Rätsel um Malipu 5. Teil

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Rätsel um Malipu 5. Teil
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Wilma Burk

Rätsel um Malipu 5. Teil

5. Folge von: Neues aus Magihexanien

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Fünfter Teil von: Rätsel um Malipu

Warum er und nicht ich

Impressum neobooks

Fünfter Teil von: Rätsel um Malipu

Mit der Geschichte:

Warum er und nicht ich?


Was war das nur, das Ding in Malipus Wolkenleib? Jeder rätselte und niemand wusste es. Hartnäckig blieb es darin und ließ sich nicht herausholen.

Je mehr dadurch Malipu, den Wissenden, heftige Schmerzen quälten, umso ungeduldiger und unleidlicher wurde er. Keiner konnte ihm noch etwas recht machen. Kaum fähig, sich zu rühren, lag er auf einem Berg von Mooskissen in seiner Höhle und fuhr jeden an, der sich ihm nur näherte. Sein Leib war zum Platzen dick geworden, wie aufgeblasen. Alle Magihexer umgaben ihn und versorgten ihn mit Quellsaft. Doch selbst den stieß er bald weg.

„Wo ist Magifa? Holt ihn endlich her!“, forderte er.

Magifa, der Magier, spürte längst, wie sehr Malipu nach ihm rief. Er beeilte sich, so gut er konnte, von der Erde nach Magihexanien zurückzukommen. Er nahm sogar eine Abkürzung durchs Universum, die sie sonst mieden, weil dort abgesplitterten Steinbrocken von Himmelskörpern nur so herumflogen. Heute aber achtete er nicht auf die Gefahr, mutig flog er mitten hindurch. Gefährlich nah sausten die Brocken an ihm vorbei. Fast hätten sie ihn gestreift, fast aus der Bahn geworfen.

Erschöpft durch die Eile, aber heil, kam er schließlich zum schwarzen Loch und glitt hindurch. Wieder in Magihexanien schwebte er nicht am Lebensfluss entlang, sondern er flog zügig zu den Bergen hoch. Obgleich er sehr durstig war, gönnte er sich nicht einmal einen Schluck von der Quelle. Die ließ er links liegen, nur um so schnell wie möglich bei Malipu zu sein.

Der fauchte gerade Imada, den Eifrigen, an, der wieder mit halb gefülltem Becher vor ihm stand. „Wann kapierst du endlich, dass ich genug vom Quellsaft habe.“ Dann sah er Magifa zur Höhle hereinkommen. „Da bist du ja endlich!“, empfing er ihn erleichtert. „Ich brauche neue Schmerztücher. Die alten wirken nicht mehr.“


„Die kannst du haben, gleich, gleich! Doch zuerst, gib mir den Quellsaft, Imada, ich bin sehr durstig“, sagte Magifa und trank den Becher in einem Zug leer.

Das dauerte Malipu bereits zu lange. „Verdreibelt noch mal! Die Schmerztücher, Magifa! Du warst lange genug weg.“

„Sollte ich nicht erst nach dem Ding in deinem Bauch sehen.“

„Nein, ein Schmerztuch! Ich halte das nicht mehr aus!“

Also zog Magifa aus seinem Wolkenkörper das Tuch, legte es vorsichtig auf Malipus Bauch und fühlte sacht darunter ab, ob er das Ding bereits von außen fühlen konnte. „Dein Umfang hat sich noch vergrößert“, stellte er dabei fest.

„Das weiß ich allein. Sag mir lieber, wann das aufhört?“

„Wenn ich es nur wüsste?“ Dann stutzte Magifa. „Was war das?“ Er hatte aus dem Innern von Malipus Bauch einen heftigen Stoß gegen seine tastende Hand erhalten. „Es lebt, es lebt wirklich“, rief er.

„Es lebt, das Ding lebt“, sagte leise auch ein Magihexer zum andern, die draußen vor der Höhle saßen. So etwas hat es seit aller Magizeit noch nie gegeben. Das war ihnen unheimlich, das machte ihnen Angst.

„Egal, was es ist, Magifa, das Ding muss raus!“, forderte Malipu.

„Es kann nicht ewig wachsen. Einmal kommt es bestimmt von allein heraus.“

„Bis dahin halte ich das nicht mehr aus. Du musst es holen.“

„Mein Zauberstab hatte dir sehr wehgetan. Willst du wirklich …“

„Egal wie, hol es heraus!“

„Gut, dann versuche ich es noch einmal, wenn du nicht länger warten willst.“

„…länger warten? Worauf? Bis ich doch platze und dann kaputt bin?“

Magifa hatte bereits seinen Zauberstab aus seinem Wolkenköper geholt, zog das Schmerztuch beiseite und setzte den Stab an, da zögerte er.

„Was ist? Worauf wartest du?“, fuhr Malipu ihn ungeduldig an.

„Ich muss zurück zur Erde“, erwiderte Magifa selbst bedrückt und steckte seinen Zauberstab zurück in seinen Wolkenleib.

„Verdreibelte Magiwut! Du holst das Ding raus und zwar jetzt“, forderte Malipu zornig.

