Bruderherz

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Bruderherz
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Tilman Janus

Bruderherz

Eine ägyptische Liebe

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Vorbemerkung

1. Das Feuer

2. Der Paradiesgarten

3. Die Wüste

4. Die Hölle

5. Die Kapelle

Quellenangabe

Impressum neobooks

Vorbemerkung

Bruderherz

Eine ägyptische Liebe

Neuausgabe 2016

Der Ägyptologe Hagen, 28, verschließt die Liebe zu seinem schönen Adoptivbruder Ascan tief in seinem Innern. Erfüllung kann es nicht geben, denn Ascan verachtet ihn. Hagen reist von Berlin nach Ägypten. Sein Kollege und Freund Karím hilft ihm, den Schmerz zu ertragen. In seiner Zerrissenheit streift Hagen durch Kairo, durch das Innere der Cheopspyramide und den Tempel von Abydos, die heilige Stätte des Gottes Osiris. Immer wieder quälen ihn Enttäuschung und Hoffnung …

Verwoben mit dem Text sind die Verse verblüffend stimmiger altägyptischer Liebeslyrik.

Für Taro und Jiro

und

– wie immer –

für J.

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www.tilmanjanus.de

1. Das Feuer

Einmalig ist mein Bruder,

keinen gibt es, der ihm gleich ist.

Schöner als alle ist er.

Sieh doch, er ist wie der Morgenstern, der aufgeht

am Beginn des neuen Jahres:

glänzende Vollkommenheit,

strahlendes Wesen,

süß sind seine Lippen, wenn er redet.

Schlanker Hals,

schimmernde Brust,

Lapislazuli sein Haar,

Arme mehr als Gold.

Sein Finger ist

wie eine Lotosblüte,

der Hintern weich, voll,

und zusammengeschnürt in der Mitte.

Feindlich gegeneinander

sind seine Schenkel

um Schönheit.

Als Wohlklang rühmen

will der Hörsinn schon,

wenn er die Erde betritt.

Er zwingt mein Herz

durch seinen Blick.*

Es läutete. Im Vorübergehen blickte ich noch einmal in den hohen Spiegel an der Korridorwand, musterte kritisch den großen, durchtrainierten, gut aussehenden Mann, den ich darin sah, fuhr über mein blondes Haar und wischte ein Stäubchen vom Revers meines dunklen, perfekt sitzenden Anzugs. Dann wandte ich mich mit einem leisen Seufzer ab. Alle Mühe würde – wie immer – vergeblich sein. Ich öffnete meine Wohnungstür.

»Grüß dich«, sagte Ascan.

Das war seine alljährlich wiederkehrende Formel anstelle von Glückwünschen. Alles war festgelegt: keine Gratulation, keine herzlichen Wünsche, keine Geschenke. Kein Raum für Emotionen. Es war unser Geburtstag. Der achtundzwanzigste.

»Grüß dich auch«, entgegnete ich und widerstand heldenhaft dem Drang, ihn in die Arme zu schließen. Dieses Mal fiel es mir besonders schwer. Möglicherweise lag es daran, dass Ascan noch schöner und begehrenswerter als sonst wirkte. Vielleicht auch daran, dass wir uns beide dem magischen Grenzalter von dreißig näherten, ohne dass sich in unserer seltsamen Beziehung nur ein Fünkchen verändert hatte.

»Ich soll von Mutter grüßen«, meinte Ascan leichthin und ging an mir vorbei in mein großes Wohn-, Arbeits- und Esszimmer.

»Danke. Ich werde morgen zu ihr fahren. Wie geht’s mit ihrem Kreislauf?« Ich musterte verstohlen sein modisches Sakko, das er zu sehr gut sitzenden Jeans trug, und den weichen, offenen Hemdkragen, der sich dicht an seinen schlanken Hals schmiegte. Ich beneidete diesen Kragen glühend.

»Geht so.«

»Wir könnten sie in Zukunft gemeinsam besuchen, um ihr Befinden zu verbessern«, schlug ich vor, obwohl ich mir felsenfest vorgenommen hatte, nicht über verbotene Themen zu reden.

