Das Kaninchen ohne Schatten

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Das Kaninchen ohne Schatten
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Ursula Geck

Das Kaninchen ohne Schatten

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Der große schwarze Hund

Wo ist mein Schatten?

Die große weite Welt

Ganz alleine

Wieder zu Hause

Im Wald

Monika

Ein Ruhetag

Die andere Wiese

Mein Schatten

Impressum neobooks

Der große schwarze Hund

Ich bin ein kleines Kaninchen und gerade erst zwei Wochen alt. Ich bin ganz flauschig und lieb. Ich erkunde meine Welt jeden Tag aufs Neue. Heute sehe ich mir einmal die große Wiese an, in der unser Bau liegt. Mutter hat es mir erlaubt. Sie hat nur gesagt, dass ich mich nicht zu weit von unserem Bau entfernen darf. Ich hoppele so vor mich hin und freue mich an den schönen Blumen und Gräsern auf unserer Wiese. Von dem Löwenzahn, der ganz jung und saftig ist, probiere ich ein bisschen. „Mmh“, das schmeckt lecker. Immer weiter entferne ich mich vom Bau, die Warnung meiner Mutter missachtend. Da, auf einmal höre ich etwas. Es klingt wie ein Schnaufen. Ich bleibe verdutzt stehen und presse mich flach auf den Boden, um mich zu verstecken. Aber es ist schon zu spät. Ein großer schwarzer Hund steht vor mir und sieht mich aus gierigen Augen an. Ich bekomme einen Riesenschrecken. Der Hund macht einen großen Satz und schnappt zu. Er packt mich im Genick und schüttelt mich. Ich bekomme Todesangst. Ob ich jetzt sterben muss? Ich habe das Gefühl, als würde sich mein Körper von meiner Seele trennen und als würde die Seele anfangen zu fliegen. Aber auf einmal höre ich eine menschliche Stimme. Ein großer Mann in blauem Anzug und einem riesigen Schnauzbart kommt zu dem Hund und schimpft ihn aus. Er packt in sein Maul und befreit mich aus den Fängen des Hundes. Dann nimmt er den Hund an die Leine und geht mit ihm fort. Der Hund ist furchtbar böse und knurrt den Menschen an. Ich bleibe zitternd liegen. Die Angst hält mich umklammert. Ich bin noch ganz nass von dem Speichel des Hundes, und aus ein paar kleinen Wunden tropft das Blut. Die Zähne des Hundes haben fest zugebissen. So bleibe ich lange, lange liegen und kann gar nicht mehr recht zur Besinnung kommen. Als die Sonne schon hoch am Himmel steht, kann ich mich mit großer Mühe aufraffen, um zu unserem Bau zurück zu hoppeln. Aber ich bin wie gelähmt vor Angst und komme nur ganz langsam vorwärts. Als ich endlich am Bau angekommen bin, erblickt mich meine Mutter, die genüsslich am Gras mümmelt und sie bekommt einen Riesenschreck. „Karlchen, wie siehst du aus, du blutest ja, was ist passiert?“ Stammelnd bringe ich hervor: „Ein großer schwarzer Hund hat mich gepackt und geschüttelt und wollte mich fressen.“ „Wie bist du ihm denn entkommen?“, fragt meine Mutter entsetzt. „Das Herrchen des Hundes kam und hat mich aus dem Maul befreit.“ „Da hast du aber Glück gehabt“, sagt meine Mutter erleichtert und fügt dann Stirn runzelnd hinzu: „Ich hab´ dir doch gesagt, dass du dich nicht so weilt vom Bau entfernen sollst. Warum, um alles in der Welt, hast Du nicht auf mich gehört?“ „Ich war so neugierig“, sagte ich „und bin immer weiter gehoppelt. Die Wiese war so schön und die Blumen und die Gräser dufteten so gut.“ „Du musst immer auf das hören, was ich dir sage“, antwortete meine Mutter. Sie leckte meine blutenden Wunden ab und kuschelte sich danach eng an mich. Aber mir war der Schreck so in die Glieder gefahren, dass ich immer noch am ganzen Körper zitterte.

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