Doch er konnte Magifa noch so beschwörend und drohend dabei ansehen, Magifa schüttelte nur seinen Kopf, „Du weißt selbst, dass das nicht geht, dass ich dem Ruf folgen muss.“

„Ich weiß aber nicht mehr, wie ich das aushalten soll“, murmelte Malipu nur noch verzweifelt. Er wusste es ja. Er durfte Magifa nicht zurückhalten.

„Ich lasse dir genügend Schmerztücher hier.“ Gleich einen ganzen Stapel davon zog er aus seinem Wolkenkörper und legte sie neben Malipu.

Von den Magihexern, die vor der Höhle saßen, sah das Ermano. „Musst du wieder weg?“, fragte er misstrauisch.

Magifa nickte.

Jetzt begriffen es auch die anderen.

„Unmöglich! Nicht schon wieder! Das geht nicht?“ rief Jojotu.

„Nicht jetzt!“, protestierte ein anderer. Und alle stimmten aufgeregt ein.

„Du darfst uns nicht im Stich lassen. Keiner von uns kann Malipu helfen, wenn er es nicht mehr aushält und vor Schmerz durchdreht. Was sollen wir dann tun?“, fragte Jubila ratlos.

„Jawohl, nur du kannst dann helfen“, bekräftigte Jojotu.

Sogar Babahu versuchte, ihn zurückzuhalten: „Es muss ein Irrtum sei, Magifa. Es kann nur ein Irrtum sein.“

„Ja, bestimmt! Du musst nur ein wenig warten, dann wird es widerrufen“, hoffte einer. Und ein andere meinte: „Das kann der Herr des Lebens nicht wollen, dass Malipu so hilflos von dir allein gelassen wird.“

„Stimmt! Du kannst hier jetzt nicht weg“, behauptete nun auch Satano und stieß energisch mit seinem Dreizack auf.

Doch es half alles nichts. Es wurde auch nicht widerrufen, Magifa musste dem Ruf folgen. „Der Herr des Lebens wird wissen, warum er mich nicht bei Malipu lässt. Vielleicht ist das Ding noch nicht reif genug, um es herauszuholen. Ich werde mich wieder beeilen“, versicherte er, schwebte zurück zu Malipu in die Höhle und legte ihm noch ein paar Schmerztücher mehr auf den Stapel. „Das sollte jetzt reichen, damit du durchhalten kannst.“

„Hoffentlich!“, seufzte Malipu. „Sieh zu, dass du bald wieder hier bist! Ich weiß nicht, was ich tun werde, wenn ich es nicht mehr aushalte.“

„Du schaffst das! Ich beeile mich! Verlass dich darauf“, versicherte Magifa, der Magier, und schwebte hinunter ins Tal des Lebensflusses. Er hörte sie noch lange jammern auf dem Weg zum schwarzen Loch. Doch schon bald gesellten sich Larifax, der Listige, und Asgeida, der Ausgleichende, zu ihm. Auch sie waren noch gerufen worden. So flogen sie zu dritt weiter zur Erde.


Bald wussten sie, dass es um zwei Jungen ging. Was das wohl für eine Aufgabe war, die sie dabei zu erfüllen hatten?

Warum er und nicht ich

Lukas war ein wahrer Trotzkopf. Wenn er etwas nicht wollte, dann wollte er es eben nicht! Wünschte er Grießpudding und es gab Schokoladenpudding, aß er lieber nichts. So manches Mal hatte er seine Mutter damit zur Verzweiflung gebracht.

„So wirst du nie einen Freund finden“, prophezeite ihm sein Vater.

Doch er irrte sich. Es gab Oliver, mit dem er in eine Klasse ging. Der war stets bereit, auf ihn einzugehen. Viel Zeit verbrachten sie miteinander, bis sie echte Freunde geworden waren. Oliver war eben ein sehr geduldiger Junge. Was Lukas auch gerade spielen oder tun wollte, ihm machte es nichts aus, nachzugeben.

Lukas hatte also keinen Grund, gegen ihn zu trotzen. Anders war das bei den andern Kindern in der Schule. Gegen sie lehnte er sich auf und nahm alles und jedes übel. So fand sich sonst niemand mehr, der ihm ein Freund sein wollte. Sie machten lieber einen Bogen um ihn oder ärgerten ihn, zogen ihn auf, weil er so schön bocken konnte.

Oliver hatte zu tun, zwischen seinem Freund und den andern in der Klasse zu vermitteln. Daran gewöhnt, gab sich Lukas auch keine Mühe, je seinen Trotz zu überwinden.

So waren die beiden unzertrennlich geworden. Wenn die Mutter bei Lukas etwas erreichen wollte, versuchte sie es oft über Oliver. „Auf dich hört er eher als auf mich!“, erklärte sie dazu.

Die Zeit ging dahin. Sie trafen sich jeden Morgen und fuhren gemeinsam mit ihren Fahrrädern zur Schule. Wo der eine war, war auch der andere. Sie wechselten gemeinsam auf eine höhere Schule und sie suchten sich zusammen einen Sportverein - natürlich einen Schwimmklub, weil Lukas es so wollte.