Stöhnend ließ sich Ascan auf mein hundertjähriges Sofa fallen. »Du fängst doch nicht etwa wieder damit an, Hagen! Ich bin gerade zwei Minuten hier!«

Plötzlich bemerkte ich, dass Ascan ein neues Aftershave benutzte. Der erregende Duft nahm mir um ein Haar sämtliche noch vorhandene Vernunft. Wahrscheinlich starrte ich ihn an wie ein Geistesgestörter.

»He, was ist los mit dir?«, fragte er spöttisch. »Frosch verschluckt?«

»Das Abendessen ist schon gebracht worden«, sagte ich mit äußerster Beherrschung. »Nimm bitte drüben am Tisch Platz, ich hole nur den Wein.«

*

Warum ertrage ich Jahr für Jahr dieses Martyrium, warum?, sinnierte ich beim Abendessen, während ich Ascan zuhörte oder vielmehr nicht zuhörte, wie er von seinen beruflichen Fortschritten in der Werbebranche und den reizenden jungen Frauen in seiner Firma erzählte. Ich betrachtete sein Gesicht, das wunderbare Gesicht mit den großen, dunkelbraunen, an den äußeren Winkeln leicht abwärts geschwungenen Augen und den vollen, zärtlich-weichen Lippen, das umrahmt war von fast glattem, tiefschwarzem Haar. Die Augen lagen weit auseinander, sie ließen zwischen den ausdrucksvollen Brauen Platz für die breite Nasenwurzel. Die Nase war gerade und kurz, und über der herzförmigen Oberlippe, auf den glatten Wangen und dem hübsch geformten Kinn lag ein feiner, dunkler Bartschimmer. Ich dachte daran, wie es aussehen müsste, wenn Ascan am Morgen unrasiert neben mir im Bett läge und auf seiner hellen Haut die winzigen Härchen sprießen und seinem Traumgesicht einen verwegenen Hauch geben würden.

Weiter hinab wusste ich von einer vollendet schönen Brust, nicht zu muskulös und nicht zu mager, mit einer Haut wie Aprikosensamt, ganz und gar unbehaart, und zwei kleinen, dunklen Nippeln, auf die ich so gerne meine Zungenspitze gelegt hätte. Und noch weiter unten gab es das schmal über den flachen Bauch auslaufende, schwarze Haarvlies und eine faszinierende Männlichkeit, harmonisch gebaut und genau nach meinem Geschmack, nicht zu klein, aber auch nicht zu gewaltig, einmalig schön, süchtig machend. Ich kannte diesen perfekten Lotosfinger nur zu gut aus unseren keuschen Jugendtagen, hatte seine Entwicklung heimlich-zärtlich über Jahre beobachtet.

Wir waren Milchbrüder, sogar Milchzwillinge. Wir wurden zufällig genau am selben Tag des Jahres neunzehnhundertzweiundfünfzig geboren, ich in Berlin und er in Kairo.

Mein Vater, ein attraktiver, viel reisender Geschäftsmann, hatte in fast jeder Hauptstadt der Welt Freundinnen gehabt. Immer nahm er sich eine neue Geliebte, wenn er später noch einmal in dieselbe Stadt kam. Nur Alisha, eine schöne, grazile ägyptische Tänzerin, hatte ihn so fasziniert, dass er nach drei Jahren wieder in Kairo nach ihr suchte. Alisha jedoch war nach ihrem »Sündenfall« zur Prostitution gezwungen worden. Verarmt und krank – und hochschwanger von einem ägyptischen Politiker – vegetierte sie in einem finsteren Loch in den Slums. Sie starb wenige Tage nach der Geburt ihres Sohnes.

Da fasste mein Vater den Entschluss, das verwaiste Baby nach Deutschland mitzunehmen und seiner jungen Frau anzuvertrauen. Schließlich hatte er indirekt eine Mitschuld an den traurigen Ereignissen. Meine Mutter war zum Glück schon immer eine praktische Person. Als Vater ihr den schwarzhaarigen, halb verhungerten Säugling in den Arm legte, nahm sie den Kleinen ohne viele Worte zusammen mit mir an ihre Brust. Sie nannte ihn Ascan.

