht auf mich hören.«

»Wen meinst du denn, Nestos?«

»Sie war damals noch jung und unerfahren und wollte unbedingt ihren Kopf durchsetzen.«

»Von welcher Person redest du denn eigentlich?«

»Ich habe es damals geahnt, dass etwas schiefgehen würde und so ist es auch gekommen.«

»Elli, ich habe keine Ahnung, von wem er redet!«, sagte Jonas und schaute Elli ratlos an.

»Ich verstehe auch nicht so recht, was er da erzählt.«, antwortete Elli und richtete ihren Blick auf Nestos, der sich mit der Hand wieder über seinen Bart strich.

»Ich rede von Anira!«, erklärte Nestos.
»Wer ist denn Anira?«, wollte Jonas wissen.

»Anira, war damals so wie ihr heute! Sie war jung, gebildet, ihr Äußeres ähnelte in etwa dir, Elli, und sie hat sich oft nichts sagen lassen. Sie wollte damals unbedingt ihren Kopf durchsetzen, da sie sehen wollte, wie weit sich eure Kultur entwickelt hat.«

»Wann ist sie denn damals zur Erde gereist?«, fragte Elli.

»Das ist schon sehr lange her, und ich habe sie wiederholt davor gewarnt durch das Tor zu gehen.«

»Hat sie damals auch in der Teufelshöhle das Tor verlassen?«

»Ja, dort ist der Eingang und der Ausgang. Es kommt halt immer darauf an, in welche Richtung man reist.«

Nestos sah immer wieder hinauf zu dem Hologramm. Dann richtete er seinen Blick wiederholt zu Amos, der seine Hellebarde fest in der Hand hielt. Jonas und Elli standen etwas entfernt und schauten neugierig zu Nestos. Sie waren darauf gespannt, was er noch alles über Anira zu erzählen hatte. Das einzige was sie bis jetzt wussten, war die Tatsache, dass sie von Aris durch das Tor auf die Erde gelangt war und in der Teufelshöhle dieses verlassen hat.

»Nestos!«, unterbrach Jonas die kurze Stille in der großen Halle.

»Was hast du denn?«, sagte Nestos ein wenig nervös.