Bald merkte Oliver, dass Lukas es nicht vertrug, wenn Oliver schneller schwimmen oder besser vom Sprungbrett ins Wasser springen konnte als er.

 

„Das machst du nur, um mich zu ärgern!“, reagierte er beleidigt darauf.

Also hielt sich Oliver weiterhin damit zurück. Ihm machte es nichts aus. Er musste nicht besser sein als irgendein anderer. Schwimmen machte ihm einfach Spaß.

Lukas aber war getrieben von dem Wunsch, möglichst der Beste zu sein. Er hörte nicht auf, danach zu streben, noch perfekter zu werden. Niemand sollte ihn überbieten können. Misslang ihm das einmal, war doch jemand schneller als er, so kniff er verbissen die Lippen zusammen. Er hatte Mühe, niemanden merken zu lassen, wie enttäuscht er war. Doch meistens wurde er ja für seine Leistung gelobt und bewundert.

Dass auch Oliver eigentlich ein besonders guter Schwimmer war, fiel keinem im Verein auf. Sie bekamen kaum mit, wie sehr er sich damit zurückhielt, um Lukas keinen Grund zu geben, gekränkt zu sein.

So wuchsen sie heran. Als in ihrer Klasse dieser oder jener sich bereits nach Mädchen umdrehte, wurde eine Reise nach Frankreich zu einem Wettkampf geplant. Natürlich gehörte Lukas zu denen, die bei den wichtigsten der Wettkämpfe mitmachen sollte. Doch er stutzte, als auch Oliver mit ihm zusammen zu einer Schwimmstaffel eingeteilt wurde. „Du? Was sollst du dabei? Da musst du dich aber anstrengen, damit wir nicht verlieren. Na ja, vielleicht kann ich deine Schwäche in der Staffel durch mein Können ausgleichen“, erklärte er in überheblichem Selbstbewusstsein.

Oliver kränkte das nicht. Er kannte seinen Freund. So freuten sie sich beide auf diese Reise nach Frankreich und die Wettkämpfe. Lukas konnte es kaum erwarten, allen zu beweisen, wie gut er als Schwimmer war. Er war überzeugt davon, nicht nur einen der Einzelpreise zu gewinnen. Kein anderes Thema gab es zwischen ihnen mehr als diesen Wettkampf. Nur darum kreisten ihre Gedanken noch.

Bis sie auf einer Heimfahrt mit den Fahrrädern aus dem Schwimmbad zwei Mädchen begegneten. Die eine war blond, die andere schwarz. Hübsch waren beide. Auch Lukas und Oliver übersahen das nun nicht mehr. Spontan drehten sich beide zugleich nach ihnen um. Darüber verdutzt lachten sie. Ja, die Mädchen gefielen ihnen – oder war es nur eine von ihnen, die ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte?

„Ob wir sie mal ansprechen?“, überlegte Lukas.

„Wenn du meinst“, stimmte Oliver zu.

Die nächsten Tage richteten sie es so ein, dass sie ihnen wieder begegnen mussten. Die Mädchen lachten. Bald wechselten sie die ersten Worte miteinander. Die Jungs stiegen von ihren Rädern und gingen ein Stück neben ihnen her. Es dauerte nicht lange, da verabredeten sie sich, gingen zusammen ins Kino, zum Schwimmen oder radelten zu viert durch Wiese und Wald. Lukas verguckte sich mehr und mehr in das blonde Mädchen.

Irgendwann gefiel es ihm nicht, dass Oliver und das andere Mädchen stets dabei waren, er wollte gerne mit der Blonden allein sein. Ohne Oliver etwas davon zu sagen, versuchte er, sich heimlich mit ihr zu verabreden. Doch das Mädchen lachte, sie wollte gar nicht mit ihm allein zusammen sein.

Lukas begriff nicht, warum er eine Abfuhr erhalten hatte. Es kränkte ihn. Das musste einen Grund haben. Sollte Oliver …?

Voller Zorn stellte er ihn zur Rede. Der fiel aus allen Wolken. Wie kam Lukas darauf? Nur zu gern hätte er sich mit diesem Mädchen allein getroffen, nur um Lukas nicht zu kränken, hatte er darauf verzichtet. Und Lukas? Verriet er nicht gerade, wie er versucht hatte, ihn rücksichtslos zu hintergehen, als er sich allein mit dem Mädchen verabreden wollte? Es schmerzte Oliver sehr, als er das erkannte. Es kostete ihn Überwindung, um ihrer Freundschaft willen, Lukas nicht spüren zu lassen, wie enttäuscht er von ihm war. Zum ersten Mal ärgerte es ihn, immer der Nachgebende zu sein. Doch noch bemühte er sich, das zu überspielen. Vor der Fahrt nach Frankreich, auf die sie sich so freuten, wollte er keinen Streit mit Lukas. So gelang es ihm sogar, ihn davon zu überzeugen, dass ihm gar nicht so viel an diesem blonden Mädchen läge, obwohl das eine Lüge war.

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