Wir lebten in einer prächtigen Villa am Uferhang des Berliner Schlachtensees. In dem weitläufigen, verwilderten Garten verbrachten Ascan und ich eine unglaublich glückliche Kindheit. Dass wir keine echten Brüder waren, kümmerte uns nicht, wir fühlten uns wie Brüder und nannten einander auch so. Ascan sagte genauso »Vater« und »Mutter« zu meinen Eltern wie ich. Mein Vater starb, als wir zwölf waren, doch unser Leben änderte sich dadurch kaum. Ich allein war schuld an der Vertreibung aus dem Paradies.

Wir hatten beide während unserer neunzehnten Geburtstagsfeier, die zugleich Abiturfeier war, ungewohnt viel Wein getrunken, ich noch mehr als Ascan. Seit Jahren liebte ich meinen bezaubernd schönen Adoptivbruder leidenschaftlich. Es war klar, dass ich diese glühende Sehnsucht vor aller Welt verheimlichte. In jener Nacht jedoch hatte ich das Gefühl, dass ich nicht mehr weiterleben könnte, wenn er mich nicht genauso liebte wie ich ihn. Ich wollte, beflügelt vom Rotwein, ihm endlich alles gestehen. Leise schlich ich in sein Zimmer.

Ascan schlief nackt bei offenem Fenster. Er lag auf dem Bauch, wie hingegossen, vom silbrigen Mondlicht überglänzt. Ich nahm jede Körperkontur, jedes feinste Flaumhärchen auf seiner hellen Haut wahr. Eine Erregung packte mich, die ich nicht mehr beherrschen konnte. Ascans göttlich modellierter Hintern ließ mich unzurechnungsfähig werden. Ich fiel über ihn her, presste ihn aufs Bett und versuchte, grob und rücksichtslos in ihn einzudringen.

 

Ascan fuhr aus dem Schlaf auf und wehrte sich wie eine Wildkatze. Ich war von jeher größer und stärker als er und hätte ihn leicht überwältigen können. Doch er brauchte keine Körperkraft, um mich zu besiegen.

»Mein eigener Bruder … ist einer von diesen widerlichen Arschfickern, die nach Scheiße stinken!«, zischte er. »Du elendes Schwein! Du ekelst mich an! Geh! Geh weg!«

Es hatte schrecklich wehgetan. Ich hatte mich so sehr gedemütigt gefühlt, dass ich ihn losgelassen hatte, trotz meiner übergroßen Erregung, und aus dem Zimmer gerannt war. Ich hatte unsere wunderbare, unschuldige Freundschaft, unsere brüderliche Vertrautheit getötet.

*

Erster März neunzehnhundertachtzig. Geburtstag. Einmal im Jahr besuchte mich mein Bruder, unter strengen Auflagen. Von Kind an hatten wir unseren Geburtstag immer gemeinsam gefeiert. Nach dieser schrecklichen Nacht vor neun Jahren hatte ich ihn angefleht, mir wenigstens dieses Zugeständnis zu machen, und er hatte nach langem Zögern widerwillig zugestimmt.

Komm zu mir,

damit ich deine Schönheit sehe …

Darum ertrug ich dieses Martyrium – um ihn zu sehen, wenigstens einmal im Jahr sein Gesicht zu sehen. Tiefer hinab durfte ich meine Blicke nicht wandern lassen, dann wäre er gar nicht mehr erschienen. Neun Jahre war es her, dass ich ihn zum letzten Mal nackt gesehen hatte.

Deine Anmut

hat von der Anmut des Vogels.

Deine Gestalt

hat noch Knabengestalt.

Dein Geruch hat den Duft von Lotos …

»Hörst du mir überhaupt zu?«, fragte Ascan.

»Natürlich! Du sprachst gerade über deine Idee, wie du den Werbetext für die extra hauchdünnen und gefühlsechten Herrensocken verbessern könntest.«

Er lachte auf. Ich sah seine weißen Zähne und die rosenrote Zunge.

