Meerschaum

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Tristan Lánstad

Meerschaum
Kurzgeschichte

Inhaltsverzeichnis Meerschaum Informationen zum Inhalt

Und alles war Freude und Heiterkeit auf dem Schiffe bis weit über Mitternacht; sie lachte und tanzte mit Todesgedanken im Herzen.

Die kleine Seejungfrau, Hans Christian Andersen (1837)

Sie sind ans Meer gefahren, wie jedes Jahr. Es ist ein anderes Land, eine andere Stadt als im Vorjahr. Sie lassen sich weitertreiben, denn das erwartet man von ihnen. Man hat doch noch nichts von der Welt gesehen, das sagen alle. Jetzt ist es noch leicht, zu reisen, ohne Kinder, ohne Verpflichtungen. Und Spießer sein, an der Ostsee, im Strandkorb? Später vielleicht. Jetzt noch nicht.

Flüge haben sie gebucht, ein zentral gelegenes Hotel. In Restaurants zu Abend gegessen, in Cafés gefrühstückt, und getrunken; Wein, Cocktails, Longdrinks, was die Karte hergibt. Alles, was die Gedanken fortschwimmen lässt. Aber zwischen ihnen ist ein Delta aus Trübe. Sie streiten sich. Sie schweigen oft. Und sind mit ihren Gedanken an einem anderen Ort; in einem sandigen Niemandsland.

Es ist nicht Stefans Schuld; das würde er sagen, wenn er den Mund aufmachen würde. Aber er schweigt. Er ist die Felswand, an der jedes Wort zerschellt, das Liam ihm entgegen wirft. Das ist sein Name, auch wenn Stefan ihn noch nicht so nennt. Kein Mädchenname mehr, obwohl Stefan sich mit aller Kraft dagegen wehrt. Er steht steif in der Brandung dieser neuen Entwicklungen. Ihm missfällt alles; der Pferdeschwanz, der die Haare über den Kopf zurück zerrt, damit sie flach anliegen. Die T-Shirts und kurzen, weiten Hosen, die nicht mehr feminin sein sollen. Das straffe synthetische Kompressionshemd, das den Oberkörper flach presst. Das besonders.

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