Umfang 90 seiten
Der neue Dr. Laurin 78 – Arztroman
Über das Buch
Die junge Anwältin Pina tut sich mit dem ebenfalls noch unerfahrenen Detektiv Felix Siebenschön zusammen, den sie zufällig kennenlernt. Bevor sie es richtig begreifen, haben sie drei Aufträge, von denen es jeder in sich hat. Am kompliziertesten scheint der von Filip Mazur zu sein, dem Mann, der einem Tankstellenräuber zum Verwechseln ähnlich sieht – und in den Antonia Laurins Praxispartnerin Maxi Böhler sich verliebt hat. Aber auch zwischen Pina und Felix knistert es, obwohl sie ja eigentlich nur zusammenarbeiten wollen.
»Wie gehts denn Ihren Kindern, Frau Böhringer?«, fragte Leon Laurin, während sich die junge Frau nach seiner gründlichen Untersuchung wieder anzog und er unter dem Mikroskop den Abstrich betrachtete, den er gerade gemacht hatte. Lisa Böhringers vier Kinder waren in der Kayser-Klinik geboren worden, er hatte jedes von ihnen auf die Welt geholt, zuletzt vor drei Jahren ihre Zwillinge. »Gut, sehr gut sogar, aber ich klopfe sofort auf Holz, damit es auch so bleibt. Sie sind nur traurig, weil unser wunderbarer Nachbar uns verlassen hat.« Lisa verließ die Umkleidekabine in dem Augenblick, da Leon sich wieder auf den Stuhl an seinem Schreibtisch setzte. Der Abstrich war unauffällig gewesen, auch sonst hatte er bei seiner Patientin nichts Beunruhigendes entdecken können. Sie war eine lebhafte, sehr hübsche Blondine, mit schöner heller Haut und ein paar Sommersprossen auf der Nase. Ihrer Figur sah man die vier Kinder, die sie ausgetragen hatte, nicht an. Sie war schlank, mit vollem Busen, den sie gern betonte. Sie kleidete sich sportlich, aber niemals nachlässig. Die langen Haare hatte sie an diesem Morgen lose im Nacken zusammengebunden. Ihre blauen Augen hatten einen wachen Blick, und nur an den feinen Linien, die sich zwischen dem hübsch geschwungenen Mund und der kleinen, geraden Nase abzeichneten, ließ sich ablesen, dass ihr das Leben bereits einiges abverlangt hatte. »Sie meinen Herrn Wittgenstein?«, fragte er überrascht. Von diesem Herrn war nämlich oft die Rede gewesen, wenn er sich mit Lisa Böhringer unterhalten hatte – und Gespräche hatten sie, auch wegen ihrer vier Kinder, im Verlauf der letzten neun Jahre viele geführt. Er hatte die Kinder ja nicht nur auf die Welt geholt, sondern auch die jeweiligen Schwangerschaften intensiv begleitet. »Ist ihm etwas passiert?« Er kannte Emil Wittgenstein auch persönlich, denn der alte Herr hatte im vergangenen Jahr wegen einer Hüftoperation, die Leon selbst durchgeführt hatte, in der Kayser-Klinik gelegen. Damals war es Leon so vorgekommen, als wäre sein Patient ein alter Bekannter, so viel hatte er bis dahin schon über ihn gehört.