»Siehst du, Hagen, deshalb besuche ich dich noch gelegentlich. Du bist trotz deiner ungeschliffenen Art amüsant. Ich redete übrigens von einer Werbekampagne für halterlos sitzende Damenstrümpfe.«

»Herrensocken sind besser. Erinnerst du dich eigentlich noch an die warmen Strumpfhosen, die wir als Jungs im Winter immer anziehen mussten, und die so furchtbar hinderlich beim Pinkeln waren?«

Ascan lachte spöttisch. »Immer noch der Alte. Versuch es doch mal mit einer Frau, Hagen!«

»Versuch’s doch mal mit einem Mann!«, gab ich tollkühn zurück. Ich konnte nicht anders.

Er sah mich einen Moment lang fast nachdenklich an, bevor er sagte: »Wenn – dann nicht mit einem aus der Familie!«

Der Satz traf mich unvorbereitet und wehrlos. Schlagartig stiegen grausige Visionen vor mir auf: Ascan nackt, umringt von fremden Männern, die aus allen Körperöffnungen tropften vor Geilheit; Ascan als williges Opfer, gefesselt im Sling hängend, begattet von einem riesigen Kerl mit gigantischem Geschlechtsteil …

Ich stand ruckartig auf. Mein Weinglas fiel um. Die blutrote Flüssigkeit ergoss sich über das schneeweiße Tafeltuch. Ich achtete kaum darauf. Ich beugte mich über den Tisch zu meinem Bruder hinüber und brüllte wie ein waidwunder Hirsch: »Das ... das würdest du tun? Zu einem fremden Kerl ins Bett steigen?«

Ascan stand auf und ging wortlos zur Tür.

Vorbei! Aus! Ich war ein Idiot, ein gottverdammter Trottel! Meine Hände krampften sich zusammen und fassten die Tischdecke. Ich riss sie hoch; Schüsseln, Teller, Gläser und Besteck klirrten zu Boden. Essensreste mischten sich mit Porzellanscherben und Rotwein auf dem Teppich.

Ich stürzte Ascan nach und packte ihn am Arm.

»Bleib!«, krächzte ich heiser.

»Du bist völlig daneben, du ewiger Choleriker«, bemerkte er kalt. Seine wunderbaren Lippen zuckten leicht angewidert. »Hattest du dir vorher schon Mut angetrunken?«

»Bleib hier, bitte!« Ich flehte jetzt.

»Leb wohl!«, gab er kühl zurück, schüttelte meine Hand von seinem Arm ab und ergriff die Türklinke.

Da explodierte es in der Wohnung. Nicht laut, es ex­plodierte sacht. Dann war ein Rauschen zu hören.

»Was war das?« Plötzlich ernüchtert, lief ich in den Flur. Ascan folgte mir zögernd.

In der Küche schlugen helle Flammen bis zur Decke. Gardinen und Schränke brannten, das Feuer fraß sich über den Dielenboden auf den Korridor zu.

»Raus!«, schrie ich, riss Ascan jedoch ins Zimmer hinein und suchte das Telefon. Es war zu gefährlich, die Wohnung durch das Treppenhaus zu verlassen, jeden Moment konnte das Gebäude in die Luft fliegen. Ich zerrte Ascan am Sakko zur Balkontür und zog das Telefon dabei an der langen Schnur mit. Eins eins zwei, Feuerwehr.

»Gas! Die Gasheizung brennt!«, brüllte ich in den Hörer. Sie wollten meinen Namen wissen, meine Adresse. Mühsam bekam ich das noch zusammen.

»Wir kommen sofort«, informierte mich eine gelassene Stimme.

»Über den Balkon! Schnell!« Ich riss die Balkontür auf.

Ascan starrte mich erschrocken an. »Bist du wahnsinnig?«

Vom Flur her hörte ich die Flammen gierig aufbrausen durch den frischen Sauerstoff, der ihnen zuströmte.

»Komm! Hier rechts ist es nicht so tief.« Ich kletterte über das Geländer, dort, wo die leicht ansteigende Straße am nächsten war. Unter meiner Wohnung gab es nur das Souterrain. »Ich springe zuerst und fang dich auf.«

Ich ließ mich außen vom Balkongeländer hängen und sprang ins Dunkle, auf den granitgepflasterten Gehweg hinab. Nur drei Meter etwa, noch zu schaffen, ohne sich die Knochen zu brechen.

»Ich bin unten. Komm! Schnell!«

Ascan kletterte ebenfalls über die Brüstung und ließ sich in meine Arme fallen.

Ich gab meine Wohnung, meine Jugendstil-Einrichtung, die Erstausgaben von Lepsius und Champollion und meine Sammlung ägyptischer Skarabäen, all das und noch viel mehr mit Freuden hin für diesen Moment: Ascan lag in meinen Armen! Erschauernd vor Glück hielt ich ihn fest, spürte die Wärme seines Körpers und legte meine Wange an sein duftendes Gesicht.

Gib dein Gesicht herein. Lass

weich sein dein Herz in jener Süße …

»Die Feuerwehr kommt«, sagte er und schob mich beiseite.

Der Klang des Martinshorns drang durch die Nacht in mein Ohr wie ein Beilhieb in lebendes Fleisch. Ein ganzer Zug – Löschwagen, Gerätewagen, Schlauchwagen, Leiterwagen, Krankenwagen und der Pkw des Oberbrandmeisters. Gasbrand! Höchste Alarmstufe!

Uniformierte Männer sprangen aus dem Löschzug, die blaubleichen Blitze der Rundumlichter erleuchteten die Szene geisterhaft. Mit Handlöschgeräten drangen die Ersten furchtlos ins Haus ein. Andere öffneten den Hydrantendeckel auf der Straße, wieder andere rollten die Wasserschläuche aus, drehten die Leitern hinauf. Die ritterlichen Helme funkelten im Scheinwerferlicht, an den Gürteln schimmerten die Feueräxte.

Dann war schon alles vorüber. Die Handlöscher hatten genügt, die Schläuche wurden unbenutzt wieder zusammengerollt. Verschreckte Nachbarn und Neugierige säumten Wege und Treppen.

»Gas!«, sagte einer. »Damit ist nicht zu spaßen.«

Ich hörte nicht hin. Ich betrat mit Ascan meine Wohnung. In seinen dunklen Augen spiegelte sich noch die Angst. Rauch und Gestank nach Verkohltem hingen in der Luft.

Der Oberbrandmeister kam auf mich zu. »Eine Gasverpuffung. Sie hatten großes Glück, dass Sie zu Hause waren. Das ganze Haus hätte in die Luft fliegen können, wenn Sie uns nicht so schnell gerufen hätten.«

»Ja. Glück gehabt!«, sagte ich aus ganz anderen Gründen. »Ich danke Ihnen.« Ich blickte in meine zerstörte Küche. Feuerwehrleute rissen den von Löschmittel triefenden, halb verbrannten Dielenboden auf.

»Die Männer müssen nach Glutnestern suchen, damit es nicht noch mal anfängt«, erklärte der Brandmeister.

Zwei Feuerwehrmänner standen im Korridor und machten den verrosteten Gashaupthahn wieder gängig. Die Polizei, routinemäßig von der Feuerwehr alarmiert, traf per Funkwagen ein, zu spät, zu langsam – kein Vergleich mit den tollkühnen, schnellen Rettungsengeln der Feuerwehr.

»Darf ich Sie alle zu einem Drink einladen?«, fragte ich vorsichtig. Ascan warf mir einen zweifelnden Blick zu.

»Ein kleines Glas ist erlaubt nach dem Einsatz«, gab der Zugführer zackig zurück.

Im großen Zimmer, um den Haufen von rotfleckigem Tischtuch, Scherben und Festmahlsüberbleibseln herum, stand die schimmernde Phalanx der Feuerwehrleute und Polizisten. Ich schenkte meinen zwölf Jahre alten Cognac "eX­tra Old" ein. Mehr als zwanzig Uniformierte leerten zusammen ihre Gläser. Die Gesichter sahen unter den Helmen fast gleich aus.

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